05:05
Von aktiven steinigen Vulkanen bis hin zu sattgrünen Mangrovenwäldern und bunten Orchideen - Nicaragua ist das vielfältigste und größte Land Zentralamerikas. Mit einer Fläche etwa so groß wie Griechenland ist es das Zentrum der schmalen Kontinentalbrücke zwischen Nord- und Südamerika. Die Dokumentation taucht ein in die beeindruckende Landschaft dieses kleinen Staates und zeigt kristallklare Lagunen, geheimnisvolle Inseln inmitten des Nicaragua-Sees und die brodelnden Tiefen der Vulkane. Nicaraguas Bergkuppen sind isolierte Ökosysteme und bieten vielen gefährdeten Spezies, wie grünen Wellensittichen, Pumas und Ozelots ein Zuhause. Auch die Bäche, Flüsse und die Küstenlinie sind Naturparadiese und das Zuhause einer einzigartigen Flora und Fauna mit Leguanen, Krokodilen und Kaimanen. Der spektakuläre Vulkan Masaya, das Auswildern der Tapire im Dschungel und ein Biosphärenreservat im Nicaraguasee mit seinen eigenen "Little Five", stehen im Mittelpunkt der Dokumentation. Nicaragua ist eines der ärmsten Länder der Welt, aber seine Naturschätze machen es zu einem der reichsten. 700 Kilometer atemberaubende Landschaft, märchenhafte Seen und geheimnisvolle Vulkane.
05:55
Viele Mönche, Händler, Reisende und Schmuggler nutzen täglich eine historische Zugverbindung von der Metropole Mandalay in den Nordosten Myanmars. Die atemberaubenden Ausblicke auf der 16-stündigen Fahrt interessieren viele Pendler kaum, eher schon die Snacks und Getränke fliegender Händler wie Daw Dee, die selbst gemachten Teeblattsalat verkauft. Die koloniale Vergangenheit des ehemaligen Burmas und sein Aufbruch in die Moderne treffen entlang der Bahnstrecke aufeinander. "GEO Reportage" hat Zugführer U Zaw Win, den Bahninspektor Ko Tha Naing und Händler auf der Strecke begleitet. Mitten auf der Bahnstrecke zwischen Mandalay und Lashio öffnet sich plötzlich eine 300 Meter tiefe Schlucht. Sie wird seit dem Jahr 1900 von einer Brücke - dem Gokteik-Viadukt - überspannt, die einst die britischen Kolonialherren errichten ließen. Sie gilt noch heute als technisches Meisterwerk. Nur im Schritttempo kann der Zug heute die in die Jahre gekommene Stahlkonstruktion überqueren. Zugführer U Zaw Win fährt seit 20 Jahren auf der Strecke und kennt die Herausforderungen der alten Gleise. Noch bis vor wenigen Jahren waren Fotos der strategisch wichtigen Brücke streng verboten, und auch heute sind die Pfeiler durch Minenfelder gesichert - aus Angst vor Rebellen. Fast 700 Meter lang und 250 Meter über dem Niveau des Flusses erhebt sich das majestätische Bauwerk, dessen Überquerung einen auch heute noch mit Respekt erfüllt, bevor der Zug in der Dunkelheit eines Tunnels verschwindet. Für die Menschen, die den Zug jeden Tag nutzen, ist das Alltag. Mit der Bahn ist man einfach schneller auf der anderen Seite des Tals als mit dem Auto - solange nicht unvorhergesehene technische Probleme auf der Strecke auftreten.
06:40
Dieses Nachrichtenformat richtet sich speziell an Kinder und Jugendliche und behandelt, nach dem Vorbild von Nachrichtensendungen für Erwachsene, unterschiedliche Themen aus Europa und der gesamten Welt.
06:50
(1): Das mauritische Lieblingsgebäck: Bananen-Tarte (2): Kulinarische Mitbringsel (3): Ran an die Töpfe!
07:20
(1): Kap Hoorn: Eines von Jules Vernes Weltenden (2): Davy Crockett in Texas: Die Geburt einer Legende (3): Auf den Philippinen: Aileens Kokosreisbällchen (4): Liberia: Schimpansen im Ruhestand
08:05
(1): In Arizona: Die Wüstenarchitektur von Frank Lloyd Wright (2): Die "Buschmänner": Die ersten Menschen in Botsuana (3): In Malaysia: Die pikante Suppe von Min (4): Ein Hundeleben in Athen
08:55
Die Trostlosigkeit Antarktikas ist nicht mehr als ein menschlicher Trugschluss. Der Eiskontinent ist voller Leben und bietet einen Artenreichtum, von dem nur etwa zwei Prozent bekannt ist. Der Großteil liegt unter Wasser und könnte über die Zukunft der Menschen entscheiden. Wenn sich das Polarlicht im Sommer über die Eislandschaft legt, herrschen paradiesische Zustände für die Tiere in der Antarktis. Wale blasen ihre meterhohen Fontänen in den Himmel, Pinguine fliegen wie kleine Raketen ins Wasser, Robben tauchen nach Krebsen unter den glitzernden Eisschollen. Das Rossmeer ist eines der letzten Gebiete, in denen der Zauber des Eiskontinents noch erlebbar ist. Der Film nähert sich dieser einzigartigen Region über die subantarktischen Inseln Neuseelands. Hier blüht das Leben, hier ist es grün und eisfrei. So könnte Antarktika ausgesehen haben, bevor sich der Kontinent vor etwa 180 Millionen Jahren vom Superkontinent Gondwana abspaltete und zum Südpol driftete. Die Verwandlung gehört zu seinem Wesen, seine biologische Vielfalt ist bis heute geblieben. Von der Rossmeerbucht bis zum Schelfeis, von den riesigen Pinguinkolonien bis zu dampfenden Vulkanen - jede Station öffnet eine Welt voller Überraschungen und voller Leben im Rhythmus mit dem Eis. Doch langsam zeigen sich auch am Rossmeer die Folgen des Klimawandels. Während einige Arten sterben, breiten sich andere aus. Sie könnten neue Viren und Bakterien mit sich bringen, neue Gefahren auch für den Menschen. Das Naturgefüge ist aus der Bahn geraten. Wie viele Generationen werden die Magie Antarktikas noch erleben können?
10:20
In Zeiten der Klimakrise hat sich in Kanada die Erkenntnis durchgesetzt, dass das Land viel von den indigenen Völkern und ihrem verantwortungsvollen Umgang mit der Natur lernen kann. Im Sinne der Versöhnung und aufgrund ihrer jahrtausendealten Verbundenheit mit dem Territorium ist die Einbeziehung dieser Bevölkerungsgruppe in Entscheidungsprozesse zum Naturschutz und in die Diskussion um die Landnutzung von großer Bedeutung. Zu den Schätzen der Pazifikküste British Columbias gehört der boreale Wald, einer der größten gemäßigten Regenwälder der Erde. Angesichts des ungezügelten Appetits der Forstwirtschaft auf das wirtschaftlich attraktive Holz setzen sich die Gemeinschaften der First Nations für den Erhalt dieser Ressource ein. Die kanadische Prärie erstreckte sich einst über etwa 600.000 Quadratkilometer - heute sind es nur noch rund 80.000 Quadratkilometer. Von allen Ökosystemen Kanadas ist dieses das am stärksten bedrohte. Seit der Wiederansiedlung der im 19. Jahrhundert fast ausgerotteten Präriebisons in Kanadas ältestem, von den First Nations verwalteten Nationalpark konnte eine deutliche Regeneration der spezifischen endemischen Flora und Fauna beobachtet werden. Boreale Ökosysteme bedecken fast 40 Prozent der Fläche Kanadas und machen einen bedeutenden Teil der weltweit verbliebenen Urwälder aus. In dieser von Wasserläufen und Feuchtgebieten geprägten Natur lebt der größte Teil der indigenen Bevölkerung Kanadas. Die First Nations haben es sich zur Aufgabe gemacht, das Land ihrer Vorfahren zu bewahren und vor den Begehrlichkeiten der in Québec sehr einflussreichen Bergbau- und Forstindustrie zu schützen.
11:25
Was Europa bewegt
11:55
(1): Stärkende Suppe nach floridianischer Art: Caldo Gallego (2): Ein Biss'chen Heimat: Vanessa, von Florida nach Bordeaux (3): Ran an die Töpfe!
12:25
(1): Kasachstan: Kamera läuft! (2): Le Havre, eine transatlantische Stadt (3): Kroatien: Renés Truthahnbraten (4): Elfenbeinküste: Die Legende Picassos
13:10
(1): Die tunesische Jugend aus der Sicht von Leyla Bouzid (2): Arizona: Once Upon a Time in the West (3): China: Gebratenes Schwein und getrocknete Radieschen von Xie (4): Département Ain: Der Schein trügt
14:00
Das neue "Best Exotic Marigold Hotel" in Jaipur soll ein Ort des Wohlbefindens für ältere Touristen sein. Als die ersten sieben Gäste aus England ankommen, kann der junge Manager Sonny Kapoor ihnen außer einem warmen Empfang jedoch nicht viel bieten. Das alte Gebäude, das sein verstorbener Vater erwarb, ist am Verfallen, in einigen Zimmern fehlen selbst die Türen. Die Erstkunden lassen sich davon jedoch nicht abschrecken, denn sie alle haben gute Gründe für ihren Aufenthalt. Die verbitterte Muriel möchte sich in Indien die Hüfte operieren lassen. Der herzschwache Graham geht einer alten Liebesgeschichte nach, während Norman und die sensationshungrige Madge eine neue suchen. Zwischen dem Ehepaar Douglas und Jean Ainslie ist die Liebe schon längst Vergangenheit, weshalb sie sich mehr Abwechslung von dieser Reise erhoffen. Dann gibt es noch die Witwe Evelyn, die zum ersten Mal in ihrem Leben allein unterwegs ist und mit ihrem empfindsamen Wesen jede neue Erfahrung begeistert aufnimmt. Verschiedene Vorfälle bringen diese bunte Mischung an Charakteren zusammen, während Sonny darum kämpft das "Best Exotic Marigold Hotel" - und seine Beziehung zur Studentin Sunaina - vor dem Untergang zu bewahren.
16:10
Quallen gibt es seit mehr als 500 Millionen Jahren. Dank dieser langen Evolutionsgeschichte sind sie heute in allen Meeren der Welt zu Hause. Sie besitzen weder Herz, noch Hirn oder Skelett und bestehen zu 90 Prozent aus Wasser. Und doch machen die Schäden, die sie anrichten, regelmäßig Schlagzeilen: gestochene Badeurlauber, stillstehende Elektrizitätswerke, bedrohte Fischerei und Aquakulturen. Im Mittelmeer, in den Fjorden Norwegens oder auch vor der Küste Namibias kommt es in den letzten Jahrzehnten immer häufiger zu Quallenplagen, welche die Fische zunehmend verdrängen. Trotz ihres einfachen Baus besitzen die Quallen regelrechte Superkräfte. Sie sind zum Teil hochgiftig und so gut wie unsterblich. Sind Quallen also die zukünftigen Herrscherinnen der Meere? Die Dinosaurier haben sie schon überlebt - und so könnte man sich fragen: Who's next?
16:55
Von der Pazifikküste bis zu den Anden - Chiles Landschaften sind so vielfältig wie artenreich. In diesen faszinierenden Lebensräumen sind der französische Ornithologe Fabrice Schmitt und sein chilenischer Kollege Rodrigo Barros unterwegs. Gemeinsam mit einem lokalen Vogelschutznetzwerk folgen sie den Spuren eines geheimnisvollen Vogels: der Sturmschwalbe. Sie zählt zu den kleinsten aller Seevögel. Ihre Reise führt die Forschenden durch spektakuläre Regionen - von der extrem trockenen, aber keineswegs leblosen Atacama-Wüste über die fischreichen Küsten des Humboldtstroms bis hinauf ins Hochland der Anden, wo der Klimawandel an den schmelzenden Gletschern sichtbar wird. Die Beharrlichkeit der Forschenden wird durch eine bahnbrechende Entdeckung belohnt: In der Atacama stoßen sie auf die ersten bekannten Nester der Sturmschwalbe - ein Fund, der das bisherige Wissen über die Art infrage stellt. Die Expedition ist nicht nur eine Entdeckungsreise durch atemberaubende Natur, sondern auch ein eindringlicher Appell für den Schutz bedrohter Arten und ihrer Lebensräume.
17:50
Kurkuma ist eines der ältesten und faszinierendsten Gewürze der Welt. Mit seinem intensiven Gelb verleiht es Speisen nicht nur Farbe und Geschmack, sondern steht auch für Heilung und Spiritualität. In Indien ist Kurkuma weit mehr als nur ein Bestandteil der Küche - es ist tief in Kultur und Religion verwurzelt. Seit Jahrhunderten wird die Wurzel in Ayurveda als Heilmittel verwendet, in religiösen Zeremonien als Schutzmittel und bei Hochzeiten als Glücksbringer. Im westindischen Bundesstaat Maharashtra erntet der Bauer Jayvwat das Gewürz. Für ihn ist Kurkuma ein Erbe, das er mit seinen Vorfahren teilt. Auf dem Markt von Sangli feilschen Händler um die besten Knollen - für viele von ihnen ist der Verkauf von Kurkuma die Lebensgrundlage. Nierenarzt Dr. Prashant Rajput erforscht die medizinischen Wirkstoffe des Gewürzes und zeigt, wie altes Wissen und moderne Landwirtschaft sich ergänzen. Ein besonderer Moment ist die Haldi-Zeremonie - ein Hochzeitsritual, bei dem die Braut und der Bräutigam mit einer Paste aus Kurkuma, Öl und Wasser eingerieben werden. Diese Tradition soll das Paar nicht nur segnen und schützen, sondern auch Glück und eine strahlende Haut bringen. Inmitten von Musik, Tanz und leuchtendem Goldgelb wird hier sichtbar, welche emotionale und kulturelle Bedeutung das Gewürz hat. Regisseurin Jessica Szczakiel begleitet die Reise der goldenen Wurzel - von den Feldern bis in die Küchen, von der ayurvedischen Praxis bis zur Hochzeitszeremonie.
18:35
Auf Zypern gilt Majoran bis heute als Wundermittel - und als Kraut der Liebe. Die Pflanze soll einst von der Liebesgöttin Aphrodite höchstpersönlich erschaffen worden sein. In der Antike wurde hauptsächlich das Öl des wilden Majorans als Heilmittel und Parfüm verwendet. Heute gehört der kultivierte Majoran zu den beliebtesten Küchenkräutern Europas. Bei Familie Lazarou wächst das Gewürz auf sechs Hektar - einmal im Jahr ist Erntezeit. Dann helfen Nachbarn und Freunde auf dem Feld und sammeln hunderte Kilo frischen Majoran. Zehn Tage wird er getrocknet - und danach per Hand gerebelt. Hierbei werden die Blüten, Blütenkelche und Blätter per Hand abgerieben. Seit einigen Jahren destilliert Familie Lazarou auch das kostbare Majoranöl - für einen Liter werden 200 Kilo der Pflanze benötigt. Das Öl nutzt auch Mariam Gökçebag als Heilmittel in Cremes und Tinkturen. Majoran ist antibakteriell und virenhemmend. Im Ort Lefke im türkischen Teil Zyperns hat sie einen kleinen Laden eröffnet, der insbesondere bei den jungen Einwohnern der Region beliebt ist. Immer mehr vertrauen bei kleinen Leiden auf die Kraft der Natur - und des Majorans. Christos Aristidou betreibt das Restaurant Lumina im Ort Kornos. Er ist Chefkoch und kreiert jeden Abend ein anderes zyprisches Menü. Am Aphrodite-Felsen soll die Göttin geboren worden sein. Wer dreimal um ihn herumschwimmt - so die Legende - erhält ewige Schönheit und Jugend. Auch Isabella möchte Teil dieser Legende werden und den Felsen umschwimmen. Das muss zu Hause gefeiert werden. Freunde und Familie bereiten ein Festmahl vor. Natürlich mit Majoran.
19:20
Die auf vielen Sendern vorgenommene strikte Trennung von Politik- und Kulturnachrichten wird hier aufgehoben. Es werden Schnittpunkte aus beiden Bereichen präsentiert und Zusammenhänge dargestellt.
19:40
Diese Reportage zeigt, wie in Spanien Frauen und Männer gemeinsam in gemischten Haftanstalten leben. Lange Zeit war das verboten, doch heute sehen viele Reformer das als eine Lösung, um das Gefängnismilieu gleichberechtigter zu gestalten. Einerseits erhalten Frauen dadurch Zugang zu den gleichen Aktivitäten, Ausbildungen und Arbeitsmöglichkeiten wie Männer. Andererseits soll das gemischte Umfeld die Chancen für eine erfolgreiche Wiedereingliederung vor allem der Männer in die Gesellschaft erhöhen. In Spanien sind gemischte Gefängnisse heute die Norm. Bei allen Aktivitäten im Strafvollzug kommen Männer und Frauen zusammen. Einige dürfen auch in ein und demselben Gebäude leben. Sie teilen sich ihre Mahlzeiten und schlafen in Zellen in unmittelbarer Nähe. In Frankreich, wie in den meisten Ländern der EU, denken sie über das spanische Modell nun ernsthaft nach.
20:15
Kapitalismus basierte auch in den USA von Anfang an auf individuellem Profit und unternehmerischer Freiheit. Ein Großteil des Reichtums ist in einem solchen System häufig nur unter wenigen Nutznießern aufgeteilt. Um zumindest etwas zu regulieren, wurden auch dort schließlich Aufsichtsgremien geschaffen, Monopole verboten und Reiche besteuert. Seit etwa 40 Jahren läuft der US-amerikanische Kapitalismus jedoch mehr und mehr aus dem Ruder. In sämtlichen Branchen haben sich sehr wohl Monopole herausgebildet, 800 Milliardäre und 23 Millionen Millionäre zahlen ganz legal weniger Steuern als ihre Angestellten. Die USA waren bereits vor 120 Jahren ein Paradies für Millionäre. Es gab keine gesetzlichen Regelungen, und so konnte John D. Rockefeller, der erste Milliardär der Weltgeschichte, völlig ungehindert ein Ölimperium aufbauen. Der Stahlmagnat Andrew Carnegie rechtfertigte seine massive Anhäufung von Reichtum mit Philanthropie und seinen Spenden für ausgewählte Projekte. Der Banker J. P. Morgan wiederum fungierte in Eigenregie als Zentralbank der Vereinigten Staaten. Die Demokratie wurde von den Millionären beherrscht und ermöglichte so den Fortbestand einer der rücksichtslosesten Formen des Kapitalismus. Zur gleichen Zeit bemühte sich eine progressive Strömung darum, das Land aus den Fängen der Superreichen zu befreien und Rockefellers Monopol wurde trotz seines erbitterten Widerstands zerschlagen. Kurz vor Beginn des Ersten Weltkriegs wurde die Kinderarbeit verboten und eine Reichensteuer eingeführt. Doch Spendengelder waren davon ausgeschlossen und wurden zum Steuerschlupfloch der Millionäre. Der amerikanische Kapitalismus entwickelte sich weiter: Das Ludlow-Massaker bedeutete das Ende blutiger Streikniederschlagungen. Henry Ford folgte dem Beispiel eines New Yorker Schuhherstellers und zahlte seinen Arbeitern das Doppelte des damaligen Durchschnittsgehalts. Die Folge war eine gesteigerte Produktivität seines Unternehmens. In Tennessee eröffnete ein Lebensmittelhändler den ersten Selbstbedienungsladen und legte den Grundstein für die heutigen Supermärkte. Mit dem Ende des Ersten Weltkriegs übernahmen die Millionäre jedoch zunächst wieder die Kontrolle über ihr Paradies.
21:10
Das Paradies der Millionäre ging mit dem Börsenkrach von 1929 und der darauffolgenden Depression zugrunde. Der interventionistische "New Deal" des 1932 gewählten Präsidenten Franklin D. Roosevelt war für die um Lösungen verlegenen Wirtschaftsgrößen zunächst ein willkommenes Programm. Sie stimmten der Gründung öffentlicher Unternehmen zur Senkung der Arbeitslosigkeit zu und ließen sich auf Gehaltsverhandlungen mit den Gewerkschaften ein. Der Konsens währte jedoch nicht lange, denn die Industriellen verdächtigten Roosevelt, den Kapitalismus dauerhaft regulieren zu wollen. Sie beschuldigten den Präsidenten der Tyrannei. Die "New Dealer" bezeichneten sich als Antwort darauf fortan als Liberale, ihre Gegner als Konservative. Roosevelt wurde trotz der gegen ihn ausgerichteten Propagandakampagnen der Konservativen 1936 wiedergewählt. Aber der "New Deal" war teuer. Da nur die Oberschicht einkommensteuerpflichtig war, lautete die Parole der Liberalen nun: Die Reichen schröpfen! Doch Letztere hatten mit Spendengeldern ein Steuerschlupfloch gefunden: Die Staatskasse blieb leer und der "New Deal" verlief kurz vor Beginn des Zweiten Weltkriegs im Sande. Zu Kriegsbeginn konnte die amerikanische Rüstungsbranche nur 25 Prozent der Aufträge bedienen, woraufhin entschieden wurde, die Einkommenssteuerpflicht auf die gesamte Bevölkerung auszudehnen. Der Staat erlebte infolgedessen einen gehörigen wirtschaftlichen Aufschwung. Außerdem erkannten die Unternehmer ausgerechnet in der Atombombe die Möglichkeit einer Zusammenarbeit zwischen Privatsektor, Wissenschaft und Staat. 1945 produzierten die USA die Hälfte des weltweiten Reichtums. Trotz eines fortan streng regulierten Kapitalismus war das Wachstum so enorm, dass die Reichen die neuen Spitzensteuersätze hinnahmen.
22:10
Als die Konservativen 1980 mit Ronald Reagan wieder an die Macht kamen, setzten sie dem Liberalismus ein jähes Ende. Die Deregulierung wurde vorangetrieben, die Steuersätze gesenkt. Erneut wurden "die Reichen immer reicher" - genau wie in den Jahren vor dem Börsencrash von 1929. Gleichzeitig beflügelte die Entwicklung der Rechenleistung von Mikroprozessoren das Silicon Valley und ermöglichte die Herstellung kleinerer Computer. Die Mikroinformatik wurde zum neuen Trend. HP und später auch Apple verbreiteten den Mythos des visionären Computergenies, das in seiner Garage klein anfängt und sich zum millionenschweren Unternehmer hocharbeitet. Gleichzeitig entwickelte sich im Silicon Valley eine neue Kultur: Arbeitnehmerfreundliches Management im Gegenzug für ein grenzenloses Engagement der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die dank Aktienoptionen auf ein Vermögen hoffen konnten. 1995 begann das Internet weltweit in die Haushalte einzuziehen und beschleunigte die Kapitalanhäufung fünf mächtiger Firmen: Google, Apple, Facebook, Amazon und Microsoft - auch GAFAM genannt. Die Entmonopolisierung gehörte der Vergangenheit an. Bill Gates und eine Handvoll weiterer Milliardäre vermarkteten sich als spendierfreudige Philanthropen, die den übrigen Superreichen als Deckmantel dienten. Sie wussten ihre Rechte genauestens anzuwenden und entkamen so einem Großteil ihrer Steuerpflicht. Amerikanische Großkonzerne setzten außerdem auf ein neues Steuerparadies, den US-Bundesstaat Delaware. Selbst die Finanzkrise 2008 zog keine Regulierung der Finanzmärkte nach sich und 2010 entschied der Supreme Court, dass es für "unabhängige Wahlkampfausgaben" keine Grenzen gebe: Die Demokratie wurde so erneut zum Jagdrevier der Millionäre. Die Figur des visionären Genies aus dem Silicon Valley ebnete den Weg für ein neues Kapitel in der Geschichte des Kapitalismus - leider ohne jeden Profit für die Staatskassen. Aber um ihre Position als Supermacht zu bewahren und ihr Investitionsvermögen zu sichern, brauchen die USA Steuereinnahmen. Geschröpft wurden und werden letztendlich vor allem Kleinunternehmen und die Mittelschicht.
23:15
Seit Oktober 2023 und bis zur Waffenruhe 2025 war die internationale Gemeinschaft außerstande, während des Krieges zwischen Israel und Gaza den Massakern an palästinensischen Zivilistinnen und Zivilisten Einhalt zu gebieten. Der Krieg glich einer Bankrotterklärung des Völkerrechts in Gaza. 80 Jahre nach ihrer Gründung steht die UNO vor einer tiefen Krise: Ihre grundlegenden Prinzipien werden infrage gestellt, ihre Mission bröckelt. Die "palästinensische Frage" ist der am häufigsten behandelte Konflikt in der Geschichte der Organisation. Doch seine Unlösbarkeit schürt weiter Spannungen in einer der explosivsten Regionen der Welt. Francesca Albanese, UN-Sonderberichterstatterin für die palästinensischen Gebiete, bezeichnete die Gewalt in Gaza bereits im März 2024 als Völkermord - und löste damit einen medialen und politischen Sturm aus, der sogar in Sanktionen durch die Trump-Administration gipfelte. Was kann die Weltorganisation, 80 Jahre nach ihrer Gründung im Zeichen des "Nie wieder" nach dem Zweiten Weltkrieg, noch ausrichten - jenseits ohnmächtiger Grundsatzerklärungen? Hat sie angesichts einer zersplitterten westlichen Staatengemeinschaft überhaupt noch die Mittel, die Welt vor einem politischen und humanitären Kollaps zu bewahren? "Disunited Nations - Die UNO und der Nahe Osten" beginnt seine Investigation in den westlichen Metropolen - New York, Genf, London, Paris - und dokumentiert anschließend die Gewalt, die den Nahen Osten - auch nach der jüngsten Waffenruhe - erschüttert. Im Zentrum des Films stehen die humanitären und politischen Abgründe einer Region am Rande der Katastrophe.
00:35
Der Dokumentarfilm "Armageddon - Evangelikale und die letzte Schlacht" wurde vor dem 7. Oktober 2023 gedreht. Er zeigt, wie einflussreiche evangelikale Pastoren zur "letzten Schlacht" im Heiligen Land aufrufen, die ihrer Meinung nach die Wiederkunft Christi einleiten wird. Er enthüllt, wie vom Glauben getriebene Politiker Israel als Schlüssel zu ihrer prophetischen Vision über das Ende der Welt betrachten. Und welch verheerenden Einfluss diese Ideologie auf die amerikanische Außenpolitik hat. Der Investigativreporter Lee Fang untersucht, welche Folgen die finanzielle und politische Unterstützung radikaler evangelikaler Gruppen wie Christians United for Israel des Fernsehpredigers John Hagee für die US-Politik hat. Er interviewt den geistlichen Berater von Donald Trump, Dr. Robert Jeffress, dessen Predigten von über tausend Fernsehstationen in den USA und 28 weiteren Ländern übertragen werden. Fang spricht mit Abgeordneten und evangelikalen Senatoren über ihre Haltung zum Nahostkonflikt. Und Ex-Militärs berichten ihm über die Verstrickungen der US-Armee mit der evangelikalen Bewegung. Mit Gary Burd, der auf einem schweren Motorrad durch die amerikanische Provinz fährt, um zu predigen, erhält das Kamerateam Zugang zur evangelikalen Gemeinschaft. "Armageddon - Die letzte Schlacht" deckt auf, wie evangelikale Christen die brisante Situation in Israel und Palästina immer wieder anheizen und damit zur Eskalation der Gewalt im Nahen Osten beitragen. Ein Film von erschreckender Aktualität.
02:15
Die Dokumentation begleitet Fabian Osmond von der französischen Sicherheitsfirma Cybi, der mit seinen Kollegen eine Software entwickelt hat, die darauf spezialisiert ist, digitale Schlupflöcher zu finden. Innerhalb von zehn Minuten soll sie Schwachstellen ausfindig machen. Doch die Hacker werden immer geschickter. Sie spähen Systeme eine Weile aus, bevor sie angreifen. Und in Zukunft könnte diese Gefahr noch größer werden - durch KI. Ein Algorithmus designt die perfekte E-Mail, auf die wir in jedem Fall klicken werden. Wie gefährlich die Angriffe von Hackern sein können, zeigen die Attacken auf den Bundestag, die Nato und Kommunalverwaltungen: Hacker haben die Macht, den Staat außer Gefecht zu setzen. Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) hat die Aufgabe, Deutschlands IT-Sicherheit zu gewährleisten. Die Dokumentation begleitet eine Übung des BSI-eigenen Computer Emergency Response Teams, kurz CERT-Bund, bei der der Hack eines Unternehmens simuliert wird. Im Nationalen IT-Lagezentrum des BSI laufen alle Informationen zur Lage der Cybersicherheit in Deutschland zusammen. Das BSI schützt die Bundesregierung und unterstützt seit 2015 auch den Bundestag bei seiner IT-Sicherheit. Für die Übung sollen die Cyber-Sicherheitsexperten herausfinden, welche Sicherheitslücke im Unternehmen den Hack ermöglicht hat. Die Dokumentation stellt dar, wie mächtig Hacker mittlerweile sind, welche Manipulationsmethoden sie nutzen, und wie sie die Versorgung und Sicherheit bedrohen. Gleichzeitig legen sich Forschende, IT-Spezialisten und Ermittler jeden Tag aufs Neue ins Zeug, um den Cyberraum zu einem sicheren Ort zu machen.
03:05
In einer Welt, die lauter, kälter und unübersichtlicher geworden ist, wächst das Bedürfnis nach Geborgenheit, nach Orten, die uns Halt geben, nach Ritualen, die Struktur schaffen. "Coziness" ist Ausdruck einer tiefen Sehnsucht: nach Sicherheit in unsicheren Zeiten, nach emotionaler Nähe in einer fragmentierten Welt. "Twist" trifft Künstlerinnen und Künstler, die dieses Gefühl ganz unterschiedlich erforschen. Der Kölner Game-Designer David Wildemann, schuf mit seinem Spiel "Tiny Bookshop" eine digitale Welt der Ruhe und ist so Teil eines weltweiten Booms sogenannter "Cozy Games". Der schottische Schriftsteller Martin Walker war früher als Journalist in der ganzen Welt unterwegs. Er schreibt seit fast zwanzig Jahren "Cozy Crimes", lange bevor das Genre diesen Namen bekam. Die Leipziger Malerin Oskar Rink schuf sich mit ihrem Atelier einen kreativen Kokon, einen Raum, in dem sie Geborgenheit und Schutz findet. Der Tänzer und Choreograph Léo Walk macht das fragile Gleichgewicht zwischen Geborgenheit und dem Drang sich hinauszubewegen in seinem Stück "Maison d'en face" körperlich erfahrbar. Der schwedische Musiker Sebastian Mullaert baute sich im Wald ein Holzstudio, einen stillen Rückzugsort, in dem Klang und Stille, in Balance treten, fern der Clubwelt.
03:45
Eine junge blonde Frau kommt ins Krankenhaus. Sie muss operiert werden wegen einer Blinddarmentzündung. Vor der OP muss sie sich ausziehen und unter ein Laken auf eine Liege legen. Als sie in den Aufzug geschoben wird, muss die Krankenschwester plötzlich kurz weg ...
03:50
Fotos können unser Weltbild beeinflussen. Und jedes Foto hat eine Entstehungsgeschichte. Das Magazin "Mit offenen Augen" ordnet Bilder ein und erklärt Hintergründe. Moderatorin Sonia Devillers liefert faszinierende Aufschlüsse, die über den ersten Blick hinausgehen.
03:55
Das Kulturmagazin des Senders ARTE wird täglich aus Paris gesendet. Aktuelle Themen aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Gesellschaft stehen im Zentrum der Sendung und werden versiert unter die Lupe genommen.