Das Jahr 2000 war politisch ein Schicksalsjahr für Österreich. Mit der Bildung einer "Kleinen Koalition" fand eine politische Wende statt. Judith Doppler entwirft eine minutiöse Chronologie der damaligen Ereignisse in der neuesten Folge der ORF-III-Reihe "Schicksalstage Österreichs - Tagebuch der Wende 2000".
Die ORF-III-Produktion blickt zurück auf jenen Tag, an dem Jörg Haider die Macht in der FPÖ übernommen hat. Samstag, 13. September 1986, ein Tag der die Politik der Zweiten Republik für immer verändern wird. In Innsbruck kommt die FPÖ zu einem Parteitag zusammen. Es ist der Höhepunkt jenes Feuers, das der Jung-Politiker Jörg Haider durch gezieltes Zündeln innerhalb der Partei angefacht hatte. Dem Tag voraus gegangen sind zahlreiche Intrigen des FPÖ Shootingstars gegen die Mitglieder seiner eigenen Partei, getragen vom deutsch - nationalen Flügel, der sich durch Haider eine Stärkung innerhalb der Österreichischen Politik erhofft. Mit einer Stammtischrunde, mit Zeitzeugen, wie dem damals vor Ort berichtenden Journalisten Roland Adrowitzer, dem ehemaligen Bundeskanzler Franz Vranitzky und Vizekanzler Norbert Steger, verfolgen wir die emotional aufgeladenen Stunden bis zur entscheidenden Wahl. Es ist ein Tag, der in seinen Wendungen äußerst dramatisch verläuft und durch die Wahl Jörg Haiders zum neuen FPÖ Parteiobmann den Beginn des Aufstiegs des Rechtpopulismus in Österreich markiert. Mit Jörg Haider betritt ein neuer Typ Politiker die Bühne: Jung, dynamisch und mit dem unbedingtem Willen zur Macht. Der Film blickt aber nicht nur auf die Stunden rund um den 13. September, sondern richtet seinen Blick auch auf die Entwicklung danach. Auf den kometenhaften Aufstieg Jörg Haiders, der geprägt ist von einer höchst aktiven "Buberlpartie", dem Lichtermeer gegen Fremdenhass und der zur ersten schwarzblauen Regierung zur Jahrtausendwende führt.
Das Dritte Lager bezeichnet in Österreich die politischen Bewegungen der deutschnationalen und nationalliberalen Wählerschaft. Die Wurzeln des Dritten Lagers reichen weit in die Zeit der k.u.k. Donaumonarchie zurück, wo alle Bewegungen, von deutschvölkischen bis hin zu deutschfreisinnigen, die Vereinigung aller deutschsprachigen Gebiete in einem Großdeutschen Reiche forderten. Das kaiserliche Österreich, in dem die Deutschen zwar die politische und kulturelle Führung innehatten, aber nicht die Mehrheit der Bevölkerung stellten, sahen die Deutschnationalen als Bedrohung des Deutschtums an. Grundlage des sogenannten Dritten Lagers in der Republik ab 1918 ist die Überzeugung, dass Österreich nach dem Verlust der nicht-deutschsprachigen Gebiete durch den Zerfall der Habsburger-Monarchie keine wirtschaftliche Existenzmöglichkeit als eigener Staat hätte. Die Sehnsucht nach einem Anschluss "Deutschösterreichs" als Bundesstaat innerhalb des Deutschen Reichs wird - mit Ausnahme der wenigen verbliebenen Monarchisten - anfangs in allen Parteien - den Christlichsozialen, wie den Sozialdemokraten - geteilt. Das im Friedensvertrag von St. Germain festgeschriebene "Anschlussverbot" wird bis zur Machtergreifung Adolf Hitlers in Berlin beklagt. Nur langsam entwickelt sich ein österreichisches Nationalbewusstsein. Der autoritäre Ständestaat entwickelt ab 1933 in einem verzweifelten Versuch der Abgrenzung von Nazi-Deutschland eine "Österreich-Ideologie", die aber auch aufgrund der diktatorischen Regierungsform von breiten Kreisen der Bevölkerung, insbesondere der sozialdemokratischen Arbeiterschaft, nicht mitgetragen wird. Die Anhänger der deutschnationalen Parteien, die ohnehin nur noch eine kleine Minderheit repräsentierten, gehen überwiegend ins Lager der gewaltbereiten Nationalsozialisten. Nach der politischen, militärischen und moralischen Katastrophe Ende des Zweiten Weltkriegs und des Holocausts wurden bei der ersten Nationalratswahl 1945 rund 700.000 ehemalige österreichische NSDAP-Mitglieder und anders Belastete vom Wahlrecht ausgeschlossen. Als diese zur nächsten Wahl 1949 wieder zugelassen wurden, warben Sozialdemokraten und Christlichsoziale um die Stimmen der sogenannten "Ehemaligen". Als Sammelbecken dieser Wählergruppe wurde mit dem Verband der Unabhängigen (VdU) eine "vierte" Partei (neben ÖVP, SPÖ und KPÖ) gegründet. Der VdU konnte bei der ersten Wahl mehr als 400.000 Stimmen verbuchen. Der Begriff "Drittes Lager" wurde von da an für die Gruppe der deutschnationalen und nationalliberalen Wähler verwendet, analog zu den Lagern der konservativen ÖVP und der sozialistischen SPÖ. Nach der Unterzeichnung des Staatsvertrages 1955 erfolgte dann ein Jahr später die Gründung der Freiheitlichen Partei Österreichs (FPÖ) als Nachfolgeorganisation des in sich zerstrittenen VdU. Der erste Obmann der FPÖ war mit Anton Reinthaller ein ehemaliger NS-Funktionär. Seine Wahl unterstreicht die Neuausrichtung der FPÖ in Richtung nationaler Kernwählerschichten. Über Jahrzehnte versuchte die FPÖ einen Keil in den rot-schwarzen Proporz zu treiben. Annäherungsversuche an die ÖVP unter Kanzler Julius Raab und später an die SPÖ unter Bruno Kreisky blieben langfristig erfolglos. Erst Parteiobmann Jörg Haider verwandelte die FPÖ zu einer Partei neuen Typs. Mit populistischen Aktionen, dem Kampf gegen Privilegien und Zuwanderung konnte Haider die FPÖ bei Wahlen zu einer (mit-)bestimmenden Größe machen. Die Dokumentation von Gerhard Jelinek beschreibt die geschichtlichen Wurzeln des Dritten Lagers in Österreich, und ob oder wie sie heute noch wirken.
Die ORF III-Dokumentation "Herbert Kraus und die Wurzeln der FPÖ" widmet sich einer der schillerndsten und vielleicht auch widersprüchlichsten Figuren der jüngeren österreichischen Zeitgeschichte. Kraus erlebte den Zusammenbruch der Donaumonarchie, die Gründung der Ersten Republik, und das Scheitern der Demokratie unter dem Druck von Diktatur und Gewaltherrschaft in der Zeit des Nationalsozialismus. Herbert Kraus gründete gemeinsam mit Viktor Reimann 1949 den "Verband der Unabhängigen (VdU)", der nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs das "Dritte Lager" in Österreich vertrat und die Vorgängerorganisation der heutigen FPÖ darstellte. Kraus selbst hatte unter der Nazi-Diktatur zu leiden. Wegen kritischer Berichte wurde ein Kriegsgerichtsverfahren gegen den Wehrmachtsangehörigen eingeleitet. Trotz seiner liberalen Gesinnung forderte er dann in der Nachkriegszeit das Ende der Bestrafung ehemaliger Nationalsozialisten. Gerhard Jelinek und Birgit Mosser-Schuöcker erzählen in ihrer Dokumentation nicht nur von der Entstehung des "Dritten Lagers", sondern es ist zugleich eine Zeitreise durch Österreichs jüngere Geschichte.
In seinem 25. Programm packt uns Lukas Resetarits mit dem "Schmäh" in all seinen Bedeutungen und Ausformungen. Werbung und Marketing, Medien und Politik; alle halten uns am Schmäh. Aber es wäre nicht Resetarits, wenn er uns diese Dinge nicht in höchst witziger Weise vor Augen führen würde.
Für den Altmeister des Austro-Kabaretts ist Schmäh eine Sprach- und Denkhaltung, eine Lebensphilosophie und Weltsicht. Geschichten spannend zu erzählen, das Schmähführen, also das Abhandeln von Inhalten bis zum Absurden ist weiterhin seine große Stärke.
Satirisches Gag-Feuerwerk rund um Andrea Händler, Sigrid Hauser und Elke Winkens. Mit: Bettina Soriat, Reinhard Novak, Thomas Maurer, Werner Sobotka, Viktor Gernot, Florian Scheuba, Christoph Fälbl, Sigrid Hauser, Andrea Händler, Sigrid Hauser, Elke Winkens, uva. Österreich 1995
Das Ultental ist eines der urigsten Täler Südtirols, mit steilen Bergbauernhöfen und geraden Menschen. Ein Ultner Original ist der Wascht: Gegerbte Haut, verfilzter Bart und verschmitzte Augen; stets eine Selbstgedrehte zwischen den Zähnen und einen kernigen Spruch auf den Lippen. Er bewirtschaftet seinen Hof mit seinem Bruder und ohne jegliche Maschinen. Im Sommer lebt er auf der Alm. Im Winter bringt er das Bergheu in halsbrecherischer Fahrt mit dem Schlitten zu Tal. Ein "Unterwegs beim Nachbarn" gestaltet von Ute Niederfriniger.
Es werden immer weniger. Seit Jahrzehnten. Und dennoch sind sie das Rückgrat unseres Lebens: Österreichs Bauern. Sie erhalten Kulturlandschaften, produzieren, was bei uns den Kühlschrank füllt und führen einen Kampf ums Überleben. Gegen den freien Markt, die Globalisierung, den Preisverfall. Eine Reise durchs Land, zu abgelegenen Bergbauern, zu Österreichs größtem Milchbauern, zu Biopionieren. Ein Blick in Ortschaften, die schon lange als sterbende Dörfer bezeichnet werden, zu Jungbauern, die für Kalender posieren und zu jenen, die alleine den Hof erhalten, weil sie keine Frau an ihrer Seite haben. Ein Blick auf jene, die versuchen, ihren eigenen Weg zu finden. Die von ihrem Tun überzeugt sind - die den Agrar-Mächten, dem Strukturwandel und der Landflucht trotzen. Ein Film von Peter Liska über Menschen, die Österreich prägen.
Das Paznaun - eine Region voller Gegensätze und Überraschungen. Kleine Orte und große Berggipfel. Hier finden Tradition und Moderne nebeneinander Platz - und was im Winter ganz laut ist wird im Sommer ganz leise - fast ursprünglich. Eingebettet in ein unverkennbares Bergmassiv liegt das Paznaun- im äußersten Westen von Tirol. Rund 40 Kilometer erstreckt sich das Tal südwestlich bis zur Bielerhöhe mit dem Silvretta Stausee auf Vorarlberger Seite. Es ist ein Tal mit vielen Gesichtern: spannend, aufregend und beschaulich zugleich. Besonders im Sommer. Kaum zu glauben, dass in den Wintermonaten hier täglich bis zu 20 000 Gäste nächtigen. Im Sommer wird das Paznaun als Urlaubsregion immer beliebter - vor allem unter Wanderern und Bergsteigern. Nicht zuletzt durch den kulinarischen Jakobsweg unter der Ägide von Jahrhundertkoch Eckart Witzigmann, der von seinem Projekt erzählt. Die Paznauner galten seit je her als ein gewieftes Volk. Durch die Lage und die Nähe zur benachbarten Schweiz war das Gebiet um die Silvretta- und die Samnaungruppe eine wichtige Verbindung und so manch Paznauner wusste diese Verbindung geschickt für sich zu nutzen: Zum Schmuggeln. (Doku 2019)