In einem Nachkriegsdeutschland, das die Gräuel des Nationalsozialismus am liebsten aus seinem kollektiven Gedächtnis löschen wollte, setzte ein junger hessischer Staatsanwalt alles daran, die Schuldigen zu finden und zu verurteilen. Er war entschlossen, in seinem Land eine neue, demokratische Justiz aufzubauen. Fritz Bauer wurde 1956 an die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main berufen und begann sogleich mit den Ermittlungen gegen den Auschwitz-Arzt Josef Mengele sowie gegen Adolf Eichmann, den Kopf hinter der sogenannten Endlösung. Infolge der Nachforschungen von Bauer konnte Eichmann in Argentinien aufgespürt werden. Er wurde anschließend vom israelischen Geheimdienst verhaftet und verurteilt. Eine echte Konfrontation des deutschen Volkes mit seiner Vergangenheit gelang Fritz Bauer durch einen historischen Prozess: Schon seit den frühen 1950er Jahren ermittelte er gegen ehemalige SS-Mitglieder, die an den Verbrechen in Auschwitz beteiligt gewesen waren. Nach jahrelangen hartnäckigen Recherchen und Zeugenbefragungen wurden 1963 endlich die Auschwitz-Prozesse eröffnet, die einen Wendepunkt in der Verurteilung der nationalsozialistischen Verbrechen darstellen sollten.
Reims, Sommer 1968: Für ihr traditionelles Sommerfest sucht die Zeitung "L'Union" eine Attraktion. Der Sportjournalist der Zeitung, Pierre Geoffroy, hat eine Idee: Er will ein Frauenfußballspiel organisieren. Auf seine Annonce antworten ihm Frauen zwischen 15 und 35 Jahren, allesamt sportlich, aber ohne jegliche Spielerfahrung im Fußball. Doch das Match wird ein Erfolg, und die Gelegenheitsfußballerinnen sind auf den Geschmack gekommen. Mit aller Kraft engagieren sie sich für einen rein weiblichen Verein. So entsteht der "Football Club Féminin de Reims". Sie beginnen eine Reihe von Freundschaftsspielen auf der ganzen Welt und brennen für ihren Sport. Doch ihre sexistische Umwelt versucht immer wieder, ihnen Steine in den Weg zu legen. Der Frauenfußball entstand bereits Ende der 1910er Jahre, wurde jedoch sofort stark kritisiert: Er passte nicht ins vorherrschende Rollenbild, demzufolge die Frau in erster Linie Gattin, Hausfrau und Mutter zu sein hatte. In den 1930er Jahren wurde die Stimmungsmache immer feindlicher, und nach der Niederlage Frankreichs im Zweiten Weltkrieg verbot die Vichy-Regierung den Frauenfußball per Verordnung. Erst nach dem "Football Club Féminin de Reims" bildete sich die erste offizielle französische Fußballnationalmannschaft der Frauen; und 1974 gab es wieder eine französische Fußballmeisterschaft der Frauen unter der Schirmherrschaft der Fédération Française de Football. Heute zählt der Verband fast 250.000 weibliche Mitglieder, darunter Spielerinnen, Trainerinnen, Schiedsrichterinnen und sonstige Vertreterinnen.
Dieses Nachrichtenformat richtet sich speziell an Kinder und Jugendliche und behandelt, nach dem Vorbild von Nachrichtensendungen für Erwachsene, unterschiedliche Themen aus Europa und der gesamten Welt.
Ein Vogel, der so viel kostet wie ein Auto, ja sogar ein Haus. In Singapur ist das keine Seltenheit. Singvogelliebhaber scheuen dort weder Kosten noch Mühen für die Stars der Szene: Dazu zählen Sperbertauben, Schama- und Dajaldrosseln, Bülbüls und Brillenvögel. Je schöner ein Vogel singt, desto höher ist der Preis. Zahlreiche Singvogelwettbewerbe demonstrieren diesen Status. Doch die Liebe zu den gefiederten Stimmathleten hat auch Schattenseiten, denn sie befeuert den illegalen Handel mit den Vögeln. "GEO Reportage" taucht mit Vogelzüchtern und Umweltaktivisten in den Kosmos von Singapurs Singvögeln ein.
(1): Brasilien: Carmen Miranda, kulturelle Botschafterin der besonderen Art (2): Bourges: Jacques Coeur, der Vertraute des Königs (3): Spanien: Anas Bohnensuppe mit Speck vom Keltischen Schwein (4): London: Brutstätte der Lesesucht
(1): Iulian Ciocans dystopisches Moldawien (2): Gorges du Tarn: Im Reich des Wassers (3): Chile: Marías Curanto (4): Türkei: Der Brandstifter von Ephesos
Aller Anfang ist nackt. Dieser Urzustand ist für manche Lebensmotto. Mit ihrer Kleidung legen Anhänger der Freikörperkultur auch gesellschaftliche Konventionen ab. Es geht um Freiheit. Ein Kampf, der Ausdauer erfordert. Der Anblick nackter Körper kann verstören. Nacktheit enthüllt die Kultur, die Traditionen und das religiöse Erbe eines Landes. Schon Frankreich und Deutschland unterscheiden sich voneinander, wenn es um den Grad der akzeptierten Nacktheit geht. Zugleich ist Frankreich heute das wichtigste FKK-Reiseziel weltweit. Das war einmal anders: Zu DDR-Zeiten füllte sich die Ostseeküste mit nacktbadenden Massen. Freikörperkultur wurde über die Zeit zum Aushängeschild des ostdeutschen Staates. Doch FKK ist keine Erfindung der DDR. Im 19. Jahrhundert streben Lebensreformer ein Leben im Einklang und in Verbindung mit der Natur an. Im Sinne der körperlichen Gesundung gründen die Brüder Durville auf einer Insel im französischen Mittelmeer Heliopolis, eine Siedlung für nackte Sonnenanbeter. Später finden dort Nacktpartys statt. Darf Naturismus sexuell sein? Was ist der wahre Naturismus? Diese Glaubensfrage erhitzt bis heute die Gemüter. FKK-Vereine wollen alles andere als erotisch sein. Unübersehbar jedoch ist die Nähe zur Nacktgymnastik. Schon immer stand auf FKK-Arealen Sport im Zentrum. Was ist heute übrig vom steten Streben nach der Gesundung des Körpers? Welchen Einfluss nahm die FKK-Bewegung auf Körperideale? Inwiefern wurde sie zeitweise für politische Zwecke missbraucht? Und wie mischt der "Body Positivity"-Trend die Nacktkultur heute auf?
Wenn ein Mensch die Kontrolle über seinen eigenen Körper hat und sich entscheidet, ihn nackt zu zeigen, reagiert die Umgebung. Immer. Denn seit der Antike bis heute ist Kleidung die Normalität und Nacktheit das Gegenteil. Mit der ungeschützten, intimen Darstellung des Körpers werden historisch die Mauern der Macht durchbrochen oder zementiert - eine Wahrheit unverhüllt enthüllt. Nacktheit kann eine Intervention gegen Unfreiheit, ein Symbol des Protests sein - oder ein Akt der Unterdrückung. Bis heute erregt die ukrainische Frauenbewegung Femen international Aufsehen, deren Aktivistinnen ihre Oberkörper zuerst nackt auf zentralen Plätzen wie dem Majdan in Kiew gegen Sexismus und Unterdrückung zeigten. Risiken reichen von der gesellschaftlichen Ächtung bis hin zu physischer Gewalt. Dennoch nehmen die Frauen diese Gefahr auf sich, um mit ihren Körpern auf Missstände aufmerksam zu machen und für ihre Überzeugungen einzutreten. Doch wer hat überhaupt die Freiheit, sich zu entscheiden, den eigenen Körper nackt zu zeigen - und wer nicht? Welchen Kriterien sind die Körper unterworfen? Wer wird nackt gesehen, gezeigt - und warum? Die Geschichte der Nacktheit kann eine Geschichte der Mutigen und Unerschrockenen sein, die bereit sind, ihre eigene Verletzlichkeit zum Ausdruck zu bringen, um eine größere Botschaft zu vermitteln. Der Körper wird zum Symbol der Freiheit und des Widerstands gegen diejenigen, die versuchen, die Freiheit einzuschränken. Gleichzeitig ist die Geschichte der Nacktheit geprägt von Stigmatisierung, Zwang, Rassismus und Kolonialismus.
Im Nordwesten des europäischen Kontinents erstreckt sich Norwegen auf einer Länge von rund 1.700 Kilometern. Das Land wird durch Berge und Fjorde geprägt, es ist fast gänzlich vom Skandinavischen Gebirge bedeckt. Die markante Oberflächenmodellierung ist vor allem der Vergletscherung während der Eiszeiten und den damit verbundenen Erosionen geschuldet, denen das Land im Laufe von zweieinhalb Millionen Jahren immer wieder ausgesetzt war. Bis heute sind die Spuren dieser bewegten geologischen Vergangenheit insbesondere im Westen sichtbar. Dort gibt es prähistorische Gletscher wie den Folgefonna, unzählige, kristallklare Bergseen, Trogtäler und schwindelerregende Gipfel. Im Herzen des Gebirges liegt Hardangervidda, die größte Hochebene Europas oberhalb der Nadelholzgrenze, mit ihren kargen Heide- und Tundra-Landschaften, Seen, Wildwassern und Mooren.
Im äußersten Norden Europas liegt Lappland. Die weiten Landschaften nördlich des Polarkreises erstrecken sich über mehrere Hunderttausend Quadratkilometer größtenteils auf den Staatsgebieten Norwegens, Schwedens und Finnlands. Im Westen und Norden nimmt Lappland mit seinen Tausenden kleinen Inseln entlang der norwegischen Küste einen maritimen Charakter an. Hinter dem Skandinavischen Gebirge gibt es nur noch Wasser, Schnee und Wälder, so weit das Auge reicht. In dieser unendlich scheinenden eisigen Einsamkeit dauern die Winter manchmal acht Monate. Die Natur ruht unter einer dicken, weißen Schneedecke. Doch so unwirtlich und verlassen diese Landschaft auch wirken mag, der Schein trügt! Seit vielen Tausend Jahren leben dort die Samen, das einzige indigene Volk Europas. Und erst seit dem 17. Jahrhundert ließen sich auch Skandinavier dort nieder.
(1): Jean Dieuzaide fotografiert Toulouse (2): Estland: Heidnischer Sprung übers Feuer (3): Bulgarien: Mitsas Schafskäseschnecken (4): Chicago: Revolution im Schlüpfer
(1): Mélissa Da Costa und das Blau der Pyrenäen (2): Moldau: Eine Bluse als Essenz einer Nation (3): Indien: Sumits Reisgericht mit Hammelfleisch (4): Atlantic City: Konferenz der Kriminellen
Das Biopic "Florence Foster Jenkins" erzählt die Geschichte der gleichnamigen amerikanischen Mäzenin, die Mitte des 20. Jahrhunderts als "Diva der falschen Töne" Bekanntheit erlangte und von Hollywoodstar Meryl Streep gespielt wird. Florence Foster Jenkins lebt mit ihrem Partner und Manager St. Clair Bayfield als reiche Erbin in New York und hat sich in der Klassikszene durch den von ihr gegründeten Verdi Club einen Namen gemacht. Sie träumt jedoch von einer Karriere als Opernsängerin und wird von St. Clair trotz ihres offensichtlich fehlenden Talents dazu ermutigt. New York, 1944: Florence Foster Jenkins ist eine angesehene Mäzenin der New Yorker Klassikszene. Dann beschließt sie, selbst als Opernsängerin aufzutreten. Sie wird darin von St. Clair Bayfield unterstützt, mit dem Florence, die sich bei ihrem ersten Ehemann mit Syphilis angesteckt hat, eine platonische Ehe führt. Obwohl St. Clair jeden Abend zu seiner Geliebten Kathleen fährt, verläuft die Ehe der beiden ausgesprochen harmonisch. St. Clair widerspricht auch nicht Florences Wunsch, Opernsängerin zu werden, obwohl sie gänzlich unbegabt ist. Das Paar stellt den Pianisten Cosmé McMoon ein, der Florences schiefen Gesang begleiten soll. Zunächst ist er begeistert, den begehrten Posten an der Seite der Millionenerbin ergattert zu haben. Doch seine Euphorie wandelt sich schnell in Besorgnis, als er die schrillen Töne der Amateursängerin zum ersten Mal vernimmt. McMoon möchte nicht zur Lachnummer der New Yorker Musikwelt werden. Doch St. Clair überredet ihn, der musikliebenden Florence zum Wohle ihrer Gesundheit nicht die Wahrheit über ihren schrecklichen Gesang zu offenbaren. Die beiden geraten in eine missliche Lage, als Florence beschließt, vor großem Publikum in der Carnegie Hall aufzutreten ... Die im Film von Meryl Streep gespielte Florence Foster Jenkins wurde 1868 im US-Bundesstaat Pennsylvania geboren. Die New Yorker Gesellschaftsdame und Musikliebhaberin sorgte mit ihrem schiefen Gesang für Schlagzeilen. Den Höhepunkt ihrer musikalischen Karriere markierte ihr Auftritt in der Carnegie Hall im Jahr 1944.
Im Herbst 1981 gab Tina Turner der US-amerikanischen Zeitschrift "People Magazine" ein Interview. Sie hatte sich fünf Jahre zuvor von Ike Turner scheiden lassen, der 16 Jahre lang ihr Partner im Leben und auf der Bühne gewesen war. Fast niemand wusste etwas über die Gründe der Trennung. In diesem Interview berichtete sie zum ersten Mal öffentlich über den jahrelangen massiven körperlichen und seelischen Missbrauch, der erst mit ihrer spektakulären Nacht-und-Nebelflucht ein Ende nahm. Es folgten viele andere Medienprofile, die Tinas Image als moderne Heldin festigten. Ihre persönlichen Erlebnisse gekoppelt mit ihrem unbestrittenen Talent verhalfen ihr zu einem der bemerkenswertesten Comebacks der gesamten Musikgeschichte. Tina Turner war Künstlerin und kulturelles Symbol zugleich. Für Millionen Fans weltweit verkörperte sie Charakterstärke und Resilienz - und doch steckte hinter dem Star eine Frau, die immer noch mit ihrer Vergangenheit zu kämpfen hatte. "Tina" ist ein tiefer persönlicher Einblick in die unglaubliche Lebensgeschichte von Tina Turner, deren Überlebensdrang das Publikum ebenso prägte wie sie selbst. Zusammen mit zahlreichen bisher nie veröffentlichten Archivaufnahmen und wahrscheinlich ihrem letzten umfassenden Interview zeichnet diese Dokumentation das Porträt einer Frau, die man bislang nur glaubte zu kennen.
Über erloschene Vulkankuppen und Felsen aus Granit führt der Oberlausitzer Bergweg, durch dichte Wälder, malerische Täler, an bizarren Sandsteinformationen entlang. Auf 118 Kilometern von Neukirch bis Zittau erleben Wandernde die einzigartige Kulturlandschaft des Oberlausitzer Berglands und des Zittauer Gebirges. Hier an der Grenze zwischen Deutschland und Tschechien waren Pflanzen- und Tierwelt über Jahrzehnte sich selbst überlassen. Heute pirschen sich Forscher an seltene Tagfalter heran und Vogelschützer seilen sich mutig an Steilhängen herab, um in den versteckten Gelegen der Uhus und Wanderfalken Jungvögel zu finden und sie zu beringen. Der Weg schlängelt sich durch idyllische Dörfer mit den typischen Umgebindehäusern, die dies- und jenseits der sächsisch-böhmischen Grenze zu entdecken sind. Ein Abstecher zum nördlichsten Punkt Tschechiens, in den Schluckenauer Zipfel, führt in die Geschichte der Region. Überwucherte Ruinen erinnern hier an die Vertreibung der Sudetendeutschen nach dem Zweiten Weltkrieg. Der Bergweg windet sich über die höchsten Gipfel der Oberlausitz wie den Valtenberg, den Bieleboh, den Kottmar und die 793 Meter hohe Lausche. Von Bauden und Türmen aus eröffnen sich atemberaubende Fernsichten in das benachbarte Bergland bis ins Iser- und Riesengebirge. Die dreiteilige Reihe zeigt überraschende europäische Landschaften, die entlang von Grenzwegen erkundet werden.
Der Schmugglerweg beginnt im südwestenglischen Somerset, wo die historische Museumseisenbahn durch grüne Hügellandschaften bis zur Küste fährt. In der viktorianischen Seebadstadt Minehead liegt der Startpunkt des längsten Fernwanderweges Großbritanniens. Von hier aus machen sich jedes Jahr etliche Reisende zu Fuß auf den South West Coast Path. Auf den ersten Etappen des über 1000 Kilometer langen Wanderweges geht es entlang dramatischer Klippen, durch uralte Wälder und über offene Moorlandschaften. Hier leben und arbeiten Menschen, die mit der Küste Südenglands tief verbunden sind: Park Ranger Tim Parish hat seinen Arbeitsplatz im artenreichen Exmoor - Heimat seltener Rothirsche und wilder Ponyherden, die zu Englands ältester Pferderasse gehören. Royston Connor, Wirt des jahrhundertealten Ship Inn, erzählt von Schmugglern und geheimen Tunneln und Hafenmeister Pudds kümmert sich um die kleine Bucht Porlock Weir. Die historische Route führt durch den längsten zusammenhängenden Küstenwald Englands bis zur kleinsten Pfarrkirche des Landes. Vorbei an spektakulären Felsformationen erreicht man weiße Sandstrände, wo Langstreckenschwimmer Nick Thorn seine Surfschule betreibt. Die farbenfrohe Dünenlandschaft von Braunton Burrows wird als Devons schönster natürlicher Garten bezeichnet. Botanikerin Mary Breeds setzt sich für den Erhalt dieses einzigartigen Ökosystems ein. Dieser Abschnitt endet an der Hartland Heritage Coast - einer Gegend, die gleichermaßen gefährlich, rau und wunderschön ist. Hier lässt sich die Künstlerin Merlyn Chesterman beim Schwimmen im Atlantik zu ihren Holzschnitten inspirieren.
Die auf vielen Sendern vorgenommene strikte Trennung von Politik- und Kulturnachrichten wird hier aufgehoben. Es werden Schnittpunkte aus beiden Bereichen präsentiert und Zusammenhänge dargestellt.
Ein sechsstöckiges Glashochhaus sticht aus den Wohnblocks des Viertels Marcel Cachin in Romainville hervor. Es handelt sich um ein innovatives Projekt, das die Verwaltung des Pariser Vororts vor zwei Jahren startete: eine Stadtfarm. Sie verfolgt damit sowohl ökologische als auch ökonomische Ziele, denn etwa ein Viertel der über 33.0000 Einwohner der Kommune lebt unter der Armutsgrenze. In der Stadtfarm von Romainville wird Gemüse ganz ohne Pestizide angebaut. Den Einwohnern kommt es in den Schulkantinen der Stadt sowie in der Markthalle zugute - zu Preisen, die nach Einkommen gestaffelt sind. Auch ein für alle erschwingliches Restaurant verarbeitet die Produkte. Etienne ist städtischer Angestellter und hat sich auf Urban Farming spezialisiert. Er kümmert sich um die 900 Quadratmeter große Anbaufläche des Hochhauses, verteilt auf die sechs Stockwerke und das Untergeschoss, wo Champignons, Chicorée, Salate und Kräuter wachsen. Etienne ist stolz auf seinen Beruf und teilt sein Fachwissen mit Menschen in beruflicher Wiedereingliederung. Im Erdgeschoss des Gebäudes befindet sich das Restaurant "Cheffes" ("Köchinnen"), das Hawa mit zwei Freundinnen eröffnet hat. Sie kochen schmackhafte Gerichte mit lokalen Zutaten und bieten unverkaufte Lebensmittel über eine App an. Im dritten Stock verwaltet Yuna das Budget der Stadtfarm, organisiert und koordiniert die Aktivitäten. Mit Diskussionsrunden und öffentlichen Veranstaltungen sensibilisiert sie die Bewohner des Viertels für Umweltschutz - einmal ließ sie sogar eine Schafherde mitten durch die Stadt ziehen. Immer mehr Einwohner nehmen an diesen Events teil.
Das bildgewaltige Epos "Mr. Turner - Meister des Lichts" zeigt Englands Aufbruch in die Moderne anhand der letzten 25 Lebensjahre eines seiner radikalsten Künstler: Joseph Mallord William Turner (1775-1851). Er war zielstrebig und kompromisslos, außerordentlich produktiv, revolutionär in seinem Ansatz und vollendet in seinem Handwerk - ein Visionär. Dem gegenüber steht der Mensch Turner: exzentrisch, anarchisch, verletzend und unberechenbar. Der britische Schauspieler Timothy Spall verkörpert den Maler in all seinen Facetten. Von Kindesbeinen an gab es für William Turner nur eine Leidenschaft: die Malerei. Darin fand er immer Unterstützung bei seinem Vater, einem Friseur und Perückenmacher. 1826 hat er es bereits geschafft, er ist ein ebenso renommiertes wie exzentrisches Mitglied der Royal Academy. Turner wohnt mit seinem Vater, den er zutiefst liebt, und der Haushälterin Hannah, die ihm auch sexuell zu Diensten ist, in London. Dem Klischee eines Genies gemäß ist er egoman, aufbrausend, kompromisslos, wortkarg, aber auch äußerst feinfühlig. Er ist ein gerngesehener Gast auf den Landsitzen des Adels, gleichzeitig zieht es ihn in die Bordelle. Turner ist ständig unterwegs und zunehmend darauf konzentriert, malerisch den Eindruck eines Moments realitätsgetreu einzufangen. So lässt er sich an einen Schiffsmast binden, um ein Unwetter möglichst authentisch malen zu können. Von der neuen Technik seiner Zeit, ob Eisenbahn oder Dampfschifffahrt, ist er fasziniert. Doch letztlich verschreibt er sich dem Licht in all seinen Spielarten, wie er es vor allem im Küstenstädtchen Margate findet. Unter anderem Namen nimmt er bei Sophia Booth Quartier und beginnt mit ihr eine heimliche, innige Liebesbeziehung. An dem ruhelosen und anarchischen Künstler scheiden sich die Geister: Kunstkritiker John Ruskin verteidigt ihn leidenschaftlich gegen Kritiker, die Turners abstrakter werdende Bilder als Klecksereien verspotten. Als ihm 100.000 Pfund für sein Gesamtwerk geboten werden, schlägt er das Angebot aus. Künstlerisch wie privat bleibt Turner bis ins hohe Alter radikal. Seine Haushälterin Hannah erfährt erst spät von dem anderen Leben, das er an der Seite von Sophia Booth führt.
Stella ist eine von vielen Bewerberinnen und Bewerbern bei der Aufnahmeprüfung am Théâtre des Amandiers in Nanterre bei Paris. Es gibt nur zwölf der begehrten Plätze für die Schauspielausbildung. Ihr Vorsprechen ist gewagt, und Stella wird eine der Glücklichen. Sie und ihre Klassenkameraden stürzen sich Hals über Kopf in ihr neues Leben. Da sind die zeitintensiven Theaterproben, ein Ausflug zum Actors Studio in New York und vor allem die Flirts und beginnenden Liebesbeziehungen innerhalb der Gruppe. Für Stella wird der Bad Boy Etienne zur Herausforderung. Die Tragödien des Lebens machen vor dem Mikrokosmos des Theaters nicht halt, was auch Theaterdirektor Patrice Chéreau erfahren muss. Am Ende ist es die intensive Erfahrung der Arbeit an ihrem neuen Stück, die die Truppe wieder aufrichtet. Und auch Stella kann wieder nach vorne schauen. Zwischen Komödie und Drama ist "Forever Young" ein authentisches Porträt einer Jugend in den 80er Jahren, die sich ganz der Kunst verschrieben hat. Einige Begebenheiten sind dem echten Leben der Regisseurin und Schauspielerin Valeria Bruni Tedeschi entlehnt. Ihr Film ist auch eine Hommage an ihren Mentor, den berühmten französischen Theatermann, Film- und Opernregisseur Patrice Chéreau, der 2013 starb. Einer seiner großen filmischen Erfolge war 1984 "Die Bartholomäusnacht". Legendär wurde seine Inszenierung des "Ring des Nibelungen" zum 100-jährigen Bestehen der Richard-Wagner-Festspiele in Bayreuth im Jahr 1976, auch als "Jahrhundertring" bekannt.
Patrice Chéreau wurde 1944 als Sohn eines Künstlerpaares geboren. Der sensible junge Mann fällt schon im Amateurtheater seines Gymnasiums durch seine Begabung auf. Mit 22 Jahren vertraut man ihm die Leitung eines Theaters im Pariser Vorort Sartrouville an. Sein Plan, ein engagiertes Volkstheater zu schaffen, scheitert und er geht bankrott. Es folgen finanziell schwierige Jahre, doch das kennt er von seinen Eltern, und sein allenthalben anerkanntes schöpferisches Talent eröffnet ihm schon bald Zugang zu den renommiertesten europäischen Bühnen. Auch in Frankreich kann er wieder Fuß fassen und wird Kodirektor des Nationaltheaters in Villeurbanne, einem Vorort von Lyon. Der Wendepunkt seiner Karriere ereignet sich, als er mit 32 Jahren zum hundertjährigen Bestehen der Bayreuther Festspiele den "Ring des Nibelungen" inszenieren soll. Dank seiner hervorragenden Deutschkenntnisse und der Tatsache, dass er die deutschen Sagen seit Unizeiten in- und auswendig kennt, lässt ihn Bayreuth in fünf Festspielsommern - nach anfänglichem Widerstand gegenüber seiner Sicht auf die Dinge - inszenieren. Als Leiter eines Theaters in Paris Nanterre, der nächsten Station, bringt er mit der dortigen Schauspielschule eine ganze Generation herausragender Theatertalente hervor. Die Aidskrise der 1980er Jahre trifft seinen Freundeskreis hart. Er gibt die Leitung des Theaters ab, um sich neu zu orientieren und dem Kino zu widmen. Mit entwaffnender Klarsicht setzt er sich mit dem Thema der Gewalt in zwischenmenschlichen Beziehungen in "Die Bartholomäusnacht" (1994) auseinander. 2001 landet er mit "Intimacy" einen großen Erfolg: Dem Theater bleibt er über all die Jahre treu, und auch in der Welt der Oper hinterlässt er unauslöschliche Spuren. Das einfühlsame Porträt stützt sich auf das Wort und die Werke des Regisseurs. Wegbegleiter und enge Freunde zeichnen ein sehr authentisches Bild von Chéreaus einzigartiger Persönlichkeit, Quelle der Inspiration für die Nachwelt.
Die Pariser Kommune war ein politisches Experiment während des Deutsch-Französischen Krieges, der im Sommer 1870 als Französisch-Preußischer Krieg begonnen hatte. Der neu gewählte revolutionäre Pariser Stadtrat versuchte zum Ende des Krieges, vom 18. März bis zum 28. Mai 1871, gegen den Willen der konservativen Zentralregierung Paris nach sozialistischen Vorstellungen umzugestalten und zu verwalten. Eine führende Revolutionärin war die Kommunardin Victorine. Aus ihrer Perspektive schildert der Dokumentarfilm die dramatischen historischen Geschehnisse. Die Ereignisse jener Tage nehmen durch ihre Berichte Gestalt an. Schwarz-weiße Graphiken und Zeichnungen, im Stil der damaligen Zeit erstellt und modern animiert, führen dem Zuschauer die Geschehnisse vor Augen. Er zittert mit Victorine vor den Soldaten, die an jenem 18. März 1871 im Begriff sind, auf die auf dem Montmartre versammelte Menge zu schießen. Und er jubelt mit Victorine inmitten der Menschen, die am 28. März 1971 auf dem Platz vor dem Rathaus die Kommune ausrufen. Die Pariser sind empört über die Regierung, die sich in Versailles verschanzt hat und sich weigert, die Wahlen anzuerkennen. Stattdessen wird Paris unter Beschuss genommen. Die Frauen von Paris begeistern sich, sie treffen sich abends in den besetzten Kirchen zur Verteidigung der Stadt. Und sie rufen zur Revolution auf. Die in Versailles von der französischen Regierung angeordneten systematischen Massaker der sogenannten Blutwoche machen fassungslos. Dagegen steht die Selbstlosigkeit jener Frauen und Männer, die im Namen eines höheren Ideals bis zum Ende Widerstand leisten. Zehntausende waren am Ende tot, erschossen, exekutiert, massakriert. Auf beiden Seiten. Der Dokumentarfilm schildert den leidenschaftlichen Kampf der Kommunarden, die 72 Tage lang alles daransetzten, der Geschichte einen neuen Verlauf zu geben. Doch am Ende wurden sie von ihr mitgerissen. Die Revolution hatte ihre Kinder gefressen. Der Dokumentarfilm bietet reiches Archivmaterial und stützt sich auf Berichte, Bilder und Kupferstiche jener Zeit.
Kryonik bezeichnet einen Vorgang, bei dem der menschliche Körper eingefroren wird, um diesen zu einem späteren Zeitpunkt wieder aufzutauen und zum Leben zu erwecken. Professor Schnauzbart erläutert, wie diese Technik funktioniert und wie man das Ganze übersteht, ohne hinterher wie wiederaufgetautes Gulasch auszusehen.
Das Kulturmagazin des Senders ARTE wird täglich aus Paris gesendet. Aktuelle Themen aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Gesellschaft stehen im Zentrum der Sendung und werden versiert unter die Lupe genommen.