In einem Altersheim wird ein Interview geführt. Der Interviewte beginnt seinen Bericht bedächtig: "Vor 111 Jahren, als ich zehn Jahre alt war ..." Jack Crabb, 121-jähriger Veteran der sogenannten Indianerkriege und der Schlacht am Little Big Horn, erzählt aus seinem Leben. Seine Eltern werden bei einem Überfall durch amerikanische Ureinwohner getötet; er wächst bei den Cheyenne unter der Obhut des Häuptlings Old Lodge Skins auf und erhält von den Indigenen den Namen Little Big Man. Bei einem Überfall der US-Kavallerie gibt er sich - nunmehr ein junger Mann - in aussichtsloser Lage als Weißer zu erkennen und gerät so unter die Fittiche der ebenso streng religiösen wie lüsternen Mrs. Pendrake, die ihrem Ziehsohn bald noch andere als mütterliche Gefühle entgegenbringt. Der irritierte Jack reißt aus und beginnt eine abenteuerliche Odyssee durch den Wilden Westen. Er wird Gehilfe des betrügerischen Medizinverkäufers Allardyce T. Merriweather. Als geprellte Käufer ihrem Unmut Luft machen und handgreiflich werden, sucht er das Weite und trifft auf seine Schwester, die ihn im Schießen unterweist und ihm so eine kurze Karriere als Revolverheld ermöglicht. Dann beschließt Crabb, bürgerlich zu werden, heiratet die Schwedin Olga und wird Kaufmann. Doch seine Frau wird von Indigenen geraubt, und sein Geschäft geht pleite. Auf der Suche nach Olga gerät er wieder zu den Cheyenne, wo er die schöne Sunshine zur Frau nimmt. Fast scheint es, als würde er zur Ruhe kommen. Doch Sunshine wird bei einem Überfall von den Truppen des General Custer ermordet. Crabb beschließt nun, Custer zu töten ...
Spontan, emotional und ungegenständlich: Im Mai 1951 findet in einem leerstehenden Gebäude in der 9th Street in New York eine Gruppenausstellung statt, bei der neben Werken von Jackson Pollock (1912-1956) und Willem de Kooning (1904-1997), auch Bilder von Lee Krasner (1908-1984), Joan Mitchell (1925-1992) und Helen Frankenthaler (1928-2011) gezeigt werden. Die Ausstellung "9th Street Show" macht die Bewegung des Abstrakten Expressionismus mit einem Schlag bekannt. Doch obwohl die drei Künstlerinnen ähnliche Ansätze verfolgen wie ihre männlichen Kollegen und Ausstellungserfolge erzielen, werden sie lange Zeit von der Kunstgeschichte ignoriert. "Verstoße gegen die Regeln oder ignoriere sie" - das ist das künstlerische Credo von Helen Frankenthaler. Keine der drei Frauen hätte sich je als "weibliche Malerin" bezeichnet. In der Abstraktion fanden sie eine Sprache, die Geschlechterkategorien überwindet. "Sie rebellierten nicht gegen die Regeln einer Gesellschaft, die sie marginalisierte. Sie erkannten sie schlicht nicht an", schreibt die US-amerikanische Autorin Mary Gabriel in ihrem wegweisenden, 2019 erschienenem Buch "Ninth Street Women". Darin erzählt sie die Geschichte des Abstrakten Expressionismus, der ohne diese Malerinnen kaum existiert hätte. Auch im Film kommt sie zu Wort. Anlässlich der aktuellen Helen-Frankenthaler-Ausstellung, die das Museum Reinhard Ernst in Wiesbaden vom 16. März bis 28. September 2025 zeigt, präsentiert die Kulturdokumentation den Abstrakten Expressionismus aus der Perspektive des künstlerischen Werks von Frankenthaler, Krasner und Mitchell.
Bei den Salzburger Festspielen sind die Vormittagskonzerte des Mozarteumorchesters mit Mozart-Programmen sehr beliebt. Sie finden regelmäßig im goldenen Großen Saal des Mozarteums statt und präsentieren spannende Persönlichkeiten am Pult und Weltstars der klassischen Musik. Keine Termine sind so schnell ausverkauft, wie für dieses Programm. Die 1996 in Wisconsin geborene US-Sopranistin Emily Pogorelc hat schon oft Mozart-Rollen verkörpert: Allein in der Spielzeit im Jahr 2024 gab sie die Pamina aus der "Zauberflöte" und Ilia aus "Idomeneo" an der Bayerischen Staatsoper und die Servilia in "La Clemenza di Tito" an der Königlichen Oper Kopenhagen und beim Festival d'Aix-en-Provence. Das Jahr 2024 stellt ebenfalls ihr Debüt an der Metropolitan Opera in New York dar. Der spanische Dirigent Roberto González-Monjas, geboren 1988, ist Chefdirigent des Musikkollegiums Winterthur und des Orquestra Sinfónica de Galicia. Mit diesem Konzert kehrt er fest in die Stadt seines Violinstudiums zurück: Seit Beginn der Saison 2024/2025 ist er ebenfalls Chefdirigent des Mozarteumorchesters. Die Werke von Wolfgang Amadeus Mozart im Überblick: - Passepied - Mineur; Gavotte - Passacaille - Ballettmusik zur Oper "Idomeneo" KV 367 - Arie der Ilia "Se il padre perdei" aus "Idomeneo" KV 366 - Rezitativ und Arie der Ilia "Solitudini amiche" - "Zeffiretti lusinghieri" aus "Idomeneo" KV 366 - Schauspielmusik zu "Thamos, König in Ägypten" KV 345 (336a) - Auszüge - Arie "Schon lacht der holde Frühling" KV 580 - Arie "Voi avete un cor fedele" KV 217 - Rezitativ und Arie "Bella mia fiamma" - "Resta, o cara" für Sopran und Orchester KV 528
(1): Die Ölsardine (2): Die Lautmalerei (3): Der Auerochse (4): Das Rätsel
Im Westen der Balkanhalbinsel liegt Bosnien und Herzegowina. Sein nördlicher Teil ist geprägt vom Dinarischen Gebirge und Wildflüssen. In den fruchtbaren Tälern liegen Dörfer, deren Bewohner größtenteils noch von der Landwirtschaft leben. Ein mildes Kontinentalklima ermöglicht auch den Anbau der wärmeliebenden Okraschote. Das Strauchgemüse haben die Osmanen einst nach Bosnien gebracht. Seitdem sind die vitaminreichen Schoten fester Bestandteil der bosnischen Küche, werden aber meist aus der Türkei importiert. Erst seit kurzem wird die empfindliche Pflanze auch in Bosnien von einigen Landwirten angebaut. Biba Malcic ist eine von ihnen. In ihrem Garten wachsen fünf unterschiedliche Okrasorten, mit denen sie traditionelle Gerichte kocht, aber auch neue Rezepte kreiert. Okra, auch als Gemüse-Eibisch bekannt, gehört zur Familie der Malvengewächse, ist eine der ältesten Gemüsepflanzen und wurde bereits vor über 4.000 Jahren in Äthiopien kultiviert. In Bosnien werden Okras viel verwendet, frisch und getrocknet. Im Eintopf Begova Corba mit Gemüse und Fleisch ist das Okragemüse der Hauptbestandteil. Biba Malcic benutzt Okras für eine Gemüsemischung, aus der sie vegane Schnitzel macht. Außerdem bereitet die gelernte Chemikerin daraus eine Gesichtsmaske, die die Haut straffen soll.
Die auf vielen Sendern vorgenommene strikte Trennung von Politik- und Kulturnachrichten wird hier aufgehoben. Es werden Schnittpunkte aus beiden Bereichen präsentiert und Zusammenhänge dargestellt.
In den Weiten der Pampa von Uruguay behauptet sich Agustina Yañez in einer Männerdomäne. Seit Jahrhunderten sind es die Gauchos - Reiter und Viehhirten -, die hier das Landleben prägen. Doch Agustina trotzt den Traditionen. Auf ihrem Hof in Durazno betreut sie Rinder, Schafe und Pferde, erzieht ihren Sohn und tut all das, was hier traditionell nur männliche Landwirte machen. Vor zwei Jahren pachtete sie gemeinsam mit ihrem Mann Julio eine Ranch, 200 Kilometer nördlich von Montevideo. Für eigenes Land fehlt ihnen das Geld. Agustinas Traum ist es, irgendwann einen eigenen Hof mit eigenem Vieh zu besitzen und als Pferdetrainerin anerkannt zu werden. Denn auch das ist in Uruguay seit jeher Männersache. Unbeirrbar geht Agustina ihren Weg. Mit Entschlossenheit, Hingabe und einer tiefen Verbindung zur Natur kämpft sie für ihren Platz in der Welt der Gauchos. Neben harter Arbeit auf dem Hof ist sie auf Criollas aktiv - jenen legendären Reiterfesten, auf denen sich Reiter bei Rodeos in Mut und Geschicklichkeit messen. Die Dokumentation folgt Agustina durch ihren Tag, begleitet sie bei der Arbeit mit den Tieren, der Erziehung ihres Sohnes Tito und der Umsetzung ihres Traums: als Pferdetrainerin anerkannt zu werden. Trotz Unsicherheiten und sozialer Hürden hält sie an ihrer Vision fest - selbstbewusst, leidenschaftlich und unermüdlich. Ein Film, der das südamerikanische Landleben aus der Perspektive einer außergewöhnlichen Frau beleuchtet. Eine ARTE-Produktion über Tradition, Wandel und den unbeugsamen Willen einer Gaucha.
Seit dem Tod seines Vaters ist Ben das Familienoberhaupt der Zacharys, einer amerikanischen Farmerfamilie. Er hängt an seiner kleinen Schwester Rachel, dem einzigen Mädchen auf der Ranch. Zeb Rawlins, ein Geschäftspartner der Zacharys, hätte Rachel gern zur Schwiegertochter, aber Ben zögert, einer Heirat zuzustimmen. Als sich herausstellt, dass Rachel nicht blutsverwandt mit Ben ist, sondern ein indigenes Findelkind, wenden sich die Nachbarn abrupt von der Familie Zachary ab. Selbst Bens jüngerer Bruder Cash will nichts mehr von Rachel wissen und verlässt die Farm. Ben kann Rachel dagegen endlich seine Liebe gestehen. Er versichert ihr, sie auf keinen Fall dem Stamm der Kiowa auszuliefern, als diese die Ranch angreifen ... John Huston inszeniert die Eskalation als Tragödie ohne Sieger: Die Schlachtszenen, gedreht in den kargen Landschaften Mexikos, kontrastieren Hollywood-Pathos mit dokumentarischer Härte. Audrey Hepburn, die in ihrer Rolle zwischen zerbrechlicher Verzweiflung und stoischem Trotz pendelt, trägt den Film ebenso wie die vibrierende Dynamik mit Burt Lancaster. Ein Film, der die Mythen des Wilden Westens entzaubert und stattdessen die toxische Mischung aus Rassismus, Patriarchat und kolonialer Gewalt seziert.
Scharfsinnig, witzig, willensstark - und talentiert: Katharine Hepburn, geboren am 12. Mai 1907, wurde nicht nur zu einem der größten Stars Hollywoods, sondern auch zu einer Ikone weiblicher Unabhängigkeit. Sie war das zweite von sechs Kindern eines progressiven Elternpaares, das seinen Kindern viele Freiheiten ließ. So lernte Katharine Hepburn früh, ihren eigenen Weg zu gehen und sich durchzusetzen. 1932 wählte sie der Regisseur George Cukor für die Hauptrolle in seinem Film "Eine Scheidung" aus - der Beginn einer langen und erfolgreichen Filmkarriere. Und der Beginn einer Zusammenarbeit, aus der zahlreiche Filme hervorgingen, darunter ihr kommerziell erfolgreichster Film "Vier Schwestern" (1933) sowie "Sylvia Scarlett" (1935), "Die Schwester der Braut" (1938), "Die Nacht vor der Hochzeit" (1940) und "Die ganze Wahrheit" (1942). Darüber hinaus arbeitete Miss Kate, wie sie genannt wurde, mit namhaften Regisseuren wie Howard Hawks, John Ford und John Huston ("African Queen", 1951) zusammen. Bei den Dreharbeiten zu "Die Frau, von der man spricht" (1942) lernte sie den Schauspieler Spencer Tracy kennen, mit dem sie fast 30 Jahre verbunden war - trotz seiner Ehe mit einer anderen Frau. Ihre Beziehung wurde nie offiziell gemacht, doch in Hollywood galt sie als offenes Geheimnis. Gemeinsam wurden sie zu einem der legendärsten Leinwandpaare der Filmgeschichte. Katharine Hepburns Weigerung, sich den damaligen Erwartungen der Filmbranche zu unterwerfen, machte sie zum Vorbild für Generationen von Schauspielerinnen. Für ihre schauspielerischen Leistungen wurde sie im Laufe ihres Lebens mit vier Oscars ausgezeichnet. Sie starb am 29. Juni 2003.
Im Rahmen des von den Nationalsozialisten propagandistisch genutzten "Jüdischen Kulturbundes" konnten bis 1938 mitten in Nazi-Deutschland einige jüdisch geführte Plattenfirmen weiterhin Musik von und mit jüdischen Künstlern produzieren, darunter die Label "Semer" und "Lukraphon". In der Reichspogromnacht im November 1938 wurden Label und Musik mitsamt ihren Originalmatrizen, Texten und Noten vollständig vernichtet. Zwei Musikenthusiasten ist es zu verdanken, dass diese verloren geglaubte Musik durch jahrelange Recherchearbeit teils wieder rekonstruiert werden konnte. Die Schellack-Platten der beiden Labels sind eine Fundgrube der besonderen Art: Damals, im politisch brisanten Berliner Klima der 1930er Jahre, offenbarten sie ohne Scheu die widersprüchlichen Seiten jüdischer Identität. Nach dem Verbot jüdischer Künstler 1933 wurden die Labels zu einem Zufluchtsort für Musiker und Kabarettisten, denen die Auftrittsmöglichkeiten in Deutschland genommen wurden. Mit Schellackplatten, die aus den entlegensten Winkeln der Welt zusammengetragen wurden, und der neu arrangierten Musik des international hochkarätig besetzten Semer Ensembles um den amerikanisch-jüdischen Musiker Alan Bern erzählt die Dokumentation die unglaubliche Geschichte der beiden jüdischen Plattenfirmen, vom Schicksal ihrer Interpreten und von einer Musik, die bis heute nichts von ihrer Aktualität und Brisanz verloren hat.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde auf dem alten Grundriss der Kreuzkirche ein völlig neues Gebäude errichtet. "Genauso ist Requiem A auf einem alten Grundriss entstanden. Kyrie und Agnus sind die alten Baudenkmäler ... manche Stücke wie das Sanctus sind durch neue Texte von mir ergänzt ... Mein Requiem ist aufgebaut wie eine zerstörte und teilweise wiedererrichtete Stadt", erklärt Sven Helbig. Helbig gehört zu einer jungen Komponistengeneration, für die die Grenzen zwischen klassischer Orchesterwelt, experimenteller Kunst und Popmusik nicht mehr existieren. Sein neues Werk "Requiem A" eröffnet vielfältige Assoziationen. Zunächst steht das "A" symbolisch für den Anfang und mahnt in poetischen Bildern zu Versöhnung und Neubeginn. Aufbruch, Asche und Atmen sind Schlüsselbegriffe des Requiems, die, verwoben mit liturgischen Worten, das unbedingte Streben nach Frieden transportieren. "Ich habe mich entschlossen, nicht den Krieg zu thematisieren. Krieg entwickelt sich aus irgendeiner Art schwelender Verletzung. Vergebung ist ein großes Wort, aber der einzige Schlüssel damit umzugehen und einen neuen Anfang zu finden", sagt Helbig. Das Requiem hat neun Teile. In einem Interview sagte der Dresdner Komponist über die Formensprache seines Werkes: "Die Zahl 9 steht in der spirituellen Welt für Neubeginn, für Vollendung, Humanität und Universalität." Nach der Uraufführung reist Helbig mit dem "Requiem A" nach Dänemark, Frankreich und in die Schweiz, um mit diesen Konzerten ein Zeichen für den europäischen Friedensprozess zu setzen und eine Botschaft des Miteinanders zu senden.
1942 gerät der belgische Rabbinersohn Gilles im besetzten Frankreich in die Fänge eines SS-Erschießungskommandos, kann sich aber dank eines zuvor durch Tausch erworbenen Märchenbuchs als Perser ausgeben und retten. Denn der auswanderungswillige Kommandant eines nahe gelegenen Lagers, Klaus Koch, möchte die persische Sprache Farsi lernen, weshalb er dem ihm überstellten Gilles befiehlt, ihn in seiner vermeintlichen Muttersprache zu unterrichten. Des Persischen nicht mächtig sieht sich Gilles gezwungen, eine Fantasiesprache zu entwickeln. Die Wahrung seiner falschen Identität gerät für Gilles nicht nur durch seine steigende Arbeitslast und die zunehmend komplexer werdende Sprachschöpfung in Gefahr, sondern überdies durch den von Beginn an misstrauischen Rottenführer Max Beyer und die durch die Beförderung von Gilles degradierte Elsa Strumpf. Auf dünnem Eis versucht Gilles, sich durchzumogeln und zu überleben. Ähnlich wie Roberto Benignis "Das Leben ist schön" (1997) nähert sich "Persischstunden" mit einer eigenwilligen Mischung aus berührendem Drama und Momenten ins Groteske reichender (Situations-) Komik seinem herausfordernden Handlungsort eines nationalsozialistischen Lagers. Auf eindrückliche Weise setzt sich Perelmans Film mit dem Erinnern auseinander, insbesondere in seinem bewegenden Ende, und mit dem menschlichen Überlebenswillen.
In Ecuador befinden sich über hundert Vulkane, einer von ihnen ist der explosive Tungurahua. 2006 begrub er einen Teil des Dorfes Palictahua unter einer glühenden Aschewalze. Die Einwohner sind durch die Hölle gegangen, unter ihnen Jorge Totoy: Mitten in der Nacht mussten sie evakuiert werden, doch die Eruption nahm trotz aller Maßnahmen sechs Personen das Leben. Aber die Dorfbewohner lassen sich nicht vertreiben, denn sie lieben ihr Land. Um dem feuerspeienden Riesen etwas entgegensetzen zu können, wird er Tag und Nacht durch ein Netzwerk freiwilliger Wachtposten überwacht, die bei den geringsten Alarmzeichen die zuständigen Behörden informieren. Damit es nicht wie nach der letzten Eruption zu einer Nahrungsmittelknappheit kommt, haben die Bewohner zudem eine von den Inka überlieferte Tradition wiederbelebt: Ein paar Kilometer vom Dorf entfernt bewirtschaften sie gemeinsam ein Stück Land, auf dem Grundnahrungsmittel für alle angebaut werden. Die Nutzfläche liegt weit genug vom Krater entfernt, um von den pyroklastischen Strömen verschont zu bleiben, aber nah genug, um von der mineralreichen Vulkanasche zu profitieren. Auch eine andere Tradition soll nun wiederbelebt werden: Hernan Molina will an den Hängen des Vulkans das Thermalbaden in freier Natur wieder ermöglichen, und das, obwohl das Bad in der Gefahrenzone liegt, etwa zwei Kilometer vom Krater entfernt. Doch als Arnaud zusammen mit Hernan das warme Nass genießt, versteht er dessen Anliegen, im Herzen des Vulkans zu baden. Am Fuße des Tungurahua werden die unbeugsamen Menschen niemals aufgeben, sondern der Bedrohung des Glutriesen durch ihren Zusammenhalt und ihren Glauben trotzen.
Wir hören rund um die Uhr, 24 Stunden am Tag gelangen in unser Ohr Geräusche und Klänge. Wir können bis zu 20 Signale pro Sekunde unterscheiden und etwa 400.000 Töne erkennen. Damit wir überhaupt etwas hören können, braucht es Luft. Denn all die Geräusche und Klänge sind Schwingungen, die durch die Luft übertragen werden. Um sie zu unterscheiden, brauchen wir erst einmal die kleinsten Knochen unseres Körpers: Hammer, Amboss und Steigbügel im Mittelohr, die Verstärker des Hörsinns. Sie geben die Schwingungen ans Innenohr weiter, wo diese in elektrische Impulse umgewandelt und über den Hörnerv ans Gehirn geschickt werden - an den Ort, wo sich entscheidet, was genau wir hören und wie wir es hören. Unser Gehirn schafft es zum Beispiel spielend, das sogenannte Cocktailproblem der Neurowissenschaft zu lösen. So können wir mitten im Geräuschechaos einer Party aus Musik, Stimmengewirr und Gläserklirren plötzlich ein bestimmtes Wort oder einen ganzen Satz heraushören. Weil unser Gehirn davon ausgeht, dass genau dieses Wort, genau dieser Satz wichtig für uns ist. Permanent spielt es Wahrscheinlichkeiten durch, was die Ursache für ein Geräusch sein könnte, um jedem Geräusch, jedem Klang einen Sinn zu geben. Dabei spielen all unsere Erinnerungen, Erfahrungen und Erwartungen eine Rolle, die wir in unserem Leben gesammelt haben. Wir hören also nicht alle das Gleiche - und wir hören es auch nicht alle gleich.
Es gibt Lieder, die sehr gute Laune machen und andere, die die Zuhörerinnen und Zuhörer in tiefe Melancholie versetzen - und es gibt Ohrwürmer, die sich so fest im Gehirn verankern, dass man sie stundenlang nicht mehr loswird. Aber warum ist dem so? Sind persönliche Vorlieben ausschlaggebend oder gibt es gar eine Rezeptur für den perfekten Song? Die Neurowissenschaftlerin Daniela Sammler erklärt, dass der Mensch beim Hören von Musik ähnliche Höhepunkte wie beim Geschlechtsverkehr oder Drogenkonsum empfinden kann. Denn Musik kann im Gehirn biochemische Prozesse auslösen und damit Herzschlag, Blutdruck, Atemfrequenz und Hormonhaushalt verändern. Was muss ein Song mitbringen, damit er solch eine Reaktion auslöst? David Stammer von der Popakademie Baden-Württemberg analysiert das Streaminggeschäft von Plattformen wie Spotify. Er stellt fest, dass populäre Songs immer kürzer werden und dass der Gesang immer früher einsetzt. Denn ein Lied muss die Hörerschaft sofort ergreifen. Doch das allein reicht nicht aus, um den Erfolg von Superhits zu erklären. Auch die Sozialisierung beeinflusst die Vorliebe für bestimmte Musik, erklärt der Musikwissenschaftler Volkmar Kramarz. Ein Song muss den Zeitgeist treffen und die Gefühle der Menschen an einem ganz bestimmten Augenblick widerspiegeln. Außerdem liefert Kramarz ein besonders spannendes Indiz für das perfekte Lied: Es gibt eine bestimmte Akkordfolge, die vielen der erfolgreichsten Hits gemein ist. Wie sieht diese "Pop-Formel" aus?