16:55
Gletscher, Berge, Weite und Meer prägen den Süden Argentiniens und Chiles. Die berühmten Nationalparks Los Glaciares mit dem eindrucksvollen Perito-Moreno-Gletscher und Torres del Paine befinden sich in dieser Region. Am Beagle-Kanal, der scheinbar ins Nichts führt, und mit der Andenkette im Rücken liegt die vermeintlich südlichste Stadt der Welt: Ushuaia. Die Südkordilleren sind umgeben von Inlandseis. Niedriger als die Zentralanden gelegen, sind sie von feuchten Wäldern, bestehend aus Zypressen, Föhren und Südbuchen, bedeckt. Im Osten von den Anden und im Westen vom Atlantik begrenzt, zieht sich Patagonien hinunter bis zum Südpol. Es ist das Land der Stille, der Einsamkeit. Eine majestätische anmutende Natur: blau leuchtende Seen, saftig grüner Wald und schneebedeckte Berggipfel. Gletschermassen drängen in die Täler. Hier beginnt eine endlose goldgelbe Steppe. Hunderte von Kilometern nur Horizont. Die Menschen, die in den patagonischen Anden leben, schätzen diese magische Welt und passen sich der Natur an. Der Film begleitet den Pferdeflüsterer Santiago Richards bei seiner Suche nach den Wildpferden Patagoniens. Der Geologe Mauricio Gonzales erforscht alte Gletscher, und der Fliegenfischer Christian Lavia versucht sein Glück auf dem Lago Escondido in Feuerland. Kris Robles führt Touristen durch den weltberühmten Nationalpark Torres del Paine. Bizarre Granitpfeiler ragen hier fast senkrecht mehr als 2.000 Meter aus der patagonischen Steppe empor. Die älteste Brauerei Bariloches liegt in den Händen der Familie Gilbert, die Bier mit Gletscherwasser herstellt.
17:50
Die Natur Bulgariens reicht vom Hochgebirge Rila bis zum Schwarzen Meer. Die sieben Rila-Seen sind das Wahrzeichen des gleichnamigen Nationalparks, in dem seit Jahrhunderten Fichtenwälder wachsen. Der Naturpark Vrachanski Balkan wurde wegen seiner Karstformationen unter Schutz gestellt. Die Farne gehören zu den ersten Pflanzen, die sich in der kargen Landschaft, etwa rund um die Stadt Wraza, ihr Territorium zurückerobern. Die Rhodopen sind ein Labyrinth aus Bergkämmen und Gebirgsmulden. Ihre Naturschönheit fasziniert die Menschen seit Urzeiten. Das Rhodopen-Gebirge umfasst fast ein Siebtel Bulgariens und ist das größte Gebirge des Landes. Auf seiner östlichen Seite gibt es diverse Reservate. Bekannt sind die Rhodopen für ihre Wiederansiedlungsprojekte mit Geiern und Wisenten. Das Naturschutzgebiet Baltata liegt im Nordosten Bulgariens am Schwarzen Meer. Dort befindet sich der nördlichste Longosen-Wald Europas - er breitet sich auf einer Fläche von 205 Hektar aus: uralte Sumpfwälder, die durch Sandbänke und den angestauten Fluss Baltowa entstanden. Dieser Wald hat einen eigenen Klang, ausgelöst durch die Winde, die hier unablässig wehen.
18:35
Wenn andere nur träumen, hebt Sylvestre Campe ab - wortwörtlich. In Rio nennen sie ihn den "Propellermann vom Zuckerhut". Doch für den Wahlbrasilianer mit bayrischen Wurzeln beginnt das wahre Abenteuer erst dort, wo der Asphalt aufhört und das Unbekannte beginnt. Mit nichts als einem Paramotor auf dem Rücken und einer Vision im Herzen durchquert Campe ein Land von kontinentalem Wahnsinn: Brasilien, wie man es noch nie gesehen hast! Jenseits von Samba und Copacabana sucht er das Verborgene, das Heilige, das Wilde und findet es in einem der spektakulärsten und gefährlichsten Flugziele der Welt: dem sagenumwobenen Monte Roraima - ein Berg wie ein Mythos. 3.000 Meter hoch, vom Wind gepeitscht, in Nebel gehüllt, von den Indigenen als "Mutter allen Wassers" verehrt und fast unbezwingbar. Zwei Hubschrauber sind hier bereits abgestürzt und trotzdem wagt Campe den Flug. An zwei glasklaren Tagen zeigt sich der Riese - majestätisch, ungeschützt, unnahbar. Landen? Unmöglich. Der Roraima ist heiliges Land, spirituelle Heimat der Götter. Also macht sich Campe mit seinem Team und Maki, dem indigenen Enkel eines Schamanen, zu Fuß auf den Gipfel - in eine Welt, die Sir Arthur Conan Doyle zur "Verlorenen Welt" machte und Pixar zur Kinolegende "Up" inspirierte. Ein Mann. Ein Motor. Ein Traum. Brasilien aus der Luft, aus dem Herz - und jenseits aller Grenzen.
19:20
Die auf vielen Sendern vorgenommene strikte Trennung von Politik- und Kulturnachrichten wird hier aufgehoben. Es werden Schnittpunkte aus beiden Bereichen präsentiert und Zusammenhänge dargestellt.
19:40
Es ist ein Defilee der Low-Rider, Muscle-Cars und Chrom-Limousinen: Seit den 1950er Jahren importiert Schweden mit Leidenschaft alte amerikanische Straßenkreuzer. Am Steuer sitzen Pomadehelden und Frauen in Petticoats oder Cowboystiefeln. Viele Fahrerinnen und Fahrer verkleiden sich für die "Classic Car Week" im Stil des Jahrzehnts, aus dem ihr Oldtimer stammt. Rockabilly-Musik tönt hier aus den Lautsprechern, aber auch Techno oder Country. Mit Cruisings, Auto-Shows und Wettbewerben um das schönste oder originellste Auto ist das Gipfeltreffen in Rättvik am Siljansee die verrückteste Verneigung vor der Oldtimerkultur - und mehr als das. Viele sagen, es sei diese Leidenschaft für Ami-Schlitten, die die Schweden am stärksten zusammenbringt. Nicht selten sind es Menschen aus der Arbeiterklasse und Underdogs, die einmal im Jahr hierherkommen, um sich selbst und ihr Auto zu feiern, eine echte Subkultur. Hier kann man Low-Rider bestaunen, deren Karosserie nur Millimeter über dem Asphalt schwebt, aber das Selbstbewusstsein der stolzen Besitzer und Besitzerinnen hebt. Denn nicht nur gepflegte Oldtimer fahren hier auf, sondern auch Schrottkarren, "Pilsnerbilar", außen vom Rost zerfressen und verbeult, ausgerüstet mit fetten Sound Systems. Ein Festival, das den Kult um alte Superschlitten zelebriert und einen Lifestyle, der einen neuen Blick auf Schweden erlaubt. Die Reportage cruist mit Alex, Evelina und Liam durch den schwedischen Sommer und zeigt ein Schweden, das ganz anders ist als das Volvo-Bullerbü-Idyll.
20:15
Sophia ist eine angehende kanadische Universitätsprofessorin, die in Montréal Philosophie unterrichtet. Mit ihrem Partner Xavier ist sie seit zehn Jahren zusammen. Die beiden haben gerade ein Haus am See gekauft, das renoviert werden muss. Zwischen Sophia und dem dafür einbestellten Handwerker Sylvain entwickelt sich sofort eine intensive Affäre. Sophia und Xavier passen zwar intellektuell zueinander, aber im Bett herrscht Flaute. Ganz anders ist das Verhältnis zu Sylvain: Es ist sexuell intensiv, jedoch intellektuell unbefriedigend. Sophie findet seine zupackende und naturnahe Seite attraktiv, während seine Fehler in Grammatik und Wortwahl sie nerven. Sie korrigiert ihn sogar. Insgesamt funktionieren die beiden im Bett und generell zu zweit, aber sobald sie sich im Umfeld des jeweils anderen befinden, kommt es zu Missverständnissen und schnell auch zu Streit. Wird die Amour fou von Sophia und Sylvain den sozialen Unterschieden standhalten? Die frankokanadische Romantic Comedy "Die Natur der Liebe" richtet einen realistischen Blick auf moderne Liebesbeziehungen, die vom Anziehen und Abstoßen geprägt sind.
22:00
"Sie sind also die kleine Frau, die das Buch geschrieben hat, das diesen großen Krieg ausgelöst hat", soll der damalige US-Präsident Abraham Lincoln gesagt haben, als er Harriet Beecher Stowe, die Autorin von "Onkel Toms Hütte", während des Sezessionskriegs empfing. Der 1852 veröffentlichte Roman war ein Meilenstein im Kampf für die Abschaffung der Sklaverei. Auch in anderen Ländern rief das Werk großes Interesse hervor und wurde zu einem der meistverkauften Bücher des 19. Jahrhunderts. Doch die durch das Werk und seine zahlreichen Adaptionen für Theater und Film vermittelten rassistischen Vorurteile haben dazu beigetragen, dass der Begriff "Onkel Tom" unter Afroamerikanern seit der Malcom-X-Bewegung als eine besonders abwertende Bezeichnung gilt. "Onkel Toms Hütte" ist somit ein bemerkenswerter Fall für literarische Ambivalenz: Der weltweite Bestseller förderte mehr als jedes andere Buch die Bewegung zur Abschaffung der Sklaverei und bediente gleichzeitig fragwürdige rassistische Stereotype. Stil und Rezeption des Buchs verweisen auf die Geschichte der Sklaverei, die Kluft zwischen schwarzen und weißen Amerikanern und die Debatten innerhalb der afroamerikanischen Gemeinschaft. Zugleich beleuchtet die Dokumentation auch das Thema der Aneignung in der Kunst und wirft die grundlegende Frage auf, inwieweit Literatur der Realität der Sklaverei überhaupt gerecht werden kann.
22:55
Mit einem seltenen, persönlichen Blick erzählt die afghanische Autorin und Regisseurin Najiba Noori vom Leben ihrer Mutter Hawa und ihrer Nichte Zahra - und ihrem Kampf um Selbstbestimmung. Hawa, heute 52 Jahre alt, wurde als Kind zwangsverheiratet. Erst jetzt lernt sie Lesen und Schreiben. Mit Unterstützung ihrer Tochter hat Hawa eine kleine Textilfirma gegründet: Sie kauft traditionelle Hazara-Stickereien in der Provinz Bamiyan und verarbeitet sie zu modernen Kleidern, die sie in Kabul verkauft. Zudem rettete Hawa ihre Enkelin Zahra vor einem gewalttätigen Vater und holte sie aus einem abgelegenen Dorf in die Hauptstadt. Gemeinsam schmiedeten sie Zukunftspläne. Doch die erneute Machtübernahme der Taliban im August 2021 ließ diese Hoffnungen zerbrechen: Zahra musste in ihr Heimatdorf zurückkehren, während Najiba ins Exil nach Frankreich floh. Von dort aus unterstützt sie ihre Mutter weiterhin im Kampf um Selbstbestimmung. Der Dokumentarfilm zeigt den Widerstand dreier Frauengenerationen und ihre Bemühungen, die Kontrolle über ihr Leben zurückzugewinnen. Zugleich erzählt er von Zwangsexil, Verlust und der schmerzhaften Trennung von Heimat, Kultur und Familie. Die Zuschauerinnen und Zuschauer erleben die jüngste historische Wende Afghanistans durch die Augen einer Familie aus Kabul, deren Träume von drei Frauengenerationen durch die Rückkehr der Taliban zerstört wurden.
00:20
In einer Bibliothek in Ahmedabad, Indien, stößt die junge Künstlerin Inés auf "Sultanas Traum", eine Science-Fiction-Kurzgeschichte, die 1905 von Begum Rokeya Hossain geschrieben wurde. Die Geschichte dreht sich um Ladyland, eine feministische Utopie, in der Frauen über Wissen verfügen und das Land regieren, während Männer keinen Zugang zu Bildung haben, zurückgezogen leben und sich um den Haushalt kümmern. Fasziniert von der Kurzgeschichte begibt sich Inés auf eine Reise durch Indien, um Ladyland und die Spuren der Autorin Begum Rokeya Hossain zu suchen. "Sultanas Traum" kritisiert das Patriarchat, den Krieg, die Industrialisierung und die Ausbeutung der natürlichen Ressourcen und spricht damit auf unerwartet visionäre Weise die Probleme unserer heutigen Welt an. Dieser feministische Animationsfilm mit einem verträumten und aufwendig gestalteten Zeichenstil überzeugt durch seine Originalität und künstlerische Kreativität. Eine Reise in eine farbenfrohe Welt, mit einer starken aktuellen Botschaft.
01:45
Wenn Familie da ist, geht es erst richtig los im Rollen-Streit: Was heißt es, nicht mehr nur "Mann" oder "Frau" zu sein, sondern auch "Vater" und "Mutter"? Wieder müssen Männer und Frauen ihr Verhältnis diskutieren. Was ist die Aufgabenteilung? Wer kümmert sich um die Kinder? Wer verdient das Geld? Welche anderen Modelle gibt es? Folge 3 besucht unterschiedliche Familien: eine "klassische" Mutter-Vater-Kind-Familie in Kanada, ein Transpaar mit Kinderwunsch in den USA, eine Familie mit zwei homosexuellen Vätern und fünf Kindern in Israel und eine Großfamilie in Mexiko. Jede Konstellation hat ihre eigenen Schwierigkeiten, eins ist aber klar. Die klassischen Mütter- und Väterbilder lösen sich allmählich auf und: Kleinfamilie ist ein Irrtum. Wie kann Familie also heute funktionieren? In unterschiedlichen Modellen probieren Menschen auf der ganzen Welt neue Gemeinschaften aus.
02:35
Cisgender, pangender, trigender, agender - ist das die Zukunft? Befinden sich die Menschen auf dem Weg in eine Welt, in der die Grenzen von Männlichkeit und Weiblichkeit fließend sind? Die sechste und letzte Folge der Dokumentationsreihe durchleuchtet nicht nur die aktuelle Genderdebatte, sondern fragt auch: Werden Liebe und Sex in der Zukunft digital? Wohin führen die Quote und das Gendern? Werden Männer die Zukunft bestimmen, weil sie diejenigen sind, die die Algorithmen programmieren? Oder schlägt das Patriarchat zurück, weil die Alphamännchen wieder ihre Kriege führen?
03:30
03:35
Fotos können unser Weltbild beeinflussen. Und jedes Foto hat eine Entstehungsgeschichte. Das Magazin "Mit offenen Augen" ordnet Bilder ein und erklärt Hintergründe. Moderatorin Sonia Devillers liefert faszinierende Aufschlüsse, die über den ersten Blick hinausgehen.
03:50
Das Kulturmagazin des Senders ARTE wird täglich aus Paris gesendet. Aktuelle Themen aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Gesellschaft stehen im Zentrum der Sendung und werden versiert unter die Lupe genommen.