Das Kulturmagazin des Senders ARTE wird täglich aus Paris gesendet. Aktuelle Themen aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Gesellschaft stehen im Zentrum der Sendung und werden versiert unter die Lupe genommen.
Joan Baez singt mit außergewöhnlicher Stimme und ist bekannt dafür, sich mit lauter Stimme auch politisch zu äußern. Die außergewöhnliche Sängerin und unermüdliche Aktivistin, öffnet in dem berührenden Dokumentarfilm die Türen zu ihrem Leben und Werk. Sie wurde 1941 geboren. Seit ihrem Debüt mit 18 Jahren steht Baez mehr als 60 Jahre als Sängerin auf der Bühne. Sie ist eine Ikone der Popkultur und gewährt in dem Film intime Einblicke in ihre privaten Archive, darunter auch Tagebücher, Therapieaufnahmen und Home-Movies. "Joan Baez - Mit lauter Stimme" begibt sich mit der Künstlerin auf ihre Abschiedstournee. Dabei reflektiert der Film ihre bewegte Lebensgeschichte - von den Kämpfen in der Bürgerrechtsbewegung an der Seite von Martin Luther King bis zu ihrer komplexen Beziehung mit Bob Dylan und den "Dämonen", die sie seit ihrer Kindheit in sich trägt. Regie führten die Filmemacherinnen Karen O'Connor, Miri Navasky und Maeve O'Boyle, die Baez über mehrere Jahre hinweg begleiteten und so eine tiefgreifende Bilanz ihres Lebens ziehen konnten. Mit bislang unveröffentlichten Archivaufnahmen und Zitate ihrer persönlichen Gedanken entsteht das faszinierende Porträt einer Frau, die nicht nur mit ihrer Stimme, sondern auch mit Mut und Engagement Musik- und Weltgeschichte schrieb. Joan Baez spricht im Film selbstkritisch über ihre emotionalen Herausforderungen und inneren Motivationen, was diese Dokumentation auch zu einem einzigartigen Denkmal für eine Künstlerin macht, die mit Humor und Distanz zu sich selbst ihren eigenen Lebensweg betrachtet. Ihre ungefilterte Ehrlichkeit berührt, inspiriert und erlaubt einen besonderen Blick auf die Kraft der Musik und des Engagements.
Das Vogelparadies Acadiana, auch Cajun Country genannt, erstreckt sich von New Orleans bis zur Grenze nach Texas und dem Golf von Mexiko. Pelikane, Kraniche, Enten, Adler und unzählige weitere Vogelarten bevölkern die hiesigen Sümpfe, Wälder und Küsten. Doch das Vogelparadies ist durch Abtragung des Watts und die Klimaveränderung gefährdet. Tatsächlich verschwindet jede Stunde ein Areal des Watts so groß wie ein Fußballfeld - und damit auch viele Tiere. Bewohnt wird Acadiana von Cajuns, den Nachfahren französisch-kanadischer Einwanderer, die sich im 18. Jahrhundert in Louisiana niederließen. Ihre französische Herkunft bestimmt bis in die Gegenwart die Kultur der Cajuns. Manche Cajuns sprechen noch etwas Französisch-Kreolisch, auch wenn Englisch schon lange Landessprache ist und sie im Laufe der Zeit viel der Kultur der indianischen Ureinwohner übernommen haben. Dazu gehört die tiefe Verbundenheit zur Natur und natürlich ganz besonders zu den Vögeln der Region. Dies zeigt sich bei der Vorliebe der Cajuns für Holzvogel-Schnitzarbeiten, ein Kunsthandwerk, das schon seit hunderten Jahren von den Ureinwohnern der Gegend praktiziert wurde und als die erste original amerikanische Kunstform gilt. So beliebt ist die Holzschnitzkunst, dass es mehr Weltmeister in Louisiana gibt als in allen anderen Staaten der USA. Sie alle treffen beim jährlichen Cajun Heritage Festival gegeneinander an. Das oberste Gebot ist es, die Vogelskulpturen mit größtmöglicher Kunstfertigkeit naturgetreu zu gestalten. Enten sind häufige Motive, aber erfahrene Schnitzer wagen sich auch an Singvögel, Kraniche, Pelikane oder sogar Adler.
Stockholm und sein Schärengarten sind weltberühmt, im Sommer verbringen Tausende Touristen auf den kleinen Inseln ihren Urlaub. Im Winter herrscht hier zumeist Stille - aber die Versorgung mit allem Wichtigen ist trotzdem sichergestellt: Kapitän Niclas Jornée fährt täglich mit der Fähre "MS Queen" vom Festland zu den Schären und zurück. Er und sein Team sorgen für Nachschub, vom kleinsten Inselladen sogar bis hin zu Cateringunternehmen. Nur so können seine drei Gründerinnen das ganze Jahr über auf ihrer Heimatinsel leben und arbeiten. In Stockholm unterdessen bereitet sich der Chor der Adolf-Fredriks-Musikschule auf sein Lucia-Konzert in der Hedwig-Eleonora-Kirche vor. Aus den 120 Chorschülern wurde diesmal die 14-jährige Elsa ausgewählt, die Lucia darzustellen. Sie darf die mit brennenden Kerzen bestückte Lichterkrone feierlich auf dem Kopf tragen - eine Ehre für die Auserwählte. Auch beim Lichtkünstler Johan Ferner Ström laufen die Vorbereitungen auf die kalte, dunkle Jahreszeit - zusammen mit seinem Kollegen Tor Svae wird er einen strahlenden Kinderspielplatz eröffnen, den beide gemeinsam gestaltet haben. Und es wartet auch schon ein Auftrag für neue Lichtskulpturen in Form von riesigen Eicheln auf sie. Selbst wenn Schnee und Eis seltener geworden sind - die kalte Jahreszeit und ihre kurzen Tage mit wenig Licht werden von den Schweden auf jeden Fall kreativ und stimmungsvoll begangen.
Bei den Ureinwohnern Südamerikas genossen die Harpyien einen besonderen Ruf. Sie wurden gleichermaßen verehrt wie gefürchtet. Kein Wunder, sind sie doch die größten Greifvögel des Regenwaldes und erlegen selbst große Affen und Faultiere. Mit ihrem mächtigen Klauen, die etwa die Kraft einer Bärentatze haben, gehören sie zu den stärksten Vögeln der Welt. Mittlerweile steht es schlecht um die Harpyie. Die zunehmende Rodung des Regenwaldes und ein langsamer Fortpflanzungszyklus verdrängen die Vögel aus ihren angestammten Revieren. Forscher und Naturschützer möchten gern helfen, wissen aber kaum etwas über den scheuen und seltenen Vogel. Beobachtungskameras sollen helfen, Informationen über die Harpyien zu sammeln. Dafür müssen jedoch erst einmal passende Nester gefunden werden. Um damit voranzukommen, will ein Forscherteam aus Wissenschaftlern, Architekten und Umweltschützern in der Region Madre de Dios im Süden Perus ein künstliches Nest bauen, das mit weiteren Beobachtungskameras ausgestattet wird. Kein leichtes Unterfangen, denn Harpyien sind sehr wählerisch bei der Auswahl ihres Nistplatzes. Das Nest muss mindestens sieben Kilometer vom nächsten Nachbarn entfernt sein. Außerdem brüten die Vögel ausschließlich in den Kronen der riesigen Brasilianischen Kastanie, auch Paranussbaum genannt, oder der Shihuahuaco-Bäume. Nur von diesen Giganten, die bis zu 40 Meter hoch und weit über das Blätterdach des Waldes hinaus reichen, haben sie einen guten Überblick. Die Arbeit des Teams muss also in schwindelerregender Höhe stattfinden - ohne Garantie auf Erfolg.
In der Provinz Tafedna, etwa 150 Kilometer nördlich von Agadir, werden Arganbäume kultiviert. Sie gehören zu den ältesten Pflanzen der Erde und wachsen nur auf wenigen Landstrichen in Marokko. Bei andauernder Trockenheit können die dornigen Bäume ihr Wachstum für mehrere Jahre einstellen. Aus den Samen ihrer Früchte wird das wertvolle Arganöl gewonnen. Typisch marokkanische Gerichte werden in der Region mit dem Öl zubereitet: Tajine mit Ziegenfleisch, Leberspieße, Couscous und Auberginensalat. Für die Arganproduktion schließen sich viele Frauen in Kooperativen zusammen, was die Arbeit effizienter macht. Vor einigen Jahren ist Halima Errachidi aus Casablanca in die Provinz gezogen und leitet seitdem die örtliche Kooperative. Beim gemeinsamen Abendessen testet Halima dann gerne ihre neuesten Ideen - zum Beispiel ein Kräuterpeeling - mit den Resten aus der Arganöl-Produktion.
Norwegens Fjorde gehören zum Spektakulärsten, was Europa zu bieten hat. Bis zu 200 Kilometer ziehen sie sich von der Atlantikküste ins Land hinein, manche sind mehr als tausend Meter tief. Sie sind Relikte der Eiszeit, als gewaltige Gletscher Täler ausfrästen und selbst härtestes Gestein zermalmten. Obwohl ihr Wasser kalt und dunkel ist und kaum ein Lichtstrahl in die Abgründe fällt, ist das Leben im Fjord erstaunlich bunt und üppig. Im Reich der Finsternis wachsen Korallenriffe, und in der Strömung wogen fluoreszierende Seefedern und seltsam leuchtende Meeresschnecken. Im Winter treiben Orcas riesige Heringsschwärme tief in die Meeresarme hinein. Was von ihrer Mahlzeit übrig bleibt, ernten Vögel, Fische und Seesterne. Im Sommer wandern Lachse die Flüsse der Fjorde hinauf, um oberhalb der Wasserfälle und Stromschnellen, fernab der Feinde im Meer, zu laichen. Bis zu fünf Jahre werden die Junglachse in geschützten Buchten ausharren, bevor sie zurück ins Salzwasser der Fjorde wandern. Wie aber kommt es, dass unter den extremen Bedingungen im und am Fjord ein so großer Reichtum herrscht? Was ist das Geheimnis der Fjorde? Die Dokumentation taucht ein in die unergründlich scheinenden Tiefen der Fjorde Norwegens und zeigt die Vielfalt des Lebens im und am Wasser der "ertrunkenen Täler". Mit aufwendigen Zeitlupen und Zeitraffern, Nachtaufnahmen und teils noch nie gesehenem Tierverhalten zeichnet Naturfilmer Jan Haft ein spannendes wie informatives Porträt der Fjorde - bei Mitternachtssonne und Mondschein, bei Eis und Schnee sowie im Glanz der Polarlichter.
In Dänemark sind nur noch etwa 15 Prozent der Fläche mit Wäldern bedeckt. Im Laufe der Jahrhunderte wurden zahlreiche Waldstücke gerodet, um Platz für Ackerland zu schaffen. Einige der Gebiete wurden zwar wieder aufgeforstet, doch Büsche und Pflanzen entfalten sich zwischen den akkurat gepflanzten Baumreihen nicht so gut wie in einem natürlich gewachsenen Wald. Die dänische Regierung bemüht sich nun, das ursprüngliche Ökosystem wiederherzustellen und die verbleibenden Tier- und Pflanzenarten bestmöglich zu schützen, um die Artenvielfalt in Dänemarks Wäldern nachhaltig zu verbessern.
Ganz im Osten Dänemarks nahe der Insel Christiansø teilen sich unzählige Tierarten den Meeresraum: Kegelrobben schwimmen Seite an Seite mit Schweinswalen, einer kleinen, mit den Delfinen verwandten Zahnwalart, die als einzige weltweit zur Paarungszeit die dänischen Gewässer aufsucht. Auch Wanderfalken und die nachtaktiven Europäischen Hummer - die größten Krustentiere des Landes - fühlen sich in den Küstengebieten zu Hause. Dänemarks Mini-Sahara Råbjerg Mile steht niemals still: Die Düne wandert jährlich etwa 15 Meter mit dem Wind von der Landspitze der Stadt Skagen in Richtung der Ostküste Jütlands.
Am 7. Mai 1824 erklang in Wien zum ersten Mal Ludwig van Beethovens berühmte 9. Symphonie. Der Komponist Ludwig van Beethoven erlebte die Aufführung auf der Bühne mit, konnte aber selbst nicht dirigieren. Er war zu dem Zeitpunkt bereits vollkommen taub. Am 7. Mai 2024 dirigierte Klaus Mäkelä Beethovens Neunte mit dem Orchestre de Paris und dem Choeur de l'Orchestre de Paris in der Pariser Philharmonie. Obwohl 200 Jahre zwischen den beiden Konzerten liegen, ist die Begeisterung für dieses Meisterwerk, dessen Schlussakkorde zur Europahymne wurden, ungebrochen. Der finnische Dirigent Klaus Mäkelä hat sich für einen ungewöhnlichen Orchester-Aufbau entschieden: die Bässe leicht erhöht auf der linken Seite, die Celli vor seinem Pult, die ersten und zweiten Geigen sowie die Bratschen rechts und links von ihm. Diese Anordnung verleiht den Bässen eine größere Präsenz und schafft einen besonderen Klangteppich, der sich durch das ganze Werk zieht, bis hin zur Apotheose des vierten Satzes mit der berühmten "Ode an die Freude". Mit seiner sanften, würdevollen Art, Beethoven zu dirigieren, unterstreicht Mäkelä die humanistische Botschaft des Werks. Als Dirigent entgeht ihm nichts, er nimmt widmet jedem Instrument die gleiche Aufmerksamkeit. Brillant auch das Chorfinale mit vier hervorragenden Solisten: Angel Blue, Catriona Morison, René Pape und Siyabonga Maqungo.
In der Bevölkerung ist er äußerst beliebt, lässt er doch die Bedürftigen an seinem ergaunerten Reichtum teilhaben: Bevor Arsène Lupin in die Dienste des deutschen Kaisers Wilhelm II. tritt, räumt er dessen Tresor im Elsass aus, entwendet zwei Gemälde alter Meister, stiehlt wertvolle Edelsteine und ruft frech den Polizeipräfekten an, um seiner Verhaftung zu entgehen. Doch nun läuft er ernsthaft Gefahr, erkannt zu werden. Lupin muss noch einmal seinen hellen Kopf einsetzen, um der Situation geschickt zu entkommen ... Der elegante Gauner Arsène Lupin treibt zu Beginn des 20. Jahrhunderts sein Unwesen. In immer neuen Verkleidungen gelingt es ihm, seinen Verfolgern von der Polizei ein ums andere Mal zu entkommen. Der Gentleman-Dieb, der am Tatort stets eine Visitenkarte hinterlässt, ist ein bekannter Name in der Pariser Gesellschaft. Ebenso bekannt ist auch André Laroche, der für sein feinfühliges Gespür für gute Pferde berühmt ist. Der Name Lupin sorgt in Paris wieder für einen Skandal, als prachtvolle Renaissance-Gemälde während einer Party auf mysteriöse Weise verschwinden. Ohne Anhaltspunkt tappt die Polizei im Dunkeln, während sich in der Stadt rasch Gerüchte über die wahre Identität von Arsène Lupin verbreiten. Nach einem weiteren Coup mit hochwertigen Juwelen als Beute will Inspektor Dufour den Dieb um jeden Preis erwischen. Als eine junge Kosmetikerin glaubt, in André Laroche den Millionendieb Arsène Lupin wiederzuerkennen, fangen für den berühmten Pferdekenner die Probleme an. Laroche nutzt die Situation, um die Polizei auszulachen, doch ein Bild von ihm ist nun in der Zeitung zu sehen. In Deutschland hat sich die kluge Baroness von Kraft auch ihre Meinung gebildet und ist sich mittlerweile sicher, dass Lupins wahrer Name André Laroche lautet. Mit dem Ziel, den deutschen Kaiser Wilhelm II. zu beeindrucken, teilt sie ihm mit, dass sie die Identität des Millionendiebs kenne. Neugierig lässt Wilhelm II. Laroche aus Paris entführen und zu seiner Residenz bringen, wo er ihn mit einer außergewöhnlichen Aufgabe betraut. Lupin hat wieder einmal Gelegenheit, die Situation zu seinem Vorteil zu nutzen ...
Bis zu minus 50 Grad Celsius wurden in Mittelnorwegen, nahe der schwedischen Grenze, schon gemessen. Es ist eine der kältesten Regionen Europas, in der trotzdem oder genau deshalb spannende Menschen leben, die packende Geschichten zu erzählen wissen. Da ist Ella Kjøsnes, die den Schnee liebt. Die 16-Jährige ist Musherin, also Schlittenhundeführerin. Mehrmals in der Woche trainiert sie mit ihren sechs Huskys für den 200 Kilometer langen Femund-Lauf, eines der härtesten Rennen Europas. In diesem Jahr will sie wieder ganz vorn mit dabei sein. Der norwegische Winter lässt Flüsse und Seen für Monate zu einer Eislandschaft werden. Jan Moen aus Hessdalen wird dann zum Eisangler, als Lockfutter benutzt er hausgemachten Käse. Auch wenn er nichts fängt, hofft er, dass sich stattdessen mal wieder eine der geheimnisvollen Lichterscheinungen blicken lässt. Seit Jahrzehnten beobachten die Menschen im abgelegenen Tal von Hessdalen seltsame Lichter am Himmel, für die es bis heute keine Erklärung gibt. Tone und Rolf Eriksen sind Besitzer eines kleinen Hotels am Ufer eines Sees. Die Anlage ist im Winter am besten per Flugzeug zu erreichen. Das Ehepaar eröffnet jedes Jahr den Elgå International Airport - einen Flugplatz für Kleinflugzeuge mitten auf dem zugefrorenen Gewässer. Start- und Landebahnmarkierungen sind liebevoll ins Eis gesteckte Kiefernzweige, und auch sonst ist diese "coole" Piste eine echte Herausforderung für Piloten. Die Dokumentation bietet eine überraschende Entdeckungsreise quer durch Eis und Schnee.
Die Polarnacht - Monate, in denen die Sonne in Skandinavien kaum zu sehen ist. Mit dem 21. Dezember, dem kürzesten Tag des Jahres, beginnt die Dokumentation ihre Reise durch den Norden Skandinaviens und zeigt, wie sich Tiere, Pflanzen und Menschen an diese extremen Bedingungen anpassen müssen. Viele Menschen leiden in den dunklen Wintermonaten, denn fehlendes Licht bringt die innere Uhr durcheinander. Manche zeigen Jetlag-Symptome wie Schlafstörungen oder ständige Müdigkeit, andere entwickeln sogar depressive Verstimmungen. Ein finnischer Lichtforscher erklärt den wichtigen Effekt, den Licht auf den Stoffwechsel von Organismen hat - und das nicht nur beim Menschen, sondern auch bei Tieren und Pflanzen. Die Natur hat die arktischen Bewohner wie Rentiere, Vielfraße, Polarfüchse oder Eisbären mit dichtem Fell und anderen, ausgeklügelten Anpassungen ausgestattet, so dass die meisten Kälte und Nahrungsknappheit trotzen können. Der Winter in Nordskandinavien ist aber nicht nur düster und eisig. Es ist auch eine Zeit der Ruhe für Tiere und Pflanzen, in der sie Kraft sammeln für den kommenden arktischen Sommer. Denn der ist zwar kurz, aber dafür scheint ab Mai die Sonne mit unbändiger Kraft fast 24 Stunden lang. In Nordnorwegen haben Wissenschaftler und Landwirte Methoden entwickelt, diesen Lichtüberfluss effektiv zu nutzen, und so gedeihen hier in der Arktis im Sommer sogar Kartoffeln.
21. Juni, Mittsommertag - in ganz Skandinavien wird der längste Tag des Jahres gefeiert. In Finnland, nördlich des Polarkreises, etwa mit einem Filmfestival, das von den Filmemachern Aki und Mika Kaurismäki gegründet wurde, um unter der Mitternachtssonne das Licht und die Kunst zu feiern. Unweit davon, in den wilden Weiten Lapplands, erleben Braunbären, Elche und Rentiere den Nahrungsüberfluss, aber auch die Herausforderungen des Polartages. Die von Katja Riemann erzählte Dokumentation reist von diesem hellsten Tag des Jahres in den Winter, wenn die Zeit der ewigen Nacht erstarkt. In Finnland, Norwegen und Schweden trifft sie Menschen, die sich auf unterschiedliche Weisen mit Licht befassen und zeigt, wie sich Tiere und Pflanzen der Herausforderung extremer Lichtverhältnisse anpassen. Es gilt, die Zeit zu nutzen, in der die Kraft der Sonne die Natur wieder zum Leben erweckt. Denn der Herbst erreicht den hohen Norden bereits Anfang September. Moschusochsen im norwegischen Dovrefjell leiden mit ihrem dicken Fell selbst bei milden Temperaturen - aber Regenwetter verschafft ihnen keine Erleichterung, sondern bringt sie sogar in Lebensgefahr. Und selbst wenn dann die dunkle Polarnacht den hohen Norden fest im Griff hat, kann sich gerade dort Licht auf spektakuläre Weise zeigen - Polarlichter sind vielleicht die schönste Form, in der die Kraft der Sonne auf unserer Erde sichtbar wird.
Um auf den Feldern und Wiesen Dänemarks zu überleben, sind Klugheit und Erfindungsreichtum gefragt. Im nordwestlich von Jütland gelegenen Nationalpark Thy kämpfen brünstige Rothirsche um den Fortbestand ihrer Art: Die Männchen prallen frontal mit ihren Geweihen aufeinander und messen sich, der Stärkere darf möglichst viele Hirschkühe begatten. Der Kleine Moorbläuling bringt Ameisen geschickt dazu, seinen Schmetterlingsnachwuchs aufzuziehen. Im Herbst erfüllt der Tanz der Stare den Himmel und ihr beeindruckender Schwarm hängt wie eine schwarze Sonne über der Erde. Millionen Zugvögel machen auf ihrer Reise gen Süden in Dänemark Rast. Auf der Suche nach Nahrung verbringen sie die Nacht in den Sümpfen Jütlands und bieten ein atemberaubendes Naturschauspiel.
In Dänemark gibt es mehr als 120.000 Seen und 70.000 Kilometer Wasserstraßen. Diese Gewässer bieten zahlreichen Tierarten einen Lebensraum. Der farbenfrohe Eisvogel taucht blitzschnell ins Wasser ein, um Beutefische zu fangen. Nicht weit entfernt baut der Biber seinen Damm aus allem, was er in der Umgebung findet. Die Meerforelle schwimmt Hunderte Kilometer gegen den Strom zu ihrem Laichplatz. Mit einem Körpergewicht von etwa 25 Kilogramm kann der Hecht die Größe eines siebenjährigen Kindes erreichen. Der Kormoran wird in Dänemark nicht überall gerne gesehen, denn der schwarz gefiederte Vogel hat einen so unbändigen Hunger, dass er einige Fischbestände bedroht.
Die auf vielen Sendern vorgenommene strikte Trennung von Politik- und Kulturnachrichten wird hier aufgehoben. Es werden Schnittpunkte aus beiden Bereichen präsentiert und Zusammenhänge dargestellt.
Eines der berühmtesten Tanzpaare des Salons Los Angeles in Mexiko-City sind Ricardo und Paola. Sie haben sich vor Jahren beim Tanzen kennengelernt, seitdem sind sie ein Paar - beim Tanzen wie im Leben. Die beiden Stars der Szene tragen die auffälligsten Kostüme, ihre grellen und schillernden Outfits sind bis ins Detail aufeinander abgestimmt. Paola hat einen ganzen Dachboden voller Roben, Schmuck und Schuhe und mehr als tausend Kleider. Und auch der 88-jährige David ist dem Danzón verfallen: Sein ganzes Leben schon tanzt er, bis ein Unfall dem ein Ende setzte. Doch allabendlich schaltet er in seiner kleinen Wohnung die Musik an, schwelgt im Rhythmus und den Bewegungen: "Danzón ist meine Geliebte, ich kann sie nicht verlassen, wenn ich anfange zu tanzen, bin ich ein brennender Feuerwerkskörper, den niemand ausschalten kann", sagt er. Über sein Handy und die sozialen Medien verbreitet er alle News und Termine rund um die Tanzveranstaltungen. Und dann ist da noch der Schreiner und Restaurator Mario. Schuhe sind für ihn wesentlich beim Tanzen, für ihn spricht ein Tänzer mit seinen Schuhen. Weil ihm keine gut genug waren, stellt er seine Schuhmodelle seit 30 Jahren selbst her. Alle fiebern sie einem großen Ereignis entgegen: dem 87. Jahrestag des Salón Los Angeles. Der Salon ist eines der ersten und charakteristischsten Tanzlokale von Mexiko-City. Es sind nicht mehr viele, aber die, die noch existieren, haben den Charme eines Ortes, an dem die Zeit stehen geblieben zu sein scheint.
"Die Legenden von Paris" zeigt das Paris des 19. Jahrhunderts und die miteinander verstrickten Schicksale der bekanntesten Künstler der Zeit: Victor Hugo, Alexandre Dumas, Eugène Delacroix, George Sand, Honoré de Balzac, Charles Baudelaire. Eine beeindruckende Saga über Freundschaften, gemeinsame Kämpfe, Rivalitäten und die Bestrebungen dieser Kulturschaffenden, die Malerei, Literatur und Musik zu revolutionieren. Die Künstler von damals haben unsere heutige Sicht auf die Kunst nachhaltig verändert und waren ihrer Zeit voraus. Eine Reise in ein Jahrhundert, aus dem die Republik und die Freiheit als Siegerinnen hervorgehen werden. Paris, 1827: Eine neue Generation von Künstlern, angeführt von Victor Hugo, Alexandre Dumas und Eugène Delacroix ist fest entschlossen, die Kunst zu revolutionieren. Das Zeitalter der Romantik erreicht Frankreich. Diese neue Generation, auch inspiriert von der deutschen Romantik, bricht mit den herkömmlichen Standards und schafft bahnbrechende Kunst wie das Gemälde "Der Tod des Sardanapal" (1827) von Delacroix, Hugos Werke wie "Hernani" (1830), "Das Chagrinleder" (1831), "Der Glöckner von Notre-Dame" (1831) sowie "Symphonie Fantastique" (1830) von Hector Berlioz. Aus dem künstlerischen Engagement der französischen Romantiker entsteht auch ein politisches Bewusstsein. Während auf den Straßen das Volk für die Republik auf die Barrikaden geht, werden auch sie nicht aufgeben, ehe die Freiheit gesiegt hat.
Paris, 1834 bis 1848: Die Romantiker haben die französische Hauptstadt fest im Griff. Ihre Werke werden im Theater aufgeführt, erscheinen als Fortsetzungsromane in den Tageszeitungen und überfluten die Schaufenster der Buchhandlungen. Hugo wird in die Gelehrtengesellschaft Académie française gewählt, Dumas eröffnet sein eigenes Theater. Balzac hat bereits rund 50 Romane geschrieben und plant weitere, um seine "Menschliche Komödie" zu vervollständigen. Die frisch geschiedene George Sand empfängt ihre Freunde auf ihrem Landsitz in Nohant, wo sie schreibt und der Malerei von Delacroix und Chopins Musik eine Bühne bietet. In Paris genießen Nerval und Gautier das Bohème-Dasein. Sie arbeiten an ihrem eigenen Mythos und erheben ihr Leben zum Roman.
Die Februarrevolution von 1848 sagt der Monarchie den Kampf an und bringt die Dichter an die Macht. Lamartine ruft die Republik aus, Dumas, Hugo und Sand engagieren sich politisch. Doch zu ihrem neuen Präsidenten wählen die Franzosen Louis Napoléon Bonaparte. Hugo, der auf der Liste der Konservativen in die Nationalversammlung gewählt wurde, ist sich seiner Überzeugungen nicht mehr sicher. Er kann die Augen vor dem allgegenwärtigen Elend nicht verschließen. Ein junger Maler erregt Aufsehen, weil er das Volk auf seine Leinwände bringt: Courbet begründet den Realismus. Balzac hinterlässt bei seinem Tod ein gigantisches Werk, das ihn all seine Kraft gekostet hat. Als sich Louis Napoléon zum Kaiser proklamiert, wechselt Hugo endgültig zur politischen Linken und sieht sich gezwungen, aus Frankreich zu flüchten, gefolgt vom finanziell ruinierten Dumas. Als ihr Freund Gérard de Nerval stirbt, können sie ihm im Exil dem Freund nicht die letzte Ehre erweisen.
Im Exil auf Guernsey wendet sich Hugo wieder seinen großen Romanprojekten zu und beendet mit Hilfe von Juliette Drouet "Die Elenden". In Paris kämpfen junge Künstler um ihren Platz. "Madame Bovary, "Les Fleurs du Mal" und "Le Déjeuner sur l'herbe" sorgen für Aufsehen und stoßen teilweise auf Znesur. Baudelaire trauert um Delacroix. Der Dichter lehnt vieles Moderne ab und findet sich in Haussmanns großstädtischem Paris nicht mehr zurecht. Er geht nach Belgien ins Exil und kommt erst kurz vor seinem Tod nach Paris zurück. Nadar erhebt die Fotografie in den Rang der Kunst und inspiriert Jules Verne zu seinen ersten Science-Fiction-Romanen. Bald läutet der Deutsch-Französische Krieg das Ende der Ära Napoleons III. ein. Hugo wird bei seiner Rückkehr nach Frankreich als Held gefeiert und erlebt mit Sand, Gautier und Dumas den Triumph der Republik und der Freiheit.
2019 war diese "Traumkombination des Liedgesangs" bei einer Tournee durch die europäischen Konzertsäle von Feuilleton und Publikum begeistert gefeiert worden - 2022 kehren Jonas Kaufmann und Diana Damrau mit Liebesliedern von Robert Schumann und Johannes Brahms auf die Bühnen zurück, begleitet von Helmut Deutsch am Klavier. Es ist ein besonderer Musikgenuss mitzuerleben, wie sehr die drei auf der Bühne harmonieren - oder, wie Jonas Kaufmann selbst es sagt: "Wie schön es sein kann, wenn man sich bei einem Liedprogramm sozusagen die Bälle zuspielen kann, wenn man sich inspirieren lässt von dem, was der andere singt, und da anknüpft, wo der andere aufgehört hat. Das macht unglaublich Spaß!" Programm: Schumann: Widmung (Kaufmann), Der Nussbaum (Damrau), Resignation (Kaufmann), Liebeslied (Damrau), Stille Tränen (Kaufmann) Brahms: Verzagen (Damrau), In Waldeseinsamkeit (Kaufmann), An die Nachtigall (Damrau), Ach, wende diesen Blick (Kaufmann), Es träumte mir (Damrau) Schumann: Mein schöner Stern (Kaufmann), Lied der Suleika (Damrau), Ihre Stimme (Kaufmann) Brahms: An die Tauben (Kaufmann), Meine Liebe ist grün (Damrau), Versunken (Kaufmann), Von ewiger Liebe (Damrau und Kaufmann), Die Boten der Liebe (Damrau und Kaufmann) Zugaben: Schumann: Unterm Fenster (Damrau und Kaufmann), Das Glück (Damrau und Kaufmann) Brahms: Da unten im Tale (Damrau und Kaufmann)
Animation ist schnell und sexy, relevant und besonders. Das Allein-im-dunklen-Kämmerlein war gestern. Heute sind es vor allem digitale Techniken - KI ist auch ein Teil davon -, die es möglich machen, dass kurze Geschichten auf der Leinwand leuchten. Wer kennt noch die wichtige Filmpionierin Lotte Reiniger? Aktuell sind Anne Isensee, Ulu Braun oder Jonatan Schwenk bekannte Namen in der internationalen Kurzfilm-Szene. Die deutschen Animationsfilmschaffenden sind gut vernetzt, haben mit der AG Animationsfilm eine starke Vertretung und wünschen sich vor allem mehr Präsenz im öffentlich-rechtlichen Fernsehen und auf den Streaming-Plattformen. Kurz geht immer. Animiert sowieso.
Das Humboldt Forum ist mit über 650 Millionen Euro eines der teuersten Kulturprojekte der vergangenen Jahre in Deutschland. In den fast zwei Jahrzehnten Planungs- und Bauphase wurde öffentlich immer wieder heftig debattiert: Ob über den Abriss des Palastes der Republik oder über die Wiederherstellung barocker Fassaden eines Schlosses, das auch an kaiserliche Weltmachtfantasien erinnert. Mit dem Einzug der außereuropäischen Sammlungen in das Humboldt Forum verband sich von Anfang an die Frage nach der historischen Gerechtigkeit. Was passiert mit den Sammlungsbeständen, die aus kolonialen Kontexten stammen? Was und wie wird ausgestellt? Was zurückgegeben? Kann an dem Ort, an dem einst das Hohenzollernschloss stand, wirklich auf Augenhöhe ein Dialog der Weltkulturen initiiert werden? Wie funktional ist der moderne Neubau hinter den rekonstruierten Fassaden? Und wie entwickelt sich das Nutzungskonzept, das ganz unterschiedliche Akteure unter einem Dach und der Bezeichnung "Humboldt Forum" vereint? Wie die Elbphilharmonie in Hamburg ist das Berliner Schloss ein Bau mit einer großen Strahlkraft weit über die Stadt hinaus. Nach seiner Fertigstellung wird es Besucher aus aller Welt anlocken. Die Dokumentation zeichnet die Genese des Humboldt Forums nach, erzählt von der Baugeschichte ebenso wie von den Debatten um die Ausstellungskonzepte und zeigt, was die Besucher hinter den strahlenden Barockfassaden erwarten dürfen. Regisseure dieser Dokumentation sind Dag Freyer, der die Bestände der Stiftung Preußischer Kulturbesitz wie kaum ein anderer Filmemacher kennt, und Friederike Schlumbom, die das Humboldt Forum seit dem Baubeginn filmisch begleitet hat.
Die Dokumentation zeigt, wie sehr die großen technischen Fortschritte des 19. Jahrhunderts, der Aufschwung des Eisenbahnwesens und die umwälzenden Entwicklungen in Kommunikation und Massenmedien, zur Herausbildung eines kulturellen Selbstverständnisses Europas beigetragen haben. Im Mittelpunkt stehen vier "Botschafter" der europäischen Kultur. Dazu zählt die Sängerin und Komponistin Pauline Viardot, die in ganz Europa auftrat sowie ihr Ehemann, der Kunsthistoriker Louis Viardot, der unter anderem den spanischen Schriftsteller Miguel de Cervantes übersetzte und den ersten europäischen Museumsführer verfasste. Der Film beschäftigt sich auch mit dem russischen Schriftsteller und Dramatiker Iwan Turgenjew, der maßgeblich an der Verbreitung der Werke Gustave Flauberts, Émile Zolas und Victor Hugos in Russland sowie der großen russischen Autoren in Frankreich beteiligt war. Als weiterer "Botschafter" europäischer Kultur wird der Komponist Georges Bizet dargestellt, dessen "Carmen" - heute die meistgespielte Oper der Welt - ihren durchschlagenden Erfolg Pauline Viardot und Johannes Brahms verdankt. In Paris, Baden-Baden und der Gemeinde Bougival unweit von Versailles veranstaltete das Ehepaar Viardot Salonabende, bei denen sich die bedeutendsten Künstler der Zeit austauschten, darunter Victor Hugo, Gustave Flaubert, George Sand, Frédéric Chopin, Franz Liszt, Eugène Delacroix und Charles Dickens. Die Kehrseite dieser außergewöhnlichen Epoche waren die politischen Umwälzungen, die durch die Industrielle Revolution und die Ausbeutung der Arbeiterklasse hervorgebracht wurden. Dieser Zeit des Umbruchs spürt der Film an den Schauplätzen des Geschehens nach. Die von den damaligen Botschaftern der Kunst und Ideen vermittelten Werte sind im derzeit krisengeschüttelten Europa aktueller denn je, da nationalistische Anführer erneut auf dem Vormarsch sind und ein identitärer Rückzug droht.
Das Kulturmagazin des Senders ARTE wird täglich aus Paris gesendet. Aktuelle Themen aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Gesellschaft stehen im Zentrum der Sendung und werden versiert unter die Lupe genommen.