05:05
Die Zapoteken sind zahlenmäßig eines der größten indigenen Völker Mexikos. Ihre Zivilisation entstand vor etwa 2.500 Jahren in der heutigen Region Oaxaca im Süden des Landes. Das Leben der Zapoteken, deren Siedlungen sich in von Agavenfeldern umgebenen Tälern befinden, ist noch heute sehr gemeinschaftlich geprägt. Der erfahrene französische Arzt Bernard Fontanille besucht das Dorf San Lucas Quiaviní. Dort trifft er Paulina. Sie ist seit 40 Jahren Partera, also eine traditionelle Hebamme, sowie Curandera, Heilerin. Sie kümmert sich nicht nur um das körperliche Wohl ihrer Patienten, sondern befreit auch deren Seelen von zahlreichen Ängsten.
05:30
In Myanmar, dem früheren Birma, vermischt sich der Buddhismus mit einem tief in der Kultur verwurzelten, okkulten Glauben. Diese komplexe Spiritualität bildet die Grundlage einer weltweit einzigartigen Heilkunst - die der "Meister des hohen Weges". Die Ausbildung der Meister findet in Kongregationen statt, Tätowierungen symbolisieren ihren jeweiligen Rang und die Kräfte, mit denen sie heilen und die Geister bekämpfen. Die Heilmethoden dieser Meister bestehen aus religiöser Magie, Tätowierungen und Zauberei. In Bago trifft Bernard Fontanille auf Aung Myo Hein, den er zu einem Kloster in einem Nachbarort begleitet, wo er regelmäßig die dort lebenden Menschen behandelt.
05:55
50 Hunde leben in den Zwingern der Aufzuchtstation am Rand von Moskau. Welpen, Halbwüchsige und erwachsene Hunde. Jelena Batajewa ist die Direktorin des kynologischen Zentrums - der Hundetrainingsstation - die der Sicherheitsdienst der Aeroflot unterhält. 25 Mitarbeiter kümmern sich hier rund um die Uhr um die Hunde - ihr Alltag besteht aus Spielen, Trainieren und den Einsätzen am Flughafen. Nur zum Schlafen und Fressen werden sie in den karg anmutenden Zwingern untergebracht. "Es sind Hybride aus dem Arktischen Laika und zu einem Viertel aus einem Schakal. Man nennt sie auch die Sulimov-Hunde, nach ihrem Erfinder. Sie haben einen sehr scharfen Geruchssinn, einen kompakten Körperbau, sie sind unprätentiös und Menschen gegenüber nicht aggressiv", sagt Jelena Batajewa über die Tiere. Die Lehrmethode ist auf Belohnung durch Fressen ausgerichtet und baut auf den angeborenen Suchinstinkt der Hunde. Ihre Trefferquote ist so hoch wie bei keinem anderen Spürhund. In Zeiten, da der moderne Terrorismus immer neue, weiterentwickelte Sprengstoffe benutzt, ist das Training mit den Hunden eine Herausforderung. Anderthalb bis zwei Jahre dauert es, bis ein Hund einsatzbereit ist. Elena und ihre Kollegen arbeiten außerdem an dem Prototyp einer elektronischen Ausrüstung, die die Reaktionen des Hundes bei der Suche an ein Smartphone oder Tablet weiterleitet, so dass der Hund alleine das Cockpit eines Flugzeuges nach verdächtigen Stoffen absuchen kann. Doch das Gerät hat noch Tücken. Wie wird es sich in seinem ersten Einsatz bewähren?
06:40
Dieses Nachrichtenformat richtet sich speziell an Kinder und Jugendliche und behandelt, nach dem Vorbild von Nachrichtensendungen für Erwachsene, unterschiedliche Themen aus Europa und der gesamten Welt.
06:50
Sie ist klein, scharf und erobert die Küchen der Welt: Die Chilischote hat eine feurige Geschichte zu erzählen. Als Heilmittel, Währung oder kulinarisches Erlebnis - kaum eine Zutat prägt Geschmackserlebnisse so intensiv. In Aquitanien widmen Thierry und Marie-Laure Hiriart ihr Leben der Kultivierung seltener Chilisorten - von mild-aromatisch bis höllisch scharf. Lucie Fischer-Chapalain erkundet die vielseitigen Facetten der Schoten: Sie stellt knuspriges Chili-Öl her, verfeinert hausgemachte Sriracha-Soße und kreiert verführerische Schokoladen-Trüffel mit feuriger Note. Die scharfen Früchte sorgen dabei nicht nur für Geschmacksexplosionen, sondern setzen auch Glückshormone frei - dank des Scharfmachers Capsaicin.
07:20
(1): Maya Angelous Rückflugticket nach Ghana (2): Kanada: Unterwegs mit dem Eiskanu (3): Österreich: Elkes Rindfleisch mit Kartoffeln (4): Paris: Eine geheimnisvolle russische Prinzessin
08:05
(1): Édouard Glissants Traum von einem freien Martinique (2): Martinique: Die Akrobaten der Meere (3): Martinique: Quentins Feuerfisch mit Sauce Chien (4): Die Bucht von Fort-de-France auf Martinique
08:55
Vor allem junge Menschen ernähren sich heute zunehmend vegetarisch. Dabei handelt es sich keineswegs um einen modernen Trend, denn die Geschichte des Vegetarismus reicht bis in die Antike zurück. Anthropologinnen und Anthropologen wissen seit langem, dass Essen viel mehr ist als die Befriedigung eines physischen Grundbedürfnisses. Der Mensch hat als "Allesesser" die Möglichkeit, auf bestimmte Nahrungsmittel zu verzichten, wodurch die Ernährung auch kulturelle, gesellschaftliche und politische Bedeutung erlangt. Das Töten von Tieren wirft seit jeher philosophische Fragen auf. Die Idee einer fleischlosen Ernährung entstand bereits im 7. Jahrhundert vor Christus bei den Anhängern des Jainismus, einer indischen Religion. Das Streben nach Reinheit, die Ablehnung von Tierleid sowie gesundheitliche und seit einigen Jahrzehnten auch ökologische Erwägungen veranlassen Einzelpersonen und ganze Gruppen, sich dem Vegetarismus zuzuwenden: Beispiele dafür reichen von Jain-Mönchen und römischen Philosophen über die Mitglieder der 1847 in London gegründeten "Vegetarian Society" bis hin zu buddhistischen Mönchen in Japan und Aktivistinnen und Aktivisten der Gegenwart. Der Dokumentarfilm lädt zu einer Zeitreise ein und zeigt, wie die Verfechter einer fleischlosen Ernährung im Lauf der Jahrhunderte die Stellung des Menschen im Universum hinterfragen.
10:25
Mit Beginn der ersten Nordpolexpeditionen und jener tragischen Kollision mit einem angeblich unsinkbaren Schiff, werden Eisberge heute oft als letzte Zuflucht der Eisbären und als Sinnbild des Klimawandels betrachtet: Die Hypothese des Philosophen Olivier Remaud, dass es sich bei diesen Kolossen um Lebewesen handelt, eröffnet einen ganz neuen Blickwinkel. Remaud spricht von der spektakulären "Geburt" der Eisberge am Rand ihrer Gletscher-"Mutter", bis hin zu ihrer Drift und ihrem Tod im Meer. Die Jäger und Fischer der Inuit ergänzen die Sicht der Wissenschaft mit einem Einblick in ihren Alltag und ihre Spiritualität. Nach jahrelangem Studium der Eisberge in Büchern beobachtet Olivier Remaud sie in Grönland erstmals vor Ort. Die seit Jahrtausenden festsitzenden Eisblöcke lösen sich nach und nach vom Eisschild ab und stürzen in die Arktis. An der Seite von Vögeln, Walen und Eisbären folgt der Philosoph dieser neuen "Eisberg-Familie" gen Norden. Inspiriert von der Schöpfungsgeschichte der Inuit, eröffnet er uns einen neuen Blick auf das Eis und auf das Lebendige. Als unverzichtbare Akteure des Ökosystems, als "Pflüge" der Meeresböden und "Gestalter" von Landschaften, sind die Eisberge Heimat zahlreicher arktischer Wildtiere. Inmitten der Eisberge, begleitet von ihrem dröhnenden Krachen und Knirschen, taucht die Doku tief in ihre Welt ein und enthüllt ihre verborgenen Seiten. So wirft sie Fragen nach den Grenzen zwischen Tier und Gestein, zwischen Lebendigem und Nicht-Lebendigem auf - und verfolgt die faszinierende Reise dieser vergänglichen Riesen.
11:25
Was Europa bewegt
11:55
(1): Kapverdische Fischsuppe: Caldo de Peixe (2): Kulinarische Mitbringsel (3): Ran an die Töpfe!
12:25
(1): Texas: Georgia O'Keeffes künstlerische Momentaufnahme (2): Korea: Wenn dieses Land ein Mondkrug wäre (3): Kolumbien: Shirleys gefüllte Maisfladen (4): Toulon: Der große Tauchgang
13:10
(1): Kambodscha: Rithy Panh und die heilende Kraft der Filme (2): Los Angeles: Mythos Auto (3): China: Maos Hühnchen vom Holzfeuer (4): El Salvador: Der vergessene Oskar Schindler
14:00
Camille ist ein Anästhesist aus Bordeaux, der in seinem Leben kein Leid ertragen kann - besonders nicht das eigene. Er trifft sich regelmäßig mit Clémentine, einer verheirateten Frau, die ihren Mann am liebsten für Camille verlassen möchte. Unter dem Vorwand, Schmerz vermeiden zu wollen, beharrt er jedoch darauf, ihre Affäre geheim zu halten. Auf einem Fachkongress begegnet Camille einer Ärztin, Stéphanie, die seine Lebensphilosophie infrage stellt: Auf Anästhesie sollte man nie automatisch zurückgreifen, denn Leiden sei Teil des Lebens, ebenso sehr wie Glück und Wollust. Zurück in Bordeaux sucht Camille am Flughafen nach seinem Koffer. Wiederholt hört er dabei eine Durchsage mit dem Namen einer Juliette Graveur. Zu Hause angekommen, entdeckt er, dass er den falschen Koffer mitgenommen hat: Es befinden sich ausschließlich Frauenkleider darin. Gleichzeitig teilt ihm Clémentine mit, dass sie ihrem Mann die Affäre gebeichtet hat. Als sie jedoch die Kleider entdeckt, vermutet sie eine Konkurrentin. Im Moment der Empörung bestreitet Camille die fiktive Beziehung nicht und gibt seiner Liebhaberin sogar einen Namen: Juliette. Kurz darauf entdeckt Camille den gleichen Namen auf einem Plakat für ein Flötenkonzert wieder. Die Lügen und Ausreden nehmen kein Ende - Camille verstrickt sich immer tiefer in die fiktive Beziehung mit Juliette. Alles nur, um die anderen Frauen in seinem Leben zu vergraulen. Durch erfundene Anekdoten und zugekaufte Kleidung gewinnt die Vorstellung von Juliette langsam an Substanz und wird bald in Camilles Leben zu einer allgegenwärtigen Präsenz.
15:25
Die Cevennen sind ein Gebirgszug im Süden Frankreichs und seit Jahrtausenden ein Zufluchtsort der "Ur-Honigbiene" Apis mellifera mellifera. In jedem Dorf dieser Region, an fast jedem Haus, sind Bienenstöcke aus ausgehöhlten Kastanienstämmen zu sehen, die den Völkern der Dunklen Europäischen Biene ein Zuhause bieten. Ihr Verbreitungsgebiet reicht von Polen bis zu den Pyrenäen. Doch obwohl sie an die klimatischen Bedingungen in diesen Regionen perfekt angepasst ist, geht ihre Zahl kontinuierlich zurück. Deshalb hat sich der passionierte Imker Stéphane Libéri zum "Bienenhirten" ernannt und wandert von Tal zu Tal, um dieses wertvolle Kulturgut der Cevennen zu retten. Honig ist seit jeher ein Grundnahrungsmittel der Bergbewohner. Die Bienen werden in sogenannten Klotzbeuten gehalten, die ihren natürlichen Nestern in hohlen Baumstämmen nachempfunden sind. Die Klotzbeuten werden in Kastanienholz gefertigt und mit einer Schieferplatte beschwert. Leider wird diese wenig rentable Imkereimethode heute kaum noch angewandt. Stéphane liebt die Cevennen und ist hier aufgewachsen, wie seine Eltern und Großeltern vor ihm. Er engagiert sich für das Überleben der Dunklen Europäischen Biene, auf der die besondere Imkertradition der Region begründet ist. Oberhalb des Dorfes Arrigas, in 800 Meter Höhe, steht Stéphanes Sammlung alter Bienenstöcke, die er aus der ganzen Region zusammengetragen hat. Denn statt neue Klotzbeuten zu bauen, restauriert und repariert er die alten Exemplare - ganz so, wie es seine Vorfahren taten.
16:00
In der Provinz Riau auf der indonesischen Insel Sumatra waren früher weite Flächen von sumpfigen Torfwäldern bedeckt, die heute in atemberaubendem Tempo der Entwaldung und Entwässerung zum Opfer fallen. Stattdessen werden Palmölplantagen errichtet oder Häuser gebaut, um mit dem raschen Bevölkerungswachstum Schritt zu halten. Auch sinkende Niederschlagsmengen tragen zur Zerstörung der Sümpfe bei. Während die intakten Torfwälder als Kohlenstoffspeicher einen Beitrag zum Klimaschutz leisten, setzen die gerodeten und entwässerten Gebiete große Mengen an Treibhausgasen frei und beschleunigen damit die globale Erwärmung. Zudem kommt es immer öfter zu Waldbränden, bei denen etliche der bis zu 45 Meter hohen Baumriesen vernichtet werden und dicke Rauchschwaden die Atmosphäre noch mehr verschmutzen. "Indonesien - Im Einsatz für Sumatras Urwald" stellt ein ehrgeiziges Projekt zur Bewahrung der natürlichen Ressourcen vor, in das sowohl die lokale Bevölkerung als auch Akteurinnen und Akteure aus Wissenschaft und Industrie eingebunden sind: das Schutzgebiet Restorasi Ekosistem Riau, kurz RER. Die Dokumentation begleitet den Arbeitsalltag von Rangerinnen, Rangern und Forschenden, die es sich zum Ziel gesetzt haben, einen der letzten großen Torfwälder Südostasiens zu retten.
16:55
Auf der Erde gibt es 200.000 Arten von Schmetterlingen. Sie existierten bereits vor den Dinosauriern. Und im Laufe von 300 Millionen Jahren lernten sie, sich an jedes Ökosystem anzupassen. Sie sind wahre "Superhelden" der Natur. Doch wie entfalten diese als so zart und kurzlebig geltenden Insekten ihre Superkräfte? Was sind ihre Geheimwaffen? Mit neuen Technologien können Forscher diese Insekten wie nie zuvor verfolgen und ihre fantastischen Fähigkeiten entschlüsseln. Besonders auffällig ist ihre Verwandlungsfähigkeit. Manche Schmetterlinge nutzen ihre Farben und Motive zur Nachahmung, zur Tarnung - oder zur "Hochstapelei". Die Schönheit der Verwandlungskünstlerkann sich sogar als tödlich erweisen.
17:50
Frankreichs Norden ist wenig bekannt, dabei hat die Region so viel zu bieten. Die Reise beginnt an einer der schönsten Buchten der Welt - der Somme-Bucht. Auf mehr als 7.000 Hektar verästelt sich die Somme, bevor sie ins Meer fließt. Durch die Gezeiten sind endlose Dünen und Salzwiesen entstanden. Hier hütet Laure Poupart ihre berühmten Prés-Salés-Schafe. Sie bleibt wachsam - wenn die Flut kommt, müssen alle zurück sein. Laufen die Tiere zu weit, muss die Schäferin sie schnell zurücktreiben, sonst könnten sie ertrinken. Unweit der Bucht liegt das Gestüt der Familie Bizet. Hier wird die jüngste Pferderasse Frankreichs gezüchtet - das Henson-Pferd. Die Kreuzung aus Fjord- und Reitpferd ist ideal für die Region. Tochter Chloé Bizet hat den Hof übernommen und will dieses Erbe lebendig halten. Weiter nördlich im Parc du Marquenterre beringen die Ornithologen Philippe Caruette und Léa Coftier Zugvögel. Mehr als 300 Vogelarten fliegen hier durch, und es gibt noch viel über sie zu lernen. Im Osten der Opalküste hat Myriam Pont ihr Revier - sie ist Muschelsammlerin. Mit dem Fahrrad, bewaffnet mit Löffeln und Kisten, zieht sie bei Ebbe an die Küste und erntet Muscheln. Verkauft wird im Hafen von Calais - dort, wo der Ärmelkanal zwischen Frankreich und England am schmalsten ist. Herrscht wieder Ebbe, führt der Geograf Maxim Marzi Interessierte durch die Somme-Bucht. Es gibt viel zu entdecken, wie essbare Pflanzen und Herzmuscheln. Sogar Robben, die Anfang des 20. Jahrhunderts verschwunden waren, haben sich wieder angesiedelt. Ein Zeichen der Hoffnung für den Naturschutz.
18:35
Die Drau entspringt im Schatten der Dolomiten in den Ostalpen, fließt fast 800 Kilometer ostwärts durch fünf Länder und mündet im Naturpark Kopacki Rit - einem Grenzgebiet zwischen Kroatien, Serbien und Ungarn - schließlich in die Donau. Dabei verbindet sie unterschiedliche Klimazonen, Landschaften und Lebensräume. Die Uferlandschaften sind Heimat für Feuersalamander, Wasseramseln und Europäische Äschen. Da der Fluss über weite Strecken kanalisiert wurde, sind nur noch wenige unberührte Abschnitte erhalten geblieben. Im Unterlauf, an der Grenze zwischen Ungarn und Kroatien, ist die Drau jedoch weitgehend naturbelassen. Sand- und Kiesbänke, Verästelungen und Feuchtgebiete prägen hier das Bild. Diese vielfältigen Lebensräume beherbergen unzählige Vogelarten - darunter Uferschwalben, Zwergseeschwalben und Seeadler. Gemeinsam mit der Donau bildet die Drau schließlich "Europas Amazonien". Das Drau-Delta mit seiner natürlichen Vielfalt an Auwäldern, toten Flussarmen, Überschwemmungsgebieten, sich ständig verändernden Wasserläufen, Inseln und Sümpfen lag jahrzehntelang hinter dem Eisernen Vorhang. Bis heute ist seine reiche Fauna und Flora ein Geheimtipp für Naturfreunde.
19:20
Die auf vielen Sendern vorgenommene strikte Trennung von Politik- und Kulturnachrichten wird hier aufgehoben. Es werden Schnittpunkte aus beiden Bereichen präsentiert und Zusammenhänge dargestellt.
19:40
Mit Rucksack, Rollator und jeder Menge Neugierde im Gepäck: So reisen Hamiyet Ceylan, Gül Selcan und bis zu 20 weitere türkischstämmige Seniorinnen aus Berlin kreuz und quer durch die Bundesrepublik - dem Deutschlandticket sei Dank, das Reisen mit kleinem Geldbeutel möglich gemacht hat. Hamiyet und Gül kamen in den 70er-Jahren als Kinder hierher. Sie gründeten Familien und arbeiteten jahrzehntelang bei Siemens am Fließband. Zeit und Geld für Reisen hatten sie damals nicht. Das holen sie jetzt nach und entdecken gemeinsam das Land, in dem sie alt geworden sind - und das sie dennoch vor ihren Reisen kaum kannten. Die erste Einwanderergeneration ist ins Rentenalter gekommen, die Kinder sind aus dem Haus - und die Seniorinnen und Senioren haben noch viel Lebenszeit übrig, die sie sinnvoll füllen möchten - auch um der Einsamkeit zu entgehen. Am Berliner Hauptbahnhof geht es morgens los, wegen des Deutschlandtickets immer mit der Regionalbahn. Die 65-jährige Hamiyet führt die Gruppe an. Sie sorgt dafür, dass niemand zurückbleibt und dass jene, die nicht mehr stehen können, im Zug einen Sitzplatz bekommen. In der Senioren-Gruppe lernte sie Gül kennen, sie wurden Freundinnen. Heute haben sie einen vollen Terminkalender. Die beiden haben schon viel gesehen: von Wittenberg bis Stralsund, an Nord- und Ostsee - und wenn sie genug gespart haben, geht es auch mal ins Ausland nach Italien, England, Portugal und sogar Kuba.
20:15
Der amerikanische Physiker Michael Armstrong arbeitet in der Raketenforschung. Um den entscheidenden Durchbruch in seiner Arbeit zu erzielen, fehlt ihm jedoch eine wichtige Formel. Als er an einem internationalen Kongress in Kopenhagen teilnimmt, entschließt er sich, heimlich nach Ostberlin zu fliegen. Er will den DDR-Wissenschaftler Professor Lindt aufsuchen, um von ihm die fehlende Formel zu erhalten. Armstrongs Assistentin und Verlobte Sarah Sherman, der er erzählt hat, nach Schweden fliegen zu wollen, heftet sich heimlich an seine Fersen. In Ostberlin muss sie erleben, wie ihr Verlobter vor der gesamten Weltpresse bekanntgibt, die Seiten gewechselt zu haben und künftig für die DDR und die Sowjetunion in der Raketenforschung arbeiten zu wollen. Sarah ist entsetzt. Doch Michael kann sie überzeugen, dass er nur zum Schein die Seiten gewechselt hat, um in den Besitz der entscheidenden Formel von Professor Lindt zu gelangen. Inzwischen sind die Herren vom DDR-Staatssicherheitsdienst misstrauisch geworden und beginnen, Michael Armstrongs Doppelspiel zu durchschauen. Der muss sich beeilen, an die Formel zu kommen und rechtzeitig mit Sarah über den Todesstreifen in den Westen zu fliehen. Mit dem Spionagethriller "Der zerrissene Vorhang" drehte Alfred Hitchcock seinen viertletzten Film. Nach dem Vorgänger "Marnie" (1964), der in den Kinos nur mäßig erfolgreich war, kehrte Hitchcock mit dieser Produktion wieder zu den altbewährten Formen und Motiven seiner frühen britischen Filme zurück.
22:15
Exzessive Eifersucht, Isolation, Demütigung, Beleidigungen, GPS-Tracking, Cybermobbing, wirtschaftliche Diskriminierung sowie Drohungen mit Selbstmord oder Mord - all das sind Formen der Zwangskontrolle und zentrale Mechanismen häuslicher Gewalt. Kennt man dieses Verhaltensmuster, verschiebt sich die Perspektive: Statt zu fragen "Warum verlässt sie ihn nicht einfach?" lautet die entscheidende Frage: "Was tut er, damit sie ihn nicht verlassen kann?". Genau hier knüpft die Dokumentation an. Sie zeigt, wie gewalttätige Partner ihr Vorgehen beschreiben und begründen und wie Gesetz und Justiz solche Verhaltensweisen bewerten. Zu Wort kommen dabei unter anderem spezialisierte Richterinnen wie Gwenola Joly-Coz, die erste Präsidentin des Berufungsgerichts von Poitiers, und Ombeline Mahuzier, Präsidentin des Strafgerichts von Colmar. 2023 wurde in einer französischen Gerichtsverhandlung erstmals das Konzept der Zwangskontrolle als Mechanismus häuslicher Gewalt rechtlich anerkannt. Ausgehend davon beleuchtet die Dokumentation die Abläufe und Eskalationsstufen dieses komplexen Misshandlungssystems, das darauf abzielt, Frauen durch extreme psychische Gewalt abhängig zu machen und ihres Grundrechts auf Bewegungsfreiheit zu berauben. Im schlimmsten Fall mündet der häusliche Terror in einem Feminizid. An französischen Gerichten, beispielsweise in Poitiers, Colmar und Paris, gibt es seit Kurzem Referate für häusliche Gewalt. Dank einer Sondergenehmigung konnten Anhörungen gefilmt werden, in denen sich die Täter äußern. Ihre Aussagen werden den Standpunkten von Gesetz und Justiz, vertreten durch Richterinnen und Richter, gegenübergestellt.
23:10
Boston, 70er Jahre: Die Jungen Jimmy, Dave und Sean werden bei einem Streich von einem zwielichtigen Mann erwischt, der sich als Polizist ausgibt und den eingeschüchterten Dave in seinem Auto entführt. 25 Jahre später: Seitdem haben die Männer kein Wort über diesen Tag verloren. Jimmy führt mittlerweile einen Supermarkt, Sean ist Polizeiinspektor. Und Dave hat die traumatische Erfahrung nie richtig verwunden. Als Sonderling führt er ein zurückgezogenes, depressives Leben mit seiner Frau Celeste. Eines Nachts kommt Dave blutüberströmt nach Hause und behauptet, überfallen worden zu sein. Am Tag darauf wird die Leiche der 19-jährigen Katie gefunden, Jimmys Tochter. Die Ermittlungen übernimmt ausgerechnet Sean. Doch während immer mehr Indizien auf Dave weisen, kann Sean den entscheidenden Beweis für dessen Schuld nicht liefern. Schließlich nimmt Jimmy voller Wut und Verzweiflung die Angelegenheit selbst in die Hand. Doch was Dave von der Tatnacht erzählt, kann dem von Trauer überwältigten Vater nicht reichen ... "Mystic River" ist ein düsteres Drama über ein Kindheitstrauma, das noch Jahre später das Leben der Opfer überschattet, und eine präzise Studie über nicht enden wollende Gewalt, die in den seelischen Abgründen der Freunde immer wieder aufkeimt.
02:20
Dies ist die Geschichte des umstrittensten aller französischen Couturiers, die Geschichte eines aus bescheidenen Verhältnissen stammenden Mannes, der es kraft seiner Visionen und seiner Kreativität zu außerordentlichem künstlerischem sowie wirtschaftlichem Erfolg brachte. Er galt als "Enfant terrible" der Pariser Modewelt war den meisten seiner Kolleginnen und Kollegen voraus, entwarf Prêt-à-porter und vermarktete als einer der ersten seinen Namen für unzählige Produkte von Mineralwasser über Bettwäsche bis hin zu Autos. Und früher als alle anderen entdeckte Cardin das Marktpotenzial der ehemaligen Sowjetunion sowie Chinas für sich. Er war ein Avantgardist, der sich unabhängig machte von den Gepflogenheiten der Haute Couture und damit nicht selten brüskierte. In über 70 Jahren schuf Cardin ein Modeimperium, das seinen Namen weltberühmt - und ihn zu einem der reichsten Männer Frankreichs machte. Die Dokumentation taucht mit reichem Archivmaterial ein in das Universum des Pierre Cardin und erzählt nicht nur seine Lebensgeschichte und die der avantgardistischen Mode, sondern fängt auch die großen gesellschaftlichen Veränderungen ab der Mitte des 20. Jahrhunderts ein. Denn Mode ist immer auch ein Spiegel ihrer Zeit, für die der Erneuerer Pierre Cardin stets das ganz besondere Gespür hatte.
03:15
Der mexikanische Bundesstaat Campeche liegt auf der Halbinsel Yucatán, im Zentrum eines Gebiets, das drei Jahrtausende lang die Heimat einer der ältesten Kulturen der amerikanischen Kontinente war: der Maya. Ihren Lebensraum teilten sie mit einer Bienenart, die sie als Gottheit verehrten: der Melipona beecheii. Mit Ankunft der spanischen Eroberer im 16. Jahrhundert kam auch die produktivere europäische Honigbiene ins heutige Mexiko und hat die heimische Art nach und nach verdrängt. Vor 20 Jahren beschloss im Dorf Tankuche die Familie Pat, die über Generationen in Vergessenheit geratenen Imkermethoden ihrer Vorfahren wiederzubeleben und die stachellose Biene auf diese Weise vom Aussterben zu retten. Im Schutz seines Hauses hat Vidal Pat den natürlichen Lebensraum der Bienen aus ausgehöhlten Baumstämmen nachgebildet. Die "königliche Dame", wie die Maya sie nannten, unterscheidet sich in einigen Punkten von ihren europäischen Verwandten: Sie ist kleiner und zierlicher - und vor allem wählerischer bei der Auswahl des Pollens. Die Melipona-Bienen fliegen weitere Wege und besuchen mehr Pflanzenarten. Dadurch ist ihr Honig aromatischer, allerdings produzieren sie auch weniger davon. Der Tag der Toten wird hier auch der Melipona-Biene gewidmet, denn ihre Gaben benötigen die Menschen für das Fest: Honig für die Opfergaben und Bienenwachs für die Kerzen. Nach dem Gottesdienst widmet sich Vidal mit seinem Sohn wieder der Honigernte und entdeckt eine seltene Besonderheit: Die Brutzellen der Bienen bilden eine Pyramide, die den Tempelpyramiden der Maya ganz ähnlich sieht. Noch etwas, das die Insekten mit dieser alten Kultur verbindet.
03:45
Fotos können unser Weltbild beeinflussen. Und jedes Foto hat eine Entstehungsgeschichte. Das Magazin "Mit offenen Augen" ordnet Bilder ein und erklärt Hintergründe. Moderatorin Sonia Devillers liefert faszinierende Aufschlüsse, die über den ersten Blick hinausgehen.
03:50
03:55
Das Kulturmagazin des Senders ARTE wird täglich aus Paris gesendet. Aktuelle Themen aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Gesellschaft stehen im Zentrum der Sendung und werden versiert unter die Lupe genommen.