TV Programm für ZDFinfo am 31.03.2023
Jetzt
Wer sehnt sich nicht nach Urlaub und Entspannung, nach neuen Erlebnissen an anderen Orten der Welt? Doch wenn wir Städte, Natur und Klima schonen wollen, müssen wir in Zukunft anders reisen. Spätestens nach der Pandemie bedingten Zwangspause im Tourismus steht fest: Exzessives Reisen schadet der Umwelt. Tourismus formt ganze Landstriche um, verändert Gesellschaften in rasantem Tempo und lässt oft nur wenige profitieren. Doch unsere Sehnsucht nach Reisen und neuen Entdeckungen in der Welt ist ungebrochen. Dürfen wir angesichts des rasanten Klimawandels noch ohne Gewissensbisse in ferne Länder fliegen? Wie klimaschädlich sind beispielsweise Kreuzfahrtreisen, und was bedeutet es, nachhaltig Urlaub zu machen? Fernweh und Flugscham - wo sollen wir uns als Reisende in Zukunft positionieren? Das profitable Geschäft mit dem Reisen ist einer der wichtigsten Wirtschaftszweige der Welt. Vor der Pandemie generierte die Branche einen Umsatz von 1450 Milliarden US-Dollar pro Jahr, mehr als die Automobil- und Ölindustrie. Städtehopping zu Schnäppchenpreisen, Kreuzfahrten, auf denen der Urlauber in nur einer Woche so viel CO2 verbraucht wie sonst bei einem Jahr Autofahren. Die Reisebranche machte schon vor Corona keinen gesunden Eindruck mehr, hatte sich selbst überholt. Die Dokumentation fragt, was sich ändern muss, damit europäische Besucher-Hotspots einen zukunftsfähigen Tourismus gestalten können, und wie sie mit erneuten Besucherströmen umgehen wollen. Was muss die Politik vorgeben, was aber kann jeder Einzelne tun, damit auch die nächste Generation noch mit Freude reisen kann? Während sich Barcelona mit einem neuen Mobilitätskonzept und der Dezentralisierung von Kultur eine neue Form von Urbanität erkämpft, von der auch Besucher profitieren können, setzt Venedig auf Eintrittsgebühr und digitale Überwachung. Hunderte Kameras und Sensoren sollen helfen, Besuchermassen zukünftig besser zu steuern. Der Tourist wird zunehmend gläsern und das nicht nur am Urlaubsort. Schon während wir online nach einer Reise suchen, scannen Algorithmen unsere Daten und schicken uns die passenden Werbeangebote. Welche Spuren wir dabei im Netz hinterlassen und welche Risiken sich daraus ergeben, erläutern ein Datenanalyst und ein Netzaktivist. Zu Wort kommen auch Bürgermeisterinnen, Tourismusmanager, ein Klimaexperte, eine Zukunftsforscherin aus den Touristen-Hotspots Barcelona, Venedig und Dubrovnik.
Danach
Die kleine Baleareninsel Ibiza zieht jeden Sommer fast drei Millionen Touristen an. Mit ihrem legendären Nachtleben und weltberühmten DJs gilt sie als eine Art Disneyland für Erwachsene. Doch die Inselschönheit hat auch eine ganz andere, wenig bekannte Seite: Weit entfernt von Klubs, Partys und Touristen und mitten in der wilden Natur leben die letzten Hippies von Ibiza seit den 70er-Jahren ohne fließendes Wasser und Strom. Superstar DJ Bob Sinclar legt auf Ibiza seit 20 Jahren auf. Doch bis heute spürt er den Erfolgsdruck. Denn jeden Abend muss er die Klubs füllen, und es gibt viel Konkurrenz. Die besten DJs aus aller Welt kommen für die größten Partys der Welt hierher. In einige Klubs passen bis zu 8000 Gäste. Die berühmte Partyszene Ibizas ist untrennbar verbunden mit einem riesigen Drogenmarkt, auf dem alle gängigen Substanzen zu haben sind. Da die Touristen eine gute Zeit haben und möglichst die ganze Nacht durchtanzen möchten, werden auch verschiedene Drogen gleichzeitig konsumiert. Doch das vertragen nicht alle. Medizinische Notfälle sind für Angel Martinez von der Rettungsambulanz auf Ibiza deshalb tägliche Routine. Ismaël ist Hippie und lebt in einer Höhle. Er glaubt, die Insel habe geheimnisvolle Eigenschaften. Der Legende nach besitzt die Felsformation direkt vor der Küste magische Kräfte. Auch Pascal, der heute über 70-jährige Aussteiger, ist überzeugt, dass all die Touristen von dieser Energie angezogen werden - sie wissen es nur nicht.
Sri Lanka ist ein beliebtes Reiseziel. Doch Teile des Nordens sind für Touristen immer noch gesperrt. Denn dort hat der 25 Jahre dauernde Bürgerkrieg tiefe Wunden hinterlassen. Der blutige Konflikt zwischen Singhalesen und Tamilen, der 2009 zu Ende ging, hat das Land förmlich zerrissen. Zehntausende starben, und bis heute leben Menschen in Flüchtlingslagern. Zahlreiche Kriegsverbrechen blieben ungesühnt. Inzwischen hat die Armee die Macht auf der Insel im Indischen Ozean übernommen und kontrolliert Regierung und Wirtschaft. Und den Tourismus, der auch weiterhin zu den wichtigsten Einnahmequellen zählt.
Madame Tussauds gehört mit über 2,5 Millionen Besuchern pro Jahr zu den beliebtesten Touristenattraktionen Londons. Die Wachsfiguren sind die Gelegenheit, Prominenten nahe zu kommen. Zum ersten Mal in seiner langen Geschichte öffnet das Kabinett der Presse seine Türen und gewährt einen Blick hinter die Kulissen: von der Auswahl der Berühmtheiten über die Entstehung der Figuren bis zum ersten Aufeinandertreffen von Original und Nachbildung. In Acton, fünf Kilometer vom Museum entfernt, liegt das Studio, in dem jede Wachsfigur hergestellt wird. 150 Künstler und Künstlerinnen lassen hier jedes Jahr 50 Wachsfiguren entstehen. Kostenpunkt: bis zu 200.000 Euro pro Figur. In monatelanger Arbeit werden aus 1000 Kilogramm Wachs perfekte Kopien von berühmten Vorbildern hergestellt. Diejenigen Prominenten, die das Glück haben, nicht in den "Ruhestand" versetzt zu werden, müssen ihre Figuren regelmäßig für ein Update besuchen. So wird auch der bekannte Popsänger Olly Murs für eine Auffrischung ins Studio eingeladen. Und Liverpools Starfußballer Mo Salah stattet dem Studio direkt nach einem Spiel einen geheimen Besuch ab, um sein Gegenstück zu treffen. Mit seiner langen Geschichte ist Madame Tussauds aber auch eine Fundgrube für originelle Artefakte - von der Original-Guillotine, mit der Marie Antoinette enthauptet wurde, bis hin zu Elton Johns Overall. Gezeigt wird auch, wie durch fortschrittliche Datenanalyse ermittelt wird, in welche Berühmtheiten es sich lohnt, Geld und Zeit zu investieren, um die Besucher immer wieder aufs Neue zu faszinieren.
Uran wurde im 19. Jahrhundert als sogenannte Pechblende, einem Abfallprodukt des Silberbergbaus, entdeckt. 1896 fand der Physiker Antoine-Henri Becquerel heraus, dass Uran radioaktiv ist. Die "Erfolgsgeschichte" von Uran begann mit dem Färben von Glas und der Behandlung von Tumoren. Dass das Wundermaterial einmal Grundstoff für die gefährlichste Waffe der Welt werden würde, vermutete damals noch niemand. Am 6. und 9. August 1945 warfen US-Kampfflugzeuge Atombomben auf die japanischen Städte Hiroshima und Nagasaki. 155.000 Menschen starben sofort, weitere 110.000 innerhalb weniger Wochen durch die radioaktive Verstrahlung. Bis heute sterben Menschen an Spätfolgen. Während der Ölkrise versprachen Atomkraftwerke eine saubere Lösung aller Energieprobleme. Diese Euphorie hielt bis zum Reaktorunglück von Tschernobyl 1986. Aber erst die Katastrophe in Fukushima führte in Deutschland zu einem Umdenken, während Frankreich weiter auf Atomenergie setzt.
Der Film begleitet den YouTube-Star Derek Muller auf seiner Suche nach Antworten zu einem der gefährlichsten Stoffe der Welt. Seine Reise bringt ihn nach Hiroshima, zu einem Krebsforschungszentrum in Sydney, aber auch nach Tschernobyl und Fukushima. Die radioaktiven Eigenschaften von Uran können in der Medizin im Kampf gegen Krebs eingesetzt werden. Hier ist das kurzlebige Thorium ein unersetzliches Mittel, um Tumoren erkennbar zu machen. Die wissenschaftlichen Videos des promovierten Physikers Dr. Derek Muller erreichen auf seiner Plattform "Veritasium" bis zu zehn Millionen Zuschauer. Am 6. und 9. August 1945 warfen US-Kampfflugzeuge Atombomben auf die japanischen Städte Hiroshima und Nagasaki. 155.000 Menschen starben sofort, weitere 110.000 innerhalb weniger Wochen durch die radioaktive Verstrahlung. Bis heute sterben Menschen an Spätfolgen. Während der Ölkrise versprachen Atomkraftwerke eine saubere Lösung aller Energieprobleme. Diese Euphorie hielt bis zum Reaktorunglück von Tschernobyl 1986. Aber erst die Katastrophe in Fukushima führte in Deutschland zu einem Umdenken, während Frankreich weiter auf Atomenergie setzt.
Der nukleare Urknall brachte zigtausendfach Leid und Tod und erschütterte die Weltgeschichte. Am 6. August 1945 verwüstete die erste Atombombe die japanische Stadt Hiroshima. In einer spannenden Parallelmontage erzählt die Dokumentation minutiös, wie sich der Angriff aus Sicht der amerikanischen Bombercrew und von Japanern vor Ort vollzogen hatte. Auch nach einem Dreivierteljahrhundert sind die traumatischen Folgen spürbar. Als Colonel Paul Tibbets am 6. August 1945 um 8.15 Uhr und 19 Sekunden den Bombenschacht seiner B-29 öffnete und die Uranbombe "Little Boy" ausgeklinkt wurde, brach er damit einem neuen Zeitalter der Menschheitsgeschichte Bahn, das fortan im Zeichen der Bedrohung durch ein bis dahin unvorstellbares Massenvernichtungsmittel stand. 43 Sekunden später detonierte erstmals überhaupt ein nuklearer Sprengsatz über einer von Menschen bewohnten Stadt: Hiroshima. Die Explosion löschte binnen Sekundenbruchteilen mehrere Zehntausend Menschenleben aus. Sie hinterließ eine unübersehbare Wüste und bei den Überlebenden auf Dauer schwerste körperliche und seelische Folgen. Zugleich beendete sie, nach einem weiteren Atombombenabwurf auf Nagasaki, den Zweiten Weltkrieg auch im Pazifik. Das gemeinsam mit der BBC gefertigte Doku-Drama rekonstruiert den Ablauf der Ereignisse aus der Nahsicht der amerikanischen Forscher und Luftwaffensoldaten. Zugleich schildert es in beklemmender Authentizität, wie sich das Dasein der ahnungslosen Bewohner Hiroshimas blitzartig in ein Drama verwandelt. Der Atomschlag sei nötig gewesen, um den Krieg zu beenden und noch mehr Sterben zu vermeiden, beteuern am Angriff Beteiligte. Dass das Massaker vor allem eine Machtdemonstration der künftig führenden Supermacht war, kritisieren Zeugen des Geschehens. Der Einsatz der vernichtenden Waffe jedenfalls hat Japan bis heute gezeichnet und die Welt auf Dauer verändert.
Die Äußerung Putins, der Einsatz von Nuklearwaffen sei im Ukraine-Krieg nicht ausgeschlossen, hat die Welt alarmiert. Wie gut sind wir Deutschen auf den "großen Knall" vorbereitet? Ein Gespenst ist wieder da, das seit dem Ende des Kalten Krieges aus der Geschichte verschwunden zu sein schien. Militärmanöver und Übungen für den Ernstfall waren einst in der NATO und im Warschauer Pakt selbstverständlich. Doch wie sieht es heute aus? Vom Zivilschutz, für den es damals in der Bundesrepublik genaue Pläne gab, ist heute so gut wie nichts mehr übrig. Müssen wir uns nun wieder zurückbewegen in die Vergangenheit? Denn trotz zahlreicher Rüstungskontrollverträge sind Atomraketen nicht von der Erde verschwunden. Der Atomkrieg ist seit 1945 eine militärische Option. Hiroshima und Nagasaki haben der Menschheit die entsetzlichen Folgen atomarer Waffen vor Augen geführt. Der erste erfolgreiche Atomtest der Sowjetunion stellte 1949 ein Gleichgewicht der Kräfte her. Trotzdem spielten Strategen auf beiden Seiten des Eisernen Vorhangs Szenarien durch, die einen Erstschlag mit Nuklearwaffen nicht ausschlossen. Der Besitz von Atomwaffen wurde auch in der Bundesrepublik diskutiert und schließlich verworfen. Spätestens die Kubakrise führte die Gefahr vor Augen, die eine solche Eskalation mit sich bringen würde. Zur gleichen Zeit wurde in der Bundesrepublik der Zivilschutz intensiviert. Spezialbunker aus dieser Zeit sind heute noch als Museen öffentlich zugänglich. Was für die einfache Bevölkerung nur im Ausnahmefall galt, war auf Regierungsebene selbstverständlich: der Schutz vor dem Atomschlag. So richtete man im Ahrtal bei Bonn eine riesige Bunkeranlage ein, in der immer wieder Übungen stattfanden. Auch in der DDR verfügte die oberste Führung von Partei und NVA über atomsichere Bunker. Der Film von Michael Kloft und Andreas Hancke wirft einen Blick zurück auf die Zeit des Kalten Krieges und diskutiert mit Experten die Frage, wie wahrscheinlich ein Atomkrieg heute ist - und welche Konsequenzen er hätte.
Am 11. März 2021 jährt sich zum zehnten Mal die Tsunami- und Atomkatastrophe von Japan, die bis zu 20.000 Menschen das Leben und rund 160.000 Japaner ihre Heimat kostete. Die Folgen der drei Kernschmelzen in den Reaktorblöcken des Atomkraftwerks von Fukushima Daiichi sind noch immer nicht beherrschbar. Der Super-GAU traf das fortschritts- und technologiegläubige Land bis ins Mark. Noch immer prägt das Trauma das öffentliche Leben in Japan, es wird jedoch von offizieller Seite weitgehend verdrängt. Die Dokumentation zeichnet mit zum Teil exklusivem Material nach, was damals vor Ort tatsächlich geschehen ist und wie knapp die Menschheit einer noch größeren Katastrophe entging. Die Autoren ziehen eine Bilanz nach zehn Jahren und fragen, was Japan, aber auch die Welt gelernt hat aus dem größten Nuklearunfall seit Tschernobyl. Denn die Gefahren, dass sich ein solcher GAU wiederholt, sind nicht gebannt. Wie ist die Situation heute auf dem Gelände des Kraftwerks, in der Präfektur Fukushima, in dem Land, das nach wie vor auf die Atomkraft setzt - wie so viele andere Staaten? Wie steht es um die Zukunft der Atomenergie weltweit - zehn Jahre nach Fukushima?
Am 26. April 1986 ereignete sich die bis heute größte Nuklear-Katastrophe der Geschichte: Die Explosion im ukrainischen AKW Tschernobyl verseuchte riesige Landstriche. Zwei Jahre nach der Katastrophe beging Waleri Legassow, Leiter der Tschernobyl-Untersuchungskommission, Selbstmord und hinterließ Tonbänder - sein Vermächtnis. In ihnen tat er kund, was er öffentlich nicht preisgeben durfte: die für ihn wahren Schuldigen. "ZDF-History" zeigt die Katastrophe von Tschernobyl aus Insider-Sicht. Aussagen aus Legassows Vermächtnis werden ergänzt durch Interviews mit Augenzeugen wie Alexey Breuss, der 1986 Ingenieur im Unglücksblock 4 war. Selten oder nie gesehenes Filmmaterial aus ukrainischen Archiven, hochwertige Grafiken und szenische Rekonstruktionen machen die Ereignisse von damals wieder lebendig. Eine spannende Suche nach den wahren Gründen und Folgen der Katastrophe, die lange verschleiert wurden.
Am Anfang standen große Hoffnungen. Der Nachweis, dass Atome spaltbar sind, beflügelte seit 1938 eine ganze Generation von Forschern und Erfindern. Doch als Erstes demonstrierte eine Waffe die ungeheure Kraft, die im Atomkern steckt. Die Bomben auf Hiroshima und Nagasaki markierten den Beginn der nuklearen Aufrüstung. "ZDF-History" untersucht, wie systematisch Militärs und Atomindustrie über Jahrzehnte Gefahren verharmlost und Risiken verschwiegen haben.
Vulkane und Erdbeben gelten als unberechenbar und potenzielle Gefahr für die Menschheit. Wissenschaftler wollen ihre Funktionsweise besser verstehen und Ausbrüche genauer voraussagen. Die ostsibirische Region Kamtschatka wird auch "Land der Vulkane" genannt. Die Pazifische und die Eurasische Platte treffen aufeinander und erzeugen enorme vulkanische Aktivität. Hier sammeln Forschende Gesteinsproben und lüften die Geheimnisse der Vulkane. Steinproben und Kristalle ermöglichen den Vulkanologen und Geologen, buchstäblich in die Vergangenheit eines Vulkans zu schauen und den Weg der Lava nachzuvollziehen. Ähnliche Antworten erhofft sich ein Wissenschaftsteam von Korallen. In Japan ernten die Forscher und Forscherinnen lebende Proben, die in ihrem Inneren Informationen über Meeresspiegel und tektonische Bewegungen speichern. Anhand ihrer Form und Wachstumsstreifen lassen sich frühere Erdbeben und Tsunamis feststellen und datieren. Für die Zukunft erhoffen sich die Geologen und Vulkanforscher, Erdbebenzyklen zu verstehen und die nächsten Beben genauer voraussagen zu können. Unter der Erdoberfläche brodelt es: Internationale Wissenschaftsteams beobachten Erdbeben und Vulkanausbrüche, die Gefahren für die Menschen und die Tierwelt bedeuten können. Auf der Erde - und darüber hinaus.
Unsere Erde entstand vor 4,58 Milliarden Jahren. Wie und wann entwickelte sich unsere Atmosphäre? Für Antworten werden Messinstrumente in die Stratosphäre und zum Mars geschickt. Der Mars war der Erde vor Milliarden Jahren sehr ähnlich. Dann kollabierte seine Atmosphäre, und der Planet starb. Geologen und Seismologen wollen herausfinden, was diesen Effekt ausgelöst hat - denn die Erde folgt ähnlichen Mechanismen wie der Rote Planet. Fast zehn Jahre haben die Pariser Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vom "Institut de Physique du Globe" an einem planetaren Seismometer gearbeitet, das auf dem Mars eingesetzt werden soll. 2018 ist es so weit: Die NASA-Mission "InSight" startet zum Roten Planeten. Dort soll die Sonde herausfinden, was im Inneren des Planeten vor sich geht. Um die Zusammensetzung der Erde besser zu verstehen, suchen Geologinnen und Geologen in der chilenischen Atacama-Wüste nach Meteoriten. Sie haben durch ihren Aufprall einst Magma erzeugt und sind Teil des Erdinneren. Ihre Zusammensetzung liefert Rückschlüsse auf die Komposition des Erdkerns und Erdmantels. Unter der Erdoberfläche brodelt es: Internationale Wissenschaftsteams beobachten Erdbeben und Vulkanausbrüche, die Gefahren für die Menschen und die Tierwelt bedeuten können. Auf der Erde - und darüber hinaus.
Das Klima unseres Planeten ändert sich rasant. Forschende warnen vor einer lebensfeindlichen Zukunft. Was auf Pflanzen und Tiere zukommen könnte, zeigen neue Einblicke in die Erdgeschichte. Auf der Erde herrschten bereits früher extreme Klimaphasen. Besonders für eine sogenannte Superheißzeit vor 56 Millionen Jahren interessiert sich die Wissenschaft: Fossilienfunde aus dieser Epoche zeigen, wie tiefgreifend sich Ökosysteme damals verändert haben. Im unwirtlichen Niemandsland des Bighorn Basin in Wyoming suchen die Paläobotanikerinnen Vera Korasidis und Ellen Currano Fossilien von Pflanzen aus der Heißzeit vor 56 Millionen Jahren, dem sogenannten Paläozän/Eozän-Temperaturmaximum, kurz PETM. Ihre Funde zeichnen ein klares Bild: Damals wurde aus einer grünen Landschaft, in der Flussauen und Mischwälder dominierten, innerhalb kurzer Zeit ein subtropisches Trockengebiet. Weltweit verschoben sich in dieser Phase Vegetationszonen um mehr als 1000 Kilometer polwärts. Die Arktis und Antarktis waren teilweise bewaldet. Und: Es kam vermehrt zu Extremereignissen - die Funde der Forscherinnen zeigen, dass Buschbrände und Sturzfluten zunahmen. Könnte sich in einer neuen Heißzeit die Pflanzenwelt erneut so tiefgreifend verändern und mit ihr die Lebensgrundlage aller Tiere und Menschen? Tatsächlich erleben wir derzeit den Beginn vergleichbarer Entwicklungen. In ihrem Zentrum stehen - wie ein Frühwarnsystem - die Wälder der Erde. In Deutschland, dem waldreichsten Land Europas, hat der Umbau vieler Wälder schon begonnen. Im Harz, einem deutschen Mittelgebirge, lässt Förster Michael Rudolph von Trockenheit geschädigte Waldflächen roden, um dem Borkenkäfer die Nahrung zu entziehen. Auf freien Flächen pflanzt er neue Baumarten an, die - so die Hoffnung - den zukünftigen Bedingungen trotzen können. Das Problem: Wie die genau aussehen werden, kann niemand verlässlich vorhersagen. Dabei brauchen wir die Wälder dringend. Als Lebensraum für Tiere und Pflanzen, aber auch, um dem Klimawandel selbst entgegenzuwirken. Wälder sind wichtige CO2-Senken. Sie brauchen das Treibhausgas zum Wachsen, sie ziehen es aus der Atmosphäre und lagern es als Kohlenstoff ein - in Blättern, Ästen, Stamm und Wurzeln. Aber können sie das auch noch in Zukunft? In Australien leitet der Pflanzenphysiologe David Ellsworth von der Western Sydney University ein einzigartiges Experiment. Die Forscher begasen über ein Rohrsystem Teile eines Eukalyptuswaldes mit CO2-Konzentrationen, wie sie zuletzt in einer Heißzeit vor 16 Millionen Jahren, im Miozän, herrschten - und wie sie Mitte des Jahrhunderts wieder herrschen könnten. Er will damit die bislang geltende Theorie testen, dass Wälder umso mehr CO2 aufnehmen, je mehr in der Atmosphäre ist. Das Ergebnis: Zwar nehmen die Versuchsbäume tatsächlich mehr CO2 auf als die Vergleichsbäume, doch statt ihn als Kohlenstoff einzulagern und schneller zu wachsen, geben sie über Austauschprozesse im Boden auch wieder mehr CO2 ab als zuvor. Ein Effekt, den Klimaprognosen bislang zu wenig berücksichtigt haben. Auch die Aufnahmekapazität der größten Kohlenstoffspeicher an Land, die tropischen Regenwälder Südamerikas und Afrikas, stößt an ihre Grenzen - sogar in bislang völlig unberührten Regionen. Der Grund: Das zusätzliche CO2 in der Atmosphäre lässt die Bäume zwar schneller wachsen, aber wegen zunehmender Hitze und Trockenheit sterben sie auch schneller und verrotten - und geben dabei CO2 ab. So könnten die tropischen Regenwälder in Zukunft den Klimawandel sogar beschleunigen. Umwälzungen in der Vegetation der Erde haben in allen Lebensräumen auch gravierende Konsequenzen für Tiere. Der US-Paläontologe Philip Gingerich von der University of Michigan hat im Bighorn Basin eine erstaunliche Form der Anpassung gefunden: Säugetiere, wie die einst verbreitete Huftierart Ectocion, sind während der Heißzeit vor 56 Millionen Jahren geschrumpft, um etwa 20 Prozent. Forscher nennen das Phänomen Verzwergung - vermutlich eine Anpassung an geringeres Nahrungsangebot und größere Hitze. Was wie Paläo-Science-Fiction klingt, könnte sich nun erneut abzeichnen: Studien in Südafrika bei Erdmännchen zeigen, dass auch ihr Nachwuchs in heißen und trockenen Phasen kleiner bleibt. Für große Tierarten wie Elefanten und Nashörner ist Verzwergung keine Überlebensstrategie. Sie leben sehr lange, haben wenige Nachkommen - und bräuchten darum sehr viel mehr Zeit, um sich körperlich anpassen zu können. Aber die haben sie nicht - der menschengemachte Klimawandel verläuft rund zehnmal schneller als während der Heißzeit des PETM. Eine neue Heißzeit wirft ihre Schatten voraus. Wie sie das Leben auf der Erde verändern könnte, untersuchen Forschende an Hitzeperioden der Vergangenheit. Diese Dokumentarreihe begleitet ihre Spurensuche.
Die Erderwärmung verändert unsere Ozeane. Wie sie in Zukunft aussehen könnten, erforschen Wissenschaftler, indem sie marine Lebensbedingungen vergangener Heißzeiten rekonstruieren. Auf Koralleninseln, in Sedimentkernen und an Fossilienfundstätten stoßen sie auf Spuren dieser extremen Klimaphasen. Messungen mit Unterwasserdrohnen, Experimente in Testbecken und Laboranalysen zeigen: Auch heute drohen Sauerstoffmangel, Artensterben und Überflutungen. An der Universität Utrecht untersucht Paläozeanograf Appy Sluijs in Sedimentproben aus dem Atlantik vor Ghana, wie sich die tropischen Meere in der extremen Heißzeit vor 56 Millionen Jahren verändert haben. Das Ergebnis: Die Wassertemperatur ähnelte einem Whirlpool. Bis zu 38 Grad war das Meer warm, und nahezu alles Leben verschwand daraus. Vor allem Tiere und Pflanzen in den heutigen warmen Meeresgebieten könnten zu Verlierern des Klimawandels werden. Viele Organismen haben sich in den letzten 2,58 Millionen Jahren an die kühlen Verhältnisse der Eiszeit angepasst. Lange sehr kalte Phasen wechseln sich dort ab mit kurzen Warmzeiten, in denen wir heute leben. Für dieses eiszeitliche Temperaturspektrum ist das Leben in den Ozeanen optimiert. Die aktuelle Erwärmung im Rekordtempo könnte die Anpassungsfähigkeit der Organismen übersteigen, denn ein solches Klima haben sie noch nie erlebt. Auch die tropischen Korallenriffe sind Opfer dieser schnellen Erwärmung. Die Korallenbleiche hat sie weltweit stark geschädigt. Ausnahme: Die Korallengebiete im nördlichen Roten Meer bei Eilat in Israel. Dort erforscht ein Team um den Meeresbiologen Maoz Fine, warum sie dort noch intakt sind. Vor rund 7000 Jahren konnten die Korallen in das Gebiet einwandern, weil sie sich anpassen mussten, um eine Engstelle mit besonders hohen Wassertemperaturen am Horn von Afrika passieren zu können. Der Golf von Akaba könnte daher schon bald zu einem der letzten natürlichen Refugien für tropische Korallen weltweit werden. Der Klimawandel setzt auch kühlere Meeresgebiete stark unter Druck. Vor der Küste der US-Bundesstaaten Oregon und Washington ist Ozeanograf Jack Barth mit seinem Team einer Veränderung im Zusammenspiel zwischen Wind und Ozean auf der Spur. Der Wind treibt dort zunehmend eine Meeresströmung an, die kaltes, nährstoffreiches Wasser aus der Tiefe aufsteigen lässt. Dadurch wächst das Plankton stärker, das wiederum Nahrungsgrundlage für viele Lebewesen ist. Viele Lebewesen bedeuten aber auch: Wenn die Organismen absterben, sinken sie zum Meeresboden und werden unter Sauerstoffverbrauch von Bakterien abgebaut. Dort bilden sich deshalb immer häufiger Todeszonen, in denen Seesterne, Seeigel, Muscheln und Krebse verenden. Auch in früheren Heißzeiten wuchsen vor vielen Küsten Sauerstoffminimumzonen immer stärker an. Extremwetter spülte in diesen Phasen oft große Mengen Sediment in die Meere. Darin enthaltene Mineralstoffe wirkten wie Dünger und trieben den Teufelskreis an. Ganze Meeresgebiete kippten damals um und wurden zu Todeszonen. Die Erderwärmung verändert nicht nur das Leben in den Ozeanen. Sie führt auch zu einem gefährlichen Anstieg des Meeresspiegels. Wie hoch er sein wird, versuchen Forscher und Forscherinnen um die Geologin Maureen Raymo von der Columbia University in New York herauszufinden. Sie rekonstruieren deshalb, wie stark der Meeresspiegel in der letzten Zwischeneiszeit vor 125.000 Jahren angestiegen ist. Damals lagen die Temperaturen rund zwei Grad über dem vorindustriellen Niveau - ein Wert, den wir bald wieder erreichen könnten. Das Ergebnis: Der Meeresspiegel damals lag um vier Meter höher als heute. Eine Größenordnung, die reicht, um riesige Küstengebiete weltweit zu überfluten. Eine neue Heißzeit wirft ihre Schatten voraus. Wie sie das Leben auf der Erde verändern könnte, untersuchen Forschende an Hitzeperioden der Vergangenheit. Diese Dokumentarreihe begleitet ihre Spurensuche.
Die Erderwärmung bedroht unsere Zivilisation. Wie sie sich auswirken könnte, ermitteln Forschende anhand von Daten vergangener Heißzeiten und Vorboten, die sich heute schon zeigen. Die notwendige Anpassung unserer Städte an höhere Temperaturen, der Meeresspiegelanstieg und die Auswirkungen des Klimawandels auf die Welternährung stellen uns vor riesige Herausforderungen - gleichzeitig müssen wir es schaffen, die Erderwärmung abzubremsen. An der Arizona State University beschäftigt sich die Stadtplanerin Ariane Middel damit, wie gut die unterschiedlichen Arten von Schatten zur Abkühlung beitragen können, denn die Städte der Welt heizen sich, angetrieben von der Erderwärmung, noch schneller und stärker auf als das Umland. Begrünung, künstliche Schattenflächen, helle und kühlende Gebäudeoberflächen sollen helfen, sich an das heißer werdende Klima anzupassen. Wie sich der Temperaturanstieg auf die Landschaften auswirkt, versucht die Wissenschaft durch den Blick in die erdgeschichtliche Vergangenheit herauszufinden. Wichtige Hinweise liefert die Klimaphase vor 56 Millionen Jahren. Im sogenannten PETM, dem Paläozän/Eozän-Temperaturmaximum, wurde die Erde durch massive Vulkanausbrüche in nur 10.000 Jahren um fünf Grad heißer. Es kam zu grundlegenden Veränderungen. Übertragen auf unsere heutige Entwicklung fürchten Forschende, dass ganze Regionen in Afrika, Mittel- und Südamerika und Asien unbewohnbar werden könnten. Dazu droht mit dem Meeresspiegelanstieg auf allen Kontinenten weiteres Unheil für die Küstenbewohner: Pro Zentimeter Meeresspiegelanstieg ist der Lebensraum von etwa einer Million Menschen gefährdet. Die Erderwärmung durch den Anstieg von Kohlendioxid wird auch drastische Auswirkungen auf unsere Nahrungsmittelproduktion haben. Forschende der Universität Gießen kommen zu dem Ergebnis: Die Pflanzen wachsen zwar schneller, reichern aber deutlich weniger Nährstoffe, Proteine und Spurenelemente an - ein riesiges Problem für die Ernährung der Weltbevölkerung. Dazu kommt der zusätzliche Druck, unter dem die Anbauflächen der Welt durch Dürren und Extremwetterereignisse stehen - beides tritt immer häufiger auf, je mehr die Erde sich erwärmt. Die Landwirtschaft wird sich mit neuen Pflanzenarten und Anbaumethoden darauf einstellen müssen. Auch wenn weltweit Anpassungsstrategien erkundet werden: Wir müssen auch die Ursache der Erderwärmung bekämpfen. Die Reduzierung des Ausstoßes von Kohlendioxid allein wird dabei nicht reichen. Forschende suchen deshalb weltweit nach neuen Technologien, die der Atmosphäre das Treibhausgas entziehen können. Sie arbeiten an Pflanzen, die der Atmosphäre deutlich mehr CO2 entziehen sollen als bisher, oder prüfen, wie die Ozeane noch mehr davon aufnehmen können. Eine neue Heißzeit hat begonnen und verändert das Leben auf unserem Planeten. Wie die Zukunft unserer Zivilisation aussehen könnte, erforschen Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen an Daten aus der Erdgeschichte. Und sie suchen nach neuen Konzepten, um die Erderwärmung zu bremsen.
Klimawandel und Umweltverschmutzung erreichen langsam alle Winkel der Erde. Diese Folge führt nach Honduras. Nördlich von Honduras befindet sich das zweitgrößte Korallenriff der Welt. Hier lebt auch der seltene Walhai. Im Regenwald von Honduras wurde erst 2012 das versunkene präkolumbianische Hueitapalan wiederentdeckt. Außerdem steht das Land für nachhaltigen Kakaoanbau. Die Reihe "Schutzprojekt Erde" beleuchtet unterschiedliche Ökosysteme und Kulturen und sucht Möglichkeiten, sie nachhaltig zu schützen.
Klimawandel und Umweltverschmutzung erreichen langsam alle Winkel der Erde. Diese Folge führt nach Kanada. Die 20 Millionen Quadratkilometer große Arktis ist ein extremer Lebensraum. Die Tiere, Pflanzen und Menschen, die sich seit Jahrtausenden den rauen Bedingungen angepasst haben, sind sehr widerstandsfähig. Doch der Klimawandel raubt ihnen die Lebensgrundlage: das Packeis. Die Reihe "Schutzprojekt Erde" beleuchtet unterschiedliche Ökosysteme und Kulturen und sucht Möglichkeiten, sie nachhaltig zu schützen.
Klimawandel und Umweltverschmutzung erreichen langsam alle Winkel der Welt. Diese Folge führt nach Südafrika. Über 20 Nationalparks und Naturreservate gibt es dort. In kaum einem anderen Land gibt es so viele vom Aussterben bedrohte Pflanzen- und Tierarten. Der größte Feind: der Mensch. Besonders Nashörner und Elefanten werden Opfer von Wilderern. Das Volk der Zulu aber hat sich zum Schutz seiner Totemtiere entschlossen. Das Fell der Leoparden, der Schmuck der Krieger, ist so wertvoll, dass die Tiere dafür fast ausgerottet wurden. Mehr und mehr Zulu greifen deshalb auf Kunstfelle zurück, die sie bei ihren traditionellen Kriegstänzen und Stocktänzen tragen. Die Reihe "Schutzprojekt Erde" beleuchtet unterschiedliche Ökosysteme und Kulturen und sucht Möglichkeiten, sie nachhaltig zu schützen.
Informativ, hintergründig, analytisch: die Nachrichten des Tages aus Deutschland und der Welt. Mit Berichten, Reportagen und Interviews aus Politik, Gesellschaft und Kultur.
Wie wurden wir, was wir heute sind? Den modernen Menschen gibt es etwa seit 300.000 Jahren. Im Vergleich zur Erdgeschichte ist das nicht mehr als ein Wimpernschlag. In einem evolutionären Sprint hat sich der Mensch über den Planeten ausgebreitet, sich die Erde untertan gemacht. Heute erhebt er sich sogar selbst zum Schöpfer des Lebens. Wie konnte das alles gelingen - und auf wessen Kosten? Wann haben wir angefangen, Wälder zu roden, Städte zu bauen, Kriege zu führen? Wie kamen Glaube und Religion in die Welt, wie die Idee der Menschenrechte? Diesen und anderen Fragen gehen Mirko Drotschmann und Harald Lesch gemeinsam auf den Grund. Die Moderatoren präsentieren überraschende Fakten und machen klar, was die Geschichten von Kriegern, Pyramidenbauern, Eroberern, Revolutionären und Forschern mit uns heute noch zu tun haben. Die erste Folge verfolgt den Weg des Menschen von seiner Evolution in Afrika und seiner Ausbreitung über den Globus bis zum radikalen Umbruch durch die Sesshaftigkeit und zur damit verbundenen Entwicklung der ersten Hochkulturen. Was befähigt Homo sapiens dazu, sich von Afrika aus über die Erde auszubreiten und fast alle Klimazonen zu besiedeln? Er wird nicht nur zu einem Meister der Anpassung, er wird auf seinem Siegeszug auch alle anderen Menschenarten, wie beispielsweise den Neandertaler, verdrängen. In der Steinzeit erlebt die Menschheit einen kulturellen "Big Bang": Ausgefeilte Werkzeuge und Waffen werden erfunden, ebenso wie die Nähnadel, die durch das Zusammennähen von Fellen die Eroberung kälterer Regionen ermöglicht. Das große Experiment "Mensch gegen Natur" kann der Mensch erstmals für sich entscheiden.
Diese Folge erzählt, wie die Menschheit immer weiter zusammenwächst. Auf fast allen Kontinenten entstehen große Reiche - wie das der Perser, der Römer oder der Chinesen. Unter deren Dach werden viele Völker zu einer Kultur vereinigt. Was trennte die Menschheit, und was hielt sie immer wieder zusammen? Als erstes Weltreich der Geschichte gilt das Perserreich. Die unterworfenen Völker dürfen ihre kulturellen Identitäten behalten. Zwar müssen sie Abgaben entrichten, aber im Gegenzug erhalten sie Frieden und Wohlstand. Alexander der Große wird ihre Weltmachtidee weiterentwickeln, indem er die erste länderübergreifende Währung erfindet. Geld wird zum erfolgreichsten Eroberer der Weltgeschichte. Erst die Römer verhelfen der mediterranen Zivilisation zum Durchbruch in Europa und entlang des Rheins. Sie perfektionieren den griechischen "Way of Life" und fügen noch ein paar Errungenschaften hinzu - wie das römische Recht, technische Ingenieursleistungen und "Brot und Spiele" für das Volk. Zum Schutz gegen die wilden Barbaren errichten sie mächtige Bollwerke wie den Limes oder den Hadrianswall. Zeitgleich entsteht weit im Osten die Große Chinesische Mauer - auch ein Schutzwall gegen wilde Reiterhorden. Die Han-Dynastie ist das erste große Imperium in China - und eines, das viele bahnbrechende Erfindungen hervorbringt: den Kompass, den Buchdruck, Papier oder Schießpulver.
Diese Folge von "History 360°" geht der Frage nach, wie es Europa gelingen konnte, sich zum Sieger über fast alle Zivilisationen zu erheben. Sie spannt einen großen welthistorischen Bogen - von der Renaissance über die Zeit des Absolutismus bis hin zur Industrialisierung. Indien und China sind um 1500 die größten Mächte, wirtschaftlich und technisch sind sie allen anderen Ländern überlegen. Europa dagegen ist damals geografisch gesehen nur ein Anhängsel Asiens - zersplittert in viele kleine und wenige größere Staaten. Doch ausgerechnet dieses "Anhängsel" wird die Herrschaft über den Erdball erringen. Wie konnte das gelingen? Vor 500 Jahren brechen die Europäer mit grenzenlosem Selbstbewusstsein zu neuen Ufern auf. Aus Glauben wird "wissen wollen", wird unstillbare Neugierde. Die Menschen erforschen die Erde, den Himmel, den Mikrokosmos - und sich selbst. Die wissenschaftliche Revolution verändert den Blick auf die Welt und die Stellung des Menschen in dieser. Sie löst das Zeitalter der Künstler und Wissenschaftler aus sowie das der Entdecker und Seefahrer. Kolumbus entdeckt Amerika und verbindet erstmals zwei Welten und Kontinente, die Jahrtausende getrennt waren - ein Meilenstein. Für Moderator Harald Lesch beginnt hier sogar ein neues Erdzeitalter: das Anthropozän - das Zeitalter, in dem der Mensch den Planeten verändert. Denn zum ersten Mal greift der Mensch auch irreversibel in die Ökologie der Erde ein, eine Folge des Kolumbus-Effekts. Gemeint ist der Austausch der Pflanzen- und Tierwelt, die sich seit Jahrtausenden unabhängig voneinander entwickelt haben. Zwischen den Europäern entbrennt in den Kolonien ein Kampf um Land und Ressourcen. Sie nutzen ihre technische Überlegenheit gnadenlos aus, um den Rest der Welt zu unterjochen und auszubeuten. Reiche wie China, Japan und Indien können sich diesem Expansionsdrang der Europäer noch einige Zeit entziehen. Doch es ist nur noch eine Frage der Zeit.
Das 20. Jahrhundert hat die Menschheit nach vorne katapultiert wie kein Jahrhundert zuvor. Doch Fortschritt und Konkurrenzstreben zeigen auch ihre dunkle Seite. Erstmals in der Geschichte der Menschheit kommt es zu einer Allianz der Wissenschaft mit der Rüstungsindustrie. Die Welt stürzt in den Ersten Weltkrieg. Er befeuert in großen Teilen Europas eine radikale Ideologie: den Faschismus. Ein absoluter Tiefpunkt der Menschheitsgeschichte. Totalitäre Staatsformen setzen sich durch, sie führen Europa im Gleichschritt in den Untergang. Warum konnten im frühen 20. Jahrhundert faschistische Ideologien und Rassenwahn um sich greifen? Nach der Barbarei zweier Weltkriege entwickelt der Mensch erstmals globale Instrumente, die stärker als jemals zuvor dabei helfen sollen, Kriege zu verhindern und Frieden zu sichern - wie die Gründung der Vereinten Nationen und die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte. Wie geht es weiter? Die Menschen landen auf dem Mond, erkunden das Weltall. Überall überschreiten sie Grenzen des scheinbar Möglichen - höher, schneller, weiter. Und mithilfe von Gentechnik und Biotechnologie ist der Mensch erstmals in der Lage, seine Evolution selbst zu bestimmen, wird sogar zum Schöpfer des Lebens. Die digitale Revolution führt heute zu einem neuen Umbruch in der Geschichte der Menschheit - wie zuvor die landwirtschaftliche und die industrielle Revolution. Künstliche Intelligenz und virtuelle Realität werden den Alltag und die Arbeitswelt erneut dramatisch verändern. Statistisch gesehen ging es der Menschheit nie so gut wie heute: ob Gesundheit, Wohlstand, Lebenserwartung oder Sicherheit. Die Geschichte der Menschheit ist eigentlich eine Erfolgsgeschichte. Nur nicht für unseren Planeten. Der Schutz und die Bewahrung der Erde, unseres bisher einzigen Lebensraums, ist vielleicht eine der größten Herausforderungen, vor der die Menschheit heute steht.
Noch immer gilt - Infektionskrankheiten wie Grippe oder COVID-19 können verheerenden Schaden anrichten. Hygiene bleibt eine Frage von Leben und Tod und ist eine Welt zwischen Pest und Puder. Jede Epoche, jede Zivilisation hatte ihre eigenen Hygienevorstellungen. In der abenteuerlichen Geschichte der Hygiene waren Aberglaube, Irrtümer und Widerstände zu überwinden, ehe Ingenieure, Wissenschaftler und Politiker Meilensteine der Hygiene durchsetzten. Große Namen sind damit verbunden: Der Hygiene-Professor Max von Pettenkofer sorgte in München erstmals für sauberes Trinkwasser und ein vorbildliches Abwassersystem. Kaiser Napoleon III. und sein Stadtbaumeister Haussmann schufen in Paris eine neue Lufthygiene, Ignaz Semmelweis bekämpfte den Tod durch Sepsis mit "Hände waschen", Louis Pasteur erforschte lebensrettende Impfmittel, und Robert Koch konnte Bakterien als Ursache für Epidemien nachweisen. Internationale Megaveranstaltungen wie die Hygiene-Ausstellung 1911 in Dresden propagierten die "Volksgesundheit" und schufen damit ein neues Hygienebewusstsein auch bei der breiten Bevölkerung. Und der Staat entdeckte die Vorteile des "gesunden" Bürgers. In der Folge entstanden "Volksbäder", auch Wohnungen von Arbeitern erhielten Toiletten und fließend Wasser. Gesundheitsämter und Hygiene-Institute sorgen seitdem für die Gesundheit der Bürger.