23:00
Eigentlich sei er ein ordentlicher Mensch, hat Adolf Haeberli noch in einem Interview mit dem BLICK im November 2025 erzählt. Erst nach dem Tod seiner Mutter 2006 habe das Chaos im Haus angefangen. In jungen Jahren hatte er als Banker in Genf gearbeitet. Nach dem Tod seines Vaters kehrte er ins Engadin zurück, um seiner Mutter in ihrem Coiffeurs- und Schönheitssalon zu helfen. Nebst der Buchhaltung spezialisierte er sich auf Maniküre und Pediküre. Täglich war er damit beschäftigt, sich alle möglichen Zeitungen umsonst aus den Hotels im Ort zu beschaffen. Zwischen den Papierstapeln zu Hause, er warf anscheinend nie eine Zeitung weg, verfasste er auf seiner klappernden Schreibmaschine zahllose Briefe an die Obrigkeiten: die Gemeinde, die Polizei, die Staatsanwaltschaft, das Bundesgericht. Ein oder gleich mehrere Betrugsfälle galt es aufzudecken. Eine Antwort bekam er jedoch nie. Er mischte sich aber auch gern unter die Leute, zum Beispiel verkleidet an einem Kostümball im Fünf-Sterne-Hotel, beim Cresta Run und beim obligatorischen Schiessen. Der deutsche Regisseur Moritz Müller-Preißer hat ein kurzweiliges und liebevolles Portrait über den kreativ Ungehorsamen geschaffen. Adolf Haeberli ist Mitte November im Alter von 91 Jahren gestorben.
23:30
«1:10» basiert auf einem absurden Ereignis, dass der Regisseur Sinan Taner als Kind erlebte. Sein Vater wurde von einem anderen Vater angegriffen, den er vorher nie getroffen hatte. Der Grund war ein kleiner Streit zwischen dem Regisseur und einem damaligen Klassenkameraden. Der Streit zwischen den Vätern endete in Morddrohungen. Dieses Erlebnis hat er in seinem Abschlussfilm an der ZHdK - Zürcher Hochschulde der Künste verarbeitet. Nebst der überdrehten Aggressivität des einen Vaters schwenkt Sinan Taner den Blick auch auf das Verhalten der Leute, die die Szene beobachten und mit der Situation überfordert sind. Beides wirkt zugleich absurd und hilflos, was im Kurzfilm gelungen in Szene gesetzt wird.
23:45
Antonio führt ein kleines Bauunternehmen. Über Jahre hat er die Buchhaltung frisiert und seinen Angestellten Victor schwarz bezahlt. Covid lässt sein Konstrukt nun zusammenstürzen. Nun liegt es an ihm. Gibt er weiterhin dem «System» die Schuld oder übernimmt er Verantwortung? Schweizer Kurzfilm.
00:05
Die Einsamkeit, die Wut. Artemisia hat das Gefühl, dass sie mit den Tieren im Zoo mehr gemeinsam hat, als mit ihrer Mutter oder den anderen Mädchen. Vielleicht findet sie heraus, wer sie ist, wenn sie sich in der Natur verliert. Preisgekrönter Abschlussfilm der Tessiner Filmemacherin Anna Simonetti.
00:25
Eines Nachmittags lernt der junge Elio die heimliche Geliebte seines Nachhilfelehrers kennen. Als er sich überwindet, ihr ein Geheimnis zu erzählen, glaubt sie ihm nicht. Christine Wiederkehr gewann 2024 für ihren subtil eindringlichen Kurzfilm den Zürcher Filmpreis für Bestes Drehbuch.
00:40
Toomas ist mit seiner Familie frisch in die Stadt gezogen, da klingelt es. Vor der Tür steht der Postbote mit einer Ziege an der Leine - das Geschenk einer Wohltätigkeitsorganisation. Doch was soll Toomas mit dem Tier anfangen, das offensichtlich fehl am Platz ist? Lakonischer Kurzfilm aus Estland.
00:55
«Grosses Zimmer in Traumwohnung. Zentral gelegen. Bezug ab sofort. Mit viel Licht und Luft.» Diese Anzeige lässt jedes Mieterherz höher schlagen. Doch wo ist der Haken? Dieser unterhaltsame, aber leider sehr aktuelle Kurzfilm aus Spanien, treibt die Wohnungsnot ad absurdum.
01:05
Regisseur Tom Furniss verarbeitet in seinem Kurzfilm «Rochelle» persönliche Erfahrungen aus seiner Jugend. Als er zwanzig Jahre alt war, nahm sich ein guter Freund in seinem, Scheiss-1986 Toyota Corolla (O-Ton Furniss) das Leben. Am Tag danach brachten er und ein paar Freunde mithilfe eines älteren Mechanikers den Wagen zu einem Schrottplatz und zerlegten ihn mit Brechstangen, Baseballschlägern, Ziegeln und Stiefeln. Zusammen haben sie so das Auto zur Ruhe gesetzt. Deshalb empfand er bei seiner ersten richtigen Trauerphase in seinem Leben weder Wut noch Traurigkeit, sondern Verbundenheit.
01:20
Ein Mann schildert anhand der Launen seiner Haupt- und Gesichtshaare von den Höhen und Tiefen seines Lebens - vom Trauma der Friseurbesuche, der ersten Liebe, vom Haarverlust und von seinem Vater. Liebevolle Animation des ägyptischen Filmemachers Sameh Salaa «The Wolf».
01:35
Das junge Ehepaar Sophie und Oscar sind mit ihrer Tochter zum «Green Card Interview» vorgeladen. Mit Verspätung hetzen sie zum Migrationsbüro. Doch während Oscars Befragung hört Sophia im Warteraum, wie dessen Name ausgerufen wird. ICE ist hier. Eindringliches, oscarnominiertes Drama.
01:45
Irgendwo in der Wüste: Drei Esel wandern durch die Landschaft, bis sie auf eine verlassene Sternwarte stossen. Man beginnt sich zu fragen, was in den Eseln vorgeht. Und wie hat die Filmcrew die Esel davon überzeugt, bei diesem Projekt zu kooperieren? Meditativ-atmosphärischer Kurzfilm ohne Dialog.
02:00
Charlie langweilt sich unter der sengenden Sonne und träumt vom Meer. Aber sie muss mit ihrer Cousine Jess, die in ihrem Liegestuhl faulenzt, ein schäbiges Motel hüten. Während die beiden Teenager sich streiten, wird im Radio die Apokalypse heraufbeschworen. Animation aus Frankreich.
02:15
Die zwölfjährige Vilja geht eigentlich gerne ins Ringen. Doch die Angst vor Schmerzen lässt sie oft frühzeitig aufgeben. Dass ihre Eltern in Trennung sind, hilft nicht. Und dann ist die Tochter des neuen Freundes der Mutter noch der Star des Teams. Kann sich Viljia mental und emotional befreien?
02:30
Wenn zwei Menschen sich lieben und kuscheln, kann es sein, dass ein neuer Mensch entsteht. Doch manchmal ist der neue Mensch etwas anders und hat ein Chromosom zu wenig. So ergeht es dem Jungen Eric. Warmherziger Kurzfilm aus Belgien über eine Welt, die ein bisschen anders rum ist.
02:45
Der Junge Hamed beim Tanzen mit seiner Schwester, im Schwimmbad, beim Gebet - unter dem wachsamen Blick seines Vaters. Als Jugendlicher entzieht er sich diesem und ringt mit sich auf der Suche nach seiner Identität. Preisgekröntes Queer-Drama des afghanisch-kanadischen Regisseurs Alexander Farah.
03:00
Ein Duell der besonderen Art: nachdenklicher und gewissenhafter Elefant mit Wischmob gegen überdimensionales, blaues, rüsseliges, grossmauliges Etwas, das mit Vorliebe durch die sauberen Flure rennt und diese beschmutzt.
03:10
Auf der Suche nach Antworten begegnet die Reporterin Menschen mit Trisomie 21, die ihren Platz in der Arbeitswelt bereits gefunden haben. In der Schweiz leben rund 5000 Menschen mit Down-Syndrom. Die meisten arbeiten in geschützten Institutionen, doch manche wagen den Schritt in die freie Wirtschaft. So wie Lukas Hämmerli, 23, der nach Rückschlägen einen Job als Pferdepfleger gefunden hat. Oder Julia Wyss, 31, die in einer Schulküche eine Aufgabe entdeckt, die ihr Selbstvertrauen stärkt: «Hier fühle ich mich wie ein normaler Mensch, andernorts weniger.» Julia möchte einmal ihr eigenes Restaurant eröffnen. Für Lukas und Julia bedeutet ihre Arbeit weit mehr als blossen Lohnerwerb. Es geht um Selbstständigkeit, Anerkennung und das Gefühl dazuzugehören. Das wünscht sich die Reporterin auch für ihre Tochter. Die Reportage erzählt von Hoffnungen, Hindernissen und Erfolgen. Sie zeigt, wie viel möglich ist, wenn Chancen eröffnet werden - und wie viel Kraft es kostet, sie zu ergreifen. Am Ende bleibt die Frage: Wann ist es richtig, an einem Traum festzuhalten und wann ist es besser ihn loszulassen?
03:40
In Affoltern am Albis ZH wetzt Romy heute ihre Messer für das «Mini Chuchi, dini Chuchi»-Essen. Neben dem Kochen verbringt die 51-Jährige viel Zeit mit ihren beiden Hunden Makebo und Luna. Das scharfe Messer braucht sie heute für den «Wiehnachtsbrate» mit Quarkknöpfli und Gemüse.
03:55
Familie Lackovic wohnt im fruchtbaren Osten Kroatiens. Bei ihnen kommt nur Gemüse aus dem eigenen Garten auf den Tisch. Zudem zeigen sie, wie sie für den Erhalt alter Tomaten- und Paprikasorten kämpfen. Slavica Lackovic verköstigt angemeldete Gruppen mit ihren exzellenten Kochkünsten.
04:20
Weihnachten wird in Strassburg gross gefeiert, auch in der Küche. Das traditionelle Elsässer Früchtebrot Berwawecka darf nicht fehlen. Fatima Riahi bereitet es mit ihrer Tochter Ambrine zu. Ein Teil der Zutaten stammt aus eigenem Anbau. Fatima betreibt eine Stadtfarm mit 120 Angestellten.
04:50
Kurz vor den Festtagen lässt Nicolas Senn das «Potzmusig»-Jahr 2025 Revue passieren. Aus über 20 Volksmusik-Sendungen pickt er die schönsten Momente heraus und bringt damit die einzigartige Vielfalt unserer musikalischen Tradition zum Glänzen. Mit dabei: Jodelduett Martin & Hubert Thalmann, Quartett waschächt, Carlo Brunner & Willis Wyberkapelle, Lochus Alphorn Quartett, Rusch-Büeblä, SöreBläch, Hackbrettduo Kellerheims, Kapelle Gupfbüebä, die Trägerin des goldenen Violinschlüssels Nadja Räss mit Jodlerklub Waldstatt Echo sowie ein Zusammenschnitt der Auftritte unserer hoffnungsvollen Nachwuchstalente. Nicolas Senn präsentiert aber nicht nur abwechslungsreiche Volksmusik-Perlen, sondern enthüllt eine von langer Hand geplante und mit versteckter Kamera gefilmte Geburtstagsüberraschung.