20:15
Sophia ist eine angehende kanadische Universitätsprofessorin, die in Montréal Philosophie unterrichtet. Mit ihrem Partner Xavier ist sie seit zehn Jahren zusammen. Die beiden haben gerade ein Haus am See gekauft, das renoviert werden muss. Zwischen Sophia und dem dafür einbestellten Handwerker Sylvain entwickelt sich sofort eine intensive Affäre. Sophia und Xavier passen zwar intellektuell zueinander, aber im Bett herrscht Flaute. Ganz anders ist das Verhältnis zu Sylvain: Es ist sexuell intensiv, jedoch intellektuell unbefriedigend. Sophie findet seine zupackende und naturnahe Seite attraktiv, während seine Fehler in Grammatik und Wortwahl sie nerven. Sie korrigiert ihn sogar. Insgesamt funktionieren die beiden im Bett und generell zu zweit, aber sobald sie sich im Umfeld des jeweils anderen befinden, kommt es zu Missverständnissen und schnell auch zu Streit. Wird die Amour fou von Sophia und Sylvain den sozialen Unterschieden standhalten? Die frankokanadische Romantic Comedy "Die Natur der Liebe" richtet einen realistischen Blick auf moderne Liebesbeziehungen, die vom Anziehen und Abstoßen geprägt sind.
22:00
"Sie sind also die kleine Frau, die das Buch geschrieben hat, das diesen großen Krieg ausgelöst hat", soll der damalige US-Präsident Abraham Lincoln gesagt haben, als er Harriet Beecher Stowe, die Autorin von "Onkel Toms Hütte", während des Sezessionskriegs empfing. Der 1852 veröffentlichte Roman war ein Meilenstein im Kampf für die Abschaffung der Sklaverei. Auch in anderen Ländern rief das Werk großes Interesse hervor und wurde zu einem der meistverkauften Bücher des 19. Jahrhunderts. Doch die durch das Werk und seine zahlreichen Adaptionen für Theater und Film vermittelten rassistischen Vorurteile haben dazu beigetragen, dass der Begriff "Onkel Tom" unter Afroamerikanern seit der Malcom-X-Bewegung als eine besonders abwertende Bezeichnung gilt. "Onkel Toms Hütte" ist somit ein bemerkenswerter Fall für literarische Ambivalenz: Der weltweite Bestseller förderte mehr als jedes andere Buch die Bewegung zur Abschaffung der Sklaverei und bediente gleichzeitig fragwürdige rassistische Stereotype. Stil und Rezeption des Buchs verweisen auf die Geschichte der Sklaverei, die Kluft zwischen schwarzen und weißen Amerikanern und die Debatten innerhalb der afroamerikanischen Gemeinschaft. Zugleich beleuchtet die Dokumentation auch das Thema der Aneignung in der Kunst und wirft die grundlegende Frage auf, inwieweit Literatur der Realität der Sklaverei überhaupt gerecht werden kann.
22:55
Mit einem seltenen, persönlichen Blick erzählt die afghanische Autorin und Regisseurin Najiba Noori vom Leben ihrer Mutter Hawa und ihrer Nichte Zahra - und ihrem Kampf um Selbstbestimmung. Hawa, heute 52 Jahre alt, wurde als Kind zwangsverheiratet. Erst jetzt lernt sie Lesen und Schreiben. Mit Unterstützung ihrer Tochter hat Hawa eine kleine Textilfirma gegründet: Sie kauft traditionelle Hazara-Stickereien in der Provinz Bamiyan und verarbeitet sie zu modernen Kleidern, die sie in Kabul verkauft. Zudem rettete Hawa ihre Enkelin Zahra vor einem gewalttätigen Vater und holte sie aus einem abgelegenen Dorf in die Hauptstadt. Gemeinsam schmiedeten sie Zukunftspläne. Doch die erneute Machtübernahme der Taliban im August 2021 ließ diese Hoffnungen zerbrechen: Zahra musste in ihr Heimatdorf zurückkehren, während Najiba ins Exil nach Frankreich floh. Von dort aus unterstützt sie ihre Mutter weiterhin im Kampf um Selbstbestimmung. Der Dokumentarfilm zeigt den Widerstand dreier Frauengenerationen und ihre Bemühungen, die Kontrolle über ihr Leben zurückzugewinnen. Zugleich erzählt er von Zwangsexil, Verlust und der schmerzhaften Trennung von Heimat, Kultur und Familie. Die Zuschauerinnen und Zuschauer erleben die jüngste historische Wende Afghanistans durch die Augen einer Familie aus Kabul, deren Träume von drei Frauengenerationen durch die Rückkehr der Taliban zerstört wurden.
00:20
In einer Bibliothek in Ahmedabad, Indien, stößt die junge Künstlerin Inés auf "Sultanas Traum", eine Science-Fiction-Kurzgeschichte, die 1905 von Begum Rokeya Hossain geschrieben wurde. Die Geschichte dreht sich um Ladyland, eine feministische Utopie, in der Frauen über Wissen verfügen und das Land regieren, während Männer keinen Zugang zu Bildung haben, zurückgezogen leben und sich um den Haushalt kümmern. Fasziniert von der Kurzgeschichte begibt sich Inés auf eine Reise durch Indien, um Ladyland und die Spuren der Autorin Begum Rokeya Hossain zu suchen. "Sultanas Traum" kritisiert das Patriarchat, den Krieg, die Industrialisierung und die Ausbeutung der natürlichen Ressourcen und spricht damit auf unerwartet visionäre Weise die Probleme unserer heutigen Welt an. Dieser feministische Animationsfilm mit einem verträumten und aufwendig gestalteten Zeichenstil überzeugt durch seine Originalität und künstlerische Kreativität. Eine Reise in eine farbenfrohe Welt, mit einer starken aktuellen Botschaft.
01:45
Wenn Familie da ist, geht es erst richtig los im Rollen-Streit: Was heißt es, nicht mehr nur "Mann" oder "Frau" zu sein, sondern auch "Vater" und "Mutter"? Wieder müssen Männer und Frauen ihr Verhältnis diskutieren. Was ist die Aufgabenteilung? Wer kümmert sich um die Kinder? Wer verdient das Geld? Welche anderen Modelle gibt es? Folge 3 besucht unterschiedliche Familien: eine "klassische" Mutter-Vater-Kind-Familie in Kanada, ein Transpaar mit Kinderwunsch in den USA, eine Familie mit zwei homosexuellen Vätern und fünf Kindern in Israel und eine Großfamilie in Mexiko. Jede Konstellation hat ihre eigenen Schwierigkeiten, eins ist aber klar. Die klassischen Mütter- und Väterbilder lösen sich allmählich auf und: Kleinfamilie ist ein Irrtum. Wie kann Familie also heute funktionieren? In unterschiedlichen Modellen probieren Menschen auf der ganzen Welt neue Gemeinschaften aus.
02:35
Cisgender, pangender, trigender, agender - ist das die Zukunft? Befinden sich die Menschen auf dem Weg in eine Welt, in der die Grenzen von Männlichkeit und Weiblichkeit fließend sind? Die sechste und letzte Folge der Dokumentationsreihe durchleuchtet nicht nur die aktuelle Genderdebatte, sondern fragt auch: Werden Liebe und Sex in der Zukunft digital? Wohin führen die Quote und das Gendern? Werden Männer die Zukunft bestimmen, weil sie diejenigen sind, die die Algorithmen programmieren? Oder schlägt das Patriarchat zurück, weil die Alphamännchen wieder ihre Kriege führen?
03:30
03:35
Fotos können unser Weltbild beeinflussen. Und jedes Foto hat eine Entstehungsgeschichte. Das Magazin "Mit offenen Augen" ordnet Bilder ein und erklärt Hintergründe. Moderatorin Sonia Devillers liefert faszinierende Aufschlüsse, die über den ersten Blick hinausgehen.
03:50
Das Kulturmagazin des Senders ARTE wird täglich aus Paris gesendet. Aktuelle Themen aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Gesellschaft stehen im Zentrum der Sendung und werden versiert unter die Lupe genommen.