
TFA: Gefahr im Trinkwasser

Täglich wird eine giftige Chemikalie legal in der Umwelt entsorgt, die auch unser Trinkwasser belastet: TFA. So klein, dass es sich nicht herausfiltern lässt. Warum ist das noch erlaubt?
Die "Spur"-Autoren Max Neidlinger und Kim Plettemeier rekonstruieren den Umweltskandal stark erhöhter TFA-Werte im Neckar 2016. Die sogenannte Ewigkeitschemikalie steht im Verdacht, fortpflanzungsgefährdend zu sein. Verbindliche Grenzwerte gibt es noch nicht.
2016 wurden im Neckartal erstmals stark erhöhte TFA-Werte gemessen. Ein Stoff, der zum Beispiel in der Pharmaindustrie, für Pestizide oder in Kühlmitteln eingesetzt wird. Der Chemiekonzern Solvay geriet in den Fokus, sein Werk in Bad Wimpfen gilt als Quelle der Belastung. Nach eigenen Angaben hat Solvay die Menge an TFA-verseuchtem Abwasser verringert. Doch bis heute darf das Unternehmen hier ein Kilogramm TFA pro Stunde täglich im Fluss entsorgen. Die Spur der TFA-Emissionen führt die Autoren von Deutschland, über Frankreich bis nach Brüssel.
Unterschätzten die Behörden bislang die Risiken? Umweltbundesamt und Bundesinstitut für Risikobewertung veröffentlichen während der ZDF-Recherche eine neue Gefahreneinstufung für TFA: Der Stoff steht im Verdacht, das Kind im Mutterleib zu schädigen und die Fruchtbarkeit zu beeinträchtigen. Eine Einstufung, die aktuell bei der EU-Chemikalienagentur ECHA geprüft wird. Die Europäische Kommission verweist auf das laufende Verfahren, eine europaweite Regulierung ist offen. Verbindliche Grenzwerte und rechtliche Konsequenzen bei Überschreiten gibt es weiterhin nicht.
Währenddessen gelangt TFA jeden Tag in die Umwelt und unser Wasser. Eine bundesweite Datenanalyse der Autoren zeigt, dass TFA überall im Grundwasser vorhanden ist und die Konzentration über die Jahre ansteigt.
Wasserversorger wie Prof. Dr. Matthias Maier von der Arbeitsgemeinschaft Wasserwerke Bodensee-Rhein, die zehn Millionen Menschen mit Trinkwasser versorgen, kritisieren fehlende Regulierungen. Sie warnen vor den Folgen der steigenden TFA-Kontamination: "Ich werde TFA wohl nie aus dem Wasser herausbringen. Das ist eine absolut große Gefahr für Trinkwasservorkommen und das wäre eigentlich gegenüber unseren nachfolgenden Generationen nicht verantwortbar, wenn wir hier nicht gegensteuern."
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Mitwirkende
- Kamera Timo Höft