22:05
Am 4. Dezember 2025 jährt sich zum 50. Mal der Todestag von Hannah Arendt. Die 1930er Jahre verbrachte die jüdische Publizistin auf der Flucht vor den Nationalsozialisten im Pariser Exil. Dort rettete sie Kindern und Jugendlichen das Leben, indem sie ihnen die Flucht nach Palästina ermöglichte. Arendts Analysen des Antisemitismus, ihre Forderung nach dem Recht, Rechte zu haben, wie auch ihre Auseinandersetzung mit der Assimilation von Juden an die Mehrheitsgesellschaft gründen in diesem Lebensabschnitt. Ebenso bildete sich ihre pro-zionistische Sicht auf die Gründung Israels heraus, die quer zu den Ansichten der rechten Strömung der Bewegung stand. Die zum Bestseller avancierte Biografie von Thomas Meyer hat Arendts Zeit in Paris erstmals gründlich erforscht. Mit Meyer begibt sich die Dokumentation zu den Wirkungsstätten der politischen Denkerin - so nach Gurs, einem Internierungslager im Süden Frankreichs. Nach Kriegsbeginn wurden hier auch deutsche Juden interniert, die sich in Frankreich aufhielten. In einem kleinen Zeitfenster wurden manche Häftlinge entlassen, nur knapp entging Arendt so der Deportation nach Auschwitz-Birkenau. Erst in ihrer neuen Heimat New York erfuhr Hannah Arendt vom Holocaust und verfasste ihre eindrucksvollen Thesen zu totaler Herrschaft als Praxis vollständiger Entmenschlichung. Neben Biograf Thomas Meyer kommen in der filmischen Annährung an diese Jahre ihres Lebens der Philosoph Omri Boehm, die Trägerin des Adorno-Preises und des Hannah-Arendt-Preises für politisches Denken 2025, Seyla Benhabib sowie die französische Arendt-Expertin Martine Leibovici und Marina Touillez zu Wort, deren Darstellung von Arendts Pariser Exil-Umfeld in Frankreich intensiv diskutiert wurde.
23:00
Labidi ist Anfang 30 und verdient seinen Lebensunterhalt mit verschiedenen Minijobs, während er zwischen seiner Familie in Lyon und seinem Alltag in Paris pendelt. Zugleich schreibt er an seinem langersehnten Roman. Als seine noch neue Beziehung zu der Studentin Elisa an Bedeutung gewinnt, nimmt sich Labidi vor, nach dem Vorbild seiner Eltern die Liebe zur Priorität zu machen. Das bedeutet aber einen gemeinsamen Umzug von Lyon nach Paris, den sich Elisa eigentlich nicht leisten kann. Unter Druck gesetzt von der Bank, seiner Freundin und seinem Literaturagenten kämpft der junge Mann jeden Tag dafür, seinen neuen Haushalt finanziell über Wasser zu halten. Für ihn zählt aber nicht nur die Beziehung zu Elisa, sondern auch die zu seinem Freund Alekseï und zu seinen alt gewordenen Eltern, deren Hilfsangebote Labidi ausschlägt. Der Film "Die Welt nach uns" wirft soziologische und sozialphilosophische Fragen unserer Zeit nach der eigenen Identität, Selbstbestimmung und der Verbindung zu anderen auf, aber auch existenzielle Fragen nach den Lebensbedingungen in einer Großstadt wie Paris, wenn der Mindestlohn nicht für die Miete reicht. Wie kann man unter solchen Umständen das innere Gleichgewicht und die Liebe zueinander bewahren und schützen? Eine autobiografisch gefärbte Erzählung von Regisseur Louda Ben Salah-Cazanas, in der die Ängste und Ungewissheiten des jungen Erwachsenenlebens mit Ehrlichkeit und Humor dargestellt sind.
00:20
Birgitte Nyborg hat ihr Amt als dänische Außenministerin angetreten und steht schon zu Beginn vor Schwierigkeiten: Mit Ministerpräsidentin Signe Kragh streitet sie um die Zuständigkeit für einen Ölfund in Grönland. Ihre Meinungen zur Ölförderung gehen auseinander: Signe plädiert wegen enormer Gewinne für Bohrungen, Birgitte hält mit Klimaschutz dagegen. Wer kann den Machtkampf für sich entscheiden? Katrine Fønsmark bemüht sich als neue Chefin der TV1-Nachrichten, die Einschaltquoten zu steigern. Eine brisante Information aus Regierungskreisen kommt ihr gelegen: Eine anonyme Quelle bezichtigt die Ministerpräsidentin der Vetternwirtschaft. Mit ihrem Team geht Katrine dem Hinweis nach. Birgitte stößt dank ihres Mitarbeiters Asger auf explosive Details zur grönländischen Ölfirma.
01:20
Seit Birgitte Nyborg von einem russischen Aktionär der Bohrfirma weiß, setzt sie sich noch vehementer gegen die Ölförderung in Grönland ein. Doch der US-Botschafter bittet Birgitte, die Informationen gegenüber dem Ausschuss geheim zu halten. Birgitte muss sich entscheiden: Ihr Schweigen könnte sie das Ministeramt kosten. Gleichzeitig stehen ihre guten Beziehungen zu den USA auf dem Spiel. Asger begibt sich als neuer Arktisbotschafter auf eine turbulente Reise nach Grönland, wo er mit seinen neuen Aufgaben hadert. Er muss plötzlich selbst verhandeln - am Küchentisch von Außenminister Hans Eliassen. Malik, der Asger über die Insel fährt, lässt sich auf eine gefährliche Abmachung ein: Für die Marine spioniert er seinen Arbeitgeber aus, das Ölunternehmen. Unterdessen scheint Birgittes Sohn Magnus ihr etwas zu verheimlichen.
02:15
Birgitte Nyborg steht unter Verdacht, vor dem Ausschuss gelogen zu haben. Ihr grönländischer Kollege entzieht ihr deshalb das Vertrauen, wodurch Birgitte die Mehrheit im Parlament fehlt. Wird sie als Außenministerin zurücktreten? Katrine Fønsmark wittert eine große Geschichte und setzt ihr gesamtes Team darauf an, Birgittes Rücktritt vorzubereiten. Asger berät seine Chefin strategisch, aber nicht ohne Eigeninteresse: Er möchte Emmy wiedersehen, die für die grönländische Präsidentin arbeitet und zu seinem Unglück verheiratet ist. Parallel erfährt Birgitte, dass ihr Sohn Magnus in eine fragwürdige Aktion verwickelt war und ihm nun eine Strafanzeige droht.
03:10
Einer der wichtigsten Abschnitte der Seidenstraße führt durch Usbekistan. Auf diese Weise machten die Karawanen, die von Persien nach China unterwegs waren, einen Bogen um die Wüste Karakum - den "schwarzen Sand". Nach sieben anstrengenden Tagen erreichten sie den Fluss Amudarja, in der Antike "Oxus" genannt. Dahinter begann die Steppe mit einigen wenigen Oasenstädten. Sie gehörten jahrhundertelang zu den reichsten Städten der Welt. Nach der Überquerung des Amudarja erreichten die Reisenden die Region Transoxanien, die größtenteils im heutigen Usbekistan liegt. Sie kamen nach Buxoro, eine legendäre Stadt, auch bekannt unter dem Namen Buchara. Dort entdeckt Alfred an der Seite des begeisterten Geschichtsprofessors Sanjar Bobokalonov den Charme der Stadt. Anfang des 13. Jahrhunderts wurde Buchara von Dschingis Khan erobert und zerstört. Doch das Samaniden-Mausoleum blieb verschont, da der Wind riesige Sanddünen aus der Wüste getrieben hatte, unter denen das Gebäude verschwand. Der grausame Mongolenführer hatte es schlichtweg übersehen. Im historischen Zentrum von Buchara steht die berühmte Kalon-Moschee. Das Minarett aus dem frühen 12. Jahrhundert ist so schön, dass selbst Dschingis Khan es nicht antastete, als er die Stadt plünderte. Trotz seiner prächtigen Architekturdenkmäler ist Buchara keine tote Museumsstadt, sondern ein pulsierendes Industrie- und Handelszentrum mit 250.000 Einwohnern. Und eine intellektuelle Hochburg des Orients. Von hier stammt Avicenna, der persische Wissenschaftler und Philosoph, der im 11. Jahrhundert eine Enzyklopädie mit dem gesamten Wissen aus China und der griechischen Antike veröffentlichte. Das "heilige Buchara", wie die Muslime die Stadt nannten, zeichnete sich durch religiöse Toleranz aus. Hier lebten Zoroastrier, Nestorianer, Manichäer und Buddhisten einträchtig zusammen. Bis heute ist Buchara eine Stadt der Schriften und Buchmalereien. Die Besuche eines Miniaturmalereien-Ateliers, einer traditionellen Stickerei, einer Seidenteppich-Weberei und einer Schmiede, die Messer herstellt, die in aller Welt begehrt sind - zeugen von Bucharas vielfältiger Handwerkskunst. Schließlich trifft sich Alfred mit einem Rabbi der jüdischen Gemeinde. Sie ist ein lebendiger Beweis für die Toleranz gegenüber fremden Religionen und Kulturen entlang der Seidenstraße. Rund zehn Kilometer von Buchara entfernt stattet Alfred der Wiege des Sufi-Ordens der Naqshbandiya noch einen Besuch ab, dessen Einfluss bis nach Indien und Marokko reicht.
03:40
04:00
Das Kulturmagazin des Senders ARTE wird täglich aus Paris gesendet. Aktuelle Themen aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Gesellschaft stehen im Zentrum der Sendung und werden versiert unter die Lupe genommen.