Geschichte schreiben
Die Dokumentation erzählt, wie ein Frauengesicht aus der Antike zum Schönheitsideal der Moderne wurde: 1912 fand man bei Ausgrabungen der Deutschen Orient-Gesellschaft im mittelägyptischen Tell el-Amarna die Büste der Königin Nofretete, Gattin des Pharaos Echnaton. Um die nahezu unbekannte Königin ranken sich bis heute zahlreiche Legenden. Sie wurde vor rund 3.400 Jahren geboren und bekommt den Namen Nofretete. Das bedeutet: "Die Schöne ist gekommen". Als sie den künftigen Pharao Echnaton heiratet, ist sie gerade mal 15 Jahre alt. Sie verlassen Theben und küren Tell el-Amarna zur neuen Hauptstadt ihres Königreichs. Die Wüstenstadt wird Zentrum grundlegender religiöser, politischer und künstlerischer Umwälzungen.
1920 ging die berühmte Büste der Nofretete als Schenkung eines Kunstmäzens an den preußischen Staat; seither wird sie im Ägyptischen Museum als die Mona Lisa Berlins bewundert und gilt als Inbegriff weiblicher Schönheit. Ihr Gesicht entsprach genau dem Schönheitsideal der 20er Jahre: dem von Greta Garbo und anderen geheimnisvollen, unerreichbaren und kühlen Frauen von großer Anmut.
Als die Büste der Nofretete Ägypten 1913 verlässt, geschieht dies mit der offiziellen Genehmigung der Behörde zum Schutz ägyptischer Altertümer. Nach den Wirren des Ersten Weltkriegs bestehen die Franzosen allerdings auf Rückgabe. Die legitime Weigerung der Deutschen zieht endlose Verhandlungen nach sich. Erst als Ägypten unabhängig wird, zeichnet sich eine Übereinkunft zwischen Berlin und Kairo ab: ein Tausch der Büste gegen andere Fundstücke. Doch Hitlers Machtergreifung macht den ägyptischen Traum zunichte. Nach dem Zweiten Weltkrieg bleibt Nofretete in Westberlin, während Echnaton nach Ostberlin wandert. Erst die Wiedervereinigung vereint auch das Ehepaar. In den 2000er Jahren fordert Ägypten erneut und mit Nachdruck die Rückgabe der Büste. Ohne Erfolg - Nofretete bleibt ein diplomatisches Reizthema.