Das Kulturmagazin des Senders ARTE wird täglich aus Paris gesendet. Aktuelle Themen aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Gesellschaft stehen im Zentrum der Sendung und werden versiert unter die Lupe genommen.
Der Aralsee war einst ein riesiges Becken, in dem sich das Wasser der Flüsse Zentralasiens sammelte. Seit den 1960er Jahren ist er weitgehend ausgetrocknet. Der französische Schriftsteller Cédric Gras begeistert sich für die Länder der ehemaligen UdSSR und will das Schicksal des Aralsees verstehen. Warum konnte ein Teil im Norden gerettet werden, während der Große Aralsee im Süden zum Verschwinden verurteilt ist? Nach dem Amudarja im Süden folgt Gras im zweiten Teil der Dokumentation dem mehr als 2.000 Kilometer langen Syrdarja im Norden bis zu seiner Quelle an der kirgisisch-chinesischen Grenze. Er beginnt in Kasachstan in der Nähe von Aralsk, wo seit etwa 15 Jahren wieder gefischt werden darf und macht Halt in der kasachischen Wüste beim berühmten sowjetischen Weltraumbahnhof Baikonur. Nächstes Ziel ist die wirtschaftsstarke Stadt Qysylorda, die für den Reisanbau bekannt ist. Anschließend macht er Halt in den Städten Turkestan, der usbekischen Hauptstadt Taschkent und im Ferghanatal, einer besonders fruchtbaren Region Zentralasiens. Hier grenzen Usbekistan, Tadschikistan und Kirgisistan aneinander und die Verteilung des kostbaren Wassers wird zur Herausforderung. In Kirgisistan reist Cédric schließlich den Syrdarja-Zufluss Naryn hinauf bis ins Tian-Shan-Gebirge mit seinen mehr als 6.000 Meter hohen Gipfeln. Der Syrdarja ist heute der einzige Fluss, der den Aralsee speist und dafür sorgt, dass sich der nördliche Teil des Sees langsam erholt. An allen Stationen seiner Reise trifft Cédric Gras auf Menschen, die vom Fluss leben und mit Sorge beobachten, wie das Wasser verschwindet.
Man kann Pelota mit der Hand spielen oder mit einem Schläger, auch mit einem eigens angefertigten Handschuh. Insgesamt gibt es etwa 20 Varianten. Wichtig dabei ist, dass es eine gegenüberliegende Wand gibt, die den geworfenen Ball zurückprallen lässt. Was sich einfach anhört, erfordert Kraft, Schnelligkeit und Beweglichkeit. Im Baskenland wird dieser Sport seit Jahrhunderten betrieben. Hier wurde er erfunden und noch heute spielen ihn bereits die Kinder nach der Schule auf öffentlichen Plätzen und Straßen. Pelota gilt als das Spiel der Basken. Und als eines der wichtigsten identitätsstiftenden Merkmale einer Provinz, die eine bewegte Geschichte hinter sich hat, aus sieben Provinzen besteht und auf der Grenze zweier Länder liegt. Ellande Alfaro spielte lange Zeit als Profi Pelota, heute produziert er die Bälle für das Spiel. Sie sind aus Gummi, Schafwolle und anderen einheimischen Materialien. In seiner Freizeit ist er als Schiedsrichter unterwegs, bewertet Spiele und unterrichtet junge Spieler. Die Brüder Jon und Patxi Tambourindeguy sind bis heute aktiv, spielen in der baskischen Liga. Für sie alle ist wichtig, dass Pelota lebendig bleibt. Ein Symbol der Eigenständigkeit - und sportliches Mittel der Politik.
Dieses Nachrichtenformat richtet sich speziell an Kinder und Jugendliche und behandelt, nach dem Vorbild von Nachrichtensendungen für Erwachsene, unterschiedliche Themen aus Europa und der gesamten Welt.
(1): Soupe au pistou: Ein Hauch Italien in der Provence (2): Nostalgiegeschmack: Chann - von der Provence nach England (3): Ran an die Töpfe!
(1): In Spanien: Ricardo Bofill sprengt den Rahmen (2): Auf Sri Lanka: Saphire leuchten ewig (3): In den USA: Catalinas Kuttelsuppe (4): Auf Korsika: Verteidigung ist der beste Angriff
(1): Liebe auf den ersten Blick in Notting Hill (2): Alentejo: Weine mit Geschichte (3): Schweiz: Nicolas' Arvenholzsuppe (4): Paris: Von der Heilanstalt ins Moulin Rouge
Fast 8.000 Inseln faszinieren mit beeindruckender Unterwasserwelt, großer Artenvielfalt und einzigartigen Karst- und Vulkanlandschaften - das sind die Philippinen. Eine der eindrucksvollsten Inseln des Archipels ist Palawan. An ihrer Westküste mündet der längste unterirdische Fluss der Welt, der Puerto-Princesa-Underground-River ins Meer. Aufgrund seines Höhlensystems ist er schiffbar und wurde als UNESCO-Weltnaturerbe aufgenommen. Jean Paul Rodriguez taucht in der Bucht vor Port Barton. Die faszinierende Vielfalt der Fische und Korallen ist selbst für den früheren Rettungstaucher überwältigend. Verschiedene Strömungen in diesem Teil des Meeres halten die Wassertemperatur stabil. Aus diesem Grund ist die zerstörerische Korallenbleiche kaum ausgeprägt, sodass auch die große Grüne Meeresschildkröte noch genügend Nahrung findet. Im Norden liegen die bizarren Felseninseln rund um den Fischerhafen El Nido, die Palawan zu einem beliebten Touristenziel gemacht haben. Die stillen Zeugen einer längst vergangenen Epoche entstanden vor 200 Millionen Jahren aus Korallenriffen am Meeresgrund, die beim Auseinanderdriften der Kontinente an die Oberfläche geschoben wurden. An einer der steilen Felswände klettert Regie Veguilla in eine Höhle auf der Suche nach verlassenen Schwalbennestern. Nach zwei Stunden gefährlichem Auf- und Abstieg kehrt er mit zitternden Knien und drei weißlichen Nestern aus Vogelspeichel zurück. Die Nester gelten in China als Delikatesse, die zu Suppe verarbeitet wird.
Luzon ist die größte Insel auf den Philippinen und befindet sich auf dem pazifischen Feuerring. Viele Bewohner der Insel sehen sich immer wieder mit Naturgewalten konfrontiert, denn von den 33 ansässigen Vulkanen, sind derzeit acht aktiv. Der letzte große Ausbruch des Taal-Vulkans im Jahr 2020 führte zur kompletten Verwüstung der Heimat lokaler Fischer unweit der Landeshauptstadt Manila. Gerade deshalb ist die Arbeit der Wissenschaftlerin Deborah Fernandez am philippinischen Vulkan-Institut besonders wichtig. Mit ihrem Team überwacht sie den Mayon, den aktivsten Vulkan des Landes. Sie und ihr Team reparieren eine der Messstationen in unmittelbarer Nähe zum Vulkan - eine permanente Gefahrenzone. Sie haben durch ein weites Netz aus Sensoren und Kameras den Vulkan genau im Blick und die Menschen in der Umgebung können bei bevorstehenden Ausbrüchen evakuiert werden. Der Ausbruch des Pinatubo im Jahr 1991 vertrieb das indigene Volk der Aeta, die am Fuße des Vulkans leben. Die Landschaft ist immer noch meterhoch mit feiner Vulkanasche bedeckt und hat sich seitdem stark verändert. Doch vor einigen Jahren konnten die Aeta in ihre Heimat zurückkehren und einen Neuanfang in ihrem Stammesgebiet wagen. Neben den gewaltigen Vulkanen ist Luzon auch die Heimat beeindruckender Naturwunder: Urwälder und hohe Bergketten beherbergen eine große Artenvielfalt. Hier leben endemische Arten wie der Luzon-Hornvogel oder der philippinische Javaneraffe.
Sein Diplom frisch in der Tasche, beschloss der junge französische Ingenieur Corentin de Chatelperron, ein Boot aus Jutefasern und Harz zu entwickeln und damit eine ökologische Revolution loszutreten. Um die Widerstandsfähigkeit des Bootes zu testen, ging Corentin sechs Monate lang alleine auf Jungfernfahrt, von Bangladesch bis Malaysia. Gleichzeitig wollte er testen, wie man auf hoher See autark leben kann und zwar nur mit Lowtech-Lösungen. Auf dem Boot hatte er ein kleines Treibhaus, um Kartoffeln anzubauen, zwei Hühner, einen Solarherd und einen Holzsparofen. Rückblickend musste er sich jedoch ein Fiasko eingestehen. Er ließ sich aber nicht entmutigen und hatte zwei Jahre später sein neues Projekt, größer und ambitionierter als das erste: den nur mit Lowtech ausgestatteten autarken 14 Meter langen Katamaran "Nomade des Mers". "Lowtech" bedeutet Technik nach den Maßstäben "einfache Funktion, einfache Herstellung, einfache Bedienung". Die Ausrüstung an Bord bedient die Grundbedürfnisse der Crew wie Essen, Trinken und Energie erzeugen. An einem Winterabend läuft die "Nomade des Mers" aus dem Hafen von Concarneau aus. Ziel der geplanten Seereise ist es, Erfinder aus aller Welt zu treffen, um deren Lowtech-Lösungen zu erforschen, zu dokumentieren und im Internet zu teilen. Bei diesem außergewöhnlichen Abenteuer müssen Corentin, seine Crew und der Katamaran zahlreiche Hürden überwinden: Unwetter, technische Pannen, Erschöpfung, Entmutigung. Diese werden jedoch durch die übergroße Freude wettgemacht, wenn Experimente gelingen und Lowtech-Erfindungen mit allen Menschen für eine nachhaltigere Zukunft geteilt werden können.
Was Europa bewegt
(1): Hot Dog mit Glücksrezept: Chicago-Style (2): Nostalgiegeschmack: Sofi - von Chicago nach Bordeaux (3): Ran an die Töpfe!
(1): In Indien: Le Corbusier baut eine Stadt (2): In Spanien: Mit dem Seat in die Freiheit (3): In Frankreich: Raphaëls Croque Monsieur (4): In Kambodscha: André Malraux, der Tempelplünderer
(1): Jacquemus' modische Provence (2): Papua-Neuguinea: Bunte Bilums (3): Irland: Kates veganes Irish Stew (4): Italien: Ein produktiver Hausarrest
Die junge Philosophie- und Literaturabsolventin Alice Heimann verlässt Oxford, um eine Stelle im Rathaus von Lyon anzutreten. Nach anfänglicher Verwirrung wird sie schließlich zum persönlichen Gespräch bei Bürgermeister Paul Théraneau geladen. Dieser offenbart ihr verzweifelt, dass er nach 30 Jahren in der Politik "nicht mehr denken kann" - er fühle sich ausgelaugt und leer. Alice soll ihn auf neue Gedanken bringen, ihm Ideengeberin sein. Von nun an ist es ihre Aufgabe, für den Bürgermeister kurze Notizen mit philosophischen Reflexionen zu erstellen. Théraneau ist von Alices Einfällen rasch begeistert. Diese fühlt sich langsam in den hektischen Alltag im Rathaus ein. Dort muss sie neben den vielen Terminen des Bürgermeisters auch Zeit für die ständigen Anfragen seiner Kabinettschefin Isabelle Leinsdorf finden. Schließlich ernennt Théraneau Alice zur Leiterin des Projekts "Lyon 2500", das als Einstimmung auf seine bevorstehende Präsidentschaftskandidatur dienen soll. Doch das zieht den Zorn vieler Kolleginnen und Kollegen auf Alice, die sie als inkompetent ansehen und ihr den Erfolg nicht gönnen. Alice bemerkt, dass sie sowohl beruflich als auch privat unglücklich ist, und so stellt sich auch in ihrem Austausch mit dem Bürgermeister die Frage, ob Philosophie und Politik überhaupt miteinander vereinbar sind. Die Tragikomödie "Alice oder Die Bescheidenheit" wirft einen so kritischen wie komödiantischen Blick hinter die Kulissen der Politik. Dabei steht die Rolle der unvoreingenommenen Alice in direktem Kontrast zu den hierarchisch organisierten Abläufen und der alltäglichen Hektik im Rathaus. Der Film besticht durch seine intelligenten, überaus inspirierenden Dialoge und auch durch sein Porträt der Stadt Lyon.
Der Neusiedler See ist eines der größten Gewässer Österreichs und Heimat für ein Rudel Schakale. Weil aber die scheuen Tiere für den Menschen kaum sichtbar sind, setzt Jennifer Hatlauf aufs Hören. Mit Hilfe eines Megafons und Schakalheulen vom USB-Stick stimuliert die Wildtierökologin einen Antwortruf der Schakale. So erfährt sie mehr über die Anzahl der Tiere. Auch Hütehund Robin ist für Jennifer im Einsatz. Über Wochen wurde die feine Nase des Border Collies auf Schakalkot trainiert. Die für einen Menschen in der wilden Natur kaum sichtbaren Hinterlassenschaften können weiter Aufschluss über die Genetik und Lebensweise der Tiere geben. Im Karstland in Norditalien hat sich der Schakal inzwischen weit verbreitet. Der Tierarzt Stefano Pesaro kümmert sich dort um das junge Weibchen Trilly, das er vor einem halben Jahr schwer verletzt am Straßenrand fand. Sie wurde vergiftet, vermutlich von Bäuerinnen oder Bauern, aus Angst vor Schakalangriffen auf ihre Nutztiere. Stefano hat Trilly mühsam aufgepäppelt. Nun soll sie endlich ausgewildert werden.
9.000 Jahre lang ließ sich das europäische Wildschaf aus seinem Ur-Revier auf Zypern und Sardinien nicht vertreiben. Wilderer hätten es beinahe ausgerottet. Doch der wilde Ahne des heutigen Hausschafs ist ein Überlebenskünstler. Immer wieder konnte es sich den Angriffen des Menschen widersetzen. Nun steht das Mufflon einem größeren, unheimlichen Feind gegenüber: dem Klimawandel, der sein Habitat auf den beiden Mittelmeerinseln bedroht. Die Dokumentation zeigt das Wildschaf dort zur Brunftzeit im Herbst, wenn die Widder mit ihrem mächtigen Gehörn heftig gegeneinanderprallen und um die weiblichen Tiere buhlen. Das Paarungsritual kostet die Mufflons viel Energie. Doch seit der Sommer auf Zypern wegen des Klimawandels immer länger und heißer wird, mangelt es ihnen ausgerechnet im Herbst an Wasser und proteinreicher Nahrung. Immer mehr geschwächte Tiere erkranken und sterben. Der Klimawandel bedroht das Wildschaf auch auf Sardinien. Waldbrände zerstören jeden Sommer zunehmend sein Revier. Gleichzeitig lauert dem Mufflon seit einigen Jahren ein heimtückisches, von Afrika eingeschlepptes Virus auf. Wird der zähe Überlebenskünstler auch diesen neuen Gefahren widerstehen? "Wildnis Europa" zeigt, wie auf den beiden mediterranen Inseln für das Überleben ihres Symboltiers gekämpft wird.
Bosnien und Herzegowina liegt im Herzen Europas. Das Land gliedert sich in die größere Region Bosnien im Norden, die etwa 80 Prozent des Staatsgebiets umfasst, und die kleinere Herzegowina im Süden. Die Landschaft ist abwechslungsreich: Gebirge, Schluchten und einsame Hügelketten wechseln sich mit fruchtbaren Ebenen, großen Flüssen und einem kleinen Abschnitt der Adriaküste ab. Illyrer, Römer, Osmanen und die Habsburger haben ihre Spuren in der Region hinterlassen. Moscheen, Synagogen sowie katholische und orthodoxe Kirchen stehen selbstverständlich nebeneinander. Der Norden des Landes ist wild und artenreich. Dort liegt der Nationalpark Sutjeska mit dem Perucica-Urwald. Mit bis zu 60 Metern Höhe ragen Buchen, Fichten und Kiefern aus dem felsigen Untergrund empor. Für viele bedrohte Tierarten, darunter der Balkanluchs, ist der Urwald ein wichtiges Rückzugsgebiet. Der Pilzforscher Nedim Jukic untersucht im Nationalpark seltene und gefährdete Pilzarten in der Nähe der Gletscherseen. Diese Pilze spielen eine bedeutende Rolle im Ökosystem, da sie abgestorbenes Pflanzenmaterial zersetzen und damit verhindern, dass die Seen zuwachsen und verschwinden. Unweit der Hauptstadt Sarajevo liegt im Bjelasnica-Massiv das abgelegenste und mit über 1.450 Metern höchstgelegene Dorf des Landes: Lukomir. Von Mai bis Oktober leben hier etwa 40 Menschen und über 4.000 Schafe. Omar Comor ist der Nachfahre des letzten Bogomilen, der hier Zuflucht fand.
Ebenso wie der Norden beindruckt auch der karge, karstige Süden des Landes Bosnien und Herzegowina mit seinen Naturlandschaften. Eine davon ist das Livno-Feld. Es ist nicht nur das größte Feuchtgebiet des Landes, sondern auch das größte, regelmäßig überschwemmte Karstfeld der Welt. Etwa 700 Wildpferde leben in dieser einzigartigen Landschaft. Ihre Vorfahren waren Arbeitspferde, die vor mehr als 50 Jahren hier ausgesetzt wurden. Eine weitere Besonderheit der Karstlandschaft sind die Flüsse mit ihren Kalktuff-Barrieren. Die unzähligen Wasserfälle, die sich über sie ergießen, sind ein einzigartiges Naturphänomen. Einzigartig sind auch die Kravica-Wasserfälle auf dem Trebizat. Marlena Cukteras und ihre Kollegen wollen für fünf Flussabschnitte den Status eines Naturparks erkämpfen, damit sie vor Gefährdung und Zerstörung geschützt sind. Wenige wissen, dass Bosnien und Herzegowina ebenfalls eine Küste hat - wenn auch nur sieben Kilometer lang. In der Bucht von Neum untersucht der Biologe Andrej Gajic die Folgen der Umweltverschmutzung für das marine Ökosystem. Sein Fachgebiet sind Haie und Rochen. Auf nächtlichen Tauchgängen erforscht er den Meeresgrund und seine Bewohner. Im Hinterland von Neum liegt der Naturpark Hutovo Blato. Dieses Feuchtgebiet gilt als eines der bedeutendsten Naturschutzgebiete Europas.
Die auf vielen Sendern vorgenommene strikte Trennung von Politik- und Kulturnachrichten wird hier aufgehoben. Es werden Schnittpunkte aus beiden Bereichen präsentiert und Zusammenhänge dargestellt.
In Sankt Petersburg werden die Touristenattraktionen aufwändig in Stand gehalten. Die Wohnhäuser einige Querstraßen weiter aber verfallen. Zuständig wäre die Kommune, doch die zeigt sich wenig engagiert. Nun haben die Eigentümer Andrej Fedoseew als Hausmeister engagiert, für viel Geld. Er ist für vier große Häuser zuständig und 24/7 im Job. "Es gab große Probleme im Haus, alles fiel auseinander, der Keller stand unter Wasser", sagt Andrej. Das sei eher die Regel als die Ausnahme. Keller, die seit Jahren unter Wasser stehen. Kläranlagen, die nicht funktionieren. Fernwärmeleitungen, die regelmäßig platzen. Russlands kommunale Infrastruktur ist in einem beklagenswerten Zustand. Vieles stammt noch aus Sowjetzeiten, wurde kaum modernisiert. Oft fehlt das Geld in einem Land, das über 40 Prozent seiner Einnahmen in Militär und Rüstung steckt. Noch schlimmer sieht es in den Dörfern vor den Toren der Stadt aus. In Krasny Bor kümmert sich Olga Eremina um Probleme vor Ort. Die Kläranlage funktioniert nicht mehr, Abwasser fließt ungeklärt in den Wald. Und aus dem Wasserhahn kommt nur ein trübes Rinnsal. "Unser Volk ist sehr duldsam", sagt Olga. "Es erduldet und erduldet und erduldet." Einige Dörfer weiter bessert Valentina Fomina als Hausmeisterin ihre schmale Rente von rund 200 Euro auf. "Mein Dorf soll schöner werden!", sagt sie. Akribisch fegt sie die Straße, verschönert als gelernte Malerin die Treppenhäuser.
Europas Flüsse und Seen gelten als die Lebensadern unseres Kontinents. Wasser, ob in Form von ewigem Eis oder frei fließend in Bächen und Flüssen, spielt eine entscheidende Rolle für das Überleben von Mensch und Tier. Unter der Wasseroberfläche leben hoch spezialisierte Überlebenskünstler und gefährliche Jäger. Welse im französischen Albi haben eine einzigartige Jagdstrategie entwickelt, die den ahnungslosen Tauben der Stadt zum Verhängnis wird. Pelikane im Donaudelta überlassen das Aufspüren ihrer Beute lieber anderen: Kormorane sind geschickte Fischjäger, doch bei den Fressorgien in Europas größtem Feuchtgebiet ist die Beute vor niemandem sicher. Weniger artenreich, dafür umso spezieller sind Estlands Moore. Dem Boden mangelt es nicht an Feuchtigkeit, sondern an Nährstoffen. Einige Bewohner wie der Sonnentau haben besondere Strategien entwickelt, um trotzdem auf ihre Kosten zu kommen. Oft formt das Wasser die Landschaft, in der es sich befindet, wie Islands eiskalte Gletscherflüsse zeigen, die sich ihren Weg durch das Land bahnen. Manchmal sind aber auch die Tiere selbst die Baumeister: Wo Biber Dämme bauen, verändert sich die Natur. So auch in Belgien, wo die Rückkehr der Biber aus einer ehemaligen Industriewüste ein Naturparadies gemacht hat. Während manche Prozesse Jahrzehnte dauern, laufen andere so schnell ab, dass man sie leicht übersieht. An einem Tag schlüpfen in der ungarischen Theiß Millionen von Eintagsfliegen, um in einem Ballett der Lüfte den Wettlauf um die Partnersuche zu gewinnen. Mit Einbruch der Dunkelheit endet ihr kurzes Dasein und nur ihre Nachkommen sind der einzige Beweis ihrer flüchtigen Existenz.
Paris, bekannt als charmante Stadt der Liebe, ist gleichzeitig Heimat von Millionen von Ratten. Die sozialen Tiere haben ihren schlechten Ruf zu Unrecht, denn sie tragen zur Sauberkeit der Stadt bei. In einer osteuropäischen Kleinstadt sind Würfelnattern zu einem überraschenden Teil des urbanen Ökosystems geworden. Die Reptilien haben einen künstlichen Wasserfall zu ihrem Jagdrevier erklärt. Während andere Tierarten solche Hindernisse als Barriere wahrnehmen, sehen die Würfelnattern darin ein offenes Buffet. Die Dokumentation präsentiert ihre erstaunliche Jagdtechnik, die erst kürzlich entdeckt und noch nie zuvor gefilmt wurde. Manchen Tieren gelingt es nicht nur, in der vom Menschen erschaffenen Welt zu überleben, sie haben auch gelernt, sie für sich zu nutzen. Um an Nahrung zu gelangen, erklimmen Steinböcke den fast senkrecht aufragenden Staudamm in den italienischen Alpen und zeigen damit, dass die Natur selbst die extremsten menschlichen Konstruktionen bezwingen kann. Das Zusammenleben von Menschen und Tieren birgt jedoch auch Schattenseiten. Die zunehmende Lichtverschmutzung stellt Glühwürmchen vor allem in der Frage der Partnersuche vor eine echte Herausforderung. Ein einzigartiges Beispiel für das harmonische Miteinander von Mensch und Natur sind die Fledermäuse von Mafra. Inmitten einer antiken Bibliothek jagen sie Schadinsekten und schützen damit die jahrhundertealten Bücher. Die Dokumentation ist eine Hommage an Europas Natur, die fest mit uns Menschen verwoben ist. Mit beeindruckenden Bildern und einzigartigen Geschichten erzählt sie von den erstaunlichen Überlebensstrategien der Tiere in unserer unmittelbaren Nähe.
Während die kurdischen Kämpferinnen unter Saryas Führung einen riskanten Angriff auf IS-Territorium planen, um die verschleppten Frauen zu befreien, wird Saryas und Nisrins Bindung zueinander stärker. Journalist Max spricht mit Sarya über seinen Artikel und seine Rolle im Krieg: beobachten und niemals eingreifen. Währenddessen bricht die nächste Katastrophe über sie herein: Ein Selbstmordattentat verursacht im kurdischen Camp etliche Verletzte. Sarya ist besorgt: Wo ist Nisrin? Ellie versucht inzwischen, sich an ihr neues Leben an Jakes Seite zu gewöhnen. Doch als sie erfährt, dass er ihr eine entscheidende Wahrheit über den "IS" verschwiegen hat, geraten ihre Überzeugungen ins Wanken. Um sie zu beruhigen, bringt Jake die entführte Meike zu ihr, doch diese Begegnung könnte weitreichende Folgen haben. Nasser hat nur noch ein Ziel: Er setzt alles daran, einen Ausweg aus der Terrororganisation zu finden. Mit geschickten Manövern und heimlichen Vorbereitungen ebnet er seinen Fluchtweg, doch kann er dem "IS" wirklich entkommen? Als die Mission beginnt, überschlagen sich die Ereignisse, und plötzlich steht sehr viel mehr auf dem Spiel als geplant.
Nach dem verheerenden Angriff steht Sarya unter Schock: Eine Kameradin ist unter ihrem Kommando gefallen, die Schuld lastet schwer auf ihr. Währenddessen konfrontiert Journalist Max sie mit eindeutigen Informationen über die Verbindung zwischen Anna und Shamaran. Doch Sarya hat jetzt Wichtigeres im Kopf, denn ein neuer Konflikt bahnt sich an. Im Affekt und aus Verzweiflung streitet sie mit Nisrin, die sich unverstanden fühlt und kurzerhand auf eigene Faust handelt. Sie verlässt das Lager und begibt sich in gefährliches Gebiet, um sich bei einer ihr vertrauten Person zu melden. Währenddessen fleht Meike um ihre Freiheit, doch Ellie hält sie gegen ihren Willen fest. Nasser verfolgt weiter seinen riskanten Fluchtplan und weiß noch nichts davon, dass Nisrin auf der Suche nach ihm ist. Jeden Schritt führt er penibel aus, denn ein Fehler könnte ihn das Leben kosten. Mit dem unerwarteten Auftauchen von Nisrin wird sein Plan auf den Kopf gestellt. Unterdessen hegt auch Paul dunkle Absichten. Erneut trifft er Rebekka, die ihm nichtsahnend und gutgläubig entscheidende Informationen liefert. Er gibt sie an Jake weiter, mit potenziell fatalen Folgen. Während jeder seine eigenen Pläne schmiedet, steuert alles auf eine unausweichliche Konfrontation zu. Wer kann wem noch trauen - und wer wird am Ende überleben?
Max' Recherche über Annas Mossad-Verbindungen setzt eine Kettenreaktion in Gang. Während er jeden befragt, der Anna kannte, weiß Sarya, dass seine Enthüllungen den israelischen Geheimdienst alarmieren werden. Und genau darauf setzt sie. Sobald der Mossad reagiert, will sie verhandeln. Ihr Angebot ist riskant. Sie will dabei helfen, den IS-Finanzboss Jake zu fassen, wenn Israel im Gegenzug die entführten Frauen rettet. Doch der Deal hat einen hohen Preis. Um ihre Mission zu vollenden, geht Sarya einen gefährlichen Weg. Gemeinsam mit zwei Verbündeten lässt sie sich vom "IS" gefangen nehmen und ins Lager der versklavten Frauen bringen. Dort stößt sie auf eine unerwartete Spur. Doch wie lange können sie unentdeckt bleiben? Zur gleichen Zeit wächst Pauls Misstrauen gegen Nasser. Er vermutet eine Verbindung zum Banküberfall und konfrontiert ihn damit - nicht ahnend, dass Nisrin in der Nähe ist. Sie erkennt, dass er der Mann ist, der Shamaran getötet hat. Nasser warnt Nisrin, dass die Situation unkontrollierbar und immer gefährlicher wird und sie so schnell wie möglich fliehen muss. Paul ist kurz davor, Jake seine Bedenken gegenüber Nasser mitzuteilen. Wie weit wird er gehen? Gleichzeitig entfernt sich Ellie immer weiter von ihrer alten Welt. Nach ihrem Verrat an Meike gewinnt sie Einfluss in den Reihen des Kalifats. Als Ehefrau eines hochrangigen IS-Mannes spürt sie zum ersten Mal echte Macht und beginnt, diese für sich zu nutzen.
Während Sarya im Camp ihren riskanten Plan vorantreibt, spielt Nasser ein gefährliches Doppelspiel. Er lenkt den Verdacht geschickt von sich ab, doch der Druck wächst. Der "IS" weiß, dass ein amerikanischer Luftangriff bevorsteht, und Jake fordert Ellie auf, sofort ihre Sachen zu packen. Alles steht kurz vor dem Zusammenbruch. Nasser und Nisrin bereiten ihre Mission vor. Er erklärt ihr, wie sie sich in Sicherheit bringt für den Fall, dass er nicht zurückkehrt. Unter dem Vorwand, sich eine Frau aussuchen zu wollen, trifft er sich im Frauenlager mit Sarya. Er übergibt ihr die Waffen und sie schmieden ihren letzten, alles entscheidenden Plan. Sarya verteilt die Waffen an ihre Kameradinnen und gibt ihnen das Material zur Sprengung des Wachturms. Der Moment der Befreiung rückt immer näher. Währenddessen versuchen Jake und Ellie, sich in Sicherheit zu bringen. Doch plötzlich werden sie aufgehalten. Ein unerwartetes Problem zwingt sie zur Umkehr. Dann überschlagen sich die Ereignisse. Während Sarya und ihre Kameradinnen auf den Moment des Angriffs warten, gerät alles außer Kontrolle. Jetzt entscheidet sich, wer überlebt. Wird es Sarya, Nasser, Nisrin und den Kämpferinnen gelingen, die Frauen zu befreien? Oder kommt alles anders, als man es hätte erahnen können?
Jenny Davin wartet darauf, ihre Karriere als Ärztin einer Privatklinik aufzunehmen. In der Zwischenzeit arbeitet sie als Vertretung in einer Hausarztpraxis in einem sozial prekären Viertel der Stadt Seraing in Belgien. Eines Abends, die Praxis ist schon längst geschlossen, klingelt es an der Praxistür. Jenny ist gerade in einem intensiven Gespräch mit ihrem Praktikanten. Sie untersagt ihm, die Tür zu öffnen - man müsse Grenzen setzen können. Außerdem hätte die Person erneut geklingelt, wenn es sich wirklich um einen Notfall handeln würde. Am Tag darauf wird in der Nähe der Praxis eine Leiche gefunden. Die junge Frau ist an einer Kopfverletzung gestorben. Verletzungen an ihren Handgelenken weisen darauf hin, dass sie sich gewehrt hat. Ein Mord ist nicht auszuschließen. Die Aufzeichnungen der Überwachungskamera zeigen, dass es sich bei dem Opfer um die Person handelt, die am Vorabend an der Praxistür geklingelt hat. Die junge Frau hat keine Ausweispapiere bei sich und eine Identifizierung ist nicht möglich. Jenny fühlt sich für ihren Tod mitverantwortlich. Hätte sie die Tür geöffnet, wäre sie vielleicht noch am Leben. Jenny beginnt, eigene Nachforschungen anzustellen, um die Identität des Opfers herauszufinden. An der Reaktion des jungen Bryan merkt sie, dass er etwas weiß, doch er weigert sich, darüber zu sprechen. Jenny setzt ihre Recherche fort und muss sich in deren Verlauf mit ihrem Weltbild auseinandersetzen. Das Sozialdrama setzt sich mit den Themen Schuld und Verantwortung auseinander. Dabei vereint der Film den für die Dardenne-Brüder typischen Sozialrealismus mit einer Handlung von der Intensität eines Thrillers.
Camille Pissarro (1830-1903) wurde auf der Insel Saint Thomas geboren, die heute zu den US-Amerikanischen Jungferninseln gehört. Später zog er nach Paris, schloss sich einem Künstlerkollektiv an und widmete sich fortan der Malerei. Die erste Ausstellung der Gruppe wurde stark kritisiert, dennoch galt sie als Geburtsstunde einer ganz neuen Strömung: des Impressionismus. Pissarro prägte die Kunstrichtung im Laufe der folgenden 40 Jahre maßgeblich. Er war der Mentor von Edgar Degas, Paul Cézanne und Paul Gauguin und ermutigte die jungen Maler, den Kritikern Paroli zu bieten und stets ihren eigenen Weg zu gehen. Darüber hinaus stand er in Austausch mit Paul Signac, Georges-Pierre Seurat, Charles-François Daubigny und Émile Zola. Wie viele Neoimpressionisten der damaligen Zeit war auch Pissarro ein Verfechter des Anarchismus. So bot er den Familien verhafteter oder im Exil lebender Anarchisten nach Ende der Pariser Kommune finanzielle Unterstützung an. Das seit 1683 existierende Ashmolean Museum in Oxford beherbergt Archivmaterialien rund um das 40-jährige Schaffen von Camille Pissarro, anhand derer die Dokumentation das Leben und Schaffen des außergewöhnlichen Künstlers erzählt.
Fotos können unser Weltbild beeinflussen. Und jedes Foto hat eine Entstehungsgeschichte. Das Magazin "Mit offenen Augen" ordnet Bilder ein und erklärt Hintergründe. Moderatorin Sonia Devillers liefert faszinierende Aufschlüsse, die über den ersten Blick hinausgehen.
Das Kulturmagazin des Senders ARTE wird täglich aus Paris gesendet. Aktuelle Themen aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Gesellschaft stehen im Zentrum der Sendung und werden versiert unter die Lupe genommen.