Ach ja, Weihnachten... Alle Jahre wieder ist das Fest der Liebe auch ein Fest für Filmliebhaber, wenn die Sender tief in ihre Archive hinabsteigen, um einige der beliebtesten Weihnachtsklassiker hervorzuholen und damit jene familiäre Stimmung in die Wohnzimmer zu holen, die das Familienfest Weihnachten immer gut gebrauchen kann.
Anders als in den Vorjahren fallen dabei allerdings einige leere oder an den Kindertisch verschobene Stühle auf: Von dem an Weihnachten immer wieder gern gezeigten Actionklassiker Stirb langsam, mit dem der in diesem Jahr verstorbene Alan Rickman einst seine Karriere startete, fehlt bei diesem Fest im Free-TV jede Spur. Nur als Pay-TV-Kunden könnt ihr am 24. auf Sky Action mit John McClane auf weihnachtliche Verbrecherjagd gehen.
Auch Sissi, vormals weihnachtlicher Quotengarant bei Sat.1, wurde verbannt, wenn auch nicht komplett, so doch immerhin aus der Prime Time. Statt um 20:15 Uhr kaiserlich zu empfangen, läuft der erste Teil der Heile-Welt-mit-Krone-Reihe nun eher herzoglich im Vorabendprogramm der ARD am 1. Weihnachtstag. Die beiden Fortsetzungen - Die junge Kaiserin und Schicksalsjahre einer Kaiserin - folgen am 2. Weihnachtstag ab 15:40 Uhr.
Nicht aus der Prime Time verbannt wurde hingegen Kevin: Der psychisch sichtbar angeknackste Junge mit bedenklichem Hang und Talent zu sadistischen Fallen darf auf Sat.1 zur gewohnten Zeit sein Unwesen treiben. Am 24. Dezember um 20:15 Uhr ist Kevin allein zu Haus, um 22:20 Uhr ist er mit Donald Trump allein in New York.
Auch Der kleine Lord hat die allgemeinen Umräumaktionen zu Weihnachten bestens überstanden: Wie gewohnt steht der kleine Lord Fauntleroy am 23. Dezember um 20:15 Uhr im Ersten bereit, um Obi-Wan Kenobis Herz zu erweichen - Verzeihung, wir meinten natürlich Sir Alec Guinness' - und uns allen ein frohes, gesegnetes Fest zu wünschen. Schön!
Nicht so gut haben es die Muppets getroffen: Ihre Weihnachtsgeschichte ist leider bereits vorüber. Am 20. Dezember lief sie im Disney Channel, und nun müsst ihr wahlweise eure verstaubte DVD hervorkramen oder bei Netflix vorbeischauen, um pünktlich zum Fest mit den Pinguinen Schlittschuh zu fahren. Erinnert sei dabei allerdings daran, dass die Kernszene leider seit Jahren im Film fehlt. Wenn ihr bereit seid, euch das Herz brechen zu lassen, könnt ihr das geschnittene Drama via Youtube nachholen:
Deutlich weniger herzbrecherisch könnt ihr Weihnachten mit den Hoppenstedts genießen: Loriots Weihnachtsklassiker, bei dem früher mehr Lametta war, ist am 24. und 25. Dezember insgesamt 7 Mal zu sehen. Den Anfang macht die ARD am 24. um 15:40 Uhr, gefolgt vom NDR um 18:05 Uhr und 22:35 Uhr, dem WDR, SWR und SR um 23:10 Uhr und dem RBB am 25. um 17:20 Uhr. Und nicht vergessen: Es saugt und bläst der Heinzelmann, wo Mutti sonst nur blasen kann.
Geblasen wird zu Weihnachten natürlich auch anderswo. Nein, nicht da, wo ihr denkt, sondern bei Weihnachtskonzerten und Musikshows. Die sicherlich populärste davon erwartet euch am 2. Weihnachtstag um 20:15 Uhr im ZDF, wenn Helene Fischer das Fest der Liebe begeht. Klassischere Weihnachtsklänge findet ihr am 24. Dezember ab 17:25 Uhr auf ARTE, wo der Galaabend der Opéra Bastille übertragen wird, um 20:15 Uhr auf ARD Alpha, wo ihr Tschaikowskis Nussknacker sehen und hören könnt, im MDR um 23 Uhr mit dem Johann Sebastian Bachs Weihnachtsoratorium aus der Leipziger Thomaskirche oder auch am 25. Dezember um 18:10 Uhr auf ARTE, wo das Wiener Weihnachtskonzert Christmas in Vienna zu sehen ist.
Und Thema Klassik: Hollywood-Klassiker waren an Weihnachten eigentlich immer ein Thema, egal ob nun William Wylers Ben Hur, David Leans Dr. Schiwago oder Billy Wilders Das Appartement versendet wurden. Alle drei sind in diesem Jahr vom Erdboden verschwunden, nur ARTE hält die Klassikerfahne hoch und beschert euch am 1. Weihnachtstag um 20:15 Uhr Hollywoods ersten großen Monumentalerfolg nach dem Zweiten Weltkrieg, den legendären Quo Vadis. Am Tag darauf gibt es - ARTE ist da konsequent - einen von Hollywoods letzten großen Ausflügen ins Monumentalgenre, Der Untergang des römischen Reiches, den Ridley Scott zum Vorbild für seinen weit besseren Gladiator nahm.
Wenn ihr zu Weihnachten lieber lokalere Klassiker sehen möchtet, warten nach wie vor diverse Ausstrahlungen von Drei Haselnüsse für Aschenbrödel auf euch: Am 23. Dezember um 23:30 Uhr seht ihr den Weihnachtsklassiker im WDR, am 24. um 12:10 Uhr in der ARD, um 16:05 Uhr erneut im WDR, um 20:15 Uhr auf ONE und im RBB und um 23:15 Uhr im HR. Am 25. ist Aschenbrödel dann noch einmal um 8:05 Uhr im SWR, um 8:35 Uhr im BR, um 8:45 Uhr im NDR und um 10:15 Uhr in der ARD. Noch immer nicht genug? Am 26. Dezember läuft der Film abschließend um 9:00 Uhr im RBB und um 16:05 Uhr im MDR.
Solltet ihr nach so viel märchenhafter Liebe noch eine Extradosis hinterher wollen, ist VOX am 2. Weihnachtstag zur Stelle: Um 20:15 Uhr seht ihr dort das große, bunte Weihnachts-Liebes-Bonbon Tatsächlich... Liebe. Alternativ könnt ihr euch am 26. Dezember zur gleichen Zeit auch nach Arendelle begeben, denn um 20:15 Uhr läuft dann auf RTL Disneys unverfrorene Eiskönigin (einschließlich des ewigen Ohrwurms Let it go).
Bevor wir euch allerdings in die Feiertage entschwinden lassen, wollen wir ein großes TV-Event nicht unterschlagen: Am 25., 27. und 29. Dezember zeigt RTL seine modernisierte Neuverfilmung der Winnetou-Filme mit Wotan Wilke-Möhring als Old Shatterhand und dem albanischen Schauspieler Nik Xhelilaj als Winnetou. Karl-May-Fans seien vorgewarnt: Mit dem sächsischen Erzähler und seinem Winnetou haben diese TV-Filme bestenfalls am Rande zu tun, in erster Linie sind sie vermainstreamte Remakes der 60er-Jahre-Filme mit Lex Barker und Pierre Brice, die ihrerseits bekanntlich schon nur sehr frei nach Motiven der Romane gestaltet waren. Ob auf RTL tatsächlich "der Mythos lebt" oder nicht doch nur Winnetous letzte Überreste durch die Mangel gedreht werden, könnt ihr zwischen den Jahren selbst begutachten.
Und damit wünschen wir euch ein phantastisches Weihnachtsfest und natürlich: Gute Unterhaltung!