05:00
Im März breitet sich in Japan nach und nach die Kirschblüte im ganzen Land aus und markiert den Beginn des Frühlings in der nördlichen Hemisphäre. Die Tage werden länger und in Flora und Fauna spielen sich spektakuläre Veränderungen ab. Die Singschwäne, die in Japan überwintert haben, machen sich wieder auf den Weg gen Norden. In Indien begeben sich wildlebende Elefanten auf Wanderschaft - eine der größten Migrationsbewegungen dieser Tiere in Asien - und beim Holi, dem Fest der Farben, wird der Frühling offiziell eingeläutet. Fast alles Leben hängt von der Sonne ab. In Europa beginnt der Frühling offiziell mit der Tagundnachtgleiche im März, es blüht auf Feldern und Wiesen. Wenn in den Karpaten der letzte Schnee schmilzt, verlassen die Wolfswelpen ihren Bau. Das Leben nimmt einen neuen Anlauf, und die Tiere machen sich auf die Suche nach einem Partner. Zwei männliche Königskobras buhlen um ihr Recht auf Fortpflanzung - ein erbitterter Kampf, der Stunden dauern kann. In der kalifornischen Wüste versucht ein einsamer Kaninchenkauz, mit lauten Rufen ein Weibchen anzulocken. In Lateinamerika ist die Semana Santa, die Karwoche, eines der wichtigsten Ereignisse im Kirchenjahr und steht für die Wiedergeburt. Im Amazonas-Regenwald wehrt eine Gruppe von Kapuzineraffen einen Angriff einer benachbarten Bande ab. In Äquatorialafrika kehrt mit der Regenzeit das Leben zurück; es gibt Nahrung im Überfluss und viele Tierarten bringen jetzt ihre Jungen zur Welt. Zu Lande wie im Meer setzen sich mit den atmosphärischen Veränderungen zahlreiche Tiere in Bewegung. Die Grauen Riffhaie begeben sich zur Paarung in die flachen Gewässer vor Palau. In Australien kommen die letzten Grünen Meeresschildkröten zur Eiablage auf die Inseln des Great Barrier Reef, während hunderte Babyschildkröten bereits geschlüpft sind und in Richtung Meer tapsen. An den Küsten von Kimberley futtern sich Hunderttausende Ufervögel die Fettreserven an, die sie für ihre rund 25.000 Kilometer lange Reise in die Arktis brauchen - der längste Zug, der je beobachtet wurde. In der Antarktis machen sich unterdessen Tausende Kaiserpinguine auf den Weg zurück in ihre Brutkolonien.
05:45
Es sind hart gesottene Männer, die Shrimps-Fischer aus der Marschlandschaft am Südrand des Mississippi-Deltas in Louisiana: Kauzige Charaktere, die mit der Wasserwelt der verwunschenen, moosbewachsenen Bayous in fast symbiotischer Gemeinschaft leben. Doch es ist eine versinkende Welt: Noch erstreckt sich das Marschland weit bis zum Golf von Mexiko - ein Wasserlabyrinth, das Tag für Tag schwindet. Denn jede Stunde schlucken die Fluten eine Fläche so groß wie ein Fußballfeld. Das Abpumpen von Öl und Gas, der Klimawandel und fehlgeleitete Flussumleitungen lassen das Land stetig absinken. Als Nachfahren von Choctaw-Indianern sowie kanadischen Cajuns sprechen die Shrimper der Bayours noch ein altertümliches Französisch und spielen mit Fidel und Akkordeon getragene Melodien, zu denen sie mit Polka-ähnlichen Tänzen feiern. Bis in die 1990er Jahre belieferten sie die ganzen USA mit Shrimps und verdienten damit gutes Geld. Doch heute steht der Aufwand ihres harten Jobs in keinem Verhältnis mehr zum Ertrag. Massive Importe an Billigshrimps aus Fernost und Südamerika haben den Markt überschwemmt und zu einem ruinösen Preisverfall geführt. Seitdem haben die meisten Shrimper aufgegeben und arbeiten jetzt in der Ölindustrie. Doch eine Minderheit von ihnen will und kann sich kein anderes Leben als auf dem Wasser vorstellen und steht jede Saison aufs Neue vor der Herausforderung des Überlebens. "GEO Reportage" hat sie besucht: Den 74-jährigen Jake Billiot, der dort lebt, wo das Land im Meer versinkt und sich nur in den Bayours wirklich frei fühlen kann. Und die alteingesessene Shrimper-Familie Chauvin, die die Zukunft des Geschäfts auf der Hochsee sieht.
06:25
Dieses Nachrichtenformat richtet sich speziell an Kinder und Jugendliche und behandelt, nach dem Vorbild von Nachrichtensendungen für Erwachsene, unterschiedliche Themen aus Europa und der gesamten Welt.
06:35
(1): Oysters Rockefeller, französischer Twist in Louisianas Küche (2): Kulinarische Mitbringsel (3): Ran an die Töpfe!
07:05
(1): Die surrealistische Bretagne von Yves Tanguy (2): Toskana: Die Messer der Macht (3): Japan: Sachikos Teigtaschen (4): London: Tödliches Porridge
07:50
(1): Madrid: Vorhang auf für Lope de Vega! (2): New Orleans: Die festlich-fordernde Stadt der Black Indians (3): Laos: Der Schweinefleischeintopf von Laa (4): Schottland: Glorreich gescheitert
08:40
Unter unwirtlichen Bedingungen erforscht die eigenwillige Primatologin Dian Fossey von 1967 bis 1985 die Berggorillas Ruandas. Mit großer Geduld und der Fähigkeit, sich dem Verhalten der Tiere anzupassen, gewinnt sie das Vertrauen der Gorillas, die bis dahin als gefährliche und unberechenbare Monster gefürchtet wurden. Für Dian Fossey werden die Tiere zu einer Ersatzfamilie. Als sie erkennt, dass deren Lebensraum durch die Ausweitung der Agrarflächen dramatisch eingeschränkt und ihr Überleben durch Tierfallen stark gefährdet ist, setzt sie alles daran, die wenigen verbleibenden Berggorillas zu schützen. Die Ermordung ihres Lieblingsgorillas Digit durch Wilderer markiert einen Wendepunkt in Fosseys Leben. Sie beginnt einen erbitterten Kampf gegen die Wilderei, gründet bewaffnete Anti-Wilderer-Patrouillen und legt damit den Grundstein für den "aktiven Naturschutz". Ihr kompromissloses Vorgehen macht sie jedoch auch zur Zielscheibe. Der Dokumentarfilm "Dian Fossey: Ihr Leben für die Gorillas" zeichnet mithilfe seltener Farbfilmaufnahmen, bislang unveröffentlichtem Archivmaterial, Fotos und aktuellen Drehs ein vielschichtiges Porträt. Ehemalige Weggefährten, Wissenschaftler und Biografen beleuchten nicht nur die bahnbrechende Wirkung von Fosseys Arbeit auf die Primatenforschung und den Naturschutz, sondern auch die Schattenseiten ihrer Persönlichkeit und ihres kompromisslosen Engagements. Sie erzählen auch, wie ihr Vermächtnis heute in Ruanda überall spürbar ist und durch den Dian Fossey Gorilla Fund erfolgreich weitergeführt wird.
10:10
Die Reise aus der Luft führt nach Kamerun, an der Kreuzung von West- und Zentralafrika gelegen. Das Land ist für seine kulturelle und sprachliche Vielfalt bekannt. Von den atemberaubenden Küstenregionen am Atlantik bis zu den Ufern des Ossa-Sees sind spektakuläre Landschaften zu entdecken. Kamerun ist auch Heimat vieler Primaten, doch die wachsende Zahl der Menschen ist eine Bedrohung für die Wildtiere. Besonders gefährdet ist der Mandrill, einer der seltensten Affen. Im Limbe Wildlife Center werden Opfer des illegalen Tierhandels gepflegt und auf die Rückkehr in die Wildnis vorbereitet. Kameruns größter Fluss, der Sanaga, speist den größten See in Westafrika. Im Ossa-See leben Rundschwanzseekühe. Ihr Lebensraum wird durch einen aggressiven Schwimmfarn bedroht. Die Salvinia molesta, eine invasive Pflanzenart, verbreitet sich rasant und verdrängt die Pflanzen, von denen sich die Seekühe ernähren. Doch es gibt einen Plan: Ein Rüsselkäfer soll die Plage beenden. Eine große Tradition zu bewahren, hat sich Pierre Bala zur Aufgabe gemacht. Er ist einer der letzten Geschichtenerzähler in Kamerun. Mit seinem Musikinstrument, einer handgefertigten Mvet, und in seinem Kostüm aus Rindenmulch unterhält er sein gebanntes Publikum. Die 17-jährige Brenda Tabe hingegen ist ein angehender Star in Kameruns Fußballszene. Sie will andere Mädchen ermutigen, Fußball zu spielen. Clever und einfallsreich ist auch Mechaniker Emmanuel Wembe. Er macht aus einem normalen Motorrad eine Limousine auf zwei Rädern. Bis zu neun Personen kann sein Fahrzeug transportieren, selbst in schwierigem Gelände.
11:05
Ein Flug über den Binnenstaat Sambia führt ins Herz des südlichen Afrikas. Das Land ist von mächtigen Flüssen durchzogen. Die Reise führt im Osten entlang des Sambesi über die üppigen Feuchtgebiete im Norden und erreicht schließlich das Luangwa-Tal im Osten. Im westlichen Flachland speist der Sambesi fruchtbare Überschwemmungsgebiete. Hier ist das Volk der Lozi zu Hause. Wenn der Sambesi über die Ufer tritt, ziehen die Lozi in höher liegende Regionen. Es ist der Beginn eines feierlichen Massenexodus zum Klang von traditionellen Kriegstrommeln. 500 Kilometer flussabwärts bildet der Sambesi eine natürliche Grenze zu Simbabwe. Hier erreicht er sein tosendes Finale. Die Victoriafälle sind einer der größten Wasserfälle der Erde. Nur wenige Kilometer nördlich lebt eines der am meisten bejagten Tiere Afrikas: Nachdem sie in Sambia als ausgestorben galten, leben jetzt wieder acht Breitmaulnashörner in einem Schutzgebiet. Sie sollen eine neue Population begründen. Als gefährdet gelten auch Afrikanische Elefanten. Durch Jäger und Wilderer sind sie von Ausrottung bedroht. Das Elefanten-Waisenhaus im Lilayi-Wildreservat ist das erste seiner Art im Süden Afrikas und bietet verwaisten Tieren Schutz. Schauplatz der größten Säugetieransammlung der Welt sind die Wälder im Kasanka-Nationalpark: Bis zu zwölf Millionen Palmenflughunde kommen hier zusammen und fressen die Früchte wie wilde Feigen. Die auch als "Gärtner Afrikas" bekannten Flughunde werden Fruchtsamen über weite Gebiete verteilen.
12:00
(1): Ein köstliches Erbe: Belgische Schokolade (2): Nostalgiegeschmack: Raphaëlle, eine Belgierin in Spanien (3): Ran an die Töpfe!
12:30
(1): Nordmazedonien: Schriftsteller zwischen zwei Ufern (2): Der Hirsch, König des Waldes von Rambouillet (3): Argentinien: Das Kalbsragout von Andres (4): Oranienburg: Die Geldfälscher aus dem Konzentrationslager
13:15
(1): Japan: Ein Manga-Gott namens Tezuka (2): Griechenland: Nach den Göttern das Christentum (3): Hawaii: Kumus gefüllte Taro-Blätter (4): Ghana: Ein begehrter Stuhl
14:05
Mit "Sabrina" (1954) schuf Regisseur Billy Wilder eine der charmantesten Liebesgeschichten des klassischen Hollywood-Kinos. Audrey Hepburn, in einer ihrer berühmtesten Rollen, spielt Sabrina Fairchild - die unscheinbare Tochter des Chauffeurs der wohlhabenden Familie Larrabee. Jahre der Bewunderung für den sorglosen David Larrabee (William Holden) enden in stillem Schmerz, bis Sabrinas Vater sie nach Paris schickt. Dort entdeckt sie Stil, Selbstvertrauen und ihre eigene Stärke. Als sie zurückkehrt, erkennt niemand das schüchterne Mädchen wieder - am wenigsten David selbst. Doch zwischen Sabrinas neuem Glanz und Davids Charme steht sein nüchterner Bruder Linus (Humphrey Bogart), der plötzlich Gefühle entdeckt, die er nie erwartet hätte. "Sabrina" ist eine Liebesgeschichte über Verwandlung, soziale Schranken und die Macht der Eleganz. Billy Wilders scharfer Witz, Audrey Hepburns natürliche Anmut und der Gegensatz zwischen Romantik und Vernunft machen den Film zu einem unvergänglichen Klassiker - eine Ode an Stil, Gefühl und die leise Kunst, das Herz zu verlieren.
15:55
Ausgerechnet an seinem Hochzeitstag entdeckt Mortimer Brewster, dass seine netten alten Tanten Abby und Martha - neben vielen anderen Taten der Nächstenliebe - einsamen alten Menschen zu einem glücklichen Tod verhelfen. Mortimer will einen weiteren Mord verhindern, ohne den Verdacht seiner Verlobten zu erregen. Filmvergnügen mit Kultcharakter (1944) von Frank Capra mit Cary Grant. Als Mortimer Brewster an seinem Hochzeitstag seine beiden Tanten Abby und Martha besucht, wird er mit einer erschütternden Entdeckung konfrontiert: In einer Truhe unter dem Fenster liegt die Leiche eines Mannes. Seine Tanten gestehen ihm sofort, dass sie aus Herzensgüte mitunter älteren einsamen Männern einen ruhigen Tod bringen, indem sie ihnen ein wunderbares Essen anbieten, bevor sie sie vergiften. Bei den Tanten wohnt auch Mortimers Bruder Theodore: Der hält sich für Präsident Roosevelt und übernimmt die Aufgabe, im Keller Löcher für die Leichen zu graben, wobei er glaubt, am Bau des Panamakanals beteiligt zu sein ... Nun will Mortimer verzweifelt die beiden geliebten Serienmörderinnen beschützen, sie davon abhalten, noch jemanden zu töten, und verhindern, dass seine Verlobte herausfindet, wie gestört seine Familie tatsächlich ist. Dabei hilft das plötzliche Auftauchen seines zweiten Bruders Jonathan kaum - dieser gefährliche psychopathische Mörder kommt nämlich zu Besuch, um eine Leiche im Haus zu verstecken. Die Handlung dieses Broadway-Bühnenerfolgs wurde 1944 triumphal auf die Leinwand verlegt. Da sich fast die ganze Geschichte an einem einzigen Abend im Salon der mörderischen Tanten abspielt, liegt es vor allem an den Schauspielern, das Kammerspiel voranzutreiben. Das gelingt ihnen bravourös mit Josephine Hull und Jean Adair als gewiefte Brewster-Tanten, die Capra direkt aus dem Broadway-Hit übernahm, einem brillant agierenden Cary Grant als Mortimer sowie Raymond Massey als Bösewicht Jonathan und Peter Lorre als versoffener, schäbiger Schurke Dr. Einstein.
17:55
Im Naturschutzgebiet Schulgan-Tasch im baschkirischen Ural liegt das Dorf Gadel-Garejero inmitten waldiger Hügel, die mit jahrhundertealten Eichen, Birken, Espen, Linden und Ahornbäumen bewachsen sind. Hier lebt eine spezielle Wildbienenart: die seltene Bursjan-Honigbiene. Sie ist winterfest - ein großer Vorteil angesichts der klimatischen Bedingungen hier. Bis zu minus 40 Grad Celsius müssen die Bienen im Winter überstehen. Außerdem besitzt diese Bienenart eine zweite besondere Fähigkeit: Sie hat sich an die kurze Blühperiode der Linden angepasst, die nur acht bis zehn Tage dauert. In dieser Zeit steigt der Arbeitseinsatz der Bienen auf das Eineinhalbfache. Sabit Gallin arbeitet als Ranger im Reservat und gehört zu den wenigen Honigjägern des Dorfes, den sogenannten Bortewiks. Sie fertigen "Borten" an, die Behausungen für die Wildbienen, und halten sie instand. Es sind rechteckige Nischen, die direkt in den Baumstamm hoher Kiefern gehauen werden. Manche dieser künstlichen Höhlen werden bereits seit Jahrhunderten von Bienen bewohnt. Um an den Honig zu gelangen, erklimmt Sabit die Kiefer mit Hilfe eines Steiggurts. Ganz ruhig und langsam arbeitet er, damit die Bienen ihn nicht stechen. Zu gierig darf der Honigjäger nicht sein, denn ohne genügend Vorrat kommen die Bienen nicht über den Winter. Nach der Ernte geht es ans Verarbeiten: Sabit zerstampft die Waben, in denen sich Honig, Pollen und Wachs befinden, und verarbeitet sie zu einem Brei, der am Ende den Waldhonig mit besonderem Geschmack ergibt - reine Natur, ohne künstliche Aromen oder Zusätze.
18:25
Im Westen der USA liegt der Grand Canyon, eines der großen Naturwunder der Erde. Über Jahrmillionen wurde er durch den Colorado River über eine Strecke von 445 Kilometern ins Gestein gegraben. 1919 als Nationalpark unter Schutz gestellt, beherbergt er trotz unwirtlicher Lebensbedingungen eine beeindruckende Artenvielfalt. Die Steilhänge des Canyons bieten Lebensraum für den erfolgreich wieder angesiedelten Kalifornienkondor, der Ende der 1980er Jahre kurz vor dem Aussterben stand. Am trockenen Südrand liegt das Revier von Felsenzieseln, Eulen, Dickhornschafen und Pumas. Der kühlere, bewaldete Nordrand mit einem der letzten Gelb-Kiefernwälder ist Heimat für Bisonherden, Wapitis, Maultierhirsche und Waschbären, und an den Flussufern der inneren Schlucht tummeln sich Biber und zahlreiche Vogelarten. Gleichzeitig steht der Grand Canyon vor ernstzunehmenden Bedrohungen: fünf Millionen Besucherinnen und Besucher jährlich, der Bau eines Staudamms, Uranabbau und Klimawandel bedrohen sein fragiles Gleichgewicht. Der Schutz dieses geologischen Naturdenkmals mit seinen diversen Ökosystemen erfordert konkrete Aktionen, darauf drängen insbesondere die elf indigenen Stämme des Gebiets. Aber über die Artenvielfalt und das indianische Kulturerbe hinaus steht der Grand Canyon vor allem für den Artenreichtum und gleichzeitig das fragile Gleichgewicht unserer Umwelt, die für die künftigen Generationen erhalten werden muss.
19:20
Die auf vielen Sendern vorgenommene strikte Trennung von Politik- und Kulturnachrichten wird hier aufgehoben. Es werden Schnittpunkte aus beiden Bereichen präsentiert und Zusammenhänge dargestellt.
19:40
Rozvadov in Tschechien - ein Dorf im Niemandsland an der deutsch-tschechischen Grenze. 800 Einwohner, ein Kasino - und Millionen im Spiel. Europas größtes Pokerresort macht die Gemeinde reich: Kindergarten, Schule und Müllabfuhr sind kostenlos, jeder Einwohner bekommt jährlich einen Bonus. Während drinnen gezockt wird, profitiert das ganze Dorf. Im King's Resort, direkt an der Autobahn, treffen sich Spieler aus aller Welt. Hier findet die World Series of Poker Europe statt, eine Art Weltmeisterschaft. Für viele ist Rozvadov längst das Las Vegas Europas. Tausende kommen, um zu zocken, zu hoffen, zu gewinnen - oder zu verlieren. Bürgermeister Martin Abel kann sich über Einnahmen kaum beklagen. Jährlich kassiert Rozvadov aus der Glücksspielsteuer anderthalb Millionen Euro im Jahr. Genug, um allen Einwohnern Vorteile zu bieten: kostenlose Kita, freie Schulverpflegung, keine Müllgebühren und ein jährlicher Bonus von umgerechnet 400 Euro pro Person. Doch zwischen Jetset und Jägerzaun bleibt Rozvadov ein Dorf - mit Feuerwehrfest, lokaler Poker-Liga und Kneipen-Turnier. Die Reportage erzählt vom Leben an der Grenze zwischen Ost und West, von Menschen zwischen Alltag und All-In - und von einem Ort, der im Spiel sein Glück gefunden hat.
20:15
Der älteste Nationalpark der Welt unter Extrembedingungen: Yellowstone im Winter. Nur die widerstandsfähigsten Parkbewohner überdauern die kalte Jahreszeit an diesem Ort mit den spektakulären Landschaften, wo Feuer und Eis aufeinandertreffen. Durch die einzigartige geografische Beschaffenheit des Nationalparks ist der Winter im Yellowstone einer der strengsten und außergewöhnlichsten weltweit. Fast nirgendwo in den USA ist es im Winter so kalt wie im Yellowstone. Die extremen Bedingungen zwingen die Tiere, ihre gewohnte Umgebung zu verlassen: ein Luchs im Strom des Yellowstone River und Otter, die kilometerweite Strecken im Schnee zurücklegen. Sie verlassen ihre Elemente, um zu überleben, doch überall droht die Gefahr, selbst zum Opfer zu werden. Denn die Wölfe sind zurück im Nationalpark, die Grizzly-Population hat ein Allzeithoch erreicht, und auch die Pumas waren nie wirklich weg. In Yellowstone beginnt ein neues Zeitalter, in dem sich die Kräfteverhältnisse nachhaltig verschieben. Die Anwesenheit der großen Raubtiere wirkt bis in jeden Winkel Parks. Was ist notwendig, um täglich zu überleben, sein Revier zu verteidigen und Junge aufzuziehen? Und auch unter der Erdoberfläche brodelt es. Inmitten von Eis und Schnee schlägt das dampfende Herz des Parks: einer der größten aktiven Supervulkane der Erde. Riesige Magmakammern befeuern heiße Quellen und Geysire mit Energie. Wenn im Winter die Hitze des Supervulkans auf die Eiseskälte trifft, entstehen spektakuläre, übernatürlich anmutende Naturschauspiele. Eine Jahreszeit wie keine andere, an einem einzigartigen Ort: ein Winter im Yellowstone-Nationalpark.
21:40
Wild und ungezähmt bahnt sich der Yellowstone River, einer der letzten naturbelassenen Flüsse der Welt, seinen Weg vom Nationalpark bis zu den Great Plains im Westen der USA. Die Dokumentation verfolgt den Lauf des Flusses, der in den Rocky Mountains entspringt und seine wechselnde Gestalt im Verlauf der Jahreszeiten zeigt. In der Mitte des Nationalparks liegt der Yellowstone Lake, einer der größten Bergseen Nordamerikas. Obwohl er im Winter mit einer dicken Eisschicht bedeckt ist, tummeln sich an seinem nördlichen Ufer Trompeterschwäne, die am Abfluss des Yellowstone River, wo das Wasser von heißen Quellen erwärmt wird, Nahrung suchen. Mit der Schneeschmelze im Frühjahr verwandelt sich das eingefrorene Band in einen reißenden Fluss, und die Wassermassen setzen die Erosion des Grand Canyon fort. Bis zu ein paar hundert Meter fällt das gelb und rot gefärbte Gestein der Wände in die Tiefe. Auf dem Weg zu ihren Sommerweiden müssen Grizzlybären und Bisonherden den angeschwollenen Fluss überqueren. Eine Bärin und eine Bisonkuh durchwaten heimtückische Stromschnellen und achten darauf, dass ihre Jungtiere nicht von der Strömung mitgerissen werden. Im Frühling, wenn die Vögel aus ihren Winterquartieren zurückkehren, erfüllt ein vielstimmiger Chor die Luft im Nationalpark. Für den Kanadakranich beginnt das gewohnte Balzritual. Bei einem Tanz zwischen Grizzlybären erneuern die Kranichpaare, die lebenslange Partnerschaften eingehen, ihre Beziehung. Im Spätsommer überqueren die Bisons den Yellowstone River im Nationalpark mühelos. Zu den Kühen und Kälbern gesellen sich nun auch die Bisonbullen, die sich das Paarungsrecht erst verdienen müssen. Während der Brunftzeit erschüttern heftige Kämpfe das Tal - die Gene des Siegers werden die Zukunft des Nationalparks mitbestimmen.
23:05
Gassmanns "Opera Seria" ist eigentlich eine Opera buffa, die sich über ein ganzes Genre lustig macht: Die Opera seria war in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts ein sehr beliebtes Genre, das Hunderte von Opern hervorbrachte und einen wahren kommerziellen Boom auslöste. Die Konkurrenz war unerbittlich und kämpfte mit harten Bandagen. Aus Zeitdokumenten wird ersichtlich, dass die Opera seria dem Starsystem und den Auswüchsen des kommerziellen Hollywood-Kinos in nichts nachstand: Ränkespiele zwischen eitlen Kastraten und ebenso selbstgefälligen Primadonnen, Libretti von dürftiger Qualität, Ideenklau und kaum voneinander unterscheidbare Produktionen. Ort des Geschehens: eine Generalprobe, die im Chaos versinkt. Intendant, Komponist und Librettist bekriegen sich, genauso wie der Ballettmeister und die Tänzerinnen und Tänzer. Sängerinnen und Sänger sabotieren sich gegenseitig, und selbst die Mütter der Darstellenden mischen sich ein. Die Premiere endet im Desaster - und in der Erkenntnis, dass Kunst oft an den Egos ihrer Macher scheitert. Ranieri de' Calzabigis Libretto ist dabei mehr als nur Zeitkritik. Mit beißendem Spott entlarvt er die Konventionen des Genres: endlos geschraubte Arien, sinnfreie Texte, Balletteinlagen, die wie Fremdkörper wirken. Dass Wolfgang Amadeus Mozart das Werk bewunderte, verwundert nicht - schließlich parodierte er später selbst die Opernwelt in "Der Schauspieldirektor". Laurent Pellys Inszenierung an der Mailänder Scala setzt diesen Geist kongenial um. Zusammen mit Bühnenbildner Massimo Troncanetti liefert er die Bilder, die an Eleganz und Humor Florian Leopold Gassmanns Musik in nichts nachstehen. Barock und grau in grau sind Laurent Pellys Kostüme, unterschwellig, aber kunterbunt - eine überdrehte Karikatur. Sie spiegeln den Narzissmus der Kastraten, die damals als Popstars ihrer Zeit gefeiert wurden. Dirigent Christophe Rousset verleiht der Musik mit seinem Ensemble Les Talens Lyriques Schwung und Esprit: präzise im Tempo, voller pointierter Akzente, aber stets mit einem Augenzwinkern. Die Besetzung vereint erfahrene Sängerinnen und Sänger mit jungem Nachwuchs. Die Inszenierung von Pelly zeigt, dass Gassmanns und Calzabigis Satire nichts von ihrer Frische verloren hat.
01:45
Die Hauptroute der Seidenstraße führt zwischen den mongolischen Steppen und dem Hochland Tibets durch die Provinz Gansu in das eigentliche China, das China der Han-Chinesen. Der Zhangye-Danxia-Geopark im Zentrum der Provinz ist berühmt für seine geologischen Formationen, riesige Felsmassive in den wildesten Farben. Für Touristen aus der gesamten Volksrepublik ist der Nationalpark ein beliebtes Ziel. Wenn die Karawanen der Seidenstraße im Gebiet der Uiguren in Zentralasien ankamen, mussten sie immer noch gut tausend Kilometer ostwärts marschieren, um das historische China zu erreichen. Diesen Abschnitt der Seidenstraße nennt man den Hexi-Korridor. An seiner engsten Stelle befindet sich das Dorf Liqian. Am Dorfeingang steht eine beeindruckende Statue. Ein römischer Legionär grüßt einen chinesischen Soldaten mit den Gesten eines Karatekämpfers - das bringt die 2.000-jährige Geschichte der Seidenstraße auf den Punkt. Die Seidenstraße entstand, weil die Römer die Seide entdeckt hatten und dabei eine der größten Niederlagen ihrer Geschichte einstecken mussten. Im 1. Jahrhundert vor Christus neidete Crassus seinen beiden Triumvirats-Partnern Pompejus und Julius Cäsar den Ruhm. Er beschloss, in Kleinasien einzufallen. Aber in der Schlacht bei Carrhae 53 vor Christus wurde er von den Parthern vernichtend geschlagen. Die Sieger verbannten die Kriegsgefangenen ans andere Ende ihres Reichs. Südlich von Liqian liegt die ultramoderne Millionenstadt Lanzhou, die Hauptstadt der Provinz Gansu. Sie erstreckt sich über 30 Kilometer entlang des Gelben Flusses, dem Huang He, der Lebensader Nordchinas. Hier zieht es Alfred zuerst in den Tempel der drei Sterne, der dem Taoismus geweiht ist. Der Taoismus ist eine Mischung aus Philosophie, Ethik und Religion und hat viele Bereiche des täglichen Lebens in China beeinflusst - allen voran die Chinesische Medizin und das Architekturkonzept Feng-Shui. Die Grundsätze des Taoismus sind das Streben nach Harmonie und das Gleichgewicht der gegensätzlichen Prinzipien Yin und Yang. In Lanzhou trifft sich Alfred de Montesquiou noch mit dem Rocksänger Liu Kun. Als Sänger hat er weniger Skrupel seine Meinung zu sagen als die meisten seiner Landsleute. Abschließend besucht Alfred das Zaju-Theater, in dem ein Ausschnitt aus dem berühmten Drama "Xixiang Ji" aufgeführt wird. Das Stück erzählt von der schwierigen Liebe zwischen zwei jungen Menschen, die sich gegen alle äußeren Widrigkeiten durchzusetzen vermag. Die Geschichte spielt in der Tang-Dynastie vor rund 1.500 Jahren, in einer der glanzvollsten Perioden Chinas wie auch der Seidenstraße. Bis heute kennt jeder Chinese diesen besonders glorreichen Abschnitt der chinesischen Geschichte.
02:15
Esther kehrt zurück zu ihrem älteren Bruder Leo, der als einziges der vier Geschwister Little Bird bei den Großeltern im Reservat aufgewachsen ist. Doch je weiter sie ihre Spurensuche führt, desto mehr traumatische Erinnerungen werden geweckt. Die junge Frau ist entschlossen, die ganze Wahrheit über ihre Geschichte herauszufinden. Dank ihrer verzweifelten Hartnäckigkeit schafft sie es schließlich, den Namen und die Adresse der Adoptivfamilie ihres Zwillingsbruders Niizh zu erfahren - des Menschen, der ihr in der frühen Kindheit so nahestand wie kaum ein anderer. Esther stellt entsetzt fest, in welch lieblosem Umfeld er im Gegensatz zu ihr aufwachsen musste. Als wenig später ein Schicksalsschlag die Familie trifft, erkennt sie, dass sie auch ihre Adoptivmutter Golda dringend an ihrer Seite braucht ...
03:00
Als Esther am Morgen nach dem tragischen Tod ihres Zwillingsbruders aufwacht, brennt bereits das heilige Feuer für Niizh. Leo führt sie in den Brauch ihrer Ahnen ein und Esther erlebt tief bewegt, dass sie nun Teil zweier Gemeinschaften ist: der jüdischen und der des Volkes der Ojibwe. Sie wird zur Mittlerin zwischen den Welten, als sie ihrer Adoptivmutter Golda das Totenritual erklärt. Unterdessen meldet sich der Lebensgefährte von Esthers jüngerer Schwester Dora, die sie hochschwanger in der Stadt Regina kennengelernt hatte, und überbringt die Nachricht von der Geburt des Kindes. Doch über die junge Familie droht das gleiche Unheil hereinzubrechen wie 1968 über die Little Birds. Das Trauma der Vergangenheit ist plötzlich auch Teil der Gegenwart. Esther begreift, dass Minderheiten wie die First Nations rechtlichen Beistand gegen Staatswillkür brauchen. Könnte das eine Aufgabe für sie als angehende Rechtsanwältin sein? Zumal Golda ihr erzählt, sie habe Berichte gefunden, die bestätigen, dass der willkürliche Entzug der Little-Bird-Kinder kein Einzelfall war, sondern Teil eines grausamen Systems. Sie bestärkt Esther alias Bezhig darin, ihren Weg zu gehen ...
03:45
Ein ernst wirkender Typ hat ein Vorstellungsgespräch für eine Stelle als Systemingenieur. Das Gespräch läuft gut, der Mann ist zuversichtlich. Doch dann kommt ein außergewöhnlicher Unfall zur Sprache ...
03:50
Fotos können unser Weltbild beeinflussen. Und jedes Foto hat eine Entstehungsgeschichte. Das Magazin "Mit offenen Augen" ordnet Bilder ein und erklärt Hintergründe. Moderatorin Sonia Devillers liefert faszinierende Aufschlüsse, die über den ersten Blick hinausgehen.
04:05
In einer Welt, die lauter, kälter und unübersichtlicher geworden ist, wächst das Bedürfnis nach Geborgenheit, nach Orten, die uns Halt geben, nach Ritualen, die Struktur schaffen. "Coziness" ist Ausdruck einer tiefen Sehnsucht: nach Sicherheit in unsicheren Zeiten, nach emotionaler Nähe in einer fragmentierten Welt. "Twist" trifft Künstlerinnen und Künstler, die dieses Gefühl ganz unterschiedlich erforschen. Der Kölner Game-Designer David Wildemann, schuf mit seinem Spiel "Tiny Bookshop" eine digitale Welt der Ruhe und ist so Teil eines weltweiten Booms sogenannter "Cozy Games". Der schottische Schriftsteller Martin Walker war früher als Journalist in der ganzen Welt unterwegs. Er schreibt seit fast zwanzig Jahren "Cozy Crimes", lange bevor das Genre diesen Namen bekam. Die Leipziger Malerin Oskar Rink schuf sich mit ihrem Atelier einen kreativen Kokon, einen Raum, in dem sie Geborgenheit und Schutz findet. Der Tänzer und Choreograph Léo Walk macht das fragile Gleichgewicht zwischen Geborgenheit und dem Drang sich hinauszubewegen in seinem Stück "Maison d'en face" körperlich erfahrbar. Der schwedische Musiker Sebastian Mullaert baute sich im Wald ein Holzstudio, einen stillen Rückzugsort, in dem Klang und Stille, in Balance treten, fern der Clubwelt.