The Painted Bird
Live-TV 3sat 01.02., 23:05 - 01:40 UhrZweiter Weltkrieg: Die Suche nach seinen Eltern wird für einen Sechsjährigen zu einer Odyssee der Gewalt. - Ein erschütterndes Epos menschlicher Niedertracht mit Harvey Keitel und Udo Kier.
Irgendwo in Osteuropa lebt ein kleiner jüdischer Junge während des Kriegs allein mit einer alten Frau auf dem Land. Als die Frau stirbt, macht sich der Junge auf die Suche nach seinen Eltern. Die Reise wird zum Horrortrip in menschliche Abgründe.
Basierend auf dem Roman von Jerzy Kosinski, stellt "The Painted Bird" mit hoch ästhetischen Bildern, gedreht auf 35-mm-Film in Schwarz-Weiß und Cinemascope, das wilde und primitive Osteuropa zum Ende des Zweiten Weltkriegs dar.
Der Film zeigt die einsame Reise eines Jungen von Dorf zu Dorf, wo er anstelle von Hilfe und Fürsorge extreme physische und psychische Grausamkeiten erfährt. Gequält von der primitiven, abergläubischen Landbevölkerung, kämpft er ums nackte Überleben und wird immer wieder Augenzeuge schrecklicher Gewalttaten durch russische und deutsche Soldaten.
In einer Schlüsselszene zeigt ihm der Vogelfänger Lekh einen eigentlich schwarzen Vogel, den er zum Spaß weiß angemalt hat. Lekh lässt ihn wieder in seinen Schwarm zurückfliegen, und der bemalte Vogel wird von seinen Artgenossen sofort totgehackt, weil er anders ist. Der Junge lernt: Anders sein ist tödlich - und er beginnt, sich eine glatte, harte Schale zuzulegen.
Aber es gibt auch seltene Momente des Mitgefühls: Ein deutscher Soldat verschont den Jungen trotz Schießbefehls, und er wird Schützling eines katholischen Priesters und eines russischen Scharfschützen, der ihm gegenüber freundlich, aber grausam zu seinen Feinden ist. Als der Junge am Ende des Kriegs auf wundersame Weise wieder seinem von Krieg und Verfolgung gezeichneten Vater begegnet, sind beide wie versteinert.
Der polnisch-jüdische Schriftsteller Jerzy Kosinski veröffentlichte seinen Roman "The Painted Bird" 1965 in den USA als wahre Geschichte seines Lebens. Zweifel an dieser Geschichte und Vorwürfe, er habe gelogen und aus anderen Werken zitiert, ließen ihn später selbst von "autofiction" sprechen.
Für die detailgetreue Verfilmung hat der tschechische Regisseur Václav Marhoul in Petr Kotlár einen beeindruckenden Kinderdarsteller gefunden sowie eine beachtliche Reihe von Schauspielgrößen gewinnen können: Neben Harvey Keitel als todkrankem Priester und Udo Kier als psychotischem Müller sind Stellan Skarsgård als deutscher Soldat, Julian Sands als Pflegevater und Barry Pepper als russischer Soldat zu sehen.
Nach der Weltpremiere bei den Filmfestspielen von Venedig 2019 zeigte sich die Presse ebenso schockiert wie fasziniert von dem knapp dreistündigen Schwarz-Weiß-Epos.
"Wie im Buch wird man wütend bombardiert mit Schockeffekten wie kühl beschriebenem Inzest, Zoophilie und sexuellem Missbrauch, Schlägen, Morden und Verstümmelungen in einem Film von fast drei Stunden Länge. Anstatt den Zuschauer aber zu betäuben, wird die Parade des Bösen in einem erschreckenden Crescendo des Grauens präsentiert, dem man nicht entkommen kann." (The Hollywood Reporter)
"Es lässt sich nicht von der Hand weisen, dass sich Marhoul, der sieben Jahre an dem Film gearbeitet hat, in der Rolle des Provokateurs gefällt. Doch wenn man sich darauf einlässt, ist sein Werk mehr als bloßer Zynismus mit abstumpfenden Schockeffekten - es ist eine virtuos inszenierte Reise ins Herz der Finsternis mit dem Potenzial, aufzurütteln. Ein höchst streitbarer Film in jedem Fall, aber auch einer, der Auseinandersetzung verdient." (epd-film)
"Die Hölle findet unter schönsten Himmeln statt. Gleichgültig umstehen Berge und Bäume die Grausamkeiten, die von Menschen an Menschen verübt werden. Dass die Natur keine Empathie kennt, wissen wir längst. Selten jedoch hat uns ein Film so direkt und zweifelsfrei an diese Tatsache erinnert. 'The Painted Bird' von Václav Marhoul ist ein Monolith, ein dreistündiges Requiem über die dunkelsten Bereiche der menschlichen Seele." (Claus Löser, Berliner Zeitung).
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Bewertung
Links zur Sendung
Darsteller
- Joska Petr Kotlár
- Marta Nina Sunevic
- Olga Alla Sokolova
- Villager Stanislav Bilyi
- Peasant Ostap Dziadek
- Labourer Zdenek Pecha
- Miller's wife Michaela Dolezalová
- Miller Udo Kier
- Lekh Lech Dyblik
- Ludmila Jitka Cvancarová
- Tall adolescent Daniel Beroun
- Woman #1 Marika Sarah Procházková
- Woman #2 Marie Stripkova
- Horse owner Milan Simácek
- Red partisan commander Martin Nahálka
- Hans Stellan Skarsgård
- Feldwebel Dominik Weber
- Waffen SS soldier Petr Jenista
- Jewish woman with baby Irena Máchová
- Jewish boy Josef Bedlivy
- Jewish man Tomás Kraus
- Zealous man Pavel Kríz
- Priest Harvey Keitel
- SS Scharfuhrer Ondrej Malina
- SS Officer Tim Kalkhof
- 2nd Priest Jan Monczka
- Garbos Julian Sands
- Old man Petr Klimes
- Labina Julia Valentova
- SS Officer Alexander Leopold Schank
- Raped woman Denisa Pfauserová
- Cossack commander Radim Fiala
- Gavrila Aleksey Kravchenko
- Red army commanding officer Alexander Minajev
- Mitka Barry Pepper
- Commission chairman Petr Stach
- Doctor in Orphanage Andrej Polák
- Attendant I. Jan Meduna
- Attendant II. Krystof Rímský
- Stallholder Filip Kankovský
- Nikodem Petr Vanek
- Tereza Martínková
- Filip Richtermoc
- Eric Srbeny
- Jan Pavlicek
- Jiri Slavik
- Petr Ostrouchov
- Ivo Proks
- Martin Sanda
- Josef Kurka
- Jakub R. Spur
- Klara Konvalinkova
- Karel Dvorák
- Zdenek Krupicka
- Pavel Rubin
- Martin Kotas
- Krystof Peterka
- Helena Bartova
- Robert Barta
- Daniela Repova
- Vaclav Marhoul Jr.
- Lukas Marhoul
- Tomas Marhoul
- Antonin Sejvl
- Lukas Kapko
- Stand ins for Petr Kotlar Petr Koza
- Stand ins for Petr Kotlar Jakub Chytil
- Marta Jana Altmanová
- Cossacks leader Andrej Bestchasny
- Lech Zdenek Dusek
- Petr Göri
- Horse owner Miroslav Hanus
- Joska Matej Havelka
- Jewish man Dalimil Klapka
- Garbos Petr Lnenicka
- Priest Jaromír Meduna
- Olga Ludmila Molínová
- Boy Adam Málek
- Mitka Ivan Shvedoff
- Miller Dusan Sitek
- Jewish boy Matej Vondra
- Pimp Stepán Havlín
- Young Boy Tony Masek
- Homeless Man David L. Price
- Additional voices Claudia Vaseková
Mitwirkende
- Regie Václav Marhoul