23:35
Das "Star Wars"-Thema von John Williams in all seiner Pracht, Jerry Goldsmiths ikonische "Raumschiff Enterprise"-Melodien und Hans Zimmers beeindruckende "James Bond"-Soundtracks - all das verdanken wir drei Wegbereitern der Filmmusik: Erich Wolfgang Korngold, Max Steiner und Franz Waxman. Alle drei stammten aus dem deutschsprachigen Europa, waren jüdischer Herkunft und zur Flucht vor Krieg und Nationalsozialismus gezwungen. Diese klassisch ausgebildeten Komponisten transformierten im frühen 20. Jahrhundert die in Wien und Berlin erworbenen Methoden zu einer neuartigen amerikanischen Kunstform: der Filmmusik. Korngold, Steiner und Waxman balancierten das Verhältnis zwischen Bild und Ton aus, und entwickelten Techniken sowie dramaturgische Kniffe, um den größtmöglichen Effekt auf das Publikum zu erzielen. Heute nutzen ihre Nachfolger wie Oscarpreisträger Hans Zimmer, Ramin Djawadi ("Game of Thrones") und Harold Faltermeyer ("Top Gun") das gleiche Handwerkszeug. Mit ihren kreativen Ideen vertonen sie fantastische Geschichten und verleihen ihnen eine eindrückliche Dimension. Ohne diese Musik könnten viele Geschichten nicht ihre ganze Kraft entfalten. Ihre Melodien sind Teil des kollektiven Gedächtnisses der Menschheit und spiegeln die vereinten Traditionen europäischer und amerikanischer Musikgeschichte wider. Die Dokumentation begleitet Komponisten bei ihrer Arbeit und erforscht die europäischen Wurzeln Hollywoods.
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Anlässlich ihres gemeinsamen 400. Geburtstages zeigt ARTE eine Hommage an zwei musikalische Berühmtheiten: Der erste Jubilar ist der 1626 geborene französische Komponist Louis Couperin. Er gehörte einer ganzen Musikerdynastie an. Mitglieder der Familie brillierten am Hof des Sonnenkönigs ebenso wie an der Orgel der Kirche Saint-Gervais, wo die Couperins bis ins 19. Jahrhundert das Organistenamt innehatten. Ebenfalls ein 400-jähriges Jubiläum feiert ein Cembalo aus dem Jahr 1624, entstanden in der Werkstatt einer weiteren berühmten Dynastie der Barockmusik: der Familie Ruckers - Cembalobauer und renommierte Vertreter der flämischen Schule. Das seltene, sehr gut erhaltene Instrument wird im Musée Unterlinden in Colmar wie ein Schatz aufbewahrt. Filmemacher Erwan Ricordeau nutzte die Veranstaltung rund um das doppelte Jubiläum: Er filmte Rondeaus Interpretation mehrerer Suiten in der für Couperin typischen musikalischen Form der "Préludes non mesurés". In einem Interview vor dem eindrucksvollen Isenheimer Altar liefert Jean Rondeau Einblicke in die Geheimnisse der Musik des Großen Jahrhunderts - und dieses außergewöhnlichen Instruments.
01:40
Der 20-jährige Patrick lebt auf Kosten seines deutlich älteren Partners Thomas in einer luxuriösen Wohnung in Paris in den Tag hinein. Nachts zieht er mit seinen Freunden um die Häuser und sucht den Kick aus Sex, Gewalt und Drogen. Als er nach einer Razzia bei einer ausschweifenden Party von der Polizei verhört wird, stellt sich heraus, dass er vor mehr als zehn Jahren in Portugal entführt wurde und seither als verschollen gilt. Was in der Zeit dazwischen passiert ist, lassen illegale Videos auf seinem Computer nur erahnen. Zurück bei seiner Familie in Portugal bleibt Patrick ein Fremder. Sein früherer Name - "Mario" - ist ihm bedeutungslos, und die Neubegegnung mit seiner von Trauer überwältigten Mutter bringt zunächst bloß Unverständnis und Kummer mit sich. Seine verschiedenen Leben geraten vollends durcheinander und Patrick beschließt, sich den dunklen Jahren seiner Jugend zu stellen. "Patrick" ist das Spielfilmdebüt von Schauspieler Gonçalo Waddington in der Rolle des Regisseurs. Er schrieb das Drehbuch gemeinsam mit João Leitão. Der Film traut sich, schwere Themen zu behandeln, die mit Tabus behaftet sind: Pädophilie und sexuelle Gewalt.
03:20
Obwohl wir Menschen Bären als Kuscheltier oder Gummibären lieben, ist das Aufeinandertreffen mit den echten Tieren oft gefährlich. In Transsilvanien gibt es so viele Bären wie nirgendwo sonst in Europa. Hier kommen sie dem Menschen immer öfter gefährlich nah und werden zu sogenannten Problembären, wenn sie in der Nachbarschaft auf Nahrungssuche sind. Es ist Frühling. In den rumänischen Karpaten haben im Schutz einer Höhle drei kleine Braunbären das Licht der Welt erblickt. Die Dokumentation begleitet die Jungen in ihrem ersten Lebensjahr. An der Seite ihrer Mutter erkunden sie spielerisch die weitgehend unberührte Natur Transsilvaniens. Als sie alt genug sind, nimmt ihre Mutter sie mit in die Welt der Menschen. In diesem Moment ändert sich alles für sie. Die Suche der Bären nach Nahrung und einem geeigneten Lebensraum zeigt, mit welchen Herausforderungen Bären im heutigen Rumänien zu kämpfen haben. Ebenfalls beleuchtet die Dokumentation, wie Einheimische ihren ganz eigenen Weg gefunden haben, mit Bären in der Nachbarschaft zu leben. So wird das ambivalente Verhältnis der Rumänen zum größten Landraubtier Mittel- und Osteuropas deutlich: Da ist der Schäfer Petre Clem, für den der Bär Konkurrent und Teil der Natur zugleich ist. Trotzdem muss er seine Schafe vor Übergriffen verteidigen. Die Aktivistin Laura Niculescu glaubt an eine Koexistenz von Menschen und Bären und wird nicht müde, die Bevölkerung aufzuklären, wie man sich in Gegenwart der Tiere verhält. Und Ranger Bogdan Sulica von Rumäniens größter Naturschutzorganisation Carpathia weiß: Menschen und Bären geht es am besten, wenn sie einander aus dem Weg gehen. Die Dokumentation zeigt beeindruckend ungeschönt die Konflikte, macht aber auch Hoffnung, dass eine friedliche Koexistenz möglich ist, wenn sich alle Seiten bemühen.
04:05
Am Fuße des Mount Kenya in Ostafrika erstrecken sich die Hochebenen des Laikipia-Plateaus. Die dünn besiedelte Region ist ein Paradies für große Säugetiere, doch ihre endlosen Weiten bieten auch Lebensraum für eine kleine Insektenart - die Apis mellifera monticola. Nicholas gehört zu den Yaaku, einer ethnischen Volksgruppe, der rund 2.000 Menschen angehören. Für ihn sind diese Bienen weit mehr als nur Honiglieferanten. Nachdem die Gemeinschaft der Yaaku in den 30er Jahren von den Massai-Kriegern angegliedert wurde, übernahmen sie deren Bräuche, Lebensweisen und Sprache. Die Massai lieben Honig, aber vor Bienen haben sie großen Respekt. Die Yaaku hingegen blicken auf eine lange Tradition der Bienenhaltung zurück und arbeiten bis heute mit den Methoden ihrer Vorfahren: ausgehöhlte Stücke von Baumstämmen werden als Bienenstöcke aufgehängt. Nur so sind sie sicher vor dem Honigdachs, einem Verwandten der Marder, der - wie der Name schon sagt - auf Honig aus ist. Auch Elefanten machen den Bienen das Leben schwer: Bei der Nahrungssuche nach Zweigen und Blättern kommt es immer wieder vor, dass die Dickhäuter die Bienenstöcke von den Bäumen herunterreißen. Gelegentlich sammeln die Yaaku auch den Honig der wilden Bienen aus der Region. Dabei hilft ihnen ein schwarzer Vogel, der Große Honiganzeiger. Er gehört zu den wenigen Vogelarten, die Wachs fressen und verdauen können. Aber alleine kommt er an das Wachs nicht heran - dazu braucht er die Unterstützung der Yaaku, die er im Gegenzug zu den Nestern führt. Die Honigernte bestimmt auch den Festkalender der Yaaku. Zu allen besonderen Anlässen und vor allem auf Hochzeiten wird Met serviert. Für Nicholas' zweite Frau waren die Bienenstöcke ein entscheidender Grund zur Heirat. Den Brautpreis hat er den künftigen Schwiegereltern in Honig bezahlt. Bis heute gilt ihm Honig als Symbol für Reichtum, Frieden und häusliches Glück.