Das Kulturmagazin des Senders ARTE wird täglich aus Paris gesendet. Aktuelle Themen aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Gesellschaft stehen im Zentrum der Sendung und werden versiert unter die Lupe genommen.
"Die Friedenspfeife rauchen" - diese Redewendung wurde vom französischen Dichter und Philosoph Voltaire im 18. Jahrhundert in Frankreich populär gemacht. Noch heute wird diese Formulierung häufig verwendet, vor allem im politischen Journalismus. Die Friedenspfeife ist von einer ambivalenten Geschichte geprägt: Sie ist typisch amerindianisch, ohne jedoch einen Namen aus der amerindianischen Sprache zu tragen. Entdeckt wurde sie von französischen und britischen Kolonisten, die im 17. Jahrhundert in Kontakt mit der indigenen Bevölkerung kamen. Amerindianer gingen anschließend an Bord französischer Schiffe und brachten die Friedenspfeife auf die andere Seite des Atlantiks, wo sie schnell populär wurde. Durch die Kolonisten gewann die Friedenspfeife also an Bekanntheit, doch das Objekt gehörte bereits seit vielen Generationen zum festen Bestandteil der amerindianischen Diplomatie. So war sie in keiner Weise für alltägliche Handlungen gedacht, sondern galt als Symbol des Bündnisses, der Begegnung und des Austauschs bei diplomatischen Anlässen. Heute kennen wir die Friedenspfeife vor allem als Accessoire des "guten Wilden", als Inventar jenes postkolonialen Klischees des "Indianers". Doch was verbirgt sich genau hinter dem Phänomen der Friedenspfeife, dem Objekt, das in der westlichen Kultur vor allem als Requisite in Westernfilmen bekannt zu sein scheint? In dieser Folge von "Geschichte schreiben" wird diesen Fragen auf den Grund gegangen, um der Friedenspfeife einen Teil ihres ursprünglichen Sinns wiederzugeben. Im Kontext mit der Kolonialisierung wird die Entwicklung des Rituals der Friedenspfeife dargelegt und ihre spirituelle Bedeutung erklärt.
Sollte es Außerirdische geben und sollte es tatsächlich einmal zu einem Kontakt mit ihnen kommen, dann müssen wir uns vor allem einer Sache sicher sein: dass sie keine bösen Absichten haben. Nur um herauszufinden, was Aliens von uns wollen, müssten wir mit ihnen kommunizieren. Aber wie soll das gehen mit "maximal fremden Wesen"? SETI-Wissenschaftlerinnen und -Wissenschaftler haben versucht, das mit Walen herauszufinden. Diese sind uns schließlich auch fremd und wir kennen ihre Sprache nicht. Was dann auch der Grund war, dass dabei kein vernünftiges Gespräch zustande kam. Immerhin hat die Menschheit Radiosignale ins All geschickt, um Außerirdische zu erreichen. In den 70er Jahren wurde sogar eine Schallplatte mit Botschaften ins All geschickt. Aber sollten wir so etwas überhaupt tun? Es könnte ja auch für uns gefährlich werden! Abgesehen davon: Wer sagt denn, dass außerirdische Zivilisationen, die technisch in der Lage sind, mit uns Kontakt aufzunehmen, genau zur gleichen Zeit im Universum existieren wie wir? Was, wenn sie schon längst bei uns waren, wir aber noch gar nicht existierten? Oder umgekehrt: Was, wenn das Funksignal, das wir 1974 selbst ins All geschickt haben, um Kontakt aufzunehmen, irgendwann tatsächlich Außerirdische erreicht, wir aber dann längst nicht mehr existieren? Diese Folge von "42 - Die Antwort auf fast alles" ist ein wissenschaftliches Gedankenspiel, das sich mit den Kontaktversuchen und den Folgen einer Begegnung für die gesamte Menschheit beschäftigt.
Im Jahr 2020 verlor der französische Sternekoch Emmanuel Renaut seinen Geruchs- und Geschmackssinn, was ihm bewusst machte, wie wichtig beides für sein Leben und seine Arbeit ist. Der Geruchssinn spielt im Leben des Menschen eine viel größere Rolle, als es auf den ersten Blick erscheint. Die Dokumentation befasst sich mit den Folgen vorübergehender oder dauerhafter Einschränkungen des Riechvermögens und mit entsprechenden Lösungsansätzen der Forschung. Die "Anosmie" - so der medizinische Fachbegriff - ist nicht zuletzt durch die Corona-Pandemie stärker in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Bei der Suche nach Möglichkeiten zur Wiederherstellung des Geruchssinns berücksichtigen die Forscherteams unter anderem die Ausbildung angehender "Nasen" in der Parfümindustrie. Auch im sozialen Miteinander kann der Geruchssinn eine wichtige Rolle spielen. Nicht umsonst sagt man über unsympathische Menschen, dass man sie "nicht riechen" kann. Auch Emotionen wie Freude oder Angst können buchstäblich gerochen werden. Zudem können Gerüche lebhafte Erinnerungen wecken. Für die Medizin ist relevant, dass bestimmte Krankheiten anhand von geruchlichen Faktoren frühzeitig erkannt werden können. Da diese für den Menschen oft nicht wahrnehmbar sind, arbeiten Forscherinnen und Forscher in Frankreich auf diesem Gebiet mit Spürhunden. In einem internationalen Projekt geht es auch darum, den Geruchssinn durch Implantate wiederherzustellen. Gerüche sind im Alltag ebenso allgegenwärtig wie unverzichtbar. Die Erforschung des Geruchssinns eröffnet neue Perspektiven - sowohl für die Medizin als auch für das allgemeine Verständnis des Menschen.
Verschmutzung, Überfischung, Übersäuerung: Der Zustand der Meere ist alles andere als erfreulich - doch den Kopffüßern geht es prächtig. Was macht Sepien, Kalmare und Kraken neuerdings so erfolgreich? Während die teils vom Menschen verursachten Umweltveränderungen bei anderen Arten zum Aussterben führten, konnten sich die wirbellosen Weichtiere anpassen und sogar vermehren. Heute sind sie sowohl in der Tiefsee, als auch in tropischen Küstengewässern heimisch. Zwar leben sie nur ein bis zwei Jahre, doch sie produzieren viele Eier und haben eine relativ geringe Sterblichkeitsrate. Die Kopffüßer sind als geschickte und schnelle Beutegreifer bekannt. Zudem profitieren die erstaunlich anpassungsfähigen Tiere von der Überfischung der Meere und dem daraus resultierenden Rückgang ihrer Fressfeinde. Von Kalifornien über die Philippinen bis Australien erkundete das Filmteam drei Jahre lang die Welt der Kopffüßer. In beeindruckenden Aufnahmen mit Unterwasserkamera und Spezialausrüstung porträtiert es einige dieser faszinierenden Weichtiere und fängt dabei mitunter spektakuläre Verhaltensweisen ein. Weil viele Kopffüßer in sehr entlegenen Gebieten vorkommen, ist nur wenig über sie bekannt. Mit Makro-Objektiven entstandene Aufnahmen geben nun Einblick in die Welt der kleineren Spezies sowie der Larven von größeren Arten und veranschaulichen die besondere Physiologie dieser Tiere, die nach Belieben ihre Gestalt und ihre Farbe wechseln können. Dies spielt unter anderem bei der Tarnung, Warnung und beim Paarungsverhalten eine wichtige Rolle.
Die negativen Auswirkungen einer Trennung auf Kinder sind insbesondere auf die Umstände vor und nach der Trennung zurückzuführen. In "Kids" erzählen Kinder und Jugendliche von ihren Erfahrungen, während Expertinnen und Experten diskutieren, wie Familien eine Trennung bewältigen können. Die zehnjährige Malina und die elfjährige Rosa erzählen, wie sie die Trennung ihrer Eltern empfunden haben. Was sind die größten Herausforderungen, wenn sich die Eltern trennen? Sollten Konfliktthemen nach Möglichkeit von den Kindern ferngehalten werden und wie kommuniziert man die Trennung überhaupt? Der 16-jährige Milo ist ein Trennungsspezialist: Er und sein Bruder sind sehr oft umgezogen. Eine Zeit lang haben sie ohne ihren Vater im Libanon gewohnt. Wie verkraften es die Kinder, wenn ein Elternteil im Alltag nicht mehr da ist? Was passiert, wenn Kinder wegen der Trennung die gewohnte Umgebung verlassen müssen? Wie lassen sich neue Partnerschaften integrieren? Und wie können neue (Patchwork-) Familien gelingen, nachdem sich die Eltern getrennt haben? Die elfjährige Greta und ihre Geschwister haben dazu einiges zu sagen. Die Sichtweise, dass Trennungen in der Regel kein Ende, sondern vielmehr ein Neuanfang sein können, ist eine verbreitete Interpretation von Fachleuten.
Schaut man sich die Entwicklung der Weltwirtschaft an, dann sieht die Sache erst einmal gar nicht so schlecht aus: Der globale Wohlstand ist in den vergangenen Jahrzehnten massiv gewachsen. Vor allem in China haben sich viele Menschen aus bitterer Armut befreien können. Weil aber das enorme Wachstum in Asien nicht nur die Armen etwas weniger arm, sondern vor allem die Reichen viel reicher gemacht hat, ist die Vermögensungleichheit insgesamt immer noch ziemlich groß: Den oberen zehn Prozent der Weltbevölkerung gehören aktuell 76 Prozent aller Vermögen - die untere Hälfte kann gerade mal zwei Prozent aller Reichtümer ihr Eigen nennen. Wie ist diese extreme Ungleichheit zu erklären? Viele Sozialwissenschaftlerinnen machen vor allem die Staaten verantwortlich: Wer Ungleichheit abbauen wolle, müsse umverteilen - vor allem durch Steuern und das Sozialsystem. Im Zuge der Wirtschaftspolitik des sogenannten Neoliberalismus seien in den vergangenen 40 Jahren diese Umverteilungsmechanismen allerdings weltweit mehr und mehr zurückgefahren worden. Der Wirtschaftswissenschaftler Ignacio Flores von der Paris School of Economics hält das für eine Fehlentwicklung. Wirtschaftswachstum und Umverteilung hin zu einer egalitären Gesellschaft schließen sich seiner Meinung nach gar nicht aus. Ein gutes Beispiel seien die sogenannte Trente Glorieuse, die 30 wirtschaftlich starken Jahre ab 1945 nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs - in Deutschland die Zeit des Wirtschaftswunders. Nach den Schrecken von Faschismus und im Angesicht des sowjetischen Sozialismus hätten Frankreich und Deutschland massiv in Umverteilung und Sozialstaat investiert - und die Wirtschaft sei dennoch in einem Ausmaß gewachsen, wie es heute kaum noch vorstellbar ist. Muss also einfach der Sozialstaat der Nachkriegszeit zurückgeholt werden? Oder braucht es - für mehr Gleichheit - doch tiefere Eingriffe in das Wirtschaftssystem? Und wie viel Gleichheit beim Wohlstand ist eigentlich wünschenswert?
In der Dokumentationsreihe "Im Rausch der Blumen" sind Künstlerinnen und Künstler im Fokus, die sich intensiv mit Farben, Textur und der Kunstgeschichte der Blumen beschäftigen. Dies ist zu erkennbar an ihren Werken, die sie mit großer Leidenschaft und Fantasie in künstlerisch-floralen Installationen und Blumenschmuck umsetzen. Die Visionen für florale Kunst gibt es zu diversen Anlässen, ob auf Bällen oder in Schlössern, ob bei Luxusevents oder auf Hochzeiten zu entdecken. Das Duo "Anatomie Fleur" aus Berlin sind die neuen Stars am Himmel der Floristik. Die Französin Amandine Cheveau und der Kanadier Jean-Christian Pullin schaffen für die Mode- und Kunstbranche hochästhetische florale Skulpturen. Das gelingt durch ihren fantasievollen Mix aus Pflanzen, Blüten und anderen Materialien aus der Natur. Damit schaffen sie vergängliche Werke von einzigartiger Schönheit.
In Englands Süden führt der Pilgrims' Way von Winchester nach Canterbury. Ein Verbrechen machte die Stadt zu einem bedeutenden Wallfahrtsort: 1170 ermordeten hier Gefolgsleute des Königs den Erzbischof Thomas Becket. Der Mord erschütterte die Christenheit und ließ Gläubige aus ganz Europa zu seinem Schrein pilgern. Jahrhunderte später zieht es immer mehr moderne Pilger auf den Pilgrims' Way. Ihre Motive sind vielfältig - für manche ist es der Glaube, andere suchen ein Abenteuer, das Naturerlebnis oder sich selbst. Der Pilgerweg verlässt Winchester entlang der River Itchen. Kreideflüsse wie dieser existieren fast nur in England. Für die Fliegenfischerin Marina Gibson ist es etwas ganz Besonderes, hier die wilde Bachforelle zu fischen. Der Flusswächter Simon Ffennell hat sich den Erhalt dieses einzigartigen Ökosystems zur Lebensaufgabe gemacht. In der grünen Hügellandschaft Surreys entdecken Pilger entlang des Weges jahrhundertealte Eiben. Einst war ihr Holz sehr begehrt in England, der Heimat des Langbogens. In dieser Tradition fertigt Nick McMillen auch heute noch kunstvolle Bögen. In der Grafschaft Kent kehren Pilger in eine der schönsten mittelalterlichen Anlagen Englands ein: Seit dem 13. Jahrhundert empfängt ein Karmeliterorden in Aylesford Priory Reisende. Jeder ist willkommen. In Hothfield Heathlands helfen zottelige Rinder, eine der letzten Heidelandschaften Kents zu erhalten - allein mit ihrem Appetit. Am Ziel ihrer Reise empfängt Emma Pennington Pilger in der prächtigen gotischen Kathedrale von Canterbury und segnet sie mit persönlichen Worten.
Seit Jahrhunderten pilgern Gläubige aus dem Norden Europas auf der Via Francigena über die Alpen bis nach Rom - ins Zentrum der Christenheit. Der wohl berühmteste Pilger war Sigerich, der im Jahr 990 von Canterbury nach Rom reiste, um dort vom Papst die Würden eines Erzbischofs zu erhalten. Seinen Aufzeichnungen ist zu verdanken, dass die historische Route überliefert ist. Filmemacherin Mareike Müller hat Pilger von heute auf ihrer Reise begleitet. Der alte Pilgerweg windet sich hinauf in die imposanten Alpen, die am Großen Sankt Bernhard überquert werden. In der rauen Gebirgswelt versorgt ein Hospiz seit tausend Jahren die Reisenden. Durch das Aosta-Tal führt die Via Francigena in die Po-Ebene: Hier bringt der Fährmann Danilo Parisi seit 20 Jahren Pilger mit seinem Boot über den Fluss. Von dort verläuft der Pilgerweg weiter in den Apennin. Ist das Gebirge bezwungen, werden Pilger mit den lieblichen Landschaften der Toskana belohnt. Hier stellt Monica Sarandrea aus Olivenzweigen kunstvolle Körbe her - und hält damit eines der ältesten und nachhaltigsten Handwerke der Welt lebendig. Eingebettet in die Volsiner Berge liegt im Latium der Bolsena-See. Auf dem Grund von Europas größtem Vulkansee ist eine Krippe verborgen: Um sie kümmern sich die Taucher Giovanni Angeloni und Renato Pizzichetti. Am Ziel ihrer Reise werden Pilger in Rom in einem Hospiz mit dem symbolträchtigen Ritual der Fußwaschung empfangen, bevor ihnen der Pfarrer Agnello Stoia im prächtigen Petersdom ihre Pilgerurkunde überreicht.
Im Norden Frankreichs führt ein Pilgerweg von der Stadt Rouen zum Mont-Saint-Michel: einem Felsen im Atlantik, auf dem ein Kloster thront, das über Jahrhunderte eines der wichtigsten Pilgerzentren der christlichen Welt war. Seit dem 8. Jahrhundert preisen Gläubige hier den Erzengel Michael. Heute ist die historische Route von Rouen beinahe vergessen. Nur langsam wird sie von modernen Pilgern wiederentdeckt. Der Pilgerweg verläuft quer durch das Hinterland der Normandie. Traditionell stark durch die Landwirtschaft genutzt, verleiht sie der Region ihren ländlichen Charakter. Perrine Hervé-Gruyer betreibt hier mit ihrem Mann einen Gemüseanbau, der für viele die Zukunft ist - Permakultur. Ihr Bauernhof war der erste seiner Art in Frankreich und ist Vorbild für viele weitere. Auf den satten Wiesen des Pays d'Auge grasen Normannische Rinder. Ihre fette Milch ist bei Käsemachern wie Jérôme Spruytte begehrt: Aus ihr lässt er von Hand einen der ältesten Käse Frankreichs entstehen: den Pont-l'Evêque.
Dramatisch, spannend, informativ - und exklusiv. In den 1530er Jahren heuert der deutsche Kaufmannssohn Balthasar Sturmer auf einem christlichen Korsarenschiff an, das im Mittelmeer Jagd auf osmanische Handelsschiffe macht. Gerade als er plant, Kapitän seines eigenen Piratenunternehmens zu werden, gerät er in die Hände osmanischer Korsaren und wird als Sklave nach Nordafrika verkauft. Im Sommer 2019 machen der Meeresarchäologe Timmy Gambin und sein Team von der Universität Malta eine sensationelle Entdeckung: Ein Tauchroboter liefert Bilder aus 126 m Tiefe und enthüllt die Umrisse eines Schiffswracks, das Wissenschaftler auf das 16. Jahrhundert datieren. Im Sommer 2023 startete schließlich eine spektakuläre Unterwasser-Expedition hinab zu den Überresten des Wracks. Die Dokumentation entwirrt ein weitgehend unbekanntes Stück europäischer Geschichte: Piraterie und Sklaverei im Mittelmeer - gesetzlich geregelter Menschenhandel als Instrument der Machtgewinnung und persönlichen Bereicherung.
Im Jahr 1700 mischt sich der englische Offizier Brian Hawke als Spion unter Madagaskars Piraten, deren Überfälle England den gewinnträchtigen Seehandel mit Indien zunehmend erschweren. Als er sich jedoch in die temperamentvolle Seeräuberin "Spitfire" Stevens verliebt, auf die auch der Anführer der Piraten ein sehnsuchtsvolles Auge geworfen hat, wird die Lage kompliziert ... Einer der letzten großen Abenteuerfilme mit Errol Flynn. England untermauert seine wirtschaftliche Vormachtstellung vor allem durch den Seehandel mit Indien, den die Überfälle von Piraten zunehmend stören. Die königliche Marine schickt den mutigen Offizier Brian Hawke als Seeräuber getarnt zu einer Bande von Piraten, die ihre Festung auf Madagaskar haben. Bald kann der Spion das Vertrauen ihres Anführers Roc Brasiliano gewinnen. Unglücklicherweise haben aber beide ein Auge auf die feurige Piratin Spitfire Stevens geworfen, wobei diese den draufgängerischen Hawke dem düsteren Piratenchef sichtbar vorzieht. Als Hawke jedoch - wie es sich für einen Offizier Seiner Majestät gehört - eine indische Prinzessin und deren Gouvernante davor rettet, als Sklavinnen verkauft zu werden, wird Spitfire eifersüchtig. Sie hat auch allen Grund dazu, denn die Prinzessin hat sich in ihren Retter verliebt. Wird es Hawke gelingen, Spitfire versöhnlich zu stimmen, sich gegen den eifersüchtigen Roc Brasiliano durchzusetzen und seine geheime Mission zu erfüllen? Vor beeindruckender Naturkulisse zeigt Errol Flynn mit der temperamentvollen Maureen O'Hara an seiner Seite noch einmal eine Probe seines Könnens. Ein prototypischer Klassiker des Genres mit Schlachten auf hoher See, spannenden Duellen und akrobatischen Glanzleistungen, Helden und Bösewichten, großer Liebe und großer Eifersucht.
Havanna ist in den 1950er-Jahren eine schillernde Metropole: Musiklokale, Kasinos, Shows. Doch die Stadt wird von der amerikanischen Mafia kontrolliert. Dem ausschweifenden Partyleben steht die bittere Armut auf Kuba gegenüber. Eine Revolution ist da nur eine Frage der Zeit. Für US-Amerikaner gibt es Mitte des letzten Jahrhunderts ein Paradies: Die auf Spanisch La Habana genannte Hauptstadt Kubas. Hier können Besucher und Besucherinnen nicht nur der Prohibition der 1920er-Jahre entfliehen, sondern auch der Prüderie und Sexualmoral in ihrer Heimat. Der 40-minütige Direktflug Miami-Havanna wird zum Flug mit den meisten Passagieren zwischen den Vereinigten Staaten und einer Stadt im Ausland. Das Flair der Kolonialzeit und karibisches Klima locken auch Schriftsteller, Celebrities und sogar Politgrößen an. Im Hotel Nacional, dem Cabaret Tropicana - und so manchem zweifelhaften Etablissement - genießen sie die Vorzüge der karibischen Lockerheit. Ernest Hemingway, Marlon Brando, Ava Gardner, Frank Sinatra und John F. Kennedy folgen dem Rhythmus der kubanischen Hauptstadt, der sogenannten "Perle der Karibik". Unter der glänzenden Oberfläche beherrschen jedoch Armut und Repression den Alltag der kubanischen Bevölkerung. Die amerikanische Mafia schließt einen geheimen Deal mit dem Diktator Fulgencio Batista ab. Sie errichten ein "Las Vegas in der Karibik". Doch das Land versinkt in Korruption und Bürgerkrieg. Der perfekte Nährboden für die Revolutionäre um ihren Anführer Fidel Castro. Am 8. Januar 1959 ziehen sie in Havanna ein und beenden die amerikanische Vorherrschaft auf der Karibikinsel.
Frank Sinatra wird am 12. Dezember 1915 als Francis Albert Sinatra in Hoboken, New Jersey, geboren: ein Italo-Amerikaner aus bescheidenen Verhältnissen, der bald zusehen muss, wie man Geld verdient und dies versucht mit etwas, was er kann und liebt: Singen. In den 1930er Jahren tritt er in kleinen Clubs auf, ist Mitglied verschiedener Bands und Orchester und wagt schließlich 1942 den Schritt in die Solokarriere. Von da an geht es mit der Popularität nach ganz oben. In den 1950er und 1960er Jahren erreicht seine Karriere ihren Höhepunkt. Die USA erleben damals einen spektakulären Aufschwung und das Showbusiness explodiert förmlich. Es zeigt eine Welt voller Glamour und Luxus, die das internationale Publikum fasziniert. Zu Sinatras bekanntesten Liedern zählen "My Way" (1968), "New York, New York" (1979) und "Fly Me to the Moon" (Cover-Version 1964). Seine markante Stimme bringt ihm den Spitznamen "The Voice" ein. Nicht nur als Sänger, sondern auch auf der Leinwand erlangt Sinatra Weltruhm. Für seine Rolle in "Verdammt in alle Ewigkeit" erhält er 1954 einen Oscar. Die Dokumentation wirft einen Blick auf das "goldene Zeitalter" der USA und den gleichzeitigen kometenhaften Aufstieg Sinatras mit all seinen Licht- und Schattenseiten. Von New York und Los Angeles über Palm Springs bis zum Lake Tahoe folgt sie den Spuren eines Ausnahmekünstlers, der den amerikanischen Traum verkörperte. Aus zahlreichen Archivaufnahmen, alten Plattencovern und Plakaten sowie Musik- und Filmausschnitten entsteht ein lebendiges Porträt des Entertainers, dessen Charme unter anderen Ava Gardner, Lauren Bacall und Mia Farrow verfielen. Auch Sinatras Freundschaft zu John F. Kennedy wird thematisiert, die durch die angeblichen Verbindungen des Crooners zur Mafia überschattet wurde. Und natürlich die Arbeit mit großen Regisseuren wie Otto Preminger, Joseph L. Mankiewicz, Vincente Minnelli, Frank Capra oder Stanley Kramer, denen der Star einen Großteil seiner Filmografie verdankt.
2023 veranstaltete das Amsterdamer Rijksmuseum, das Nationalmuseum der Niederlande, die bis dahin größte Sonderausstellung zum Werk von Jan Vermeer (1632-1675). Mit zahlreichen internationalen Leihgaben gehörte sie zu den größten Werkschauen, die dem bedeutenden Maler des 17. Jahrhunderts je gewidmet wurden. Sie versammelte bekannte Gemälde wie "Das Mädchen mit dem Perlenohrring" (Mauritshuis, Den Haag), "Der Geograph" (Städel Museum, Frankfurt am Main), "Briefschreiberin und Dienstmagd" (National Gallery of Ireland, Dublin), "Frau mit Waage" (National Gallery of Art, Washington, D.C.) und die von Marcel Proust geliebte "Ansicht von Delft" (Mauritshuis, Den Haag). In Delft lebte und arbeitete Jan Vermeer, der vor allem für seine ruhigen, besinnlichen Interieurs, eine beispiellose Verwendung von hellem, farbigem Licht und seine illusionistischen Perspektiven bekannt wurde. Mit etwa 35 Gemälden hinterließ er ein relativ kleines Oeuvre. Da seine Bilder jedoch zu den wertvollsten Schätzen von Museumssammlungen zählen, werden sie selten auf Reisen geschickt, die Amsterdamer Retrospektive war ein logistischer Kraftakt. Die Ausstellung bot Kuratoren und Forschern die einmalige Gelegenheit, die Gemälde des Malers miteinander zu vergleichen und dabei auch auf modernste materialtechnische Untersuchungen zurückzugreifen: So konnten sie Vermeers Werk weiter entschlüsseln und narrativ neu aufbereiten.
Mit 31 Jahren ist Franz Schubert (1797-1828) schwer krank. Trotzdem komponiert er fieberhaft weiter. Bevor er stirbt, entstehen viele Werke für Klavier zu vier Händen - und vor allem die dramatische Fantasie in f-Moll bringt das Leiden Schuberts zum Ausdruck. Ganz anders sind die spielerischen, manchmal schroffen Stücke des ungarisch-französischen, 97-jährigen Komponisten György Kurtág aus seiner Serie Játékok (1973-2017). Die Musik klingt, als ob ein Kind ganz unvoreingenommen die Klaviatur erkundet. Die Pianisten Leif Ove Andsnes und Bertrand Chamayou stellen beim Klavier-Festival Ruhr diese zwei sehr unterschiedlichen Komponisten einander gegenüber und zeigen, dass es zwischen ihnen auch Gemeinsamkeiten gibt. Als Freunde und Duopartner sprechen sie über Herausforderungen und Möglichkeiten eines Klavier-Duos und darüber, was sie aneinander am meisten schätzen. Andsnes hat elf norwegische Spellemann-Preise gewonnen. Der Franzose Bertrand Chamayou ist der einzige fünfmalige Gewinner des renommierten Victoires de la Musique Classique. Auf dem Programm stehen - Franz Schubert Allegro, D 947, Lebensstürme, György Kurtág - Auswahl aus Játékok: Zorniger Choral, Glocken - Hommage an Igor Strawinsky, Hommage an Halmágy Mihály, Franz Schubert - Fantasie, D 940, Johann Sebastian Bach, György Kurtág - Das alte Jahr vergangen ist, BWV 614.
(1): Die Mail (2): Das Inventar (3): Das Lied (4): Das Rätsel
Im Nordosten Sardiniens wächst der Arbutus-Baum. Er beginnt erst im Herbst und Winter zu blühen. Der Corbezzolo-Honig versüßt nicht nur so manches sardische Gericht, seine Inhaltsstoffe helfen auch gegen Erkältung oder Bronchitis und tun dem Magen gut. Franca Corda kann von dem bitteren Honig nicht genug bekommen. Sie wendet mit Peretta-Käse gefüllte Teigtaschen, sogenannte Seadas, in dem Honig oder backt mit ihm Niuleddi. Das sind Mandelkekse, die zu besonderen Anlässen gereicht werden. Mit ihrer Schwiegertochter Mattia ist sie sich nicht immer einig, wenn es darum geht, wer von den beiden den Teig kneten und wer die leichteren Arbeiten machen soll. Spätestens beim gemeinsamen Essen mit der Familie ist aber wieder alles gut. Dann serviert Franca die Gallura-Suppe, das typische Gericht der Region.
Die auf vielen Sendern vorgenommene strikte Trennung von Politik- und Kulturnachrichten wird hier aufgehoben. Es werden Schnittpunkte aus beiden Bereichen präsentiert und Zusammenhänge dargestellt.
Eine Frau in rotgestreiftem Rock knattert auf einem alten Moped mit Seitenwagen vorüber. "Wenn du einen Rock wie diesen siehst, dann weißt du: Du bist auf Kihnu", sagt sie. Auf der kleinen Insel in der Rigaer Bucht leben etwa 700 Esten nach alten Traditionen, die von Frauen geprägt und an ihre Kinder weitergegeben wurden. Denn das Leben auf Kihnu ist seit Jahrhunderten gekennzeichnet von Abgeschiedenheit und der Abwesenheit der Ehemänner, die als Seeleute oder Fischer oft mehr Zeit auf dem Wasser verbrachten als bei ihren Familien. So konnte hier ein kulturelles System entstehen, das noch heute von Frauen bestimmt wird. Sie sind zuständig für Haushalt, Ernte und familiäre Angelegenheiten. Von klein auf tragen Mädchen und Frauen bunte Wollröcke, deren Farben sich nach der Lebenssituation ihrer Trägerin richten, so dass erkennbar wird, ob diese glücklich ist oder gerade trauert. Die hiesigen Traditionen - darunter auch die Kihnu-Sprache, ein der Insel eigener Dialekt - wurden von der UNESCO zum immateriellen Kulturerbe erklärt. Mare ist auf Kihnu groß geworden. Mit der Vermietung einiger Gästezimmer versucht die Mutter von vier Kindern den Balanceakt zwischen Tradition und gleichzeitiger Öffnung für den Tourismus. Ihr Ehemann Olavi arbeitet auf einem Frachtschiff. Tochter Anni besucht die kleine örtliche Schule. Für sie und 28 weitere Kinder stehen hier auch die Traditionen der Insel auf dem Stundenplan: Akkordeon- oder Geigenunterricht und die folkloristischen Tänze. Regisseurin Julia Finkernagel hat auf Kihnu das Ringen von Jungen und Alten um den Erhalt ihrer kulturellen Identität und deren Vereinbarkeit mit modernen Entwicklungen über ein Jahr hinweg beobachtet.
Der amerikanische Zerstörer "USS Haynes" und ein deutsches U-Boot treffen im Zweiten Weltkrieg im Südatlantik aufeinander. Beide Kapitäne versuchen alles und jede Finte, um das andere Schiff zu versenken. Ein Katz-und-Maus-Spiel, bei dem zwischen Jäger und Gejagtem kaum zu unterscheiden ist. In dem unerbittlichen Duell entsteht Respekt zwischen den Gegnern. Robert Mitchum und Curd Jürgens spielen die Hauptrollen in Dick Powells Kriegsdrama. Zweiter Weltkrieg im eher ruhigen Südatlantik: Der amerikanische Zerstörer "USS Haynes" hat plötzlich Radarkontakt zu einem feindlichen U-Boot. Die Mannschaft ist verunsichert, weil Murrell, der neue Kapitän, das Kommando erst vor kurzem übernommen hat. Doch rasch zeigt sich, dass Murrell - wenn nötig - ein gewiefter Taktiker und harter Knochen sein kann. Das Duell, das mit einer Salve Wasserbomben beginnt, ist aber so schnell nicht entschieden, denn Murrell gegenüber steht der erfahrene U-Boot-Kapitän Von Stolberg; ein Haudegen, der von diesem Krieg nichts hält, aber trotzdem bereit ist, seinen Auftrag zu Ende zu bringen. Durch geschickte Manöver gelingt es Von Stolberg immer wieder, dem amerikanischen Kriegsschiff zu entkommen. Zwischen den beiden Kommandanten kommt es zu einem nervenaufreibenden Kampf, der mit brutaler Härte und strategischer Kälte geführt wird. Beide Kapitäne wissen, dass der nächste Zug im gegenseitigen Belauern und Zuschlagen der letzte sein könnte. Je länger das Duell dauert, desto größer wird der Respekt für den anderen. Und umso unerbittlicher wird offenbar, dass die Aufgabe im Töten des Gegners besteht. Während die "USS Haynes" allmählich an die Grenzen ihrer Feuerkraft gerät, bereitet das deutsche U-Boot einen erneuten Gegenschlag vor. "Duell im Atlantik" basiert auf dem gleichnamigen Kriegsroman von Denys Arthur Rayner, der selbst im Zweiten Weltkrieg Kommandant war. Regisseur Dick Powell nahm sich jedoch die Freiheit, in wesentlichen Punkten vom Buch abzuweichen, unter anderem gestaltete er ein überraschendes Ende.
Ob als harter Kerl mit lakonischem Macho-Charme oder als kaltblütiger Bösewicht - er spielte gerne die Rolle des Bad Boy, aber sein wahres Wesen war ganz anders: Robert Mitchum (1917-1997) war der unkonventionellste Star in Hollywoods Goldenem Zeitalter. Er brach sämtliche Gesetze dieser ebenso gnadenlosen wie perfekt anmutenden Welt und setzte sich über deren Normen hinweg. 1948 stand er wegen des Besitzes von Marihuana vor Gericht und wurde zu sechs Monaten in einem Arbeitslager verurteilt. Als nach seiner Freilassung die Journalisten fragten, wie es denn gewesen sei, sagte er ganz cool: "Wie in Palm Springs - natürlich ohne den ganzen Aufwand." Palm Springs ist ein beliebtes Feriendomizil von Millionären. Das Publikum liebte diesen Kerl, der so anders war als die ganzen Verführer, Gentlemen, Capra-Helden und formatierten Stars. Er war einer von ihnen, ein Mann von der Straße, der Method Acting für Quatsch hielt und doch alles spielen konnte - Gutmenschen wie Bösewichte. Das Porträt zeigt, wie der unangepasste Schauspieler, der sich den Regeln Hollywoods nie beugte und gegen Werbekampagnen von Studios oder Agenten sperrte, von 1942 bis 1997 in mehr als 120 Filmen zum Star wurde - und das, obwohl er gerne trank, sich ab und an prügelte sowie eine gesunde Verachtung für Dummköpfe sowie sich selbst und seine Rollen an den Tag legte. Bereits mit 30 Jahren hat sich Mitchum seinen Platz in Hollywood neben wohlerzogenen Glamourboys wie Gregory Peck und Kirk Douglas erobert. "Fahr zur Hölle, Liebling" (1975), "Ryans Tochter" (1970), "El Dorado" (1966) und "Der längste Tag" (1962) zählen zu seinen herausragenden Filmen. Anhand von Familienarchiven und den Erinnerungen von Mitchums Sohn Christopher wird deutlich, wie der Hollywoodstar es schaffte, in "Die Nacht des Jägers" (1955) einen der stärksten Bösewichte der Filmgeschichte zu spielen, ohne dass dies seiner Karriere schadete. Zugleich zeigt die Dokumentation, wie Mitchum lästigen Zeitgenossen, Studiobossen, Produzenten, cholerischen Regisseuren und sogar dem mächtigen Komitee für unamerikanische Umtriebe die Stirn bot. In den Zeiten eines an Hysterie grenzenden Kalten Krieges muss er vor diesem Komitee den Beweis liefern, ein guter Amerikaner zu sein, vorzugsweise durch die Denunzierung kommunistischer Kollegen. Mitchum verweigert die Aussage. Seine Begründung: Er rede nicht mit Menschen, mit denen er nicht auch einen trinken gehen würde.
Johannes Brahms (1833-1897), gepriesen als Messias der deutschen Musik, war einer der letzten seiner Art. Tief in der Tradition verwurzelt, ist er ein Visionär, seiner Zeit voraus und weit in die Zukunft blickend. Dafür wurde er von der Öffentlichkeit gedemütigt, von Kunstschaffenden belächelt. Das Dokudrama erzählt die Geschichte des Komponisten, dessen Anspruch an sich selbst unerbittlich war. Aufgewachsen in bescheidenen Verhältnissen, lernte er auf seiner ersten Konzertreise Clara und Robert Schumann kennen. Diese Begegnung sollte sein Leben maßgeblich verändern. Robert Schumann kündigt ihn der Musikwelt als einen zweiten Beethoven an. Es entsteht eine tiefe, lebenslang andauernde und inspirierende Liebe zwischen Clara Schumann und Brahms. Doch nach dem Tod von Robert, muss sich das junge Genie entscheiden: Kunst oder Leben? Im Sommer 1853 klopft ein junger Mann an die Tür von Clara und Robert Schumann. Es ist Johannes Brahms (1833-1897). Die Schumanns sind zu diesem Zeitpunkt die Musikstars in Europa, Brahms ein Niemand. Nachdem sich die Schumanns seine Kompositionen angehört haben, ist für sie klar: Brahms ist der neue Messias der deutschen Musik. Für alle Drei ist es Liebe auf den ersten Blick: Clara und Robert Schumann fühlen sich magisch von dem Jüngling aus Hamburg angezogen. Und Brahms verehrt die Künstlerin, die international gefeiert wird, ebenso wie den Komponisten und Dichter, der als romantisches Genie gilt. Robert Schumann sieht in Johannes ganz offenbar seinen natürlichen Nachfolger an Claras Seite. Als er stirbt, scheint der Weg für Johannes Brahms frei, doch Clara ist zwölf Jahre älter, Johannes ohne Vermögen, ohne Stellung. Als Komponist hat er noch nichts zuwege gebracht. In Brahms klafft ein sich mehr und mehr verhärtender Widerspruch zwischen der Liebe zur Kunst und der Liebe zum Leben. Zwei Seelen wohnen in seiner Brust: Schweren Herzens entscheidet er sich für die Musik und trennt sich von Clara. Das Dokudrama lässt Brahms Leben Revue passieren und erzählt den Werdegang des Genies aus einfachen Hamburger Verhältnissen entwickelt er sich zum weltberühmten Komponisten, der in Wien Musikgeschichte schreiben sollte.
"Human Requiem" nennt Jochen Sandig seine Inszenierung des "Deutschen Requiems" von Johannes Brahms, das 1868 uraufgeführt wurde. Gemeinsam mit dem Rundfunkchor Berlin und in einer Choreographie von Sascha Waltz inszeniert Sandig die Produktion in dem antiken Heiligtum von Eleusis neu. An diesem besonderen Ort wurden in der Antike mehr als 1.000 Jahre lang die legendären "Mysterien von Eleusis" gefeiert. Die Eingeweihten der Mysterien erlebten dabei eine kollektive Katharsis, um ihre Angst vor dem Tod zu überwinden. Auch Johannes Brahms war von diesem Geist getragen, als er vor etwa 150 Jahren sein "Deutsches Requiem" komponierte. Brahms' Requiem ist keine Totenmesse, es will vielmehr den Lebenden Trost spenden angesichts ihrer eigenen Sterblichkeit. So ist auch die Inszenierung sehr lebendig und hebt die Grenze zwischen Ensemble und Publikum auf, um ein einzigartiges Erlebnis zu schaffen. Mit dem "Human Requiem" wurde anlässlich der Kulturhauptstadt Eleusis 2023 zum ersten Mal eine Inszenierung in der antiken Stätte von Eleusis gezeigt. Das Heiligtum der Göttin Demeter war Schauplatz der bekannten Mysterienspiele im alten Griechenland, denn die Göttin der Fruchtbarkeit und der Ernte war für die Jahreszeiten und damit auch für den Kreislauf von Geburt und Tod verantwortlich. Als Solisten wirkten die Sopranistin Marlis Petersen und der Bariton Benjamin Appl sowie Angela Gassenhuber und Philip Mayers am Klavier mit. Es tanzen Clémentine Deluy, Virgis Puodziunas und Claudia de Serpa Soares. Die musikalische Leitung hat der Chefdirigent des Rundfunkchors Berlin Gijs Leenaars.
Der Amazonas-Regenwald macht nur noch wenige Prozent der Erdoberfläche aus. Dennoch ist hier noch immer rund die Hälfte aller terrestrischen Arten beheimatet. Der Naturforscher, Entdecker, Autor und Filmemacher Paul Rosolie beschäftigt sich seit mehr als 20 Jahren mit dem Amazonasgebiet und seiner vielfältigen Flora und Fauna. Er konzentriert sich dabei auf die Region Madre de Dios in Peru, durch die der Río Las Piedras fließt. Der etwa 850 Kilometer lange Fluss spielt eine zentrale Rolle im ökologischen System der Region und ist ein wichtiges Refugium für bedrohte Arten. Mit "Junglekeepers Peru" hat Paul Rosoli eine Organisation ins Leben gerufen, die sich für die Erhaltung der Lebensräume im Urwald einsetzt. Denn auch in Peru ist der Regenwald durch Abholzung, Rodung und illegalen Goldabbau bedroht. In der Dokumentation reist Paul Rosolie an bislang unberührte Orte und trifft dabei auf Menschen aus der Region. Bei seiner Sensibilisierungsarbeit für den Schutz des Urwaldes nutzt er das Wissen, das ihm seine indigenen Lehrer über Jahre hinweg vermittelt haben.
Philippe Lemesles Karriere könnte als Musterbeispiel für Erfolg gelten. Als einer der Top-Manager eines internationalen Industriekonzerns hat er alles erreicht: Macht, Status und Ansehen. Doch der Preis, den er dafür bezahlt hat, ist hoch. Seine Ehe steht vor dem Aus, die Beziehung zu seinem Sohn ist distanziert und seine eigene Gesundheit bleibt auf der Strecke. Als die Konzernspitze eine aggressive Umstrukturierung ankündigt, wird Philippe gegen seine eigenen Prinzipien zum Sprachrohr einer Führung, die von ihren Mitarbeitern bedingungslosen Gehorsam erwartet - auch wenn es Arbeitsplätze und damit Existenzen kostet. Philippe gerät in ein Dilemma. Der Druck von oben ist unerbittlich, die Gewerkschaften rebellieren und seine eigene moralische Integrität beginnt zu bröckeln. Gleichzeitig verlangt seine Frau, dass er endlich Prioritäten setzt - die Familie oder die Karriere. Inmitten dieser Krise muss Philippe entscheiden, welchen Weg er einschlagen will: die Rolle des pflichtbewussten Managers, der sich den Vorgaben der Konzernleitung beugt, oder die eines Mannes, der bereit ist, für seine Überzeugungen alles aufs Spiel zu setzen. "Un autre monde" zeigt, wie moderne Arbeitswelten Menschen nicht nur formen, sondern auch brechen können. Der Film zeichnet ein realistisches Bild der Belastungen durch berufliche und gesellschaftliche Erwartungen und stellt die Frage: Gibt es einen Ausweg aus dieser Tretmühle?
Augen haben sich in der Evolution als erfolgreiches Konzept durchgesetzt. Das menschliche Gehirn arbeitet pausenlos daran, Gesehenes zu filtern, einzuordnen, zu interpretieren. Egal wie die Augen der Menschen aussehen, wie sie gefärbt oder geformt sind: Sie funktionieren alle gleich. Was wir sehen, fällt auf die Netzhaut, die Retina, und das Licht dringt durch die Oberfläche auf verschiedene Fotorezeptoren für Helligkeit und Farbsehen. Das Feuerwerk an Impulsen wird mit einem gebündelten Strang von bis zu 1,2 Millionen Nervenbahnen an das Hirn weitergeleitet. Optische Täuschungen fordern hingegen den Sehsinn heraus und irritieren. Was sich der sehende Mensch nicht erklären kann, wird schnell zu einer neuen Wahrheit erklärt. Mit zunehmender Lebenserwartung aber schwindet die Kraft des Sehens und Augenkrankheiten werden wahrscheinlicher. Bildschirmarbeit, Smartphonenutzung und mangelnde natürliche Lichtquellen fordern die Augen zusätzlich heraus. Die WHO zählt 2,6 Milliarden Menschen weltweit mit Seheinschränkungen. Für die Wissenschaft daher Ansporn, Fehlsichtigkeiten und Erblindung mit innovativen Therapieansätzen zu begegnen. Die Dokumentation reist nach London, Paris und ins Saarland, wo zum Teil an ungewöhnlichen Ideen gearbeitet wird, um Erkrankungen des Auges und altersbedingte Sehschwäche zu heilen.