Der Turkana-See ist fast zwölfmal so groß wie der Bodensee. Das salzige Wasser ist fisch- und algenreich. Rundherum: eine Wüste aus Vulkangestein. Am Südostufer lebt eine der kleinsten Volksgruppen Kenias: die El Molo. Raphael Lenapir ist der Dorfälteste hier. Als er ein junger Mann war, hat sein Stamm noch Nilpferde und Krokodile gejagt. 25 km Luftlinie vom Seeufer entfernt erhebt sich Mount Kulal, ein erloschener Vulkan. Bergführer Shukri Lasapicho begleitet regelmäßig Touristinnen, Touristen, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf den Gipfel. Außerdem engagiert er sich in der "Community Forest Association" für den Erhalt von Flora und Fauna des Biosphärenreservats. Die Westseite des Turkana-Sees, der in der Kolonialzeit "Rudolfsee" genannt wurde, ist international als "Wiege der Menschheit" bekannt. Die ältesten menschlichen Fossilien der Welt wurden hier gefunden. Weiter südlich des Turkana-Sees liegt das Samburu-Nationalreservat. Dort haben Elefanten-Waisen ein Zuhause gefunden: im Reteti Elephant Sanctuary, das ausschließlich von Menschen aus der Region betrieben wird, wie der zweifachen Mutter Naomi Leshongoro. Ganz in der Nähe des Ortes Archers Post haben sich junge Samburu-Frauen zusammengeschlossen, um als Dorfgemeinschaft ohne Männer ihren Alltag zu bestreiten. Rund 30 Frauen leben hier zusammen, alle sind sehr jung Mutter geworden, viele haben in der Ehe Gewalt erfahren. Die 23-jährige Lucy ist die Vorsteherin der Dorfgemeinschaft. Gemeinsam wollen sie ihre Zukunft und die ihrer Kinder aktiv gestalten.
Neuseeland, jüngstes Land der Erde, liegt mitten im Pazifik und besteht aus einer Nord- und einer Südinsel. Auf der Südinsel, in der Region Otago, brüten die nur hier lebenden Königsalbatrosse. Obwohl sie extrem geschützt sind und sich ihnen niemand ohne Erlaubnis nähern darf, haben in dieser Saison nur 14 Küken überlebt, halb so viele wie in den Vorjahren. Warum, das kann niemand sagen. Königsalbatrosse können 190.000 Kilometer am Stück fliegen - ohne je den Boden zu berühren. Nur alle zwei Jahre kehren sie an den Ort ihrer Geburt zurück. Pro Brutzeit legen sie ein Ei - wenn überhaupt. Keine leichten Voraussetzungen für Nachwuchs. Ranger Hoani Langbury versucht, die Ursachen für das Schrumpfen der Population zu ergründen. Auch weiter nördlich auf der Südinsel sind Tiere bedroht - Gelbaugenpinguine, die zweitgrößte Pinguinart Neuseelands. Zwei Frauen betreiben hier ein Pinguin-Krankenhaus und päppeln verletzte und kranke Tiere liebevoll wieder auf. Am stärksten betroffen sind derzeit die Maui-Delfine auf der Nordinsel. Im angesagten Sportlerparadies Raglan sind Surfer früher noch mit den kleinen Delfinen geschwommen - heute bekommt sie niemand mehr zu Gesicht. 55 Tiere soll es angeblich noch geben. "360° Geo Reportage" hat Menschen getroffen, deren Leben vom Kampf um den Erhalt dieser Tierarten geprägt ist und zeigt, wie sehr die Neuseeländer um ihre traumhaft schöne Natur kämpfen.
Dieses Nachrichtenformat richtet sich speziell an Kinder und Jugendliche und behandelt, nach dem Vorbild von Nachrichtensendungen für Erwachsene, unterschiedliche Themen aus Europa und der gesamten Welt.
Waldküche ist mehr als ein kulinarischer Trend: In manchen Gebieten Europas kommt auf den Tisch, was im Wald wächst. Denn er steckt voller Aromen und hält viel mehr bereit als Pilze und Beeren. Der Wald ist eine riesige Vorratskammer aus Wildpflanzen, Blättern, Nadeln, Moosen, Tannenzapfen, Wurzeln, Blüten und vielem mehr. Im Kleinwalsertal zum Beispiel gibt es im Frühjahr frische Fichtenspitzen zu essen - würzig oder süß - Waldheidelbeerküchlein, Pasta mit Buchen- und Birkensprossen oder Rehkeule mit Fichtenhonig. Das Kleinwalsertal liegt im Nordwesten Österreichs, im Bundesland Vorarlberg. Es ist ein schmales Hochtal mit 5.000 Einwohnern, das nur über eine Straße aus Deutschland kommend zu erreichen ist.
(1): Thomas Bernhards ungeschminktes Österreich (2): Makedonien: Im Land der Arravanis (3): Chile: Panchitas Mais-Hackfleisch-Auflauf (4): Atlantic City: Die tauchenden Pferde vom Steel Pier
(1): Tchalé Figueira: Der expressive Ausdruck der Kapverden (2): Vulkane auf den Kapverden: Gefährlich und fruchtbar (3): Inês' Fischragout mit Kokosmilch (4): Auf den Kapverdischen Inseln verspätet sich die Weltreise
1875 war etwa jeder vierte Cowboy schwarz. Auch schwarze Sheriffs, Trapper und Soldaten gab es im Westen. Viele dieser Afroamerikanerinnen und Afroamerikaner verbündeten sich mit den Ureinwohnern, andere wurden von ihnen versklavt. All diese Männer und Frauen suchten in den Weiten des amerikanischen Westens die Freiheit und nahmen dafür ein abenteuerliches und gefährliches Leben in Kauf. So hat jede legendäre Figur des Wilden Westens ihr afroamerikanisches Double, ob Cowboy, Desperado, Revolverheldin oder furchtloser Sheriff. In der offiziellen Geschichtsschreibung wurden sie unterschlagen und auch Hollywood hat sie nicht auf der Leinwand verewigt. Doch einige von ihnen sind bekannt, denn sie haben der Nachwelt Briefe oder Memoiren hinterlassen: so der entflohene Sklave Bass Reeves, der als US-Marshal für Recht und Ordnung sorgte; der sagenhafte Trapper James Beckwourth, ein Grenzgänger zwischen den Welten der Indianer und der Weißen; die Postkutschenfahrerin Mary Fields, die geschickt mit Waffen umzugehen verstand; der "schwarze Moses" Benjamin "Pap" Singleton, der sein Volk nach Kansas in das neue Gelobte Land führte; der von Indianern versklavte Henry Bibbs und der Lasso-Virtuose Nat Love. Ihre Erzählungen lassen die große Zeit des Far West aufleben, vom Sezessionskrieg bis zum Ende der Pionierzeit und der vollständigen Eingliederung des Westens in das amerikanische Hoheitsgebiet bis hin zum Pazifik. Dort konnten sie hoffen, der Knute des Sklavenhalters, den Gewalttaten des Ku-Klux-Klans und dem Rassenhass zu entgehen. Dieses kaum bekannte Kapitel der US-amerikanischen Geschichte beleuchtet die Dokumentation und lässt die vergessenen Helden und Heldinnen mit eigenen Worten schildern, wie sie diese Zeit erlebten. Ihre Erzählungen zeigen, wie sehr dieses unterdrückte Volk damals darauf hoffte und mit welchem Mut es dafür kämpfte, das Freiheitsversprechen des Far West für sich einzulösen.
Eine Reise aus der Luft über Uganda zeigt spektakuläre Landschaften: die gletscherbedeckten Ruwenzori-Berge, urzeitliche Regenwälder und Kraterseen. Die Virunga-Berge erstrecken sich über Uganda und Ruanda bis nach Kongo. Im Bwindi-Nationalpark haben die seltenen Berggorillas ihre Heimat. Max-Planck-Forscher Julius Mutale studiert ihr Verhalten, um sie besser schützen zu können. Jenseits der üppigen Wälder liegen die vielleicht steilsten Ackerflächen der Erde. Mineralreiche Vulkanasche hat den Boden fruchtbar gemacht. Trotz der Gefahr eines Vulkanausbruchs möchte Farmer Michael an keinem anderen Ort arbeiten. Im Queen-Elizabeth-Nationalpark lebt eines von nur zwei bekannten Löwenrudeln weltweit, die auf Bäume klettern. Das Wasser, das die Seen im Nationalpark speist, hat seinen Ursprung im Ruwenzori-Gebirge. Von den regenreichen hohen Gipfeln stürzt das Wasser die Hänge hinab und nährt die mächtigen Flüsse. Perfekt angepasst an das äquatoriale Klima sind die Watussirinder. Einer der letzten Hirten der traditionellen Nutztierrasse ist Eric. Er schwört auf die Widerstandskraft seiner Tiere. Unweit der Hauptstadt Kampala liegt der Zika-Wald mit düsterem Ruf: Er beheimatet eine Vielzahl von virentragenden Mücken. Virologe Julian Lutwama erforscht die Erreger und identifiziert noch unbekannte Viren. Östlich verläuft die Küste des Victoriasees bis hin zur kenianischen Grenze. Unterbrochen vom größten Strom Afrikas: Das ist der Ursprung des Nils. In seinem Kajak stürzt Geoffrey Cabiliar die Stromschnellen hinunter. Der Weiße Nil gehört zu den extremsten Wildwasser-Spots der Welt.
Der verheerende Krieg in Bosnien und Herzegowina ist schon fast 30 Jahre zu Ende. Trotzdem sind die Ressentiments der unterschiedlichen Volksgruppen, Bosniaken, Serben und Kroaten, immer noch tief. Das Land ist gespalten, Gräueltaten aus dem Krieg werden totgeschwiegen oder verdrängt. Versöhnung scheint schwierig bis unmöglich. Doch es gibt junge Friedensaktivisten, die versuchen, das zu ändern. Sie stellen vor ehemaligen Folterlagern Schilder auf, um die Orte bekannt zu machen. Und, fast noch wichtiger: Sie laden Veteranen und Häftlinge aller ehemaligen Kriegsgegner ein und besuchen mit ihnen diese Orte. Dort erzählen sich die ehemaligen Erzfeinde ihre bewegenden Geschichten. Dabei kommt es zu echten Versöhnungsprozessen. Erste zaghafte Versöhnung gibt es auch in Spanien. Das Land hat Jahrzehnte unter den brutalen Attentaten der baskischen Terrororganisation ETA gelitten. Der Staat reagierte darauf oft selbst mit skrupelloser Gewalt. Jetzt, wo es die ETA nicht mehr gibt, finden auch hier erste Annäherungen zwischen Opfern und Tätern statt. Unter Ausschluss der Öffentlichkeit finden sogenannte restaurative Gespräche statt. Wichtige Akteure beim Versöhnungsprozess: ein Opfer, dass das größte ETA-Attentat überlebte und die Schwester eines mutmaßlichen ETA-Sympathisanten, der von einer spanischen Geheimpolizei getötet wurde.
(1): Das Revival der Fleischpastete in Lyon (2): Nostalgiegeschmack: Elisabeth, eine Lyonerin in Schottland (3): Ran an die Töpfe!
(1): Claude McKays buntes Marseille (2): Jamaika: Aus der Mitte entspringen die Flüsse (3): Argentinien: Lizzies Pfannkuchen mit Dulce de Leche (4): Spanien: Die Insider-Geschäfte eines königlichen Günstlings
(1): Vogesen: Claudie Hunzinger und die Poesie des Landlebens (2): Armenien: Schach ist König (3): Neuseeland: Renates Shepherd's Pie (4): Baltimore: Lincolns Hut
Memphis, Tennessee: Anders als seine wohlhabenden Kommilitonen hat der junge Anwalt Rudy Baylor nach seinem Abschluss keinen hochkarätigen Job, der auf ihn wartet. So lässt er sich vom zwielichtigen Bruiser Stone in dessen Kanzlei anstellen. Bald erkennt er, dass es seine Hauptaufgabe ist, im Krankenhaus Unfallopfer davon zu überzeugen, Schadenersatz einzuklagen. Anwaltsgehilfe Deck Shifflet, der Firmenexperte in Versicherungsfragen, arbeitet Rudy ein. Zusammen bereiten sie eine Klage gegen einen Versicherungskonzern vor, der die Kosten für die Krebsbehandlung des schwer kranken Donny Ray nicht zahlen will. Kurz darauf verschwindet ihr Boss, weil das FBI ihn mit schwarzen Kassen und dubiosen Geldzahlungen in Verbindung bringt. Rudy und Deck machen sich selbstständig und arbeiten weiter an Donnys Fall. Inzwischen hat die Versicherung eine Reihe teurer Anwälte engagiert, die sie einschüchtern sollen. Der Chef der Gegenpartei, Leo F. Drummond, bietet ihnen einen außergerichtlichen Vergleich an, den Rudy ablehnt. Er möchte Gerechtigkeit für den inzwischen verstorbenen Donny und seine Familie und erkennt, dass das rüpelhafte Verhalten der Versicherung gegenüber ärmeren Versicherten System hat. Als der hochkarätige Zivilprozess seinem Höhepunkt entgegensteuert, wird es für Rudy auch privat kompliziert: Er hat sich bei einem seiner Besuche im Krankenhaus in eine junge Frau verliebt, Kelly Riker, die regelmäßig von ihrem Ehemann verprügelt wird. Um ihr zu helfen, muss er sich sehr weit von seiner Anwaltsethik entfernen.
Der Grand Canyon wird über seine gesamte Länge vom Colorado River durchzogen, der sich tief in den Fels eingrub und geologische Schichten von prächtigem Form- und Farbreichtum freilegte. Diese Strukturen sind so gut erhalten, dass sie einen Blick auf eine rund zwei Milliarden Jahre zurückreichende Erdgeschichte ermöglichen. Der Grand Canyon wurde erst spät wissenschaftlich erforscht: 1869 begann John Wesley Powell eine Expedition in das "Große Unbekannte", wie er es nannte. Unter Lebensgefahr erkundete er einen grandiosen Ort voller geologischer Wunder und menschlicher Spuren. Auch die Geologen Karl Karlstrom und Laura Crossey erforschen dieses Naturwunder und waren bereits dutzende Male auf dem Fluss unterwegs. Die Reise ist jedes Mal ein neues Abenteuer, das ohne das Wissen und Können der "River-Runner" nicht realisierbar wäre. Glade ist seit 15 Jahren River-Runner und sorgt auf dieser Expedition nicht nur für eine sichere Navigation und gute Stimmung, sondern teilt auch seine Kenntnisse über den Grand Canyon. Ebenfalls dabei ist Naturforscher Geoff Carpenter: Er hat den Grand Canyon bereits etwa 50 Mal durchquert, oft auf den Spuren von Reptilien. Auf ihrer achttägigen Expedition bestimmten Karl und Laurie geologische Schichten und blicken auf die geheimnisvolle Geschichte der Landschaft zurück, von der Explosion des Lebens vor rund 500 Millionen Jahren bis zur Eiszeit. Der Grand Canyon - mittlerweile zwar von Talsperren und anderem menschlichen Einfluss geprägt - ist dank der Kraft der Erosion in ständiger Bewegung. Am Beispiel der Stromschnellen wird deutlich, wie ihn auch heute noch die Elemente formen.
Im Schatten einer malerischen Burg im Süden Deutschlands leben skurrile Vögel, die wie Fabeltiere anmuten: Waldrappe. In einem künstlichen Nistplatz brütet in Burghausen die erste Kolonie der Ibisvögel in Mitteleuropa. Bis ins Mittelalter waren die gänsegroßen Tiere mit dem dunklen Gefieder weit verbreitet. Doch sie wurden gejagt und vor etwa 400 Jahren ausgerottet. Zwar überlebten einige wenige Tiere in Marokko und Syrien, doch erst in Zoos konnten sie in größerer Zahl erfolgreich gezüchtet werden. Naturschützer kamen auf die Idee, Waldrappe auszuwildern. Sie starteten ein aufwendiges Projekt. Denn die Nachkommen von Zoovögeln mussten von Menschen lernen, wohin sie ins Winterquartier fliegen müssen. Mit Ultraleichtfliegern wurde ihnen der Weg von Burghausen nach Italien gezeigt. Von allein kehrten die Vögel zurück und brüten seit 2011 erfolgreich an der Burgmauer der Kleinstadt. Corinna Esterer und Oliver Habel vom Waldrappteam beobachten in Burghausen die Brutkolonie. Denn noch ist die Zahl der Vögel klein und jedes Küken besonders wertvoll. Auf die jungen Waldrappe lauern viele Gefahren: Müll im Nest, Attacken von Feinden und Stromschlag. Von März bis November greifen die Vogelfreunde ein, wenn es nötig ist. Erstmals beobachtet eine Kamera am Nest hautnah die gesamte Brutzeit. Und nie zuvor gelang es, einem Waldrapp eine Kamera auf den Rücken zu schnallen und seinen Flug aus der Vogelperspektive zu erleben. Ein Jahr lang folgt der Film den Tieren von Deutschland bis nach Italien. Werden es die frei geborenen Waldrappe schaffen, wild zu leben wie einst ihre Ahnen?
Die Dokumentation führt in die ausgedehnten Wälder im Südosten Sloweniens. Dort hat der Habichtskauz ein Rückzugsgebiet gefunden. Hier studiert der slowenische Biologe Dr. Al Vrezec, einer der führenden Experten für Habichtskäuze, mit seinen Mitarbeitern die Welt des großen Raubvogels. In aufregenden Aufnahmen zeigt der Film, wie das Habichtskauzweibchen mutig seine Brut verteidigt. Es greift dabei gefährliche Räuber wie Wildkatzen oder Marder an und schreckt auch vor großen Eindringlingen wie Bären oder Menschen nicht zurück. Doch während der Habichtskauz in Slowenien sein Rückzugsgebiet gefunden hat, war er in Österreich bereits ausgestorben. Ein Wiederansiedlungsprojekt der Universität Wien züchtet den Vogel nun und siedelt ihn im Wildnisgebiet Dürrenstein-Lassingtal wieder an. Die Dokumentation verfolgt die Arbeit der Wissenschaftler und begleitet ihre mühseligen Versuche, die Eulenart wieder in Österreich zu etablieren. "Eine Königin der Nacht" ist nicht nur die Geschichte faszinierender Vögel, sie zeigt auch, welche Verantwortung dem Menschen bei der Erhaltung der Art zukommt.
Der Tag nach den Wahlen: Europa schaut auf Deutschland Die vorgezogene Bundestagswahl am 23. Februar ist richtungsweisend: Nicht nur für Deutschland, sondern für ganz Europa. Wie stark werden Rechts- und Linksextreme? Welches Programm sieht der Wahlsieger für die Wirtschaft, die Außenpolitik, die Sicherheit vor? Wird Deutschland eine stabile Regierung haben, oder rutscht das Land in eine Phase der politischen Unsicherheit? Ganz Europa wird auf Berlin schauen, denn die Antworten auf diese Fragen sind entscheidend für die gesamte Gemeinschaft. "ARTE Journal" analysiert die Wahlergebnisse mit Korrespondenten in Paris, Rom, Warschau und Brüssel, verfolgt die Reaktionen in Deutschland und auf der ganzen Welt mit einem Analysten im Studio, und fängt dabei mit Reportagen und Schalten die Stimmungen nach der Bundestagswahl ein.
In der malerischen Kulisse von Bordeaux untersucht der erfahrene Inspektor Louis Baroni den vermeintlichen Unfalltod von Madame Morlaix, die nach einem lautstarken Streit mit ihrem Mann Édouard aus dem Fenster ihrer Wohnung stürzte. Für die Polizei scheint der Fall klar: ein tragischer Unfall, verursacht durch eine defekte Kippleiter. Doch Inspektor Baroni ist nicht überzeugt. Seine Instinkte, geschärft durch Jahre im Dienst, sagen ihm, dass Édouard schuldig ist - und er setzt alles daran, die Wahrheit ans Licht zu bringen. Trotz seiner chronischen Lungenkrankheit und der Arbeitsbelastung durch einen aufsehenerregenden Drogenskandal, der Bordeaux erschüttert, konzentriert Baroni sich auf Édouard. Der charismatische Witwer, der von einer Zukunft auf einer einsamen Pazifikinsel träumt, fasziniert Baroni. Trotz seiner Überzeugung von Édouards Schuld entwickelt sich eine ungewöhnliche Dynamik zwischen den beiden Männern, die von gegenseitiger Faszination und unterschwelliger Sympathie geprägt ist. Während Baroni immer aggressiver versucht, Édouard zu einem Geständnis zu zwingen, entdeckt er Gemeinsamkeiten, die ihn tiefer in den Fall und in die eigene Lebenskrise ziehen. Die Grenzen zwischen Jäger und Gejagtem beginnen zu verschwimmen und Baroni muss sich fragen, ob die Wahrheit es wert ist, sein letztes bisschen Würde und Verstand zu opfern. "Kopf oder Zahl" ist ein komplexes Kriminaldrama, das psychologische Tiefe und packende Spannung verbindet. Mit den intensiven Charakterstudien, der eleganten Inszenierung und unerwarteten Wendungen bleibt der Film bis zum Ende fesselnd.
Mr. Neville hat außerordentlichen Erfolg als Landschaftszeichner und eine entsprechend hohe Meinung von sich selbst. So lässt er sich lange bitten, ehe er sich im Sommer 1694 dazu bereit erklärt, zwölf Zeichnungen von einem Herrenhaus in der Grafschaft Wiltshire anzufertigen. Dies soll in Abwesenheit des Besitzers, Mr. Herbert, geschehen. Die Zeichnungen sind von dessen Gattin als Versöhnungsgeschenk gedacht. Doch der junge, arrogante Künstler verlangt nicht nur freie Wahl der Motive, sondern auch amouröse Gefälligkeiten von seiner Auftraggeberin und der Tochter des Hauses. Als Mr. Neville seine Arbeit beendet hat und sich gerade zur Abreise rüstet, wird plötzlich Mr. Herbert tot aus dem Teich seines Anwesens gefischt. Durch seine akribischen Zeichnungen wird der Künstler nun in den ungeklärten Todesfall verstrickt ...
Die Kamera ist eine fantastische Maschine. Der ihr gewidmete Dokumentarfilm versteht sich als Denkanstoß in Bezug auf die Selbstverliebtheit der Menschen und ihr Bedürfnis, durch das Auge der Kamera auf die Welt zu blicken. Die Filmemacher Axel Danielson und Maximilien Van Aertryck ("Zehn-Meter-Turm", "Jobs For All!") setzen sich in ihrem Schaffen mit gesellschaftlichen Entwicklungen auseinander. Diesmal wollen sie ergründen, wie es zur aktuellen Bilderbesessenheit kam und wie sich diese auf das menschliche Verhalten auswirkt. Gleichzeitig gehen sie der Frage nach, wie die Bilderflut, die von weltweit mehr als 45 Milliarden Kameras erzeugt wird, die Gesellschaft beeinflusst und welcher Weg in nur 200 Jahren von der ersten Fotografie zur heutigen milliardenschweren Content-Industrie führte. Von der Geburt der Camera obscura zur ersten Filmvorführung, von der Erfindung der Webcam zum ersten viralen Video jagt der scharfsinnige und nachdenklich stimmende Dokumentarfilm dem rasanten Aufstieg der Bildkultur hinterher. Entstanden ist eine bunte Collage mit historischem Archivmaterial, Diktatoren vor jubelnden Mengen, Leni Riefenstahl im Schneideraum, erschütternden Pressefotos voller Gewalt, Amateurvideos, Live-Streaming-Material und Videoschnipseln von Adrenalin-Junkies, die an Wolkenkratzern hängen. Es ist nicht zuletzt eine sinnbildliche Studie des Kinos und der von ihm mitgeformten Gesellschaftsgeschichte, geführt von einem unterhaltsamen und intelligenten Kommentar.
Inga und Reynir betreiben in der isländischen Provinz eine kleine, hoch verschuldete Milchfarm. Inga hat jung geheiratet und ihr Leben damit verbracht, Kinder großzuziehen und eine gute Ehefrau zu sein - obwohl die Liebe inzwischen verblasst ist. Die Kinder sind nun ausgezogen und Inga ist einsam. Ihre tägliche Routine besteht aus dem Haushalt und der ständigen Kontrolle und Überwachung der inzwischen fast vollständig automatisierten Milchfarm. Nachdem Reynir bei einem Autounfall ums Leben gekommen ist, versucht Inga die Farm allein zu bewirtschaften. Damit steht sie plötzlich als Frau inmitten einer von Männern dominierten, konservativen Gemeinde und muss mit der Kooperative über die katastrophale finanzielle Situation verhandeln, die ihr Mann hinterlassen hat. Mit der Zeit gewinnt sie immer tiefere Einblicke in die Machenschaften der Kooperative und erkennt, dass alle Bauern in der Gemeinde von dieser abhängig gemacht und erpresst werden. Doch Inga wehrt sich. Unter Einsatz von sozialen Medien, mutigen Mitstreitern und stinkender Gülle macht die patente Kämpferin ihren Standpunkt klar. Regisseur Grímur Hákonarson zeigt in seinem wunderbar lakonischen Film eine starke Frau, die sich allein gegen eine männliche Übermacht zur Wehr setzt. Vor der malerischen Kulisse Islands beweist der Film, dass es manchmal nur einer Person bedarf, um Änderungen zu bewirken. "Milchkrieg in Dalsmynni" lief 2019 auf dem Toronto Filmfestival, wo er mit seinen aktuellen Bezügen und dem trockenen nordischen Humor Publikum wie Presse gleichermaßen begeisterte.
Nordwestlich von Amsterdam, in einem besonders dicht besiedelten Teil der Niederlande, liegt das Markermeer - ein 700 Quadratkilometer großes Gewässer, das einst als Teil eines riesigen Mündungsgebiets mit der Nordsee verbunden war. Ein langer Deich machte es zu einem enormen Binnensee, der im Laufe der Jahre durch Landgewinnung und Hochwasserschutzmaßnahmen den größten Teil seiner natürlichen Ufer verlor und von Meer und Flüssen vollständig abgeschnitten wurde. Auf dem Grund bildete sich an vielen Stellen eine dicke Schlammschicht, die alle Bodenorganismen erstickte. Außerdem war das Wasser aufgrund der von den Wellen aufgewirbelten Sedimente oft sehr trüb, wodurch weniger Licht in die tieferen Schichten gelangte und das Wachstum von Algen und Wasserpflanzen gehemmt wurde. Infolgedessen gingen die Fisch- und Vogelbestände drastisch zurück und der See drohte langsam zu sterben. Die Artenvielfalt des unnatürlich begrenzten Riesengewässers war in Gefahr. Dank niederländischer Erfindungsgabe konnte diese Entwicklung jedoch gestoppt werden. Die Naturschutzorganisation "Natuurmonumenten" rief das Marker-Wadden-Projekt ins Leben, bei dem - ähnlich wie bei den Palm Islands in Dubai - aus den Sedimenten, die sich im Lauf der Jahrzehnte am Grund des Sees gebildet hatten, künstliche Inseln mit Marschen, Stränden und Wattflächen angelegt wurden. Allerdings sind diese Marker Wadden nicht zur Besiedlung durch den Menschen, sondern für die Pflanzen- und Tierwelt bestimmt. 2021 wurde das Marker-Wadden-Projekt abgeschlossen. Diese einmalige Naturdokumentation erzählt die Entstehung der Inseln und wie sie schon kurz darauf von der Natur in Besitz genommen werden. Schon jetzt finden sich dort mehr als 650 unterschiedliche Pflanzen- und Tierarten - bei einem unglaublichen Vogelreichtum. Atemberaubende Aufnahmen zeigen die Eroberung der Inseln durch die Natur und wie die Landkarte der Niederlande verändert wurde, um die einheimische Artenvielfalt erfolgreich zu stärken.
Der mehr als 3.300 Meter hohe Ätna ist der höchste und aktivste Vulkan Europas. Ein- bis zweimal jährlich bricht der Mongibello, wie ihn die Sizilianer nennen, aus und bedroht mit seinen glühenden Lavaströmen die etwa 900.000 Menschen, die in seinem Umkreis leben. Und doch ist der Ätna für die sonst sehr trockene Insel Sizilien auch ein unbezahlbarer Schatz: Der Feuerberg fungiert als natürliches Wasserreservoir. Zu seinen Füßen erstrecken sich Felder, Zitrus- und Olivenplantagen, so weit das Auge reicht. Die äußerst fruchtbaren Böden bescheren den Menschen seit Jahrtausenden reiche Ernten und bilden die Existenzgrundlage ihrer Dörfer. Jedes Jahr Anfang Februar veranstaltet die Stadt Catania das für Katholiken weltweit bedeutsame Fest der heiligen Agatha. Drei Tage und drei Nächte lang versammeln sich rund eine halbe Million Sizilianer, um zur Schutzheiligen Catanias zu beten damit sie sie vor den Zornesausbrüchen des Ätna bewahrt. Zusammen mit Mathilde, Einwohnerin und Stadthistorikerin von Catania, nimmt Arnaud Guérin an der spektakulären Prozession teil. Doch den Vulkan aus der Ferne zu betrachten, genügt dem Geologen nicht. Gemeinsam mit Boris Behncke erklimmt er den sich regenden Feuerberg für eine Inspektionstour. Der Vulkanologe besteigt den Ätna beinahe täglich, um das Terrain zu kontrollieren und gegebenenfalls Warnstufen auszurufen. Zurück in der Ebene lässt sich Arnaud Guérin vom Obstbauern Orazio erklären, wie sich die Lavaströme im Verlauf der Zeit in einen wahren Garten Eden verwandeln. Für Orazio und die anderen Sizilianer ist der Ätna nicht nur ein Vulkan - er ist die Seele von Catania, Orientierungspunkt und Wohltäter, der alles gibt und alles wieder nehmen kann.
Das Kulturmagazin des Senders ARTE wird täglich aus Paris gesendet. Aktuelle Themen aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Gesellschaft stehen im Zentrum der Sendung und werden versiert unter die Lupe genommen.