Das Ende des Kaiserreichs und die Ausrufung der Republik durch den SPD-Politiker Philipp Scheidemann am 9. November 1918 verändern auch die architektonischen Formen und Linien im Nachkriegs-Berlin. Der Expressionismus in der Architektur entsteht, wofür Erich Mendelsohns Einsteinturm im Wissenschaftspark in Potsdam ein berühmtes Beispiel ist. In der Stadt von morgen entstehen moderne, dezentrale Wohnsiedlungen mit viel Grünfläche - das genaue Gegenteil der Mietskasernen der Industriestadt Berlin in der Mitte des 19. Jahrhunderts: 1925 wurde in Berlin-Britz die sogenannte Hufeisensiedlung nach Plänen des Architekten Bruno Taut gebaut. Auch in Paris, das nun knapp drei Millionen Einwohner hat, sind talentierte junge Architekten am Werk: Le Corbusier entwirft sein visionäres Konzept für die moderne Stadt des 20. Jahrhunderts. Robert Mallet-Stevens baut zeitgemäße neue Wohnhäuser für die französische Hauptstadt. Kurz nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten kommt es am 10. Mai 1933 auf dem Opernplatz in Berlin zur Bücherverbrennung. Intellektuelle, Schriftsteller, Künstler gehören nicht zur sogenannten Volksgemeinschaft der Nazis. Die Moderne der 20er Jahre findet ein jähes Ende, Bruno Taut ist bereits auf dem Weg ins Exil, zuerst nach Japan, dann in die Türkei. Walter Gropius flieht in die USA, genauso wie Mies van der Rohe. Ernst Sagebiel wird einer der größten Architekten des Dritten Reichs. Er erhält den Auftrag für den Entwurf des neuen Flughafens Berlin-Tempelhof ebenso wie für das neue Reichsluftfahrtministerium in der Wilhelmstraße. Mit dem Bau des Stadions für die Olympischen Spiele 1936 gibt Berlin der gesamten Welt einen Vorgeschmack auf die monumentale Ästhetik der nationalsozialistischen Architektur, in der das totalitäre Regime seinen Machtanspruch zum Ausdruck bringt. Die Cité de la Muette in Drancy, in den 30er Jahren von Eugène Beaudoin, Marcel Lods und Vladimir Bodiansky als moderne, kollektive Wohnanlage gebaut, wird unter dem Vichy-Regime grausam instrumentalisiert: Sie wird in ein Sammellager umgewandelt, von wo aus etwa 70.000 Juden mit Zügen der SNCF in die Todeslager im Osten geschickt werden. Kurz nach der Niederlage Frankreichs besuchte Hitler am 23. Juni 1940 Paris. Morgens um 6.00 Uhr ließ er sich durch die Stadt fahren. Er ordnete an, anstelle von Berlin eine Hauptstadt zu errichten, die die französische in allem größenmäßig überträfe - die zukünftige Welthauptstadt Germania. Paris sollte in den Schatten gestellt werden, war aber in vielem Vorbild: Albert Speer entwarf die Pläne für das gigantomanische Projekt. 1945 wird Berlin, insbesondere auch die historische Altstadt, unter dem Bombenhagel der Alliierten zerstört. In der Nachkriegszeit spiegeln sich in der geteilten deutschen Hauptstadt zwei stadtplanerische Konzepte wider. Ostberlin wird von der Stalinallee, der heutigen Frankfurter Allee, durchzogen. Sie hat ihr Vorbild in der sozialistischen Architektur Moskaus, aber auch in Paris in der Avenue Foch. Das beschädigte Berliner Stadtschloss wird 1950 gesprengt. Im Westteil der Stadt entsteht das südliche Hansaviertel mit seinen locker über einen Park verstreuten Gebäuden - ein Sinnbild und Modell der Demokratie. In Paris legt die Periphérique, die in den 60er Jahren ausgebaute Stadtumgehung, die Grenzen der Hauptstadt fest. Nach dem Mauerfall wird eine riesige, relativ dünn besiedelte Stadt mit sehr heterogener Architektur und Bebauung wieder vereint - sie verwandelt sich zu einer der größten Baustellen Europas. Der Palast der Republik, genannt "Honeckers Lampenladen", wird abgerissen, und das rekonstruierte Berliner Stadtschloss soll wieder Zentrum des neuen Berlins werden.
Bekannt ist sie vor allem als Bestandteil von Kosmetika und als Zimmerpflanze. Dabei hat die Aloe vera eine jahrtausendealte Geschichte und ist vielfältig einsetzbar: In Ägypten schätzte schon Kleopatra die heilende Wirkung der Wüstenpflanze. Aber hat Aloe vera wirklich das Potenzial zu heilen und zu pflegen oder ist das nur geschicktes Marketing? Auch in der Küche ist Aloe vera vielseitig einsetzbar. Begoña Frahija nutzt sie zum Beispiel als Fleischersatz in Hamburgern. In ihrer Heimat, der Vulkaninsel Lanzarote, herrschen ideale Bedingungen für den Anbau von Aloe vera. Für diejenigen, die keine Aloe im eigenen Garten haben, verrät Lucie, wie man mit Agar-Agar und dem Saft der Pflanze falschen Kaviar zubereitet. Die leckeren Perlen eignen sich zum Beispiel zum Garnieren von Häppchen.
(1): In Bayonne: Roland Barthes und die Stadt der Zeichen (2): Im Punjab: Die Heimat des Sikhismus (3): In Finnland: Joels Rentierfilet mit dreierlei Knollensellerie (4): In Nigeria: Die Frau, die König sein wollte
(1): Französisch-Guayana: Der Aufstand von Léon-Gontran Damas (2): Französisch-Guayana: Karneval als Gemeinschaftserlebnis (3): Französisch-Guayana: Thierrys Fisch mit Sauce Chien (4): Ein unerwarteter Präsident in Französisch-Guayana
Thessalien, Griechenland: Jason, Thronerbe und Anführer der Argonauten, begibt sich auf eine epische Suche nach dem Goldenen Vlies, um seinen rechtmäßigen Platz als König zurückzuerobern. Mit seinem Schiff "Argo" durchsegelt er gefährliche Gewässer und begegnet mythischen Kreaturen wie dem bronzenen Riesen Talos und der siebenköpfigen Hydra. Schließlich stellt er sich einem finalen Kampf gegen eine Armee untoter Skelettkrieger. Regisseur Don Chaffeys Film adaptiert die griechische Argonautensage mit spektakulären Stop-Motion-Tricks von Ray Harryhausen, die bis heute als Meilenstein der Spezialeffekte gelten. Jasons Reise beginnt mit einem Verrat: Pelias, der sich widerrechtlich den Thron von Thessalien angeeignet hat, überredet ihn, das Goldene Vlies aus dem fernen Kolchis zu holen - in der Hoffnung, Jason werde die gefährliche Mission nicht überleben. An Bord der "Argo" versammeln sich Helden wie Herakles und der blinde Hellseher Phineas, die sich den Herausforderungen der Reise stellen. Auf einer bronzeüberzogenen Insel erwacht der gigantische Talos zum Leben und bedroht die Crew, bis Jason mit einer List den metallenen Wächter besiegen kann. In Phrygien befreien die Argonauten Phineas von den quälenden Harpyien, doch die größte Prüfung folgt in Kolchis: Jason muss die siebenköpfige Hydra bezwingen und dann gegen Skelettkrieger kämpfen, die aus den Zähnen des Untiers erwachsen. Jeder Sieg fordert seinen Tribut - Verluste unter den Gefährten und die wachsende Erkenntnis, dass die Götter ihr Schicksal lenken. Hera und Zeus beobachten das Geschehen vom Olymp aus; doch können sich die Argonauten auf ihre Hilfe verlassen? Don Chaffey inszenierte die Sage als temporeiches Abenteuer, das die visuelle Magie Ray Harryhausens in den Mittelpunkt stellt. Die ikonische Skelettschlacht - vier Monate Produktionszeit für drei Minuten Film - revolutionierte die Tricktechnik und inspirierte Generationen von Filmemachern wie Steven Spielberg oder Peter Jackson. Bernard Herrmanns orchestrale Filmmusik unterstreicht die mythische Dimension, während die Drehorte in Italien und Spanien der Geschichte mediterranes Flair verleihen.
Der Steinkreis von Stonehenge ist weltbekannt - doch um seine Entstehung ranken sich viele Rätsel. Britische Forscherinnen und Forscher brachten in langwieriger Kleinarbeit erstaunliche Erkenntnisse ans Licht. Das wichtigste Ergebnis: Stonehenge wurde anscheinend gar nicht in England erbaut. Ihrer Deutung zufolge gehörten die ältesten Steine des Monuments ursprünglich zu einem noch viel älteren Steinkreis, der weit entfernt vom heutigen Standort errichtet wurde, und zwar im Westen von Wales. Mit modernsten Hilfsmitteln sammelte das Archäologenteam unter der Leitung von Professor Mike Parker Pearson vom University College London die notwendigen Belege, um die Wissenslücke bezüglich der Blausteine zu füllen. Im Laufe ihrer Untersuchungen gingen die Fachleute jeder Spur nach: von den großen Legenden um den Zauberer Merlin bis hin zu den verschiedenen chemischen Signaturen mikroskopisch kleiner Felsstücke. Durch die Kombination innovativer 3D-Scans mit traditioneller archäologischer Feldforschung und neuartigen Laboranalysen entdeckten die Forscher den Ursprung der Steine. Höchstwahrscheinlich wurden sie bereits 400 Jahre vor ihrer Aufstellung in Stonehenge abgebaut. Für die Archäologen bedeutete es ein jahrelanges Unterfangen, dem Rätsel von Stonehenge auf die Spur zu kommen. Durch ihre Ergebnisse ergeben sich weitere, neue Ansätze für die Erforschung des Monuments, das zum Weltkulturerbe zählt.
Seit 2022 gibt es die Via Transilvanica, einen Fernwanderweg, der sich über 1.400 Kilometer von der ukrainischen Grenze im Nordosten bis zur Donau an der serbischen Grenze im Südwesten erstreckt. Die Route beginnt in der Bukowina und führt durch das Land der Szekler - zwei einzigartige Regionen in Rumänien, die zusammen fast 700 Kilometer des Weges ausmachen. Möglich wurde er nur durch die Arbeit der Organisation Ta?uleasa Social und die Hilfe Tausender Freiwilliger. Die Bukowina ist bekannt für ihre sanften Hügel und farbenfrohen mittelalterlichen Klöster. Der Weg führt zu den Huzulenpferden, einer alten Rasse, die für ihre Robustheit bekannt und für die Einheimischen unentbehrlich ist. Die Route führt weiter durch atemberaubende Landschaften, vorbei an dichten Wäldern, wilden Tieren und malerischen Dörfern, in denen das traditionelle Leben noch gepflegt wird. Wanderer begegnen gastfreundlichen Menschen und können die kulinarischen Spezialitäten der Region genießen. Auf die Bukowina folgt das Land der Szekler, Heimat der ungarischen Minderheit in Rumänien. Hier erfährt man Geschichten über ursprüngliches Handwerk wie Geigenbau oder Hutmacherei, über die faszinierenden Qualitäten des Salzes und über ein einzigartiges Vogelschutzgebiet in der kältesten Region des Landes. Jede Etappe der Via Transilvanica hält neue Erlebnisse bereit. Ob Kulturinteressierte, Naturliebhaber oder Abenteurer - auf dieser Route kommt jeder auf seine Kosten.
Mehr als sechs Stunden braucht die Rhodopenbahn, die letzte bulgarische Schmalspurbahn, von Septemwri nach Dobrinischte und zurück. Sie schlängelt sich in über 2.000 Meter Höhe vorbei an kleinen Minaretten, orthodoxen Kirchen, verlassenen Bahnübergängen und atemberaubenden Landschaftskulissen. Die Rhodopen und das anliegende Pirin-Gebirge an der bulgarisch-griechischen Grenze gelten als Artenvielfalt-Hotspot Europas, denn nirgends sonst gibt es auf so kleiner Fläche so viele verschiedene Vogel, Säugetier-, Insekten- und Pflanzenarten. Sogar der größte Greifvogel Europas, der fast ausgestorbene Mönchsgeier mit einer Flügelspannweite von fast drei Metern, gleitet hier durch die Luft. Auch der höchste Berg, der Große Perelik mit seinem über 2.000 Meter hohen Gipfel ist aus dem Zugfenster zu beobachten. Am Fuße des Wichren, dem höchsten Gipfel des Pirin-Gebirges, nahe dem Zielort des Zuges, liegt der älteste Nationalpark Bulgariens, der Nationalpark Pirin. Die bulgarische Regierung wollte die Strecke der Rhodopenbahn schon oft stilllegen, doch die Bevölkerung setzte sich mit ganzer Kraft für ihren Erhalt ein. Die Strecke hat nicht nur Tradition, sie ist für viele Anwohner der landwirtschaftlich geprägten Gegend das einzige Verkehrsmittel und damit auch die einzige Verbindung zur Außenwelt, denn Autos gibt es nur wenige. Die Dokumentation begleitet entlang der Gleise das Leben verschiedener Menschen der Region, die seit jeher eng durch den alten Zug verbunden sind.
Die Bahnstrecke Oravita-Anina wird von Einheimischen schlicht "Aninabahn" genannt - benannt nach ihrem Zielort auf 559 Meter Höhe im Banater Gebirge. Die Bewohnerinnen und Bewohner im dünn besiedelten Banat sind bis heute stolz auf ihren Zug. Als die Linie in den 1860er Jahren erbaut wurde, gehörte das Gebiet zum Österreichisch-Ungarischen Kaiserreich. Noch heute werden deutsche Traditionen entlang der Strecke aufrechtzuerhalten versucht. Mit dem Auto sind die Endbahnhöfe kaum weiter als eine Stunde voneinander entfernt, auf den Schienen kann es locker zweieinhalb Stunden dauern. Und steckt man seinen Kopf aus dem Fenster der alten Zugwaggons, rast die Zeit nur so an einem vorbei. Belohnt wird man mit wunderschönen Aussichten, die so nur aus dem Zugfenster möglich sind.
Die auf vielen Sendern vorgenommene strikte Trennung von Politik- und Kulturnachrichten wird hier aufgehoben. Es werden Schnittpunkte aus beiden Bereichen präsentiert und Zusammenhänge dargestellt.
In Rom herrschte Ausnahmezustand: Zahlreiche Gläubige und Pilger wollten Abschied von Papst Franziskus nehmen, während sich die Heilige Stadt unter erhöhten Sicherheitsvorkehrungen auf die Beisetzung des Pontifex vorbereitete. Während alles auf Rom schaute und Staatsgäste aus der ganzen Welt erwartet wurden, sind die Menschen in der unmittelbaren Umgebung besonders betroffen. Vor den Toren des Vatikans liegt das bekannte Viertel Borgo. Hier war Papst Franziskus häufig unterwegs, besuchte Geschäfte und sprach mit den Menschen vor Ort. Viele können von Begegnungen mit dem Papst berichten, der die Nähe zu den Menschen aktiv suchte. In dem römischen Bezirk ist die Trauer um Franziskus allgegenwärtig. Wie blicken sie in die Zukunft? Einige Kilometer außerhalb der Heiligen Stadt ist es ruhiger, doch die Trauer ist auch hier spürbar. Im Umfeld des Küstenorts Torvaianica leben transsexuelle Prostituierte in Baracken. Viele von ihnen stammen aus Lateinamerika und mussten aufgrund ihrer Sexualität ihre Heimat verlassen. Lange hatten sie sich von der Institution Kirche ausgestoßen gefühlt. Unter Papst Franziskus wurden sie während der Corona-Pandemie finanziell unterstützt und 2022 empfing er sie in Rom zu einer Audienz. Ein Erlebnis, von dem die gläubigen Prostituierten noch heute zehren. Franziskus verstand sich als Papst der Armen und Schwachen. Dass der neue Papst Franziskus' Weg weiterführen wird, daran haben viele von ihnen Zweifel.
Hélène lebt im Haus ihres verstorbenen Onkels Paul Berthier, der Künstler war, und verwaltet gewissenhaft seinen Nachlass. Zu ihrem 75. Geburtstag versammelt sie dort ihre ganze Familie: ihre drei Kinder samt Partnern und Enkeln. Ein seltener Anlass, da ihre Tochter Adrienne in New York lebt und ihr Sohn Jérémie in China. Hélène spürt, dass ihr nicht mehr viel Zeit bleibt. Was wird mit dem Haus und dem Erbe des Onkels geschehen, wenn sie stirbt? Olivier Assayas' Familiendrama wurde von der Los Angeles Film Critics Association 2009 als bester fremdsprachiger Film ausgezeichnet. Hélène bewohnt allein ein herrschaftliches Anwesen und kümmert sich voller Hingabe um den Nachlass ihres verstorbenen Onkels Paul Berthier, der Künstler war. Das Haus, in dem sie ihre Kinder großgezogen hat und sich nun gewissenhaft um die Kunstsammlung der Familie kümmert, ist schon lange nur noch zu besonderen Anlässen von Leben erfüllt. Mit einem solchen Anlass, Hélènes 75. Geburtstag, beginnt der Film "Ende eines Sommers": Kinder rennen durch den riesigen Garten, es wird gelacht, gegessen und getrunken. Doch dann wird es ernst. Hélène will mit ihrem Sohn Frédéric die Kunstwerke durchgehen, um deren Restaurierung und Verkauf er sich nach ihrem Tod kümmern soll: einige Gemälde, wertvolle Möbelstücke und Dekorationsgegenstände. Frédéric will davon nichts wissen. Für ihn ist klar, dass das Haus mitsamt den Kunstwerken in Familienbesitz bleiben soll. Doch für seine Geschwister, deren Lebensmittelpunkt schon lange nicht mehr in Frankreich, nicht einmal in Europa liegt, ist das Haus eher eine Last. "Ende eines Sommers" hinterfragt unseren Umgang mit Objekten und ihren Wert. Während Frédéric viel an der Fortführung der Familientradition liegt, gehen seine Geschwister mit dem Familienerbe pragmatischer um. Für sie besteht der Besitz der Familie lediglich aus Dingen, die sie nicht brauchen und die sie deshalb verkaufen wollen. Doch was nützt eine Vase, die im Museum steht und nicht mehr mit Blumen bestückt werden kann? Assayas zeigt diesen familiären Konflikt fernab von gängigen Klischees. Statt herzloser Protagonisten, denen am Familienerbe nichts gelegen ist, entwirft er mit Adrienne und Jérémie Figuren, die ihrem Bruder gegenüber sehr verständnisvoll sind.
Philosoph und Poet, Suchender und Fragender, "Ladies' Man" und Mönch: Leonard Cohen war eine vielseitige Persönlichkeit. Das machte ihn zu einem der aufregendsten Songwriter. Mit "Hallelujah" verband Cohen viele Jahre spiritueller Sinnsuche. Doch als er nach mindestens 150 Versen endlich mit seinem Opus Magnum zufrieden war, entschied sein Hauslabel Columbia Records, die LP in Amerika nicht zu veröffentlichen. Was Cohen zunächst in eine tiefe Schaffenskrise stürzte, entpuppte sich als der Beginn einer unerwarteten Songwriter-Karriere. Sein "Hallelujah" war nicht mehr aufzuhalten und schaffte es mit Hilfe von Coverversionen von John Cale, Bob Dylan und Jeff Buckley bis auf Platz eins der Charts. Als im Film "Shrek" eine eigene Version des Songs auftauchte, war dessen Erfolg nicht mehr zu bremsen. Inzwischen gilt Leonard Cohens "Hallelujah" als Hymne, die generationenübergreifend die Herzen der Menschen berührt. Mit einer großen Fülle von bisher unveröffentlichtem Archiv- und Interviewmaterial zeichnen die amerikanischen Regisseure Dayna Goldfine und Dan Geller ein vielschichtiges Porträt des Schöpfers des weltberühmten Songs. "Hallelujah: Leonard Cohen, ein Leben, ein Lied" verbindet zahlreiche Konzertausschnitte, vom Beginn seiner Karriere bis hin zu seinem letzten Auftritt, mit Interviews seiner Wegbegleiter. Zu Wort kommen seine langjährige Partnerin Dominique Isserman, sein Produzent John Lissauer und der Rabbi Mordecai Finley. Leonard Cohen selbst reflektiert über seinen Schaffensprozess, Sinnkrisen und das Göttliche.
Leonard Cohen ist unvergessen, viele seiner wunderbar emotionalen Songs zählen zu den Klassikern der Popgeschichte. Sie gehen unter die Haut und zeugen von seiner spirituellen Suche nach dem Sinn des Menschseins angesichts der Katastrophen und des Leids, das Menschen über Menschen bringen. Seine Stimme ist unverwechselbar. Als Leonard Cohen am 17. Juli 2008 im Alter von 73 Jahren nach einem mehrjährigen Aufenthalt in einem buddhistischen Kloster und dem Verlust seines gesamten Vermögens nach langer Konzertpause wieder auf die Bühne zurückkehrte, begeisterte er die Fans in der Londoner O2-Arena mit seinem sanften Charme und leisen Witz. Seine größten Hits wie "Suzanne", "Hallelujah" oder "Dance Me to the End of Love" stehen unter anderem auf dem Programm der einstündigen Konzertfassung.
Für seine Oper ließ sich Gioachino Rossini (1792-1868) von dem berühmten Auszug des israelitischen Volkes aus Ägypten inspirieren, der in der spektakulären Durchquerung des Roten Meeres endete. "Moses und Pharao", 1827 in Neapel uraufgeführt, ist ein bahnbrechendes Werk, maßgeblich getragen von Chorgesängen. Im Orchestergraben führt Michele Mariotti, Experte für das italienische 19. Jahrhundert, beherzt und elegant durch die Sätze der Partitur. Michele Pertusi glänzt als Moses, der Tenor Pene Pati leiht Aménophis seine warme Stimme und Jeanine De Bique erweckt Anaï zum Leben. Moses und der Pharao sind nicht nur zwei Figuren, sondern stehen für zwei unvereinbare Welten. Diese Gegensätze spiegeln sich im Bühnenbild wider: Auf der linken Seite befindet sich das Lager der versklavten Hebräer - auf der rechten Seite die moderne Technokratie, die in Verbindung zur modernen Welt und für die Arroganz der Mächtigen steht. Sie glauben, alles zu kontrollieren, stellen sich aber bald in ihrer Unzulänglichkeit bloß. Tobias Kratzers engagierte Aktualisierung des Stoffes zeigt einmal mehr, wieso er bereits öfter für seine klugen Adaptionen ausgezeichnet wurde. Er verdiente sich in den vergangenen Jahren mit seinen Neuinszenierungen von "Faust", "Tannhäuser" und "Wilhelm Tell" einen Ruf als "eines der größten Regietalente seiner Generation". Mit diesem Stück vereinbart er ein grandioses Bühnenerlebnis mit der notwendigen Überführung eines Stoffes in die heutige Zeit, der beim Publikum vor allem Bilder der Hollywoodproduktion von Cecil B. DeMille heraufbeschwört. Auf der Bühne des erzbischöflichen Palastes tritt die biblische Erzählung in Resonanz mit der komplexen Realität des modernen Mittelmeerraumes und seinen aktuellen Migrationsbewegungen - gleichsam in einem Spannungsfeld zwischen Realismus und Utopie.
De Gaulles Frau hat einen Hund geschenkt bekommen - und zwar nicht irgendeinen: Er hat einmal Adolf Hitler gehört und heißt "Wehrmacht". Am Strand will De Gaulle beweisen, dass man dem Hund - auch wenn das Tier unter einer Art posttraumatischer Störung leidet - beibringen kann, wer nun das Herrchen ist ...
Heute geht es in "Mit offenen Karten" um Wladimir Putins Russland, ein Land, das seit nunmehr über drei Jahren Krieg führt nach seinem groß angelegten Überfall auf die Ukraine. Militärstrategisch, geopolitisch und auch auf dem Schlachtfeld der Nachrichten will der Kreml die Ukraine niederzwingen - koste es, was es wolle. Doch hält auch Russlands Wirtschaft den zahlreichen internationalen Sanktionen und den Zwängen des Krieges stand? Trotz der Sanktionen gegen den Energie- und Technologiesektor verzeichnet das russische BIP dank der Diversifizierung seiner Gas- und Ölexporte, insbesondere nach Asien, ein Plus. Aber die robuste Fassade zeigt Risse: eine galoppierende Inflation, ein Mangel an Arbeitskräften und die wachsende Abhängigkeit von China. Kann die russische Wirtschaft diese Herausforderungen bewältigen?
Das Kulturmagazin des Senders ARTE wird täglich aus Paris gesendet. Aktuelle Themen aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Gesellschaft stehen im Zentrum der Sendung und werden versiert unter die Lupe genommen.