22:00
Er hat Henry Fonda erschossen, Elvis gecoacht, mit Alain Delon angestoßen, mit Liz Taylor geflirtet, auf alles geschossen, was sich bewegt, und ganze Generationen von Statisten verprügelt - der US-Schauspieler Charles Bronson war einer der berühmten "harten Männer" Hollywoods. Im Verlauf seiner mehr als 40-jährigen Karriere spielte Bronson in fast 100 Filmen mit. Sein schweigsamer Auftritt in dem europäischen Western "Spiel mir das Lied vom Tod" machte ihn 1968 zum internationalen Star. Doch in seinem Heimatland, den Vereinigten Staaten, blieb der Erfolg lange aus. Erst mit 53 Jahren wird Bronson endlich auch in den USA als Superstar gefeiert. Dazu verhilft ihm 1974 der Film "Ein Mann sieht rot", im Original "Death Wish". Der hochgelobte und gleichzeitig stark kritisierte Streifen war ein gigantischer Erfolg, löste aber auch eine heftige Kontroverse aus. In dem Selbstjustiz-Krimi wird Bronson als unbarmherziger Rächer selbst zum Mörder. Die "New York Times" bezeichnete den Film als widerlich, während die Zuschauer in den Kinosälen sich erhoben und applaudierten. "Ein Mann sieht rot" katapultiert Charles Bronson auf den Höhepunkt seines Erfolges, legt ihn aber gleichzeitig endgültig auf die Rolle des unerbittlichen Rächers fest. Bronson scheint bis beinahe zum Schluss seiner Karriere in dem Image des Einzelgängers auf brutalem Rachefeldzug gefangen zu sein, welches er doch stets versuchte abzulegen. Die Dokumentation erforscht die Widersprüche eines Schauspielers, der auf der Leinwand oft den Antihelden spielte, doch privat als Ehemann und (Stief-)Vater von sieben Kindern eher zurückgezogen lebte. Anhand Bronsons Karriere erzählt die Dokumentation auch die Geschichte des populären Kinos: vom klassischen Hollywood-Zeitalter mit seinen mythischen Western und Abenteuerfilmen, in denen sich Bronson einen Namen machte, über die europäischen Koproduktionen der 60er Jahre wie insbesondere Sergio Leones "Spiel mir das Lied vom Tod" bis hin zu den Low-Budget-Filmen der Cannon Group, in denen er in den 80er Hauptdarsteller war.
22:55
"Ich gehe auf eine Geschäftsreise", sagt Sugimoto zu seinem Sohn, bevor er im Großstadtdschungel von Tokio verschwindet. Als sein Familienunternehmen bankrottgeht, kann er die wachsenden Schulden und die Schande, die sie seiner Familie aufbürden, nicht ertragen. Auf der Flucht vor den Schuldeneintreibern trifft Sugimoto die "Night Moverin" Saita. Sie leitet eines der Nachtfluchtunternehmen in Japan. Ihr täglicher Job ist es, Kunden diskret aus unerwünschten Situationen zu befreien, ihr Hab und Gut umzuziehen und ihnen eine neue Unterkunft und sogar Jobs an geheimen Orten zu besorgen. Kanda verschwand vor 37 Jahren auf der Flucht vor der Yakuza, der japanischen Mafia, und ließ seine Familie zurück. Er führt ein nomadisches Leben, zieht von einer Unterkunft zur nächsten, wird dabei spielsüchtig und landet schließlich in einem Tagelöhner-Viertel in Osaka. Als sich sein Leben zu beruhigen beginnt, träumt er davon, seine Mutter wiederzusehen und macht sich auf die Reise in seine Heimatstadt. Goto ist eine alleinerziehende Mutter, die auf der Suche nach ihrem verschwundenen Sohn ist und aufgrund der japanischen Datenschutzgesetze keine Unterstützung von der örtlichen Polizei erhält. Sie wendet sich an Privatdetektiv Kudo, der für seine Klienten "die Verdunsteten" aufspürt. Kudo vermutet, dass Gotos Sohn nach seinem leiblichen Vater sucht und begibt sich auf eine Reise zu einer abgelegenen Insel, um den mysteriösen Verschwundenen zu finden.
00:20
Esoterik und übersinnliche Phänomene faszinierten Federico Fellini. Er beschäftigte sich mit dem Sinn des Lebens und mit spirituellen Erfahrungen an Geist und Seele. Der Psychoanalytiker Ernst Bernhard versuchte diesen Themen, die in Fellinis Filmografie immer wieder eine Rolle spielen, näher auf den Grund zu gehen, und offenbarte dem Filmemacher nicht nur die Geheimnisse des Unterbewussten, sondern verhalf ihm durch das Legen von Tarotkarten und die Befragung des I-Ging-Orakels zu einer völlig neuen Weltsicht. Doch erst der durch "Julia und die Geister" bekannt gewordene Denker und Maler Gustavo Rol überzeugte Fellini mit seinen Experimenten von der tatsächlichen Existenz des Übersinnlichen und davon, dass es mehr gibt, als der Mensch mit seinem Verstand zu fassen vermag. Zahlreiche Zeitzeugen berichten über Fellinis magische Welt: Zu Wort kommen sein persönlicher Tarot-Kartenleger, der Regisseur Terry Gilliam ("Brazil"), die mit Gustavo Rol befreundete Giuditta Miscioscia, der Regisseur Damien Chazelle ("La La Land"), enge Mitarbeiter und Weggefährten Fellinis und Oscarpreisträger William Friedkin ("Der Exorzist"). Untermalt von spektakulärem Archivmaterial, Filmausschnitten und Interviews mit Fellini-Experten entsteht in "Fellini und die Geister" ein ungewöhnliches, sehr persönliches und spirituelles Porträt des großen italienischen Regisseurs.
01:15
Der Nil versorgt mehr als 300 Millionen Menschen mit Wasser und steht seit jeher im Zentrum von Interessenskonflikten. Die Errichtung des Grand-Ethiopian-Renaissance-Staudamms - des höchsten Damms in Afrika - sorgt seit zehn Jahren für Spannungen zwischen Äthiopien, Ägypten und dem Sudan. Der Damm, der wenige Kilometer von der sudanesischen Grenze entfernt liegt, bestimmt die Geopolitik in der Region und ist für Äthiopien von großer Bedeutung: Er soll die Wirtschaft stärken und dem Staat den Aufstieg zur regionalen Energiemacht ermöglichen. Der Bau ist mittlerweile fast abgeschlossen und das Land verkauft die daraus gewonnene Energie bereits an Nachbarstaaten. Der ägyptische Präsident Abdel Fattah al-Sisi beruft sich auf ein "historisches Anrecht" auf den Nil und warnt vor einer beispiellosen Instabilität in der Region. Ägypten, das den Staudamm als Gefahr für die nationale Sicherheit begreift, tut alles, um seinen Bau zu verzögern und übt vor den Vereinten Nationen Druck auf die internationale Gemeinschaft aus. Als traditioneller Verbündeter Ägyptens steht der Sudan den Drohungen Al-Sisis zwiegespalten gegenüber und hat ein Interesse daran, den Dialog aufrechtzuerhalten. Das Horn von Afrika ist reich an Bodenschätzen und Wasser. Neue Akteure wie die Vereinigten Arabischen Emirate versuchen, sich die Instabilität in dieser strategisch wichtigen Region zunutze zu machen. "Wasserkrieg am Nil" berichtet auch über das Leben der Menschen, die für den Bau des Staudamms umgesiedelt wurden und unter den bewaffneten Konflikten und der Gewalt in der Region leiden. Die Texte datieren von 2023, dem Produktionsjahr des Programms.
02:10
Im Naturschutzgebiet Schulgan-Tasch im baschkirischen Ural liegt das Dorf Gadel-Garejero inmitten waldiger Hügel, die mit jahrhundertealten Eichen, Birken, Espen, Linden und Ahornbäumen bewachsen sind. Hier lebt eine spezielle Wildbienenart: die seltene Bursjan-Honigbiene. Sie ist winterfest - ein großer Vorteil angesichts der klimatischen Bedingungen hier. Bis zu minus 40 Grad Celsius müssen die Bienen im Winter überstehen. Außerdem besitzt diese Bienenart eine zweite besondere Fähigkeit: Sie hat sich an die kurze Blühperiode der Linden angepasst, die nur acht bis zehn Tage dauert. In dieser Zeit steigt der Arbeitseinsatz der Bienen auf das Eineinhalbfache. Sabit Gallin arbeitet als Ranger im Reservat und gehört zu den wenigen Honigjägern des Dorfes, den sogenannten Bortewiks. Sie fertigen "Borten" an, die Behausungen für die Wildbienen, und halten sie instand. Es sind rechteckige Nischen, die direkt in den Baumstamm hoher Kiefern gehauen werden. Manche dieser künstlichen Höhlen werden bereits seit Jahrhunderten von Bienen bewohnt. Um an den Honig zu gelangen, erklimmt Sabit die Kiefer mit Hilfe eines Steiggurts. Ganz ruhig und langsam arbeitet er, damit die Bienen ihn nicht stechen. Zu gierig darf der Honigjäger nicht sein, denn ohne genügend Vorrat kommen die Bienen nicht über den Winter. Nach der Ernte geht es ans Verarbeiten: Sabit zerstampft die Waben, in denen sich Honig, Pollen und Wachs befinden, und verarbeitet sie zu einem Brei, der am Ende den Waldhonig mit besonderem Geschmack ergibt - reine Natur, ohne künstliche Aromen oder Zusätze.
02:40
Der Ornithologe Seán Ronayne ist schon von Kindesbeinen an ein Naturliebhaber. Den Gesang aller Vögel Irlands aufzunehmen, wurde für ihn zu einer Herzensangelegenheit. Wenn er einen Vogel hört, sieht er die Klangspur mit ihren hohen und tiefen Tonlagen vor seinem geistigen Auge ablaufen. Manche Vögel haben Akzente oder gar Dialekte. Seán wird oft von seiner katalanischen Lebensgefährtin Alba begleitet. An den abgelegensten und mitunter spektakulärsten Orten des Landes nehmen sie die Gesänge der irischen Vögel auf: Auf der Felsinsel Skellig Michael treffen sie auf eine Schar an Meeresvögeln; die Insel Tory entpuppt sich als Bastion des Wachtelkönigs; im Hochland von Donegal lauschen sie dem Gesang einer Ringdrossel; im zentralirischen Westmeath geht ein sonderbares Raunen durch die Lüfte; bei einem Waldspaziergang hört Seán einen Eichelhäher, der das Bellen seines Hundes imitiert. Der Ornithologe reagiert hochempfindlich auf akustische Reize - eine Belastung und Stärke zugleich. Im Rahmen seines Großprojekts hat er bereits mehr als 6.000 Aufnahmen gemacht. 90 Prozent davon sind Vogelstimmen. Der Rest sind Fledermaus- und Fliegenlaute, Flügelschläge und Naturgeräusche wie Meeresrauschen, Flussplätschern und Donnerschläge. Seán hat es sich zur Aufgabe gemacht, Menschen für die Schönheit des Vogelgesangs und den dramatischen Rückgang der irischen Biodiversität zu sensibilisieren.
03:30
03:35
Fotos können unser Weltbild beeinflussen. Und jedes Foto hat eine Entstehungsgeschichte. Das Magazin "Mit offenen Augen" ordnet Bilder ein und erklärt Hintergründe. Moderatorin Sonia Devillers liefert faszinierende Aufschlüsse, die über den ersten Blick hinausgehen.
03:50
Das Kulturmagazin des Senders ARTE wird täglich aus Paris gesendet. Aktuelle Themen aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Gesellschaft stehen im Zentrum der Sendung und werden versiert unter die Lupe genommen.