Bis heute wird der Kalte Krieg als Ost-West-Konflikt erinnert, der in Form von Stellvertreter- und Guerillakriegen in Asien und Lateinamerika ausgetragen wurde. Auch in Afrika erstarkten in den 1960er Jahren linke politische Kräfte. Moskau nutzte die Gunst der Stunde und investierte etwa massiv in das ostafrikanische Somalia. Ähnlich verhielt es sich auch in Angola. Und Moskau triumphierte. Mit Ronald Reagan als neuem Präsidenten bereiteten die USA ab 1981 ihre Rückkehr auf den afrikanischen Kontinent vor. Der Zeitpunkt war günstig, denn die Folgen des Kommunismus waren in Afrika verheerend: So führte die Kollektivierung der Landwirtschaft in Äthiopien zu einer Hungersnot, die 500.000 Menschen das Leben kostete. Immer mehr afrikanische Länder wandten sich vom sowjetischen Modell ab. Moskau musste tatenlos zusehen. Selbst die Reformen von Michail Gorbatschow konnten den Zusammenbruch der UdSSR im Jahr 1991 nicht verhindern. Das Ende des Ost-West-Konflikts bot Afrika die Möglichkeit, sein Schicksal wieder selbst in die Hand zu nehmen. Doch um nicht erneut von den Weltmächten instrumentalisiert und ausgebeutet zu werden, musste der Kontinent die Lehren aus der Zeit des Kalten Krieges ziehen ...
Andrei Ciobanu ist verzweifelt. Seit Monaten holt der Fischer aus dem kleinen Dorf Letea im Donaudelta kaum noch genügend Fische aus dem Wasser, um sich und seine Frau ernähren zu können. Die Gründe dafür sind vielfältig: industrieller Fischfang, zunehmender Tourismus und Umweltverschmutzung. Und jetzt im Frühjahr kehren auch noch die hungrigen Pelikane aus ihren afrikanischen Winterquartieren ins Delta zurück. Sie fressen nicht nur massenweise Fisch, sondern zerstören mit ihren scharfen Schnäbeln auch die Netze von Andrei und seinen Nachbarn. Die Fischer im Delta sehen sich als große Verlierer einer Entwicklung, die gleich nach dem Ende der kommunistischen Ära in Rumänien begonnen hatte: Privaten Tourismus gab es bis dahin nur wenig, und die Pelikane wurden von den Behörden gejagt, weil sie offiziell als Feinde der Fischerei galten. Heute ist dies vorbei, und Biologen wie der Vogelkundler Eugen Petrescu haben durchgesetzt, dass der Pelikan und andere Wasservögel im Donaudelta unter Schutz stehen. Das Ergebnis: Ihre Zahl hat sich in den vergangenen Jahren vervielfacht. Immer neue Kolonien sind entstanden. Die Tiere dehnen ihre Fangreviere aus und nehmen jedoch genau dadurch vielen Fischern ihre Lebensgrundlage. Während Umweltschützer und Wissenschaftler das Pelikan-Projekt als Erfolg für die Renaturierung des Donaudeltas feiern, geraten die verbliebenen Bewohner der umliegenden Dörfer zunehmend in Bedrängnis. Ein unlösbarer Konflikt, so scheint es - oder gibt es doch noch einen Ausweg?
Dieses Nachrichtenformat richtet sich speziell an Kinder und Jugendliche und behandelt, nach dem Vorbild von Nachrichtensendungen für Erwachsene, unterschiedliche Themen aus Europa und der gesamten Welt.
(1): Madeirische Rindfleischspieße: Espetadas (2): Nostalgiegeschmack: Igor, ein Madeirer in Paris (3): Ran an die Töpfe!
(1): Südafrika: John Maxwell Coetzee und die Suche nach der eigenen Identität (2): Madeira: Karneval zwischen zwei Welten (3): Belize: Julios Fisch mit Schokolade (4): Paris: Jagd auf die Fakire
(1): Französische Pyrenäen: Clara Arnaud stürmt literarische Gipfel (2): Der Sampot: Kambodschanische Eleganz (3): Papua-Neuguinea: Kokos-Krokodil von Georgina (4): Griechenland: Ein jüdischer Schneider im Räderwerk der Nazis
Im Jahr 1609 führten lokale Konflikte im Baskenland zu einer Welle von Anklagen wegen Hexerei. Um für Ordnung zu sorgen, entsandte König Heinrich IV. eine Kommission zur Bekämpfung der "Hexenplage". Inquisitionsrichter Pierre de Lancre, der die Prozesse koordinierte, ließ innerhalb von vier Monaten 80 Menschen verhaften und zum Feuertod verurteilen, die meisten von ihnen waren Frauen. Es war einer der brutalsten europäischen Hexenprozesse: insgesamt fielen den Verfolgungen zwischen dem 15. und dem 17. Jahrhundert in Europa zwischen 40.000 und 60.000 Menschen zum Opfer. Pierre de Lancre war fest davon überzeugt, dass der Teufel in der Welt wirkte. In der abgelegenen baskischen Region Labourd richtete er sein Augenmerk besonders auf Frauen, die während der sechsmonatigen Abwesenheit ihrer Männer auf See für viele zu selbstständig geworden waren. Innerhalb von nur vier Monaten tagte das Wandergericht in rund zehn Städten und Dörfern, rief zur Denunziation auf, verhaftete und verhörte zahlreiche Menschen, suchte nach Teufelsmalen und setzte unzählige angebliche Hexen und Hexer der Folter aus, um Geständnisse zu erzwingen. Die Angeklagten, zermürbt durch die grausamen Befragungen, gestanden schließlich, was er hören wollte: ihre Teilnahme am Hexensabbat, bei dem Frauen auch sexuelle Handlungen mit dem Teufel zugeschrieben wurden. Historikerinnen und Historiker suchen nach unveröffentlichten Dokumenten und gehen den Ursprüngen dieser Gewalt nach, die sich vor allem gegen Frauen richtete. Die historische Recherche enthüllt die Hintergründe der Hexenverfolgung und die verborgenen Mechanismen eines verkannten Abschnitts der europäischen Geschichte.
Duart Castle thront seit Jahrhunderten auf der Isle of Mull zwischen finsteren Seen und nebelverhüllten Gipfeln. Die Burganlage ist stille Zeugin von Clanfehden, Verrat und Eroberungszügen, die die schottische Identität geprägt haben. Lange war die Festung in den Highlands ein Sinnbild für die Bedeutung der Region. Doch heute wird die einzigartige Geschichte der Burg durch das wachsende Interesse an den tierischen Bewohnern der Insel in den Hintergrund gedrängt. Majestätische Seeadler, scheue Otter und invasive Hirsche nehmen allmählich den Platz der alten Festung in den Herzen der Besucher ein. Als Wahrzeichen der unberührten Natur ziehen die Tiere Tausende Neugierige an, die idyllische Schnappschüsse des wilden Schottlands mit nach Hause nehmen möchten und sich mehr für Tierbeobachtung als für die kulturhistorischen Stätten der Insel interessieren. Diese idealisierende Sichtweise wird der Realität des Landstrichs jedoch nicht gerecht, denn genau wie viele andere Regionen in den Highlands ist auch die Insel Mull eine vom Menschen geprägte Kulturlandschaft: Durch Abholzung und intensive Beweidung verwandelte sich das schottische Hochland einst in die heute so unberührt wirkenden kargen Weiten. Heute ist die Natur wieder auf dem Vormarsch, doch gleichzeitig gewinnt die Insel zunehmend an Beliebtheit. Daraus erwächst eine neue Herausforderung, denn es muss gelingen, die Erhaltung der lokalen Ökosysteme mit der Berühmtheit der Insel und den Anforderungen des Tourismus in Einklang zu bringen. Ein wahrer Balanceakt zwischen Geschichte und Artenvielfalt, bei dem die Belange von Mensch und Natur gleichermaßen berücksichtigt werden müssen.
Was Europa bewegt
(1): Südafrikas würziger Auflauf: Bobotie (2): Nostalgiegeschmack: Dylan, ein Südafrikaner in Portugal (3): Ran an die Töpfe!
(1): Andalusien: María Sánchez, Feministin vom Lande (2): Puerto Rico: Rebellischer Reggaeton (3): Zypern: Androullas Schweinefleisch mit Bulgur (4): La Roque-sur-Pernes: Eine neue Heimat für die Banater Schwaben
(1): Togo: Die subversive Literatur von Sami Tchak (2): New York: Zufluchtsort der bedrohten Sprachen (3): Madeira: Nelsons Hühnersuppe (4): Japan: Die Leidenschaft des Karaoke
Saint-Tropez: Die 18-jährige Waise Juliette wird von dem kinderlosen Ehepaar Morin aufgenommen. Sehr zum Leidwesen ihrer konservativen Adoptiveltern verfallen die Männer reihenweise dem Charme der attraktiven Juliette. Der Nachtclubbesitzer Eric Carradine, ein reicher Mann um die 40, macht ihr den Hof, aber Juliette ist in Antoine Tardieu verliebt. Antoine betreibt mit seiner Mutter und seinen beiden Brüdern Michel und Christian eine kleine Werft. Als Juliette begreift, dass Antoine in ihr nur einen Zeitvertreib sieht, verweigert sie sich ihm. Unter der Drohung, ins Waisenhaus zurückgeschickt zu werden, willigt sie schließlich in eine Heirat mit Antoines Bruder Michel ein, der sie abgöttisch liebt. Als Juliette bei einem Bootsbrand in Gefahr gerät, rettet Antoine ihr das Leben. Die beiden nähern sich wieder an und beginnen schließlich eine Affäre. Als Michel von der Liebschaft erfährt, ergreift Juliette von Scham getrieben die Flucht. Michel will ihr folgen, aber Antoine stellt sich ihm in den Weg. Es entwickelt sich ein heftiger Kampf zwischen den Brüdern. In einer Bar kommt es schließlich zum dramatischen Showdown, bei dem auch Juliettes Verehrer Eric dabei ist ...
Insekten sind auf der Erde die meistverbreiteten Tiere. Doch in den letzten Jahren wurde weltweit ein bedrohlicher "Insektenschwund" festgestellt. Die Dokureihe "Insekten - Die heimlichen Herrscher" befasst sich mit dieser aktuellen Problematik und zeigt, dass Insekten in verschiedensten Lebensräumen eine bedeutende Rolle für den Erhalt von Ökosystemen spielen. Sie erfüllen nicht nur wichtige Funktionen, sondern sind auch unglaublich komplexe und faszinierende Lebewesen. Eine Handvoll Forschende und Insektenbegeisterte beobachten in Ostafrika, Europa und den amerikanischen Tropenwäldern die Verhaltensweisen von Gliederfüßern. Bei näherem Hinsehen spielen sich in der Welt der Insekten ebenso spektakuläre Szenen ab wie in der Savanne, wenn Löwen ihre Jagdstrategie entfalten oder bei Elefantenkämpfen mächtige Stoßzähne aufeinanderprallen. Insekten gibt es in verschiedensten Gestalten und mit unterschiedlichsten Wesenszügen. Es gibt sie überall, und ohne sie wäre auch die Welt der Menschen nicht so, wie wir sie kennen. Allerdings droht die jahrtausendalte Wechselbeziehung zwischen Menschen und Insekten nun selbst in den abgelegensten Winkeln der Erde zu zerbrechen. Sei es in der Savanne Tansanias oder auf den Straßen von Baltimore: Forschenden zufolge ist die Zeit reif, um innezuhalten und den "heimlichen Herrschern" Beachtung zu schenken.
Die Beobachtung fleißiger Honigbienen im US-Bundesstaat Maine und in Frankreich macht die komplexe Kommunikation der gut organisierten Bienenvölker deutlich. In Colorado flüchten derweil heimische Hummeln vor den steigenden Temperaturen bis auf die höchsten Gipfel der südlichen Rocky Mountains. Ein Schmetterlingsforscher aus Japan erläutert die Auswirkungen des Klimawandels auf die Bestäuberpopulationen. Indes profitieren Dorfgemeinschaften an der Küste Kenias von Schmetterlingen als Einkommensquelle. Die Tagfalter tragen gleichzeitig zur Verbreitung ostafrikanischer Arten bei. Forschende aus Ecuador untersuchen ein biologisches Wettrüsten zwischen Fledermäusen und Nachtfaltern. Letztere haben gelernt, das Sonar der Fledertiere zu stören, um unentdeckt zu bleiben. Lange Zeit galten Schmetterlinge aufgrund ihrer zarten Flügel als besonders empfindlich. Dabei zählen die von ihnen zurückgelegten Flugstrecken zu den längsten Tierwanderungen auf der Erde - ein klares Zeichen für ihre Stärke und ihr Durchhaltevermögen. In Mexiko wird die Ankunft des Monarchfalters nach seiner tausend Kilometer langen Wanderung gefeiert. Die Bevölkerung sieht darin ein Symbol für die Rückkehr der Seelen am Tag der Toten. Allerdings ist die Zahl der wandernden Monarchfalter in den letzten 20 Jahren um über 80 Prozent zurückgegangen. Somit könnte das spektakuläre Naturschauspiel verschwinden, noch bevor das Geheimnis gelüftet wird, wie die Schmetterlinge ihre Wanderung vollziehen. Forschende und Insektenbegeisterte erklären, wie das Leben auf der Erde ohne Bestäuber aussehen würde.
Die Folge "Gefürchtete Räuber" nimmt die Anatomie und die Jagdkünste einiger Insekten unter die Lupe. Gottesanbeterinnen und Wasserinsekten gehören zu den hinterlistigsten Killern und scharfsinnigsten Überlebenskünstlern des Tierreichs. Ihre Körper sind tödliche Waffe und Tarnanzug zugleich. Noch dazu besitzen sie die Fähigkeit des stereoskopischen Sehens - Beutetiere haben hier kaum eine Chance. Jagen sichert ihnen das Überleben. Deshalb haben sich räuberisch lebende Insekten im Laufe der Evolution weiterentwickelt und ihre Jagdstrategien perfektioniert. Unter den 3.000 bekannten Insektenarten gibt es nur wenige, die so furchterregend sind wie die Gottesanbeterin. Zwar misst sie nur sieben Zentimeter, ihre kräftigen Fangarme sind jedoch mit zahlreichen Dornen bestückt. Jede noch so kleinste Bewegung nimmt die gnadenlose Jägerin wahr und ist nicht wählerisch: Auf ihrem Speiseplan steht alles von Fliegen bis hin zu Kolibris. Libellen sind geschickte Jäger in allen Entwicklungsstadien: Als Larven verfügen sie über eine Fangmaske, die beim Beutefang blitzschnell vorschnellt. Ausgewachsene Libellen sind virtuose Flugjägerinnen. Bahnbrechende wissenschaftliche Experimente und Beobachtungen geben Aufschluss über die Sinneswahrnehmung und Jagdtechnik von Insekten und erklären, warum Libellen derart präzise akrobatische Jagdmanöver ausführen können.
Eine Gewässerlandschaft von faszinierender Farbenpracht, ein seichtes marines Mosaik, dessen Spektrum von Smaragdgrün bis Azurblau reicht, eine ruhige See, die durch einen Schutzwall aus Korallen vor den Kräften des Pazifiks bewahrt wird: Mit einer Fläche von mehr als 24.000 Quadratkilometern gilt die Lagune von Neukaledonien als die größte der Welt. Sie beherbergt eine außergewöhnliche Artenvielfalt. Die Geschichte der Menschen Neukaledoniens ist eng mit der der Lagune verwoben. Die ersten Siedler erreichten die Insel vor rund 3.000 Jahren in Pirogen von den nördlich gelegenen Salomonen aus. Nach einer langen Überfahrt über den Pazifik ließen sie sich hier nieder. Wie entstand dieses geologische Paradies? Welche Vorgänge schufen das riesige Becken, das vom Ozean abgetrennt und zugleich mit ihm verbunden ist? Welche biologischen und mineralischen Prozesse mussten zusammenspielen, damit sich eines der größten Korallenriffe der Welt entwickeln konnte? Auf den Spuren einer bewegten Erdgeschichte erforschen Wissenschaftler eine der schönsten, aber auch empfindlichsten Landschaften der Welt. Schritt für Schritt entschlüsseln sie die geheimnisvolle Vergangenheit der großen Lagune von Neukaledonien. Die Dokumentationsreihe begleitet Biologen, Geologen, Ozeanografen und Archäologen, die seit Jahren die Entstehung geologischer Weltwunder untersuchen und dabei weit in die Erdgeschichte zurückblicken.
Der Indian Summer in Neuengland, im äußersten Nordosten der USA, lockt mit spektakulären Farb- und Wetterwechseln. Die Dokumentation von Klaus Scherer führt aber auch durch weitere Jahreszeiten: Von den ersten zartgrünen Knospen im Frühjahr bis zum letzten dunkelroten Herbstlaub werden Landschaften und Wahrzeichen gezeigt. Von Bewohnerinnen und Bewohnern erfährt er, wie diese Vielfalt sie prägt und warum sie sie schätzen. Da ist der Ahornsirup-Farmer in Vermont, der die Wachstumswende zwischen Winter und Frühjahr vorhersehen muss; ein Lokführer und sein Brakeman in New Hampshire, die mit der ersten Testfahrt im Mai die Steilstrecke der historischen Zahnradbahn auf den Mount Washington prüfen. Auf dem Berggipfel hat ein Team der Wetterstation zuletzt überraschende kontinentale Kälte- und Windrekorde gemessen. Und da ist ein junger Pilot, der sein Studium in New York abgebrochen hat, um in seiner Cessna lieber die Inseln vor der Küste Maines mit Post und Pendlern zu versorgen. Zwei Abstecher führen an heimelige bis kuriose Orte: Einem Bostoner Ehepaar gelingt es, eine stillgelegte, weitläufige Farm wieder mit Tieren und Besuchern zu füllen. Und im Grenzort Derby schweift die Kamera durch eine Villa, die einst von ihrer reichen Bauherrin direkt auf der Grenze zu Kanada errichtet wurde, in der Hoffnung, dass Staatsgrenzen bald an Bedeutung verlieren würden. Ein Irrtum, leider. Heute residieren dort eine Bibliothek und ein Theater mit strikten Zugangsregeln. Und für jeden grenzüberschreitenden Pinselstrich benötigen zwei historische Trägervereine die Erlaubnis zweier Staaten.
Die auf vielen Sendern vorgenommene strikte Trennung von Politik- und Kulturnachrichten wird hier aufgehoben. Es werden Schnittpunkte aus beiden Bereichen präsentiert und Zusammenhänge dargestellt.
Urlauber sehen in ihm oft nur eine lästige Alge, die am Strand herumliegt: Posidonia Oceanica, wie in der Wissenschaft Seegras genannt wird, ist eine der unterschätztesten Pflanzen der Welt - und in Wahrheit ein echtes Multitalent. Eine Unterwasser-Wiese, die jungen Fischen und bedrohten Arten wie Seepferdchen Schutz bietet. Ein Klimaretter mit mehr Power als der Regenwald. Und eine Bio-Barriere, die die Strände der Baleareninseln vor Herbst- und Winterstürmen schützt. Dass diese "Lunge des Meeres" Außergewöhnliches leistet und geschützt werden muss, ist unter Fachleuten unumstritten. Doch neben Klimawandel und Wasserverschmutzung droht dem Seegras noch eine ganz andere Gefahr: Mit jedem Jahr liegen mehr Boote - oft luxuriöse Jachten - vor Mallorca oder Formentera. Und schon ein einziger Anker kann Hunderte Seegraspflanzen vernichten. Es dauert Jahrzehnte, den Schaden wieder zu beheben. "Seegras ist eine sehr stabile Pflanze, aber auch sehr langsam im Wachstum", sagt Ozeanologin Laura Royo, die den Unterwasser-Wald in aufwendigen Tauchgängen wieder aufforstet: "Man muss Geduld haben." Die Behörden auf den Balearen setzen mittlerweile auf Vorbeugung: Besonders in der Hochsaison sind Patrouillenboote unterwegs, überwachen die Ankerpositionen von Jachten, klären die Kapitäne auf, dass sie nur über Sandflächen ankern dürfen, und verhängen auch mal Geldstrafen. Seegras-Retter Marcial Bardolet fährt eines dieser Boote. Der gebürtige Mallorquiner will seine Heimat schützen: "Ich fühle mich verbunden mit dem Seegras und es ist meine Lebensaufgabe, es zu erhalten."
Camille ist ein Anästhesist aus Bordeaux, der in seinem Leben kein Leid ertragen kann - besonders nicht das eigene. Er trifft sich regelmäßig mit Clémentine, einer verheirateten Frau, die ihren Mann am liebsten für Camille verlassen möchte. Unter dem Vorwand, Schmerz vermeiden zu wollen, beharrt er jedoch darauf, ihre Affäre geheim zu halten. Auf einem Fachkongress begegnet Camille einer Ärztin, Stéphanie, die seine Lebensphilosophie infrage stellt: Auf Anästhesie sollte man nie automatisch zurückgreifen, denn Leiden sei Teil des Lebens, ebenso sehr wie Glück und Wollust. Zurück in Bordeaux sucht Camille am Flughafen nach seinem Koffer. Wiederholt hört er dabei eine Durchsage mit dem Namen einer Juliette Graveur. Zu Hause angekommen, entdeckt er, dass er den falschen Koffer mitgenommen hat: Es befinden sich ausschließlich Frauenkleider darin. Gleichzeitig teilt ihm Clémentine mit, dass sie ihrem Mann die Affäre gebeichtet hat. Als sie jedoch die Kleider entdeckt, vermutet sie eine Konkurrentin. Im Moment der Empörung bestreitet Camille die fiktive Beziehung nicht und gibt seiner Liebhaberin sogar einen Namen: Juliette. Kurz darauf entdeckt Camille den gleichen Namen auf einem Plakat für ein Flötenkonzert wieder. Die Lügen und Ausreden nehmen kein Ende - Camille verstrickt sich immer tiefer in die fiktive Beziehung mit Juliette. Alles nur, um die anderen Frauen in seinem Leben zu vergraulen. Durch erfundene Anekdoten und zugekaufte Kleidung gewinnt die Vorstellung von Juliette langsam an Substanz und wird bald in Camilles Leben zu einer allgegenwärtigen Präsenz.
Ein Jahrhundert nach Erscheinen von "Belle de Jour - Schöne des Tages" kommentieren und analysieren sieben Frauen Auszüge aus Joseph Kessels Roman und lassen sich dabei auf sehr persönliche Erzählungen ein, die durch die eingelesenen Szenen des Romans angeregt werden. Was die Frauen verbindet: Sie sind oder waren Sexarbeiterinnen und verfügen über ein Wissen, das im Verborgenen der Gesellschaft entsteht. In dieser Dokumentation erzählen sie, was sie über männliche Begierden und Fantasien wissen, und erkunden dabei gleichsam das tiefgründige Potenzial, das dieser Roman in sich trägt. Würde der Roman "Belle de Jour - Schöne des Tages" heute noch einen Skandal auslösen? Das 1928 veröffentlichte Werk, in dem die bürgerliche und glücklich verheiratete Sévèrine ihre sexuellen Fantasien durch Prostitution entdeckt und auslebt, empörte das bürgerliche und mit strengen Konventionen behaftete Frankreich. Die Verfilmung von Luis Buñuel im Jahr 1967 steigerte den Skandal, mit Catherine Deneuve als Sévèrine, hin und her gerissen zwischen masochistischer Lust und Schuldgefühlen. Reich an Zitaten und Filmausschnitten vermittelt die Dokumentation einen heutigen, überraschenden Blick auf diesen Klassiker und entlarvt dessen eigentliches Thema: das männliche Begehren.
Produktion: Les Films d'Ici, Katuh Studio, BAC Cinéma, Lunanime Filmproductie, Trickstudio Lutterbeck, Special Touch Studios, Rêves d'Eau Productions, Amopix, Les Fées Spéciales, SR, ARTE 1980: Abadan, die Ölhauptstadt des Iran, widersetzt sich der irakischen Belagerung. Omid, 14 Jahre alt, weigert sich, die Stadt zu verlassen, und bleibt bei seinem Großvater, um auf seinen älteren Bruder zu warten, der an der Front kämpft. Als Vertretung für Farshid, einen Freund seines Bruders, der bei einem Granatenangriff schwer verletzt wurde, wird Omid zum Essenslieferanten und fährt jeden Tag auf seinem Motorrad durch die leeren Straßen Abadans. Bei der Erfüllung seiner Mission trifft er auf ungewöhnliche Charaktere, die alle ihre verschiedenen Gründe haben, in der Stadt zu bleiben. Als sich die Situation verschlechtert und die Stadt kurz vor dem Fall steht, will Omid versuchen, alle zu retten, die ihm wichtig sind - mit einem verlassenen Schiff, das er im Hafen von Abadan entdeckt hat und das seine Arche wird. Kann es die Lösung sein für die Rettung der Menschen, die ihm am Herzen liegen? Sepideh Farsis Film eröffnete 2023 das Panorama der Berlinale. Er ist Teil der langjährigen filmischen Auseinandersetzung der Regisseurin mit der Geschichte ihres Heimatlandes und der iranischen Diaspora, im ständigen Widerstand gegen das Mullah-Regime des heutigen Iran.