TV Programm für NDR am 02.03.2021
Jetzt
Der rote Backstein steht wie kein anderer für norddeutsche Bauweise und Architektur. Als andere Städte sich im 20. Jahrhundert vorsichtig von dem traditionellen Baustoff verabschiedeten, ist Hamburg einen eigenen Weg gegangen. Vor allem in den 1920er-Jahren ist das rote Erbe der Freien und Hansestadt entstanden: Wohn- und Kontorhausquartiere aus Backstein. Bis heute sind sie stilbildend. Aber so sicher und wetterfest der Backstein auch aussieht, nach bald 100 Jahren, dem er Schlagregen, Frost und Hitze ausgesetzt war, verliert er seinen Glanz, verlieren die Fassaden ihre Stabilität. Der Mörtel rieselt, der Backstein bröckelt! Die Mauern des Altonaer Reichardtblocks drohten einzustürzen. Der Eigentümer, der Altonaer Spar- und Bauverein, suchte händeringend nach neuen Wegen in der Sanierung und fand Joachim Schreiber. Er ist einer von acht Hamburger sogenannten Backsteinberatern und kennt jede Schwäche von Stein, Mörtel und Verarbeitung. Er weiß auch, mit welchen neuen Methoden das Alte noch zu retten ist. Wenn die Maueranker aus Stahl nicht mehr helfen, vielleicht stabilisiert ein gerade neu erfundener Schaum den Reichardtblock? Backsteine werden mittlerweile vielfach industriell gefertigt, ebenso wie die dünnen Riemchen-Verblender. Joachim Schreiber liebt die original im Ringofen gebrannten Backsteine, irgendwie sind sie alle gleich und doch sieht jeder anders aus. Nur mit diesen Steinen kann die Stadt ihr Gesicht bewahren, sagt Schreiber. Früher gab es Hunderte Ziegeleien an der Elbe, die diesen Stein hergestellt haben, heute nicht mal mehr eine Handvoll. Im Klinkerwerk Rusch bei Drochtersen werden die Steine im Ringofen gebrannt, doppelt so viel wie vor Jahrzehnten, und doch zu wenige. Denn flächendeckend kommt der Backstein die Jahre. Die Alternative zur Sanierung heißt Abriss, gerade in Hamburg. Das weiß Kristina Sassenscheidt, Vorsitzende des Denkmalvereins Hamburg. Auch sie sucht nach neuen Wegen, um die historische Substanz und damit einen Teil der Stadtgeschichte zu bewahren. Die Viktoria-Kaserne hat als Soldatenunterkunft lange ausgedient, konnte aber als neue Heimat für Foodcoop, Fotografen oder den Chaos-Computer-Club bewahrt werden. Nun droht dem "Warmwasserblock" von 1928 der Abriss. Kristina Sassenscheidt erinnert ihre Stadt auch an diesen denkmalgeschützten Wohnblock. Und die Mieter fangen an, sich zu wehren. So entsteht über den Baustoff Backstein eine neue Gemeinschaft in der Stadt, von der Denkmalschützerin über den Backsteinberater bis zum Nachwuchsarchitekten: Jan Sprengel hat sich der Sanierung von Backsteinbauten verschrieben. Mit so viel Erfolg, dass sein Büro jetzt umziehen muss, aus dem engen Dachgeschoss in einen Neubau in der Hafencity, natürlich aus Backstein! Alle wollen Hamburgs rotes Erbe retten: den Backstein.
Danach
Hohes Laub Die Giraffen im Jaderpark kommen in ein neues Gehege mit viel Platz und köstlichem Blattwerk. Tiefe Entspannung In Friedrichskoog hat sich Tanja Rosenberger ein Anti-Aging- Programm für Seehund-Opa Lümmel ausgedacht. Seitenhieb Zwergflusspferd Mbele blutet im Gesicht, und alle fragen sich, wie das passieren konnte.
Das Samstags-Magazin "Gut zu wissen" mit Moderator Willi Weitzel unterhält, informiert und überrascht.
Tessa Petzoldt war schon Hebamme von Beruf, als sie endgültig verstanden hat: ihr sind Blumen in die Wiege gelegt! Der Opa Florist im Hauptbahnhof, der Vater in Hamburg-Winterhude, und dann dieser leere Eckladen für kleines Geld und die Geschäftsidee: Tessa Petzoldt, Blumentochter. Elf Jahre ist das her, es funktionierte sofort. Schon winkte im nächsten Viertel die nächste Chance, der zweite Laden. Aus ihrer eigenen Geschichte wusste Tessa aber: kein Familienunternehmen ohne Familie! Ehemann Guido kam als Kaufmann dazu, Bruder Robin, Tierpfleger bei Hagenbeck, wurde in Peru angerufen bei der Auswilderung einer seltenen Vogelart: Ob er nicht doch den Beruf wechseln wollte!? Seitdem halten die drei Petzoldts zusammen wie Jauche und Levkojen, kämpfen gegen die Müdigkeit am Großmarkt, strahlen in den Läden Kundinnen und Kunden und Personal an, binden immer noch Sträuße selbst und nehmen sich nicht nur auf, sondern auch in den Arm; erst recht seitdem es wieder um alles geht: Mit der Coronakrise kam die Sorge um die Existenz. Geht es überhaupt weiter mit Blumen Petzoldt? Morgens um sieben treffen die Geschwister Tessa und Robin Petzoldt und Tessas Ehemann Guido Graf die Entscheidungen des Tages: sechs Kübel Tulpen, Sorte Aafke, in die Filiale in Hamburg-Eppendorf. Oder doch alle zehn? Die günstigen Magnolien in die Filiale Hegestraße. Oder mal was riskieren und sie den Barmbekern in der Jarrestraße anbieten? Und dann der Einkauf: Wie viel Ware kommt aus Hamburgs Blumengarten Vierlanden, wieviel muss "Benny", der Händler vom Niederrhein, zuliefern? Und vor allem: Wie soll der Laden in Hamburg-St. Georg, in der berühmten Langen Reihe wieder hochgebracht werden nach der Schließung im Lockdown vor Weihnachten? Macht das Click & Collect-System, nach dem nur vorbestellte Sträuße gekauft und abgeholt werden dürfen, überhaupt Sinn in jeder der sechs Petzoldt-Filialen? "Wir wissen es nicht ...", sagt Tessa, "Aber Kopf in den Sand stecken kommt nicht infrage", sagt ihr Bruder Robin. Und ihr Mann Guido: "Auch die Filiale in der Langen Reihe wird aufgemacht, lieber ein Drittel Umsatz als gar keinen!" Diesmal müssen auch Emil und Ida mit, Tessas und Guidos Kinder, Kita und Schule sind ja geschlossen, und dann wird das Schaufenster dekoriert mit allem, was frisch und bunt ist gegen das Wintergrau und gegen die eigenen Ängste. Wäre doch gelacht, wenn Blumen Petzoldt nicht auch eines Tages in die vierte Generation geht.
Welche Bevölkerungsgruppen sollen angesichts der Impfstoffknappheit zuerst gegen COVID-19 geimpft werden? Sollen Geimpfte Sonderrechte wie Restaurant- oder Konzertbesuche, Sport- und Reisemöglichkeiten haben? Alena Buyx ist Vorsitzende des Deutschen Ethikrates, der auf solche Fragen Antworten gibt. Der Ethikrat berät die Politik, insbesondere die Bundesregierung sowie den Bundestag. Zu Zeiten von Corona sind die Empfehlungen von Alena Buyx und ihrem Team besonders gefragt. Mit der Ärztin und Medizinethikerin Alena Buyx hat der Deutsche Ethikrat eine Frau an seiner Spitze, die auf eine überaus beeindruckende akademische Karriere zurückblicken kann. Geboren 1977 in Osnabrück, absolvierte sie binnen acht Jahren zwei Vollstudien: Medizin und ein Magisterstudium der Philosophie, Soziologie und Gesundheitswissenschaften. Nebst Auslandsaufenthalten in York und London promovierte Alena Buyx innerhalb dieser Zeit zudem in Medizin und erwarb die Vollapprobation als Ärztin. Mit nur 35 Jahren habilitierte sie sich und folgte dem Ruf an die Christian-Albrechts-Universität Kiel als Professorin. Dem Deutschen Ethikrat gehört sie seit 2016 an, auf Vorschlag der Bundesregierung. Im vergangenen Jahr wurde die verheiratete Mutter von zwei Kindern zudem in den Fachbeirat der Weltgesundheitsorganisation berufen. Bei "DAS!" auf dem Roten Sofa berichtet Alena Buyx, wie sich der Ethikrat zusammensetzt und moralphilosophische Probleme diskutiert, wie sie konkret die Bundesregierung in Corona-ethischen Fragen berät und ob sie sich ärgert, wenn sich die Politik nicht an die Ratschläge des Ethikrates hält.
ARD-Nachrichten aus dem In- und Ausland auf den Punkt gebracht. Die "Tagesschau" bietet die wichtigsten Nachrichten des Tages und zusätzliche Informationen in Text, Bild, Audio und Video sowie umfassende Berichte und Hintergründe zu aktuellen Themen und Entwicklungen.
"Visite" mit einer Überraschung: Die Sendungen am 23. Februar, 2. März und 9. März werden von Dr. Johannes Wimmer moderiert. Eine Urlaubsvertretung der besonderen Art!
Ein Notruf geht bei der Bremer Polizei ein, zu hören sind Hilferufe. Kurze Zeit später wird in einem Park die Leiche einer jungen Frau gefunden. Die massiven Verletzungen am Hals der Toten stellen die Bremer Hauptkommissare Inga Lürsen und Stedefreund vor ein besonderes Rätsel. Eine traumatisierte Augenzeugin kann den Ermittlern nur den verstörenden Hinweis "Vampir" liefern. Während Inga Lürsen Schritt für Schritt die Indizien und Hinweise zusammensetzt, gerät Stedefreund in einen fieberhaften Strudel mystischen Aberglaubens. Als die Ermittler auf Nora Harding und ihren Vater Wolf Harding treffen, überschlagen sich die Ereignisse.
Weltbilder, das Auslandsmagazin des NDR. Die Redaktionen liefern die Hintergründe zu aktuellen Auslandsthemen, zeigen packende Reportagen und berührende Porträts. Aus aller Welt erzählen Korrespondentinnen und Korrespondenten der ARD die Geschichten hinter den Nachrichten. Bildstark und informativ. In klassischen Filmen, in Storys oder Clips aus dem Netz.
Rómulo, ein ehemaliger Kriminalpolizist und Privatdetektiv, wird von einer Klientin damit beauftragt, in einem Altersheim zu ermitteln. Dort lebt ihre Mutter, die das Pflegepersonal und andere Heimbewohner beschuldigt, sie zu bestehlen und schlecht zu behandeln. Um herauszufinden, ob an diesen Vorwürfen etwas dran ist, beschließt der Detektiv, einen "Maulwurf" ins Seniorenheim zu schleusen. Für die verdeckte Ermittlungsarbeit sucht er per Zeitungsannonce nach einem Mann zwischen 80 und 90 Jahren, der als verdeckter Ermittler für einige Zeit zum Schein in dem Heim unterkommen soll. Nach einigen erfolglosen Bewerbungsgesprächen findet Rómulo endlich den 83-jährigen Sergio, einen ruhigen, freundlichen und scharfsinnigen Witwer. Nach einer kurzen Einführung in die grundlegenden Techniken des verdeckten Ermittelns und den Umgang mit technischen Spionagegeräten ist es soweit: Im Heim angekommen, soll Sergio das Haus ausspähen, sich der gesuchten Frau nähern und über seine Ermittlungsergebnisse genauestens Bericht erstatten. Doch seine Erkenntnisse belegen keine eindeutigen Delikte, denn die gibt es beim besten Willen einfach nicht, bei aller Mühe, die sich Sergio macht. Seine täglichen V-Mann-Berichte erzählen vom Alleingelassen werden, von sehnlichst erwarteten Besuchen, von Freundschaften und Feindschaften der Bewohner, einfach vom Alltag in Isolation. Sergio fällt es zunehmend schwer, seine Rolle als Spion wahrzunehmen, je besser er die Heimbewohner kennen und lieben lernt.
Es ist Nacht in Niedersachsen. Am Rande eines dunklen Waldes, nur wenige Schritte von den rasenden Autos auf einer Landstraße entfernt, stehen ausrangierte Wohnmobile. Farbige Lichterketten und bunte Herzen blinken in stoischem Rhythmus. Im Innern warten Frauen darauf, dass ein Auto anhält und ein Kunde zu ihnen in den Bus steigt. Drei Jahre haben die Regisseurin Elke Margarete Lehrenkrauss und ihr Kameramann Christoph Rohrscheidt hier verbracht, um Geschichten aus diesem Milieu bildstark zu erzählen. Und so treffen die Zuschauer*innen in dem preisgekröntem Festivalerfolg "Lovemobil" auf zwei Frauen aus Bulgarien und Nigeria. Beide warten darauf, genügend Geld beiseite legen zu können, um ihre Familie in ihren Heimatländern zu unterstützen. Mit den beiden Frauen erleben die Zuschauer*innen hautnah, wie es sich anfühlt, in einem Fahrzeug gefangen zu sein, das nicht mehr anspringt. Im ständigen Zwiespalt zu stehen, zwischen dem Wunsch, abzuhauen und der Notwendigkeit, Geld zu verdienen. Die Angst, nie wieder ein normales Leben führen zu können und der doch immer wiederkehrenden leisen Hoffnung, dass vielleicht eines Tages jemand kommt, der sie da rausholt. Sie sind hier, freiwillig unfreiwillig, geparkt in einer Zwischenwelt. Durch den Film führt auch Uschi, eine in die Jahre gekommene "Ehemalige", die die Seiten gewechselt hat und nun die Wohnwagen an die jungen Frauen vermietet. Uschi raucht viel und lebt mit ihren drei Chihuahuas in einem ausgebauten Wohnwagen am Rande eines Dorfes. Täglich kassiert sie mit ihren ständig wechselnden künstlichen Fingernägeln und in ihrer extravaganten Kleidung kompromisslos ab. Und bei alldem führt sie die Zuschauer*innen auch durch über 40 Jahre Geschichte der Prostitution in der Bundesrepublik und der Suche nach einem Glück, welches am Ende für sie selber in der Einsamkeit endete. Ist sie eine Warnung, ein Zeichen dafür, wie die Mädchen enden könnten, wenn sie weiterhin zusehen, wie die Zeit an ihnen vorbeizieht? "Lovemobil" ist in seiner Tiefe kein Film über Prostitution, sondern ein Film über das Dead End eines globalisierten Kapitalismus und jene, die er am härtesten trifft und die mit allen Mitteln ums Überleben und eine Zukunft kämpfen. "Lovemobil" wurde mit dem Deutschen Dokumentarfilmpreis 2020 ausgezeichnet.