05:00
Mobil surfen braucht keine Kabel. Papierlose Büros sind umweltfreundlich. Computer-Anbieter gibt es mehr als genug. Drei Aussagen, die sich als Mythos erweisen, sobald man hinter die Kulissen von Internet und KI schaut. Denn in Wahrheit ist die virtuelle Welt erstaunlich reell: Rechenzentren werden aus dem Boden gestampft, voller Hardware, die für Kühlung und Datenverarbeitung Unmengen Energie verbrauchen. Riesige Dieselgeneratoren sollen im Notfall den digitalen Blackout verhindern. Wird KI zum größten Klimakiller, das digitale Büro zur Dreckschleuder? Der globale Datenverkehr hängt immer noch zu 95 Prozent von Unterseekabeln ab. Bisher sind diese Lebensadern der Web-Ära vielerorts noch ein leichtes Ziel für Terroristen und staatlich gelenkte Saboteure. Die französische Marine patrouilliert deshalb mit Hightech-Ausrüstung entlang der Kabelrouten, denn an ihnen hängt die Weltwirtschaft. Auch für europäische Sicherheitsbehörden zählt die digitale Infrastruktur zu den Achillesfersen im Zeitalter hybrider Kriegsführung. Sabotageakte an Seekabeln wie zuletzt in der Ostsee zeigen die Verwundbarkeit unserer Zivilisation. Zu den Szenarien eines Internet-Infarkts zählt auch der Zusammenbruch von Lieferketten im Zusammenhang mit politischen Konflikten oder Krisen. Doch wie soll Europa unabhängig von US-amerikanischen oder asiatischen Quasi-Monopolisten für GPU-Technologie werden? Denn auch wenn "Cloud-Computing" wolkig-leicht klingt, steckt dahinter massive Technik. Die Dokumentation zeigt Herausforderungen einer digitalen Zukunft zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Geopolitik.
05:55
Satsuma Iojima liegt im Südwesten Japans, rund 50 Kilometer vom nächsten Festland entfernt. Auf der gerade einmal zwölf Quadratkilometer großen Insel leben heute noch etwas mehr als 100 Menschen. In den Hochzeiten, als der Iodake für den Schwefel- und Kieselabbau genutzt wurde, waren es drei Mal so viele. Seit dem Niedergang dieser Industrien haben viele Bewohner ihrer Heimat den Rücken gekehrt. Zurück bleiben hauptsächlich alte Menschen. Schon mehr als ein Drittel der Insulaner ist heute über 70 Jahre alt. Es fehlt an lukrativen Arbeitsplätzen. Doch es gibt auch eine Gegenbewegung. Ein gutes Dutzend junger Großstadt-Japaner ist in den letzten zehn Jahren nach Iojima ausgewandert. Zu ihnen gehört der Geologe Hisashi Oiwane. Der Auswanderer sucht nicht nur das einfache Leben auf der Insel, er will auch deren Überleben sichern. Nachdem er durchgesetzt hat, dass die Insel zu einem schützenswerten Geopark ernannt wurde, will er nun mit einem ersten Start-up Arbeitsplätze schaffen. Touren auf den Vulkan sollen sowohl Urlauber als auch gestresste Geschäftsleute begeistern. Doch werden sich Besucher darauf einlassen? Oder überwiegt die Angst vor einem neuerlichen Mega-Ausbruch des Vulkans, wie es zum letzten Mal vor 7.300 Jahren passiert ist. Damals wurden große Teile Japans von einer Aschewolke bedeckt. Und die Gefahr ist nicht gebannt. Wissenschaftler haben gerade erst Gasblasen entdeckt, die unter Wasser von dem Vulkan aufsteigen. Mit Hilfe neuer Forschungen hoffen sie hier, bald genaue Vorhersagen treffen zu können.
06:40
Dieses Nachrichtenformat richtet sich speziell an Kinder und Jugendliche und behandelt, nach dem Vorbild von Nachrichtensendungen für Erwachsene, unterschiedliche Themen aus Europa und der gesamten Welt.
06:50
(1): Croque Monsieur - ein Biss Paris (2): Nostalgiegeschmack: Chloé, eine Pariserin in Griechenland (3): Ran an die Töpfe!
07:20
(1): Edmond Baudoin und das poetische Hinterland der Côte d'Azur (2): Mexiko: Im Land der Luchadores (3): Laos: Sommones Gemüsesalat mit Ingwer (4): Kanada: Grey Owls Geheimnis
08:05
(1): Mexiko: Francisco Toledo, Maler der Mythen (2): Kenia: Bäume pflanzen für den sozialen Frieden (3): China: Wus Mapo Tofu (4): Athen: Schändung mit dem Meißel
08:55
Über Hunderte von Kilometern dringt das Meer in die rund tausend Fjorde an der zerklüfteten Westküste Norwegens vor. Diese geographische Besonderheit findet sich weltweit nur noch in Alaska und Patagonien, dort jedoch in geringerer Dichte. Die Bezeichnung für die uralten Gletschertäler, die einst vom Meer geflutet wurden, stammt aus dem Norwegischen. Die Fjorde des Landes zählen zu den längsten und tiefsten der Welt und gehören zum Unesco-Weltnaturerbe. Wie entstanden diese imposanten Steilküsten aus Granit, und welchen Gefahren sind sie heute ausgesetzt? Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie die Menschen vor Ort gehen diesen Fragen nach. Um die Zukunft der Fjorde zu sichern, richten sie den Blick auf die Vergangenheit. Die Dokumentationsreihe begleitet Biologen, Geologen, Ozeanografen und Archäologen, die seit mehreren Jahren die Entstehung geologischer Weltwunder erforschen und dafür weit in die Erdgeschichte zurückblicken.
09:40
Hohe, steil aus dem Wasser steigende Felswände, flache Felsplateaus, bizarre Formationen wie vom Reißbrett, kaum Vegetation und kilometerlange Steinmauern, die seit Jahrhunderten das Bild prägen: Die Aran-Inseln im Westen Irlands bieten einen einzigartigen Anblick. Ihre Landschaft ist das Ergebnis einer außergewöhnlichen geologischen und biologischen Entwicklung, die sich über Hunderte Millionen Jahre erstreckt - und die zugleich Stoff für zahlreiche Mythen lieferte. Wie entstanden diese mächtigen Felsformationen? Wie formte die Natur ihre strenge Geometrie? Und wie konnte sich das Leben in dieser unwirtlichen Umgebung behaupten? Auf den Spuren einer bewegten Vergangenheit untersuchen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Mineralböden der Aran-Inseln und entschlüsseln nach und nach ihre geheimnisvolle Geschichte. Die Dokumentationsreihe begleitet Biologen, Geologen, Ozeanografen und Archäologen, die seit Jahren die Entstehung geologischer Weltwunder erforschen - und dafür weit in die Erdgeschichte zurückblicken.
10:20
Eine Gewässerlandschaft von faszinierender Farbenpracht, ein seichtes marines Mosaik, dessen Spektrum von Smaragdgrün bis Azurblau reicht, eine ruhige See, die durch einen Schutzwall aus Korallen vor den Kräften des Pazifiks bewahrt wird: Mit einer Fläche von mehr als 24.000 Quadratkilometern gilt die Lagune von Neukaledonien als die größte der Welt. Sie beherbergt eine außergewöhnliche Artenvielfalt. Die Geschichte der Menschen Neukaledoniens ist eng mit der der Lagune verwoben. Die ersten Siedler erreichten die Insel vor rund 3.000 Jahren in Pirogen von den nördlich gelegenen Salomonen aus. Nach einer langen Überfahrt über den Pazifik ließen sie sich hier nieder. Wie entstand dieses geologische Paradies? Welche Vorgänge schufen das riesige Becken, das vom Ozean abgetrennt und zugleich mit ihm verbunden ist? Welche biologischen und mineralischen Prozesse mussten zusammenspielen, damit sich eines der größten Korallenriffe der Welt entwickeln konnte? Auf den Spuren einer bewegten Erdgeschichte erforschen Wissenschaftler eine der schönsten, aber auch empfindlichsten Landschaften der Welt. Schritt für Schritt entschlüsseln sie die geheimnisvolle Vergangenheit der großen Lagune von Neukaledonien. Die Dokumentationsreihe begleitet Biologen, Geologen, Ozeanografen und Archäologen, die seit Jahren die Entstehung geologischer Weltwunder untersuchen und dabei weit in die Erdgeschichte zurückblicken.
11:25
Was Europa bewegt
11:55
(1): Cachupa - kreolische Küche, kapverdische Wurzeln (2): Nostalgiegeschmack: Helida, von Kapverden in die Pariser Vorstadt (3): Ran an die Töpfe!
12:25
(1): Wie Jack Delano Puerto Rico seine Farben zurückgab (2): Provence: Wo die Pieds-Noirs eine neue Heimat fanden (3): Neuseeland: Anjamos Crumble (4): Usbekistan: Der Emir, der die Sterne liebte
13:10
(1): Kenia: Henry de Monfreid, Schriftsteller und Freibeuter (2): Argentinien: Das weiße Gold der Salinas Grandes (3): Malaysia: Sonias Kokosbällchen (4): Slowenien: Ein Arzt unter Tage
14:00
Zeitungsreporter und Ex-Trinker Steve Everett wird mit einer unerwarteten Mission an der US-Westküste betraut: Er soll über die Hinrichtung eines zum Tode verurteilten Mörders berichten. Da entdeckt Everett überraschend, dass der Mann unschuldig ist - und ihm bleibt nur ein Tag Zeit, um die Vollstreckung des Urteils zu verhindern. Steve Everett ist ein Zeitungsreporter alter Schule: als Profi unschlagbar, im persönlichen Umgang ein unverbesserlicher Querulant. Privat bekommt er seine Probleme nur schlecht in den Griff, und sein chaotisches Privatleben wirkt sich auf seinen Job aus: Die "New York Times" hat ihn gefeuert. So macht er an der US-Westküste bei der "Oakland Tribune" weiter - ohne aus seinen ewigen Seitensprüngen und Autoritätsproblemen zu lernen. Trotz der Protektion durch seinen Freund, den Chefredakteur Alan Mann, gerät Everett sofort mit dem Lokalredakteur Bob Findley aneinander - bis eine brisante Story sein ganzes Können fordert: Er soll über die Hinrichtung des verurteilten Mörders Frank Beechum berichten. Der vermeintliche Mörder hatte sich bereiterklärt, der Zeitung ein letztes Interview zu geben. Bei seiner Recherche stellt Everett fest, dass der Mann in der Todeszelle unschuldig ist. Ihm bleibt nicht einmal ein Tag, um die Vollstreckung des Urteils zu verhindern. Wie besessen jagt Everett nun den Beweisen nach, die die Hinrichtung aufschieben könnten. Er ist Beechums letzte Hoffnung. Everett hat mit sich selbst alle Hände voll zu tun, denn sein Selbstzerstörungstrieb und seine Umgebung machen es ihm nicht leicht, den Kopf über Wasser zu halten - aber er weiß, dass es im Fall Beechum um Existenzielles geht ...
16:10
Der Indian Summer in Neuengland, im äußersten Nordosten der USA, lockt mit spektakulären Farb- und Wetterwechseln. Die Dokumentation von Klaus Scherer führt aber auch durch weitere Jahreszeiten: Von den ersten zartgrünen Knospen im Frühjahr bis zum letzten dunkelroten Herbstlaub werden Landschaften und Wahrzeichen gezeigt. Von Bewohnerinnen und Bewohnern erfährt er, wie diese Vielfalt sie prägt und warum sie sie schätzen. Da ist der Ahornsirup-Farmer in Vermont, der die Wachstumswende zwischen Winter und Frühjahr vorhersehen muss; ein Lokführer und sein Brakeman in New Hampshire, die mit der ersten Testfahrt im Mai die Steilstrecke der historischen Zahnradbahn auf den Mount Washington prüfen. Auf dem Berggipfel hat ein Team der Wetterstation zuletzt überraschende kontinentale Kälte- und Windrekorde gemessen. Und da ist ein junger Pilot, der sein Studium in New York abgebrochen hat, um in seiner Cessna lieber die Inseln vor der Küste Maines mit Post und Pendlern zu versorgen. Zwei Abstecher führen an heimelige bis kuriose Orte: Einem Bostoner Ehepaar gelingt es, eine stillgelegte, weitläufige Farm wieder mit Tieren und Besuchern zu füllen. Und im Grenzort Derby schweift die Kamera durch eine Villa, die einst von ihrer reichen Bauherrin direkt auf der Grenze zu Kanada errichtet wurde, in der Hoffnung, dass Staatsgrenzen bald an Bedeutung verlieren würden. Ein Irrtum, leider. Heute residieren dort eine Bibliothek und ein Theater mit strikten Zugangsregeln. Und für jeden grenzüberschreitenden Pinselstrich benötigen zwei historische Trägervereine die Erlaubnis zweier Staaten.
16:55
In dieser Folge geht es in die westlichen Prärien Kanadas. Ursprünglich erstreckte sich das natürliche Grasland über etwa 600.000 Quadratkilometer. Heute sind davon nur noch 80.000 Quadratkilometer übrig. In nur 50 Jahren wurden in Kanada 50 Millionen Hektar Prärie in Ackerland umgewandelt. Die verbliebenen Flächen werden nun durch die Förderung fossiler Brennstoffe wie Öl und Schiefergas immer weiter reduziert, weshalb das Grasland heute zu den am stärksten bedrohten Ökosystemen der Welt zählt. Das Grasland ist auch der traditionelle Lebensraum der Präriebisons, die im 19. Jahrhundert fast ausgerottet wurden. Mittlerweile werden sie in einigen Reservaten der First Nations allmählich wieder angesiedelt - zum Nutzen der einzigartigen Flora und Fauna.
17:50
Tierische Sinne sind oft so fein abgestimmt, dass sie selbst die leiseste Bewegung, die kleinste Berührung oder die schwächste Vibration wahrnehmen. Diese Fähigkeit entscheidet über Leben und Tod - und beeinflusst Kommunikation, Orientierung und Jagdverhalten der Tiere. Ein Oktopus nutzt seine acht hochsensiblen Arme, die nicht nur tasten und greifen, sondern auch schmecken können. Jeder Saugnapf ist ein eigenes Sinnesorgan, das blitzschnell Informationen verarbeitet - eine perfekte Kombination, mit der er Rätsel löst und Beute aufspürt. Der Tiger wiederum verlässt sich beim Anschleichen auf seine Vibrissen. Diese Schnurrhaare registrieren Luftströme und Hindernisse, helfen ihm, lautlos zu jagen, und sorgen für einen präzise platzierten Biss. Auch unter Wasser gibt es Jäger mit erstaunlicher Sensorik: Der Hai etwa spürt mit seinem Seitenlinienorgan feinste Druckunterschiede und Bewegungen im Wasser - selbst die kleinste Schwanzbewegung eines Fisches registriert er. Zusätzlich nutzt er ein spezielles Organ, die Lorenzinischen Ampullen, um winzige elektrische Felder wahrzunehmen, die durch Muskelzuckungen oder Herzschläge von Beutetieren entstehen - sogar, wenn diese unter Sand verborgen sind. Diese Tiere zeigen, wie raffiniert und überraschend die Welt der tierischen Wahrnehmung ist. Sie öffnen den Blick für eine Natur voller Superkräfte und laden dazu ein, unsere eigene Wahrnehmung neu zu denken.
18:35
Geruch und Geschmack sind mehr als nur Sinneseindrücke - sie sind stille Werkzeuge des Überlebens. Tiere und Pflanzen nutzen sie, um miteinander zu kommunizieren, sich zu orientieren oder um Nahrung zu finden. Wie etwa der Vielfraß: Von seiner Nase geleitet, durchstreift er die eisige Wildnis. In seiner vergrößerten Nasenhöhle sitzen Millionen spezialisierter Riechzellen, die selbst feinste Duftmoleküle binden. So spürt er Kadaver unter meterdickem Schnee auf. Die Leichenblume in den Regenwäldern Malaysias lockt mit einem Trick: Sie riecht wie verwesendes Fleisch, erzeugt Wärme und täuscht so Aasfliegen, die sie bestäuben. Ihre Blüte ist kurz, ihr Gestank gezielt - ein botanischer Betrug mit Erfolg. Die Giraffe dagegen trotzt der stacheligen Abwehr der Akazie mit ihrer langen Zunge. Doch wenn die Bäume bitter schmeckende Tannine freisetzen, wird selbst sie gewarnt. Über Ethylengas geben die Pflanzen eine Botschaft weiter - ein chemisches Netzwerk, um sich gegen zu viele hungrige Pflanzenfresser zu verteidigen. Diese und weitere Tiere - wie der Lachs, der mit Hilfe seines Geruchssinns den Weg zurück in seinen Geburtsfluss findet, oder der Komodowaran, der mit seiner gespaltenen Zunge riecht - zeigen, dass Riechen und Schmecken weit mehr sind als die Sinne zur Nahrungsaufnahme: Sie sichern Orientierung, Kommunikation und vor allem das Überleben.
19:20
Die auf vielen Sendern vorgenommene strikte Trennung von Politik- und Kulturnachrichten wird hier aufgehoben. Es werden Schnittpunkte aus beiden Bereichen präsentiert und Zusammenhänge dargestellt.
19:40
Was Europa bewegt
20:15
November 1945. Deutschland liegt in Trümmern. Nürnberg, die Stadt der Reichsparteitage der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP), ist nach Ende des Zweiten Weltkriegs zu mehr als 90 Prozent zerstört. Und doch beginnt inmitten dieser trostlosen Kulisse "der Prozess des Jahrhunderts". Erstmals werden führende Vertreter des NS-Regimes für Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit angeklagt. Journalisten aus aller Welt berichten: Über 300 Reporter, Schriftsteller und Fotografen kommen nach Nürnberg. Die US-Armee bringt sie am Stadtrand im Schloss Faber-Castell unter. Mit dabei: die US-Journalistin Martha Gellhorn, aber auch Zeitzeugen wie Elsa Triolet, John dos Passos, Erika Mann, Ilya Ehrenburg und Joseph Kessel. Ihre Berichte geben sensible Einblicke in einen der bedeutendsten Gerichtsprozesse und stellen die Weichen für eine neue Weltordnung. Die Dokumentation greift auf reiches Archivmaterial zurück. Die Schilderungen aus so unterschiedlichen Blickwinkeln stellen ein eindrucksvolles Dokument dieses "Jahrhundertprozesses" dar. Erstmals wurden Politiker und Militärs persönlich zur Verantwortung gezogen und mit ihrer individuellen Schuld konfrontiert. Die Verhandlung vor dem Internationalen Militärgerichtshof war Wegbereiter für den heutigen Internationalen Strafgerichtshof im niederländischen Den Haag.
21:00
Die ersten Nürnberger Prozesse gestalten sich langwierig und ziehen sich bis ins Frühjahr 1946. Die Beweisaufnahme im Verfahren gegen die verantwortlichen Militärs und Politiker des NS-Regimes bringt die monströsen Gräueltaten der Nationalsozialisten ans Licht. Die im Schloss Faber-Castell untergebrachten Journalisten werden langsam ungeduldig: Wie lange soll es noch dauern, bis endlich Recht gesprochen wird? Zur gleichen Zeit wächst die Rivalität zwischen den Westmächten und der Sowjetunion. Die Kriegsverbrecher müssen verurteilt werden, doch die Spannungen zwischen den einstigen Verbündeten sind erste Anzeichen des Kalten Krieges und machen die Verhandlung zu einem Wettlauf gegen die Zeit. Die Berichte und Analysen der Journalistinnen und Journalisten sowie Schriftstellerinnen und Schriftsteller dokumentieren einen Wendepunkt der Weltgeschichte. Neben diesem Prozess gegen die "Hauptkriegsverbrecher" in Nürnberg gab es zwölf weitere Prozesse, die sogenannten "Nachfolgeprozesse". Im Hauptkriegsverbrecherprozess klagten die Siegermächte des Zweiten Weltkriegs (USA, Großbritannien, Sowjetunion und Frankreich) 24 Personen und sechs Organisationen vor dem "International Military Tribunal" (IMT) in Nürnberg an. Er dauerte vom 20. November 1945 bis zum 1. Oktober 1946 und endete mit zahlreichen Todesurteilen. Kriegsverbrecher wie Adolf Hitler, Joseph Goebbels, Hermann Göring oder Heinrich Himmler hatten sich ihrer Bestrafung jedoch zuvor durch Selbstmord entzogen, andere konnten untertauchen und flüchten.
21:50
Peter Sichel wird 1922 in Mainz als Sohn einer jüdischen Weinhändler-Familie geboren. Seine Mutter erkennt früh die drohende Gefahr durch die Nationalsozialisten und drängt zur Flucht in die USA. Dort stößt Sichel zur US-Armee und dann zum US-Geheimdienst OSS - Vorläufer der CIA. Als "Wunderkind" unter den Spionen wirbt Sichel deutsche Kriegsgefangene an und wird Zeuge der Befreiung Dachaus - ein Wendepunkt in seinem Leben. Nach dem Krieg wird Sichel CIA-Stationsleiter in West-Berlin und erkennt früh die feindlichen Absichten der Sowjets - der Beginn des Kalten Krieges. Als oberster CIA-Repräsentant für Westdeutschland baut er auch Spionagenetze in Ostdeutschland auf und muss dabei mit ehemaligen Nazis zusammenarbeiten. In Washington steigt er später zum Leiter der Osteuropa-Operationen auf. Er warnt vor riskanten Geheimdienst-Aktionen - und muss miterleben, wie durch das Versagen der CIA Hunderte sterben. Sichels Kritik bringt ihn ins Visier des FBI. Ein Ermittlungsverfahren endet zwar mit einem Freispruch, doch er wird nach Hongkong versetzt. Auch dort erlebt er desaströse CIA-Operationen. 1960 verlässt Sichel, vom Geheimdienst tief enttäuscht, die CIA und führt das Familienunternehmen mit der Weinmarke "Blue Nun" zum Welterfolg. Die deutsch-amerikanische Filmemacherin Katharina Otto-Bernstein hält fest, wie der Jahrhundert-Zeuge Peter Sichel mit feinem Humor und scharfem Verstand von Flucht, Krieg, Spionage und moralischen Konflikten erzählt. Der Film bietet zugleich einen fesselnden Insider-Bericht über Anfänge und Abgründe der US-Geheimdienste, der auch geopolitische Fragen von heute berührt.
23:25
Jedes Jahr steht am Ende der Trockenheit der Amazonas in Flammen - auch unter Präsident Luiz Inácio Lula da Silva. Und auch wenn die Waldbrandsaison 2025 weniger dramatisch auszufallen scheint - im vergangenen Jahr gab es so viele Brände wie seit 20 Jahren nicht. Grund hierfür ist vor allem: das Geld. Der Amazonas ist Spielball politischer Interessen und globaler Profitgier. Brandstiftung, illegale Abholzung und organisierte Umweltverbrechen wurden über Jahrzehnte geduldet, und das Geschäft mit Soja, Gold und Rindfleisch bringt Milliarden - auch für Bürgermeister, Kongressabgeordnete und Banken. "Bedrohter Amazonas" ist ein Film über Feuer und Dürre, Verbrechen und Verantwortung. Albert Knechtel und der Kameramann Sylvestre Campe reisen in die Brandgebiete nach Porto Velho und an den Rio Madeira, ins ausgetrocknete Herz des Regenwalds. Sie sprechen mit indigenen Aktivisten und Aktivistinnen, die für ihre Rechte kämpfen und mit mutigen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern unter Polizeischutz. Die Dokumentation zeigt, warum selbst Schutzgebiete brennen und wie der größte Einzelverkäufer durch Emissionszertifikate mit Hilfe hoher Staatsbeamter das Land um Hunderte Millionen geprellt hat. Warum sogar Präsident Lula an den Interessen der Agrarlobby scheitert, welche Rolle Europa dabei spielt und was Donald Trumps Abschaltung der wichtigsten Satelliten zur Beobachtung der Erderwärmung bedeutet. Der Amazonas stirbt - fast verzweifelt klingt da der Appell von Brasiliens Umweltministerin Marina Silva: "Unser Planet ist endlich, aber unsere Gier ist unendlich. In den 500 Jahren unserer Kolonialisierung ist das Haben wichtiger geworden als das Sein."
00:20
00:55
Nördliche Breitmaulnashörner erwecken den Eindruck von Unzerstörbarkeit. Die imposanten Tiere werden daher auch Kifaru genannt - ein Wort, das im Swahili sowohl "Nashorn" als auch "Panzerwagen" bedeutet. In David Hambridges Filmdebüt zeigen sie sich jedoch als sanftmütige Wesen. Ihr Lebensraum wird von Jahr zu Jahr kleiner. Das Nördliche Breitmaulnashorn wurde beinahe vollständig ausgerottet - wegen des unbelegten Glaubens an die "ganzheitliche Heilkraft" seiner Hörner. Das letzte lebende männliche Exemplar trägt den Namen Sudan. Ohne ständige Bewachung wären auch die letzten Tiere der Wilderei längst zum Opfer gefallen. Im kenianischen Reservat Ol Pejeta wurde daher eine kleine Schutzeinheit ins Leben gerufen. Der Dokumentarfilm erzählt das drohende Aussterben der Tierart aus der Perspektive zweier junger kenianischer Ranger: Sie haben es sich zur Aufgabe gemacht, sich bis zu seinem Tod um Sudan zu kümmern - und sind so mit dem schmerzhaften Verlust einer Tierart konfrontiert, deren Erhalt sie sich verschrieben haben. Ihr Hoffnung ruht auf wissenschaftlichen Fortschritten, mit deren Hilfe die Art vielleicht doch noch gerettet werden kann.
02:15
Wie in ganz Afrika fielen auch im Norden von Kenia in den letzten dreißig Jahren etliche Elefanten den Wilderern zum Opfer, die es auf Buschfleisch und Elfenbein abgesehen hatten. Doch die Dezimierung der grasfressenden Dickhäuter beeinträchtigte das zerbrechliche Gleichgewicht der lokalen Ökosysteme. 1995 ergriffen die Einheimischen in Samburu eine einzigartige Initiative: Sie gründeten den Namunyak Wildlife Conservation Trust mit dem Ziel, die natürliche Artenvielfalt in der Region wiederherzustellen - "Namunyak" heißt übersetzt "gesegneter Ort". 2016 entstand in diesem Rahmen auch das Reteti Elephant Sanctuary, in dem kranke und verwaiste Elefantenkälber maßvoll behütet heranwachsen, um später wieder in ihren natürlichen Lebensraum ausgewildert zu werden. Das Projekt zeugt von einer neuen Vision des Artenschutzes und des Zusammenlebens zwischen Menschen und Wildtieren. Weitere Aspekte sind die Sensibilisierung der Bevölkerung für Umweltthemen und die Eingliederung von Frauen in die Arbeitswelt. Tatsächlich gab es vor der Gründung des Elefantenparks keine einzige Elefantenwärterin in ganz Kenia - heute könnte niemand mehr auf die ebenso engagierten wie kompetenten Kolleginnen verzichten. Naomi Leshongoro und Pauline Leriong pflegen die Elefantenkälber und bereiten sie darauf vor, in die freie Natur zurückzukehren. In einer Zeit, in der Wassermangel und Trockenheit die Menschen, Haus- und Wildtiere und Ökosysteme gleichermaßen bedrohen, wollen sie und ihre Helfer mit ihrem unermüdlichen Einsatz zu einer nachhaltigeren Zukunft beitragen.
03:10
Slowenien ist das einzige europäische Land, das sich seine einheimische Bienenart erhalten konnte: Apis mellifera carnica, auch als Krainer oder Kärntner Biene bekannt. Die Imkerei wird hier seit Jahrhunderten gepflegt und hat die slowenische Geschichte und Kultur mitgeprägt. Ob Berufsimker oder Laien, die Slowenen haben großen Respekt vor der Carnica und den Traditionen, die mit ihr in Verbindung stehen. Brane Kozinc stammt aus einer Imkerfamilie, in der die Leidenschaft für die Bienen seit vier Generationen vom Vater an den Sohn weitergegeben wird. Mit den Carnica-Bienen kam er schon als kleiner Junge in Kontakt, unter der liebevollen Aufsicht seines Großvaters. Heute ist Brane einer der 15 staatlich anerkannten Imker Sloweniens und züchtet reinrassige Carnica-Bienen. Dabei hält er sich an die Weisungen der Forschung und wendet bei der Auswahl der Königinnen nur ausgewiesene Techniken an. Der Schutz der Carnica ist für Brane zur Priorität geworden. Seine Bienenstöcke stehen auf dem Triglav, dem höchsten Gipfel der Julischen Alpen und Sloweniens. Die Klimabedingungen sind so extrem, dass Bienen hier normalerweise nicht überleben würden - nur die Carnica-Biene ist dazu in der Lage. Diese Bienenart zeichnet sich durch ihre Friedfertigkeit und ihren exzellenten Honig aus, so dass sie in Slowenien sogar die einzige zugelassene Bienenart ist. Für Brane ist die Zucht der Carnica-Biene nicht nur eine Leidenschaft, sondern auch eine notwendige Voraussetzung für die Zukunft der Imkerei. Unter den staatlich anerkannten und streng kontrollierten Bienenzuchtbetrieben ist er der Einzige, der seine Bienenköniginnen in die ganze Welt exportiert.
03:40
03:45
Fotos können unser Weltbild beeinflussen. Und jedes Foto hat eine Entstehungsgeschichte. Das Magazin "Mit offenen Augen" ordnet Bilder ein und erklärt Hintergründe. Moderatorin Sonia Devillers liefert faszinierende Aufschlüsse, die über den ersten Blick hinausgehen.
03:55
Das Kulturmagazin des Senders ARTE wird täglich aus Paris gesendet. Aktuelle Themen aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Gesellschaft stehen im Zentrum der Sendung und werden versiert unter die Lupe genommen.