



Kunst, Raub und Rückgabe - Vergessene Lebensgeschichten: George Eduard Behrens

"Die verletzte Eurydike" heißt ein Gemälde des spanisch-französischen Malers Narcisso Virgilio Díaz de la Pena. Ein Werk mit wechselvoller Geschichte. Ursprünglich gehörte es dem jüdischen Bankier George Eduard Behrens aus Hamburg. Später wurde es geraubt und wurde Teil der Kunstsammlung des NS-Politikers Hermann Göring. Eines fanatischen Kunstsammlers, in vielen Fällen auch Kunstdiebes. Viele Jahre später ist das Gemälde im Besitz der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen - ein Restitutionsfall.
Alles begann einst in Pyrmont (heute: Bad Pyrmont). Einer Kleinstadt in Niedersachsen, rund 200 Kilometer südöstlich von Hamburg gelegen. Im Jahr 1806 ließ sich der jüdische Pyrmonter Kaufmann Levy Behrens mit seinen Söhnen in Hamburg nieder. Es entstand die Firma "L. Behrens und Söhne". Man verkaufte erfolgreich Tuchwaren und Textilien aus England und Sachsen in Norddeutschland.
Mitte des 19. Jahrhunderts der Wechsel ins Bankgeschäft. Die Familie Behrens pflegte damals enge Kontakte zur Londoner Niederlassung der Bankiersdynastie Rothschild. Schnell stieg das Bankhaus Behrens zu einer der wichtigen Privatbanken in Hamburg auf. Selbst die Weltwirtschaftskrise überstand man recht unbeschadet. Nicht aber den Nationalsozialismus.
Von den Nazis wurde das Bankhaus "arisiert", was faktisch eine Enteignung des damaligen Besitzers George Eduard Behrens bedeutete. Der Teil der Firma mit den Bankgeschäften wurde von der Norddeutschen Kreditbank mit Sitz in Bremen weitergeführt. Die Handelsgeschäfte übernahm Henry S. Willink, ein Freund von Behrens.
Nach Kriegsende führten Behrens und Willink die Geschäfte wieder gemeinsam. Mit mäßigem Erfolg, im Jahr 1970 wurde "L. Behrens und Söhne" liquidiert. Der Endpunkt von 164 Jahren Firmengeschichte in Hamburg.
Was die private Kunstsammlung der Familie Behrens angeht, so sind die Details zu Größe und Bedeutung bis heute im Dunkeln. Jedenfalls gehörte das eingangs erwähnte de la Pena-Werk dazu.
Wesentlich mehr hat die Forschung über die einstige Kunstsammlung des NS-Politikers Hermann Göring zu berichten. Über 4000 Werke umfasste diese. Viele davon Raubkunst. Ein bedeutender Teil von Görings Kunstsammlung war in seinem Landsitz namens Carinhall, gelegen in der Schorfheide nördlich von Berlin.
Im April 1945 wurde Carinhall auf Befehl Görings in die Luft gesprengt. Die Rote Armee stand damals nur noch wenige Kilometer vom Anwesen entfernt und Göring verhinderte so, dass Carinhall in die Hände der Russen fiel. Heute erinnern nur noch zwei Wachhäuschen mitten im Wald an die Existenz des einst großen Anwesens eines der bedeutendsten Nationalsozialisten. Görings Kunstsammlung wurde übrigens vor der Sprengung schon evakuiert nach Süddeutschland. Was davon übrig war, das brachten die Alliierten wesentlich in den dafür vorgesehenen "Central Collecting Point" in München.