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scobel: Riten und Rituale
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Schon immer haben Riten Tradition und Moderne verbunden und auch die jeweilige Gesellschaft definiert. Übergangsriten sind so alt wie die Menschheit selbst - ein universelles Phänomen.
Auch in unserer modernen Gesellschaft spielen Übergangsriten eine zentrale Rolle. Etwa beim Wechsel von einem sozialen Status in einen anderen - den Übergang vom Kind zum Erwachsenen oder vom Ledigen zum Verheirateten und schließlich vom Leben in den Tod.
Die Abläufe und Aufgaben, die dabei helfen sollen, die Hindernisse des Übergangs zu bewältigen, werden von Generation zu Generation weitergegeben. In traditionellen Gesellschaften haben sie eine klare Struktur: Auf die Trennung von der alten Lebensphase folgt die Schwellenzeit der Transformation und schließlich der Wiedereintritt in die Gemeinschaft mit dem neuen Status. Von Initiationsriten indigener Gemeinschaften bis hin zu religiösen Zeremonien wie der Bar Mizwa im Judentum oder der Firmung im Christentum - Übergangsriten sind eng mit kulturellen und religiösen Praktiken verknüpft. Sie dienen sowohl der individuellen Orientierung als auch der Stärkung der Gemeinschaft. Traditionelle Riten schaffen zudem Identität, Ordnung und Stabilität und bieten einen Rahmen, um tiefgreifende Veränderungen zu bewältigen.
Für Psychologen und Psychologinnen haben Übergangsriten weitere wichtige Funktionen: Sie helfen etwa, mit Unsicherheit und Veränderung umzugehen und bieten Orientierung in schwierigen Lebensphasen. Rituale geben Struktur und emotionale Sicherheit. Besonders in der Pubertät oder beim Eintritt ins Rentenalter sind symbolische Handlungen ein Anker in einer oft als unsicher und fremd empfundenen, neuen Welt. Fehlen diese Übergangsriten, so kann das zu Identitätskrisen führen.
In postmodernen Gesellschaften stehen Übergangsriten im Spannungsfeld zwischen Tradition und Innovation - neue, säkulare Riten entstehen in einem zunehmend pluralistischen Umfeld. Gert Scobel diskutiert mit seinen Gästen darüber, wie Rituale Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft verbinden können - und was sie uns über die menschliche Natur verraten.
Wie haben sich Übergangsriten in der modernen Gesellschaft verändert? Wie definieren wir heute Identität - als Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft, oder sehen wir uns als Individuum mit ganz persönlichen Vorlieben?