Das Attentat Sarajevo 1914

Trivia zu Das Attentat Sarajevo 1914

Wusstest du schon ...

 

Verschwörungstheorien

Das ZDF selbst schreibt zu seinem TV-Event: "Es geht nicht primär um Faktentreue." Das ist ernstgemeint. Den Untersuchungsrichter Leo Pfeffer gab es zwar tatsächlich, ebenso wie die Attentäter Gavrilo Princip und Nedeljko Cabrinovic, aber den Rest des Films solltet ihr nicht ernster nehmen als Oliver Stones JFK, denn hier wie dort geben absurde Verschwörungstheorien den Ton an.

Eine lange Vorgeschichte

Bosnien und die Herzegowina kamen erst im Jahr 1908 an Österreich-Ungarn, nachdem das Gebiet zuvor jahrhundertelang Teil des Osmanischen Reiches gewesen war. Grundlage der Annexion waren der für die Osmanen katastrophale Ausgang des russisch-osmanischen Krieges 1878 und des Berliner Kongresses im gleichen Jahr, bei dem das Osmanische Reich weite Teile seines europäischen Gebiets verlor. Die osmanische Zivilverwaltung blieb auf dem Papier zwar noch bestehen, aber faktisch herrschte auf dem Balkan fortan der russisch-österreichische Gegensatz zwischen Bosnien und der Herzegowina auf der einen Seite und Serbien auf der anderen. Endgültig annektiert wurde das formal noch osmanische Gebiet dann aus Anlass des 60. Thronjubiläums von Kaiser Franz Joseph I. 1908. Für die K.u.k-Monarchie erwies sich die Annexion als katastrophaler Fehler: Das Gebiet war wirtschaftlich kaum entwickelt und warf insofern finanziell nichts ab. Schlimmer waren jedoch die politischen Folgen, da der Vielvölkerstaat sich nun im Innern mit dem wachsenden Nationalismus seiner Untertanen konfrontiert sah und nach außen direkt auf eine Konfrontation mit Russland und Großbritannien zusteuerte.

Mehr Pech als Verstand

Die tödlichen Schüsse von Sarajevo fielen beim zweiten Attentatsversuch am 28. Juni 1914. Das erste Attentat - ein Bombenanschlag im ursprünglichen Sinne, da das Fahrzeug des Thronfolgerpaares tatsächlich mit einer Bombe beworfen wurde - misslang um kurz nach 10 Uhr vormittags, obwohl auch hierbei Menschen zu Schaden kamen. Franz Ferdinand und seine Frau Sophie wurden jedoch nicht verletzt. Der tödliche Anschlag folgte dann eine Dreiviertelstunde später, als das Thronfolgerpaar seine Fahrt durch die Stadt fortsetzte, ohne die offensichtlich nicht sichere Route zu ändern oder zusätzliche Sicherheitsvorkehrungen zu übernehmen. Offenbar zufällig hielt der Wagen dabei vor einem Café, in dem sich der Attentäter befand. Dieser zog seine Waffe und schoss zweimal auf den Wagen. Der erste Schuss verletzte Erzherzogin Sophie so schwer, dass sie kurz darauf verblutete, der zweite traf Fran Ferdinand am Hals und durchtrennte seine Halsvene.

Vom Attentat zum Weltkrieg

Dass sich aus dem Tod des österreichischen Thronfolgerpaares ein Weltkrieg ergeben könnte, ahnte zunächst niemand. In Wien glaubte man nicht einmal wirklich, dass die serbische Regierung an dem Attentat beteiligt war. Auf den Tod Franz Ferdinands und Sophies folgten mehrere Wochen, in denen die Lage auf beiden Seiten hauptsächlich durch zunehmend aggressive Presseartikel bestimmt wurde, die jeweils den Kriegsbefürwortern Auftrieb gaben und den Diplomaten jede Chance nahmen, eine friedliche Beilegung des Konflikts auszuhandeln. Das Deutsche Reich als Hauptverbündeter der K.u.k-Monarchie erklärte am 6. Juli 1914, man werde "im Einklang mit seinen Bündnisverpflichtungen und seiner alten Freundschaft treu an der Seite Österreich-Ungarns stehen". Ziel der deutschen Regierung war es offenbar, den Konflikt durch einen Hinweis auf die möglichen europäischen Folgen der Krise auf den Balkan zu begrenzen. Das Gegenteil war die Folge: Am 28. Juli stellte Österreich Europa vor vollendete Tatsachen, indem es Serbien den Krieg erklärte. Russland begann einen Tag später mit der Teilmobilmachung, die sich nicht nur gegen Österreich, sondern auch schon gegen das Deutsche Reich richtete. Unter dem Zeitdruck des Schlieffen-Plans - Blitzkrieg gegen Frankreich, Niederwerfung Frankreichs durch Umgehung der französischen Befestigungen und Verletzung der belgischen Neutralität, Verlagerung der siegreichen Truppen an die Ostfront und schließlich Krieg gegen Russland -, sah sich das Deutsche Reich damit gezwungen, die Lage zu eskalieren: Am 1. August wurde die Generalmobilmachung ausgegeben, am Abend des selben Tages erfolgte die Kriegserklärung an Russland, zwei Tage später die an Frankreich. Am 4. August, nach dem Einmarsch deutscher Truppen in Belgien, erklärte Großbritannien dem Reich unter Bezugnahme auf die internationale Garantie für die Neutralität Belgiens den Krieg. Über die Schuldfrage wird seither mehr oder weniger heftig gestritten, sie allein bei irgendeiner Seite zu suchen, ist allerdings mehr als kurzsichtig. Realistisch betrachtet bleibt wohl nur festzuhalten, dass selten ein Krieg aus nichtigeren Gründen vom Zaum gebrochen wurde und tragischere Folgen hatte.