Das nächste Ziel der Route: Ägypten. Jaafar Abdul Karim reist in das Land der Pharaonen mit seiner wunderschönen Mittelmeerküste. Ägypten gilt als Wiege der Zivilisation. Die Pyramiden von Gizeh gehören zu den ältesten Bauwerken der Menschheit. Jaafar ist nicht das erste Mal hier. Und wie immer überraschen ihn die starken Gegensätze, die die Gesellschaft prägen: Konservative Werte prallen auf Modernität. Was das für Auswirkungen auf die Partnerwahl hat, erfährt er in Alexandria von Shaima Ali. Sie gründete die muslimische Dating-App "Hawaya". Die Reise führt ihn weiter nach Ra's al-Barr in der Provinz Damiette, wo der Nil direkt ins Mittelmeer mündet. Hier gibt es noch eine weitere Besonderheit: Mit Manal Awad Mikhail ist seit 2018 das erste Mal eine koptische Christin an der Spitze einer Provinzverwaltung in Ägypten. Mit ihr spricht Jaafar über die Stärkung von Frauenrechten, die Konflikte zwischen Muslimen und Christen und die schwierige wirtschaftliche Situation des Landes. In Port Fouad begegnet der Moderator dem Architekten Mohamed Hasan. Eine historische Stadtführung steht auf dem Programm - und das per Fähre über den Suezkanal, der das Mittelmeer mit dem Roten Meer verbindet. In der Hafenstadt Port Said liegt auch der Ursprung der Simsimiyya-Lieder. Traditionell spielen nur Männer das Saiteninstrument. Im Al Hawiyat Club ist das anders. Eman Hadoo und ihre Freundinnen haben die erste weibliche Simsimiyya-Gruppe gegründet. Nach Angaben des UNHCR leben in Ägypten mehr als 250.000 Geflüchtete - viele von ihnen aus dem Sudan. Jaafar Abdul Karim besucht Amira Al Masry. Die junge Frau startete 2019 die WANAS-Initiative, um sudanesische Kinder durch Kunst- und Theater Workshops zu stärken und in die ägyptische Gesellschaft zu integrieren.
Dalai Khan lebt mit anderen kasachischen Nomadenfamilien in der mongolischen Provinz Olgii. Nach alter Tradition fängt er Steinadler und richtet sie ab, um Füchse und Wölfe zu jagen, die wegen ihrer Pelze begehrt sind. Diese uralte Praxis ist nicht nur einträglich, die Verbindung zwischen Mensch und Adler hat auch eine spirituelle Dimension. Die Söhne von Dalai Khan gehen ihre eigenen Wege. Deshalb will er sein Wissen an seine 13-jährige Tochter Aytuulgun weitergeben. Die durch die extremen klimatischen Bedingungen bedingten Adlerwanderungen erschweren das Vorhaben zunächst. Vater und Tochter brechen auf, um in den Sagsai-Ebenen, weit entfernt von ihrem angestammten Revier, ein Adlerjunges zu fangen. Mit dem Eindringen in ein fremdes Stammesgebiet brechen sie eine alte Stammesregel und ziehen den Zorn des örtlichen Falkners Haizim auf sich. Tierwanderungen, Klimawandel und uralte Traditionen bilden den Hintergrund der Geschichte. In einer konservativen Gesellschaft, in der Frauen oft eine untergeordnete Rolle spielen, lernt die junge Aytuulgun unter der Anleitung ihres Vaters, den Adler zu trainieren. Die eigentliche Prüfung für Aytuulgun und ihren Adler kommt jedoch im Winter, als sie in einem Turnier gegen die Männer des gegnerischen Clans antreten müssen.
Mit der Bahn durchstreifen wir die Algarve. Abseits der bekannten Traumstrände liegt das größte natürliche Riff Portugals. Aus dem traditionellen Rohstoff Kork werden Taschen und Schuhe produziert. Und überall spielt Wind eine Rolle - als Freund oder Feind. Von Vila Real de Santo António an der spanischen Grenze geht es über Faro und Tunes bis nach Lagos im Westen. In der Algarve fahren 60 Jahre alte Dieseltriebwagen der portugiesischen Staatsbahn CP, die andernorts längst ausrangiert worden sind. Sie verbreiten einerseits eine gute Portion Nostalgie, stellen andererseits aber eine ordentliche Herausforderung für die Lokführer dar, die die Fahrzeuge unterwegs schon mal notdürftig reparieren müssen. Mindestens drei Stunden brauchen die betagten Züge für die 140 Kilometer lange Strecke, genügend Zeit, um ein Gefühl für die Landschaft der Algarve zu entwickeln, der südlichsten Region Portugals. Der flache Osten ist geprägt durch Sonne, Sand und Salz, der felsige Westen durch Wald, Wind und Wellen. Die Einheimischen nutzen, was sie haben. Castro Marim ist bekannt für vorzügliches Meersalz und Santa Luzia für köstliche Kraken. Herzmuscheln gedeihen in der Laguna Formosa, einem 60 Kilometer langen Naturpark vor der Sandküste östlich von Faro. Sandstein kommt in unterschiedlichen Ausprägungen vor, von weich an der spektakulären Felsküste westlich von Faro bis vergleichsweise hart, verbaut in der Burg von Silves. Städte wie Silves, Tavira, Faro und Lagos erzählen von Blütezeiten im Mittelalter, sowohl als in der Algarve Muslime herrschten als auch später, als portugiesische Seefahrer von dort zu Entdeckungsreisen aufbrachen.
Südafrika ist die Heimat des weltweit begehrten Rooibos-Tees. Die Rooibos-Pflanze wächst ausschließlich in der Gegend um die Zederberge in der südafrikanischen Provinz Westkap. Alle Versuche, sie in anderen Ländern der Welt anzubauen, sind gescheitert. Wann genau die Khoi San, die Ureinwohner des südlichen Afrikas, die Rooibospflanze und deren Nutzung als Teegetränk entdeckt haben, ist nicht genau belegt. Jedoch ist der Herstellungsprozess seit Jahrhunderten gleich geblieben: Der frisch geerntete, noch grüne Rooibos muss geschnitten, zerdrückt und zum Fermentieren angehäuft werden. Erst dann wird er in der südafrikanischen Sonne getrocknet. Nur wenn all das richtig abläuft, erhält der Tee seine typische ziegelrote Färbung. Maans Fortuin ist Farmer in einer Kooperative, seit frühester Kindheit begleitet ihn der Rooibos. Der Tee ist für ihn viel mehr als nur ein Produkt: "Das Schönste für mich ist, wenn ich eine volle Ernte sehe. Das ist für mich großartig. Ich bin stolz und glücklich. Es spült Geld in die Taschen der Bauern, es verändert das Leben der Ärmsten der Armen - es bringt Essen auf ihren Tisch." Überall in der Provinz Westkap wurden in den letzten Jahren Kooperativen von Kleinbauern gegründet, sie produzieren "handmade" Tee mit Bio-Zertifikat. Der Tee erfreut sich weltweit großer Beliebtheit, nicht zuletzt wegen seiner guten Eigenschaften - er ist komplett koffeinfrei und seine entzündungshemmende Wirkung ist medizinisch belegt. Mit viel Lebensmut und Kreativität bewältigen die Rooibos-Bauern den Alltag. Doch die ohnehin harte Arbeit wird in diesem Jahr zusätzlich durch die anhaltende Trockenheit belastet - der Wassermangel macht allen schwer zu schaffen.
Das Seilbahnnetz, das das georgische Bergarbeiterstädtchen Tschiatura im Kaukasus durchzieht, zählt zu den marodesten der Welt. Zur industriellen Blütezeit des Ortes in den 1950er und 1960er Jahren erbaut, gleiten sie noch heute in schwindelerregender Höhe knarzend über steile Abhänge, tiefe Schluchten und die Dächer des Ortes. Als einziges öffentliches Transportmittel prägen sie den Alltag der rund 16.000 Einwohner. Zugleich sind die Seilbahnen existenziell für den Betrieb der nahegelegenen Manganmine, den größten Arbeitgeber in der Region. Nun sollen die Gondeln durch neue Modelle ersetzt werden. Einmal pro Woche klettert der Mechaniker Amiran Bareladze auf das Dach der Gondeln und ölt in voller Fahrt die Rollen der Seilbahn. In schwindelerregender Höhe schwebt er über die Stadt Tschiatura, deren Einwohner ihre Seilbahnen im Scherz "metallene Särge" nennen. Für sie sind sie trotzdem das Nahverkehrsmittel schlechthin. Die Stützen, Masten, Laufwerke, Aufhängungen, Rollen und Seile der gesamten Anlage gehen zurück bis in die 1950er Jahre, als Georgien noch zur Sowjetunion gehörte, die dort große Mengen Manganerz fördern ließ. Stalin hatte das Transportnetz für Mensch und Material spannen lassen, um zu demonstrieren, dass sowjetische Ingenieurskunst imstande wäre, selbst die widrigen geografischen Gegebenheiten der von steilen Hängen und tiefen Einkerbungen durchschnittenen Stadt zu überwinden. Die meisten Gondeln sind inzwischen dem Rost zum Opfer gefallen, doch einige wenige Linien machen weiterhin ihren Dienst. Nun plant der Gouverneur der Region eine Modernisierung der Seilbahnen - ein Vorhaben, das von den Einwohnern mit einer Mischung aus Euphorie und Sorge gesehen wird. Einerseits bewegt sich der Ort damit in Richtung Zukunft, andererseits könnten Arbeitsplätze wie der von Amiran Bareladze abgebaut werden. Und ob die Fahrt für die Einwohner dann weiterhin kostenlos bleibt, ist ebenfalls fraglich.
(1): Antoine Abel, der Vater der Seychellen-Literatur (2): Das blaue Gold der Seychellen (3): Das absolute Muss: Silhouette Island auf den Seychellen
(1): Pierre Lotis koreanisches Erwachen (2): Ginseng, die Wurzeln Koreas (3): Korea: Franzosen auf Beutezug
Für den Bauer Giuseppe Vadalà und seinen Mitarbeiter Vincenzo ist die Ernte der Bergamotte die schönste Zeit des Jahres: Die Frucht verbreitet nämlich schon beim Pflücken ihr intensives Aroma und erfüllt die ganze Plantage mit ihrem frischen Duft. Anders als in Norditalien gibt es in Kalabrien keine Fabriken mit 10.000 Arbeitsplätzen. In kleinen, vertrauten Familienbetrieben wird hier die Ernte noch per Hand erledigt. Routinierte Pflücker wie Vincenzo und Giuseppe schaffen zwischen 600 und 800 Kilogramm an einem einzigen Tag. Die Bergamotte stellt zudem ein botanisches Rätsel dar: Sie wird zwar auch in anderen Ländern wie der Elfenbeinküste und Argentinien angebaut, doch nirgendwo sind die Bäume so ertragreich und die Früchte so aromatisch wie in Kalabrien. Denn nur hier gibt es die optimalen Wachstumsbedingungen wie den mineralischen Boden und das gemäßigt feuchte Mikroklima. Berühmt für ihr unverkennbares Aroma, findet die Bergamotte in der Parfümindustrie und zum Beispiel beim Earl-Grey-Tee Verwendung. Giuseppe und seine Mutter Maria aber verfeinern mit der Zitrusfrucht zahlreiche Gerichte: marinierten Schwertfisch, Risotto, Farfalle mit Thunfisch sowie Kuchen. Weitere Spezialitäten sind kalabrische Makkaroni und auf dem offenen Feuer gekochter Lammtopf. Es zeigt sich, dass die Esskultur in Kalabrien einen hohen Stellenwert hat: In Giuseppes Familie bedeutet Kochen nicht bloß Mahlzeiten zuzubereiten, sondern auch Vertrautheit und Zusammenhalt zu spüren.
Mitten durch die Anden Perus führt die Ferrocarril del Sur, eine der höchstgelegenen Eisenbahnstrecken der Welt. Ausgangspunkt ist die historische Hauptstadt Cusco. Von dort aus führen die Gleise in zwei Richtungen: einmal Richtung Norden zur weltberühmten Ruinenstadt Machu Picchu und in den Süden über den Titicacasee und dann über die Hochebene der peruanischen Anden nach Arequipa. Die spektakuläre Strecke zum Machu Picchu führt entlang des Flusses Urubamba durch das "heilige Tal der Inkas". Immer wieder beschädigten Erdrutsche die eng an den Bergen liegende Bahnstrecke. Besonders in der Regenzeit können Geröll- und Schlammmassen eine Gefahr für die Schienen darstellen. Die ersten Pläne für eine Zuglinie durch die peruanischen Anden entstanden bereits in den 1850er Jahren, um Agrarerzeugnisse aus dem Raum Cusco an die Küste zu transportieren. Heute erinnert nichts mehr an die Strapazen der Arbeiter, die sich jahrelang mit Spitzhacke durch diese einsame Gegend gequält haben. Entlang der glitzernden, schneebedeckten La-Raya-Bergkette in über 4.000 Meter Höhe durch ein Gebiet von ungezähmter natürlicher Schönheit. Vom höchsten Punkt zwischen Cusco und Puno geht es weiter zum Titicacasee, einem der höchstgelegenen Seen der Welt. Auf seinem weiteren Weg nach Arequipa windet sich der Zug bis auf eine Höhe von 4.470 Metern, um die Hochebene von Imata zu passieren, bis Arequipa, die angeblich schönste Stadt Perus, erreicht ist - die Endstation für den "Andean Explorer".
Peking im Jahr 1908: Mitten in der Nacht wird der zweijährige Pu Yi seiner Mutter entrissen und in die Verbotene Stadt gebracht, ins Zentrum des alten Chinas. Kurz später besteigt er den kaiserlichen Thron und herrscht als "Sohn des Himmels" über fast ein Viertel der Erdbevölkerung. Doch die Geschichte des 20. Jahrhunderts wird für Pu Yi noch verschiedene andere Rollen bereithalten. Bernardo Bertoluccis mit neun Oscars ausgezeichnetes Filmspektakel handelt vom letzten Kaiser Chinas. 1912 wird China zur Republik, und die Qing-Dynastie muss abdanken. Doch die Verbotene Stadt, in der das Leben seit Jahrhunderten stillzustehen scheint, bleibt von den gesellschaftlichen Umwälzungen unberührt. Der Kindkaiser wird weiterhin als lebende Gottheit behandelt, umsorgt und abgeschottet von Beamten, Kurtisanen und Eunuchen. Im kaiserlichen Palast genießt er alle Freiheiten; verlassen darf er ihn jedoch nicht. Ohne es zu wissen, ist Pu Yi zum Hauptdarsteller eines prunkvollen Schauspiels geworden. 1924, im Alter von 18 Jahren, hat Pu Yi zwei Gemahlinnen. Doch der Traum endet brutal, als ein Kriegsherr Peking erobert und den Kaiser vertreibt. Mit Hilfe seines schottischen Mentors und Freundes, Sir Reginald Johnston, flieht Pu Yi nach Tientsin (heute Tianjin) und führt dort das sorglose Leben eines Playboys. Als die Japaner 1931 in die Mandschurei einmarschieren, trifft Pu Yi eine verhängnisvolle Entscheidung: Er kehrt in das Land seiner Vorfahren zurück und wird Kaiser des 1932 gegründeten, von Japan abhängigen Marionettenstaates Mandschukuo. Der bittere Konflikt zwischen China und Japan, der sich durch den Zweiten Weltkrieg zieht, endet erst mit der Kapitulation Japans 1945. Pu Yi gerät in sowjetische Gefangenschaft, wird 1950 der jungen Volksrepublik China überstellt und muss für zehn Jahre in ein Umerziehungslager. Am Ende seiner Haft kehrt er nach Peking zurück - als einfacher Bürger. Er führt ein schlichtes Leben als Gärtner und scheint mit dieser neuen Freiheit endlich sein Glück gefunden zu haben, während Maos Kulturrevolution neue Opfer fordert.
So lernen die Bilder das Laufen, aus Schwarz-Weiß wird langsam Farbe, die neu gegründete Bundesliga wird das deutsche Fußballmaß der Dinge und deren Spieler werden zu Stars - und der Fußball gesellschaftsfähig. Und Franz Beckenbauer (1945-2024), der Libero des aufstrebenden FC Bayern und der Nationalmannschaft, erobert zunächst Deutschland und wenig später mit der Weltmeisterschaft 1966 in England die ganze Welt. Zurück in der Heimat beginnt der Goldrausch. Auf dem Feld verwandelt sich der junge Mann in einen Anführer. Im Fernsehen löffelt er, der nun mit Robert Schwan als erster Fußballer überhaupt einen eigenen, visionären Manager hat, Tütensuppe und singt von "Guten Freunden". Und er heiratet und wird Vater von drei Kindern. Der Fußball, der nun immer professioneller gespielt und vermarktet wird, hetzt ihn atemlos durchs Leben. Dennoch strahlt der "Kaiser" eine faszinierende Ruhe aus. Und überzeugt spätestens mit dem Halbfinale der Weltmeisterschaft 1970, als er im "Jahrhundertspiel" Italien-Deutschland nach schwerem Sturz mit Schulterverband einfach weiterspielt, auch seine letzten Kritiker.
Ein Land feiert sich selbst und den "Kaiser". Und so sehr der Fußball mittlerweile in der bundesrepublikanischen Gesellschaft angekommen ist, so wird er zunehmend auch zu ihrem Spiegelbild. War er bislang ein Sport, für den sich allein die Männer interessierten, tun dies Dank populärer Spieler wie Franz Beckenbauer und Günter Netzer nun auch immer mehr Frauen. Genau wie die Frauen der Spieler nun anders wahrgenommen werden: Vorbei die Zeiten, als sie sich lediglich um den Haushalt ihrer fußballspielenden Ehemänner kümmerten, werden sie zu gleichwertigen Partnerinnen, deren öffentliches Bild seinen Anteil am zunehmenden Glamour des Fußballs einnimmt. Franz Beckenbauer und seine Frau Brigitte werden zum Teil des deutschen Showbetriebs, der Fußball wird zur Konsensbühne für Politik, Wirtschaft und Kultur. Beckenbauer geht 1977 zu "Cosmos New York" und spielt dort in einer Mannschaft gemeinsam mit Pelé. Ein Verlust für die Bundesliga, aber der erste große Transfer eines deutschen Spielers ins Ausland. Und ein Sinnbild für die Freiheit und Grenzenlosigkeit des Kosmopoliten Beckenbauer.
Weltmeister als Spieler, Weltmeister als Trainer, wo wäre da noch Luft nach oben? Doch Franz Beckenbauer (1945-2024) wäre nicht Franz Beckenbauer, wenn er dem nicht noch eines draufsetzen würde. Als Chef des Organisationskomitees der Weltmeisterschaft (WM) wird er globaler Handlungsreisender in Sachen Fußball, er trifft auf die Mächtigen der Welt und holt die WM 2006 nach Deutschland. Der Rest ist Geschichte: Der Sommer 2006 wird zum Märchen - und Beckenbauers Himmelfahrt folgt Jahre später der jähe Absturz, das schon sprichwörtliche Glück verlässt ihn. Er, der in späten Jahren immer mehr zum Familienmensch wird, verliert 2015 seinen ältesten Sohn Stephan. Wenig später, im gleichen Jahr, werden Korruptionsvorwürfe zur Vergabe der WM 2006 laut, in deren Zentrum derjenige steht, der damals für das große Glück verantwortlich war. So wird aus dem einstigen Midas, den alle Welt liebte und der die Welt liebte, ein Verstoßener.
Ob über den Aufstand von Landarbeitern in Südafrika, die Situation von Prostituierten in Mexiko oder über die neuen Gastarbeiter in Deutschland ... Das internationale Nachrichtenmagazin berichtet von den Brennpunkten der Welt.
Das Japanische Meer - in Südkorea als Ostmeer und in Nordkorea als Koreanisches Ostmeer bezeichnet - liegt im Nordwestpazifik und ist seit Jahrhunderten der Schauplatz globaler und regionaler Gebietsstreitigkeiten. Hier stehen sich wirtschaftlich und militärisch zwei Machtblöcke gegenüber: auf der einen Seite Nordkorea, China und Russland, auf der anderen Japan, Südkorea und die Vereinigten Staaten von Amerika. "Mit offenen Karten" erläutert, warum das Japanische Meer in den nächsten Jahren in den Mittelpunkt weiterer geopolitischer Auseinandersetzungen rücken könnte.
Anulawathi, Thushari und Jega verbindet ihr Beruf: Sie sind Autorikscha-Fahrerinnen in Sri Lanka und gehören damit zu einer Handvoll von Frauen in einer männerdominierten Branche. Das dreirädrige Tuktuk gehört zu den beliebtesten Transportmitteln, doch für die drei Frauen ist es vor allen Dingen eines: die Sicherung des Überlebens. Alle drei wurden von ihren Männern verlassen und mussten einen Weg finden, sich und ihre Kinder zu ernähren. Dabei gingen sie außergewöhnliche Wege und trauten sich dahin, wo die Gesellschaft sie nicht haben will. Denn es sind die Männer, die als Ernährer der Familie akzeptiert sind, und so gelten die Frauen unter ihren Kollegen als unwürdige Konkurrenz und werden als Rivalinnen wahrgenommen. Und doch: Besonders bei anderen Frauen sind die Fahrerinnen beliebt. Gerne nehmen andere Frauen ihre Dienste in Anspruch und lassen auch ihre Kinder lieber von Frauen zur Schule fahren. Thushari lebt in der Hauptstadt Colombo. Sie ist alleinerziehend und verdient das Geld für sich und ihre beiden Töchter. Es ist ihr wichtig, dass beide eine gute Bildung erhalten. Anuwalathie arbeitet in Kandy, sie war ein paar Jahre im Ausland und hat sich vom Verdienst ein Tuktuk gekauft, jetzt betreut sie auch noch ihre kleine Enkelin. Auch Jega ist alleinerziehend. Sie lebt mit ihrem Sohn und ihrer Nichte im Touristenort Hikkaduwa. Alle drei Frauen haben im Tuktuk-Geschäft Fuß gefasst, mit dem Ziel, selbstständig und frei zu sein.
Die auf vielen Sendern vorgenommene strikte Trennung von Politik- und Kulturnachrichten wird hier aufgehoben. Es werden Schnittpunkte aus beiden Bereichen präsentiert und Zusammenhänge dargestellt.
"Wir haben ein Projekt. Ein Projekt, das einfach nur magisch und verrückt ist. Das Projekt besteht darin, alle Leuchttürme im offenen Meer zu besuchen. Denn dort gibt es diesen Geschmack der Weite, diesen Geschmack der Freiheit. Und so dachten wir uns, dass es eine tolle Idee wäre, die Iroise-See zu durchqueren, um die sportliche Herausforderung zu meistern, denn das gefällt uns beiden, und die Leuchttürme, ihre Geschichte, die Leuchtturmwärter und ihre Erfahrungen ins rechte Licht zu rücken, damit diese Erinnerung weiterlebt", sagt Fabienne d'Ortoli, zweifache Weltmeisterin im Kitesurfen. Um ihr Projekt zum Erfolg zu führen, haben Fabienne und ihr Lebensgefährte Cyrille einen Verein gegründet. Mit Hilfe von Freunden und begleitet von der SNSM, der französischen Seenotrettungsorganisation, bereiten sie sich akribisch auf das waghalsige Vorhaben vor. Die Iroise liegt vor der Westküste des Finistère und erstreckt sich von der Insel Ouessant bis zur Insel Sein. Fabienne und Cyrille wollen das Meer von Norden nach Süden durchqueren, wobei ihr Startpunkt am Fluss Aber Wrac'h liegt. Auf ihrem Weg kommen sie an den legendären Leuchttürmen auf dem offenen Meer vorbei: Ile Vierge, La Jument, Kéréon, der Phare des Pierres Noires, Tevennec und Sein. Eine enorme sportliche Herausforderung, denn die offene See ist hier besonders gefährlich.
Im "goldenen" Zeitalter der Piraterie, am Ende des 17. und 18. Jahrhundert, hatten viele Frauen nur begrenzte Möglichkeiten, die sich zwischen Heirat, Kirche oder Prostitution bewegten. Doch Marie-Anne Dieu-Le-Veut, Mary Read, Anne Bonny und Louise Antonini wurden Piratinnen. Jede von ihnen trat auf ihre Weise aus dem Schatten der Männer und schrieb ihre eigene Legende. Marie-Ann Dieu-Le-Veut erlangte als Königin der Freibeuter von Santo Domingo Berühmtheit. Mary Read gab sich als Mann aus, um in See zu stechen und zu kämpfen. Dabei lernte Read eine weitere furchtlose Entdeckerin der Meere kennen: die temperamentvolle Anne Bonny. Louise Antonini kämpfte als Piratin an der Seite der Sklaven für deren Freiheit. Diese vier Frauen brachen mit gesellschaftlichen Konventionen, patriarchalen Strukturen und den westlichen Kolonialmächten. Sie bereisten fremde Länder, griffen zu Waffen, befehligten eigene Mannschaften und schreckten vor nichts zurück. Ihre einzigartigen Abenteuer zogen sich über eineinhalb Jahrhunderte karibischer Geschichte - von der Gründung der ersten Handelsposten auf Tortuga über den Untergang der berüchtigten Piratenrepublik Nassau bis zur Unabhängigkeit Haitis. Der Dokumentarfilm "Die Piratinnen - ein Leben in Freiheit" lässt die Geschichten dieser Pionierinnen der Seefahrt aufleben und wirft dabei ein faszinierendes Licht auf eine Zeit, für die immer noch Männer wie Blackbeard oder John Rackham bekannt sind. Lebendig und fesselnd zeigt der Film ein bislang wenig beachtetes Kapitel der Geschichte der Piraterie.
Dramatisch, spannend, informativ - und exklusiv. In den 1530er Jahren heuert der deutsche Kaufmannssohn Balthasar Sturmer auf einem christlichen Korsarenschiff an, das im Mittelmeer Jagd auf osmanische Handelsschiffe macht. Gerade als er plant, Kapitän seines eigenen Piratenunternehmens zu werden, gerät er in die Hände osmanischer Korsaren und wird als Sklave nach Nordafrika verkauft. Im Sommer 2019 machen der Meeresarchäologe Timmy Gambin und sein Team von der Universität Malta eine sensationelle Entdeckung: Ein Tauchroboter liefert Bilder aus 126 m Tiefe und enthüllt die Umrisse eines Schiffswracks, das Wissenschaftler auf das 16. Jahrhundert datieren. Im Sommer 2023 startete schließlich eine spektakuläre Unterwasser-Expedition hinab zu den Überresten des Wracks. Die Dokumentation entwirrt ein weitgehend unbekanntes Stück europäischer Geschichte: Piraterie und Sklaverei im Mittelmeer - gesetzlich geregelter Menschenhandel als Instrument der Machtgewinnung und persönlichen Bereicherung.
Ist der Mensch zu einer geologischen Kraft geworden, dessen Einfluss mit dem von Vulkanausbrüchen, Erdbeben oder Meteoriteneinschlägen vergleichbar ist? Hat er tatsächlich ein neues geologisches Zeitalter eingeläutet - das Anthropozän? Die Auswirkungen von intensiver Landwirtschaft, industrieller Revolution und grenzenlosem Wachstum zeigen sich deutlich in den Sedimentschichten der Böden und Meere. Diese Schichten sind sozusagen das "Archiv" der Erde. Die Geologie ist daher eine Disziplin, mit der sich die Spuren menschlichen Handelns besonders gut nachweisen lassen. Vor rund fünf Jahren wurde eine internationale Forschungsinitiative ins Leben gerufen, um die Definition des Anthropozäns als neues Zeitalter wissenschaftlich zu untermauern und seinen Beginn zu datieren. Zwölf Teams aus den Bereichen Ozeanographie, Geologie, Klimatologie und Biologie suchen weltweit nach eindeutigen Markern. Die Dokumentation begleitet die Forschenden und gibt darüber hinaus Einblicke in die politische und gesellschaftliche Debatte rund um das Anthropozän. Befürworter sehen im Begriff eine notwendige Reaktion auf die globalen Auswirkungen menschlicher Aktivitäten, während Kritiker unter anderem seine geologische Relevanz und methodische Strenge infrage stellen. Es bleibt abzuwarten, ob das "Zeitalter des Menschen" in Zukunft offiziell anerkannt wird.
Auch wenn wir mit Kindern leben - wir verstehen sie nicht immer richtig, denn Kinder ticken ganz anders als wir Erwachsenen. Diese Erfahrung machte auch die Autorin Michaeleen Doucleff, nachdem sie Mutter geworden war. Nach einer Phase der Überforderung und Verzweiflung begab sie sich mit ihrer kleinen Tochter Rosy auf eine anthropologische Entdeckungsreise zu indigenen Gemeinschaften. Sie stellte fest: Wie unser Verhältnis zu Kindern ist, hat vor allem mit den Erwachsenen zu tun. Um Kinder besser zu verstehen, müssen wir zuerst ihre Perspektive einnehmen, und das ist nicht immer einfach. Denn Kinder sehen und nutzen die Welt zum Teil ganz anders als Erwachsene, sagt die Erziehungswissenschaftlerin Hannelore Faulstich-Wieland. Während Erwachsene oft ritualisierte Strukturen und Gewohnheiten haben, sind Kinder im permanenten Erkundungsmodus. Den neurobiologischen Hintergrund liefert der Hirnforscher Gerald Hüther. Er erklärt, was das Gehirn mit einer Zwiebel gemeinsam hat und dass Kinder so viele Nervenverbindungen haben wie kein Erwachsener und deshalb die Welt viel offener erleben und mit Freude und Neugier gestalten - wenn man sie dabei unterstützt. Dass Erziehung und Gesellschaft Kinder auch einschränken können, zeigt die Langzeitstudie ELFE (Étude Longitudinale Française depuis l'Enfance) in Frankreich. Studienleiterin Marie-Aline Charles fasst zentrale Beobachtungen zusammen - zum Beispiel, dass die Grundschule offenbar dazu führt, dass Mädchen schlechter in Mathe sind als vorher. Doch selbst wenn die Gesellschaft die Kinder formt, verändern Kinder umgekehrt auch immer die Gesellschaft.
(1): Ich habe eine Raupe verschluckt (2): Making-of - "Ich habe eine Raupe verschluckt" (3): Der Kontrollgang (4): Privatvorstellung - Clara Quintilla Piñol (5): Pilgerglück (6): Zoom - Marie Le Puil
Der 29-jährige Vebjørn arbeitet auf einer Skistation. Er hatte noch nie eine Freundin. Eines Tages kollidiert er mit der Touristin Polina ...
Das abgelegene Bergdorf Villar-d'Arêne liegt zwischen Grenoble und Turin im Schatten des Berges La Meije, der "Königin der Alpen", einer fast 4.000 Meter hohen Granitwand. Die Familie Rousset gehört zu den alteingesessenen Familien des Ortes. Jedes Jahr am dritten Wochenende im November lassen die Dorfbewohner eine Tradition wiederaufleben. Sie backen Hunderte "pô buli", große Schwarzbrote aus Roggenmehl. Diese Tradition stammt aus einer Zeit, als es kaum genug Brennholz gab, um den Winter zu überstehen. Im Gemeindebackhaus wurde daher einmal im Jahr, kurz vor Wintereinbruch, für alle gebacken. So sparte man Feuerholz, den Rest brauchte das Dorf zum Heizen. Auch wenn die Dörfer heute im Winter zu erreichen und Gas- und Ölheizung längst Standard sind - die Tradition blieb erhalten. Die Einwohner treffen sich am alten Backhaus und bereiten zusammen das sogenannte gekochte Brot zu, essen, trinken und erzählen Geschichten. Die Tradition verbindet die Gemeinschaft und sorgt für Kontakt unter den Nachbarn. Um die Hitze des Backofens effektiv zu nutzen, arbeiten die Dorfbewohner abwechselnd in Schichten und rund um die Uhr. 400 Brote werden so an einem Wochenende gebacken, außerdem zahllose Aufläufe, Kuchen und Pasteten. An diesem Novemberwochenende besucht Caroline Rousset ihre Eltern zusammen mit ihren beiden Töchtern. In Villar-d'Arêne wird vor allem mit Produkten aus der Region gekocht. Gerne handfest und deftig mit Kartoffeln und Kohl. Ein typisches Gericht der Region ist ein salziger Kuchen, der zusammen mit den Broten sieben Stunden lang im Ofen garen muss.
Das Elbjazz 2021 ging neue Wege: In einer digitalen Ausgabe mit einem opulenten Bühnendesign brachte es erlesene Gäste live on Stage. ARTE zeigt die Highlights des Elbjazz-Festivals in einem exklusiven Zusammenschnitt. Wenn The Notwist Konzerte geben, kann alles passieren: Indie-Rock, Noise-Jazz, Kraut, Minimal Music oder elektronischer Pop. Über allem tänzelt der zerbrechliche Gesang von Markus Acher: Das klingt intellektuell, aber nie kopflastig, ist catchy, aber nie gefällig - und ist absolut tanzbar. Den Posaunisten und Sänger Nils Landgren muss man nicht vorstellen - Schwedens bekanntester Jazzmusiker fährt mit seiner Nils Landgren Funk Unit satten Oldschool-Funk und smoothen Soul der Spitzenklasse auf. Die in Paris ansässige Soul-Diva China Moses ist eine geborene Entertainerin, die es versteht, innerhalb von Augenblicken von smoothem Jazz zu kraftvollem Blues zu wechseln. Salvador Sobral gewann im Jahr 2017 den Eurovision Song Contest - beim digitalen Elbjazz singt der Portugiese seine sensiblen Balladen zwischen Pop und Jazz. Der finnische Trompeter Verneri Pohjola überzeugt mit Bop, Souljazz, Folklore und sogar Rock - all das verbindet er mit einem coolen, nordischen Ton. Dazu kommen Michelle David & The True-tones, deren mitreißender Sound irgendwo zwischen Gospel, Calypso und Afrofunk anzusiedeln ist, und das Quartett Masaa mit dem libanesischen Sänger Rabih Lahoud, das arabische Verse mit zeitgenössischem Jazz kombiniert.
Das Kulturmagazin des Senders ARTE wird täglich aus Paris gesendet. Aktuelle Themen aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Gesellschaft stehen im Zentrum der Sendung und werden versiert unter die Lupe genommen.
Freundschaften, Persönlichkeitsentwicklung, Konflikte - Anhand persönlicher Geschichten und neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse behandelt die Dokumentationsreihe die zentrale Bedeutung von Freundschaft für Kinder und Jugendliche. Für den neunjährigen Malo ist die Sache klar: Als guter Freund sollte man helfen, nicht verpetzen und zusammen Blödsinn machen. Seine Freunde sind Ausgangspunkt für die Frage, warum Freundschaften so wichtig für die Persönlichkeitsentwicklung und die psychische Gesundheit sind. Psychologin Isabelle Filliozat erklärt, welche neuronalen Prozesse dabei im Gehirn passieren. Gibt es kulturelle Unterschiede in Hinblick auf die Art und Weise, wie Freundschaften gelebt werden? Und wie haben sich Freundschaften durch soziale Medien verändert? Die 16-jährige Lindsay hat weltweit tausende Follower auf Instagram und TikTok. Für sie ist es so einfacher, enge Beziehungen zu pflegen. Auch Professor Michael Schulte-Markwort räumt mit einem Mythos auf und erklärt, warum Freundschaften, die in der digitalen Welt geführt werden, nicht weniger wert sind als alles, was bisher als Freundschaft galt. Anschließend zeigt die 13-jährige Malaika den Alltag ihrer Großfamilie und erklärt, wie sie mit Problemen und Meinungsverschiedenheiten im Freundeskreis umgeht. Ergänzend klärt die Kulturwissenschaftlerin Olaolu Fajembola die Frage, wie Kinder damit umgehen können, wenn sie im Freundeskreis aufgrund der Hautfarbe oder anderer Merkmale ausgegrenzt werden und ab wann es sinnvoll ist, Freundschaften auch mal zu beenden.