Fotos können unser Weltbild beeinflussen. Und jedes Foto hat eine Entstehungsgeschichte. Das Magazin "Mit offenen Augen" ordnet Bilder ein und erklärt Hintergründe. Moderatorin Sonia Devillers liefert faszinierende Aufschlüsse, die über den ersten Blick hinausgehen.
Im 19. Jahrhundert siedelte Bram Stoker seinen Roman "Dracula" in Transsilvanien mit seinen verfallenen Schlössern und blutigen Legenden an. Heute ist diese abgelegene Region Rumäniens, auch bekannt als Siebenbürgen, eines der letzten unberührten Wildnisgebiete Europas, mit atemberaubenden Landschaften und einer großen Artenvielfalt. Abgeschirmt durch die majestätischen Karpaten und durch ein jahrzehntelang anhaltendes, hartes kommunistisches Regime konnte diese einzigartige Naturlandschaft erhalten bleiben, die sich in manchen abgeschiedenen Gegenden seit dem Mittelalter kaum verändert hat. Die Menschen haben hier ihre Traditionen bewahrt und pflegen bis heute ihre Bräuche. Die ausgedehnten Bergketten und Urwälder Siebenbürgens sind die Heimat von Luchsen, Wölfen und einer großen Bärenpopulation, die fast die Hälfte der europäischen Bären ausmacht. Transsilvanien ist auch ein Paradies für einen wichtigen Protagonisten des Romans "Dracula": 26 Fledermausarten leben in den vielen Höhlen, Schlossruinen und alten Kirchenburgen. Wenn die Nacht hereinbricht, verlässt das Große Mausohr, eine der größten Fledermausarten Europas, sein Versteck, um in den tierreichen Wiesen und Wäldern zu jagen. Diese Mischung aus Geschichte, Folklore und Natur verleiht Transsilvanien einen ganz eigenen, ursprünglichen Zauber.
Dieses Nachrichtenformat richtet sich speziell an Kinder und Jugendliche und behandelt, nach dem Vorbild von Nachrichtensendungen für Erwachsene, unterschiedliche Themen aus Europa und der gesamten Welt.
Andrei Ciobanu ist verzweifelt. Seit Monaten holt der Fischer aus dem kleinen Dorf Letea im Donaudelta kaum noch genügend Fische aus dem Wasser, um sich und seine Frau ernähren zu können. Die Gründe dafür sind vielfältig: industrieller Fischfang, zunehmender Tourismus und Umweltverschmutzung. Und jetzt im Frühjahr kehren auch noch die hungrigen Pelikane aus ihren afrikanischen Winterquartieren ins Delta zurück. Sie fressen nicht nur massenweise Fisch, sondern zerstören mit ihren scharfen Schnäbeln auch die Netze von Andrei und seinen Nachbarn. Die Fischer im Delta sehen sich als große Verlierer einer Entwicklung, die gleich nach dem Ende der kommunistischen Ära in Rumänien begonnen hat: Privaten Tourismus gab es bis dahin nur wenig, und die Pelikane wurden von den Behörden gejagt, weil sie offiziell als Feinde der Fischerei galten. Heute ist das vorbei, und Biologen wie der Vogelkundler Eugen Petrescu haben durchgesetzt, dass der Pelikan und andere Wasservögel im Donaudelta unter Schutz stehen. Das Ergebnis: Ihre Zahl hat sich in den vergangenen Jahren vervielfacht. Immer neue Kolonien sind entstanden. Die Tiere dehnen ihre Fangreviere aus und nehmen dadurch vielen Fischern ihre Lebensgrundlage. Während Umweltschützer und Wissenschaftler das Pelikanprojekt als Erfolg für die Renaturierung des Donaudeltas feiern, geraten die verbliebenen Bewohner der umliegenden Dörfer zunehmend in Bedrängnis. Ein unlösbarer Konflikt, so scheint es - oder gibt es doch einen Ausweg?
(1): Indien: Rudyard Kiplings verlorenes Paradies (2): Burgund: Land der bunten Dächer (3): Spanien: Ramons Dorsch mit Frischkäse und Honig (4): Schweiz: Der Robin Hood von Saillon
(1): Thailand: Saneh Sangsuk, der Meister der Kurzgeschichte (2): Polen: Gipfelstürmer auf dem Weg zur Freiheit (3): Guatemala: Juanas Rindsragout (4): Paris: Europas erster Fallschirmsprung
Von außen wirkt die Alhambra mit ihrer 2.000 Meter langen Mauer und den zahlreichen Türmen wie eine schmucklose Festung, doch sie birgt einen weltweit einzigartigen Schatz: eine mit unzähligen Ornamenten verzierte Palastanlage, die zwischen dem 13. und 15. Jahrhundert von den Nasridensultanen, den Herrschern des letzten muslimischen Reichs in Spanien, auf einem Hügel in Granada errichtet wurde. Die Nasridensultane schöpften aus dem Wissen und Können einer jahrhundertealten Kultur, beschäftigten die begabtesten Handwerker und perfektionierten ihre Kunst bis ins kleinste Detail, um ihre Stadt in eine idyllische Oase zu verwandeln - die letzte Demonstration der Talente und Zufluchtsort einer Welt, die durch den unaufhaltsamen Vormarsch der Reconquista bereits dem Untergang geweiht und zwischen der Notwendigkeit, ihr Territorium zu verteidigen, und einem fast philosophischen Streben nach Wohlbefinden hin- und hergerissen war. Der Film begleitet Archäologen, Restauratoren und Historiker bei der Arbeit. Sie erforschen die Geheimnisse der Herstellung der unzähligen Sterne in den Palastkuppeln, ergründen die Bedeutung der seltsam anmutenden Deckenmalereien in manchen Gewölben und die Feinheiten der komplexen Geometrie. Und sie beschäftigen sich auch mit den bisher kaum erforschten Palastwerkstätten, in denen die in ganz Europa begehrten Keramiken hergestellt wurden. Welch außergewöhnliches Zusammenspiel von Kunst und Wissenschaft brachte die meisterhaften Ornamente hervor? Woher stammt das für die Planung und Ausführung erforderliche Wissen? Wovon erzählen die mehreren Tausend kalligraphischen Inschriften auf den Wänden des Palastes? Wie konnte diese letzte Bastion der muslimischen Herrschaft in Spanien zweieinhalb Jahrhunderte überdauern - auf der Spitze eines Hügels, als die schillerndste mittelalterliche Akropole im Mittelmeerraum? Er wird noch lange dauern, bis alle Geheimnisse der zehn Hektar umfassenden Alhambra gelüftet sind.
Zwischen Palermos engen historischen Gassen liegt der größte und beliebteste Markt der Stadt, der Ballarò. Beim Gang durch die Marktstände werden vom Spektakel aus Geräuschen, Gerüchen und Farben alle Sinne angesprochen. Die ganze Vielfalt, die die mediterrane Insel mit ihrer so reichen landwirtschaftlichen Tradition hervorbringt, wird hier angeboten. Dazu gehören geheimnisvolle Streetfood-Spezialitäten aus Innereien, aber auch Dutzende von gerösteten, gesalzenen, sauer eingelegten oder gebratenen Köstlichkeiten. Der arabische Einfluss ist auch in der traditionellen Abbanniata zu spüren, dem unverwechselbaren Marktgesang der Verkäufer. Bruder Mauro hat unweit des Marktes das Gelände hinter einem Pfarrhaus in einen Gemüsegarten umgewandelt. Mit Hilfe seiner Gemeinde baut er hier die besten Auberginen der Insel an. Im Inneren Siziliens wiederum verleihen die trockenen Berglandschaften dem wilden Fenchel sein unverwechselbares Aroma. Andrea Martini kennt die geheimen Orte, an denen er wächst. Matteo Sanfilippo beherrscht noch die alte Technik des Laternenfischens und fängt bei einer nächtlichen Bootsfahrt den Geschmack des Tyrrhenischen Meeres ein. Wilder Fenchel und Fisch treffen dann in der fabelhaften Komposition als Pasta con le Sarde aufeinander. Kaum jemand kann sich den Verlockungen der sizilianischen Dolci entziehen. Am Ballarò können die Kunden Cristian Trentacoste bei der Herstellung der barock anmutenden Cassata zuschauen. Für alle, die es eilig haben, hält der Konditor eine Cassatina bereit, die kleine Version des traditionellen Kuchens für den direkten Genuss.
Der süße Duft von Cremetörtchen vermischt sich mit dem von reifen Zitronen, Knoblauch und Stockfisch. Der Mercado da Ribeira präsentiert Lissabon von seiner kulinarischen Seite und lädt ein, die verschiedenen Regionen und damit die Lieferanten der Produkte zu besuchen. Schon seit dem Jahr 1882 zieht er seine Kunden an. Mit der Renovierung im Jahr 2014 wurde die Markthalle um einen Gourmet-Bereich erweitert, in dem nun die besten Köche der Stadt Speisen zubereiten. Frauen bestimmen das Geschehen auf dem Mercado. Rosa ist eine der bekanntesten Peixeiras. Ihr frischer Tintenfisch stammt aus dem nur 20 Minuten entfernten Ort Cascais. Der Fisch, den die aufstrebende Köchin Marlene Vieira verarbeitet, kommt dagegen aus dem hohen Norden Europas. Sie verrät das Geheimnis ihres Bacalhau, den sie mit verschiedenen regionalen Zutaten variiert. Die Portugiesen sind die größten Stockfischverbraucher. Über tausend Gerichte mit Stockfisch soll es in Portugal geben. An der Caparica-Küste gedeiht Kohl mitten im Naturschutzgebiet am Strand. Gewächshäuser sind hier nicht erlaubt. Doch der für Portugal typische Tronchuda gedeiht prächtig. Meist landet das grüne Gemüse klein geschnitten in einer Caldo Verde, dem Nationalgericht der Portugiesen. So auch in Alberto Santos Tasca, einem der typischen Nachbarschaftsrestaurants in Lissabon. Wer den Duft von Zitronen liebt, kann sie gleich dreimal im Jahr blühen sehen. In Mafra sollen sie besonders saftig sein. Hier hat Lucilia Domingos ihre Plantage aufgebaut, die sie in liebevoller Kleinarbeit pflegt. Die Liste der Verwendung der sauren Früchte ist endlos. In einem der für Lissabon typischen Kioske serviert Tomás Gomes sie in erfrischenden Drinks - weit muss Tomés seine Zitronen nicht tragen: Sein renovierter roter Kiosk steht in Sichtweite des Marktes.
Was Europa bewegt
(1): Ibiza: Zufluchtsort von Walter Benjamin (2): Taiwan: Die Thermalinsel (3): Indien: Niranjans Ziegenfleisch mit Piment und Koriander (4): Angers: Die gute Fee der Obdachlosen
(1): Südkorea: Han Kang und die Wunden der Vergangenheit (2): Chamonix: Geburtsstadt der Olympischen Winterspiele (3): Belize: Aminis schwarze Hühnersuppe (4): London: Tödlicher Nebel
Man schreibt das Jahr 1907. Rodolfo ist mit seiner Schaustellertruppe unterwegs durch Lateinamerika. Eines Tages findet er in einem der Wohnwagen eine blinde Passagierin. Das junge Mädchen stammt aus Irland und hat von seinem rebellischen Vater gelernt, mit Bomben und Maschinengewehren umzugehen. Jetzt ist der Vater gestorben und die Tochter muss zusehen, wie sie zurechtkommt. Da die Chansonnette und Tänzerin der Truppe gerade ihre Partnerin verloren hat, überredet sie die gut aussehende Blondine, sich mit ihr auf der Bühne zu versuchen. Beide Schönheiten haben den gleichen Vornamen, daher heißen sie fortan "Maria 1" und "Maria 2". Bei ihrem ersten Auftritt gerät die neue Maria beträchtlich ins Schwitzen. Sie weiß sich jedoch zu helfen: Die Männer im Saal toben, denn der Striptease ist geboren! Zum Erfolg gesellt sich die Liebe. Bei dem schönen Revolutionär Flores, den die Damen unter dramatischen Umständen kennenlernen, hat die andere Maria allerdings die besseren Chancen. Als Flores allzu früh stirbt, nimmt er Maria 1 das Versprechen ab, an seiner Stelle mit der geplagten Landbevölkerung gegen den Schurken Rodríguez und die Truppen des Diktators von San Miguel zu kämpfen. Maria 2 findet zwar, dass diese Rolle eher ihr anstünde, aber sie schmollt nicht lange und greift zu den Waffen, wie sie es vom Vater gelernt hat. Umjubelt von einer wachsenden Anhängerschar marschieren die beiden Amazonen nun von Sieg zu Sieg.
Der Traum vom Fliegen - im größten Indoor-Windtunnel Europas bei Mailand wird er Realität. Freifallsimulatoren wurden ursprünglich für die Luft- und Raumfahrt entwickelt. Inzwischen sind sie Freizeitspaß und dazu eine spektakuläre Bühne für Leistungssportler wie Laurie Lubbe. Sie ist Freestylerin und trainiert gerade hart für die französischen Meisterschaften. "Fliegen ist viel mehr als nur ein Teil meines Lebens. Es gehört zu mir, bedingungslos. Alle Tränen und alle Stürze haben sich gelohnt. Ich fliege, weil es für mich wie Atmen ist." Laurie Lubbe gehört zur französischen Nationalmannschaft. Die Athletin und Trainerin fliegt im Windkanal in der künstlerischen Disziplin Freestyle. Die Herausforderung liegt darin, in einem Luftstrom von 200 Stundenkilometern den eigenen Körper zu kontrollieren. Die kleinste Bewegung hat enorme Folgen - eine Bewegung der Hände zum Beispiel kann eine plötzliche Drehung bewirken; für das Auf- und Absteigen reicht es, den Oberkörper zu strecken oder zu entspannen. Enorm viel Erfahrung und Training braucht es erst recht, wenn es um ganze Choreographien geht. Der Windtunnel wird überwiegend von Fallschirmspringern genutzt, sie trainieren hier Übungen, die sie sonst am freien Himmel machen. Laurie ist eine Ausnahmeathletin - nicht nur, weil sie eine der wenigen Frauen in diesem Sport ist. Ihre Anmut und Eleganz beim Flug sollen nun auch die Preisrichter der französischen Meisterschaften in Lyon überzeugen.
Fliegen werden als Lästlinge empfunden und gehören eindeutig zu den weniger beliebten Kreaturen der Schöpfung. Natürlich ist es nervtötend, wenn sie einen summend umschwirren, ja sogar ekelerregend, da sie Krankheitskeime übertragen können. Der amerikanische Regisseur David Cronenberg machte die Fliege 1985 sogar zum Star eines Horrorfilms. Aber ist sie deshalb ein Monstrum? Es gibt weltweit mehr als 150.000 Fliegenarten und eigentlich ist nur wenig über diese Tiere bekannt. Wer weiß schon, dass Fliegen zu den unverzichtbaren Bestäuberinnen zahlreicher Ökosysteme gehören, dass sie Gerichtsmedizinern bei der Arbeit helfen und Ingenieure sich von ihr inspirieren lassen? Oder dass sie Hauptnahrungsquelle zahlreicher anderer Insekten und folglich ein wichtiger Bestandteil vieler Nahrungsketten sind? Die Dokumentation beantwortet diese und weitere Fragen: Woher kommen sie, wie leben sie, was sagen sie über unsere Umwelt aus? Und: Warum brauchen wir sie? Denn tatsächlich ist jeder gut beraten, der keiner Fliege etwas zuleide tut ...
Jenseits des 60. Breitengrads löst der Winter nur langsam seinen eisernen Griff. Der März ist im hohen Norden der unbeständigste Monat. Meterhohe Wellen und stürmische Winde treffen auf die Küsten. Die kommenden Monate werden den Polarfuchs vor Herausforderungen stellen, die ihn an die Grenzen seiner Intelligenz, Kraft und Ausdauer bringen. Er wird alles daransetzen, seine Gene an die nächste Generation weiterzugeben. Vor sechs Monaten, als das Licht noch allmählich abnahm, hat ein Fischotterweibchen Zwillinge geboren. Die beiden - Bruder und Schwester - haben den Winter in dem Bau gut überstanden. Nun müssen sie lernen, sich selbst zu versorgen. Doch der Weg in die Unabhängigkeit wird für die Jungtiere nicht leicht, denn überall lauern Feinde. Polarfüchse bleiben oft ein Leben lang zusammen. Nachdem sie den Winter über auf sich allein gestellt waren, dauert es eine Weile, bis Rüde und Fähe wieder zueinanderfinden. Während die beiden Polarfüchse endlich wieder vereint sind und am Strand umeinander werben, zieht eine große Rentierherde in Norwegen bergabwärts. Die Plätze, wo sie ihre Jungen gebären können, sind noch mehrere Tage entfernt, die Zeit drängt. Da kündigt sich ein gewaltiger Sturm an, der die Paarung der Füchse und die Rentierwanderung zu stören droht. Auch die Otter befinden sich in einer misslichen Lage: Eines der beiden Jungtiere wurde weit abgetrieben vom Revier seiner Mutter. An einem ihm unbekannten Strand sucht es nach seiner Familie. Über sein Schicksal wird der nächste Sturm entscheiden ...
Europas älteste Seen liegen im Dreiländereck zwischen Nordmazedonien, Albanien und Griechenland: der Ohrid- und der Prespasee. Die beiden Partner-Gewässer, die miteinander verbunden sind, formen seit über einer Million Jahren eine beispiellose Natur- und Kulturlandschaft. Die Dokumentation taucht ein in eine vom Massentourismus bislang noch weitgehend verschonte Region Europas. Am Prespasee leben seltene Schlangen, Landschildkröten und Vögel auf der Insel Golem Grad, eine Art vorzeitlicher Garten Eden, den Besucher nur mit ausgewählten Führern betreten dürfen. Pelikane ziehen ihre Kreise. Ihre Kolonien sind hier weltweit mit am größten. Aber Klimawandel und seit Jahrzehnten steigende Besucherzahlen bereiten Probleme: Am Prespasee zieht sich aufgrund wärmeren Wetters das Wasser zurück und mit ihm der Lebensraum für wichtige Flora und Fauna. Am Ohridsee beginnt sich mancherorts der Müll zu häufen. Zudem reicht die alte jugoslawische Infrastruktur für die Abwasserklärung nicht mehr aus. So manches Geheimnis der Region wird erst noch entdeckt: So ist das albanische Dorf Lin Archäologen zufolge über Tausende Jahre alt. Aber in dem verschlafenen Fischerdörfchen ist man noch alles anders als bereit, neugierige Touristen aufzunehmen. Im Winter feiern orthodoxe Christen die Taufe Jesu im Ohridsee, ein international unbekanntes Volksfest. Und bis auf weiteres geheim bleibt das Rezept der Ohrid-Perle, ein Schmuckstück, das nur zwei Familien vor Ort nach traditioneller Rezeptur herstellen.
Die auf vielen Sendern vorgenommene strikte Trennung von Politik- und Kulturnachrichten wird hier aufgehoben. Es werden Schnittpunkte aus beiden Bereichen präsentiert und Zusammenhänge dargestellt.
Wegen seiner fortschreitenden Beeinträchtigungen ist es ein Wettlauf mit der Zeit. Die lange Anreise und der beschwerliche Aufstieg auf die Mammutdüne sind für Rollstuhlfahrer Jean-Michel und seine Familie eine große Herausforderung. Unterstützung soll von einem gemeinnützigen Reiseveranstalter aus Marburg kommen, der auf Reisen für Menschen mit Behinderung spezialisiert ist. Der Körperbau von Jean-Michel ist extrem empfindlich. Mit Hilfe von speziellen Sitzgurten und Bambusstangen wollen ehrenamtliche Helfer ihn möglichst schonend auf die Düne tragen. Die Anreise von Jean-Michel mit seinen Eltern und seinen zwei jüngeren Schwestern aus dem bayerischen Freilassing bis an die Atlantikküste strapaziert die Nerven aller Beteiligten. Bis zum Schluss bleibt offen, ob das Unternehmen ein Erfolg wird - und ob Jean-Michel noch einmal den Glücksmoment erlebt, den ihm alle wünschen.
Charlotte und Simon, beide in den Vierzigern, treffen sich Ende Februar in einer Pariser Kneipe wieder. Sie hatten sich zuvor auf einer Party kennengelernt, und Charlotte gibt offen zu, dass Simon der einzige Mann war, bei dem sie sofort ein "gutes Gefühl" hatte. Simon, zwischen Geschmeicheltsein und Verlegenheit schwankend, betont noch einmal, was er schon bei ihrer ersten Begegnung gesagt hat: Er ist seit 20 Jahren verheiratet und hat zwei Kinder. Trotzdem ist das für ihn kein Hindernis für eine Affäre - seine erste -, wenn sein harmonisches Familienleben unberührt bleibt. Charlotte hat dieses Lebensmodell bereits hinter sich und ist auf der Suche nach neuen Erfahrungen. So beginnt ihre Beziehung, die nur auf Sex basieren soll, ohne romantische Erwartungen, denn beide wissen, dass sie keine Zukunft hat. Doch ihre wachsende Vertrautheit und das gemeinsame Wohlbefinden überraschen sie zunehmend. Über Monate hinweg treffen sie sich an öffentlichen Orten wie Museen, Parks, Hotels oder beim Sport und versuchen, ihrer heimlichen Affäre durch ein Wechselspiel von Offenheit und Verschwiegenheit immer wieder neue Impulse zu geben. Doch ebenso oft verhalten sie sich gehemmt und unsicher, so dass über ihren Begegnungen stets die meist unausgesprochene, manchmal auch explizite Frage schwebt: Wird dies ihr letztes Treffen sein? Auf der Suche nach neuen Impulsen melden sie sich als "Paar" auf einer Online-Plattform an, um ein Sex-Treffen mit einer dritten Person zu arrangieren. Ein Abend mit der verheirateten Louise ändert alles ...
"Der Zauberberg", der große Roman von Thomas Mann, wird 100 Jahre alt. Wenn ein bedeutender Schriftsteller einen solchen Geburtstag hat, wird er gefeiert. Den Geburtstag eines einzelnen Romans begeht man seltener. 1924 veröffentlichte Thomas Mann dieses monumentale Werk, und es war eine schwere Geburt. Mehrere Jahre lang hat er an diesem Werk gearbeitet. Im Lauf dieser Zeit verändert sich die Welt - und der Autor auch: Aus dem Kaiserreich wurde die Weimarer Republik, aus dem geplanten Gegenwarts- ein historischer Roman über eine untergegangene Epoche; aus dem überzeugten Konservativen Thomas Mann ein noch überzeugterer Republikaner. "Der Zauberberg" konzentriert das alte, kranke, hinfällige Europa im geschlossenen Raum eines Davoser Lungensanatoriums. Der Tod ist nah, die Sitten sind locker. Manns Roman ist ein grell ausgeleuchtetes, satirisch sezierendes Zeitporträt, eine Röntgenaufnahme dieser spätbürgerlichen Epoche. Die Dokumentation taucht mit Archivbildern und spektakulärem, neu gedrehtem Material in die Zauberberg-Welt ein, die Thomas Mann auf dem Fundament eines eigenen Erlebnisses errichtet hat: Seine Frau Katia war wegen eines unklaren Lungenleidens in eine Davoser Heilanstalt eingewiesen worden. Mann besuchte sie dort und erkannte, welch unerschöpfliche Fundgrube an Charakteren und Konflikten sich ihm hier auftat. Literatur- und Medizinhistorikerinnen, Historiker und die Übersetzerin des Romans beleuchten den düster-bunten Kosmos des Zauberbergs - und zeigen, wie uneinholbar modern und aktuell der Roman geblieben ist.
Der New Yorker Radiojournalist Johnny arbeitet an einer Reportage, für die er Jugendliche in den gesamten USA zu ihrer Zukunft befragt. Doch seine Pläne werden über den Haufen geworfen, als seine entfremdete Schwester Viv, zu der er länger keinen Kontakt hatte, ihn bittet, in einer Notsituation bei der Betreuung ihres Sohnes Jesse einzuspringen. Dass er seiner Schwester helfen möchte, steht für Johnny außer Frage. Nur: Erfahrung mit der Erziehung eines Kindes hat er keine. Es ist das erste Mal, dass Johnny wirklich mit dem Thema Elternschaft in Berührung kommt und die Verantwortung für ein Kind übernehmen muss. Und für den ebenso aufgeweckten wie sensiblen Jesse ist es das erste Mal, dass er längere Zeit von seiner Mutter getrennt ist. Gemeinsam begeben sie sich auf einen aufregenden Roadtrip quer durch die USA, auf dem Johnny versucht, sein Radioprojekt fertigzustellen, indem er mit jungen Menschen einfühlsam über ihre Träume, Ängste und Hoffnungen spricht. Es ist die Geschichte eines Erwachsenen, der lernt, die Bedürfnisse, Sorgen und Freuden eines Kindes mit Respekt zu behandeln, und der erkennt, dass sie anders, aber nicht weniger wichtig sind als seine eigenen. In den schönen und den traurigen Zeiten, in den stillen Nächten und den lauten Tagen fassen Johnny und Jesse zaghaft Vertrauen zueinander. Zwischen den beiden entsteht eine unerwartet tiefe emotionale Verbindung - die Reise verändert den umtriebigen Onkel und seinen scharfsinnigen Neffen für immer.
Als die sowjetischen Panzer 1989 Afghanistan verlassen, verschwindet das Land aus den Nachrichten, obwohl noch kein Frieden herrscht. Die Mudschahedin haben die mächtige Sowjetunion besiegt, aber ihnen fehlt die gemeinsame Vision für ihr Land. Rivalisierende Verbände kämpfen jetzt gegeneinander. Ihr Kampf stürzt die Nation ins Chaos und legt Kabul in Schutt und Asche. Schließlich verspricht eine neue Bewegung Ordnung und Frieden: die Taliban. Ihr Sieg 1996 verwandelt das Land in eine Brutstätte für den radikalen Islam, in einen Trainingsplatz für Al-Kaida und in ein Gefängnis für Frauen. Die Protagonisten dieser Episode sind zwei Frauen: Schukria Baraksai verlor während des Bürgerkriegs ihre neugeborenen Kinder und wurde Lehrerin in einer geheimen Mädchenschule; Nadia Ghulam überlebte einen Bombenangriff, doch gegenüber den Taliban musste sie sich als Junge ausgeben, um zu überleben. Ihre Erinnerungen zeugen von der Absurdität dieses Krieges und der rücksichtslosen Grausamkeit der Kriegsherren. Außerdem kommen Mitglieder verschiedener Mudschahedin-Fraktionen, der ehemalige Finanzminister der Taliban-Regierung und ein damaliger Fernsehkorrespondent aus Kabul zu Wort.
Die letzte Episode der Serie beginnt am 11. September 2001. Als Folge des Terroranschlages auf New York müssen sich die Afghanen nun einem neuen Krieg stellen, denn die US-Armee rückt ein, um die Taliban zu stürzen und den Al-Kaida-Anführer Osama bin Laden zu stellen. Trotz allem begrüßen Millionen von Afghanen die ausländischen Truppen voller Hoffnung: Frauen ziehen die Burka aus, es finden freie Wahlen statt, Flüchtlinge kehren zurück und Milliarden von Dollar fließen in den Wiederaufbau. Doch Afghanistan gelingt es nicht, dem endlosen Kreislauf der Gewalt zu entkommen. Ehemalige Kriegsherren ziehen ins Parlament ein, diesmal mit dem Segen der Vereinigten Staaten. Andere, wie die Taliban-Führer, werden ausgeschlossen, was Anlass für einen erneuten Aufstand bietet. Die Korruption grassiert. Die NATO-Truppen wiederholen Fehler, die bereits den Sowjets passiert waren. Afghanistan bleibt in Gewalt gefangen und wird zum Schauplatz unzähliger Selbstmordattentate. Zu den Protagonisten dieser Episode gehören ein Mitglied der Taliban-Regierung, der US-General Stanley McChrystal und drei Frauen, die für die Hoffnung Afghanistans stehen, den Fluch der Gewalt endlich zu brechen.
Als Teenager erhält der Australier Ben Felten die Diagnose einer fortschreitenden Augenkrankheit, die ihn mit Mitte 30 endgültig erblinden lässt. Nach harten Jahren voller persönlicher Tiefen entschließt er sich, seinen Kindheitstraum zu verwirklichen, und auf höchstem Level Motorradrennen zu fahren. Er will den seit 2013 gültigen Geschwindigkeitsweltrekord für Blinde brechen. Weil ihm dies alleine unmöglich ist, bittet er den ehemaligen Grand-Prix-Champion Kevin Magee um Hilfe. In der sengenden Hitze des Salzsees Lake Gairdner nehmen sie bei dem wahnwitzigen Rennevent Speed Week den Rekord in Angriff. Kevin leitet Ben mit seiner Stimme durch die Dunkelheit und versucht, ihn sicher auf dem Weg zu halten, während beide mit fast 300 Stundenkilometern dahinrasen. Er selbst hat vor Jahren nur knapp einen Motorradunfall überlebt. Eine zusätzliche Mission der beiden ist es, dem 13-jährigen Jed, der wie einst Ben seine Sehkraft verliert, wieder Vertrauen in die Zukunft zu geben. Drei Jahre lang hat die Filmmacherin die beiden bei ihrem abenteuerlichen Vorhaben begleitet, einer kathartischen Reise, in deren Verlauf auch eine große Freundschaft wächst.
Fotos können unser Weltbild beeinflussen. Und jedes Foto hat eine Entstehungsgeschichte. Das Magazin "Mit offenen Augen" ordnet Bilder ein und erklärt Hintergründe. Moderatorin Sonia Devillers liefert faszinierende Aufschlüsse, die über den ersten Blick hinausgehen.
Das Kulturmagazin des Senders ARTE wird täglich aus Paris gesendet. Aktuelle Themen aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Gesellschaft stehen im Zentrum der Sendung und werden versiert unter die Lupe genommen.