



Rettende Viren aus dem Slum: Kampf gegen resistente Keime

Jährlich sterben rund 1,3 Millionen Menschen infolge von Antibiotikaresistenzen, in Deutschland fast 10.000. Laut WHO sind sie eine der größten Bedrohungen für die globale Gesundheit.
Für Forschende weltweit könnten Bakteriophagen eine vielversprechende Alternative zu herkömmlichen Antibiotika sein. Diese "guten" Viren infizieren spezifische Bakterien und zerstören sie. Bieten sie einen Ausweg aus der Antibiotikakrise?
Für die wachsende Zahl der Antibiotikaresistenzen gibt es verschiedene Gründe: Eine unspezifische oder fehlerhafte Einnahme von Antibiotika lassen Bakterien zu multiresistenten Keimen mutieren. Dazu hat der übermäßige Einsatz in der Tierzucht für den Menschen alarmierende Auswirkungen: Antibiotika, die zu den größten Errungenschaften der Medizin gegen Infektionen galten, verlieren zunehmend an Wirksamkeit.
Die Wissenschaft setzt bei der Bekämpfung von Bakterien immer häufiger auf das Potenzial bakterienfressender Viren, der Bakteriophagen. Forschende aus den USA, aus Georgien, Kenia und Uganda arbeiten an einer geeigneten Phagen-Therapie und bauen internationale Kooperationen auf. Fündig werden sie vor allem in bakterienverseuchten Abwässern. Phagen-Proben aus den USA und afrikanischen Ländern sollen dabei helfen, eine Biobank aufzubauen und spezifische Phagen-Cocktails herzustellen.
In Deutschland ist die Phagen-Therapie aufgrund fehlender klinischer Studien noch nicht zugelassen. Doch in einigen Ländern wie zum Beispiel Georgien und der Slowakei werden Bakteriophagen zur Therapie an Patientinnen und Patienten mit Antibiotikaresistenzen erfolgreich eingesetzt.
WissenHoch2 - ein Thema, zwei Formate: Um 20.15 Uhr beleuchtet eine Dokumentation relevante wissenschaftliche Fragen; um 21.00 Uhr diskutiert Gert Scobel zum gleichen Thema mit einem interdisziplinären Team von Expert*innen.