Psycho

Psycho

Alfred Hitchcocks Filmklassiker "Psycho" aus dem Jahr 1960 faszinierte auch knapp 40 Jahre später seinen Kollegen Gus Van Sant so stark, dass er das Original noch einmal drehte. In Farbe selbstverständlich und mit den Hollywood-Stars Vince Vaughn, Anne Heche, Julianne Moore und Viggo Mortensen zeitgemäß besetzt, stellte er Hitchcocks "Psycho" Einstellung für Einstellung nach. Als sich ihr die Gelegenheit bietet, 400 000 Dollar für ein neues Leben mit ihrem Geliebten zu stehlen, statt das Geld für ihren Boss zur Bank zu bringen, greift die junge Angestellte Marion Crane zu. Auf der Fahrt zu ihrem Freund Sam Loomis macht die übermüdete Diebin Rast in dem abgelegenen Motel des mit seiner Mutter in einem düsteren Haus lebenden Norman Bates . Marion kann nicht ahnen, dass sich hinter der freundlichen Fassade des jungen Mannes ein Psychopath erster Güte versteckt, der die zerrüttete Beziehung zu seiner Mutter blutig an ihr abarbeiten wird: Marion wird unter der Dusche erstochen, ein Privatdetektiv , der auf ihre Spur angesetzt wird, überlebt ebenfalls nicht lange. Als Marions Schwester Lila gemeinsam mit Loomis beginnt, Norman auf den Zahn zu fühlen, überschlagen sich die Ereignisse. 1998 inszenierte Gus Van Sant Alfred Hitchcocks "Psycho" mit so viel Ehrfurcht vor dem grandiosen Vorbild neu, dass er sogar Kameraführung und Schnitt zu 95 Prozent beibehielt. Wong Kar-Wais Star-Kameramann Christopher Doyle ("In the Mood for Love", "Liberty Heights") drehte die Originalszenen in betörenden Farben nach, Danny Elfman ("Desperate Housewives", "Corpse Bride") spielte die legendäre Originalmusik von Bernard Herrmann noch einmal ein - aufgenommen mit alten Mikrophonen. Lediglich die Sprache der Protagonisten wurde modernisiert, genauso wie zeitgebundene Inhalte auf den neuesten Stand gebracht wurden. Marion Crane flieht deshalb nicht mehr mit läppischen 40 000 Dollar, sondern unterschlägt inflationsbereinigte 400 000 Dollar. Ihr Fluchtauto, das sie unterwegs gegen ihr altes austauscht, kostet 4000 Dollar statt der 800 Dollar von 1960. Werkgetreue Modernisierung, nicht eine originelle Neuverfilmung war das Ziel, das Gus Van Sant verfolgte, sodass allein die anderen Darsteller, vor allem aber eine ausgeklügelte Farbdramaturgie neue Akzente setzen. Letztere allerdings ist auffällig und insbesondere in Bezug auf Anne Heches ("Donnie Brasco", "Sechs Tage, sieben Nächte") mit den durchgestylten Interieurs korrespondierende Garderobe sehr effektvoll. Es verwundert deshalb auch nicht, dass Van Sant selbst Hitchcocks berühmte Cameo-Tradition imitierte und in genau der gleichen Szene wie seinerzeit der Meister am Anfang des Films mit einem Mann mit Cowboyhut spricht - die Ähnlichkeit dieses Mannes mit Hitchcock ist dabei selbstredend alles andere als Zufall.