TV Programm für ARTE am 28.03.2023
Jetzt
Immer wieder heizt sich der Konflikt zwischen Kosovo und Serbien auf, das Kosovos Unabhängigkeit nicht anerkennt. Schmelztiegel der Spannungen ist jedes Mal der Norden Kosovos, der direkt an Serbien grenzt und hauptsächlich von ethnischen Serben besiedelt ist. Mit Unterstützung aus Belgrad widersetzen sie sich regelmäßig der Hoheitsgewalt des von ethnischen Albanern geführten Staates. Immer wieder kommt es zu Eskalationen; zuletzt fielen sogar Schüsse. Auch Dragan Danicic träumt davon, wieder zu Serbien zu gehören, doch vor allem sehnt sich der Vater einer Tochter nach einem Leben ohne Angst. Die regelmäßigen Ausschreitungen bedrohen seine Existenz als Bauer und Taxifahrer. Der Serbe fühlt sich als Spielball zwischen Pristina und Belgrad und sieht sich von zwei Seiten unter Druck: "Keiner sorgt sich um die wirklichen Probleme der Menschen hier." Auch Skender Sadiku spürt diesen Druck. Der Albaner lebt in Mitrovica, dem urbanen Zentrum Nordkosovos und ist einer von nur zwei Albanern im Stadtrat des serbisch dominierten Nordens der "geteilten" Stadt. Er kämpfe um bessere Lebensbedingungen und gegen das Misstrauen zwischen Serben und Albanern, so Skender, gegen die Gerüchte und Ängste, die immer wieder von der Politik geschürt würden. Ein Kampf gegen Windmühlen? Skenders Söhne trauen sich bis heute nicht in den "serbischen" Norden. Die kosovarischen Institutionen sind dort geschwächter als zuvor, weil alle Serben aus Protest ihren Dienst quittiert haben. Zudem strahlt der Ukraine-Krieg auf den Westbalkan aus: Moskau befeuert den Kosovo-Konflikt, um Europa zu destabilisieren.
Danach
Am 1. Oktober 1949 rief Mao Zedong in Peking die Volksrepublik China aus. Der Beginn des chinesischen Aufstiegs zur Weltmacht, nicht selten durch Angst und Schrecken geprägt. Der Zweiteiler "Chinas Straflager" beleuchtet das Ende der 40er Jahre von Mao Zedong eingeführte System der Laogai-Lager, das viele Ähnlichkeiten mit dem sowjetischen Gulag hatte. Mit Zwangsarbeit sowie physischer und psychischer Folter sollte die Gefangenschaft bei den Regime-Kritikern eine "Gedankenreform" bewirken. Die Häftlinge standen unter ständiger Überwachung. Mehr als 25 Jahre lang wurden unter der Herrschaft Mao Zedongs Terror- und Unterdrückungskampagnen durchgeführt, die in der Kulturrevolution gipfelten. China sieht Gewalt auch heute noch als probates Mittel an, wie das aktuelle Beispiel Taiwan zeigt. Der Inselstaat befindet sich inmitten eines gigantischen Kräftemessens, das potenziell zu einem weltweiten Konflikt führen könnte. Doch die Identität der 24 Millionen Einwohner dieser Insel, die nur 130 Kilometer von der chinesischen Küste entfernt liegt, besteht nicht nur aus Widerstandswillen gegen die Einverleibung. Sie ist das Ergebnis eines jahrzehntelangen Kampfes für Demokratie. Taiwan ist heute eine lebendige und offene Gesellschaft und damit das Gegenteil des totalitären Nachbarn. Die Dokumentation "Wir sind Taiwan" ist eine Reise ins Herz der taiwanesischen Demokratie und ihrer Geschichte. Es folgt mit "Taiwan - Angst vor der Invasion", eine Analyse der politischen, wirtschaftlichen und militärischen Situation in der Region. Wie real ist die Gefahr eines Krieges, wie berechtigt die Angst vor einem Angriff Chinas? Und was bedeutet das für den Westen?
Ende der 40er Jahre errichtete Mao Tsetung in China ein System von Arbeitslagern namens Laogai - eine Abkürzung für "Reform durch Arbeit". In solchen Lagern sollte durch Zwangsarbeit sowie physische und psychische Folter bei den Häftlingen eine sogenannte Gedankenreform bewirkt werden. Dieses grausame Instrument der Unterdrückung hatte viele Ähnlichkeiten mit dem Gulag, den Straf- und Arbeitslagern in der Sowjetunion. Nach Ende des Bürgerkriegs und Gründung der Volksrepublik China im Jahr 1949 initiierte Mao Tsetung eine Unterdrückungskampagne, die auf eine Umerziehung durch Arbeit abzielte. Er erklärte jeden tausendsten Chinesen zum Konterrevolutionär und unterwarf damit fünf Millionen Menschen einem barbarischen Quotensystem. Viele Betroffene wurden hingerichtet, andere zur Umerziehung ins Laogai geschickt. In Hunderten von Lagern machte sich die Partei die kostenlose Arbeitskraft der Gefangenen zunutze, um die Wirtschaft des Landes aufzubauen. Wer nicht ins Laogai abtransportiert werden wollte, musste Selbstkritik üben und zur Denunziation von Angehörigen oder Nachbarn bereit sein. Selbst in der eigenen Familie war man nicht immer sicher: Das Damoklesschwert der Deportation schwebte über jedem Haushalt. Die Familien der Häftlinge wurden gesellschaftlich geächtet. Mit wachsendem Einfluss in der Kommunistischen Partei begann Mao Tsetung, die Partei zu "reinigen", seine Rivalen auszuschalten und sich selbst als alleiniger Anführer zu behaupten. Die aufeinanderfolgenden Säuberungswellen gipfelten in der Kulturrevolution, die mit massiven Menschenrechtsverletzungen, politischen Morden, Massakern und Verbannungen in entlegene Gegenden des Landes einherging. Mao Tsetungs Tod am 9. September 1976 bedeutete jedoch nicht das Ende des Terrorsystems: Die an die Macht gelangte neue Generation sollte es in großem Maßstab nutzen.
Unter Deng Xiaopings Herrschaft verwandelte sich jedes Lager in ein Unternehmen: Jeder Lagerleiter war ein Arbeitgeber, der das System rentabel machen musste. Das Laogai wurde zu einem Schlüsselinstrument der chinesischen Wirtschaft. Der Profit aus den Lagern ermöglichte die Fortsetzung des brutalen Systems der Unterdrückung. Die Regierung ermutigte multinationale Konzerne zu Investitionen in China. Ergebnis: Die Lager warfen Gewinn ab und konnten ihre Produkte auf dem internationalen Markt anbieten. Deng Xiaoping führte Reformen durch, mit denen die Kontrolle der Partei über die Gesellschaft gelockert wurde. In den späten 70er Jahren wagten es die Chinesinnen und Chinesen schließlich, mehr Demokratie zu verlangen. Sie plakatierten ihre Forderungen an die "Mauer der Demokratie" im Zentrum Pekings. In den 80er Jahren ließ die Regierung pragmatisch bestimmte Reformen zu, griff aber immer dann ein, wenn sie den Machtanspruch der Kommunistischen Partei bedroht sah. Die Unterdrückung gipfelte in der blutigen Niederschlagung der Demokratiebewegung auf dem Tiananmen-Platz am 4. Juni 1989. Xi Jinpings Machtübernahme im Jahr 2012 war mit neuen Hoffnungen verbunden, denn als ehemaliges Opfer der Kulturrevolution erwartete das Volk von ihm Reformen. Doch der neue Anführer duldete keinerlei Kritik, auch nicht im Internet. Er schickte andere Gruppen ins Laogai: ethnische oder religiöse Minderheiten, Vertreter der Zivilgesellschaft. Das System wurde um Gefängnisse für illegal beschäftige Arbeiternehmer und politische Dissidenten ergänzt. Für die Überwachung der 1,4 Milliarden Chinesen kommen jetzt modernste Technologien zum Einsatz. Die Deportation droht nun jedem, zu jeder Zeit und an jedem Ort. Das Laogai bildet den Kern von Xi Jinpings Macht und erklärt den beherrschenden Einfluss, den Xi und die Kommunistische Partei über ihr Land ausüben.
Taiwan musste Kolonialisierung, Fremdherrschaft und die Diktatur des chinesischen Nationalistenführers Chiang Kai-shek überstehen. Aus dieser schmerzhaften Vergangenheit ging das moderne Taiwan als offene und dynamische Gesellschaft hervor, die in starkem Gegensatz zum totalitären China steht. Seit 1987 hat Taiwan einen eindrucksvollen Weg beschritten und sich zu einer lebendigen Demokratie entwickelt, in der die Bevölkerung in vollem Umfang die Möglichkeit zu politischer Partizipation hat sowie Menschenrechte und Meinungsfreiheit geachtet werden. Seit 1996 wird der Präsident direkt vom Volk für die Dauer von vier Jahren gewählt. Der Präsident setzt den Ministerpräsidenten ein. Die Politik Taiwans wird von zwei Parteien geprägt: der Kuomintang und der Demokratischen Fortschrittspartei . Die nächsten Präsidentschaftswahlen werden 2024 abgehalten werden. Mit einem politischen System, das in den letzten zwei Jahrzehnten einige demokratische Machtwechsel erlebte, einer starken Zivilgesellschaft, die ethnische und sexuelle Minderheiten achtet, und einer Wirtschaft, die auf Spitzentechnologien wie dem unverzichtbaren Mikrochip basiert, verfügt die Insel über zahlreiche Trümpfe, um ihre politische Autonomie und einzigartige Identität zu bewahren. Vor dem aktuellen Hintergrund des Säbelrasselns durch China gibt die Dokumentation Einblicke in die taiwanische Gesellschaft und Geschichte; außerdem erklärt sie, warum sich die Taiwaner nicht als Chinesen begreifen.
Ein chinesischer Angriff auf Taiwan hätte unabsehbare Konsequenzen für Leib und Leben der 24 Millionen Taiwaner und für den Alltag der restlichen Weltbevölkerung. Denn Taiwan ist hochgerüstet, wehrhaft und als Weltmarktführer in der Halbleiterherstellung ein zentraler Player der globalisierten Wirtschaft. Taiwan ist eine zentrale Schnittstelle in den globalen Lieferketten und von strategischer Bedeutung für die ganze Region. Ein Angriff Chinas auf Taiwan könnte deshalb in einem militärischen Konflikt mit der anderen Supermacht USA münden. Der Besuch der US-Politikerin Nancy Pelosi und die folgenden chinesischen Militärmanöver mit einer De-facto-Blockade Taiwans waren eine neue Eskalationsstufe in dem internationalen Konflikt. Der russische Überfall auf die Ukraine könnte ein weiteres Menetekel sein: als Anschauungsunterricht oder als Warnung für Xi Jinping und seine Weltmachtambitionen. Taiwan kann damit zum nächsten Prüfstein für die westliche Widerstandskraft gegenüber der Aggression der totalitären Großmächte werden. Die Dokumentation analysiert die politische, wirtschaftliche und militärische Situation. Wie real ist die Gefahr eines Krieges, wie berechtigt die Angst vor einem Angriff Chinas? Und was bedeutet das für den Westen?
Miami, 2007: Der französische Kleinkriminelle Bernard Ternus lebt einen amerikanischen Traum: das ganze Jahr über eine warme Brise, Palmen und gute Kontakte für seine Geschäfte. Als ihn die Information erreicht, dass Drogenhändler berühmte europäische Gemälde suchen, um damit ihre Drogengelder zu waschen, hat er eine Idee und setzt sich mit Freunden in der Heimat in Verbindung. Nur einen Monat später dringen fünf Männer in das Musée des Beaux-Arts in Nizza ein. Sie stehlen zwei Ölgemälde von Jan Brueghel, eines von Claude Monet und eines von Alfred Sisley. Drei Minuten später verschwinden sie auf der beliebten Uferpromenade der Côte d'Azur, die gerade zur Hochsaison von Sommertouristen und Badegästen überlaufen ist. Spezialisten des OCBC, der Kunstfahndungseinheit der französischen Polizei, nehmen in ganz Frankreich Ermittlungen auf. Irgend jemand muss doch etwas gehört haben. In der Zwischenzeit beginnen Ternus und seine Bande in Miami die Verhandlungen mit den Drogenhändlern, zwischen Partys und Touren auf den Jachten der Kriminellen. "Es war wie bei Miami Vice: Champagner, Jachten, Kolumbianer mit Maschinengewehren ...", erinnert sich einer der Täter. Immer wieder geht es um die Frage, wie die Gemälde von Europa in die Vereinigten Staaten gebracht werden können. Sie einigen sich schließlich auf die Zahlung von drei Millionen Euro und eine Übergabe in Marseille. An einem heißen Sommertag soll sich alles entscheiden, doch der Fall bietet noch eine unerwartete Wendung ...
Jede Woche untersucht "Mit offenen Karten" die politischen Kräfteverhältnisse in der ganzen Welt anhand detaillierter geografischer Karten.
Moderatorin Linda Lorin stellt uns in "Stadt Land Kunst - Inspirationen" von Montag bis Freitag immer zwei Künstler, Literaten oder auch Musiker zu einem Thema vor.