Jugendämter in Not - Kinder in Gefahr?
Live-TV Das Erste 09.01., 03:50 - 04:35 Uhr"So, wie es gerade läuft, läuft es nicht mehr lange, bevor dieses ganze System zusammenbricht und noch mehr Kinder zu Schaden kommen als ohnehin schon", erzählt eine Jugendamtsmitarbeiterin in der ARD Story "Jugendämter in Not - Kinder in Gefahr?". Sie möchte anonym bleiben - aus Angst vor beruflichen Konsequenzen.
Die Überlastung in vielen Jugendämtern ist seit Jahren bekannt. Doch die Krise spitzt sich immer mehr zu. Die Anzahl der Kindeswohlgefährdungen ist in den letzten 10 Jahren stark angestiegen und gleichzeitig fehlt es an Sozialarbeitern, Geld und Plätzen, wo Kinder in Not untergebracht werden können. So kommt es vor, dass Kinder in den Räumen des Jugendamtes übernachten müssen, bis ein Platz gefunden wird. Bei Sophie Schöttler im Jugendamt Gelsenkirchen türmen sich die Fälle auf dem Schreibtisch. Jeder Fall ist eine Familie. Zeitweise muss sie sich um 65 Familien kümmern. Das sind etwa doppelt so viele Fälle, wie sie laut Gewerkschaft haben sollte. Im Gelsenkirchener Jugendamt waren zum Zeitpunkt der Dreharbeiten rund 20 Prozent der Stellen für Sozialarbeiter nicht besetzt und das, obwohl es diesem Jugendamt im Vergleich zu anderen noch relativ gut geht.
Die Filmemacherinnen Berit Kalus und Katharina Wolff wollen wissen: Wie dramatisch ist die Situation der Jugendämter insgesamt? Können Kinder überhaupt noch ausreichend geschützt werden? Dazu hat der WDR bundesweit 580 Jugendämter befragt, über 300 haben geantwortet - mit erschreckenden Ergebnissen. Der Gelsenkirchener Jugendamtsleiter Björn Rosigkeit fasst die Lage so zusammen: "Das System ist am Limit". Trotz dieser schwierigen Bedingungen versucht die 28-jährige Sozialarbeiterin Sophie Schöttler durchzuhalten und die Kinder zu schützen. Die "ARD Story" begleitet sie beim täglichen Kampf um die Sicherheit der Kinder, spricht mit Expertinnen und Jugendamtsmitarbeiterinnen aus ganz Deutschland.