05:20
Neu auf ARTE: "42 - Die Antwort auf fast alles" ist die neue Wissensserie von ARTE, die durch große und kleine Fragen der Menschheit navigiert, originell, assoziativ, um die Ecke gedacht und getragen von einer prägnanten Stimme: Nora Tschirner macht sich Gedanken, sammelt Informationen, ordnet Material und gibt uns den Durchblick.
05:55
Im Sommer des Jahres 1816 entwickelte die englische Schriftstellerin Mary Shelley am Ufer des Genfer Sees die Idee für ihren Roman "Frankenstein". Das darin beschriebene "Monster" steht für entfesselten wissenschaftlichen Fortschritt und die damit einhergehende Entmenschlichung. Der Roman "Frankenstein oder Der moderne Prometheus" sollte nicht nur im historischen Kontext der Französischen Revolution, sondern auch vor dem Hintergrund einer revolutionären Errungenschaft gelesen werden: dem Ideal der politischen Emanzipation durch Wissen. "Frankenstein" ist somit auch ein Kind der Aufklärung.
06:20
Mitten in Amiens beginnen die 300 Hektar grossen Hortillonnages, die in Feuchtgebieten angelegten Kleingärten der Stadt. Früher lagen hier Gemüsegärten, heute bewirtschaftet Francis Parmentier als einer der letzten Gärtner die Wasserparzellen. Von Gemüsekisten bis zum Traktor muss er alles per Boot transportieren. Amiens berühmte mittelalterliche Kathedrale wurde von der Erfolgsgeschichte einer geheimnisvollen Pflanze mitfinanziert: dem Färberwaid. Die gelbe Blume gibt blaues Pigment, das einst teuer verkauft wurde. Hélène und David Brunel experimentieren damit. Sie wollen die alte Färbetradition wiederbeleben. Östlich von Amiens, in Saint-Quentin, liegt auch ein geschütztes Feuchtgebiet mitten in der Stadt. Graureiher und Blaukehlchen verstecken sich im Schilf. Gleich nebenan ziehen Sandrine Lemaire und ihre Kollegen auf einer Vogelschutzstation verlassene Jungvögel auf. Selbst der riesige Wald von Compiègne war vor Jahrhunderten ein Sumpfgebiet. Heute flanieren hier Menschen zwischen Buchen und Eichen und werden von Christian Decamme in die heilende Kraft des Waldbadens eingewiesen. Richtung Norden stösst man auf die Marschlandschaft von Saint-Omer. Hier lebt der Bootsbauer Rémy Colin. Er hat den traditionellen Bootsbau wiederbelebt. Mit seinen Holzbooten schippern Besucher durch die Kanäle. Die Landschaftspflege übernehmen die Ranger vom Naturschutz. Einige störrische Ziegen, die als natürliche Rasenmäher fungieren, müssen von ihnen mit dem Boot von Parzelle zu Parzelle chauffiert werden. Unweit entfernt liegt Französisch-Flandern. Dort will der Sternekoch Florent Ladeyn kochend die Welt verbessern. Er setzt auf hundert Prozent lokale Zutaten, der Natur und seiner Region zuliebe. Erstausstrahlung: 28.07. 2025
06:50
Die 22-jährige Lisa wusste schon lange, dass etwas mit ihr nicht stimmt: Sie litt unter sozialen Ängsten, Orientierungslosigkeit, hörte innere Stimmen, hatte verschiedene Handschriften und Erinnerungslücken. Bei einem Klinikaufenthalt vor drei Jahren kam die Diagnose: dissoziative Identitätsstörung (DIS). Sie hat verschiedene Persönlichkeitsanteile, die sich im Alltag abwechseln. "Ich habe mich immer unglaublich fremd gefühlt, der Körper schien fremdgesteuert", sagt Lisa. Die Störung hat ihre Wurzeln vermutlich in extrem frühen Traumata. Kleinkinder, die schwerster Gewalt oder Vernachlässigung ausgesetzt sind, können getrennte Persönlichkeitsstrukturen entwickeln, um zu überleben. Die Betroffenen verteilen die äußerst schmerzhaften Erfahrungen auf verschiedene Persönlichkeitsanteile - so fühlt es sich an, als wäre das Trauma nicht ihnen selbst, sondern anderen widerfahren. Laut WHO sind schwere Kindheitstraumata die Hauptursache. Dennoch gibt es in der Fachwelt Skepsis. Professor Jörg Fegert sieht die DIS als eine "Eintrittspforte für falsche Erinnerungen" und kritisiert die therapeutische Induzierung von "false memories". In Frankreich und den Niederlanden ist die Skepsis ebenfalls weit verbreitet. Traumaexperte Ellert Nijenhuis konnte jedoch in Studien nachweisen, dass unterschiedliche Identitäten bei DIS-Patienten auf traumatische Erlebnisse unterschiedlich reagieren. Für Lisa ist Therapie wichtig, um die Kommunikation zwischen den Persönlichkeitsanteilen zu verbessern und amnestische Barrieren zu lösen. Der Dokumentarfilm zeigt eindrucksvoll, wie belastend das Leben mit der Störung ist und beleuchtet den aktuellen wissenschaftlichen Diskurs.
07:45
Warum beschützt der Schimpanse Pan den Körper seines gerade verstorbenen Freundes Thomas? Warum schiebt ein Delfinweibchen tagelang den leblosen Körper ihres Kalbes durchs Wasser? Und warum versammeln sich Elefanten und Raben in Trauer um tote Artgenossen - während Raben dabei sogar laut rufen? Diese faszinierenden Phänomene werden in einem jungen Forschungsfeld untersucht: der vergleichenden Thanatologie. Dieses Gebiet liegt an der Schnittstelle von Verhaltensforschung und Biologie und erforscht das Verhalten von Tieren im Zusammenhang mit dem Tod. Wissenschaftler analysieren, wie Tiere auf den Tod von Artgenossen reagieren - und ob sie dabei Trauer empfinden. Haben manche Tiere ein Bewusstsein vom Tod, das dem unseren ähnelt? Und was bedeutet das für unser Verständnis von Tierethik? Die Dokumentation begibt sich auf Spurensuche - mit einmaligen Aufnahmen und Erkenntnissen, die unser Bild von tierischen Emotionen grundlegend verändern könnten. James Anderson, Primatenforscher und Psychologieprofessor an der Universität Kyoto, ordnet die Befunde ein.
08:40
08:55
Wird einer der ersten Aufmerksamkeitsforscher William James noch mit dem Satz zitiert, "jeder weiß, was Aufmerksamkeit ist", revolutionieren die Neurowissenschaften und spezifischere, psychologische Methoden inzwischen unser Verständnis über die Aufmerksamkeit. Denn unsere Aufmerksamkeit funktioniert in rhythmischen Zyklen: Alle paar hundert Millisekunden schwanken wir zwischen Fokus und Ablenkung. "Ablenkung" ist also nicht unser Feind, sondern Teil eines uralten Mechanismus, der uns überhaupt erst handlungsfähig macht. Ist unsere Ablenkbarkeit also völlig normal? Oder gerade der Grund dafür, dass wir so anfällig für all die Nebenschauplätze sind? Die Germanistin und Kulturwissenschaftlerin Carolin Duttlinger gibt zu bedenken, dass die ausgerufene "Aufmerksamkeitskrise" nichts Neues ist: Auch der Industrialisierung und dem Kino wurden bereits nachgesagt, die Aufmerksamkeit der Menschen zu stören. Konzentration wird nie neutral bewertet - sie ist immer eine Frage von Macht, Motivation und Kontrolle. Rührt daher also das Gefühl, dass unsere Konzentrationsleistung abgenommen habe, nicht ausreiche? Oder ist vielleicht doch etwas dran - am allgemeinen Eindruck, unsere Konzentration habe sich verschlechtert? Die Neurowissenschaftlerin Sabine Kastner und der Kognitionspsychologe Ulrich Ansorge sind sich einig: Unsere Fähigkeit zur Konzentration ist keineswegs geschrumpft, aber sie hat sich verändert. Wie funktioniert sie also heute, die Mutter aller Kognition: unsere Aufmerksamkeit?
09:25
Bausünden verschandeln unseren Lebensraum, und so mancher von uns würde diese hingeklotzten architektonischen Monstrositäten am liebsten abreißen. Aber halt: Wie jede Sünde hat auch die Bausünde etwas Verführerisches, und das gilt sogar für missliebige Architekturgattungen wie Shopping-Center und Parkhäuser! Die Dokumentation zeigt auf unterhaltsame Weise, dass ein Einkaufszentrum wie das unverwechselbar rosafarbene ALEXA in Berlin ein architektonisches Statement sein kann. Wobei es nicht zuletzt im Auge des Betrachters liegt, ob dieses Statement Wohlgefallen oder Abscheu auslöst. Selbst unter ausgewiesenen Architekturexperten liegen die Meinungen weit auseinander. Fakt ist, dass das ALEXA eines der erfolgreichsten Shopping-Center Europas ist, und das hat durchaus etwas mit seiner Architektur zu tun. Auch Parkhäuser gehören auf den ersten Blick nicht zu den Juwelen städtischer Architektur - im Gegenteil: Sie erscheinen wie Relikte aus dem längst überholten Zeitalter autogerechter Stadtplanung. Dennoch kann auch eine funktionsorientierte Herberge für Autos wie das 1965 fertig gestellte Parkhaus am Hamburger Rödingsmarkt, baukünstlerischen Zauber entfalten und sogar in den Rang eines historischen Baudenkmals erhoben werden.
09:55
10:30
Auf der Erde gibt es 200.000 Arten von Schmetterlingen. Sie existierten bereits vor den Dinosauriern. Und im Laufe von 300 Millionen Jahren lernten sie, sich an jedes Ökosystem anzupassen. Sie sind wahre "Superhelden" der Natur. Doch wie entfalten diese als so zart und kurzlebig geltenden Insekten ihre Superkräfte? Was sind ihre Geheimwaffen? Mit neuen Technologien können Forscher diese Insekten wie nie zuvor verfolgen und ihre fantastischen Fähigkeiten entschlüsseln. Besonders auffällig ist ihre Verwandlungsfähigkeit. Manche Schmetterlinge nutzen ihre Farben und Motive zur Nachahmung, zur Tarnung - oder zur "Hochstapelei". Die Schönheit der Verwandlungskünstlerkann sich sogar als tödlich erweisen.
11:20
Auf der Erde gibt es 200.000 Arten von Schmetterlingen. Sie existierten bereits vor den Dinosauriern. Und im Laufe von 300 Millionen Jahren lernten sie, sich an jedes Ökosystem anzupassen. Sie sind wahre "Superhelden" der Natur. Doch wie entfalten diese als so zart und kurzlebig geltenden Insekten ihre Superkräfte? Was sind ihre Geheimwaffen? Mit neuen Technologien können Forscher diese Insekten wie nie zuvor verfolgen und ihre fantastischen Fähigkeiten entschlüsseln. Beeindruckend ist ihre Fähigkeit, extremen Temperaturen standzuhalten. Ihr Organismus kann eisige Winterkälte ebenso überleben wie drückende Sommerhitze. Sie sind Überlebenskünstler, die allen Elementen trotzen.
12:10
Eine Sanddüne reiht sich an die nächste, jede von ihnen ein Sinnbild für die lebensfeindliche Sahara. Doch inmitten der Todeszone sprudelt Wasser aus uralten Quellen - eine Oase wie aus Tausendundeiner Nacht: Siwa. Dattelpalmen, Wasservögel, reges Treiben mitten in der Wüste. Oasen gibt es rund um den Globus. Was sie vereint: Sie sind umgeben von einer extrem artenarmen Umgebung. Sei es das Tal in den Anden, das durch Terrassenfelder fruchtbar ist, oder die Vulkaninsel mitten im Ozean, die Tieren und Pflanzen ein Zuhause gibt. Auf engstem Raum entstehen wahre Paradiese. Keine Oase ohne eine Wüste, die sie umgibt. Doch nicht jede Wüste ist sandig und trocken. Auch die finstere Tiefe des Meeres ist wie eine Wüste. Und die Megacity Mumbai wirkt für Tiere und Pflanzen wie eine Betonwüste - und doch liegt mittendrin eine Oase, durch die Leoparden, Languren und Axis-Hirsche streifen. Von Kultur- und Naturgeschichte zeugen die prähistorischen Wandzeichnungen des Ennedi-Plateaus: Wo heute nur vereinzelte Wasserstellen das Überleben sichern, erstreckte sich einst ein Urmeer, Jahrtausende lang war die heutige Einöde saftig grün. Doch sie ist auch ein Refugium für bedrohte Arten. Was vereint diese Oasen, was unterscheidet sie? Ein Filmteam geht dieser Frage an fünf atemberaubenden Orten rund um den Globus nach. Von Ägypten bis zum Südpazifik, von Peru über Indien bis in die Fels-Schluchten im Tschad: Oasen zeigen sich in vielfältiger Gestalt. Mal bieten sie die Bühne für das Schauspiel der Evolution, mal sind sie Ausdruck der menschlichen Kultur - und nicht selten beides.
13:45
Marseille, 1794: Die junge Désirée Clary verliebt sich in den aufstrebenden General Napoleon Bonaparte. Wegen seiner politischen Ambitionen geht die Idylle zugrunde, doch während Napoleon seine Macht über Europa ausbreitet und Désirée Königin von Schweden wird, bleiben ihre Leben verflochten. - Historischer Spielfilm (1954) von Henry Koster mit Marlon Brando und Jean Simmons. Marseille, 1794: Désirée, Tochter eines reichen Tuchhändlers, begegnet im familieneigenen Geschäft dem General Joseph Bonaparte. Die unbeschwerte junge Frau lädt den Mann sogleich zu sich nach Hause ein, um ihn ihrer heiratsfähigen Schwester vorzustellen. Als der General kommt, ist er in Begleitung seines jungen Bruders Napoleon: Der verliebt sich noch in derselben Nacht in Désirée. Seine Ambitionen hinsichtlich der politischen Neugestaltung Frankreichs nach der Revolution von 1789 bringen den jungen Napoleon - dank Désirées finanzieller Hilfe - nach Paris, wo er sich schnell anderweitig verbindet und der Macht eifrig nähert. Désirée trauert lange um die verlorene Beziehung. Viele Jahre später begegnet sie Napoleon in Paris wieder; als gefeierter General und Eroberer Italiens bereitet er sich nun auf seine ägyptische Expedition vor. Während ihres Aufenthalts trifft Désirée auf den General Bernadotte, den sie kurz darauf heiratet. Nach Napoleons Machtergreifung positioniert sich Bernadotte jedoch gegen das neue Regime, das zunehmend autokratische Züge annimmt. Seine überraschende Ernennung zum Nachfolger des schwedischen Königs, als Vorsteher eines freien Parlaments, ist Anlass für Bernadottes und Désirées Abreise aus Frankreich. Über ein Jahrzehnt lang, obschon ihrem Mann treu, begegnet Désirée ihrer ersten Liebe immer wieder und bleibt Napoleons Vertraute bis zu seinem Untergang. Ein historischer Spielfilm mit prachtvollen Inszenierungen, getragen von Marlon Brando als Napoleon und Jean Simmons in der Titelrolle.
15:35
Katharine Hepburn und Spencer Tracy waren ein legendäres Filmpaar der 1940er und 50er Jahre. Neun Filme drehten sie zusammen, darunter Klassiker wie "Die Frau, von der man spricht" und "Ehekrieg". Beide waren Vollblut-Schauspieler mit starker Persönlichkeit, aber sehr unterschiedlichem Background: Sie aus einer liberalen gebildeten Familie der Ostküste, immer dazu ermutigt, ihre Meinung zu sagen, er aus bürgerlicher Familie des Mittleren Westens, der sich in Arbeitermilieus am wohlsten fühlt. Beide kommen über das Theater zum Film und begegnen sich Anfang der 1940er Jahre bei MGM, einem der großen Hollywood-Studios. Der verheiratete Tracy ist da schon 40 und hat große Probleme. Er ist alkoholabhängig und notorischer Fremdgänger, als Katholik und Vater eines gehörlosen Sohns wagt er es aber nicht, sich scheiden zu lassen. Die energische und bodenständige Katharine Hepburn wird seine große, geheim gehaltene Liebe, eine Stütze in seinem Leben und immer am Rand des Abgrunds. In der Dokumentation kommen Wegbegleiter und Filmexperten zu Wort, die diese besondere Liebesgeschichte, die erst mit Tracys Tod endete, nachzeichnen.
16:25
Kindheit als eigenständige Lebensphase ist eine verhältnismäßig junge Errungenschaft. Jahrhundertelang wurden Kinder als kleine Erwachsene betrachtet, ohne eigene Bedürfnisse oder Rechte auf Schutz und freie Entwicklung. Die Dokumentation zeigt anhand von Kinderporträts aus mehreren Jahrhunderten, wie sich das Verständnis von Kindheit grundlegend gewandelt hat. Es beginnt mit dem 17. Jahrhundert, als Kinderdarstellungen über das religiöse Motiv von Jesus als Kind hinausgingen. In den Niederlanden inszenierten finanzstarke Bürgerfamilien ihren Nachwuchs repräsentativ, aber noch als kleine Erwachsene mit ähnlichen Gesichtszügen und Kleidung wie ihre Eltern. Mit der Aufklärung änderte sich der Blick auf Kinder grundsätzlich. Philosophen wie John Locke und Jean-Jacques Rousseau erkannten Kinder als Individuen mit eigenen Bedürfnissen an - und beeinflussten damit auch die Kunstgeschichte. Maler wie Thomas Gainsborough zeigten Kinder nun in natürlicher Umgebung beim Spiel. Das 19. Jahrhundert brachte weitere Differenzierungen: Während Romantiker wie Philipp Otto Runge idealisierte Kinderwelten schufen, zeigten andere auch die prekäre Realität armer Kinder. Mit der Erfindung der Fotografie im 19. Jahrhundert etablierte sich ein neues Medium zur Abbildung von Kindern. Die Dokumentation zeigt, wie Kinderbildnisse gesellschaftliche Entwicklungen widerspiegeln. Und dass sich die Entwicklung der Kindheit nicht verstehen lässt ohne einen Blick in die Kunstgeschichte.
17:20
Der Film "Musik auf Schloss Fontainebleau" wirft einen faszinierenden Blick auf die oft vergessenen Protagonistinnen der französischen Hofkultur: Königinnen, einflussreiche Mätressen und künstlerisch tätige Frauen, die die Musikgeschichte des Schlosses und ihrer Zeit entscheidend mitgestalteten. Im 18. Jahrhundert, zur Zeit der Aufklärung, gelang es einigen von ihnen, sich aus den engen Rollenbildern zu lösen und die Künste - besonders die Musik - für sich zu reklamieren. Gebildet, oft selbst musikalisch begabt, setzten sie als frühe Influencerinnen ihre künstlerischen Visionen mit Mut und strategischem Geschick durch. Sie brachen mit starren Hofkonventionen, förderten avantgardistische Strömungen und hinterließen so bleibende Spuren in der französischen Musikgeschichte - wie der Film anhand historischer Quellen eindrucksvoll zeigt. Für die Dokumentation bringen die Musiker Werke von Jean-Baptiste Lully, Jean-Philippe Rameau, Christoph Willibald Gluck, Antonio Sacchini und Gaspare Spontini an den Originalschauplätzen des Schlosses Fontainebleau zum Klingen - unter anderem im prunkvollen Kaiserlichen Theater, das bisher noch nie für musikalische Filmaufnahmen genutzt wurde.
18:25
Ein künstlerisches und humorvolles Spiel mit Klischees bietet dieses Magazin. In jeder Folge werden dabei bestimmte Eigenheiten der Franzosen und Deutschen unter die Lupe und auch aufs Korn genommen.
18:40
Anna und Óli Rubeksen kochen aus Leidenschaft. Die Nebenerwerbslandwirte nutzen, was ihnen die karge Vegetation der Heimat auf den Färöer-Inseln bietet. Vor allem Rhabarber entpuppt sich in ihrer Küche als äußerst vielseitiges Gemüse, das nicht nur als Dessert dient. Das Paar verbindet die traditionelle Küche der Inseln im Nordatlantik mit modernen Einflüssen und schafft ganz neue Kreationen. Fisch und Lamm, klassische Bestandteile der Inselküche, gehen bei Anna und Óli überraschende und köstliche Verbindungen mit dem Rhabarber ein: Herzhaftem Salat, einem scharfen Chutney und der bei Niedrigtemperatur im Boden gegarten Lammkeule verleiht das Gemüse seine besondere Note. Ganz klassisch als Kompott kommt der Rhabarber mit Haselnussbaiser und Rahm daher - ein Dessert, das süße und saure Geschmacksnoten vereint.
19:10
Die auf vielen Sendern vorgenommene strikte Trennung von Politik- und Kulturnachrichten wird hier aufgehoben. Es werden Schnittpunkte aus beiden Bereichen präsentiert und Zusammenhänge dargestellt.
19:30
Ali Alijaj ist nach vielen Jahren in Deutschland in den Kosovo zurückgekehrt und hat seine Brennerei "Vidasus" gegründet. Zwischen Kupferkesseln und duftenden Kräutern destilliert er Früchte und Beeren aus den albanischen Alpen zu außergewöhnlichen Spirituosen. "Wir haben guten Boden und genug Wasser", sagt Ali. "Uns fehlt nur noch ein kleiner Anstoß, damit der Motor anspringt." Für ihn ist das Brennen weit mehr als Handwerk - es ist ein Zeichen dafür, dass Zukunft hier möglich ist, ohne die Heimat verlassen zu müssen. Sein Traum: die höchste Destillerie des Balkans zu eröffnen. Brikena Gashi ließ sich von ihm inspirieren. Sie hat die verlassenen Weinberge ihrer Familie in Drenoc wiederbelebt, einem der traditionellen Weinanbaugebiete des Kosovos, und stellt als erste Frau des Landes ihren eigenen Weinbrand her. "Für mich ist das nicht nur ein Weinberg", sagt sie, "sondern eine Arbeit, die Frauen Mut macht, etwas zu tun, was lange nur Männern vorbehalten war." Jetzt plant sie ein Musikfestival zwischen ihren Reben, um ihr Dorf mit neuem Leben zu füllen. Zwischen alten Steinkullas, nebligen Bergen und den vibrierenden Straßen von Prizren erzählt der Film von Menschen, die bleiben, zurückkehren und ihre Heimat mit neuem Leben erfüllen. "Kosovo: alte Kräuter, neuer Geist" zeigt die leise Revolution einer Generation, die das kleine Balkanland neu erfinden will - mit Leidenschaft, Geduld und einem Schuss Schnaps.
20:15
Profi-Betrüger Roy Waller leidet unter Zwangsstörungen, die er mit Tabletten bekämpft. Als er die eines Tages verliert, muss er zum Psychiater - was sein Leben auf den Kopf stellt. Bald nimmt Roy Kontakt zu seiner ihm bis dahin unbekannten 14-jährigen Tochter auf. Als er einen neuen Betrug vorbereitet, will das Mädchen unbedingt mitmachen ... Trickster-Komödie von Ridley Scott (2003). Roy Waller ist ein Profi-Schwindler, der sich mit seinem Partner Frank Mercer dank Telefonbetrugs ein scheinbar ruhiges Leben finanziert. Sein Alltag ist allerdings von schweren Zwangsstörungen geprägt, die er einigermaßen im Griff hat, wenn er rechtzeitig Tabletten dagegen einnimmt. Als ihm die eines Tages in den Abfluss fallen und er seinen Arzt nicht erreichen kann, sucht Roy zum ersten Mal einen Psychiater auf, Dr. Klein. Die Sitzungen, die Roy nun durchmachen muss, um das begehrte Pillenrezept zu bekommen, öffnen Türen zur Vergangenheit: So erzählt Roy, dass er vor 14 Jahren seine schwangere Frau verlassen hat und seitdem von ihrem gemeinsamen Kind nie mehr hörte. Auf Dr. Kleins Rat und mit seiner Hilfe nimmt Roy Kontakt zu seiner ihm völlig unbekannten Tochter Angela auf. Durch seine neue väterliche Verantwortung verschwinden nach und nach seine Symptome, und die 14-Jährige ist auch zufrieden mit diesem neuen Vater, der ihr zudem ein paar Tricks beibringt. Um seinen vernachlässigten Geschäftspartner Frank bei Laune zu halten, lässt sich Roy auf den größten Coup ihrer gemeinsamen Karriere ein: Ein gewissenloser Unternehmer soll um 80.000 US-Dollar betrogen werden. Tochter Angela will bei dem Plan unbedingt mitmachen, was der überforderte Roy schließlich zulässt ...
22:05
Nicolas Cage ist ein Schauspieler, der seine Kunst mit Leidenschaft und Intellekt lebt. Schon mit 15 Jahren begann er eine professionelle Ausbildung - seither erforscht er unermüdlich neue Ausdrucksformen und wagt sich immer wieder ins Ungewisse. Als kreatives, häufig unverstandenes Ausnahmetalent ging er in Hollywood große Risiken ein. In den 1990er Jahren zählte Cage zu den populärsten und bestbezahlten Stars der Branche. Mit "Leaving Las Vegas" (1995) gewann er den Oscar, in "Face/Off - Im Körper des Feindes" (1997) setzte er neue Maßstäbe im Actionkino, und in "Adaptation - Der Orchideen-Dieb" (2002) bewies er seine Vielschichtigkeit als Charakterdarsteller. Doch mit dem Wandel der Sehgewohnheiten verlor er abrupt an Ansehen - kaum ein anderer Schauspieler wurde je so öffentlich abgestraft. Nach einer längeren Durststrecke feiert er seit einigen Jahren in bemerkenswerten Independent-Filmen wie "Mandy", "Massive Talent", "Pig" oder "The Surfer" erneut Achtungserfolge. Cage sieht Schauspiel nicht als Broterwerb, sondern als künstlerisches Abenteuer. Sein außergewöhnlicher Werdegang zeigt, dass dieser Beruf Mut verlangt: zum Experiment, zum Scheitern - und dazu, nicht jedem zu gefallen. Die ausschließlich aus Archivmaterial gestaltete Dokumentation "Nicolas Cage: Action, Absturz, Auferstehung" zeichnet das Porträt eines kompromisslosen Vollblut-Schauspielers.
23:00
"Misty - The Erroll Garner Story" erzählt die Geschichte des afroamerikanischen Jazz-Stars, der gleichermaßen ein weißes wie schwarzes Publikum erreichte und Schallplatten in Millionenauflage verkaufte. Garner (1921-1977) war ein Ausnahmetalent, ohne Klavierunterricht wurde er zu einem der größten Virtuosen auf dem Piano, als Jazzer bewundert - auch von klassischen Musikern wie Arthur Rubinstein oder Martha Argerich. Stets mit gegeltem Haar, einem Lächeln auf den Lippen, und geschützt von einer gewieften Managerin, wischte Garner Fragen nach Rassismus, dem Vietnamkrieg oder seiner Person mit einer eleganten Geste oder ad-hoc erfundenen Sprechgesang beiseite: Badeebeedoobee. Doch war dieser Mensch mit Bilderbuch-Karriere, dessen Hit "Misty" weltberühmt ist, wirklich mit sich im Reinen? Oder stimmt, was ein Mitmusiker sagt, dass in dem Schweiß, den Garner am Klavier vergoss, immer auch Tränen zu sehen waren? Visuell angelehnt an die berühmte Schwarz-Weiß-Fotografie des Jazz-Zeitalters nähert sich der Musikfilm seinem Thema: Wer war Erroll Garner? Fast ein halbes Jahrhundert nach dessen Tod begleitet die Kamera engste Weggefährten von einst durch ihre von meist von Freud, aber auch von Leid geprägten Erinnerungen: Mitmusiker, ein Bomberpilot des Vietnamkriegs, der sein Biograf werden sollte, seine letzte Liebe. Und seine Tochter, die nie verwunden hat, wie er sich ihr gegenüber verhalten hatte. Entstanden ist ein atmosphärisch dichter Jazz-Film voller großartiger Musik, der Vergangenheit und Gegenwart auf ungewöhnliche Weise miteinander verknüpft.