Haute Cuisine statt Fastfood: Jan Wischnewski stellt die bekannte Berliner Currywurst und die dazu passenden Soßen am heimischen Herd her. Auch bei anderen Gerichten schätzt der Hobbykoch regionale Zutaten: Es gibt Zander mit Schmorgurken und grünen Salat mit Filet von Zebu-Rindern. Die ursprünglich auf dem indischen Subkontinent beheimateten Tiere leben im Umland von Berlin und fühlen sich dort, auf den kargen Böden Brandenburgs, offenbar pudelwohl. Die Brüder Lukas und Sebastian Dehl bauen in ihrer Stadtgärtnerei Kräuter und Salate an und entwickeln Konzepte für vertikale Gärten. Ihr Ziel: möglichst nachhaltig und ökologisch wirtschaften und kochen. Mit frisch gepflückten Kräutern stellen sie Spargel-Gazpacho her - eine berlinerische Interpretation der kalten spanischen Sommersuppe. Hochwertige Gerichte, die mit Junkfood nichts mehr zu tun haben.
In Anlehnung an den Bestseller "Gefährlich lecker" (2023) des Arztes Chris van Tulleken deckt der Dokumentarfilm "Fix und fertig: Wenn Essen süchtig macht" die oft unbekannten Schattenseiten gängiger Ernährungsgewohnheiten auf. Die heute existierende Vielfalt an hochverarbeiteten Lebensmitteln ist Fortschritten im Bereich der Chemie und der Erforschung des Verbraucherverhaltens geschuldet. Diese von findigen Wissenschaftlern entwickelten und von Marketingexperten clever beworbenen Lebensmittel warten mit einer ganzen Reihe von Vorzügen auf: Sie schmecken nicht nur, sondern sind auch praktisch, lange haltbar und sehr kostengünstig. Doch immer mehr Studien stellen einen Zusammenhang zwischen dem Konsum von Fertigkost und schwerwiegenden Gesundheitsschäden her. Sie soll unter anderem für bestimmte Krebsarten, Demenzerkrankungen und Darmentzündungen verantwortlich sein. Nun enthüllen ehemalige Angestellte der Lebensmittelindustrie, wie diese Produkte gezielt unwiderstehlich gemacht werden. Dafür scheuen die Hersteller keine Mittel: So wird beispielsweise die "Köstlichkeit" von Eis mittels Messung der Hirnströme bewertet; sogar das Brechgeräusch der Waffel wird analysiert und optimiert. Der Konsum von Fertiggerichten explodiert und die Profite der Hersteller gehen durch die Decke. Doch strengere Kontrollen sind unverzichtbar. So haben einige lateinamerikanische Länder bereits die einschlägigen Bestimmungen verschärft. Beispielsweise konnte ein kolumbianischer Senator verpflichtende Warnhinweise auf Verpackungen und eine Sondersteuer für hochverarbeitete Lebensmittel durchsetzen. Angesichts der gravierenden Folgen des Verbrauchs von Fertigkost stellt sich die Frage, ob sich die Menschen nicht besser und vor allem gesünder ernähren könnten, wenn sie wieder selbst kochen würden.
Die Dokumentation begibt sich in Griechenland, auf Zypern, in Italien, Frankreich, Spanien und den USA auf die Suche nach den neuesten Forschungsergebnissen renommierter Ernährungsexperten. Sie analysieren, wie sich bestimmte Nahrungsmittel, ihre Kombination sowie unsere Lebensweise auf die menschliche Gesundheit auswirken. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erklären, wie eine mediterrane Ernährung Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs, Übergewicht und Gehirnalterung vorbeugen kann - und dazu gleichzeitig einen Beitrag zur Bekämpfung des Klimawandels leistet. Die Dokumentation will wachrütteln. So zeigt sie, welche Folgen es für die Bewohner des Mittelmeerraums heute hat, dass sie die Kost ihrer Vorfahren durch eine westlich geprägte Ernährungsweise ersetzt haben: Der erhöhte Konsum von rotem Fleisch, Zucker und industriell gefertigter Nahrung führt nun auch in Südeuropa zu Problemen wie wachsendem Übergewicht bei Kindern. Dabei kann gesundes Essen richtig gut schmecken - und immer mehr ambitionierte Profiköche lassen ihrer Kreativität freien Lauf, die traditionelle Mittelmeerküche ständig weiterzuentwickeln, wie die Dokumentation zeigt.
Camila (8) baut jeden Tag neue Fantasiewelten mit ihrem Spielzeug und spielt mit ihren Freunden Abenteuer nach. Warum ist die Entwicklung der Vorstellungskraft wichtig für soziale Skills? Wie kann man kreatives Denken fördern? Und wie unterscheidet sich Kreativität von Fantasie? Die Zwillinge Lena und Olga (14) kreieren verschiedene Kunstwerke in einem Atelier. Wie laufen kreative Prozesse im Gehirn ab? Die Zwillinge wissen aus eigener Erfahrung, dass nicht nur die Idee zählt, sondern auch die Beharrlichkeit, mit der kreative Ideen durchdacht und umgesetzt werden. Für Khazar (15) war es wichtig zu lernen, wie Probleme kreativ gelöst werden können. Tanzen hat sein Leben verändert. Mehrmals die Woche produziert er mit seinen Freunden Musik und lädt seine Performances auf TikTok hoch. Zum Expertenteam gehören Dr. Annette Jael Lehmann (Professorin für Moderne und Zeitgenössische Kunst), der Kreativitätsforscher Dr. Rainer Holm-Hadulla und Grégoire Borst (Professor für Entwicklungspsychologie und Kognitive Neurowissenschaften).
Schon die Relativitätstheorie hat gezeigt, dass Zeit nicht immer gleich schnell vergeht. Doch während wir kaum beeinflussen können, wie schnell die Zeiger einer Uhr ticken, haben wir unser persönliches Zeitgefühl zum Teil selbst in der Hand. Die Psychologin Lila Davachi von der Columbia University in New York erforscht, wie besondere Erlebnisse, Routinen und Erinnerungen unser Leben kürzer oder länger erscheinen lassen. Es gibt Momente, in denen wir die Kontrolle über unser Zeitgefühl zu verlieren scheinen. Wenn wir zum Beispiel in Gefahr sind, haben wir plötzlich das Gefühl, in Zeitlupe zu leben. Sylvie Droit-Volet, Psychologin an der französischen Universität Clermont-Ferrand, erforscht, warum wir die Zeit mal schneller, mal langsamer erleben und was ein Taktgeber im Gehirn damit zu tun haben könnte. Wie genau unser Gehirn die Zeit misst und verarbeitet, ist allerdings noch ein Rätsel - zu dem es mehrere Theorien gibt. Eine der bekanntesten stammt von dem Neurowissenschaftler Dean Buonomano: Er entschlüsselt, wie neuronale Netzwerke Zeitmuster speichern und verarbeiten. Buonomano sieht das Gehirn als eine Art "Zeitmaschine", die uns helfe, zeitliche Abläufe zu interpretieren und Entscheidungen zu treffen. Wie eng unser Zeitgefühl und unser Wohlbefinden zusammenhängen, erklärt der Psychiater Kai Vogeley. Sein Forschungsprojekt "VIRTUALTIMES" untersucht mit Hilfe virtueller Realität, wie sich die Zeitwahrnehmung gezielt verbessern könnte, indem man sie verlangsamt oder beschleunigt.
Der erste Teil der Dokumentationsreihe "Afrikas Neue Museen" erforscht, wie Kunst aus den Fängen der ehemaligen Kolonialherrschaft befreit und zum Bestandteil der eigenen Kulturgeschichte gemacht werden kann. Das Théodore Monod Museum of African Art in Dakar wurde während der französischen Kolonialherrschaft im Senegal gegründet. Seine ethnologischen Sammlungen von Alltagsgegenständen, Ritualobjekte, Ton- und Bildaufnahmen dienten ursprünglich der "weißen Neugier" an den künstlerischen und kulturellen Errungenschaften der Menschen in Westafrika. Dieses koloniale Erbe stellt für den aktuellen Konservator des Museums, El Hadji Malik Ndiaye, eine enorme Herausforderung dar. Wie will er das afrikanische Erbe dekolonialisieren? Für die Dak'Art 2022 hat Malik Ndiaye, Kurator der 14. Kunstbiennale von Dakar, afrikanische Künstlerinnen und Künstler eingeladen. Sie lassen ihre Werke in einen Dialog mit den Objekten aus den kolonialen Sammlungen treten. Aber auch in Europa drängt sich die Frage und die damit verbundene kulturpolitische Herausforderung auf: Wie soll man mit den ethnologischen Sammlungen in den heimischen Museen umgehen? So sind der Generalintendant des Humboldt Forums in Berlin, Hartmut Dorgerloh, und die Kunsthistorikerin Bénédicte Savoy nach Dakar gereist, um mehr über die Ideen und Konzepte von Malik Ndiaye zu erfahren. Wird es dem Museum in Dakar gelingen, seine koloniale Vergangenheit hinter sich zu lassen und sein kulturelles Erbe für ein aufstrebendes, kreatives Land zu nutzen?
Der Sulcis-Archipel liegt vor der Südwestküste Sardiniens. Er umfasst die Inseln Sant'Antioco, San Pietro und mehrere kleine, unbewohnte Inseln. Sant'Antioco ist die Hauptinsel des Archipels und die viertgrößte Italiens. Seit dem 5. Jahrtausend vor Christus ist die Insel besiedelt. Verschiedene Eroberer hinterließen ihre Spuren: Archäologische Funde und Grabstätten von Phöniziern, Karthagern und Römern können auf Sant'Antioco besichtigt werden. Nicht nur kulturell, auch landschaftlich hat die Insel einiges zu bieten: auf der einen Seite flache, lagunenartige Ufer, weite Salzwiesen, in denen der Rosaflamingo lebt, und wunderschöne Sandstrände. Auf der anderen Seite felsige und steile Küstenabschnitte. Unter Wasser erstreckt sich auf dem Meeresboden zwischen Sant'Antioco und Sardinien eine große Wiese aus Neptungras, eine Art Wald im Meer. In ihr lebt die größte Muschel des Mittelmeers: die vom Aussterben bedrohte Pinna nobilis. Die Gewinnung und Verarbeitung der Fäden aus der Pinna nobilis, Byssus oder Muschelseide genannt, hat auf Sant'Antioco jahrtausendealte Tradition. Auf der kleinen Insel San Pietro lebt der Großteil der über 6.000 Einwohner im malerischen Hafenstädtchen Carloforte, das zu den schönsten Orten Italiens zählt. Auf San Pietro wird noch immer die Mattanza, der traditionelle Thunfischfang, praktiziert. Jedes Jahr im Frühjahr werden Tausende Rotflossen-Thunfische auf ihrem Weg zu den Laichgebieten mit dieser jahrhundertealten Methode gefangen - unter Einsatz großer Reusen, Muskelkraft und handwerklichen Könnens. Dieses Ereignis zieht jedes Jahr zahlreiche Einheimische und Touristen an.
Er ist einer der weniger bekannten norditalienischen Seen: der Lago d'Iseo. In seinem klaren Wasser liegt Monte Isola, umgeben von einem beeindruckenden Bergpanorama, das Höhen von bis zu 2.000 Metern erreicht. Die Insel ist rund fünf Quadratkilometer groß und gehört zu den schönsten Orten Italiens ("Borghi più belli d'Italia"). Auf der autofreien Insel herrscht eine zeitlose Atmosphäre, in der Hektik ein Fremdwort ist. Vier malerische Orte säumen das Seeufer, die einst reine Fischerorte waren. Heute leben hier noch 30 Berufsfischer, die von der Vielfalt der Fischarten im See profitieren. Hoch oben auf der Insel thront das Santuario della Madonna della Ceriola, eine Wallfahrtskirche, deren Ursprünge ins 5. Jahrhundert zurückreichen. Der Bischof von Brescia ließ damals eine Kapelle errichten, um die Region zu christianisieren. Monte Isola ist auch für seine Olivenbäume bekannt: Mit etwa 17.000 Exemplaren beherbergt die Insel die nördlichsten Olivenhaine Italiens. Diese gedeihen dank des milden Mikroklimas, das der See an den Ausläufern der Alpen schafft. Das besondere Klima begünstigt zudem den Weinanbau am südlichen Seeufer. Dort entsteht der Franciacorta-Schaumwein, der in den 1960er Jahren entwickelt wurde und mittlerweile weltweit geschätzt wird. Auch der Bootsbau hat auf der Insel eine lange Tradition. In den 1960er Jahren zog er die internationale High Society an. Carlo Riva, dessen Großvater bereits 1842 eine Werft am See gründete, entwarf elegante Sportboote aus Mahagoni. Diese Boote wurden zum Statussymbol und zum Inbegriff des Dolce Vita. Weltweite Aufmerksamkeit erlangte Monte Isola noch einmal im Jahr 2016 durch das Kunstprojekt "The Floating Piers" des Künstlers Christo. Goldgelbe, begehbare Schwimmstege verbanden damals die Insel mit dem Ufer und wurden zur Sensation. Über 1,2 Millionen Besucher kamen, um das Kunstwerk zu erleben. Geblieben ist davon nur die Erinnerung.
Im größten Meeresschutzgebiet Europas liegt der Toskanische Archipel, zu dem die Inseln Elba, Montecristo und Capraia gehören. Auch große Landflächen stehen unter Schutz und sind als Nationalpark ausgewiesen. Elba, die größte und bekannteste Insel des Archipels, wird vor allem als Urlaubsinsel geschätzt. Dabei galt die Insel bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs wegen ihrer reichen Eisenerzvorkommen als das Ruhrgebiet Europas. Als der Bergbau nicht mehr rentabel war, wurde er vom Tourismus abgelöst. Dabei hat die Insel weit mehr zu bieten als glasklares Wasser und lange Strände: eine reiche Geschichte, denn schon den Etruskern war Elba bekannt, dann kamen die Römer, die Medici und schließlich Napoleon. Und die Tier- und Pflanzenwelt ist vielseitig. Montecristo wurde durch den Roman "Der Graf von Monte Christo" weltberühmt. 63 Kilometer vom italienischen Festland entfernt ragt das menschenleere Inselchen wie ein steiler Granitfelsen aus dem Wasser. Allein Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen ist der Zutritt erlaubt. Nur hier lebt die Montecristo-Ziege und die giftigste Schlange Europas, die Montecristo-Viper. Dazu kommt eine Vielzahl an endemischen Reptilien, Schnecken und Pflanzen. Die Insel Capraia hat eine ganz besondere Pflanzenwelt, bedingt durch die Entfernung zum Kontinent und die Lage mitten im Mittelmeer. Über 400 Pflanzenarten wachsen hier, mehr als die Insel Einwohner hat. Hier bleibt nur, wer sich der Natur verbunden fühlt.
"I live for myself and I answer to nobody." - Steve McQueen (1930-1980) zählt zu den markantesten Hollywoodschauspielern aller Zeiten, ein Leinwandstar mit kernig-männlicher Erscheinung, Sexappeal und Ausstrahlungskraft. Aus dem schwer erziehbaren Jungen und kleinstadtkriminellen Jugendlichen wurde einer der bestbezahlten und gefragtesten Schauspieler seiner Generation. Steve McQueen alias "King of Cool" genoss den Ruf eines ehrgeizigen Individualisten, der sich nichts sagen ließ. Oft spielte er rastlose und doch zielstrebige Antihelden - Charaktermerkmale, die seine Filmfiguren ebenso auszeichneten wie sein wahres Ich. In einer Epoche des gesellschaftlichen Aufruhrs waren seine Filmrollen quasi ein Spiegelbild seines echten Lebens. Privat ein leidenschaftlicher Rennfahrer, brachte er seine Vorliebe für schnelle Flitzer durch bahnbrechende Stunts und Verfolgungsszenen in Filmklassikern wie "Gesprengte Ketten" (1963) und "Bullitt" (1968) auf die Leinwand. Dieser filmische Ausdruck seiner wahren Persönlichkeit machte McQueen zum amerikanischen Symbol für Freiheit und Individualität. Schon immer wollte er berühmt werden; in späteren Jahren strebte er ironischerweise jedoch wieder nach einem authentischeren und einfacheren Lebensstil. Sein Leben verflog wie eine schnelle Motorradfahrt: 1980 erlag der Schauspieler im Alter von 50 Jahren dem frühen Krebstod. "Ich bin Steve McQueen" dokumentiert die außerordentliche Karriere des Ausnahmeschauspielers und erforscht insbesondere die Wechselbeziehung zwischen seinen persönlichen und beruflichen Erfahrungen. Der Dokumentarfilm kombiniert nie gezeigte Interviews von Familienmitgliedern, Weggefährten und McQueen selbst mit seltenen Archivaufnahmen sowie Auszügen aus seinen bekanntesten Filmen.
Wyoming, 1901: Der Trapper Tom Horn ist ein Relikt vergangener Zeiten. Als Fährtensucher half er bei der Gefangennahme des indigenen Häuptlings Geronimo und ritt zusammen mit dem späteren US-Präsidenten Theodore Roosevelt im spanisch-amerikanischen Krieg. Doch mit dem beginnenden 20. Jahrhundert werden seine Dienste überflüssig. Ziellos zieht Tom durch den Westen, bis ihm der Rancher John Coble ein Angebot macht: Für ihn und seine Kollegen soll Tom Viehdiebe jagen und zur Strecke bringen. Tom ist gut in seinem Job - zu gut. Mit seinen Schießkünsten erledigt er einen Dieb nach dem anderen, doch die Gewalt wendet sich letztlich gegen ihn. Denn aus Angst, dass Toms Ruf als brutaler Mörder auf die Rancher abfärben könnte, beschließt man, ihn zu beseitigen, bevor seine Verbindung mit ihnen bekannt wird ... Kurze Zeit später wird ein junger Schafhirte erschossen aufgefunden. Die Kugel stammt aus dem gleichen Gewehr, das auch Tom verwendet. Als er davon erfährt, ahnt er bereits, dass man ihm den Mord anhängen will. "Wenn ich den Jungen erschossen hätte, wäre das mein bester Schuss gewesen und die dreckigste Tat meines Lebens", sagt er in angetrunkenem Zustand zu einem US-Marshall - damit ist sein Schicksal besiegelt.
Seine stolze Körperhaltung und sein raubtierhaftes Lächeln, seine berühmte mürrische Miene mit den geschürzten Lippen und dem durchdringenden Blick machten Charlton Heston (1923-2008) zum perfekten Darsteller historischer oder religiöser Heldengestalten in den bedeutendsten Monumentalfilmen der Filmgeschichte. Ob als gebieterischer Moses in den "Die zehn Gebote" (1956) von Cecil B. DeMille oder als ungestümer Wagenlenker in "Ben Hur" (1959) von William Wyler - der Schauspieler ist eine Ikone des US-amerikanischen Films, drehte mit den bedeutendsten Regisseuren seiner Zeit und verkörperte eine hitzige und leidenschaftliche Männlichkeit. Heston spielte mit voller Hingabe, nahm aber auch aktiv am politischen Leben seines Landes, den USA teil. Anfangs war er ein glühender Verfechter der Menschenrechte: An der Seite von Martin Luther King engagierte er sich in der Bürgerrechtsbewegung für die Gleichberechtigung der Schwarzen. Dann vollzog er jedoch einen spektakulären Sinneswandel und vertrat teilweise diametral entgegengesetzte Positionen der Republikaner: Er wurde zu einer Symbolfigur des Konservatismus, setzte sich für das uneingeschränkte Recht auf Waffenbesitz ein. Von 1998 bis 2003 war er sogar Präsident der mächtigen US-amerikanischen Waffenbesitzervereinigung, der National Rifle Association. Heston zählt zu den umstrittensten Leinwandlegenden und verkörpert die ganze Zerrissenheit seines Landes. Der Dokumentarfilm zeichnet das Porträt eines "Propheten", der zum Waffennarr wurde.
Ein Leben als Künstlerin schien Suzanne Valadon (1865-1938) nicht in die Wiege gelegt. 1865 als Tochter einer alleinerziehenden Wäscherin geboren und mit 18 Jahren selbst Mutter - des späteren Malers Maurice Utrillo -, hätte ihr Schicksal besiegelt sein können. Doch Valadon brach mit den Konventionen ihrer Zeit, um ihrem künstlerischen Schaffensdrang zu folgen. Bereits mit 15 Jahren stand sie berühmten Malern wie Auguste Renoir oder Henri de Toulouse-Lautrec Modell. Erik Satie verliebte sich Hals über Kopf in sie. Doch ihr Herz schlug für die Kunst. Da Frauen damals nicht an Kunsthochschulen studieren durften, lernte sie autodidaktisch, indem sie die Künstler, für die sie selbst Modell stand, bei ihrer Arbeit beobachtete. Dank ihrer Begabung und ihres eisernen Willens fand ihre Arbeit bald die Anerkennung von Edgar Degas, der ihr wichtigster Sammler und auch ein Freund werden sollte. Valadon achtete darauf, sich keiner spezifischen künstlerischen Strömung anzuschließen. Sie setzte sich über die Grenzen hinweg, die damals für Künstlerinnen galten: Sie gilt zudem als erste Frau, die einen männlichen Akt von vorne malte, und sie wagte sich an sehr große Formate heran. Valadon scheute weder Herausforderungen noch Skandale und ging in ihrer Kunst wie im Leben keine Kompromisse ein. Mit etwa 500 Gemälden machte sie sich zunächst in Frankreich und bis zu ihrem Tod 1938 auch in der internationalen Kunstszene einen Namen. Das Pariser Centre Pompidou würdigte mit einer Ausstellung im Jahr 2023 das Werk der Künstlerin, deren besonderer Lebensweg und außergewöhnliche Modernität filmdokumentarisch nachgezeichnet werden. Archivmaterial, Interviews und Animationen geben Einblick in ihren Werdegang, der von Begegnungen und Freundschaften mit anderen großen Künstlern ihrer Zeit geprägt ist.
Seit mehr als zehn Jahren verbindet Alice Sara Ott und Francesco Tristano eine besondere Beziehung als musikalische Weggefährten, wie man sie nur selten erlebt. Für dieses Konzert im Auditorium des Maison de la Radio haben sie ein aufeinander abgestimmtes Programm zusammengestellt, das abwechselnd Werke für Klavier solo und für zwei Klaviere präsentiert. Dabei treten die Werke Tristanos in einen Dialog mit denen von Erik Satie, Claude Debussy, Girolamo Frescobaldi und Maurice Ravel. In "A Soft Shell Groove Suite" lässt sich Tristano von Jazz und Dance Music inspirieren. Gemeinsam interpretieren die beiden Pianisten eines der Meisterwerke des musikalischen Impressionismus: Debussys "Nuages" aus den "Nocturnes" in der Transkription von Ravel. Darin gelingt es dem Komponisten, mit sparsamen Mitteln das Vorbeiziehen der Wolken heraufzubeschwören. Dieses geheimnisvoll-feierliche Werk interagiert mit zwei der berühmtesten Stücke von Satie: der "Gymnopédie Nr. 1" und der "Gnossienne Nr. 3". Gymnopédies waren im antiken Sparta Tänze, die nackt aufgeführt wurden. Die "Gymnopédie Nr. 1" ist ein federleichtes Stück mit langsamem Tempo und sanftem Klang. Seine Atmosphäre ist ätherisch, luftig, schwebend und lädt zu melancholischen Träumereien ein. Auch in der "Gnossienne Nr. 3" findet man diese starke Wiederholung von Motiven und Themen, eine tiefe Sehnsucht und einen uneindeutigen musikalischen Ausdruck, der das Stück gleichzeitig heiter und traurig erscheinen lässt. Den krönenden Abschluss des Programms bildet der Boléro von Ravel, arrangiert von Francesco Tristano. Den beiden Pianisten gelingt das Kunststück, ein Werk, das ursprünglich auf der Klangfülle eines ganzen Orchesters aufbauen soll, auf zwei Klavieren zu interpretieren.
(1): Das "Verbindungsheft" (2): Die Pariser Bains-Douches (3): Der Kreisverkehr (4): Das Rätsel
Bei den Brüdern Finn und Steff Smith sowie Jack Cunliffe dreht sich alles ums Essen: Die Bergregion Snowdonia im Nordwesten von Wales ist für den Anbau von Lauch bekannt - und das inspiriert auch viele hier typische Gerichte. Vor allem im Winter gibt der Lauch den Walisern Kraft und Energie. Der 31-jährige Finn Smith ist gelernter Bäcker und versorgt die Familie mit Sauerteigbrot, aus dem er ein Welsh Rarebit mit viel Lauch herstellt. Der 29-jährige Steff überrascht die Familie mit einem Superfood-Brunch. Zu seinen Lauchfritters kommt Laverbread, eine Paste aus Seegras, die er mit pochiertem Ei garniert. Sein vierjähriger Sohn Bran hilft ihm beim Kochen. Auch Tante Tamsin Smith kocht mit Lauch. Da das Stangengemüse in der Region kaum noch kommerziell angebaut wird, experimentiert sie damit in ihrem Garten. Die heimischen Lauchsorten sind robust und winterfest. Der viele Regen in der Region bietet ideale Anbaubedingungen. So schaffte Lauch es sogar zum Nationalsymbol der Waliser. Tamsins herzhafte Lauchküchlein bäckt sie mit Caerphilly-Käse - eine Variation der für die Region typischen Welsh Cakes.
Die auf vielen Sendern vorgenommene strikte Trennung von Politik- und Kulturnachrichten wird hier aufgehoben. Es werden Schnittpunkte aus beiden Bereichen präsentiert und Zusammenhänge dargestellt.
Patagonien ist eine der faszinierendsten und zugleich härtesten Gegenden unseres Planeten. Die Region an der Spitze Südamerikas bietet eine Landschaft der Extreme, denn die Eismassen Patagoniens gehören zu den mächtigsten der Erde. Wer hier lebt, muss der Kälte und dem ewigen Wind trotzen. Dass das Leben im Einklang mit der Natur attraktiv sein kann, beweist Paulina Escobar. Die Modedesignerin lebt in Puerto Natales und verarbeitet die Merinowolle traditioneller Schafsfarmen zu handgefertigten regionalen Produkten. Dabei ist ihr die Verbindung zur Natur und Kultur Patagoniens besonders wichtig. Arcilio Sepúlveda macht sich im Namen der Stiftung Rewilding Chile auf die Suche nach der größten Katze Südamerikas, dem Puma. Als Schaffarmer hat er sein Leben lang Pumas gejagt, denn das Tier galt lange Zeit als Gefahr für das Vieh. Doch ein Wandel macht sich bemerkbar: Immer größere Flächen werden geschützt, die Weideflächen für domestizierte Tiere begrenzt. Statt die Tiere zu töten, jagt Arcilio sie heute nur noch, um sie lebend zu fangen und zu beschützen. Isaí Madriz ist einer geheimnisvollen Kreatur Patagoniens auf der Spur: dem "patagonischen Drachen". Es ist das einzige Lebewesen, das auf dem Inlandeis vorkommt. Ziel seiner Forschung ist es, das eisige Ökosystem erstmals zu beschreiben.
US-Marshal Guthrie McCabe, ein korrupter und zynischer Gesetzeshüter, wird zusammen mit dem idealistischen Leutnant Jim Gary beauftragt, eine verschollene Gruppe aus der Gefangenschaft der Komantschen zu befreien. Doch die gefährliche Mission enthüllt mehr als nur die Härte des Wilden Westens: Während McCabe von Gier und Selbstschutz getrieben ist, zeigt sich, dass nicht alle Gefangenen zurückkehren wollen und dass die Siedler voller Vorurteile und Gewalt stecken. John Ford inszenierte einen packenden Western, der die Grenze zwischen Gut und Böse hinterfragt und die Ignoranz der vermeintlichen Zivilisation anklagt. Guthrie McCabe, ein desillusionierter und zynischer US-Marshal, lebt gut in seiner kleinen texanischen Stadt: Die Geschäftsleute des Örtchens müssen für seine Dienste zehn Prozent ihrer Einkünfte an ihn abtreten. Deshalb passt es ihm zunächst gar nicht ins Konzept, dass der idealistische Leutnant Jim Gary ihn ins 40 Meilen entfernte Armee-Fort beordert. Wegen seiner guten Beziehungen zum indigenen Häuptling Quanah Parker soll sich McCabe ins Stammesgebiet der Komantschen begeben, um eine Gruppe von Siedlern zu suchen, die dort seit knapp einem Jahrzehnt verschollen sind. Zunächst versucht McCabe, den Hinterbliebenen den Plan auszureden: Nach zehn Jahren bei den Komantschen wären die verschollenen Kinder und Frauen ohnehin "keine echten Weißen" mehr. Doch als eine fürstliche Belohnung in Aussicht gestellt wird, reiten er und Leutnant Gary los. Am Ende ihrer blutigen Mission müssen sie feststellen, dass nicht alle Gefangenen bereit sind, in die vermeintliche Zivilisation zurückzukehren, und dass sich die weißen Siedler gegenüber den Rückkehrern genauso barbarisch verhalten wie gegenüber den indigenen Völkern.
Als die vierjährige Amanda von zu Hause verschwindet und die polizeilichen Ermittlungen nicht weiterführen, heuert Amandas Tante das Duo Patrick Kenzie und Angie Gennaro an. Die beiden Privatdetektive, die auch privat ein Paar sind, geben zu bedenken, dass sie keine Erfahrung mit Kindesentführung haben. Dennoch drängt sie die Familie, den Fall anzunehmen. Einerseits weil sie keine Polizisten sind und auch weil sie den heruntergekommenen Bostoner Stadtteil gut kennen. Patrick und Angie nehmen den Fall an und geraten immer tiefer in einen Sumpf aus Drogendealern, Straßengangs und Pädophilen. Sie erhalten erste Hinweise auf den Verbleib von Amanda und können einen Verdächtigen ausmachen, der ein Lösegeld fordert. In Zusammenarbeit mit der örtlichen Polizei wird eine Übergabe vereinbart, die aber platzt. In einem nahen See wird danach Amandas Kuscheltier gefunden und das Mädchen nach erfolgloser Suche in dem Gewässer für tot erklärt. Der leitende Polizist Jack Doyle nimmt die Schuld für die gescheiterte Übergabe auf sich und tritt aus dem Dienst. Der Fall gilt als abgeschlossen. Einige Monate später wird wieder ein Kind in dem Viertel vermisst und Patrick und Angie erkennen Parallelen zu Amandas Fall. Bei den neuerlichen Ermittlungen mit der Polizei stößt Patrick auf widersprüchliche Aussagen zu Amandas Verschwinden und kann so doch ihre Entführung aufklären. Dabei geraten die beiden Detektive in einen dramatischen moralischen Konflikt.
"Play it again, Sam" rekurriert auf eine der berühmtesten Szenen aus dem Filmklassiker "Casablanca" (1942). Längst zum geflügelten Wort avanciert, verweist es spielerisch auf eines: das Prinzip der Wiederholung, auf das sich die Musik seit Jahrhunderten stützt. Mittelalterliche Motetten, die musikalische Never-Ending-Story von Erik Satie, Hand-Made-Loops von Mike Oldfield, die US-amerikanischen Pattern von Steve Reich, die Beatbox und Loopstations des Künstlers Konrad Küchenmeister - der Streifzug durch die Musikgeschichte und den Wiederholungsfaktor als kompositorisches Prinzip ist schier endlos und zieht sich durch verschiedene Stile und Kulturen. Neigen wir Menschen dazu, Dinge zu bevorzugen, die wir kennen? Was sagen Herz und Hirn zu endlos wirkenden Variationen von Wiederholungen? Was hat die Soundschleife für Auswirkungen auf unsere Gefühle und unsere Körper? Hat Wiederholung Wohlfühl-, Heil- oder Wutpotenzial? - Mit Witz und Präzision spürt die Dokumentation dem Aggregatzustand der Wiederholung nach und betreibt Ursachenforschung. In Gesprächen mit Neurologen, Ethnologen, Komponisten und Interpreten versucht er, das Phänomen zu entschlüsseln. Dass die filmische Umsetzung assoziativ und visuell den Endlosschleifen Rechnung trägt und die Geschichte um die Loop-Lover mit einer gehörigen Portion Humor erzählt wird, versteht sich von selbst. Ob in der Telefon-Warteschleife, in einer Flaschenabfüllanlage oder beim Roboter-Tanz in einer Wäscherei, Loops gelten auch für die Erzählstruktur und die Bildmetaphern dieser Dokumentation.
Daniel Barenboim dirigiert Pierre Boulez. Zu dessen 100. Geburtstag zeigt ARTE nun eines der Hauptwerke des französischen Komponisten und Dirigenten. Das von 1996 bis 1998 entstandene "Sur Incises" basiert auf seinem früheren Klavierstück "Incises" und erweitert dessen Ideen für eine außergewöhnliche Besetzung: drei Klaviere, drei Harfen und drei Schlagzeuggruppen. Das Stück ist geprägt von komplexen rhythmischen Strukturen, virtuosen Klangschichtungen und einer raffinierten räumlichen Klangprojektion. Boulez entwickelt ein filigranes Netz aus Resonanzen und schillernden Klängen, das den Zuhörer in eine faszinierende akustische Landschaft eintauchen lässt. So gilt "Sur Incises" als eines der reifsten Werke des Komponisten und als Meilenstein der zeitgenössischen Musik. Daniel Barenboim dirigierte das Stück 2017 bei der Eröffnung des nach Pierre Boulez benannten Konzertsaals mitten in Berlin. Der vom renommierten Architekten Frank Gehry "pro bono", also ohne Honorar, entworfene Saal befindet sich im ehemaligen Kulissenlager der Berliner Staatsoper Unter den Linden und ist das Herzstück der Barenboim-Said-Akademie, einer von Daniel Barenboim initiierten Musikhochschule in Berlin. Die Akademie ist dem Geist des West-Eastern Divan Orchestra verpflichtet, einem zu gleichen Teilen aus jungen israelischen und arabischen Musikern bestehenden Orchester, das Daniel Barenboim 1999 gemeinsam mit dem amerikanisch-palästinensischen Literaturwissenschaftler Edward W. Said gründete.
Sie gehören zu den spektakulärsten Landschaften der Erde: die Nebelwälder in den Anden Ecuadors. Hier wachsen Hunderte Baumarten, auf ihnen farbenprächtige Bromelien und Orchideen. Auch die Tierwelt ist einzigartig. Ob Vögel, große Raubtiere, Frösche oder Insekten: Die Vielfalt der Formen und Farben ist überwältigend. Diese paradiesischen Nebelwälder sind in Gefahr. Vor allem durch die Viehwirtschaft, der immer größere Waldgebiete weichen müssen. Dabei wirft die harte Arbeit der Farmer kaum Gewinne ab. Doch es gibt Menschen, die das Abholzen der Nebelwälder aufhalten wollen. Einige Andengemeinden haben inzwischen ein anderes Auskommen gefunden - mit der Natur. Sie wollen die verbliebenen Nebelwälder nicht nur schützen, sondern forsten sie wieder auf. Denn intakte Wälder, schillernde Kolibris und wilde Brillenbären locken Touristen und Wissenschaftler an. Die Besucher bescheren den Dorfbewohnern ein sicheres Einkommen, und der Wald bleibt erhalten. Der Film begleitet Bärenschützer, von der Natur faszinierte Farmer und Wissenschaftler, die um das Überleben seltener Froscharten und der riesigen Insektenvielfalt kämpfen. Alle eint dasselbe Ziel: Ecuadors Nebelwälder sollen auch außerhalb von Nationalparks erhalten bleiben. Das gelingt, wenn die Menschen vom Erhalt der Wälder profitieren. Ein Vorbild für andere Regionen der Welt, wo der Wald der Viehwirtschaft weichen muss.
Die Eifel ist das grüne Herz des Westens. Am Fuße erloschener Vulkane, zwischen Dörfern und auf Äckern finden vor allem Tiere, die sich an veränderte Lebensräume anpassen können, ein Zuhause: Rotmilane brüten zwischen Windrädern, Uhus verstecken sich in Steinbrüchen und Rothirsche röhren, wo einst Panzer rollten. Herzstück der wilden Eifel ist der erste und bislang einzige Nationalpark Nordrhein-Westfalens. Auf drei Vierteln der Parkfläche wird der ehemalige Wirtschaftswald wieder sich selbst überlassen - die Natur übernimmt Stück für Stück die Hoheit. Es entsteht ein Urwald von morgen, der schon jetzt vor allem scheuen Tieren ein einzigartiges Zuhause bietet. Mehr als 1.800 bedrohte Tier- und Pflanzenarten haben sich in der Eifel inzwischen wieder angesiedelt. Darunter so seltene Tiere wie die scheue Wildkatze, Luchse, Biber, Fledermäuse oder der Schwarzstorch. Die Dokumentation erzählt mit atemberaubenden Bildern eine erstaunliche Erfolgsgeschichte des Naturschutzes inmitten einer von Menschen geprägten Landschaft - im wilden Westen Deutschlands.
Island ist unbestritten das Reich der Feuerberge: Die größte Vulkaninsel der Welt produziert fast ein Drittel der jährlich weltweit ausgespuckten Lavamenge. Diese Region ist wie ein Spielball zweier tektonischer Platten, die sich pro Jahr zwei Zentimeter voneinander entfernen: Island wird buchstäblich hin- und hergerissen. Das führt dazu, dass die Isländer alle vier Jahre mit einer größeren Eruption rechnen müssen, wie 2010: Der Eyjafjallajökull machte in ganz Europa Schlagzeilen, denn seine riesige Aschewolke hielt den Westteil des Kontinents mehrere Wochen lang in Atem - eine undurchdringliche Aschewand, die sich vom Süden der Insel bis nach Marokko erstreckte. Doch vor allem litten die Menschen vor Ort: Arnaud trifft Ólafur Eggertsson in seinem kleinen Landwirtschaftsbetrieb am Fuße des Glutriesen. Der Landwirt hat schwere Zeiten hinter sich: Eine dicke Ascheschicht hüllte bei dem Ausbruch sein Landgut ein, so dass seine Lebensexistenz beinahe vernichtet wurde. Doch nicht nur die Asche stellt eine Bedrohung dar: Viele isländische Vulkane sind von Gletschern gekrönt; bei einer Eruption würde das Eis schlagartig schmelzen und das Wasser auf seinem Weg ins Tal alles mit sich reißen. Mit Steigeisen ausgerüstet erklimmt Arnaud den Katla, der unter genauer Beobachtung steht, denn es gibt Anzeichen dafür, dass er bald aus seinem hundertjährigen Schlaf erwachen könnte. Doch trotz aller Risiken werden die Vulkane von den Isländern leidenschaftlich geliebt. Die Feuerberge verleihen dieser Insel ihren einzigartigen Charakter. Ihre schwarze Asche kann zu grünen Wiesen werden - bis der nächste Ausbruch wieder die ganze Welt erzittern lässt.