Indiens Megacitys platzen aus allen Nähten. Das Land hat schätzungsweise über 1,4 Milliarden Einwohner und jährlich kommen mehr dazu. Die Kräne und Bagger auf den Baustellen stehen niemals still. Um neuen Wohnraum zu schaffen, bläst die Bauindustrie Tag für Tag gigantische Mengen CO2 in die ohnehin schon verpestete Luft. Die Bevölkerung kann kaum noch atmen. Im Süden des Landes liegt Auroville. Eine wahre Oase, verglichen mit Städten wie Mumbai oder Neu-Delhi. Auroville versteht sich als Versuchslabor und zieht faszinierte Architekten aus aller Welt an. Anupama Kundoo ist eine von ihnen und forscht seit vielen Jahren an alternativen Bausubstanzen. Die Architektin aus Mumbai arbeitet mit Ziegeln, die in Töpfereien der Region hergestellt werden. Und zwar nicht mit energiefressenden Maschinen, sondern in Öfen, die aus dem Material bestehen, das sie brennen sollen. Die regionalen Ziegel mögen weniger hart sein als industriell gefertigte Stücke, dafür sind sie dünner und leichter. Klug eingesetzt tragen auch sie schwere Lasten. Außerdem experimentiert Kundoo mit Ferrozement: Wie kann man ihn sparsam und mit möglichst geringem Stahlverbrauch einsetzen? Auroville wurde 1968 am Reißbrett entworfen und versteht sich nicht nur in Sachen Architektur als Experimentierfeld. Privatbesitz gibt es nicht, das Individuum ist Teil der Gemeinschaft - und der Gemeinschaft gehört hier alles. Anupama Kundoo fühlt sich von der Kreativität und Spiritualität des Ortes beflügelt: "Die Stadt ist ein Labor, in dem wir uns ohne Angst vor dem Scheitern den Fragen der Zukunft stellen." "Visionen bauen" fängt diesen Geist ein.
Den Niederländern steht das Wasser bis zum Hals. Buchstäblich. Viele Städte liegen nur knapp über dem Meeresspiegel, manche sogar darunter - wie Rotterdam. Wenn der Klimawandel das Wasser steigen lässt, ist die Stadt im wahrsten Sinne des Wortes dem Untergang geweiht. "Wir müssen aufhören, das Wasser zu bekämpfen. Wir müssen lernen, mit ihm umzugehen." Dafür setzt sich eine findige Gruppe aus Architekten, Landschaftsplanern und Raumgestaltern in kleinen und großen Projekten in der Hafenstadt ein: Sie nennen sich "De Urbanisten" und zeigen, wie wichtig es ist, die Natur in die Stadt zurückzuholen. So planen sie einen Gezeitenpark auf einem verwaisten Hafengelände. Ebbe und Flut dürfen dort ungehemmt walten und mehrmals täglich das Erscheinungsbild der künftigen Parkanlage verändern. Außerdem experimentieren sie mit verschiedenen Bodenbelägen wie Pflanzen oder Muscheln, um versiegelte Böden von Flussufern oder Plätzen so zu gestalten, dass sie wieder Wasser aufnehmen können und das Leben in Rotterdam attraktiver machen. Mitten in der Stadt haben De Urbanisten den multifunktionalen Watersquare gebaut, der international Aufmerksamkeit erregte: eine Mischung aus Rinnen und bunten Becken, die bei Starkregen als Auffangwannen für das Wasser dienen und bei Schönwetter als Skatepark für die Kids der Umgebung. Über Jahrhunderte haben die Niederländer mit immer höheren Deichen das Wasser ausgesperrt. De Urbanisten zeigen, wie man der Natur ihren Lauf lassen kann - und muss.
Die kanadischen Badlands im Südosten Albertas: Prärie, so weit das Auge reicht, staubtrockene Canyons und bizarre Felstürme, genannt "Hoodoos". Eine faszinierende, unwirklich scheinende Landschaft. Auf fast 90.000 Quadratkilometern leben nur noch wenige, sehr bodenständige Menschen - auch junge Familien. Hebamme zu sein im "schlechten Land", ist mehr als ein Abenteuer. Inmitten dieser Landschaft lebt und arbeitet die Hebamme Terrie Shaw. Rund 250 Kilometer zu einer Kundin zu fahren, ist für sie Alltag. Die Hebamme wohnt in Medicine Hat, einer Kleinstadt inmitten der kanadischen Badlands. Terrie hat selbst fünf erwachsene Kinder und ihr Beruf ist ihre Leidenschaft. Sie ist fast immer unterwegs, denn ihre Kundinnen wohnen oft weit im Land verteilt, Stunden entfernt. Die meisten der Frauen in der Region wollen ihre Kinder zu Hause entbinden und schätzen die Begleitung einer Vertrauensperson. Doch längst nicht alle kommen in diesen Genuss, denn das Budget für die selbstständige Hebamme ist begrenzt.
Dieses Nachrichtenformat richtet sich speziell an Kinder und Jugendliche und behandelt, nach dem Vorbild von Nachrichtensendungen für Erwachsene, unterschiedliche Themen aus Europa und der gesamten Welt.
Kein Gehirn, kein Schmerzempfinden - und doch sind sie äußerst wirkungsvoll: Austern gelten als stille Helfer der Meere. Sie filtern Wasser, schützen Küsten und hinterlassen dabei kaum Spuren im Ökosystem. In der Bretagne widmet sich die Familie Cahue seit Generationen der Zucht dieser besonderen Muscheln. Einst galten Austern als Arme-Leute-Essen. Später wurden sie zum Inbegriff feiner Tafelkultur - auch Casanova schwor auf ihre Wirkung. Lucie zeigt, wie wandelbar sie heute noch sein können: gratiniert mit Salicornia, nussig verfeinert oder süß interpretiert mit Buttermilch und Apfel. Zwischen Handwerk, Geschichte und neuen Rezepten: Eine Sendung, in der sich Tradition und Kreativität aufs Schönste begegnen.
(1): Patrick Süskind und der Duft Frankreichs (2): Mit dem Buschtaxi durch den Senegal (3): Mongolei: Altangerels gedämpfte Teigtaschen (4): Frankfurt: Metamorphosen
(1) Inspektor Kostas Charitos ermittelt in Athen (2) Der Marathon, eine Disziplin der Griechen (3) Karolos' Galaktoboureko in Athen (4) Griechenland: Ein Tourist bei den ersten Olympischen Spielen der Neuzeit
Christo Grozev hat über Jahre hinweg gemeinsam mit dem Recherchekollektiv Bellingcat mehrere mutmaßliche Agenten des russischen Geheimdienstes enttarnt - darunter auch Mitglieder jener Einheit, die mit Giftanschlägen auf Kritiker des Kremls in Verbindung gebracht wird. 2020 war Grozev federführend an den Recherchen zur Vergiftung von Alexej Nawalny beteiligt und trug zum Oscar-prämierten Dokumentarfilm "Navalny" bei. Seither steht er selbst auf einer russischen Fahndungsliste und lebt unter permanenter Bedrohung. Der Dokumentarfilm begleitet Grozev in einer Zeit dramatischer Entwicklungen. Es gelingt ihm, einem Whistleblower aus dem russischen Giftprogramm zur Flucht in den Westen zu verhelfen. Der nächste Schritt: Auch dessen Frau und Kinder sollen in Sicherheit gebracht werden. Doch Grozevs eigenes Leben gerät dabei aus dem Gleichgewicht. Die US-Polizei warnt ihn, nicht zu seiner Familie nach Wien zurückzukehren - Hinweise auf ein geplantes russisches Mordkomplott liegen vor. Trotz dieser Bedrohung engagiert sich Grozev im Hintergrund für einen möglichen Gefangenenaustausch zwischen Russland und dem Westen. Dabei steht auch der Name Wadim Krasikow im Raum, der sogenannte "Tiergartenmörder", der für Russland offenbar strategisch wertvoll ist. Auf westlicher Seite sind Alexej Nawalny, Wladimir Kara-Mursa und weitere politische Gefangene im Gespräch. Doch kurz vor einer möglichen Einigung stirbt Nawalny im Februar 2024 unter bislang ungeklärten Umständen in einem russischen Straflager.
Putins geopolitisches Denken folgt einer im Westen kaum bekannten Doktrin: der sogenannten "Strategie der fünf Meere". Diese Idee hat historische Wurzeln - sie geht zurück auf imperiale Pläne des Zarenreichs und wurde später in der Sowjetzeit weiterverfolgt. Ziel ist es, die fünf Meere rund um Russland - Ostsee, Schwarzes Meer, Kaspisches Meer, Asowsches Meer und Weißes Meer - in eine geopolitisch zusammenhängende Einflusssphäre zu integrieren. Dabei geht es nicht nur um die Kontrolle geografischer Räume, sondern um die gezielte Verschiebung regionaler Machtverhältnisse. Russland setzt auf die Militarisierung von Meereszugängen, hybride Konflikte und politische Destabilisierung, um seinen Einfluss in Europa und Eurasien auszuweiten. Die Annexion der Krim, der Krieg in Georgien, die militärische Aggression gegen die Ukraine oder auch Russlands Rolle im Südkaukasus - all diese Ereignisse folgen einem größeren strategischen Muster. Die Dokumentation "Russlands Seemacht - Die Strategie der fünf Meere" beleuchtet die ideologischen, historischen und energiepolitischen Hintergründe dieser Strategie. Mithilfe von Archivmaterial, Einschätzungen internationaler Sicherheitsexperten, Stimmen russischer Oppositioneller und Analysen europäischer Geopolitiker wird deutlich, wie Putin Meere zu geopolitischen Schnittstellen macht - als Verkehrsachsen, Machtprojekte und Druckmittel gegenüber dem Westen. Die Dokumentation bietet eine tiefgehende Einordnung einer langfristigen Strategie, die nicht nur Russland betrifft, sondern das geopolitische Gleichgewicht in Europa und der Welt ins Wanken bringt - eine Strategie, in der jede Küstenlinie zur potenziellen Front wird.
Was Europa bewegt
(1): Som Tam - Thailands feuriger Papayasalat (2): Kulinarische Mitbringsel (3): Ran an die Töpfe!
(1): Von Liebe und Freundschaft - Sally Rooneys Irland (2): Kalabrien: Wunderfrucht Bergamotte (3): Philippinen: Ryans Rindfleischeintopf (4): Vincennes: Der unglückliche Marquis de Sade
(1): Paris: Perec erinnert sich (2): Südafrika: Freiheit zu den Beats von Amapiano (3): Irland: Margarets Fisch mit Algen (4): Kanada: ein eisiges Projekt
Das Leben von Justin Quayle, Diplomat im britischen Hochkommissariat in Nairobi, gerät aus dem Gleichgewicht, als seine Frau Tessa, eine Menschenrechtsaktivistin, ermordet im Norden Kenias aufgefunden wird. Dass die Behörden zu dem Schluss kommen, Tessa sei Opfer einer Beziehungstat geworden, macht es für den sonst so besonnenen Mann doppelt schwer. Vom vermeintlichen Mörder, einem kenianischen Arzt namens Arnold Bluhm, mit dem Tessa die Armenviertel des Landes bereiste, fehlt jede Spur. Justin hat bis dato ein beschauliches Leben geführt und ehrliche Leidenschaft nur für sein Gärtnerhobby und seine Frau empfunden. Doch jetzt ist alles anders. Statt in gewohnter Manier zur Tagesordnung überzugehen und möglichst keine Gefühle zuzulassen, quält ihn die Frage, wer für ihren brutalen Tod verantwortlich ist. Justin stellt Nachforschungen über Tessas Arbeit an; als Sozialarbeiterin engagierte sie sich für die Menschen jenseits der gepflegten Golfplätze. Die Spurensuche führt ihn von Nairobi über London und Berlin zurück in die Krisengebiete Südafrikas. Überall stößt er auf das Pharmaunternehmen ThreeBees, das kostenlose Produkte anbietet und Verbindungen bis in die Regierungsspitzen zu haben scheint. Ungeachtet handfester Drohungen, die seinen Spürsinn im Zaum halten sollen, versucht Quayle, die tiefgreifenden Machenschaften des Pharmaunternehmens aufzudecken, dessen Aids-Mittel verheerende Folgen nach sich zieht. Dabei begleitet ihn vor allem die Frage: Was genau verbarg seine Frau Tessa all die Jahre vor ihm?
Auch wenn die Heidelandschaft Westeuropas sich über karges Gestein und unfruchtbare Böden erstreckt, beherbergt sie doch eine bemerkenswerte Artenvielfalt. Hier gedeihen Heidekraut, Ginster und Faulbäume. Jahrtausendelang sorgten Landwirte durch Beweidung dafür, dass die Heiden nicht zuwucherten. Seit etwa hundert Jahren werden auf diesen wenig ertragreichen Flächen jedoch vermehrt Nadelbäume angepflanzt, um höhere Renditen zu erwirtschaften. Heute bemühen sich Naturliebhaber um den Erhalt und eine Wiederbelebung der französischen Heidelandschaften zwischen Zentralmassiv und Finistère. Cédric Deguillaume, Schafzüchter im Monédières-Massiv, rodet die Heide, damit die Wildheidelbeeren besser gedeihen können. Die Früchte sind für ihn zu einer zusätzlichen Einnahmequelle geworden, die es ihm gestattet, auf und von der Heide leben zu können. Im Finistère, in der Nähe der Halbinsel Crozon, mussten die als Kohlenstoffsenken so wichtigen Torfmoorheiden schon vor langer Zeit den Seekieferwäldern weichen. Yves-Marie Le Guen betreut ein ehrgeiziges Programm zur Renaturierung von 200 Hektar bretonischer Heidelandschaft durch selektive Rodungen, mit denen wieder Platz für die Torfmoore geschaffen wird. Auf dem Plateau de Millevaches pflegt Thierry Fedon die Tradition der Wanderimkerei. Er bringt seine Bienenvölker zum Honigsammeln auf eine mit rosafarbener Besenheide dichtbestandene Fläche. Durch seine Arbeit leistet er einen wichtigen Beitrag für das Gleichgewicht des dortigen Ökosystems.
Das von Flussläufen und Sümpfen durchzogene Pantanal ist das größte Binnenfeuchtgebiet der Welt. Auf seiner weitläufigen, vom Menschen nur dünn besiedelten Fläche leben zahlreiche Tierarten wie Jaguare, Tapire, Kaimane, Riesenotter, Ameisenbären, Capybaras und Hyazinth-Aras. Jede Spezies hat in diesem Biotop eine regulierende und regenerative Funktion. Sollte eine von ihnen aussterben oder verdrängt werden, droht ein ganzes Ökosystem zugrunde zu gehen. Seit Jahrzehnten versuchen Forschende, lokale Behörden und die internationale Gemeinschaft davon zu überzeugen, dieses fragile Gleichgewicht zu bewahren. Sie beobachten die Entwicklung der Tierpopulationen, insbesondere die der Raubtiere an der Spitze der Nahrungskette. Im Herzen des Pantanal leben unter anderem die größten Jaguare Südamerikas. Mit über 5.000 Exemplaren regulieren sie den Bestand ihrer Beute und sorgen untereinander für die nötige genetische Vielfalt. Biologenteams beobachten die Raubkatzen mit Hilfe von Kameras mit Bewegungsmeldern und helfen den Viehzüchtern, geeignete Schutzmaßnahmen für ihr Vieh zu ergreifen. Außerdem forsten die Forschenden abgeholzte Gebiete wieder auf, errichten Nistplätze für Aras und setzen sich für die Einrichtung von Auffangstationen ein. Im Kampf gegen die Waldbrände, die immer häufiger große Teile dieses einzigartigen Gebiets zerstören, setzen sie auf endemische Pflanzen sowie auf eine bessere Regulierung von Landwirtschaft und Viehzucht. Dafür wird eine Ausweitung der Wildtier-Schutzzonen angestrebt, die sich derzeit auf 300.000 Hektar beschränken - und damit auf lediglich zwei Prozent der Gesamtfläche des riesigen Pantanal-Gebiets.
Kein Lebensraum der Welt wächst so schnell wie die Städte. Durch die rasante Verstädterung gehen Naturräume verloren - oft zum Leidwesen der dort lebenden Tierarten. Einige von ihnen haben eine Lösung gefunden: Sie ziehen in die Stadt! Im vermeintlich grauen Asphaltdschungel finden Wildtiere mit ein paar Tricks alles, was sie zum Leben brauchen. Und meistern dabei manchmal ähnliche Herausforderungen wie wir Menschen ... Die aktuelle Folge von "Tierisch urban" verrät, mit welch verblüffenden Strategien sich Tiere im urbanen Raum zurechtfinden. Indische Fischotter in Singapur, Netzpythons in Bangkok und riesige Fledermauskolonien in Adelaide - in "Tierisch urban" lernt der Zuschauer bekannte Metropolen aus einem neuen Blickwinkel kennen.
Insekten sind auf der Erde die meistverbreiteten Tiere. Doch in den letzten Jahren wurde weltweit ein bedrohlicher "Insektenschwund" festgestellt. Die Dokureihe "Insekten - Die heimlichen Herrscher" befasst sich mit dieser aktuellen Problematik und zeigt, dass Insekten in verschiedensten Lebensräumen eine bedeutende Rolle für den Erhalt von Ökosystemen spielen. Sie erfüllen nicht nur wichtige Funktionen, sondern sind auch unglaublich komplexe und faszinierende Lebewesen. Eine Handvoll Forschende und Insektenbegeisterte beobachten in Ostafrika, Europa und den amerikanischen Tropenwäldern die Verhaltensweisen von Gliederfüßern. Bei näherem Hinsehen spielen sich in der Welt der Insekten ebenso spektakuläre Szenen ab wie in der Savanne, wenn Löwen ihre Jagdstrategie entfalten oder bei Elefantenkämpfen mächtige Stoßzähne aufeinanderprallen. Insekten gibt es in verschiedensten Gestalten und mit unterschiedlichsten Wesenszügen. Es gibt sie überall, und ohne sie wäre auch die Welt der Menschen nicht so, wie wir sie kennen. Allerdings droht die jahrtausendalte Wechselbeziehung zwischen Menschen und Insekten nun selbst in den abgelegensten Winkeln der Erde zu zerbrechen. Sei es in der Savanne Tansanias oder auf den Straßen von Baltimore: Forschenden zufolge ist die Zeit reif, um innezuhalten und den "heimlichen Herrschern" Beachtung zu schenken.
Die auf vielen Sendern vorgenommene strikte Trennung von Politik- und Kulturnachrichten wird hier aufgehoben. Es werden Schnittpunkte aus beiden Bereichen präsentiert und Zusammenhänge dargestellt.
Italienische Luxusmarken wie Armani und Gucci werden traditionell mit edlen Stoffen aus dem toskanischen Prato beliefert. Das Label "Made in Italy" stand immer für Qualität. Doch seitdem sich chinesische Textilunternehmer um die Jahrtausendwende Prato als Standort ausgewählt haben, ändert sich das. "Sie fingen an, Firmen aufzukaufen, um Kleidung herzustellen, die sie sehr, sehr billig anbieten konnten", erzählt der Unternehmer Claudio Calabresi. Oft steht auf Waren "Made in Italy", es ist aber Massenware, produziert nach chinesischen Methoden und mit chinesischen Arbeitskräften. Der Markt ist so lukrativ, dass er auch von kriminellen Banden umkämpft ist und selbst die chinesische Mafia anzieht, wie der Reporter Giorgio Bernardini recherchiert. Innerhalb von wenigen Jahren bildete sich in Prato eines der größten Viertel mit chinesischen Einwohnern in Europa, weit mehr als 30.000 Chinesen leben heute dort. Viele alteingesessene Italiener reiben sich die Augen. Noch schotten sich italienische und chinesische Einwohner größtenteils voneinander ab. Doch es gibt auch Brückenbauer. Zum Beispiel Isabella Shen und Matteo Burioni, ein chinesisch-italienisches Paar. Isabella, die eigentlich Siyun heißt, unterrichtet Chinesisch und gibt Konzerte auf der chinesischen Harfe; Matteo veranstaltet Food-Touren, bei denen Bürger aus Prato Restaurants in der Chinatown kennenlernen können. So wollen sie dazu beitragen, dass sich die Menschen näherkommen.
November 1943: Nazi-Deutschland steht nach der Niederlage in Stalingrad kurz vor dem Untergang. Eine aussichtslose Mission mit dem Codenamen "Adler" soll das Blatt wenden und die britische Regierung an den Verhandlungstisch zwingen. Unter dem Kommando des früheren Kriegshelden und Luftwaffenoffiziers Kurt Steiner fliegen 16 deutsche Fallschirmjäger an die britische Küste mit dem Auftrag, Premierminister Winston Churchill zu entführen. Getarnt als polnische Soldaten rücken die Deutschen in das kleine Dorf Sudley vor, wo Churchill das Wochenende verbringen soll. Mit Hilfe der Agentin Joanna Grey und des irischen Freiheitskämpfers Liam Devlin planen sie die Entführung des britischen Premiers. Alles läuft nach Plan und niemand schöpft Verdacht. Als jedoch einer der Soldaten ein kleines Mädchen rettet, das in einem Fluss zu ertrinken droht, offenbart er seine wahre Identität. Alle Zeugen dieses Vorfalls werden in der Kirche festgehalten, aber die Nachricht ist bereits an die Alliierten durchgedrungen. Die Mission ist zum Scheitern verurteilt, wäre da nicht Kurt Steiner ... "'Der Adler ist gelandet' von Regisseur John Sturges ist ein guter, altmodischer Abenteuerfilm, voller markiger Ereignisse und Charaktere, den man entspannt anschauen und genießen kann, ohne sich Gedanken zu machen, ob es so stattgefunden haben könnte oder auch nur plausibel ist." (Vincent Canby in "The New York Times")
Michael Caine, Hollywoodstar aus einer englischen Arbeiterfamilie und zum Ritter geschlagen, blickt in der Dokumentation auf eine glänzende Karriere zurück: Er drehte zusammen mit Shirley MacLaine, Sean Connery oder Jane Fonda, arbeitete mit großen Regisseuren wie John Huston, Paolo Sorrentino oder Christopher Nolan. Der Oscar- und Golden-Globe-Preisträger spielte bisher in mehr als 150 Filmen mit und erinnert sich an die 1960er Jahre und daran, wie er trotz seines Cockney-Akzents Filmschauspieler wurde. Durch die Filmfigur Harry Palmer, die er in mehreren Agentenfilmen wie "Ipcress - streng geheim" oder "Finale in Berlin" verkörpert, macht er James Bond Konkurrenz: Michael Caine ist blond und trägt Brille. So fotografiert ihn auch David Bailey. Eine Ikone ist geboren, besungen im Song "Michael Caine" von der britischen Band Madness. Michael Caine berichtet von seinen Erfahrungen mit Ruhm, Geld und Drogen. Er erzählt von seiner großen Liebe Shakira Caine, erinnert sich an Filmflops und andere Niederlagen. Die Dokumentation berichtet auch vom Schriftsteller Michael Caine und seinen Büchern wie "Acting in Film" oder "Blowing the Bloody Doors Off". Aus seiner neuesten Biografie erzählt er selbst, gibt Hinweise und verrät Tipps für Schauspieler. Studierende des Studiengangs Schauspiel in Hannover erarbeiteten zusammen mit Schauspielerin Katja Riemann und Schauspielprofessor Titus Georgi extra für diesen Film Übungen nach Michael Caine. Mitwirkende des Dokumentarfilms sind unter anderem David Bailey, Chas von Madness, Ben Grass, Martin Owen, Christopher Nolan, Shirley MacLaine und John Huston.
Der preisgekrönte Regisseur Uli Gaulke ("Havanna mi amor", "Comrades in Dreams", "Sunset Over Hollywood") hat Frauen, die bereits ein Jahrhundert gelebt haben, in Österreich, der Türkei, Indien, Kuba und Israel mit der Kamera begleitet und ein Werk geschaffen, das weit über die einzelnen Lebensgeschichten hinausgeht. Es geht um die Kraft der Frauen, Gesellschaft zu gestalten, Vorbild zu sein und für eigene Ideale einzustehen. Ob als Geschichtenerzählerin auf Kuba, bedeutende Yoga-Lehrerin in Indien, Schriftstellerin in Österreich, feministische Juraprofessorin in der Türkei oder als israelische Geheimdienstagentin - diese fünf Frauen haben im Kleinen wie im Großen Außerordentliches geleistet. Sie haben sich in verschiedenen Kulturen emanzipiert und ihr Leben in die eigenen Hände genommen - keine Selbstverständlichkeit im 20. Jahrhundert. Als junge Mädchen noch in den Rollen der zukünftigen Ehefrauen verankert, haben sie sich mit ihren Träumen gegen gesellschaftliche Widerstände und konventionelle Rollenbilder durchgesetzt. Das Programm setzt diesen Frauen ein filmisches Denkmal und zeigt das vergangene Jahrhundert aus einer kraftvollen weiblichen Perspektive.
Sophies Eltern besitzen einen Bauernhof, auf dem sie viel aushilft und auch die Kalkulation für den Antrag auf die erhofften staatlichen Subventionen macht. Denn Sophie ist sehr begabt in Mathe. Auf die Frage, was sie nach dem Abitur studieren will, antwortet sie ganz selbstverständlich Agrarwissenschaft. Doch ihr Mathematiklehrer überzeugt erst sie und dann ihre Eltern, dass ihr ein Studium an einer Elitehochschule Tür und Tor zu einer großen Karriere öffnen könnte. Sie habe das Zeug dazu. Zunächst muss die Vorbereitungsklasse bestanden werden: zwei Jahre Pauken rund um die Uhr unter großem Druck. Dank ihrer Noten schafft Sophie es in die anspruchsvollste dieser Klassen, die mathematisch-naturwissenschaftliche. Doch in der elitären Institution fühlt sie sich als Mädchen vom Lande inmitten von wohlhabenden Schülern aus privilegierten Elternhäusern fehl am Platz. Ist die Herausforderung insgesamt doch zu groß, auch mit dem Lernpensum? Zum Glück steht Sophie ihre Kommilitonin Diane zur Seite und büffelt mit ihr. Als Diane, der alles nur so zufliegt, die Schule schmeißt, gerät Sophie in eine Krise. "Der Königsweg" ist ein Drama, das realistisch die sozialen Hürden des Erfolgs in Bildungsinstitutionen zeigt. Im französischen Zwei-Klassen-Bildungssystem treten diese deutlich in den Vorbereitungsklassen zutage, die Voraussetzung zur Zulassung zu den Elitehochschulen sind. "Der Königsweg" ist eine sympathische Coming-of-Age-Geschichte mit einer erfrischend gespielten Hauptfigur.
In wenigen Monaten wird Clémence ihre Doktorarbeit in Kunstgeschichte und Archäologie an der Universität Rennes 2 abschließen. Sie ist auf der Zielgeraden eines Marathons, der sich über siebeneinhalb Jahre erstreckte. Parallel zu ihrer Forschungsarbeit lehrt sie an der Uni und geht mehreren Nebentätigkeiten nach. Der geringe, zu spät ausgezahlte Lohn und die mangelnde Wertschätzung seitens der Uni machen sie wütend. Wie Clémence erhalten viele Forschende weniger als den Mindestlohn und stemmen dabei einen beachtlichen Teil aller Kurse. Doch eigentlich sind sie für die unterfinanzierten und ineffizienten Universitäten unabdingbar geworden: Sie werden angestellt, um dem massiven Zustrom von Studierenden zu begegnen. Trotz aller Widrigkeiten möchte Clémence in den öffentlichen Dienst. Sie wünscht sich eine Anstellung als wissenschaftliche Mitarbeiterin, wie sie auch ihre Fachgebietsleiter Baptiste und Colin haben. Die beiden arbeiten intensiv daran, ihren Studierenden eine gute Ausbildung zu bieten, und sind nebenher in der Forschung tätig. Aufgrund des hohen Arbeitspensums will niemand in ihre Fußstapfen als Fakultätsleiter treten. Allgemeine Unzufriedenheit, Burnouts und verletzte Egos - manche wissenschaftlichen Mitarbeitenden sehen immer weniger Sinn in ihrer Arbeit. Die Dokumentation begleitet Clémence, Colin, Baptiste und andere in ihrem Alltag. Dabei kommt eine Hochschulwelt zum Vorschein, der kaum mehr Mittel zur Verfügung stehen. Und das, obwohl die Universitäten weiterhin von großer Bedeutung sind: Sie sind die Orte, an denen Wissen und Kultur ständig neu definiert werden. Zwei Drittel der Studierenden jedes Jahrgangs werden hier - quasi umsonst - ausgebildet und machen ihren Abschluss. Universitäten gelten als die letzten Räume, an denen ohne Rentabilitätsziele in die Forschung und Lehre möglichst vieler Menschen investiert wird. Nur: Wie lange noch?
Fotos können unser Weltbild beeinflussen. Und jedes Foto hat eine Entstehungsgeschichte. Das Magazin "Mit offenen Augen" ordnet Bilder ein und erklärt Hintergründe. Moderatorin Sonia Devillers liefert faszinierende Aufschlüsse, die über den ersten Blick hinausgehen.
Das Kulturmagazin des Senders ARTE wird täglich aus Paris gesendet. Aktuelle Themen aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Gesellschaft stehen im Zentrum der Sendung und werden versiert unter die Lupe genommen.