Mit einer Länge von über 155 Kilometer und 175 Bahnhöfen hat Berlin das größte U-Bahn-Netz Deutschlands. Das System bewegt jährlich etwa eine Milliarde Fahrgäste und ihre ganz persönlichen Geschichten, "Metrokosmos: Berlin" folgt einigen von ihnen, zum Beispiel dem Künstlerkollektiv "Rocco und seine Brüder" durch ihr geheimes Atelier: die Tunnel Berlins. "Metrokosmos: Berlin" begleitet sie bei einer radikale Kunstinstallation, die sie während laufendem Betrieb in einem U-Bahnwagon inszenieren. Eine besondere Station ist die "Museumsinsel". Sie befindet sich direkt unter dem Spree-Kanal. Dennoch leuchten über den Gleisen Tausende kleine Lichtpunkte. Die Station gilt als Social-Media-Hotspot. Unter dem Hashtag #Museumsinsel findet man über 110.000 Postings. Gewöhnliche Fahrgäste sind Teil der Folge, aber auch Experten wie die Autorin Verena Pfeiffer-Kloss, die verschiedene Epochen der Architekturgeschichte der U-Bahn erklärt, oder der Lebenskünstler und Musiker "Infidelix", unschwer zu überhören in der U-Bahn-Linie 1. Im U-Bahn-Kiosk von Bonny wiederum kaufen alle ein, reich, arm, alt, jung, Menschen von überall. Der Fotograf Anton Hangschlitt erreicht mit seinen Bildern der Berliner U-Bahn im Netz über 100.000 Follower. Auf seinem Profil befinden sich über 800 Analogfotos von leeren U-Bahnhöfen.
Nirgendwo spiegelt sich die Vielfalt der Menschen und Kulturen einer Großstadt so wider wie in den Zügen, Tunneln und Schächten einer U-Bahn. Die Dokumentationsreihe porträtiert europäische Städte aus der Perspektive der U-Bahn. In dieser Folge geht es um die Métro in Paris: Ihr Streckennetz ist über 220 Kilometer lang und besteht derzeit aus 16 Linien. Mit über vier Millionen Fahrgästen pro Tag ist die Métro das meistgenutzte Verkehrsmittel der Pariserinnen und Pariser und platzt trotz stetigem Ausbau aus allen Nähten. Die neue Linie, der "Grand Paris Express", soll dem Chaos entgegenwirken. Designer Ruedi Bauer zeichnet für die Signaletik des neuen Systems verantwortlich. Im Gedränge der Menschenmassen an der Métrostation Chatêlet wartet die Lyoner Rap-Legende Oddateee. Sein neuer Track "I am alive" schallt durch die schier endlos wirkenden Gänge der Pariser Métro. Kaum eine europäische Stadt hat so viele verlassene Stationen wie Paris. Der Explorer und Urbex-Climber Ekton, im Internet besser bekannt als "Gangsta Claus", zeigt ein illegales Fotoshooting in einer verlassenen Station. Schließlich trifft das Kamerateam den international gefragten Stuntman Victor Lainé, der die Rolltreppen der Pariser Métro als Trainingsgerät betrachtet und mit überhöhter Geschwindigkeit an den Menschen vorbeirauscht. Die Paris-Folge von "Metrokosmos" erzählt vieles über das Leben der Pariserinnen und Pariser, über eine Stadt, die sich zwischen Weltoffenheit und politischer Zerrissenheit bewegt.
Henry Fonda war einer der größten Schauspieler Amerikas. Es heißt, dass sich die Amerikaner in ihm wiedererkannten. Aber was erkannten sie da? Hat ihnen Fonda nur ihre Ideale vorgespielt? Oder war er ein gebrochener Spiegel, der auch die dunklen Geister reflektierte, die Alpträume Amerikas und seine eigenen? Alexander Horwaths Essayfilm verfolgt die Geschichte der USA entlang der Spuren eines Hollywood-Stars, den manche gerne auch im Weißen Haus gesehen hätten. Die Reise des Films wird von Fondas Stimme begleitet. Sie führt an die Ufer des Mohawk River und in die Jahre der Amerikanischen Revolution, in den "Wilden Westen" und entlang der Route 66 nach Kalifornien, zu einem Lynchmord im Jahr 1919 und nach Hiroshima. Die Nachkriegs-Ära und ihre Zweifel, der Kalte Krieg und seine apokalyptischen Anmutungen - das ist auch die Zeit, in der die Mediengesellschaft endgültig die Macht übernimmt. Unser Protagonist ist der Politikerrolle nun näher denn je. Nach 1976 kommt die Erzählung an ihr Ende: nach Watergate und dem Vietnamkrieg, als sich die USA neu zu erfinden suchen. Henry Fonda bahnt dieser Erzählung den Weg: Alle Stationen der Reise durch das Land und die Zeiten sind mit ihm verbunden - mit seinem Leben und dem seiner Vorfahren; mit seiner Arbeit als Schauspieler und seiner öffentlichen Person; mit den Kinofiguren, die er darstellte. In ihnen fokussiert er sich selbst - und das Land, aus dem alle diese Gesichter herrühren. Von heute aus betrachtet: ein anderes Land, eine andere Zeit. Aber deren Gespenster, egal ob prominent oder namenlos, sind wirksam wie eh und je.
Im Südosten Finnlands, an der Grenze zu Russland, liegt Europas viertgrößter See: der Saimaa. Er gehört zur Region Karelien und ist Finnlands bedeutendstes Süßwassersystem - eine verwinkelte, malerische Seenlandschaft mit Tausenden Inseln. Hier ist ein sehr seltenes Tier zu Hause: die Süßwasser-Ringelrobbe. Immer wärmere Winter machen ihre Fortpflanzung schwierig, denn sie benötigt genügend Schnee und Eis für Schneewehen, in denen sie ihre Jungen großzieht. Tierschützer haben sich etwas einfallen lassen und helfen kurzerhand nach. Das Gleichgewicht der Sumpf- und Moorlandschaften rund um den Saimaa ist vom Torfabbau bedroht. Die Folge: zerstörte Natur, sterbende Fische und verschmutztes Wasser. Ökologen überraschen mit einfachen Maßnahmen gegen große Probleme. Sie nehmen sich der Renaturierung von Sümpfen und Mooren an, wodurch seltene Säugetiere wie zum Beispiel der Vielfraß an den Saimaa zurückkehren. Aber auch die Holzwirtschaft setzt den See durch ihre Entwässerungsgräben einer zu hohen Nährstoffbelastung aus. Um Abhilfe zu schaffen, verblüfft ein umtriebiger Umweltwissenschaftler mit einer simplen Methode: und zwar ausgerechnet mit Hilfe von Holz. Zusammen mit örtlichen Enthusiasten werden ausrangierte Weihnachtsbäume im See versenkt, mit erstaunlichen Ergebnissen.
Faszien galten lange nur als bedeutungsloses Hüllmaterial, das von Chirurgen ignoriert und von Anatomen wegpräpariert wurde. Heute weiß man, dass das Bindegewebe den Menschen feinmaschig umhüllt, wie ein zweiter Körper und alle inneren Organe durchdringt, selbst die Adern und das Gehirn. Es ist sogar von Faszien als einem riesigen Schmerzorgan die Rede. Überall spricht man über das geheimnisvolle Gewebe. Die Faszien - ein Hype oder Quell wegweisender Erkenntnisse und Therapieformen? Renommierte Forscher überall auf der Welt setzen sich mit dieser Frage auseinander. In der italienischen Stadt Padua revolutionierte Prof. Carla Stecco mit ihrem "Atlas des menschlichen Fasziensystems" die Welt der Anatomie. Sie seziert die große Rückenfaszie, die als Verursacher für chronische Rückenschmerzen gesehen werden kann. Der amerikanische Faszien-Pionier Thomas Myers, Autor von "Anatomy Trains", ermöglicht Einblicke in das riesige Ganzkörpernetzwerk, das den Menschen stabilisiert und aufrecht hält. Robert Schleip, einer der führenden deutschen Forscher, zeigt die Auswirkungen, die zu wenig Bewegung für das hochempfindliche Fasziengewebe hat. Die Forscherin Helene Langevin aus Boston zeigt auf, welche Rolle den Faszien bei der uralten Heilmethode Akupunktur zukommt. Gemeinsam kommen alle Wissenschaftler zu folgender Erkenntnis: Die weißen Bindegewebsfasern sind zum einen Verursacher von Schmerzen und Erkrankungen, aber auch ein alternativer Ansatz für Heilungsmethoden.
Unsere autobiografische Erinnerung ist das Rohmaterial für die Konstruktion unserer Lebensgeschichte. Prof. Tilmann Habermas, Psychologe und Psychoanalytiker an der International Psychoanalytic University Berlin, untersucht, wie wir durch Erinnern unser Selbstbild formen und unserer Biografie einen roten Faden geben. Diese Lebensgeschichten sind nie starr. Entsprechend flexibel muss auch unser Gedächtnis bleiben. Wie unser Gehirn dies ermöglicht, erforscht die Neurowissenschaftlerin Denise Manahan-Vaughan von der Ruhr-Universität Bochum: Schon die Art und Weise, wie persönliche Erinnerungen im Gehirn gespeichert werden, sorgt dafür, dass sie lebendig bleiben. Denn eine Erinnerung wird nicht isoliert an einem bestimmten Ort im Gedächtnis abgelegt, sondern in ein großes neuronales Netzwerk eingeflochten. Indem sich diese Verknüpfungen im Netzwerk verändern, ist das Gedächtnis nicht nur ein reproduzierendes, sondern ein produzierendes, kreatives Vermögen, meint der Philosoph Sven Bernecker von der Universität Köln. Für ihn ist Veränderung keine Fehlfunktion der Erinnerung - sondern seine Aufgabe. Denn Erinnern ist weit mehr als das Festhalten von Vergangenem. Davon geht auch die Neuropsychologin Helene Intraub von der University of Delaware aus. In Experimenten zeigt sie, dass das automatische Erweitern und Ausschmücken von Erinnerungen sogar ein Zeichen für ein gut funktionierendes Gedächtnis sein kann. Ist es also ganz normal, dass sich unsere Erinnerungen ständig verändern?
Mitten im pulsierenden Berlin steht der Friedrichstadt-Palast - ein Ort, der die Vergangenheit und Gegenwart der Stadt in sich trägt. Die Dokumentation gewährt einen Einblick in die Welt dieses markanten Gebäudes. Der Palast hat in seiner über 100-jährigen Bühnengeschichte viele Umbrüche erlebt: von den Goldenen Zwanzigern über den Zweiten Weltkrieg bis zum sozialistischen Regime. Nachdem der ursprüngliche Palast schließen muss, wird 1984 ein neuer Palast als eines der letzten großen Bauprojekte der DDR errichtet. Seit 2020 steht der Palast unter Denkmalschutz. Die Bühne ist mit fast 3.000 Quadratmetern die größte Varietébühne der Welt. Der ehemalige Solo-Tänzer Wolfgang Stiebritz erinnert sich: "Als wir diese Bühne damals gesehen haben, waren wir wahnsinnig beeindruckt von der Dimension und der Tiefe." Die aktuelle Show "Falling in Love" ist die teuerste in seiner Geschichte, mit Produktionskosten von rund 14 Millionen Euro. Über 500 Kostüme tragen die Handschrift des Stardesigners Jean-Paul Gaultier. Als Highlight präsentiert der Palast seit den 1920er Jahren die Kickline - damals Girlreihe genannt. 64 Beine werden im Gleichtakt hochgeworfen. Die Neuheit in dieser Show: Nicht nur Frauen tanzen mit, auch der brasilianische Tänzer Matheus da Silva Sousa ist dabei. Der Palast will divers sein - sowohl in ihren Tanzelementen als auch in den Kostümen. Ballettdirektorin Alexandra Georgieva erklärt: "Das verlangt die heutige Zeit." Rund 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kümmern sich täglich hinter den Kulissen um die technischen und künstlerischen Anforderungen der Shows.
"Du musst unbedingt etwas zu sagen haben!", Bestseller-Autor Jonas Jonasson ("Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg") schreibt in einer Pizzeria bei Stockholm an seinem neuen Roman über eine Begegnung zwischen dem Philosophen Voltaire und einem einfachen Schuhmacher. Doch bevor er schreibt, muss er das Chaos im Kopf ordnen. Die deutsche Bestseller-Autorin Caroline Wahl ("22 Bahnen", "Windstärke 17") schreibt mit klarer Sprache Geschichten über junge Heldinnen und schwierige Themen wie Verlust und Sucht - und erreicht damit Hunderttausende. Wie schafft sie es, so authentisch zu erzählen? Auf Schloss Elmau in Bayern gibt Iris Wolff ("Die Unschärfe der Welt") Einblicke in ihren Alltag als Schriftstellerin. Ihre Herkunft aus Rumänien ist ihr Lebensthema, auch ihr aktueller Roman "Lichtungen" spielt dort. Ihre poetische Sprache brachte ihr eine Nominierung für den Deutschen Buchpreis. Früher unterrichtete sie Kreatives Schreiben. Wie kann man Schreiben lernen und was zählt mehr: Talent oder Handwerk? Die Romane des finnischen Autors Matias Riikonen ("Matara") sind tiefgründige Reflexionen des Unbewussten und in Finnland längst Kult. Warum kann er nur im Dunkeln schreiben? Auf der Frankfurter Buchmesse spricht er über das Schreiben und seine Inspirationen. Eine Romanidee finden, Dialoge entwickeln, Charaktere erschaffen - erfolgreiche Autorinnen und Autoren erzählen, warum Schreiben oft auch Scheitern bedeutet. Sie schildern die Herausforderungen, ihre persönlichen Hürden und die Sehnsucht, das Ungesagte zum Ausdruck zu bringen.
Zwischen Palermos engen historischen Gassen liegt der größte und beliebteste Markt der Stadt, der Ballarò. Beim Gang durch die Marktstände werden vom Spektakel aus Geräuschen, Gerüchen und Farben alle Sinne angesprochen. Die ganze Vielfalt, die die mediterrane Insel mit ihrer so reichen landwirtschaftlichen Tradition hervorbringt, wird hier angeboten. Dazu gehören geheimnisvolle Streetfood-Spezialitäten aus Innereien, aber auch Dutzende von gerösteten, gesalzenen, sauer eingelegten oder gebratenen Köstlichkeiten. Der arabische Einfluss ist auch in der traditionellen Abbanniata zu spüren, dem unverwechselbaren Marktgesang der Verkäufer. Bruder Mauro hat unweit des Marktes das Gelände hinter einem Pfarrhaus in einen Gemüsegarten umgewandelt. Mit Hilfe seiner Gemeinde baut er hier die besten Auberginen der Insel an. Im Inneren Siziliens wiederum verleihen die trockenen Berglandschaften dem wilden Fenchel sein unverwechselbares Aroma. Andrea Martini kennt die geheimen Orte, an denen er wächst. Matteo Sanfilippo beherrscht noch die alte Technik des Laternenfischens und fängt bei einer nächtlichen Bootsfahrt den Geschmack des Tyrrhenischen Meeres ein. Wilder Fenchel und Fisch treffen dann in der fabelhaften Komposition als Pasta con le Sarde aufeinander. Kaum jemand kann sich den Verlockungen der sizilianischen Dolci entziehen. Am Ballarò können die Kunden Cristian Trentacoste bei der Herstellung der barock anmutenden Cassata zuschauen. Für alle, die es eilig haben, hält der Konditor eine Cassatina bereit, die kleine Version des traditionellen Kuchens für den direkten Genuss.
Der süße Duft von Cremetörtchen vermischt sich mit dem von reifen Zitronen, Knoblauch und Stockfisch. Der Mercado da Ribeira präsentiert Lissabon von seiner kulinarischen Seite und lädt ein, die verschiedenen Regionen und damit die Lieferanten der Produkte zu besuchen. Schon seit dem Jahr 1882 zieht er seine Kunden an. Mit der Renovierung im Jahr 2014 wurde die Markthalle um einen Gourmet-Bereich erweitert, in dem nun die besten Köche der Stadt Speisen zubereiten. Frauen bestimmen das Geschehen auf dem Mercado. Rosa ist eine der bekanntesten Peixeiras. Ihr frischer Tintenfisch stammt aus dem nur 20 Minuten entfernten Ort Cascais. Der Fisch, den die aufstrebende Köchin Marlene Vieira verarbeitet, kommt dagegen aus dem hohen Norden Europas. Sie verrät das Geheimnis ihres Bacalhau, den sie mit verschiedenen regionalen Zutaten variiert. Die Portugiesen sind die größten Stockfischverbraucher. Über tausend Gerichte mit Stockfisch soll es in Portugal geben. An der Caparica-Küste gedeiht Kohl mitten im Naturschutzgebiet am Strand. Gewächshäuser sind hier nicht erlaubt. Doch der für Portugal typische Tronchuda gedeiht prächtig. Meist landet das grüne Gemüse klein geschnitten in einer Caldo Verde, dem Nationalgericht der Portugiesen. So auch in Alberto Santos Tasca, einem der typischen Nachbarschaftsrestaurants in Lissabon. Wer den Duft von Zitronen liebt, kann sie gleich dreimal im Jahr blühen sehen. In Mafra sollen sie besonders saftig sein. Hier hat Lucilia Domingos ihre Plantage aufgebaut, die sie in liebevoller Kleinarbeit pflegt. Die Liste der Verwendung der sauren Früchte ist endlos. In einem der für Lissabon typischen Kioske serviert Tomás Gomes sie in erfrischenden Drinks - weit muss Tomés seine Zitronen nicht tragen: Sein renovierter roter Kiosk steht in Sichtweite des Marktes.
Auf der Insel Borneo leben seltene Arten wie der Nasenaffe, den man hier in den Baumwipfeln des Regenwalds zu sehen bekommt. Doch blickt man über die Baumwipfel, sieht man Ölpalmen so weit das Auge reicht. Die Heimat der Nasenaffen, der Primärwald, schwindet dahin. Palmöl wird von der Insel aus in die ganze Welt geliefert und benötigt Millionen Hektar Plantagenfläche. Wo einst üppiger Regenwald stand, sind heute teilweise nur noch schmale Grünstreifen übrig. In den verbliebenen Waldgebieten leben Orang-Utans und Zwergelefanten, die aufgrund des Platz- und damit Nahrungsmangels zunehmend vom Aussterben bedroht sind. Die französischen Wissenschaftler Marc Ancrenaz und Isabelle Lackman haben deshalb vor knapp 25 Jahren die NGO Hutan gegründet und die Bewohner des Dorfes Sukau aktiv in ihr Naturschutzprojekt eingebunden. Die Mitglieder der NGO haben es sich zur Aufgabe gemacht, die verbleibenden Primärwälder miteinander zu verbinden, indem sie inmitten der Ölpalmen wieder Bäume pflanzen. So schaffen sie Wildtierkorridore und der Wald kann sich langsam regenerieren. Doch bevor gepflanzt werden kann, muss gerodet werden. Mit vereinten Kräften repariert das Wiederaufforstungsteam mühevoll den einzigartigen Wald, den andere zerstört haben.
Als Olivia de Havilland 2020 im Alter von 104 Jahren in Paris starb, war sie der letzte Star der goldenen Ära Hollywoods. Geboren wurde sie 1916 als Tochter britischer Eltern in Tokio, aufgewachsen ist sie in den USA. Mit 19 Jahren wurde sie von Max Reinhardt entdeckt. In dessen Verfilmung von "Ein Sommernachtstraum" gab sie ihr Leinwand- und Hollywood-Debüt. Bald wurden Hal Wallis und Jack Warner auf sie aufmerksam und boten ihr einen festen Studiovertrag mit siebenjähriger Laufzeit bei Warner Bros. an und brachten sie an der Seite von Errol Flynn groß heraus. Olivia de Havilland war clever und mutig: 1938 hatte sie ihren ersten Konflikt mit dem Studio, weil sie heimlich am Casting von George Cukor und David O. Selznick für "Vom Winde verweht" teilnahm. Sie schreckte auch nicht davor zurück, Drehbücher aus den Studios mitgehen zu lassen, um interessante Rollen zu finden. So ergatterte sie unter anderem eine Rolle in "Schönste der Stadt" von Raoul Walsh als eine Frau, die das männerbeherrschte System und die Institution der Ehe hinterfragt. 1947 gewann sie ihren ersten Oscar in der Hauptrolle von "To Each His Own". Der Film lief in Deutschland unter dem Titel "Mutterherz". Drei Jahre später kam die Auszeichnung als beste Hauptdarstellerin in William Wylers "Die Erbin". Viel Anerkennung wurde ihr auch als neurotische Exzentrikerin in "Der schwarze Spiegel" und "Die Schlangengrube" zuteil. Daphne du Maurier schlug sie 1952 für die Hauptrolle in der Verfilmung ihres Romans "Meine Cousine Rachel" vor. Das Stück wurde ein weltweiter Erfolg. Mit ihrer langjährigen Freundin Bette Davis spielte sie in "Wiegenlied für eine Leiche". Als De Havilland am Ende ihres Vertrages mit Warner Bros. ihre wiedergewonnene Freiheit feiern wollte, kündigte ihr das Studio an, dass der Vertrag automatisch um die Dauer der diversen Suspendierungen verlängert würde. Sie zog vor Gericht und triumphierte dort, wo vor ihr Bette Davis gescheitert war: Sie gewann den Prozess De Havilland vs. Warner Bros. und bewirkte eine Grundsatzentscheidung. Das sogenannte De-Havilland-Gesetz gab ihr die Freiheit zurück, künftig ihre Rollen selbst auszuwählen und ihre Karriere in die Hand zu nehmen. Mitte der 1950er Jahre zog sie nach Frankreich, wo sie 1965 als erste Frau den Vorsitz der Jury der Internationalen Filmfestspiele von Cannes übernahm. Am 26. Juli 2020 verstarb sie im Alter von 104 Jahren in Paris.
Nach einem längeren Aufenthalt in Afrika kehrt der britische Missionar Charles Fortescue Anfang des 20. Jahrhunderts in seine Heimatstadt London zurück. Dort wartet seine langjährige Verlobte Deborah auf ihn - und ein neuer Auftrag des Bischofs: Fortescue soll im verruchten Teil von London ein Schutzhaus für Prostituierte aufbauen und die Damen dort auf den rechten Pfad des Glaubens führen. Fortescue sträubt sich gegen diese Aufgabe, doch nach und nach gehen ihm die Argumente aus. Auch Deborah ist ihm keine Hilfe. Im Gegenteil, sie bedrängt ihn, im neuen Dienst für seine Kirche weiterhin das Beste zu geben. Finanzielle Unterstützung für die Missionierung der Londoner Sexarbeiterinnen kommt von der wohlhabenden Lady Ames, die mehr und mehr Gefallen an Charles Fortescue findet. Für diesen werden die Verlockungen und Bedrängnisse immer intensiver und die Situation umso dramatischer, als deutlich wird, wie weit Lady Ames glaubt gehen zu müssen, um für ihn frei zu sein. Als Mitglied der Komiker-Truppe "Monty Python" erlangte Schauspieler Michael Palin weltweite Bekanntheit. Für die aufwendig ausgestattete, pointiert erzählte Kino-Komödie "Der Missionar" unter der Regie von Richard Loncraine übernahm Michael Palin nicht nur die Titelrolle, sondern lieferte auch das Drehbuch, mit weniger Klamauk und mehr britischem Charme. An seiner Seite spielt als Lady Ames die Grande Dame des britischen Films Maggie Smith (1934-2024) die weibliche Hauptrolle. Auch Denholm Elliott, Trevor Howard, David Suchet und Timothy Spall sind mit von der Partie und als ausführender Produzent der Beatle George Harrison.
Ein internationales Forschungsteam aus den Fachbereichen Archäologie und Restauration untersucht ein kostbares Ensemble fein gearbeiteter Gold- und Silberartefakte. Der in Laos entdeckte Schatz befindet sich heute in einem Tresorgewölbe in der Stadt Savannakhet am Ufer des Mekong. Die Forschenden haben zum ersten Mal Zugang zu den wertvollen Fundstücken. Sie vermuten, dass die Artefakte aus einem alten Tempel stammen. Ihre Aufgabe ist es nun, zu ermitteln, welchem Zweck sie dienten. Ein Bauer hat die Objekte in einer ländlichen Gegend etwa 40 Kilometer von Savannakhet entfernt gefunden. Der verblüffende Fund besteht aus vielen fein gearbeiteten Gegenständen, die teilweise mit religiösen Symbolen versehen und mit Edelsteinen verziert sind. Das Forschungsteam nimmt die Ausgrabungsstätte mit Hilfe modernster Technik unter die Lupe. Per Laserscanner gemachte Luftbilder vom Standort liefern neue Erkenntnisse. Die Expedition führt die Forschenden vom Tresorgewölbe, das den Schatz heute beherbergt, zu tief im Dschungel verborgenen alten Tempelanlagen. Die erste Grabung fällt buchstäblich ins Wasser, denn starke Regengüsse haben die Ausgrabungsstätte überflutet. Doch im weiteren Verlauf machen die Forschenden in der Nähe des Mekong-Flusses eine fantastische Entdeckung: eine untergegangene Stadt. Bei Vat Phou, einer der bedeutendsten Tempelanlagen in Südostasien, finden sie noch mehr Gold sowie menschliche Überreste. Der Schatz liefert neue Erkenntnisse über die Ursprünge der mächtigen Khmer-Zivilisation, die einst die Metropole Angkor errichtete.
Der Künstler George Grosz, einer der Hauptvertreter der "Neuen Sachlichkeit", provoziert und kritisiert mit seinen Bildern und macht sich über die Gesellschaft lustig. Seine Kunst ist die Antwort auf Politik und Gesellschaft in der Weimarer Republik. Der Kunststil "Neue Sachlichkeit" erlebt ihre Blütezeit in Deutschland ab 1923. In der Nachkriegszeit manifestiert sich in zunehmendem Maße in allen künstlerischen Bereichen die Hinwendung vom Expressionismus zu betonter Nüchternheit und Realität. George Grosz eckt an, wird immer wieder vor Gericht zitiert, wegen Gotteslästerung oder Unzucht. In verschiedenen Frankreich-Aufenthalten sucht er Abstand von zu Hause, ist mit seinen Zeichnungen in Paris überaus gefragt und findet sein Malerparadies an der Côte d'Azur. Über die Jahre wird er in Frankreich zum bekanntesten deutschen Künstler seiner Zeit. Die Dokumentation begibt sich auf seine Spuren und beleuchtet dieses unbekannte Kapitel von George Grosz. Sie zeigt etwa hundert Jahre nach Erfindung der "Neuen Sachlichkeit" durch den damaligen Direktor der Mannheimer Kunsthalle, Gustav Friedrich Hartlaub, wie diese über den Rhein hinaus Einfluss gewinnt, wie Grosz mit seinen Werken, seinen Zeichnungen für französische Satire-Zeitungen im Nachbarland zum Brückenbauer wird. Ausgehend von der Jubiläumsausstellung in der Mannheimer Kunsthalle zeigt die Dokumentation neue Facetten von George Grosz, der in Frankreich auch zum Stillleben-Maler wurde.
Dirigent Sir Georg Solti war sich sicher: Die 1994 von ihm dirigierte "La Traviata" am Royal Opera House in London gehört ins Abendprogramm der BBC. Diese reagiert und hebt die Oper live und zur besten Sendezeit ins Programm. Es ist vor allem die rumänische Newcomerin Angela Gheorghiu in ihrem Rollendebüt als Violetta, die Solti, die Senderchefs der BBC und schließlich das Publikum in ihren Bann zieht. Schnell spricht sich die Qualität der Inszenierung herum, sämtliche Vorstellungen sind bis auf den letzten Platz ausverkauft. Die Kurzfristigkeit von nur einer Woche Vorlauf stellt die BBC und das Opernhaus vor ungekannte Herausforderungen. Wegen der wenigen Vorbereitungszeit teilen sich zwei Kameraregisseure die drei Akte untereinander auf, auf eine filmgerechte Ausleuchtung wird verzichtet. Trotz all der Widrigkeiten gelingt der Kraftakt und "La Traviata" live wird zur Sensation. Angela Gheorghius Violetta ist eine fragile und zugleich kraftvoll liebende Person. Frank Lopardo steht mit ihr als aufbrausender Alfredo Germont und Leo Nucci als dessen Vater auf der Bühne. Ein Trio, das die Zuschauerinnen und Zuschauer musikalisch wie visuell in die Liebesgeschichte hineinzieht. Mit Geräumigkeit und Opulenz gibt das Bühnenbild dafür den passenden Rahmen. Es lädt zu einem Blick in die Pariser Oberschicht des 19. Jahrhunderts ein, ohne kitschig zu sein. Angela Gheorghiu und Frank Lopardo, einst in den Hauptrollen, werfen einen Blick zurück auf den wegweisenden Moment. Eine frische Einordnung der Inszenierung wagen unter anderem der Musikkritiker Nick Sternitzke und die Autorin und Prostituierte Salomé Balthus.
Sonntags führt ARTE in die Welt der deutsch-französischen Eigenarten, wagt in kurzen Rubriken einen humorvollen, zuweilen auch kritischen Blick auf Besonderheiten deutscher und französischer Alltagskultur und entschlüsselt sie auf ungewohnte Weise: Ein Wort, ein Gegenstand, die Einrichtung eines Büros, ein Kleidungsstück ... vieles erscheint plötzlich in einem anderen Licht, wenn man es mit fremden Augen sieht. Mehr Infos unter: arte.tv/karambolage
Wenn die Brüder Andrea und Salvatore Manno das frische Olivenöl der neuen Saison probieren, sieht es aus wie bei einer Weindegustation. Sie hoffen auf einen guten Jahrgang. 2016 gab Andrea seine Karriere als Staatsanwalt auf und übernahm den verwilderten Olivenhain der Großmutter in der Provinz Trapani. Ein Jahr später brach Salvatore sein Studium der Ernährungswissenschaften ab und folgte ihm. Im Oktober werden die noch nicht ausgereiften Früchte zu dem sogenannten Frühöl gepresst. Es hat einen intensiveren Geschmack und eine tiefgrüne Farbe. Salvatore kocht damit Caponata, ein süßsaures Gemüsegericht mit Auberginen. Außerdem gibt es Arancini, kross frittierte Reisbällchen mit verschiedenen Füllungen. Eine weitere Spezialität ist die Cassata al Forno, ein Kuchen mit Ricotta-Füllung.
Die auf vielen Sendern vorgenommene strikte Trennung von Politik- und Kulturnachrichten wird hier aufgehoben. Es werden Schnittpunkte aus beiden Bereichen präsentiert und Zusammenhänge dargestellt.
Cowboy-Alltag am Nordrand des Grand Canyon: Auf der Ranch von Familie Johnson werden in siebter Generation Rinder gezüchtet. Die Familienmitglieder trainieren hier regelmäßig mit dem Lasso und verbringen den Arbeitstag hauptsächlich auf dem Pferd. Den Astrophysiker David Koerner zieht es immer wieder direkt an die Felskante des Canyons. Bei sternenklarem Himmel holt er hier die Geige aus dem Kasten und spielt seine Lieblingsstücke. Musizieren in dieser Kulisse ist für ihn ein poetisches Erlebnis. Karl Karlstrom, Geologe an der Universität New Mexico, hat sich schon sein Leben lang mit dem Grand Canyon beschäftigt. Er fand heraus, dass Teile der Schlucht vergleichsweise jung sind: Statt der angenommenen 70 Millionen Jahre sind sie nur fünf bis sechs Millionen Jahre alt. Auch die Geochemikerin Laura Crossey ist oft in der Schlucht unterwegs: Sie erforscht die mehr als tausend Quellen, die im Canyon entspringen. Die Malerin Serena Supplee dagegen fasziniert das Licht in dieser einzigartigen Landschaft. Frühmorgens sitzt sie am Rand des Canyons und zeichnet die unterschiedlichen Gesteinsschichten in immer neuen Farben. Auf dem Colorado River im Canyon arbeitet Natalie Jensen als Angelscout. Sie kennt die richtigen Stellen für die Regenbogenforellen und kann sich keinen schöneren Arbeitsplatz vorstellen. "Der Zauber des Grand Canyon" gibt intime Einblicke in das facettenreiche Leben am Grand Canyon, der größten Schlucht der USA.
Produktion: Atmo, Memento Production, Bufo, Film i Väst, Sveriges Television, Mikael Ahlström Films, Haymaker, ARTE France Cinéma, Post Control Helsinki, Final Cut for Real Adam lebt mit seiner Familie in einem kleinen Küstenort und fährt jeden Morgen mit seinem Vater zum Fischen hinaus. Eines Tages erhält er ein Stipendium für die renommierte Al-Azhar-Universität in Kairo - das Machtzentrum des sunnitischen Islam in Ägypten. Die Universität ist eine klosterähnliche Anlage, in der alles einer strengen Ordnung folgt. Die Studenten tragen weiße Kaftane und rot-weiße Azhari-Feze und eilen diszipliniert durch die Gänge. Im Grunde ist dieser Ort eine große Koranschule, in der künftige Imame ausgebildet werden; der Großimam, ihr Oberhaupt, ist die höchste Autorität im sunnitischen Islam. Ein Student namens Zizo nimmt Adam unter seine Fittiche, zeigt ihm die Gepflogenheiten der Al-Azhar-Universität und führt ihn in das Leben der Stadt ein. Kurz nach Adams Ankunft stirbt der Großimam, woraufhin ein politischer Machtkampf um seine Nachfolge entbrennt. Der Präsident favorisiert einen bestimmten Großimam, da dieser nicht nur über religiöse, sondern auch über immense politische Macht in Ägypten verfügt. Der Geheimdienst setzt alles daran, die gewünschte Person ins Amt zu hieven. Und so wird der unschuldige Neuankömmling Adam als Informant für den ägyptischen Geheimdienst rekrutiert, was ihn nicht nur zwischen die Fronten der religiösen und politischen Eliten des Landes, sondern sogar in Lebensgefahr bringt ... Der Film reflektiert die aktuelle politische Lage in Ägypten und nutzt den Umgang mit dem islamischen Glauben und der Auslegung des Korans nicht als Kritik, sondern als treibende Kraft der Erzählung.
Als in Kairo der Großimam stirbt, entbrennt an der renommiertesten religiösen Hochschule Ägyptens, der Al-Azhar-Universität, ein unerbittlicher Kampf um dessen Nachfolge. Ein junger Student gerät ins Zentrum dieses erbarmungslosen Konflikts. Hinter den verschlossenen Türen dieser scheinbar ruhigen Welt entscheidet sich das Schicksal des Landes. "Die Kairo Verschwörung" ist der sechste Film des ägyptisch-schwedischen Regisseurs Tarik Saleh. Der 2022 in Cannes mit dem Preis für das beste Drehbuch ausgezeichnete Film bewegt sich zwischen Krimi und Politthriller und ist eine lose Fortsetzung des 2017 erschienenen Spielfilms "Die Nile Hilton Affäre". Die Dokumentation beleuchtet die Entstehung und die Hintergründe des Werks. Gedreht wurde in Istanbul. Zu sehen sind arabische Schauspieler mit Wurzeln im Libanon, Palästina, Israel, Syrien und Tunesien. In ausführlichen Interviews spricht Regisseur Tarik Saleh über seine Vorliebe für Genrefilme und verborgene Welten. Er erzählt von seiner Faszination für die Azhar, das Machtzentrum des sunnitischen Islam, welches das Militär immer wieder unter seine politische Kontrolle zu bringen versucht. "Die Kairo Verschwörung" ist ein Film über Macht und Gewalt - ob politisch oder religiös motiviert. Die Dokumentation stellt den in Schweden geborenen Filmemacher Tarik Saleh vor, der als Sohn eines ägyptischen Vaters und einer schwedischen Mutter zwischen zwei Kulturen steht - der arabischen und der europäischen, der muslimischen und der christlichen. Saleh selbst sagt, er sei "mehr Ägypter als Schwede". Weil er vom Regime als zu kritisch beurteilt wird, darf der Regisseur weder einreisen noch seine Filme in Ägypten zeigen. Ohne sich allzu großen Illusionen hinzugeben, träumt Saleh dennoch davon, eines Tages zurückkehren zu können.
Die Dokumentation zeigt, wie sehr die großen technischen Fortschritte des 19. Jahrhunderts, der Aufschwung des Eisenbahnwesens und die umwälzenden Entwicklungen in Kommunikation und Massenmedien, zur Herausbildung eines kulturellen Selbstverständnisses Europas beigetragen haben. Im Mittelpunkt stehen vier "Botschafter" der europäischen Kultur. Dazu zählt die Sängerin und Komponistin Pauline Viardot, die in ganz Europa auftrat sowie ihr Ehemann, der Kunsthistoriker Louis Viardot, der unter anderem den spanischen Schriftsteller Miguel de Cervantes übersetzte und den ersten europäischen Museumsführer verfasste. Der Film beschäftigt sich auch mit dem russischen Schriftsteller und Dramatiker Iwan Turgenjew, der maßgeblich an der Verbreitung der Werke Gustave Flauberts, Émile Zolas und Victor Hugos in Russland sowie der großen russischen Autoren in Frankreich beteiligt war. Als weiterer "Botschafter" europäischer Kultur wird der Komponist Georges Bizet dargestellt, dessen "Carmen" - heute die meistgespielte Oper der Welt - ihren durchschlagenden Erfolg Pauline Viardot und Johannes Brahms verdankt. In Paris, Baden-Baden und der Gemeinde Bougival unweit von Versailles veranstaltete das Ehepaar Viardot Salonabende, bei denen sich die bedeutendsten Künstler der Zeit austauschten, darunter Victor Hugo, Gustave Flaubert, George Sand, Frédéric Chopin, Franz Liszt, Eugène Delacroix und Charles Dickens. Die Kehrseite dieser außergewöhnlichen Epoche waren die politischen Umwälzungen, die durch die Industrielle Revolution und die Ausbeutung der Arbeiterklasse hervorgebracht wurden. Dieser Zeit des Umbruchs spürt der Film an den Schauplätzen des Geschehens nach. Die von den damaligen Botschaftern der Kunst und Ideen vermittelten Werte sind im derzeit krisengeschüttelten Europa aktueller denn je, da nationalistische Anführer erneut auf dem Vormarsch sind und ein identitärer Rückzug droht.
Es war für Giacomo Puccini nicht einfach, geeignete Bücher für eine große Oper zu finden. Doch einen Monat nach Ende des Ersten Weltkriegs wurde in der Metropolitan Opera in New York sein Opernzyklus "Il trittico" zur Uraufführung gebracht. Das Werk verbindet drei Einakter, die sich in Geschichte und Genre stark unterscheiden: die erbarmungslose Tragödie "Il tabarro" (Der Mantel), das gefühlvolle Stück "Suor Angelica" (Schwester Angelica) und die bissige Komödie "Gianni Schicchi". Drei kurze Opern, drei völlig unterschiedliche Register, drei verschiedene Orte und drei "Farben". Für seine zweite Inszenierung am Brüsseler Théâtre de La Monnaie behält Regisseur Tobias Kratzer die ursprüngliche Reihenfolge des musikalischen Triptychons bei und verwebt die kontrastreichen Einakter zu einem bildgewaltigen Gesamtkunstwerk. Den Auftakt macht der Einakter "Il tabarro". Im Paris des frühen 20. Jahrhunderts entfesselt sich ein Eifersuchtsdrama: Auf einem Lastkahn vor Notre-Dame kommt Kapitän Michele der Affäre seiner Ehefrau Giorgetta mit dem Hafenarbeiter Luigi auf die Schliche. Außer sich vor Eifersucht, erwürgt er Luigi und zwingt seine Frau, den Toten zu betrachten. Den zweiten Teil des Opernabends bildet das Klostermelodram "Suor Angelica". In einem Kloster sühnt Schwester Angelica ihre Schuld. Sie hat ein uneheliches Kind zur Welt gebracht und dadurch ihre Familie entehrt. Als sie schließlich vom Tod ihres Sohnes erfährt, vergiftet sie sich, um mit ihm im Himmel vereint sein zu können. Deutlich heitere Klänge werden im letzten Einakter des Zyklus angeschlagen. In "Gianni Schicchi" entbrennt ein Erbschaftsstreit um die Hinterlassenschaften der gerade verstorbenen Buoso Donati. Die gierigen Erben nehmen die Hilfe des missliebigen Zugereisten Gianni Schicchi an, der sie schnell überlistet. ARTE präsentiert einen Mitschnitt der Inszenierung aus dem Théâtre de La Monnaie in Brüssel unter musikalischer Leitung von Ouri Bronchti.
Catherine Deneuve arbeitete mit den größten Filmemachern und Filmemacherinnen des 20. Jahrhunderts zusammen, darunter Luis Buñuel, Jacques Demy, François Truffaut, André Téchiné, Manoel de Oliveira, Raoul Ruiz, Benoît Jacquot, Hirokazu Koreeda, Arnaud Desplechin, Emmanuelle Bercot, François Ozon und Nicole Garcia. Catherine Deneuve verstand es, jede noch so subtile Regieanweisung umzusetzen und in jedem Film genau die jeweils gewünschte Facette zu zeigen. Wegen ihrer starken Präsenz am Set bezeichnete Arnaud Desplechin sie einmal als Koautorin. Zu ihren größten Erfolgen zählt ihre Rolle als Heiratsschwindlerin in "Das Geheimnis der falschen Braut" an der Seite von Jean-Paul Belmondo. "Die letzte Metro" über eine Theaterleiterin, die während der deutschen Besetzung von Paris ihren jüdischen Mann versteckt, war ihr folgender erfolgreicher Truffaut-Film. Die gebürtige Pariserin hat in mehr als 100 Filmen mitgewirkt. Dabei hat sie es geschafft, sich auf kein Genre festzulegen. Ihre Filmographie umfasst eine ungeheure Bandbreite; gleich einem Chamäleon schlüpft die Deneuve mit spielerischer Leichtigkeit in die Haut jeder Filmfigur. In dem Psychothriller "Ekel" von Roman Polanski spielte sie eine Schizophrene, für Luis Buñuel eine Hobbyprostituierte in "Belle de Jour - Schöne des Tages" und in "Begierde" eine Vampirin. In "Das Schmuckstück" stellt sie eine Hausfrau dar, die die Unternehmerin in sich entdeckt, in "La tête haute" ("Standing Tall") eine geradlinige Jugendrichterin, in "Place Vendôme" die Frau eines Diamantenhändlers und in "Lass es mich sehen" von Joana Hadjithomas und Khalil Joreige verkörpert sie sich selbst. Catherine Deneuve führt mit ihrer Stimme selbst durch das Porträt: In exklusiven Radio- und Fernsehinterviews, im Dialog mit Regisseurinnen und Regisseuren von gestern und heute, aber auch mit befreundeten Filmleuten wie dem Kameramann Julien Hirsch, der Toningenieurin Brigitte Taillandier oder der Kostümbildnerin Catherine Leterrier. Catherine Deneuve - die Geschichte eines Lebens für den Film.
Die Perle der Alpen, das Nizza Tirols, der Südbalkon der K.-u.-k.-Monarchie - die Kurstadt Meran verzauberte schon Kaiserin Sissi, gefolgt von Europas Hochadel und namhaften Künstlern. Meran ist die zweitgrößte Stadt Südtirols, der nördlichsten Provinz Italiens. Jugendstilbauten sorgen bis heute für ein Flair der Belle Époque. Dank der Lage in einem Talkessel ist die Gegend von mildem Klima geprägt. Meran beherbergt einen der schönsten Gärten Italiens, den Botanischen Garten von Schloss Trauttmannsdorff. Das nahegelegene Dorf Hafling gab einer Pferderasse ihren Namen, den Haflingern. Die Blondschöpfe sind Stars eines Pferderennens und von den Almwiesen nicht wegzudenken. Umgeben ist Meran von hohen Bergen. Mediterrane Leichtigkeit steht im Kontrast zu alpiner Tradition. Die Dokumentation begleitet unter anderem eine Bergbauernfamilie, deren Hof nur per Seilbahn erreichbar ist; führt zu einer der schönsten Almen im Passeiertal; zeigt einen Schellenschmied bei der Arbeit und stellt einen Comiczeichner vor, der auf den Spuren von Freiheitskämpfer Andreas Hofer unterwegs ist.