23:00
Mobil surfen braucht keine Kabel. Papierlose Büros sind umweltfreundlich. Computer-Anbieter gibt es mehr als genug. Drei Aussagen, die sich als Mythos erweisen, sobald man hinter die Kulissen von Internet und KI schaut. Denn in Wahrheit ist die virtuelle Welt erstaunlich reell: Rechenzentren werden aus dem Boden gestampft, voller Hardware, die für Kühlung und Datenverarbeitung Unmengen Energie verbrauchen. Riesige Dieselgeneratoren sollen im Notfall den digitalen Blackout verhindern. Wird KI zum größten Klimakiller, das digitale Büro zur Dreckschleuder? Der globale Datenverkehr hängt immer noch zu 95 Prozent von Unterseekabeln ab. Bisher sind diese Lebensadern der Web-Ära vielerorts noch ein leichtes Ziel für Terroristen und staatlich gelenkte Saboteure. Die französische Marine patrouilliert deshalb mit Hightech-Ausrüstung entlang der Kabelrouten, denn an ihnen hängt die Weltwirtschaft. Auch für europäische Sicherheitsbehörden zählt die digitale Infrastruktur zu den Achillesfersen im Zeitalter hybrider Kriegsführung. Sabotageakte an Seekabeln wie zuletzt in der Ostsee zeigen die Verwundbarkeit unserer Zivilisation. Zu den Szenarien eines Internet-Infarkts zählt auch der Zusammenbruch von Lieferketten im Zusammenhang mit politischen Konflikten oder Krisen. Doch wie soll Europa unabhängig von US-amerikanischen oder asiatischen Quasi-Monopolisten für GPU-Technologie werden? Denn auch wenn "Cloud-Computing" wolkig-leicht klingt, steckt dahinter massive Technik. Die Dokumentation zeigt Herausforderungen einer digitalen Zukunft zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Geopolitik.
23:55
Ein Glas Wein zum Essen, ein kühles Bier nach der Arbeit - für viele gehört das einfach dazu. Doch "warum sind Menschen die einzige Spezies, die Dinge tun, die ihnen Spaß machen, von denen sie aber gleichzeitig wissen, dass sie sie umbringen könnten?", fragt Professorin Sally Marlow, Medizinpsychologin am Londoner King's College. Dieser Teil der Dokumentationsreihe erforscht, was der Hintergrund für die starke Verankerung von Alkohol in unserer Gesellschaft ist. Tatsächlich gab es praktische Gründe: Alkohol "desinfiziert" Wasser - somit "konnte man die Getränke bakterienfrei machen", erklärt Gregor Fuhrmann, Professor für Pharmazeutische Biologie an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Alkohol wurde so schnell unverzichtbar. Vor allem ist es aber die Wirkung des Alkohols, die es dem Menschen angetan hat: Wir werden angstfreier, fröhlicher, enthemmter. Studien zeigen, dass Menschen mit ein paar Schlucken Wodka intus besser miteinander ins Gespräch kamen und mehr miteinander lachten. Für den Philosophen Robert Pfaller von der Kunstuni Linz ist Alkohol außerdem "ein heiliges Element des Alltagslebens": Durch Champagner und Co. markieren wir besondere Momente in unserem Leben. Doch ist Alkohol heute noch zeitgemäß? Er kann Karrieren, Familien, ganze Existenzen ruinieren. Und: Alkohol macht süchtig. Gabriele Koller, Professorin und Fachärztin an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Ludwig-Maximilians-Universität München, meint sogar: "Je abhängiger Menschen sind, desto weniger nehmen sie wahr, dass sie so abhängig sind". Steckt die Abhängigkeit also in jedem von uns?
00:30
(1): Mother's Child (2): Begegnung - Naomi Noir (3): House of Existence (4): Carte Blanche - Animate Your Life (5): The Garden of Alalá
01:15
Mitten in der bulgarischen Wildnis geht der kleine Stamm auf Großwildjagd. Nach drei Wochen ohne Frischfleisch darf er nicht mit leeren Händen zurückkommen. Doch die Überlebenskünstler verfügen lediglich über Steinzeitwaffen, und trotz ihrer Erfahrung sind ihnen die Tiere stets eine Nasenlänge voraus. Die Frauen und Männer trainieren hart, um ihre Zielgenauigkeit zu verbessern. Obwohl er ein Neuling ist, gewinnt Dan den Schießwettbewerb und darf die Jagd leiten. Nach mehreren Tagen im Wald erlegt er endlich einen großen Hirsch. Alle helfen mit, das Tier zu zerlegen ... Die Zeit und die Kraft, die in die Jagd investiert wurden, haben sich endlich gelohnt! Nach der Mahlzeit wird der Rest des Fleisches haltbar gemacht. Aus Knochen und Fell stellt die Gruppe neue Werkzeuge her, bevor sie sich bei etwas Felsmalerei entspannt. Die Steinzeitmenschen brauchten Jahrtausende, um all diese Arbeiten und Techniken zu perfektionieren!
02:10
Die erste Folge der Dokumentationsreihe fragt, ob die Unterschiede zwischen Mädchen und Jungen angeboren oder anerzogen sind. Unterschiede zwischen Jungen- und Mädchengehirnen gelten heute als Mythos. Forschende untersuchen stattdessen, wie Umweltfaktoren das Gehirn prägen. In Schweden treffen die Zuschauer ein Kind, das versuchsweise ohne jeden Bezug auf das Geschlecht erzogen wird. Ist das gut oder problematisch? In Teilen der Welt stellen Mädchen für die Familie oft eine Bürde dar, sind unerwünscht. Weltweit fehlen schon 140 Millionen Frauen. Im Westen gelten andererseits Jungen oft als besonders förderbedürftig - das Projekt "AlleMann" setzt hier gezielt an. Längst ist deutlich geworden: Jungen brauchen Förderung. Ein Phänomen beschäftigt die Mediziner heute besonders: dass immer mehr Kinder ihr Geschlecht ändern wollen. Doch was bewegt diese Kinder wirklich? Der Film begleitet ein Kind auf seinem Weg zur Geschlechtsangleichung.
03:05
Der Franzose Jean Rondeau gehört zu den spannendsten Cembalisten unserer Zeit und verschafft der großen Cembalo-Literatur neuen Glanz. "Ich war fünf, als ich zum ersten Mal ein Cembalo gehört habe - im Radio", erzählt Jean Rondeau den Cembaloschülern des Conservatoire in Rouen. "Ich war sofort fasziniert, natürlich eher vom Klang als vom Instrument selbst." Seine Blütezeit erlebte das Cembalo im 17. und 18. Jahrhundert, es galt vor allem als ein Instrument des Adels und wurde dementsprechend mit Überfluss und Dekadenz assoziiert. Es stand für eine Zeit, die durch die Französische Revolution und die Moderne scheinbar unwiederbringlich hinweggefegt worden war. Der Nachfolger, das Klavier, hatte es außerdem ganz schön alt aussehen lassen - so war es fast in Vergessenheit geraten. Mit der Neuentdeckung der Barockmusik kehrte im 20. Jahrhundert aber auch das Cembalo zurück, fand in den 60er Jahren sogar kurz Einzug in die Popmusik (der Beatles-Produzent George Martin war ein großer Cembalo-Fan), und erstrahlt heute dank junger, talentierter Musiker in neuem Glanz. Rockstar des Cembalos, Tastenphilosoph, Enfant terrible ... Jean Rondeau hat schon viele Überschriften bekommen. Und in der Tat ist es eine kleine Revolution, die der junge Franzose seit einigen Jahren anschiebt. In kurzer Taktzahl erscheinen neue CDs und Millionen Menschen klicken seine YouTube-Videos. Eines davon ist das berühmte Cembalokonzert in d-Moll von Johann Sebastian Bach. Eben dieses Konzert bildet den musikalischen roten Faden der Musik-Doku. "Es ist voller Überraschungen!"
03:50
Das Kulturmagazin des Senders ARTE wird täglich aus Paris gesendet. Aktuelle Themen aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Gesellschaft stehen im Zentrum der Sendung und werden versiert unter die Lupe genommen.