Nihat ist überglücklich, als er vor dem Übertragungswagen des deutschen Fernsehens beim Budapester Bahnhof Keleti steht und sich begeistert die Technik erklären lässt. Es ist Anfang September 2015 und der 13-jährige Kurde aus Syrien fühlt sich endlich in Sicherheit. Mit seiner Familie ist er aus dem Bürgerkrieg über die Balkanroute geflohen. Er campiert mit seinen drei jüngeren Geschwistern und den Eltern zusammen mit hunderten anderen Geflüchteten im Untergeschoss des ungarischen Bahnhofs. Es herrscht ein riesiges Chaos. Die ungarische Regierung lässt die menschenunwürdigen Umstände bewusst zu. Es spielen sich in den ersten Tagen Anfang September 2015 Szenen ab, die bis heute die Politik prägen. Zehn Jahre später fragt ein Filmteam von arte nach, was aus Nihat und seiner Familie geworden ist. Die Autorinnen, die ihn schon damals getroffen haben, besuchen ihn in Finnland, wo er jetzt mit seiner estnischen Frau und der gemeinsamen Tochter lebt. Sie treffen außerdem einen Ungarn wieder, der sich damals der Regierungspolitik widersetzt hat. Mittlerweile hat Balasz Budapest verlassen und zieht an seinem neuen Wohnsitz in Wuppertal Bilanz. Die Österreicherin Renate enthüllt in der Dokumentation "Geschafft? - 10 Jahre Balkanroute" erstmals ihre wahre Identität. Denn die Straftat, die sie vor zehn Jahren am Budapester Bahnhof aus Empörung über das Politikversagen begangen hat, ist inzwischen verjährt.
Keine deutsche Schauspielerin wird international so gefeiert wie Sandra Hüller. Für ihre Darstellung in "Anatomie eines Falls" erhält sie 2024 eine Oscarnominierung. Für die Dokumentation "Sandra Hüllers Geheimnis" nimmt sie sich exklusiv Zeit für ein langes Gespräch, eine Ausnahme. Sie berichtet von dem Abenteuer der Schauspielerei. Seit ihrem 20. Lebensjahr steht sie auf der Bühne. Diese frühen Auftritte sowie unbekannte Archivschätze zu großen Theater- und Filmrollen, zeigen unverstellt die gesamte Bandbreite von Sandra Hüllers Kunst. Weggefährten, wie die Regisseure Justine Triet und Hans-Christian Schmid, der Theaterpionier Johan Simons und der Schauspieler Jens Harzer erzählen von ihrer Kunst der Verwandlung, von intensiven Probensituationen und dem emotionalen Zugang, den Sandra Hüller zu ihren Figuren hat. Durch die präzise Analyse ihres Werks und ihrer persönlichen Herangehensweise entsteht das vielschichtige Bild einer Ausnahmekünstlerin, die in ihrer Arbeit viel von sich verrät. Wenn Sandra Hüller sich in ihre Rollen verwandelt, wird sie stark. Völlig ohne Angst verausgabt sie sich, kennt keine Scheu vor dem Abgrund. Immer wieder blitzt das Individuum durch, sein Recht auf eine selbstbestimmte Existenz. Auch bei der Filmarbeit hat sie einen klaren Plan. Wie in einem Spiegel sieht sie die fremde Persönlichkeit und holt sie in die Realität. Seit Hüllers filmischen Anfängen 2006 mit "Requiem" über Toni Erdmann" bis zu "Anatomie eines Falls" begleitet die Autorin Antje Harries sie bei ihren Auftritten auf internationalen Filmfestivals. Sie zeigen die Schauspielerin von einer privaten, ungeschminkten Seite. So wird Sandra Hüller nicht nur als Künstlerin, sondern auch als Mensch erlebbar, mit all ihrer Vielschichtigkeit und Leidenschaft.
Stinkstiefel mit Herz - Christoph Maria Herbst in "Ganzer halber Bruder" Schmierige Typen beherrscht Christoph Maria Herbst besonders gut. Kein Wunder, schon 2004 gelang ihm als Stinkstiefel in der Kult-Serie "Stromberg" der Durchbruch. Einen Mann dieser Kategorie spielt Herbst nun auch in der neuen Komödie "Ganzer halber Bruder". Darin erfährt er als Immobilienbetrüger - frisch aus dem Gefängnis entlassen - dass ihm seine todkranke Mutter ein Haus geschenkt hat. Kleiner Haken: Halbbruder Roland, der Trisomie 21 hat, lebt auch dort und hat lebenslanges Wohnrecht. Herbst will ihn loswerden, doch mit der Zeit entdeckt er sein Herz für den ganzen, halben Bruder … Was ihn der Dreh lehrte, und warum der Film für ihn nicht "die Neuerfindung des Rades" ist, verrät Herbst in "kinokino". Edgar Reitz und der berühmte Gelehrte - "Leibniz" Mit 92 Jahren sind die meisten schon lange in Rente. Regisseur Edgar Reitz, berühmt für seine "Heimat"-Saga, aber setzt zum Comeback an. In "Leibniz - Chronik eines verschollenen Bildes" gerät der berühmte Vordenker Gottfried Wilhelm Leibniz mit einer jungen Malerin ins Philosophieren, in Szene gesetzt von einem der dienstältesten Filmemacher Deutschlands. Edgar Reitz hat dafür erstmals im Studio gedreht, mit Stars wie Edgar Selge, Barbara Sukowa und Lars Eidinger. "kinokino" wirft einen Blick auf den Film und den Universalgelehrten und trifft Regisseur Reitz sowie Hauptdarsteller Selge zum Interview. Die Kunst des Filmschnitts - Porträt Hansjörg Weißbrich Viele Gewerke müssen gekonnt ineinandergreifen, damit ein guter Film entsteht. Die Bildmontage wird vom Publikum oft übersehen, was gut ist, denn im besten Fall sollte der Filmschnitt nicht auffallen und schon gar nicht negativ, sondern die Handlung voranbringen. Hansjörg Weißbrich ist ein Mann, der dieses Handwerk besonders gut versteht. Der 58-jährige Editor, im Volksmund Cutter genannt, hat schon an über 70 Spielfilmen mitgearbeitet und gewann zuletzt fürs Olympia-Drama "September 5" den Deutschen Filmpreis. Was macht den perfekten Schnitt aus? Und wie groß ist der Machtkampf mit der Regie? Antworten in "kinokino" vom renommierten Editor Weißbrich, der aktuell beim Fünf Seen Filmfestival Ehrengast ist. Und "kinokino" mit einer Filmkritik zu "Miroirs No. 3", Christians Petzolds neuem leisen Film über einen Autounfall, der zu einer schicksalhaften Begegnung führt.
Liebe und Tod auf dem Großmarkt: Nachdem der 27-jährige Christian den Job auf dem Bau wegen einer Unbeherrschtheit verloren hat, fängt er in einem Großmarkt bei der Warenverräumung an. Christian taucht in eine ihm unbekannte Welt ein: die langen Gänge, das Gewusel um die Kassen, die Gabelstapler. Bruno weist ihn in die Arbeit ein, unterrichtet ihn im Staplerfahren, wird ein väterlicher Freund. In den Gängen trifft Christian auf die Kollegin bei den Süßwaren, die 39-jährige Marion. Der Kaffeeautomat wird ihr Treffpunkt, sie kommen sich näher. Bald ist Christian anerkanntes Mitglied der Großmarktfamilie. Er besteht die Staplerprüfung. Und er hat sich längst in die geheimnisvolle Marion verguckt, der ganze Großmarkt fiebert mit. Aber sie bleiben vorsichtig im Umgang miteinander, denn die Süßwaren-Marion ist verheiratet. Beim Weihnachtsfest, Heiligabend auf der Laderampe, scheinen Christians Avancen endlich belohnt zu werden: Sie halten Händchen. Doch bald darauf kommt Marion nicht mehr zum Dienst und Christian ist verzweifelt. Es ist schließlich Bruno, der ihm verrät, dass Marion krankgeschrieben ist. Und, dass der Grund, warum Marion erst mal nicht wiederkommt, ihr Mann sei, denn der sei ein "Arschloch". Christian hält die Ungewissheit nicht mehr aus. Er fährt zu Marion, verschafft sich Zugang zur Wohnung und versucht Marions Geheimnis zu lüften. Aber da ist nichts. Er fällt in ein tiefes Loch, kommt verspätet zum Dienst. Dann taucht Marion im Großmarkt auf, als wäre sie nie weg gewesen. Im Tiefkühllager, dick eingepackt wie Eskimos, kommen sich die beiden so nah wie nie zuvor. Aber das Glück ist nur von kurzer Dauer.
Noé hat sich in ein Waldhäuschen zurückgezogen, um der Trauer über ihre kürzlich verstorbene Schwester Raum zu geben. Bei einem ihrer täglichen Waldspaziergänge stößt sie auf einmal auf die reglose Gestalt einer schwarzen Frau, die mit starren Gliedern und offenen Augen auf dem Waldboden liegt. Ihr Körper ist mit Moos bedeckt, doch sie zeigt keine Spuren von Verwesung. Es ist eine Androidin: ELA. Noé beschließt, ELA mitzunehmen, zu reinigen und ihren Akku aufzuladen. Die Androidin aktiviert sich und will sogleich Freundschaft mit Noé schließen. Doch diese betrachtet ELA nur als Maschine - als äußerst spannende und faszinierende Maschine, aber nicht als Person, mit der sie respektvoll, geschweige denn menschlich umgehen muss. ELA versucht alles, um sie dazu zu bringen, sie als Person wahrzunehmen und lässt ihr elaboriertes Small-Talk-Programm gnadenlos ablaufen. Doch es wirkt alles hohl, unpersönlich, einprogrammiert. Erst als ELA beginnt Noés Verhalten nachzuahmen, ändert sich deren Haltung. Noé gewöhnt sich zunehmend an die Anwesenheit der Androidin. Sie ist nicht mehr genervt, sondern beginnt die Gesellschaft zu genießen. Nach und nach taut sie auf und beginnt über sich zu erzählen. Der vergrabene Schmerz über die schwierige Beziehung mit ihrer toten Schwester kommt an die Oberfläche. Die Gespräche mit ELA haben etwas Befreiendes. Dabei realisiert Noé nicht, wie sehr ELA immer mehr ihre Persönlichkeit kopiert. Auch körperlich verändert sich ELA. Ihre Haare nehmen die Form von Noés Haaren an. Sie sucht sich Klamotten heraus, die Noés Klamotten ähneln. Gestik und Mimik sowie die Art zu sprechen, kopiert ELA ebenfalls immer perfekter. Erst als dieser Identitätsklau so gut wie abgeschlossen ist, wacht Noé auf und kriegt es mit der Angst zu tun. Wird es von nun an zwei von ihr geben? Oder kommt es zu einem Entscheidungskampf?
Im beschaulichen Lansing ist immer etwas los. Das Leben der Dorfbewohner ist oft nicht so harmonisch, wie es den Anschein macht. Auch im idyllischen Bayern stehen Streit und Zwist auf der Tagesordnung.
In verschiedenen Rubriken wird das südlichste Bundesland Deutschlands porträtiert. Themen sind unter anderem Landschaft, interessante Persönlichkeiten, Kochrezepte und Mundart-Ausdrücke.
Was hat Franken tagsüber so bewegt? Das Regionalmagazin gibt darüber in kurzweiligen Beiträgen Auskunft. Themen aus Politik, Kultur, Sport und Heimatkunde werden dabei behandelt.
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