Das Kulturmagazin des Senders ARTE wird täglich aus Paris gesendet. Aktuelle Themen aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Gesellschaft stehen im Zentrum der Sendung und werden versiert unter die Lupe genommen.
In Myanmar, dem früheren Birma, vermischt sich der Buddhismus mit einem tief in der Kultur verwurzelten, okkulten Glauben. Diese komplexe Spiritualität bildet die Grundlage einer weltweit einzigartigen Heilkunst - die der "Meister des hohen Weges". Die Ausbildung der Meister findet in Kongregationen statt, Tätowierungen symbolisieren ihren jeweiligen Rang und die Kräfte, mit denen sie heilen und die Geister bekämpfen. Die Heilmethoden dieser Meister bestehen aus religiöser Magie, Tätowierungen und Zauberei. In Bago trifft Bernard Fontanille auf Aung Myo Hein, den er zu einem Kloster in einem Nachbarort begleitet, wo er regelmäßig die dort lebenden Menschen behandelt.
Bis vor 400 Jahren war die Insel Mauritius im Indischen Ozean ein unbewohntes Naturparadies. Dann wurde sie entdeckt und ausgebeutet. Der Urwald wurde gerodet, zahlreiche Tier- und Pflanzenarten verschwanden. Viele von ihnen existierten nur dort - wie der Dodo. Dem Vogel wurde zum Verhängnis, dass er nicht fliegen konnte und über keinerlei Fluchtinstinkte verfügte. So wurde er für die Menschen zur leichten Beute. Noch heute ist "dead as a Dodo", tot wie ein Dodo, in England ein geflügeltes Wort für Hoffnungslosigkeit. Der Mauritiusfalke konnte im Gegensatz zum Dodo gerettet werden. In den 1970er Jahren existierten nur noch vier Exemplare. Dann starteten Naturschützer ein einzigartiges Aufzuchtprogramm und konnten ihre Zahl in kurzer Zeit verzehnfachen. Noch heute gilt der kleine Greifvogel als einer der seltensten Vögel der Welt. Ähnliches versucht man mit den Riesenschildkröten, die eigentlich von der Insel Aldabra stammen. Charles Darwin setzte sich dafür ein, sie nach Mauritius zu bringen, um sie vor dem Aussterben zu bewahren. Dazu stellte man die Îles aux Aigrettes vor der Küste unter Naturschutz und schirmte sie ab. Die kleine Insel ist zur Arche Noah geworden, auf der zahlreiche seltene Tierarten geschützt leben können. Derzeit werden die Spuren der Geschichte restauriert, um die Erinnerung an die Vorfahren der Inselbewohner wachzuhalten. Auf Mauritius lässt sich eine Gesellschaft erleben, die sich vom Spielball der Kolonialmächte zur selbstständigen Nation entwickelte, und eine eigenständige Kultur, zu der auch der Séga gehört, die Musik der ehemaligen Sklaven, in der sich tiefe Trauer und pure Lebensfreude vereinen.
Dieses Nachrichtenformat richtet sich speziell an Kinder und Jugendliche und behandelt, nach dem Vorbild von Nachrichtensendungen für Erwachsene, unterschiedliche Themen aus Europa und der gesamten Welt.
Sonne, Sand, Hitze und jede Menge Wind - das karibische Klima auf Curaçao ist eigentlich nicht geeignet für die empfindlichen, in die Jahre gekommenen Autoklassiker. Doch ausgerechnet auf der Insel, die viele nur vom "Blue Curaçao"-Likör kennen, spielen Autos eine ganz große Rolle. Kein Wunder, dass es auf Curaçao den wahrscheinlich ältesten Oldtimerclub der Karibik gibt - den Wabi-Club. Bei den Clubtreffen kommen alle Mitglieder zusammen und präsentieren ihre liebevoll restaurierten Wagen. Ihr Erkennungszeichen ist das gelbe Polohemd. Es ist so gelb wie die Blüten des karibischen Wabi-Baums, nach dem der Club benannt ist. Regelmäßig treffen sich die Mitglieder des Wabi-Clubs, jenes ältesten Oldtimer-Clubs der Karibik, um einander ihre neuesten Anschaffungen zu präsentieren, Erfahrungen auszutauschen und mit Rat zur Seite zu stehen, wenn es um die Pflege der Modelle im heißen Klima geht. Es ist das letzte Treffen vor dem alljährlich stattfindenden großen Konvoi, der zum Flaggentag in zwei Wochen über die Insel rollen soll. Viele müssen ihre Oldtimer bis dahin noch fit machen. Auch Duarte Pita und Ranfor Nijdam wollen dann ihre neuesten Errungenschaften vorführen, Duarte einen MG von 1950, Ranfor einen Truck von 1949. Während Ranfor jedoch schon lange Zeit Mitglied ist, geht es für Duarte um die Aufnahme in den Club. Bis zum Flaggentag muss er aus seiner verrosteten Karosse ein flottes Auto gemacht haben. Keine leichte Aufgabe.
(1): New York: Spike Lees liebste Heldin (2): Paris: Escoffier erhebt das Kochen zur Kunst (3): Argentinien: Sergios gefüllte Maisblätter (4): Guinea-Bissau: Versklavung eines Sklavenhalters
(1): Montana: Callan Winks Wilder Westen (2): Ouessant: Die bretonische Fraueninsel (3): Chile: Nancys Schweinerippchen mit Quinoa und Araukariensamen (4): Jamaika: New Atlantis, ein Staat auf einem Floß
Dschingis Khans Erbe ist immens und auch 800 Jahre später wird er in der Mongolei geradezu kultisch verehrt. Das Wissen über die mongolischen Herrscher stammte jedoch lange Zeit vor allem aus den Erzählungen ihrer besiegten Feinde - weshalb ihnen der Ruf grausamer Krieger und ungebildeter "Barbaren" vorauseilte. Die 1227 verfasste und erst Anfang des 20. Jahrhunderts wiederentdeckte "Geheime Geschichte der Mongolen" sowie neueste wissenschaftliche und archäologische Erkenntnisse zeichnen ein anderes Bild von Dschingis Khan: das eines Herrschers, dem es gelang, mit Hilfe bahnbrechender Neuerungen ein Reich zu einen, das sich in seiner größten Ausdehnung von Korea bis nach Osteuropa erstreckte. Dschingis Khan schuf eine neue Form der Armee mit Soldaten, die nicht nur aus dem Adel, sondern aus allen Gesellschaftsschichten stammten. Auch Frauen hatten ihren Platz auf dem Schlachtfeld. Die mongolischen Eroberer förderten nicht nur den Handel innerhalb des mongolischen Reichs, sondern auch den Austausch von Wissen, was unter anderem in Wissenschaft, Architektur und Mode zu zahlreichen Neuerungen führte. Auch das Taj Mahal wäre ohne mongolische Einflüsse wohl nie erbaut worden. Neuen Erkenntnissen zufolge könnte auch das Klima den Aufstieg des unter dem Namen Temüdschin geborenen mongolischen Nomaden und seiner Familie begünstigt haben, denn die üppigen Weideflächen boten ihren Pferden ideale Nahrung. Außerdem versorgten die Huftiere die Mongolen in Hungerperioden mit kalorienreichem Fleisch. Jüngste Ausgrabungen geben Aufschluss über den Ort, an dem der spätere Dschingis Khan wahrscheinlich seine Eroberungszüge plante. In Avraga, inmitten der mongolischen Steppe, haben Archäologen einen Platz entdeckt, der sein Winterquartier gewesen sein könnte. Weiter im Süden, in Shangdu - heute Nordchina -, konnten Wissenschaftler die legendäre Stadt rekonstruieren, die von seinem Enkel Kublai Khan gegründet wurde.
Norfolk Island im Pazifik galt lange Zeit als das härteste Gefängnis im britischen Empire. Die winzige Insel wurde gleichzeitig mit dem etwa 2.000 Kilometer entfernten Australien zur Strafkolonie gemacht. Wer in Australien Schwierigkeiten machte, wurde nach Norfolk Island gebracht und dort in Ketten zur Zwangsarbeit verurteilt. Dieses unmenschliche Strafsystem existierte bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts, als die Insel von Queen Victoria den Nachkommen der Mannschaft der "Bounty" geschenkt wurde. Sie verwandelten die Insel wieder in ein Naturparadies, erhielten aber die Spuren der grausamen Geschichte der Insel. Zahlreiche Tier- und Pflanzenarten leben ausschließlich auf Norfolk Island und nirgends sonst auf der Welt. Viele von ihnen waren in ihrem Bestand stark bedroht, bis sie durch die Arbeit der Insulaner gerettet werden konnten. Dazu gehören die einzigartigen Grünen Papageien, von denen es um die Jahrtausendwende nur noch eine Handvoll gab - und von denen heute wieder mehr als 400 leben, zwischen Farnen, die bis zu 20 Meter hoch werden können. Tragische Geschichten haben sich auf der Insel und vor ihren Küsten abgespielt. Dort lässt sich neben der faszinierenden Unterwasserwelt auch das berühmteste Schiffswrack der australischen Geschichte entdecken und erleben, wie noch heute die Fracht mit kleinen Holzbooten auf die Insel geliefert wird. Denn Norfolk hat viele Riffe, aber keinen Hafen.
"Fare un giro a Pianosa", einen Spaziergang auf Pianosa machen, war in Italien lange das geflügelte Wort für eine Haftstrafe. Die Mittelmeerinsel nahe Elba war Verbannungsort, landwirtschaftliche Strafkolonie und zuletzt ein Hochsicherheitsgefängnis. 1997 wurde Pianosa schließlich zum Herzstück des Nationalparks des Toskanischen Archipels. Das Gefängnis wurde zum Pilotprojekt, in dem die Sträflinge die einzigartige Natur schützen, die durch das Gefängnis vom Massentourismus verschont blieb. Gleichzeitig arbeiten sie als Helfer der archäologischen Grabungen, bei denen die Geschichte der Insel nach und nach ans Tageslicht gebracht wird. Die Dokumentation beschreibt die Natur auf Pianosa, erzählt die Geschichte der Insel und macht den Alltag der Häftlinge erlebbar, die dort eine einzigartige Chance bekommen: Statt in Zellen ihre Strafe im wahrsten Sinne des Wortes "abzusitzen", leisten sie einen wichtigen Beitrag, eines der letzten Naturparadiese des Mittelmeeres zu erhalten.
Wie ein Fjord liegt der Weissensee tief eingeschnitten im Tal, direkt zu Füßen der Gailtaler Alpen. Im Winter wird der Bergsee zu einer spiegelglatten Eisfläche. Es ist Dezember und die Zeit der Weihnachtsbräuche. In der evangelischen Gemeinde Weissensee sind sie etwas anders als im übrigen Österreich. Der 500 Jahre alte Gralhof liegt direkt am See. Corinna und Michael Knaller haben drei Kinder und wohnen mit Michaels Eltern, Gretel und Chrischtel Knaller unter einem Dach. Am 23. Dezember werden die letzten Weihnachtskekse gebacken. Corinna Knaller probiert ein neues Rezept aus, bei dem der Mürbeteig mit schwarz-grünem Kürbiskernöl verfeinert wird. In der großen Wohnküche bereitet Großmutter Gretel Knaller ein traditionelles Kärntner Wintergericht zu: Kletzennudeln. Am Weißensee werden sie auch "Rote Krapfen" genannt. "Kletzen" sind Birnen einer besonderen Sorte, die erst durch das Dörren bzw. Trocknen ihren typischen süßlichen Birnengeschmack entfalten. Die "Kletzen" werden mit Quark (österreichisch: Topfen) vermischt und kunstvoll in Teigtaschen gefüllt. Das typische Merkmal dieser Teigtaschen ist ihr "gekrendelter" Rand. "Krendeln" wird das zackenartige Verschließen des Teigrands genannt und erfordert schon eine Menge Übung. Zum Fest stehen bei vielen Familien am Weissensee geräucherte Würste (österreichisch Selchwürstel) mit Sauerkraut und Schwarzbrot auf dem Tisch. Das Räuchern hat in den Bergen eine lange Tradition - so wurde das Fleisch früher konserviert und hielt einen ganzen Winter lang.
(1): Toulouse: Magyd Cherfi, Gallier und Sarazene (2): Polen: Masuren, Land der tausend Seen und Gesichter (3): Argentinien: Pios leckerer Maisbrei (4): Australien: Kaninchenplage in Barwon Park
(1): Berlin: Fanny Mendelssohn, die vergessene Romantikerin (2): Chicago: Wiege der House Music (3): Frankreich: Henris Ofentomaten mit Pimentos (4): Island: Invasion der Barbaresken
Der Franzose David holt sich von seinem deutschen Boss den nächsten Schmuggelauftrag ab, der dieses Mal größer und mysteriöser ist als je zuvor. David weiß nur, dass er mit Hilfe eines Sportwagens Gold transportieren soll, und zwar in den Libanon. Außerdem bekommt er eine äußerst erfahrene und attraktive Begleitung für den Auftrag. Die schöne Olga wehrt aber seine Verführungsversuche ab und möchte sich auf ihre Mission konzentrieren. Nur sie ist in die Details eingeweiht ... David wird mit der Zeit ungeduldig, erst recht, als die beiden bei ihrer Ankunft im Libanon von der Polizei verhört werden. Dann entdeckt er, dass der ganze Wagen aus Gold besteht, und entscheidet sich kurzerhand, damit abzuhauen. Es beginnt ein Katz-und-Maus-Spiel durch Europa, bei dem David einen Käufer für das Auto sucht und gleichzeitig von den Handlangern seines Bosses verfolgt wird. Schaffen Olga und er es, davonzukommen? In dieser flotten Komödie brillieren Jean-Paul Belmondo als charmanter Gangster und Jean Seberg als kühl-kalkulierte Schmugglerin, die ein ungleiches Paar werden. Mit Spannung und Witz bietet der Krimi perfekte Unterhaltung.
Paris in den 1950er Jahren: Noël Schoudler, Patriarch einer der einflussreichsten Familien Frankreichs, herrscht über ein Imperium aus Bankhaus, Zeitungsverlag und Zuckerfabrik. Doch hinter der Fassade des Erfolgs brodelt es: Schoudlers autoritärer Führungsstil stößt selbst bei seinen engsten Vertrauten auf Widerstand. Sein Sohn François, einst designierter Nachfolger, wird nach einer respektlosen Bemerkung aus allen Positionen entfernt. Gleichzeitig versucht der skrupellose Vetter Lucien Maublanc, den Patriarchen mit Gerüchten zu erpressen. Als Schoudler François plötzlich die Kontrolle über die lukrative Zuckerfabrik überträgt, deuten die Familienmitglieder dies als Zeichen der Schwäche - ein Trugschluss. Der Patriarch inszeniert ein komplexes Machtspiel, das seine Erben auf Loyalität und Gier prüfen soll: Er täuscht einen finanziellen Zusammenbruch vor, um die Absichten der Familienmitglieder zu entschlüsseln. Was wie ein Lehrstück in Manipulation beginnt, führt zu weiteren Konflikten innerhalb der Sippe. Intrigen und Misstrauen vergiften die Beziehungen, während Sohn François zwischen Pflichtgefühl und Verbitterung immer tiefer in einen Strudel aus Schuld und Ohnmacht gerät. Denys de La Patellières fesselndes Porträt von Macht und moralischem Verfall in den höchsten Kreisen besticht durch seine scharfe Gesellschaftskritik und die ikonische Darstellung Jean Gabins als patriarchalischer Strippenzieher. Ein Klassiker des französischen Kinos, der auch heute noch aktuell ist.
Marokko ist ein Fest für die Sinne: Marrakeschs bunte Märkte, unberührte Küsten und das Leben in Lehmbauten wie vor Hunderten von Jahren. Das nordafrikanische Königreich entdeckt die Moderne. Das Fischerdorf Imsouane im südwestlichen Teil der Atlantikküste ist zum Geheimtipp für Wellenreiter geworden - mit einer 600 Meter lange Welle. Im Landesinneren des Königreichs liegen verborgen atemberaubende Canyon-Schluchten. Menschen leben in aus Lehm gebauten Kasbahs und als Transportmittel dient der Esel. Inmitten der Wüste am Hohen Atlas: Dort, wo die Sonne am längsten und intensivsten vom Himmel brennt, ist das größte Solarkraftwerk der Welt entstanden. Auch viele Bauern setzen mittlerweile auf Photovoltaik, um unabhängig und kostengünstig grünen Strom zu generieren. Bis zum Jahr 2030 will Marokko mehr als die Hälfte seines Verbrauchs aus erneuerbaren Energien speisen. In Marokko trifft orientalische Tradition auf neue Ideen - eine überraschende Entdeckungsreise durch ein spannendes Land im Umbruch.
Die afrikanische Savanne ist die Heimat der Geparden, einer bedrohten Tierart im ständigen Kampf ums Überleben. Diese Folge begleitet eine einsame Gepardin, die gleichzeitig Beutetiere erlegen und ihre Jungen vor Angriffen anderer Raubtiere schützen muss. Möglichst schnell versucht sie, ihrem Nachwuchs alles Überlebenswichtige beizubringen. Um während der Aufzucht genug Milch zu haben, muss sie regelmäßig jagen - Topi-Antilopen zum Beispiel - und das in atemberaubender Geschwindigkeit. Ihre Beute muss sie anschließend vor tückischen Dieben verteidigen. Gepardenmütter verlieren die Hälfte ihrer Jungen an Löwen und müssen daher ständig neue Verstecke finden - ein kräftezehrender Balanceakt zwischen Fürsorge und Selbstbehauptung. Im Lauf der Monate werden die Jungtiere größer - die Männchen verlassen die Mutter und schließen sich mit anderen zusammen. Anpassung und Kooperation sind bei der Jagd auf Gnus der Schlüssel zum Erfolg. Ihr Überleben verdanken die bedrohten Raubkatzen ihrer Zähigkeit, Beweglichkeit und sozialen Intelligenz.
Die auf vielen Sendern vorgenommene strikte Trennung von Politik- und Kulturnachrichten wird hier aufgehoben. Es werden Schnittpunkte aus beiden Bereichen präsentiert und Zusammenhänge dargestellt.
Verwahrlosung, Gewalt oder sexuelle Übergriffe - jeden Tag gehen im Jugendamt Essen Meldungen mit Verdacht auf Kindeswohlgefährdung ein. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müssen dann schnell handeln und den Fällen nachgehen. Was ist in den Familien los? Ist ein Kind in Gefahr? Das letzte Mittel der Behörde ist eine sogenannte Inobhutnahme: Dann wird das Kind sofort in eine Kurzzeitpflegefamilie oder in eine Notunterkunft gebracht. Ein tiefer Einschnitt für eine Familie und das betroffene Kind. Sozialpädagogin Charline Jakobi betreut neben den akuten Fällen rund 30 Familien, die Schwierigkeiten haben. Bis sie und ihre Kollegen sich durchringen, ein Kind in Obhut zu nehmen, versuchen sie - wenn möglich - die gefährdeten Familien zunächst mit Überzeugungsarbeit und ambulanten Familienhilfen zu unterstützen. Erst wenn das nicht weiterhilft, wird das Kind aus der Familie genommen. Doch den Jugendämtern wird häufig angelastet, Kinder übereilt und ohne ausreichenden Grund aus ihren Familien zu reißen. Diese letzte aller Maßnahmen schürt auch bei Sozialarbeiterin Jakobi immer wieder Zweifel: Ist der Schritt richtig? Könnten die Eltern besser unterstützt werden? Und kann das Jugendamt weitere Maßnahmen noch schultern? Denn Jugendämter in ganz Deutschland arbeiten längst an der Belastungsgrenze und darüber hinaus - zu wenig Fachpersonal, zu wenige Unterkünfte, zu viel Bürokratie und zu wenig Zeit für präventive Maßnahmen in den Familien. Das treibt auch Jakobi um: "Ich kann es oft nicht aushalten, nicht allen gerecht zu werden."
Die Atommacht Pakistan hat gerade wieder eine existenzielle Krise überstanden. Der Kaschmir-Konflikt mit Indien eskalierte zu einem militärischen Schlagabtausch mit zahlreichen Toten auf beiden Seiten. Seit Jahrzehnten kämpfen Indien und Pakistan erbittert um die Bergregion. Die Line of Control, die Waffenstillstandslinie zwischen den beiden Atommächten, gilt als gefährlichste Grenze der Welt. Das Land ist nicht nur von außen bedroht: Islamisten träumen davon, ein Kalifat in Pakistan zu errichten. Mitten in der Hauptstadt Islamabad ruft Imam Abdul Aziz seine Anhänger dazu auf, gegen den pakistanischen Staat zu kämpfen. Islamistische Anschläge fordern nahezu wöchentlich Opfer. Im Fokus sind neben christlichen Minderheiten auch chinesische Fachkräfte in der rohstoffreichen Region Belutschistan, sowie Soldaten an der Grenze zu Afghanistan. Wirtschaftliche Stagnation und ein schlechtes Bildungssystem - unbezahlbar für Pakistans überwiegend sehr arme Bevölkerung - führen bei der schnell wachsenden sehr jungen Bevölkerung zu großer Frustration. Von Pakistans 240 Millionen Menschen sind 47 Prozent unter 18 Jahre alt. Unruhen sind die Folge. Das Militär baut seine Macht auf Kosten der demokratischen Institutionen immer weiter aus. Es bestimmt den politischen Kurs und dominiert auch die Wirtschaft des Landes mit eigenen Industrieholdings. NDR/ARTE-Regisseur Michael Richter gelang es, gemeinsam mit seinem Co-Autor Arsalan Khalid, an der Line of Control zu drehen, den Imam Abdul Aziz zu interviewen und tiefe Einblicke in ein krisengeschütteltes Land zu bekommen.
Was ist aus der größten Demokratie der Welt geworden? Was aus dem Erbe von Mahatma Gandhi? Der Diskurs hat sich verändert: Der Vater der indischen Unabhängigkeit steht heute in der Kritik, während sein Mörder, ein hinduistischer Extremist, verehrt wird. Der Machtantritt von Narendra Modi im Jahr 2014 stellt einen Wendepunkt in der indischen Geschichte dar. Für das Modi-Regime ist die ethnische Zugehörigkeit ausschlaggebend. Die Ideologie hinter dieser radikalen Veränderung ist der Hindu-Nationalismus, auch Hindutva genannt, der in den 1920er Jahren in Anlehnung an das Gedankengut des italienischen Faschismus und des Nationalsozialismus entstanden ist. Die derzeitige Entwicklung steht im Widerspruch zur langen Tradition des religiösen Pluralismus in Indien, denn die Hindutva-Ideologie strebt ein ausschließlich aus Hindus bestehendes Volk an. Damit ist die 300 Millionen Menschen zählende Minderheit aus Muslimen, Christen, Sikhs und Buddhisten nicht mehr in Sicherheit. Seit 2014 haben die Angriffe auf Christen um 400 Prozent zugenommen. In einigen Bundesstaaten wird die Redefreiheit eingeschränkt, Lehrende dürfen unter Androhung von Haft im Unterricht nicht mehr über das Paradies oder die Hölle sprechen. Die systemische Gewalt richtet sich vor allem gegen Muslime. Universitäten, Medien und NGOs stellen kein Gegengewicht zur nationalistischen Regierung mehr dar, denn ihre Redefreiheit wird oft beschnitten. Doch extremistische Hindu-Gruppen existieren in mehr als 150 Ländern. Vor allem in den USA und in Großbritannien haben von der Hindu-Diaspora provozierte brutale Übergriffe innerhalb der indischen Community in letzter Zeit stark zugenommen. Die Dokumentation beleuchtet diese beunruhigende Entwicklung und hinterfragt, inwieweit Indien die Bezeichnung "größte Demokratie der Welt" noch verdient.
Nie zuvor hatte sich ein indischer Premierminister so für politische und religiöse Zwecke in Szene gesetzt. Der umstrittene Tempel in der Stadt Ayodhya im nördlichen Bundesstaat Uttar Pradesh war fast ein Jahrhundert lang der Traum von Hindu-Extremisten, seine Einweihung ist ein neues Kapitel in einem langen religiösen Konflikt zwischen Muslimen und Hindus. Im 20. Jahrhundert hatten Hindu-Nationalisten über Jahrzehnte den Bau eines Tempels für Rama gefordert, anstelle der Babri-Moschee aus dem 16. Jahrhundert. Sie behaupteten, diese sei auf den Ruinen eines alten Hindu-Heiligtums errichtet worden. Am 6. Dezember 1992 griffen 150.000 Hindus zu den Waffen, ermutigt von der BJP, der heutigen politischen Partei von Narendra Modi und mehreren fundamentalistischen Organisationen, die ein Indien von und für die hinduistische Mehrheit auf Kosten religiöser Minderheiten forderten. Sie zerstörten die Moschee, dabei starben innerhalb weniger Wochen 2.000 Menschen. 30 Jahre lang kämpften daraufhin militante Hindus vor Gericht für einen neuen Tempel. Im Jahr 2019 gibt der Oberste Gerichtshof ihnen Recht und ermöglicht dem Premierminister, das wichtigste Projekt seiner politischen Karriere in Angriff zu nehmen. Die Einweihung des Tempels des Rama läutete seine Kampagne zur Wiederwahl ein.
Eine Frau erhält einen Anruf: ihre Mutter sei gestorben, als diese gerade den Raum betritt. - Ausgehend von dieser skurrilen Situation haben Samuel Achache, Sarah Le Picard, Florent Hubert und Antonin-Tri Hoang eine Oper auf die Bühne gebracht, in der das Unwahrscheinliche auf das Tragische trifft. Doch wie schon der Werktitel "Les Incrédules" (Die Ungläubigen) andeutet, ist Zweifel hier Programm. So stellen Regisseur und Ensemble das Leben als einen schlechten Krimi dar, den man aus Neugierde dennoch weiterliest - eine Geschichte, in der jede Wendung neue Fragen aufwirft. In einem gekonnten Mix aus Theater und Musik ziehen sie hier alle Register: untermalt wird die Oper von einem 52-köpfigen Orchester. Überraschende Klangfarben bringen zusätzlich ein Saxofon, ein Akkordeon, ein Schlagzeug und ein mysteriöses Instrument, das Zufallsklänge hervorbringt, auf die Bühne. Komponiert wurde die Oper von Florent Hubert und Antonin-Tri Hoang.
Einen Tag nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine organisierte der lettische Popsänger Ralfs Eilands ein großes Solidaritätskonzert in Riga unter dem Motto "Ukrainas brivibai" - "Freiheit für die Ukraine". Mehrere Chöre sangen gemeinsam mit Tausenden von Menschen auf dem Platz gegenüber der russischen Botschaft ukrainische und lettische Volkslieder. Dabei wird in den Gesichtern der Teilnehmer auf der Bühne und in den bewegten Gesichtern des Publikums die Erschütterung über die Ereignisse deutlich, die in den baltischen Ländern besonders spürbar ist. Ein emotionaler Höhepunkt der Gesänge waren die Nationalhymnen von Lettland und der Ukraine. Das Konzert knüpft an die große Tradition des Chorgesangs in Lettland an, die seit dem 19. Jahrhundert ein wesentlicher Bestandteil der nationalen Identität des Landes ist. Auf der Bühne präsentierten auch die Stars der lettischen Musikszene ihre Solidarität, unter anderen Ralfs Eilands, Dagamba, Ieva Akuratere, Aminata und Dzelzs Vilks. Die ARTE-Sendung zeigt ausgewählte Höhepunkte der Veranstaltung.
Die Dokumentation zeigt, wie François Ozon mit "Gelobt sei Gott" - im Original "Grâce à Dieu" - ein äußerst realitätsnahes Werk geschaffen hat, dem eine umfassende Recherchearbeit vorausging. Ozon traf sich mit drei Opfern des beschuldigten Priesters. Das Drehbuch basiert auf ihren persönlichen Geschichten. Die Schauspieler Melvil Poupaud, Swann Arlaud und Josiane Balasko - Letztere in der Rolle der Mutter eines Opfers - erzählen, wie sie sich in die Figuren hineinversetzt haben. Außerdem kommen in der Dokumentation zwei der drei Opfer zu Wort. Sie sind die Gründer des Vereins "La Parole libérée" ("Das befreite Wort"), der eine federführende Rolle im Kampf gegen die Gemeinde in Lyon spielte. Jean-Marc Sauvé ist Autor eines frappierenden Berichts über sexuellen Missbrauch in der Kirche. Er unterstreicht die präzise Darstellung der Sachverhalte im Film und dessen erheblichen Einfluss auf Gesetzgebung und Kirche. Der beschuldigte Priester und das Erzbistum Lyon haben zwei Mal versucht, das Erscheinen des Films zu verhindern. "Gelobt sei Gott" erschien allem Widerstand zum Trotz inmitten der MeToo-Bewegung und lockte eine Million Zuschauer in die Kinos. Sowohl die Darsteller als auch die einstigen Opfer nahmen an zahlreichen Debatten rund um das Werk teil. Ob Melodrama, Thriller oder Komödie - Ozons Filmographie kennt keine Genregrenzen. Mit "Gelobt sei Gott" reiht sich nun ein für den Rechtsstaat unverzichtbarer Film an der Grenze zwischen Dokumentation und Fiktion in die Liste seiner Meisterwerke ein.
Grichka Bogdanov findet sich zu hässlich und will seinen Kopf mit dem seines Bruders tauschen. Kopf hoch! Professor Schnauzbart wird die Operation vornehmen. Abstoßungsreaktionen, ethische und psychologische Probleme inbegriffen ...
Das Kulturmagazin des Senders ARTE wird täglich aus Paris gesendet. Aktuelle Themen aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Gesellschaft stehen im Zentrum der Sendung und werden versiert unter die Lupe genommen.
Isabel Menzi ist im Hauptberuf Pilotin bei einer Schweizer Fluggesellschaft. Doch sie liebt nicht nur die großen Jumbos, sondern auch die kleinen Gletscherflugzeuge, mit denen die junge Frau inzwischen regelmäßig in den Hochalpen unterwegs ist. Ihr Ziel: Sie will Gletscherpilotin werden und muss sich dazu ganz neu bewähren, denn die Ausbildung hat es in sich. Diese fliegerische Tradition rettete in den letzten Jahrzehnten schon Tausenden Menschen das Leben, obendrein machte sie Bau und Versorgung zahlreicher Berghütten in den Schweizer Alpen erst möglich. Das Gletscherfliegen ist besonders schwierig, da etwa in der weißen, schroffen Bergwelt das Gelände für die Landung oft nur schwer zu erkennen ist, hinzu kommen unberechenbare Faktoren wie Wind und Schneebeschaffenheit. Die Ausbildung zur Gletscherpilotin ist entsprechend umfangreich und nimmt daher mehrere Hundert Flugstunden in Anspruch. Ohne die Kunst der traditionellen Gletscherfliegerei könnte auch Notarzt Joachim Koppenberg seinen Job heute kaum ausüben. Er sitzt zwar im Hightech-Helikopter, muss sich aber auf die Erfahrung und das Können seines Piloten verlassen. Nur so kann er in wenigen Minuten von seiner Basis in Samedan zu jedem noch so entlegenen Unglücksort in den Bergen gelangen. Sein Alltag ist ein ständiger Kampf gegen die Uhr, um Verletzte zu bergen, noch an der Unfallstelle lebensrettend zu versorgen und so schnell wie möglich in eines der Krankenhäuser transportieren zu lassen. Ein schweres Unglück war es auch, das einst die Geburtsstunde der Gletscherfliegerei einläutete: Im November 1946 verloren die Piloten einer Maschine der US-Luftwaffe auf dem Flug von München nach Marseille die Orientierung, woraufhin das Flugzeug in über 3.000 Metern abstürzte. Die zwölf Insassen überlebten zwar, doch es gab eigentlich kaum eine Möglichkeit, sie in den eisigen Höhen zu bergen. Bis ein Schweizer Pilot kurzerhand zwei Flugzeuge mit Kufen ausstattete. Das Fliegen solcher Maschinen gehört heute zum Alltag der renommierten Gletscherflieger in den Schweizer Alpen. Und Isabel Menzi, die Gletscherflieger-Schülerin, will bald zu ihnen gehören. Wird ihr Ausbilder sie zur Prüfung zulassen?