05:15
"Der Kuss" von Gustav Klimt gehört zu den bekanntesten und am häufigsten reproduzierten Gemälden weltweit. Das um 1908 in Wien entstandene Bild eines anonymen, sich küssenden Paares fasziniert durch seine geheimnisvolle Atmosphäre, Sinnlichkeit und überraschende Details. Wer das Gemälde genauer verstehen will, versetzt sich am besten zurück ins Wien der Jahrhundertwende: Klimt kämpfte damals insbesondere für die Aufhebung der hierarchischen Grenzen zwischen Kunst und Kunstgewerbe und strebte ein Gesamtkunstwerk an, das Malerei, Architektur und Musik vereinte. "Der Kuss" gilt als Höhepunkt von Klimts "goldener Phase". Der Künstler wuchs als Sohn eines Goldschmieds auf und ließ seiner Liebe zur Ornamentik und zum Blattgold freien Lauf. Klimt überzog das lebensgroße Gemälde mit feinem Goldstaub, der die schillernden Farben, die überwältigende Schönheit und die symbolische Tiefe des Bildes noch verstärkt. "Der Kuss" erregte bei seiner ersten öffentlichen Präsentation viel Aufmerksamkeit und wurde sofort vom kaiserlich-königlichen Ministerium für Kultus und Unterricht erworben, das es zu einem Werk von nationalem Interesse erklärte. Das Bild zeigt ein Paar, das sich, in ein goldenes Tuch oder einen Mantel gehüllt, innig umarmt und küsst. Bis heute gilt es als ultimatives Symbol für ewige Liebe. Revolutionär war es damals, weil Klimt das darzustellen wagte, was laut gesellschaftlicher Tradition im Verborgenen bleiben sollte: Berührungen, Umarmungen, Küsse und Erotik.
06:10
Eddie Murphy, afroamerikanischer Kino- und Comedyheld, wurde in den 1980er- und 1990er-Jahren zur weltweit erfolgreichen Popikone. Seine Karriere begann als Stand-up-Comedian im US-Fernsehen, mit Kinohits wie "Beverly Hills Cop" wurde er zum Superstar - schillernd, selbstbewusst und stilprägend. Später stieg er zu einem der mächtigsten afroamerikanischen Produzenten der Filmindustrie auf. Murphy steht für eine Generation selbstbewusster schwarzer Künstler, die gesellschaftliche Tabus nicht scheuen. In seinen Filmen und Sketchen thematisiert er Identitätsfragen, rassistische Vorurteile und soziale Ungleichheit - oft mit satirischer Schärfe und Witz. Seine Rollen sind ihm auf den Leib geschrieben, seine Kunst immer auch ein Akt der Selbstbehauptung. Murphys afroamerikanische Identität bildet das Zentrum seiner Arbeit. Er trägt dazu bei, das Bild des "schwarzen Mannes" im westlichen Kino nachhaltig zu verändern - weg von Stereotypen, hin zu komplexen, starken Figuren. Durch seinen künstlerischen und wirtschaftlichen Erfolg wurde er zu einem Wegbereiter für kommende Generationen und zu einer Symbolfigur im Kampf gegen Ausgrenzung und Rassismus in der US-Unterhaltungsindustrie.
07:00
In Peru halten immer mehr indigene Amazonas-Anwohner die tropischen Verwandten der Honigbiene. Die stachellosen Insekten liefern nicht nur einen besonders edlen, hochpreisigen Honig - sie sind zudem auch von zentraler Bedeutung für die Bestäubung vieler heimischer Pflanzenarten und eröffnen so Wege der nachhaltigen Waldnutzung. Können die Wildbienen sogar etwas zur Rettung des Regenwaldes beitragen? César Delgado ist der führende Experte für stachellose Bienen in Peru. Er lebt in Iquitos und arbeitet dort für das staatliche Forschungsinstitut des peruanischen Amazonas (IIAP). Gemeinsam mit der Biochemikerin Rosa Vasquez Espinoza engagiert er sich in mehreren Projekten für die Verbreitung der Imkerei mit stachellosen Bienen. So wollen sie den indigenen Gemeinschaften Perus Wege für eine nachhaltige und zugleich lukrative Nutzung des Regenwaldes eröffnen - und die Bestände an heimischen Wildbienen vermehren. Der Film begleitet die beiden Wissenschaftler auf einer Mission in das Territorium der Asháninka, der größten indigenen Volksgruppe im peruanischen Amazonasgebiet. Die Asháninka kennen und nutzen den Honig stachelloser Bienen als traditionelles Heilmittel - gewinnen ihn jedoch meist durch Einsammeln in der Wildnis oder durch die Imkerei in hohlen Baumstämmen. Die effizientere Imkerei in Bienenkästen - so Césars Gedanke - könnte ihnen helfen, mit dem Honig ein Einkommen zu erzielen. Auf ihren Expeditionen suchen die Forscher stets auch nach seltenen Bienenarten. Sie haben gehört, dass es im Gebiet der Asháninka Insekten geben soll, die giftigen Honig herstellen. Werden sie diesen sagenumwobenen Bienen auf die Spur kommen - und vielleicht sogar neue, wissenschaftlich noch nicht beschriebene Arten entdecken?
07:35
Im Jahr 1722 wurde die Osterinsel von dem niederländischen Seefahrer Jakob Roggeveen entdeckt, an einem Ostersonntag, daher der Name. Damals lebten aber schon seit gut tausend Jahren polynesische Ureinwohner auf Rapa Nui, übersetzt "großes Paddel", wie sie ihre Insel nannten. Sie hinterließen die rund 900 berühmten Steinfiguren, Moais genannt. Für deren Bau und Transport auf runden Baumstämmen entwaldeten sie allerdings die Insel. Verschiedene Nationen versuchten im Laufe der letzten Jahrhunderte dann, sich das Südseeparadies unter den Nagel zu reißen. Unter peruanischer Herrschaft wurden sogar über 90 Prozent der Bevölkerung versklavt. 1888 annektierte schließlich Chile das wohl abgelegenste Eiland der Welt. Mühsam erstritten sich die heute rund 8.000 Einwohner, davon 3.500 mit polynesischen Wurzeln, Land und angestammte Rechte zurück. Jahrzehntelang lebten die Rapanui gut vom Tourismus, bis zur Coronapandemie. Zwei Jahre der Abschottung folgten, in denen kein Insulaner an Corona erkrankte und in denen man sich der alten Selbstversorgungsmethoden der Vorfahren erinnerte. Nicht zuletzt der Anbau von altbewährten Obst- und Gemüsesorten trug zur Selbstversorgung der isoliert lebenden Insulaner bei. Das Tapati-Fest soll endlich wieder so gefeiert werden wie früher. Am Ende wird auch eine neue symbolische Festkönigin gekürt und das für ein Jahr. "Reina", so der Titel in der Amtssprache Spanisch, wird eine junge Frau nach förmlicher Kandidatur und durch gute Verbindungen der Familie. Pomahina ist Lehrerin und die amtierende Königin, sie fokussiert sich allerdings ganz auf den Tau'a-Triathlon. Wie wird sie abschneiden? Ein Team der "ARTE 360° Reportage" hat die ambitionierten Wettstreiterinnen und Wettstreiter samt ihrer Familienclans mit der Kamera begleitet.
08:30
Sacramento, Kentucky, im Mai 2019: Mit etwas mehr als 500 Einwohnern scheint der kleine Ort weit entfernt von der Hektik der großen amerikanischen Millionenstädte. Überall gibt es hier Hinweise auf die Schlacht von Sacramento, welche die Stadt weit über ihre Grenzen hinaus bekannt gemacht hat. Die Männer, die hier leben, sind Pferdenarren - das gehört zur Lebensart und hat viel mit der Geschichte des landwirtschaftlich geprägten Südens zu tun. Ihre Pferde trainieren sie für die jährliche Nachstellung der berühmten Schlacht - wenn die Vertreter von Union und Konföderierten im Gefecht aufeinander losstürmen und Schüsse und Kanonenkugeln dröhnen. Doug Key ist einer dieser Männer - und wie für die meisten Südstaatler sind für ihn Heimat, Familie und Freunde das wichtigste Gut, egal ob schwarz oder weiß: "Wir alle funktionieren zusammen wie eine große Familie. Wir sind Brüder, und der Erfolg in der Schlacht bringt uns noch näher zusammen und lässt uns gestärkt in die nächste gehen." Jedes Jahr im Mai wird die Schlacht von 1861 wieder lebendig.
09:25
(1): Kathmandu: Samrat Upadhyays Sehnsuchtsort (2): Die Ranas in Nepal: eine Herrscherfamilie, die Großes wollte (3): Nepal: Auf der Jagd nach dem furchterregenden Schneemenschen
10:05
(1): Jokha Alharthi: Die Liebe in Oman (2): Im Oman: Die Seefahrer aus der Wüste (3): Oman: Ab auf die Insel!
10:45
Für Andreia Jesus hat die Adventszeit wenig Besinnliches: Die Sozialarbeiterin ist mit der Kochgruppe ihres Nachbarschaftszentrums ständig im Einsatz. Niemand soll sich in dieser Zeit allein fühlen: "Die Weihnachtszeit ist eine Familienzeit - für die Familie, in die wir geboren wurden - oder für eine Familie, die wir uns aussuchen." Auf der Insel mit ganzjährig mildem Klima findet die Gruppe frische Zutaten für ihre Kochaktivitäten auf lokalen Märkten oder in den Gärten. Die Tische werden traditionell mit aufwendigem Blumenschmuck dekoriert. Ein absolutes Muss auf Madeiras vorweihnachtlichen Speiseplänen ist Canja, eine Hühnersuppe mit Zimt. In Weißwein und Knoblauch mariniertes Schweinefleisch sowie Bolo de Mel, ein Honigkuchen mit Zuckerrohrsirup von der Insel, gehören auch dazu.
11:15
Geparde sind die Hochgeschwindigkeitsjäger der Savanne. Nur wenige von ihnen wagen sich an größere Beutetiere. Doch manchmal zeigen sich die Raubkatzen von einer überraschend anderen Seite. In der nördlichen Serengeti tauchen fünf Männchen auf, die alles auf den Kopf stellen - das größte Bündnis, das jemals beobachtet wurde. Eine erfahrene Mutter bringt ihren Söhnen die letzten Feinheiten der Jagd bei, bevor sie den Nachwuchs in die Unabhängigkeit entlässt. Das Weibchen hat sich in eine gute Ausgangsposition gebracht. Geduldig wartet sie, bis die Gnus dicht genug bei ihr sind. Ein junges Weibchen steht vor ganz anderen Herausforderungen: Es hat vier Junge zu versorgen. Die Kleinen müssen jeden Tag mehrere Kilometer zurücklegen. Lange mustert die Mutter die Umgebung, doch die Löwin in den Büschen hat sie nicht bemerkt. Diese hingegen beobachtet sie bereits seit geraumer Zeit. Fleischfresser sind untereinander Konkurrenten. Die fünf Männchen verfolgen nach mehreren erfolglosen Jagdversuchen eine Gnuherde. Nachdem einer der Jäger gestartet ist, bricht unter den Tieren Panik aus. In diesem Chaos den Überblick zu behalten, ist eine Herausforderung für die Geparde. Gnus können deutlich über 200 Kilogramm schwer werden, viel zu groß für einen einzelnen Geparden. Jetzt zahlen sich die vielen Monate des gemeinsamen Trainings aus. Tierfilmer Reinhard Radke gelangen in der nördlichen Masai Mara in Kenia Aufnahmen, wie man sie zuvor noch nie gesehen hat.
12:00
Eine Reise aus der Luft über ein Land im Nordwesten des Kontinents: Marokko. Als Tor zu Afrika hat Marokko lange Zeit Eroberer angezogen, die alle ihre Spuren hinterlassen haben. Gesegnet mit einem reichen kulturellen Erbe verfügt das Land über mittelalterliche, von Mauern umgebene Städte und eindrucksvolle Architektur. Die Hassan-II.-Moschee in Casablanca ist eine der größten Moscheen überhaupt. Das befestigte Dorf Aït-Ben-Haddou ist eine ehemalige Karawanenstadt. Mit seinen Lehmmauern erhebt sich der Ort wie eine Fata Morgana und dient immer wieder als Filmkulisse. Im Marokko von heute trifft die alte Welt auf die neue. Technische Meisterleistungen wie der globale Megahafen Tanger-Med und eine der größten Solarfarmen der Welt versetzen in Staunen. Kontrastreiche Landschaften begegnen sich: die Mittelmeerküste mit gemäßigtem Klima, das mächtige Atlasgebirge mit schneebedeckten Gipfeln und die scheinbar endlose Sahara, die größte Wüste der Erde. Außergewöhnliche Menschen nennen dieses Land ihr Zuhause: von traditionellen Berberbauern über Gnawa-Musiker bis hin zu Abenteurern, die sich unter der rauen Wüstensonne bewegen. Alljährlich treten Extremsportler zum Marathon des Sables (MDS) an, einem Lauf durch die Weiten der Sahara. Noch immer ziehen auch Nomaden durch die Wüste. Nur dank der widerstandsfähigen Kamele, die sie begleiten, können sie ihre Lebensweise erhalten. Unter der heißen Sonne gedeihen im Draa-Tal Dattelpalmen. Ein unterirdischer Fluss versorgt die Plantagen und ermöglicht so seit Jahrhunderten das Überleben der Menschen in den Oasen.
12:55
Eine Reise aus der Luft entdeckt das bevölkerungsreichste Binnenland der Erde: Äthiopien. Das am Horn von Afrika gelegene Land wurde einst von Erdbeben und Vulkanen geprägt. Noch immer wirken gewaltige Naturkräfte: Der giftige Rauch des Erta Ale ist meilenweit zu sehen. In seiner Caldera liegt einer von nur wenigen aktiven Lavaseen weltweit. Unter der mörderischen Glut der Sonne gewinnen die Salzarbeiter in der Afar-Senke das weiße Gold. Kamelkarawanen transportieren das Salz tagelang durch die Wüste. In der Provinz Tigray finden sich uralte christliche Wurzeln. Die ersten Christen schufen einmalige Kulturdenkmäler im massiven Sandstein. Noch heute ist die Stadt Aksum Pilgerstätte für äthiopische Christen. Weiter im Süden ragen im Simien-Gebirge die meisten und höchsten Gipfel Afrikas auf. Im Hochland auf über 2.200 Meter Höhe leben äußerst seltene Primaten. Die Dscheladas, auch Blutbrustpaviane genannt, ernähren sich ausschließlich von Gras, das es hier reichlich gibt. Der höchstgelegene See Afrikas und größte Äthiopiens ist der Tana-See. Sein Fischreichtum lockt große weiße Pelikane an. Wie seit Jahrhunderten fahren die Fischer mit ihren traditionellen Binsenbooten hinaus und werfen ihre Netze aus. Die Tis-Issat-Wasserfälle gelten als Ursprung des Blauen Nils. Nicht weit von der Hauptstadt Addis Abeba eröffnet sich das Great Rift Valley, der Große Afrikanische Grabenbruch. Diese Täler bilden eine eigene reiche Welt aus Savannen, Wald und sanften Hügeln von unübertroffenem Artenreichtum. Fast nur aus der Luft sind die seltenen und wenigen Elefanten am Horn von Afrika zu entdecken.
13:50
Eine Reise aus der Luft über das westafrikanische Land Ghana: ein Land der glühend heißen Savannen, der alten Königreiche und versunkenen Wälder. Von Nord nach Süd strömt der längste Fluss des Landes. Der Volta führt von den Sahel-Savannen des Nordens durch die fruchtbaren Hügel im Herzen des Landes, wo Kakao gedeiht, und über den größten von Menschenhand geschaffenen See Afrikas. Mit den Bedingungen der Trockenheit lebt das Volk der Grusi. Die Früchte des Affenbrotbaums gelten als afrikanisches Superfood und helfen den Bewohnern, gesund durch das Jahr zu kommen. Der Mole-Nationalpark ist Heimat der Schwarz-weißen Stummelaffen. Auch eine große Population von Elefanten lebt hier. Ranger achten zu ihrem Schutz darauf, dass die Tiere nicht zu nah an die Siedlungen der Menschen geraten. Am südlichen Ende des Parks liegt das Dorf Larabanga mit seiner Moschee. Die schneeweiße Festung aus Schlammziegeln soll mehr als 600 Jahre alt sein und gilt als religiöses Heiligtum. Weiter im Süden fließt der Volta in den Volta-See, einen der größten Stauseen der Welt. Den Schiffen auf dem See droht eine ungewöhnliche Gefahr: versunkene Bäume. Mächtige Mahagoni- und Teakbäume wurden überflutet. Ihre Kronen ragen aus dem Wasser. Ein einheimischer Unternehmer hat den Wert des Unterwasserwalds entdeckt. Er will das extrem harte Holz bergen, dessen Zustand oftmals besser ist als zu Lebzeiten des Baums. Westlich des Sees prägt ein Streifen Regenwald die Ashanti-Region. Ghana ist nicht nur reich an Mineralien wie Gold. Das feucht-tropische Klima ist ideal für den Kakao-Anbau.
14:40
Eine Reise aus der Luft über Uganda zeigt spektakuläre Landschaften: die gletscherbedeckten Ruwenzori-Berge, urzeitliche Regenwälder und Kraterseen. Die Virunga-Berge erstrecken sich über Uganda und Ruanda bis nach Kongo. Im Bwindi-Nationalpark haben die seltenen Berggorillas ihre Heimat. Max-Planck-Forscher Julius Mutale studiert ihr Verhalten, um sie besser schützen zu können. Jenseits der üppigen Wälder liegen die vielleicht steilsten Ackerflächen der Erde. Mineralreiche Vulkanasche hat den Boden fruchtbar gemacht. Trotz der Gefahr eines Vulkanausbruchs möchte Farmer Michael an keinem anderen Ort arbeiten. Im Queen-Elizabeth-Nationalpark lebt eines von nur zwei bekannten Löwenrudeln weltweit, die auf Bäume klettern. Das Wasser, das die Seen im Nationalpark speist, hat seinen Ursprung im Ruwenzori-Gebirge. Von den regenreichen hohen Gipfeln stürzt das Wasser die Hänge hinab und nährt die mächtigen Flüsse. Perfekt angepasst an das äquatoriale Klima sind die Watussirinder. Einer der letzten Hirten der traditionellen Nutztierrasse ist Eric. Er schwört auf die Widerstandskraft seiner Tiere. Unweit der Hauptstadt Kampala liegt der Zika-Wald mit düsterem Ruf: Er beheimatet eine Vielzahl von virentragenden Mücken. Virologe Julian Lutwama erforscht die Erreger und identifiziert noch unbekannte Viren. Östlich verläuft die Küste des Victoriasees bis hin zur kenianischen Grenze. Unterbrochen vom größten Strom Afrikas: Das ist der Ursprung des Nils. In seinem Kajak stürzt Geoffrey Cabiliar die Stromschnellen hinunter. Der Weiße Nil gehört zu den extremsten Wildwasser-Spots der Welt.
15:35
Eine Reise aus der Luft über Mosambik zeigt vielfältige Naturräume: von den südlichen Savannenebenen entlang der Küste des Indischen Ozeans über Bergregenwälder hinweg bis zum Sambesi-Delta. Einsame Strände säumen unberührte Meeresparadiese. Hier tummeln sich Große Tümmler, farbenfrohe Korallenriffe beherbergen eine riesige Artenvielfalt und auch Afrikas größte Population von Manta-Rochen lebt hier. Die Meeresbiologin Andrea Marshall setzt sich für den Schutz der sanften Riesen ein. Das Verschmelzen afrikanischer, arabischer und europäischer Traditionen macht Mosambik zu einem der rätselhaftesten Länder Afrikas. Hier lagen wichtige Handelsposten auf der Seeroute nach Osten. Die christlichen Eroberer brachten auch ihre Religion mit. Ihre Mission verbreiteten sie entlang des Sambesi bis nach Zentralafrika. Der Gorongosa-Nationalpark ist eine der artenreichsten Regionen der Erde. Nachdem der Bürgerkrieg der Tierwelt stark zugesetzt hatte, erholt sich die Natur heute. Umweltverbände wollen Wälder wieder aufforsten und zugleich den Menschen mit nachhaltigem Kaffeeanbau eine Perspektive geben. Ähnlich bedroht wie die Hänge des Gorongosa war das Sambesi-Delta. Viele Arten profitieren nun von den Schutzmaßnahmen, die Büffelbestände erholen sich. Mit den Büffeln kehren Jäger zurück und Löwenrudel durchstreifen das Land.
16:30
Der Tanganjikasee im Herzen Afrikas vereint zwei gleichermaßen magische Welten: geschützte Wildnis an den Küsten - mit Schimpansen, Elefanten, Antilopen - und eine faszinierende Unterwasserwelt. In 15 Millionen Jahren hat die Evolution Wunder vollbracht: Im See gibt es Schwämme, Schnecken, Krebse, Milliarden von Süßwassersardinen und mehr als 200 Arten von Buntbarschen. Ihre rätselhafte Vielfalt beschäftigt Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus aller Welt, allen voran Biologinnen und Biologen der Universität Graz. Beeindruckendes Küstenmerkmal sind die Mahale-Berge in Tansania mit über 2.000 Meter hohen Gipfeln. Der umgebende Regenwald beherbergt eine der größten Schimpansenpopulationen in Afrika, deutlich mehr als der weiter im Norden gelegene Gombe-Stream-Nationalpark, die afrikanische Heimat der legendären Forscherin Jane Goodall. In Sambia, am südlichen Ende des großen Sees, wurde im letzten Augenblick eine Wildnis gerettet, die nur wenige je gesehen haben: das weite Busch- und Grasland des Nsumbu-Nationalparks. Hier trifft man auf türkisfarbene Buchten mit Flusspferden und Krokodilen, an den Ufern stillt die letzte Elefantenherde des Tanganjikasees ihren Durst, und einen Steinwurf entfernt streifen große Büffel- und Antilopenherden durch ein Flickwerk aus Sümpfen, Flüssen und Savannen. Der österreichische Autor und Regisseur Harald Pokieser war mit seinem Team mehrmals am Tanganjikasee und hat diese nur wenig bekannte Region in beeindruckenden Bildern porträtiert.
18:00
Auch in diesem Jahr setzt die Mailänder Scala ihre Tradition fort und präsentiert zum Fest das Concerto di Natale - eines der musikalischen Glanzlichter der Saison. Im Mittelpunkt des Programms steht Charles Gounods "Messe solennelle de Sainte-Cécile", ein Meisterwerk der französischen Romantik und ein Höhepunkt der sakralen Musik des 19. Jahrhunderts. Die Messe entstand 1855 als Auftragswerk für das Fest der heiligen Cäcilia, der Schutzpatronin der Kirchenmusik. Nach der Uraufführung in der Pariser Kirche Saint-Eustache lobte Camille Saint-Saëns das Werk als "sprudelnde Quelle des Lichts". Bis heute beeindruckt die Komposition durch ihre innige Frömmigkeit, lyrische Eleganz und farbenprächtige Orchestrierung - und gilt als eine von Gounods gelungensten Schöpfungen.
19:05
Diese Folge von "Mit offenen Karten" befasst sich mit der Welt der Smartphones - ein Objekt, das aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken ist. Zwischen den Playern der Branche besteht ein kontinuierlicher Wettlauf in den Bereichen Technologie, Marketing - und Geopolitik. Bei dem Duell der US-amerikanischen und chinesischen Tech-Giganten geht es um Unabhängigkeit, Sicherheit und die Kontrolle über technische Entwicklungen. Im Zentrum der Begehrlichkeiten steht ein besonders strategischer Bereich: Halbleiter, wesentliche Bestandteile aller modernen elektronischen Devices. Die Halbleiterproduktion dominiert das Land Taiwan, ein enger Verbündeter der USA, und erklärtes Angriffsziel Chinas. Damit steht das Smartphone im 21. Jahrhundert im Mittelpunkt einer umkämpften Front.
19:20
Die auf vielen Sendern vorgenommene strikte Trennung von Politik- und Kulturnachrichten wird hier aufgehoben. Es werden Schnittpunkte aus beiden Bereichen präsentiert und Zusammenhänge dargestellt.
19:40
Das Jahr 2025 wird in die Geschichte eingehen - mit dem Amtsantritt von Donald Trump begann für die Welt eine wilde Fahrt, bei der sie abends nicht wusste, wie sie am nächsten Tag aufwachen würde. Wer den Überblick verloren hat, kann sich an Masha Borzunova halten. Sie führt in diesem Jahresrückblick von "Tracks East" durch die irren Windungen eines Jahres im Ausnahmezustand. Gezeigt werden die Social-Media-Trends des Jahres, vom Aufstieg rechter Influencer und den "Trad Wifes" bis hin zu viralen Hits und wie KI in den sozialen Medien die Politik verändert. Der TikTok-Comedian Sasha Makashenets beweist, dass Humor ein gutes Mittel ist, auf die Überforderung durch Politik und Propaganda zu reagieren. Hoffnung macht auch, dass die Gen Z sich nicht alles gefallen lässt. In Georgien, der Türkei und in Serbien wird der Protest zum Alltag. Auch in Russland werden Stimmen des Widerstands laut. So entsteht ein Jahresrückblick 2025, der die Widersprüche selbst spürbar macht: Ein Jahr, das zugleich Tragödie, Groteske und Meme war.
20:15
Was passiert, wenn traditionelle Zirkuskunst auf die Gegenwart trifft? Beim 44. Weltfestival des Zirkus von Morgen im Pariser Cirque Phénix wurde diese Frage wie jedes Jahr spektakulär beantwortet. Hier zeigte sich, wie lebendig diese Kunstform aktuell ist: Sie ist fest in der Gegenwart verankert und offen für neue ästhetische Ausdrucksformen. Zirkuskünstlerinnen und -künstler aus rund 15 Ländern - von Tansania bis Grönland, von der Ukraine bis Japan - präsentierten Nummern, die begeistern: Ein dänisches Schleuderbrett-Team (X-Board X) gewann die Goldmedaille, ein tansanischer Rola-Bola-Künstler (Hakuna Matata) wurde ebenfalls mit Gold belohnt, und ein japanischer Jo-jo-Virtuose (Toy Toy Toy) verzauberte das Publikum und erhielt dafür die Silbermedaille. Dazu kamen atemberaubende Nummern auf Klappstühlen, ein Hand-zu-Hand-Duo, das Rollenklischees aufbrach (Agathe und Adrien) sowie ein chinesisches Cyr-Wheel-Kollektiv, das mit perfekter Präzision glänzte. Ob Akrobatik, Jonglage oder poetisches Akro-Theater - dieses Festival ist ein faszinierendes Kaleidoskop heutiger Zirkuskunst. Und die Botschaft? Zirkus ist längst mehr als Tradition - er ist eine Kunstform, die sich ständig neu erfindet. Mit: - X-Board X, Schleuderbrett, Dänemark, Goldmedaille - Hakuna Matata, Rola-Bola, Tansania, Goldmedaille - Toy Toy Toy, Jo-jo, Japan, Silbermedaille - Franco Pelizzari del Valle, Akro-Theater, Argentinien, Bronzemedaille - David Trappes & Skip Walker-Milne, Stab, Australien - Agathe et Adrien, Hand-zu-Hand-Duo, Kanada/Frankreich - Maksym Vakhnitskyi, vertikales Seil, Ukraine - Sergiy Mishchurenko & Vladyslav Tsarov, doppelte Flugstange, Ukraine - Troupe de Guangzhou - Chen Tao, Cyr Wheel, China - David Yemishian, Jonglage, Ukraine - Malou Latrompette & Alizé Poitreau, Trapez, Frankreich - Marceau Bidal, Asymmetrische Träger, Frankreich Zu Gast: - Les Acrostiches - Excentriques (Frankreich)
21:45
Vor 60 Jahren wusste man kaum etwas über Elefanten in freier Wildbahn - bis der schottische Zoologe Iain Douglas-Hamilton das änderte. 1965 zog er nach Tansania, um unter Afrikanischen Elefanten zu leben. Douglas-Hamilton erforschte als erster Wissenschaftler das Sozialverhalten wilder Elefanten und legte damit den Grundstein für das heutige Wissen über die Dickhäuter. Die weltweite Nachfrage nach Elfenbein führte dazu, dass ganze Elefantenpopulationen Wilderern zum Opfer fielen. Die legale Bejagung von Elefanten zur Bestandskontrolle und der Verkauf des dabei erbeuteten Elfenbeins galten als unproblematisch. Douglas-Hamilton war anderer Meinung: Für ihn konnte nur ein vollständiges Verbot des Elfenbeinhandels die Elefanten vor dem Aussterben bewahren. Er setzte seinen Ruf als Wissenschaftler aufs Spiel, um diese Position zu vertreten. Douglas-Hamilton ging nach Uganda, um an vorderster Front gegen die Wilderei zu kämpfen. Wegen des dortigen Krieges und des wirtschaftlichen Zusammenbruchs des Landes war die Lage der Elefanten in Uganda besonders dramatisch. Seine Bemühungen trugen wesentlich dazu bei, dass der Elfenbeinhandel durch das Washingtoner Artenschutzabkommen von 1989 verboten wurde. Danach nahm der Zoologe seine Feldstudien in Samburu in Kenia wieder auf und gründete 1993 die Organisation "Save the Elephants", die Forschung und Naturschutz verbindet und den Erhalt der grauen Riesen auch in Zukunft sichern will. Die Dokumentation verknüpft beeindruckende Naturaufnahmen mit der inspirierenden Lebensgeschichte des passionierten Wissenschaftlers und Naturschützers.
23:15
Das Werk "En Masse" der australischen Zirkustruppe Circa wurde am 14. und 15. Juni 2025 im großen Pierre-Boulez-Saal der Pariser Philharmonie aufgeführt. Die künstlerische Darbietung verbindet moderne Zirkuskunst und klassische Musik. Gefilmt wurde das Spektakel unter der Regie von Louise Narboni. Die 2004 in Brisbane gegründete Akrobatentruppe Circa ist eine Ikone in dieser Disziplin und hat sich diese Anerkennung absolut verdient. Yaron Lifschitz, der visionäre Leiter der Truppe, schöpfte für diese unglaublich athletische Performance aus der australischen Kultur des Körperkults ebenso wie aus einer gewissen Rebellion gegenüber dem Erbe des sogenannten alten Europa. Sein Zirkus befreit sich von den üblichen Accessoires und dem gewohnten Dekor und lässt sich von Tanz und Theater inspirieren, wobei die Musik die gemeinsame Grundlage für jegliche Kreation bildet. Die noch junge Produktion "En Masse" bringt die wilde Geschichte einer untergehenden und wiederauferstehenden Zivilisation zum Ausdruck. Sie wird getragen von großen Melodien aus den Repertoires von Franz Schubert und Igor Strawinsky. Der deutsche Tenor Hans Jörg Mammel, ein renommierter Schubert-Interpret, singt Auszüge aus mehreren Liedern. Die Pianisten Tanguy de Williencourt und Thomas Enhco, Virtuosen der jungen französischen Szene, verleihen im Duo dem "Sacre du printemps" seine geballte kataklysmische Dynamik. Die zehn Akrobatinnen und Akrobaten von Circa teilen sich die Bühne mit den Musikerinnen und Musikern und tanzen in einer zerrütteten Welt, in der das Vertrauen zum anderen das Einzige ist, was zählt. Herz und Körper müssen eng mit dem Partner verbunden sein, wenn dieser einen durch die Luft schleudert oder am Kiefer packt.
00:40
Im Waldgebiet Jhalana, am Rande von Jaipur, lebt das königliche Erbe der Rajputen weiter. Seit nunmehr sechs Jahren herrscht der mächtige Leopardenkönig Bahadur über das Gebiet. Als die Gefährtin des Königs verschwindet, bleibt Bahadurs zweijähriger Sohn allein im Wald zurück. Der bislang von seiner Mutter umsorgte Prinz Rana muss nun ums Überleben kämpfen und bedient sich dazu heimlich an der Beute seines Vaters. Mit der Zeit wächst er zu einem stattlichen jungen Leoparden heran. Eigentlich hätte Rana sich anderswo sein eigenes Revier sichern müssen, aber er bleibt, um das Königreich seines Vaters einzufordern. Indessen wittert Flora, eine ehrgeizige junge Leopardin, ihre Chance auf den Thron. Sie verführt zunächst den alternden Bahadur, fasst jedoch bald Rana als neuen Gefährten ins Auge. Die Verbindung zwischen Rana und Flora ist einzigartig. Monatelang verteidigen sie Seite an Seite ihr Revier und bekommen auch bald drei Junge. Rana wird immer stärker und tötet schließlich eine stattliche Nilgauantilope, doppelt so groß wie er selbst - ein bedrohliches Signal für den noch herrschenden Bahadur. Der König weiß um die zunehmenden Unruhen in seinem Reich, wird sich aber nicht ohne Weiteres geschlagen geben. Er tötet zwei der Jungen von Rana und Flora. Es kommt zum Kampf, bei dem Flora verletzt mit ihrem verbliebenen Jungen in den Wald flieht. Nun ist es an der Zeit für Rana, seinem Vater die Stirn zu bieten. Er weiß, dass er dem König die Macht nur in einem blutigen Kampf entreißen kann. Bald wird das Leben im Königreich für niemanden mehr so sein, wie es bisher war ...
01:25
Endlich in China angekommen geht es für Alfred de Montesquiou zunächst einmal in die Stadt Kaxgar. Die Oasenstadt ist die Hauptstadt des gleichnamigen Regierungsbezirks, der zum Uigurischen Autonomen Gebiet Xinjiang gehört. In dieser Region lebt die uigurische Minderheit, ein Volk mit turksprachigem Ursprung. Die Uiguren aus Kaxgar wurden durch die Händler der Seidenstraße im 8. Jahrhundert zum Islam bekehrt. Bis heute gehören viele zu den Sufi-Orden von Buchara und Samarkand. Kaxgar liegt auch am Rand der berüchtigten Taklamakan-Wüste und war zu Zeiten der Seidenstraße ein wichtiger Knotenpunkt für Karawanen aus Indien, Zentralasien und dem noch weiter östlich gelegenem Xi'an. Eine Besonderheit der Stadt ist ihr faszinierender Basar - hier gibt es unter anderem Kleidung, Kunsthandwerk und die typischen Pelzmützen, die an Zentralasien erinnern. Exotisch sind die traditionellen uigurischen Heilmittel, die dort verkauft werden - neben reinen Naturprodukten findet man auch getrocknete Vipern und weitere Zutaten für die uigurische Medizin. Sonntags pilgert alles an den Stadtrand von Kaxgar, zum großen Viehmarkt, dem Treffpunkt verschiedenster turkmenisch-mongolischen Nomaden. Schafe, Angoraziegen, Rinder, Pferde, Esel, Yaks, Trampeltiere: Auf dem Ulagh Bazaar sind Zehntausende Vierbeiner versammelt. Die Händler, die jede Woche hierherkommen, um ihre Tiere zum Verkauf anzubieten, stammen aus allen möglichen Gegenden und gehören ganz verschiedenen Ethnien an: Es sind Kasachen, Uiguren, Tadschiken oder auch Kirgisen. Chinas Modernisierung schreitet rasant voran, bald wird es die größte Wirtschaftsmacht der Welt sein. Aber das traditionelle Leben der Uiguren ändert sich kaum. Danach fährt Alfred über den Karakorum-Highway, den berühmtesten Abschnitt der Seidenstraße, und besucht das Grabmal von Mahmud al-Kashgaris, eines aus Kaxgar stammenden sufistischen Gelehrten aus dem 11. Jahrhundert - bis heute ein Pilgerziel für Muslime. Am Fuße des Grabmals wird ein unbezahlbares Kleinod aufbewahrt: die älteste Karte der Seidenstraße. Heute modernisieren die Chinesen den Karakorum-Highway im Rahmen ihres Projekts "Neue Seidenstraße". Es geht weiter in Richtung der Ruinen der steinernen Stadt Tash Kurgan. Diese Ruinen scheinen das Tor zum Fernen Osten zu sein, das Tor zu einer anderen Welt. Obwohl Tash Kurgan zu China gehört, findet man dort überwiegend Überreste der iranischen Kultur, darunter mehrere Kultstätten aus der Zeit des Zoroastrismus, die lange Zeit die Religion des riesigen Perserreichs war. Abschließend wird der Journalist zu einer tadschikischen Hochzeit eingeladen und erhält Einblick in die außergewöhnlichen Traditionen eines Volkes, das einen den Zauber der Seidenstraße spüren lässt. Die Texte datieren von 2017, dem Produktionsjahr des Programms.
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Von den 4.000 Meter hohen Himalaya-Ausläufern kommt Alfred de Montesquiou im nordwestlichen China in die Turfan-Senke auf minus 154 Meter - einer der am tiefsten liegenden Orte der Welt. Am Rand der Senke erheben sich die Flammenden Berge aus Sandstein, eine der heißesten Gegenden der Erde mit Temperaturen über 50 Grad Celsius im Sommer und weniger als minus 20 Grad im Winter. Die Oase Gaochang war eine wichtige Station an der Nordroute der Seidenstraße, die von Kaxgar aus, einen Bogen um die Taklamakan-Wüste macht und nach Dunhuang führt, wo die Chinesische Mauer beginnt. Trotz der extremen Klimabedingungen am Rand der Wüste Gobi war die Turfan-Senke schon sehr früh besiedelt, seit Urzeiten werden dort Reben angebaut. In dieser Region leben Uiguren, ein turksprachiges Steppenvolk islamischen Glaubens, das zu Chinas Minderheiten zählt. Zu Gast bei einer uigurischen Familie lernt Alfred de Montesquiou viel über die Weinanbaumethoden und die lokale Küche der Uiguren. Dort, wo die Bauern ihre Reben angepflanzt haben, lag früher eine wichtige Station der Seidenstraße, die man "die schimmernde Perle der Karawanen" nannte. Marco Polo beschrieb die Stadt Gaochang als die Hauptstadt des Uigurenreichs, das dem Kublai Khan tributpflichtig war, nachdem der Enkel von Dschingis Khan den chinesischen Kaiserthron erobert hatte. Heute ist von der Stadt eine weite Ruinenlandschaft übrig, die das trockene Wüstenklima über die Jahrhunderte konserviert hat. Gaochang war nicht nur eine Handelsstation an der Seidenstraße, sondern auch eine Stadt der Gelehrten. Buddhistische Pilger aus Indien verbreiteten hier ihre Erkenntnisse, christliche Nestorianer bauten ihre Kirchen und auch persische Spuren sind noch deutlich sichtbar. Am Rand von Gaochang erhebt sich ein neuer Tempel, der zu Ehren der Kultur errichtet wurde, die heute die Wüste Gobi dominiert. Im Verlauf von 15 Jahrhunderten haben die Einwohner von Gaochang auf zehn Quadratkilometern eine Nekropole mit über tausend Gräbern und Höhlen angelegt. Die Luft in der Turfan-Senke ist so trocken, dass die Leichen auf natürliche Weise mumifiziert wurden. In der noch bestehenden Wüstenstadt Turfan ist dank eines ausgeklügelten Systems von Tunneln und Kanälen Wasser im Überfluss vorhanden. Alfred steigt in eine der Galerien hinab, um sich mit Arbeitern zu treffen, die dieses Netzwerk instandhalten. Die Ruinenstadt Yar gehört zu Chinas wichtigsten Ausgrabungsstätten und Touristenattraktionen. Sie verdeutlicht die Bemühungen der Chinesen, in der Region Fuß zu fassen. Im 2. Jahrhundert errichteten sie auf dem Felssporn zwischen zwei Flüssen eine Garnisonsstadt mit Höhlenwohnungen. Aber die Ursprünge von Yar, auch Jiaohe genannt, liegen viel länger zurück und keiner weiß, wer die ersten Siedler waren. Durch die Seidenstraße haben sich auch hier Völker, Religionen und Kulturen gekreuzt, weiß der Archäologe Xu Dongliang. In einem Park vermittelt die Jugend von Urumchi zuletzt ein recht dynamisches Bild des modernen Chinas. Die Texte datieren von 2017, dem Produktionsjahr des Programms.
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Die Fähigkeit, über sich selbst nachzudenken, ist für den Menschen ein großes Geschenk: Sie erlaubt es zum Beispiel, in Erinnerungen zu schwelgen oder Pläne für die eigene Zukunft zu schmieden. Doch gleichzeitig erlaubt sie es auch, sich selbst in Frage zu stellen. Menschen können erkennen, dass ihre Erinnerungen höchst unzuverlässig sind. Wir wissen heute, dass Farben in der Natur eigentlich nicht vorkommen, sondern eine Vorstellung sind, die Auge und Gehirn aus Wellenlängen schaffen. Sogar ob so etwas wie die Realität überhaupt erkennbar ist, lässt sich infrage stellen. Dazu kommen ein Hang zur Selbstüberschätzung und weitere kognitive Verzerrungen. Doch ist es deshalb angebracht, sich selbst das Vertrauen zu entziehen? Die Sendung spürt dieser Frage nach. Viele Fehler und Unzulänglichkeiten können einen evolutionären Sinn oder zumindest eine evolutionäre Erklärung haben. Wie viel Selbstkritik und Selbsterkenntnis sind also gut? Sind sie der Schlüssel zum richtigen, guten Leben oder lähmen sie und machen unglücklich? Und was könnte eine Weigerung, sich mit der eigenen Beschränktheit auseinanderzusetzen, für andere bedeuten?
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Komponist: Jean-Philippe Rameau, André-Ernest-Modeste Grétry, Antonio Sacchini, Christoph-Willibald Gluck, Gaspare Spontini, Ludwig van Beethoven, Jean-Marie Leclair
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Das Kulturmagazin des Senders ARTE wird täglich aus Paris gesendet. Aktuelle Themen aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Gesellschaft stehen im Zentrum der Sendung und werden versiert unter die Lupe genommen.