Das Kulturmagazin des Senders ARTE wird täglich aus Paris gesendet. Aktuelle Themen aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Gesellschaft stehen im Zentrum der Sendung und werden versiert unter die Lupe genommen.
Im Südwesten Indiens, an der Grenze zwischen den Bundesstaaten Karnataka, Kerala und Tamil Nadu, liegen die Nilgiri-Berge, was so viel wie "die blauen Berge" bedeutet. Sie gehören zu dem über 5.000 Quadratkilometer großen Biosphärenreservat Nilgiri, einem der artenreichsten Ökosysteme weltweit. Jahr für Jahr warten die seit Urzeiten als Jäger und Sammler lebenden Bergbewohner auf die Rückkehr der Riesenhonigbiene Apis dorsata, die das Jahr über auf Wanderschaft ist. Die Honigsaison dauert vier Monate. Den Nektar und Pollen liefern hauptsächlich die Blüten von vier Pflanzenarten: Naga, Koli, Biskoti und Aniké. In den "blauen Bergen" blühen diese Pflanzen während der vier Monate vor dem Monsun. Sobald ihre Blütezeit vorbei ist und die Bienen hier keine Nahrung mehr finden, suchen sie ein neues Trachtgebiet und wandern dafür bis zu 200 Kilometer weit. Bei der Apis dorsata handelt es sich um eine der aggressivsten Bienenarten der Welt, die ihre Nester in Baumwipfeln und an Felsüberhängen baut. Mit über zwei Zentimeter Länge ist die Apis dorsata fast doppelt so groß wie die meisten anderen Arten. Chinasami und Jadayan gehören zwei unterschiedlichen indigenen Volksgruppen an, vereint durch die Jagd nach dem begehrten Honig. Ein riskantes Unterfangen, das heutzutage kaum noch jemand wagt: Auf riskanten Kletterpartien hangeln sich die Honigsammler an Strickleitern an den steilen Felswänden entlang und verjagen die Riesenhonigbienen mit Rauch, um an die Waben zu gelangen. Chinasami und Jadayan wollen auch ihre Söhne und Neffen zu Honigjägern ausbilden, um die Existenz der Familien in Zukunft zu sichern und eine jahrhundertealte Tradition am Leben zu erhalten.
Im Jahr 221 v. Chr. einigt der König des Reiches Qin das chinesische Imperium. Dieser erste chinesische Kaiser gilt als Begründer eines politischen Systems, das sich als unveränderlich versteht. Doch seit wann gilt dieses Jahr als "Jahr 0" des chinesischen Kaiserreichs? Wer hat diese Zäsur festgelegt, und warum?
Immer mehr Menschen in den westlichen Industrieländern haben das Gefühl, nicht gut genug zu sein und ständig mehr leisten zu müssen. Zu diesem Schluss kommen die britischen Psychologen Thomas Curran und Andrew Hill. In der bisher größten Studie zum Thema von 2019 zeigen sie: Der Perfektionismus nimmt zu, und vor allem junge Menschen leiden darunter. Haben wir uns in eine Perfektionismus-Falle manövriert? Dabei ist Perfektionismus kein rein modernes Phänomen. Schon in der Antike beschreibt es das Streben nach einem besseren Leben, erklärt die Philosophin Christine Bratu. Doch im Zuge der Aufklärung und durch moderne Produktionsbedingungen verschiebt sich der Fokus: Vom Streben nach einem gesellschaftlichen Ideal hin zur rastlosen Selbstoptimierung. Wer nicht abgehängt werden will, macht mit. Und das hat Folgen - für unsere Psyche und unsere Gemeinschaften. Professorin Benigna Gerisch von der International Psychoanalytic University Berlin und der Soziologe Ulrich Bröckling beobachten: Im Bemühen, jeden Aspekt unseres Lebens zu optimieren, entfernen wir uns paradoxerweise von dem, was wir eigentlich erreichen wollen: ein erfülltes, glückliches Leben.
Ausgerechnet in der mexikanischen Baja-California-Wüste wollen die Designerin Caroline Pultz und der Ingenieur Corentin de Chatelperron vier Monate lang völlig autark leben. Ausgeklügelte Lowtech-Lösungen dienen ihnen zur abfallfreien Erzeugung von Wasser, Energie und Nahrung. Corentin und Caroline bezeichnen sich selbst als Lebensstilforscher. Sie sind davon überzeugt, dass Lowtech den Weg für eine nachhaltige, sinnstiftende Zukunft ebnet. Ein Alternative zu einer hoch technisierten, auf Ausbeutung und klimafeindlichem Raubbau beruhenden Welt. Zehn Jahre lang reisten sie mit dem Segelschiff "Nomade des Mers" um die Welt, um sich von anderen Lowtech-Erfindungen inspirieren zu lassen und einschlägiges Know-how zusammenzutragen. Nun soll das Potenzial dieser Lösungen in unterschiedlichen Gegebenheiten getestet werden, um nachzuweisen, dass eine bedarfsgerechte Lebensweise und angemessene Entfaltung nicht zwangsläufig auf Kosten der Umwelt geschehen müssen. Nicht zufällig wurde für das Experiment eine der trockensten Gegenden der Welt gewählt: die mexikanischen Baja-California-Wüste. Eine auf ein Holzgerüst gespannte sandfarbene Plane mitten in der Wüste bildet den Lebensraum, den Corentin und Caroline "Biosphère" getauft haben. Er ist wie ein Ökosystem konzipiert, in dem die über mehrere Wochen hinweg ausgewählten und optimierten Lowtech-Lösungen synergetisch zusammenarbeiten. Das Experiment soll 120 Tage dauern, während derer ein ständiges Überwachen und Nachjustieren erforderlich ist. Über den rein technischen Aspekt hinaus wird damit auch die globale Frage nach der Lebensweise und dem Platz des Menschen in seiner Umwelt untersucht. Das Abenteuer wird zum großen Teil vom Forscherduo selbst gefilmt und kommentiert. Die Dokumentation blickt in den Alltag der beiden und lässt an ihrer Experimentierlust und Entdeckerfreude sowie an den Erkenntnisprozessen in der faszinierenden Umgebung teilhaben.
Nach dem atemberaubenden Abenteuer der Sonde "Rosetta" auf dem Kometen Tschuri ist die Reise der amerikanischen Sonde "Osiris-Rex" zum Asteroiden Bennu ein weiterer Meilenstein in der Geschichte der Weltraumforschung. Sie zeugt einmal mehr davon, dass die menschliche Spezies zwar nicht unfehlbar ist, aber mit ungebrochenem Optimismus stets nach neuen Entdeckungen strebt! Osiris' jüngster Auftrag bestand darin, auf Bennus Oberfläche Bodenproben zu sammeln, aus denen die Forscher neue Schlüsse über den Ursprung der Erde ziehen wollen. Osiris Rex war 2016 in den Weltraum gestartet und hatte vier Jahre später bereits einiges hinter sich. Ihr erster Kontakt mit dem Asteroiden barg eine weitere Überraschung: Bennu war nicht, wie erwartet, ein Staubbrocken mit einladenden "Stränden", sondern glich vielmehr einer sehr ungastlichen Geröllhalde. Außerdem ist er mit einem Durchmesser von 500 Metern extrem klein. Nach einigen Umrundungen war klar: Landen konnte Osiris auf Bennu nicht. Sollte es der Sonde dennoch gelingen, ihre Instrumente auszuschwenken und die kostbaren Proben zu entnehmen? Es brauchte einiges an Kreativität und Teamgeist, um die Mission noch zum Erfolg zu führen ... Das Team um Filmemacherin Terri Randall ("Die Rettung des Toten Meeres"), die bereits zahlreiche Weltraumabenteuer dokumentiert hat, liefert den mitreißenden Bericht dieser kühnen Reise, bei der nichts so lief wie geplant.
Winterschlaf ist bei vielen Tierarten ein bewährtes Mittel, um ungünstige Umweltbedingungen zu überstehen. Dabei drosseln sie ihren Stoffwechsel, ihre Körpertemperatur fällt und ihr Energieverbrauch wird drastisch reduziert. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vermuten, dass auch der Mensch über die grundlegenden biologischen Voraussetzungen für einen solchen Zustand verfügen könnte. Welche Vorteile hätte das? Studien zeigen: Bei einigen Tieren verlangsamt der Winterschlaf nicht nur den Stoffwechsel, sondern auch die Alterung. In epigenetischen Untersuchungen ließ sich bei bestimmten Säugetieren nachweisen, dass sich während der Hibernation biologische Zeitprozesse verlangsamen. Ein solcher Zustand wäre auch für die Raumfahrt von großem Interesse, beispielsweise für lange Reisen durch das Sonnensystem. Ressourcen könnten eingespart, körperliche Belastungen verringert und psychologische Herausforderungen besser bewältigt werden. Doch wie ließe sich ein solcher Zustand beim Menschen herbeiführen? Im Zentrum der Forschung stehen bestimmte Hirnregionen wie der Hypothalamus. Die Wissenschaft vermutet dort Steuermechanismen, die durch gezielte Reize - etwa durch Ultraschall oder pharmakologische Substanzen - einen winterschlafähnlichen Zustand auslösen könnten. Erste Tierexperimente lieferten vielversprechende Ergebnisse. Ob sich dieser Zustand beim Menschen sicher und kontrolliert erzeugen lässt, ist aber bislang unklar. Ziel ist es, in den kommenden Jahren Technologien zu entwickeln, die eine medizinisch oder technisch sinnvolle Anwendung ermöglichen.
Was, wenn Architektur nicht nur für den Menschen, sondern für eine Gemeinschaft mit anderen Lebewesen entsteht? Der thailändische Architekt Boonserm Premthada wählt eine radikal andere Perspektive: Im "Dorf der Elefanten" - 450 km nordöstlich von Bangkok - entwirft er Gebäude, die nicht den Menschen ins Zentrum stellen, sondern das Zusammenleben von Mensch und Tier. In Ban Ta Klang, wo Elefanten nicht in Gehegen leben, sondern als gleichwertige Bewohner, beobachtet Boonserm genau: Wie bewegen sich die Tiere? Was brauchen sie? Wie verändert sich ein Raum, wenn auch ein fünf Tonnen schwerer Elefant ihn nutzt? Nicht Theorie, sondern Empathie prägt seine Entwürfe - und eine tiefe spirituelle Verbindung zur Natur. Die Materialien wählt Boonserm mit Bedacht: Lehm, Bambus, Holz - alles ist lokal verfügbar und so beschaffen, dass es eines Tages wieder in den Kreislauf der Natur zurückkehren kann. "Das Schwierigste ist, sich selbst treu zu bleiben", sagt Boonserm. Seine Architektur ist kein fertiger Plan, sondern ein Prozess: achtsam und offen. Gebäude werden zu Orten des Dialogs - zwischen Kulturen, Spezies und Weltbildern. Boonserm Premthadas Architektur bricht mit Konventionen, indem er sich selbst zurücknimmt. Sie lädt dazu ein, die Welt und das Bauen neu zu denken: leise, respektvoll, verbunden.
Im Pasviktal, im nördlichsten Abschnitt des Grünen Bandes, erstrecken sich zehntausend Jahre alte Wälder, die zu Zeiten des Eisernen Vorhangs praktisch unberührt geblieben sind. Hier leben Braunbären, die zwischen Norwegen, Finnland und Russland wandern. Zu ihrem Schutz wurden in den drei Ländern fünf Naturparks eingerichtet. Gemeinsam bilden sie den Pasvik-Inari Trilateral Park, ein weltweites Musterbeispiel für grenzüberschreitende Zusammenarbeit in Sachen Naturschutz. Hier betrieben internationale Wissenschaftler lange gemeinsame Feldforschung - doch infolge des Ukrainekriegs wurde die Kommunikation zwischen russischen und norwegischen Forschenden verboten. Die Russen teilen keine Informationen und Daten mehr mit ihren Kollegen in anderen Ländern. Der norwegische Biologe Paul Aspholm und seine finnischen Kollegen setzen die Zählung der Bären fort, ohne Angaben aus Russland. Sie wissen nicht, ob dort Tiere erkrankt oder gestorben sind, ob es eine Epidemie oder andere Vorkommnisse gab. Doch derartige Informationen sind für die Ausarbeitung einer gemeinsamen norwegisch-finnischen Tierschutzstrategie unerlässlich. Auch andere Forschungsprojekte leiden unter dem Konflikt, zum Beispiel die Studie zu den zahlreichen Wasservogelpopulationen im Pasviktal, die durch den Klimawandel direkt bedroht sind. In Finnland könnte die Weigerung der Russen sogar zum Aussterben der letzten Wildforellen Kareliens führen, deren Bestände in beiden Ländern überfischt sind. Für die Festlegung von Fangquoten beiderseits der Grenze müssen alle Beteiligten in Dialog treten. Die Naturschutzprogramme des Grünen Bands erstrecken sich bis nach Estland, Lettland und Litauen. In den spezifischen Ökosystemen im Lahemaa-Nationalpark, in den Alvar, an den Ufern des Pape-Sees oder auf der Kurischen Nehrung leben zahlreiche Tier- und Pflanzenarten, deren Schutz direkt von der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit der Wissenschaftler abhängt. Der Ukrainekrieg mit seiner politischen Spaltung zwischen Europa und Russland erschüttert die Grundfesten des Grünen Bands. Im Namen des Naturschutzes Grenzen zu überschreiten, scheint heute ein schwieriges Unterfangen. Und doch ist es unerlässlich, um den Nordabschnitt des Grünen Bands zu erhalten, dessen vielfältige Ökosysteme eine Chance für die Artenvielfalt ganz Europas darstellen.
Initiator von Grünes Band Europa war der deutsche Naturschützer Kai Frobel. Er wuchs in Oberfranken nahe der innerdeutschen Grenze auf und beobachtete als Jugendlicher in den 1970er Jahren, wie sich die Natur entlang der Föritz zwischen Bayern und Thüringen frei entfalten konnte. Während Deutschland 1989 die Wiedervereinigung feierte, präsentierte Kai seine Erkenntnisse vor zahlreichen Naturschützern. Die Idee eines deutschen, ja eines europäischen Schutzgebietes war geboren. Zwischen Österreich und der Tschechischen Republik sucht der Naturfotograf Josef Limberger an den Ufern der Maltsch nach Spuren einer Tierart, die zu einem Symbol für das Grüne Band geworden ist: die Bekassine, auch Sumpfschnepfe genannt. Der Watvogel ist ein wichtiger Bioindikator für die Qualität der Sumpfgebiete, die durch intensive Landwirtschaft und rasante Verstädterung zunehmend bedroht sind. Der gewundene Lauf der Drau zwischen Kroatien und Ungarn ist ein weiterer wichtiger Abschnitt des Grünen Bands. An Bord seines Bootes beobachtet Darko Grlica eine der größten Uferschwalben-Kolonien Europas. Die Vögel nisten ausschließlich an den sandigen Ufern dieses Flusses. Die einst durch den Eisernen Vorhang geschützten Flussbiotope leiden heute verstärkt unter dem Gewässerausbau. Darko setzt daher große Hoffnung in das Grüne Band. Im tschechischen Nationalpark Sumava ist der Böhmerwald an der Grenze zu Deutschland Schauplatz eines ehrgeizigen europäischen Programms zur Revitalisierung der Moore. Ivana Bufkova koordiniert die Neugestaltung der Parzellen. An dem Projekt nehmen Experten und Freiwillige teil. Ziel ist es, den Wasserlauf zu renaturieren und dadurch die Feuchtgebiete wiederzubeleben, die für das hiesige Ökosystem unabdingbar sind. Das Thayatal ist ein Paradies der Artenvielfalt. In seinen Wäldern hat die Wildkatze Zuflucht gefunden, die man in Österreich für ausgestorben hielt. Hier fühlt sie sich sicher, im Schutz zweier großer Nationalparks: des österreichischen Thayatals und des benachbarten tschechischen Nationalparks Podyjí. Im Dreiländereck Österreich-Slowakei-Ungarn setzt sich der Ornithologe Rainer Raab seit über einem Jahrzehnt für den Schutz einer gefährdeten Vogelart ein: Die Großtrappe zählt zu den schwersten flugfähigen Vögeln der Welt. Dank der Zusammenarbeit der drei Länder nimmt ihr Bestand nun wieder zu.
Auf dem Balkan verläuft das Grüne Band durch einige der besterhaltenen Ökosysteme Europas. Nach dem Zerfall des Ostblocks und einem Jahrzehnt bewaffneter Konflikte ist die Situation nun wieder stabil, und die lange unerforscht gebliebene Natur wartet darauf, entdeckt zu werden. Die Sorge um ihre Bewahrung hat sogar zur Annäherung der Menschen in dieser Vielvölkerregion beigetragen. Das Prokletije-Gebirge zwischen Kosovo, Albanien und Montenegro ist das Reich der größten Raubkatze des Kontinents - des Balkanluchses. Lange galt er als ausgestorben, doch in den 2000er Jahren tauchte er wieder auf und ist seitdem Gegenstand eines ehrgeizigen grenzüberschreitenden Überwachungsprogramms. Der kosovarische Umweltschützer Fatos Lajqi spürt dem scheuen "Balkan-Tiger" seit Jahren nach, um seine Präsenz zu belegen und die Erhaltung seines Lebensraums zu erreichen. Die fruchtbaren Sakar-Ebenen in Bulgarien beherbergen ein ganz anderes Ökosystem, in dem der Kaiseradler eine wichtige Rolle spielt. Nach dem Zerfall des Ostblocks hielt die bäuerliche Landwirtschaft wieder Einzug in die Region und mit ihr kamen auch die Adler zurück, die von den an Nagetieren reichen Agrarflächen angezogen wurden. Vereine begleiten heute die Rückkehr der Greifvögel und setzen sich für die Bewahrung seltener Arten ein. Zwischen Bulgarien und Griechenland liegen die Rhodopen. Aufgrund der Militarisierung der Grenzen war das Gebirge lange verwaist. Heute ist hier wieder eine vielfältige Tier- und Pflanzenwelt beheimatet, die in Europa ihresgleichen sucht. Eine zentrale Rolle für die Waldökosysteme spielt der Braunbär. Forscher und Behörden bemühen sich um den Schutz der Art und fördern Maßnahmen, die das Zusammenleben von Mensch und Bär erleichtern. Der Skadarsee zwischen Montenegro und Albanien ist eine wichtige Zwischenstation für Zugvögel, denen das riesige Süßwasserareal reichlich Nahrung bietet. Der Ornithologe Andrej Visi studiert seit über 20 Jahren den hier nistenden Krauskopfpelikan. Seine Population hat sich weitgehend erholt, seit um seine Kolonie in der Mitte des Sees ein Schutzgebiet angelegt wurde. Kai Frobel, einer der Gründer des Grünen Bandes, nimmt in der Region der Prespa-Seen im Grenzland zwischen Albanien, Griechenland und Nordmazedonien regelmäßig an Naturschutz-Workshops teil, die ein lokaler Verein organisiert. Bei Gesprächen mit jungen Forschenden aus den drei Ländern wird ihm bewusst, wie wichtig die grenzüberschreitende Zusammenarbeit ist, für die sich der wissenschaftliche Nachwuchs einsetzt.
Die 57 Briefe von Maria Stuart schlummerten im Archiv der französischen Nationalbibliothek in Paris. Drei Forscher machten sich daran, die Schriftstücke zu entziffern: der französisch-israelische Computerexperte und Kryptologe Georges Lasry, der japanische Astrophysiker Satoshi Tomokiyo und der deutsche Pianist und Musikprofessor Norbert Biermann. Monatelang arbeiteten die drei Codebrecher an unterschiedlichen Orten an der Lösung dieser Mammutaufgabe und stießen dabei auf einige Überraschungen. 450 Jahre nach der Enthauptung der Königin im Alter von 44 Jahren wurde der Inhalt der Briefe bekannt, die Maria Stuart in Gefangenschaft mit dem französischen Botschafter in England austauschte. Gefangen genommen wurde Maria Stuart von ihrer Cousine, Königin Elisabeth I., die um ihr Anrecht auf die englische Krone bangte. Aus der Haft bat sie ihre Verbündeten um Hilfe und schmiedete Komplotte. Die Briefe geben nun Aufschluss über die sechs bedeutendsten Jahre ihrer Gefangenschaft in England (1578-1584), über die bislang nur wenig bekannt war. Die Schriftstücke werfen zudem ein neues Licht auf das Leben der Königin, die viel mehr war als nur ein Opfer mit einem verhängnisvollen Schicksal: Sie war eine kluge Politikerin, die in internationale Verschwörungen verstrickt und zu allem bereit war, um ihre Freilassung zu erreichen. Die neuen Erkenntnisse über das Schicksal der Königin beleuchten einen besonderen Abschnitt der europäischen Geschichte des 16. Jahrhunderts: den Machtkampf zwischen zwei verwandten Herrscherinnen in einem von Religionskriegen zerrissenen Europa.
Am Morgen des Schulausflugs ihrer Kinder treffen Melanie Parker, eine alleinerziehende Architektin, und Jack Taylor, ein von Frauen enttäuschter Kolumnist, vor dem geschlossenen Schultor aufeinander. Melanie hatte mit Jacks Ex-Frau abgesprochen, dass sie deren Tochter Maggie morgens abholen würde, was Jack jedoch völlig entfallen ist. Melanies vergebliches Warten kostet ihren Sohn Sammy den Ausflug. Die beiden Erwachsenen erwartet ein anstrengender Tag: Zwischen wichtigen Terminen im Job und der geteilten Kinderbetreuung sind Jack und Melanie gezwungen, sich aufeinander einzulassen. Melanie Parker ist Architektin und alleinerziehende Mutter in New York. Am Morgen des Schulausflugs ihres Sohns Sammy soll sie seine Klassenkameradin Maggie abholen. Maggie wurde jedoch in Eile von ihrer Mutter bei ihrem Vater abgesetzt, dem Kolumnisten Jack Taylor. Jack vergisst, Melanie Bescheid zu geben, dass er seine Tochter selbst zur Schule bringt. Melanies vergebliches Warten und Jacks Ungeschicklichkeit führen schließlich dazu, dass die beiden mit ihren Kindern vor dem verschlossenen Schultor stehen. Die Lage ist katastrophal: Melanie muss bei der Arbeit eine Präsentation halten, von der ihre gesamte Karriere abhängt. Seinerseits hat Jack am Nachmittag eine entscheidende Konferenz zu einer Korruptionsaffäre, in der er ermittelt. Als er Melanie anbietet, sich bei der Kinderbetreuung gegenseitig auszuhelfen, lehnt sie verächtlich ab. Doch das Schicksal spielt ihnen einen Streich: In der Hektik haben Melanie und Jack ihre Handys vertauscht und sind gezwungen, in Kontakt zu bleiben. Von Notfällen bei der Arbeit bis zu Sammys letztem Fußballspiel der Saison jagen sich die Termine des Tages. Melanie und Jack müssen ihre Ängste und Enttäuschungen überwinden, um sich aufeinander einlassen zu können. Somit werden ihre Kinder zum Katalysator für Gefühle, die beide Erwachsene lange unterdrückt haben.
Kärnten - das Bundesland in Österreichs Süden - gilt als Reich des Wassers und der Wasserkraft. Hier locken Tausende kristallklare Seen und Flüsse zur Sommerfrische mit mediterranem Flair, während die Wasserkraft fast den gesamten Strombedarf des Landes deckt. Hier, zwischen den Karawanken im Süden und dem Alpenhauptkamm im Norden, trifft man Menschen, die versuchen in ihrer Heimat Tradition und Fortschritt zu verbinden: Ein Berufsfischer am Weißensee, der sein altes Handwerk besonders nachhaltig betreibt. Ein junger Erfinder nahe der slowenischen Grenze, der eine App für Imker entwickelt hat. Ein visionärer Gärtner, der am Faaker See über 200 verschiedene Zitronensorten blühen lässt und Spitzenköche in ganz Österreich damit verwöhnt. Eine leidenschaftliche Ingenieurin, die Europas höchste Fischtreppe an der Drau in Betrieb nimmt, um die Wasserkraft umweltverträglicher zu machen. Und ein Vater mit seinem Sohn, der den tiefst gelegenen Gletscher Kärntens durch die Strapazen des Klimawandels begleitet und sein Verschwinden seit Jahrzehnten leidenschaftlich und ehrenamtlich dokumentiert. Diese Menschen gewähren persönliche Einblicke jenseits der allgegenwärtigen Postkartenkulisse und machen Lust auf einen Besuch in ihrer Heimat. Eingebettet sind diese Protagonisten- Geschichten in faszinierende Landschaftsaufnahmen und überraschende Detailansichten.
Als Wassily Kandinsky im Jahr 1896 eine Wagner-Oper besuchte, hatte er eine Offenbarung: Die Klänge der Instrumente riefen in ihm so starke visuelle Empfindungen hervor, dass er sich seiner synästhetischen Begabung bewusst wurde. Diese Erfahrung bewirkte eine tiefgreifende Veränderung. Mit 30 Jahren kehrte er einer vielversprechenden Karriere als Juraprofessor den Rücken zu und entschied sich, Maler zu werden. Er wollte die durch die Musik hervorgerufenen Emotionen auf die Leinwand bannen. Fortan standen Malerei und Musik im Leben und Schaffen Kandinskys im ständigen Zwiegespräch. Über seine Wahrnehmungen hinaus fand er den Weg zur abstrakten Kunst in der kompositorischen Struktur der Musik selbst und in ihrer Fähigkeit, Emotionen zu wecken. Er lebte in Moskau, München und Paris, musste Kriege und Revolutionen überstehen sowie zahlreiche Widerstände und Kritiken überwinden, bevor er sich mit seinen bahnbrechenden Neuerungen durchsetzen konnte. Er entschied sich, den Kampf auf dem Gebiet der Kunsttheorie zu führen, und entwickelte innovative Konzepte zur Verwendung von Farben und Formen, die die Kunstgeschichte nachhaltig prägten. Die Dokumentation bietet Einblicke in Kandinskys künstlerische Entwicklung. Sie gewährt einen intuitiven Zugang zu seinem Denken und nähert sich den tiefen, ursprünglichen Empfindungen, die seinem Schaffen zugrunde lagen. Um seine musikalische Obsession erlebbar zu machen, interpretiert ein Instrumentalensemble die Werke, die den Maler inspirierten. Dabei werden die Zusammenhänge zwischen Farben, Formen und Klängen erläutert.
Der Louvre als Bühne für ein glanzvolles Konzert: Im Zuge der Neugestaltung des Louvre-Museums, die Staatspräsident François Mitterrand in den 80er Jahren initiierte, entstand auf dem Parkplatz des Finanzministeriums die heutige Cour Marly. In diesem weitläufigen, glasüberdachten Innenhof wurden Skulpturen, die vor Witterung geschützt werden sollten, aufgestellt. Ursprünglich standen die Statuen in den Gärten der Königsresidenzen des 17. und 18. Jahrhunderts, etwa jenen der Schlösser von Marly und Versailles oder des Tuilerien-Palastes. An diesem unglaublich wirkungsvollen Ort in Paris wurde am 11. April 2023 ein ganz besonderes Konzert aufgezeichnet. Auf historischen Instrumenten bringt das Ensemble Le Concert de la Loge unter Leitung des Geigers Julien Chauvin ein facettenreiches Programm ganz im Geiste der 1725 eingeführten Concerts spirituels zu Gehör. Den Auftakt bildet eines der zahlreichen Violinkonzerte Vivaldis, gefolgt von seiner "Sinfonia alla Rustica" und Mozarts "40. Symphonie" mit dem Solobratscher Amihai Grosz. Zwischen den Instrumentalstücken interpretiert Marina Viotti Arien aus Opern von Vivaldi und Mozart. Der wundervolle Mezzosopran und die Intensität des Vortrags der Sängerin sowie ihre Vertrautheit mit Julien Chauvin sorgen für eine stimmungsvolle musikalische Darbietung voller Temperament und Gefühl. Ein Ausnahmekonzert vor attraktiver Kulisse.
(1): Die Frage: Annegret Landmann, eine Zuschauerin aus Deutschland, fragt, warum man in Frankreich die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg "Les Trente Glorieuses", also "Die dreißig glorreichen Jahre" nennt. (2): Das Wort: Der Berliner Übersetzer Hinrich Schmidt-Henkel fragt sich, woher das französische Wort Clochard stammt. (3): Die Speise: Als Maija-Lene Rettig nach Frankreich gezogen ist, war sie lange auf der Suche nach Grünkohl ... (4): Das Rätsel: Und wie jede Woche das Rätsel!
Im Nordosten der Emilia-Romagna prägt das Wasser die Landschaft. Eine Abzweigung des Po fließt durch Ferrara, bevor der Fluss nach 50 Kilometern in die Adria mündet und ein beeindruckendes Delta formt. Südlich davon liegt die Lagune von Comacchio. In der Renaissance wurde Ferrara mit dem Hof der d'Este zu einem Zentrum von Kultur und Macht. Berühmt sind die Bankette und Gerichte, die Milena Merli, Restauratorin aus Ferrara, gut kennt. Die Stillleben, die sie restauriert, symbolisieren Fülle - oft mit Kürbissen, noch heute zentral für die Cappellacci di Zucca, Teigtaschen mit Kürbisfüllung. Im Süden des Po-Deltas bieten die Valli di Comacchio eine einzigartige Lagune, in der sich Salzwasser und Süßwasser vermischen. Pier Carlo Farinelli war einst "capo valle": Er regelte das Schleusensystem und überwachte die Fischerei. Neben dem Aal waren auch Bagigini, junge Sardellen, wichtig. Frittiert mit Polenta sind sie noch heute eine Delikatesse. Die traditionelle Küche der Emilia-Romagna ist für ihre reichhaltigen Gerichte bekannt. Anna Leone aus Codigoro, Apothekerin und Ernährungsberaterin, zeigt, dass es auch leichter geht. Selbst ihr "Tenerina", ein Schokoladenkuchen aus Ferrara, ist in einer kalorienarmen Variante ohne Schuldgefühle zu genießen. Die Meeresbiologin Carlotta Santolini ist oft in der Bucht von Goro am Po-Delta. Hier brachte der Anbau von Venusmuscheln Wohlstand - bis Blaukrabben als blinde Passagiere auf Containerschiffen vom Atlantik in die Adria gelangten. Für Carlotta gibt es nur einen Ausweg: das Blaukrabbenfleisch verwerten, zum Beispiel als Krabbenküchlein.
Die auf vielen Sendern vorgenommene strikte Trennung von Politik- und Kulturnachrichten wird hier aufgehoben. Es werden Schnittpunkte aus beiden Bereichen präsentiert und Zusammenhänge dargestellt.
Der Archipel Saint-Pierre et Miquelon liegt im Nordwestatlantik, direkt neben der kanadischen Provinz Neufundland. Doch nach nur eineinhalb Stunden Überfahrt von Kanada wirkt Europa plötzlich ganz nah: bunte Holzhäuser mit schmiedeeisernen Balkonen, gemütliche Cafés und Bäckereien. Die Inseln sind das letzte Überbleibsel der Kolonie Neufrankreich und das einzige französische Überseegebiet in Nordamerika. Die Vorfahren der Saint-Pierrais stammen größtenteils von Basken ab. Marie Cormier studiert Meeresbiologie und ist zum Arbeiten nach Saint-Pierre zurückgekehrt. Sie möchte ihre Wurzeln wiederfinden und traditionelle baskische Tänze lernen. Im Verein Orok-Bat übt sie für einen großen Auftritt auf der Fête Basque. Auf diesem Volksfest treten auch die Brüder Dimitri und Cédric Choi im Pelota an - einem schnellen Rückschlagspiel, das auf den Inseln sehr beliebt ist. Obwohl die Nachbarinsel Miquelon-Langlade größer ist, leben hier nur knapp 600 Menschen. Der Süden Langlades ist das Reich der Pferde. Vor 500 Jahren brachten Siedler die ersten Tiere auf den Archipel. Stephy und Justine sind zwei junge Reiterinnen, die ihre Pferde im Sommer frei weiden lassen und sie nun für einen Ausritt wieder einfangen müssen. Währenddessen sucht der Koch Hervé Rioult auf Miquelon nach den besten Produkten für sein Tagesmenü. Vor 20 Jahren kam er aus Paris auf das Eiland und blieb. Weil es nicht immer frische Lebensmittellieferungen gibt, muss Hervé mit dem arbeiten, was die karge Landschaft hergibt.
Tony Wendice, Ehemann einer wohlhabenden Ehefrau, heuert jemanden an, der seine Margot ermorden soll. Als es Margot gelingt, den Täter in Notwehr zu erstechen, ändert Tony seinen Plan: Geschickt fälscht er Indizien, um seine Frau vom Opfer zur Täterin zu machen. Nur Margots Ex-Geliebter Mark und Inspektor Hubbard könnten ihre Unschuld beweisen. Doch sie müssen sich beeilen, denn auf Margot wartet die Hinrichtung. Als Ex-Tennisprofi Tony Wendice erfährt, dass seine wohlhabende Frau Margot ihn betrogen hat, beschließt er kaltblütig, sie zu töten. Da er von ihrem Geld abhängig ist, sieht er einen Auftragsmord als einzige Möglichkeit, seine kostspielige Lebensführung aufrechterhalten zu können. Tony wartet, bis der ehemalige Geliebte seiner Frau, der amerikanische Schriftsteller Mark Halliday, in die Stadt kommt. Alsdann erpresst er einen früheren Mitschüler, die ahnungslose Margot zu ermorden. Tony selbst verbringt den geplanten Tatabend mit Mark, um sich ein Alibi zu verschaffen. Doch Margot gelingt es, den Angreifer mit einer Schere zu erstechen. Um dennoch sein Ziel zu erreichen, ändert Tony blitzschnell seinen Plan: Geschickt fälscht er die Indizien, damit alles nach einer vorsätzlichen Tat aussieht und seine Frau zum Tode verurteilt wird. Mark spürt jedoch, dass etwas nicht stimmt. Nun liegt es an ihm und an Kriminalkommissar Hubbard, das fast perfekte Verbrechen aufzuklären und Margot vor der Hinrichtung zu bewahren. Ein Rennen gegen die Zeit beginnt ...
Spannung, Nervenkitzel, Serienmörder, Psychopathen aller Art und eine Vorliebe für kühle Blondinen - das ist es, was viele mit Alfred Hitchcock verbinden. Als "Master of Suspense" hat er die Lust an der Angst zu seinem Markenzeichen gemacht. Hitchcock war ein faszinierender Leinwandmagier und auch ein Fernsehstar, der komische wie furchteinflößende Effekte gleichermaßen beherrschte. Doch was weiß man über den Menschen hinter der berühmten Silhouette? Bei seinem letzten öffentlichen Auftritt dankte Hitchcock der Frau, die für ihn alles war: Ehefrau, Mutter der gemeinsamen Tochter, Ko-Drehbuchautorin, Cutterin und lebenslange Partnerin - Alma Reville. Hinter dem Namen Hitchcock verbargen sich in Wahrheit zwei Persönlichkeiten: Hitch und Alma. Von ihrer ersten Begegnung an bis zum Ende ihres Lebens arbeiteten sie eng zusammen und schufen in echter Gemeinschaftsarbeit Meisterwerke, die Filmgeschichte schrieben. Zwischen den beiden herrschte von Anfang an großes Vertrauen: Er begann einen Satz, sie vollendete ihn; er hatte eine Idee für einen Plot, sie entwickelte sie weiter. Auch bei der berühmten Duschszene in "Psycho" war Alma maßgeblich am Schnitt beteiligt. Die neue Hitchcock-Biografie rückt den legendären Regisseur durch diese besondere Beziehung in ein neues Licht. Neben Alma war Hitchcock als Regisseur vor allem von einer weiteren Frauenfigur fasziniert: der jungen, schönen und oft undurchsichtigen Blondine, beispielhaft verkörpert von Grace Kelly in "Bei Anruf Mord", "Das Fenster zum Hof" oder "Über den Dächern von Nizza". In vielen Filmen scheint Hitchcock auf den ersten Blick das klassische Motiv der schutzbedürftigen Frau zu bedienen. Doch häufig sind seine weiblichen Figuren den Männern überlegen und wenden das Geschehen am Ende zu ihren Gunsten.
Strenger Klavierunterricht, talentierte Kinder: sichere Karriere? In China lernen über 40 Millionen Kinder Klavierspielen. Die Dokumentation begleitet drei dieser jungen leidenschaftlichen Talente und ihre ehrgeizigen Eltern. Sie üben täglich bis zu zehn Stunden und hoffen auf den großen Erfolg. Yu'ang (18) arbeitet hart, um an einer US-Elite-Musikschule angenommen zu werden. Dort herrscht teilweise noch größerer Erfolgsdruck als in China. Wird er sich mit den besten Musiktalenten der Welt messen können? Yingying (13) bewirbt sich am Shanghai Conservatory of Music. Mit hohem Leistungsdruck konnte sie bisher gut umgehen. Wird sie auch diesmal den Anforderungen gerecht werden? Zidi (8) ist in seiner Heimatstadt Wenzhou bereits ein kleiner Star. Wird seine Familie den Umzug nach Shanghai wagen, damit er weitere Fortschritte machen kann? Um ihren Wunderkindern die besten Chancen auf eine große Karriere zu ermöglichen, bringen die Familien viele Opfer. Oft leben die Eltern jahrelang getrennt, damit die Mütter die kleinen Pianistinnen und Pianisten nach Shanghai begleiten können. Was bringt sie dazu, ihre Familien, Freunde und Berufe hinter sich zu lassen, und wie kommen sie mit diesen drastischen Veränderungen klar?
Er hat 2021 einen der renommiertesten Klavierwettbewerbe der Welt gewonnen: den Internationalen Klavierwettbewerb Frédéric Chopin, der alle fünf Jahre stattfindet und seit seiner ersten Austragung 1927 so herausragende Pianisten wie Maurizio Pollini, Martha Argerich oder Krystian Zimerman hervorgebracht hat. Der 1997 von chinesischen Eltern in Paris geborene Kanadier Bruce Xiaoyu Liu wuchs in Montréal auf und begann erst mit acht Jahren mit dem Klavierspiel. Aus einem Hobby heraus entwickelte sich eine große Leidenschaft für das Instrument. Er studierte bei Richard Raymond in Montréal und ist derzeit Schüler von Dang Thai Son, dem Preisträger des Wettbewerbs von 1980 und erstem asiatischen Gewinner überhaupt. Geprägt von verschiedenen Kulturen, entwickelte er sich zu einem der musikalisch ausdrucksstärksten und technisch begabtesten Pianisten seiner Generation. In seinem jungen Alter ist er bereits mit bedeutenden Orchestern aufgetreten, darunter das Cleveland Orchestra, das Israel Philharmonic Orchestra, das Montreal Symphony Orchestra, das Warsaw National Philharmonic Orchestra, das NHK Symphony Orchestra, das Polish National Radio Symphony Orchestra und das Seoul Philharmonic Orchestra. Mit einem Chopin-Programm gab Bruce Liu am 14. Januar 2022 im Théâtre des Champs-Élysées sein großes Debüt in seiner Geburtsstadt Paris.