14:00
Kommissar Maigret reist zum Schloss der Gräfin von Saint-Fiacre, wo er seine Kindheit verbracht hat. Die alte Dame hat einen anonymen Drohbrief erhalten, der für den nächsten Tag, den Aschermittwoch, ihren Tod voraussagt. Maigret gibt sich als Antiquitätenhändler aus, doch viel kann ihm Monsieur Sabatier, der Sekretär der Gräfin, nicht mehr anbieten. Das Schloss ist nahezu ausgeräumt. Sabatier hat die alten Möbel und Kunstwerke im Auftrag der Gräfin verkauft, um den aufwendigen Lebensstil ihres Sohnes zu finanzieren. Am nächsten Morgen begibt sich die Gräfin zur Messe und bricht dort tot zusammen - ein Herzanfall, ein natürlicher Tod also? Maigret ist fest davon überzeugt, dass jemand nachgeholfen hat. Energisch betreibt er die Ermittlungen. Zunächst gibt es zwei Verdächtige. Sowohl Maurice, der leichtlebige Sohn der Gräfin, als auch Sabatier nutzten die Großzügigkeit der Gräfin schamlos aus. Doch da sind noch andere, die der weltfremden alten Dame übel mitgespielt haben. Kommissar Maigret lädt sie alle zu einem Abendessen ins Schloss ein, um ihnen ins Gewissen zu reden und den wahren Täter zu entlarven. Auf seine unnachahmlich persönliche Art löst Inspektor Maigret auch diesen Fall wieder mit unkonventionellen Methoden, natürlicher Autorität und profunder Menschenkenntnis. Der belgische Autor Georges Simenon (1903-1989) ließ seinen Inspektor Maigret von 1931 bis 1972 in 75 Romanen und 28 Erzählungen ermitteln. "L'Affaire Saint-Fiacre" ("Maigret und die Affäre Saint-Fiacre"), die Roman-Vorlage zu diesem Film, erschien 1932.
16:00
Tirol - das Land der Berge und Almen steht wie kein anderes österreichisches Bundesland auch für einen gnadenlosen Massentourismus. Doch immer mehr Tiroler denken um und gehen neue Wege: Eine eigenwillige Lehrerin, die in den Kitzbühler Alpen eine Hochalm mit Yaks nachhaltig bewirtschaftet. Ein tatkräftiger Hobbytaucher, der die heimischen Seen vom Müll befreit und unter der funkelnden Oberfläche aufräumt. Eine junge Biologin, die im Hochzillertal Schneehühner beobachtet, um mehr über ihre Bedrohung durch den Klimawandel zu erfahren. Eine engagierte Naturschützerin, die im Kaunertal Bergwälder klima-fit macht und Almen vor der drohenden Verbuschung rettet. Und ein Sternenfotograf, der in die Tiroler Nächte zieht, um den Menschen eine verborgene Schönheit zu präsentieren und ihnen die Ehrfurcht vor der Natur zurückzugeben. Diese Protagonistinnen und Protagonisten öffnen die Augen für neue Perspektiven in der Bergwelt und machen Lust auf einen Besuch in unbekannten Ecken ihrer Heimat. Eingebettet sind diese persönlichen Geschichten in faszinierende Landschaftsaufnahmen und überraschende Detailansichten.
16:55
Emmanuel Lepage steht auf dem Deck der "Marion Dufresne II", kurz bevor sie aus dem Hafen von La Réunion ausläuft. 2010 stand er schon einmal genau dort. Damals fuhr er bei einer der Rundfahrten des Forschungs- und Versorgungsschiffes mit, um Zeichnungen für eine Graphic Novel anzufertigen. Bei einem Halt entdeckte er die Kerguelen. Auf der Weiterfahrt ließen ihn die Forschenden, die auf dem Archipel überwintern, nicht los, und er beschloss, eines Tages zurückzukommen. Heute erfüllt sich dieser Wunsch: Emmanuel fährt auf die Kerguelen, auch "Desolation Islands" genannt, auf denen niemand dauerhaft lebt. Die Natur dort ist unberührt und bietet ein Forschungsfeld, das nur wenige handverlesene Wissenschaftler studieren dürfen. Vier Wochen lang teilt Emmanuel den Alltag der Forschenden. Sie leben in über die Insel verteilten Hütten, manchmal mehrere Stunden Fußmarsch von der Basisstation entfernt. Er passt sich an dieses Leben in der Kälte an, dessen Rhythmus von der wissenschaftlichen Arbeit bestimmt wird. In der Hütte "Estacade" wohnt er zusammen mit jungen Forschenden, die See-Elefanten studieren. Emmanuel ist fasziniert von ihren Kenntnissen und ihrem Geschick, wenn sie den 250 Kilo schweren Riesen mit geübten Handgriffen Sender anbringen. Während seines Aufenthalts stellt er Fragen, beobachtet, zeichnet. Ihn faszinieren diese Mikro-Gemeinschaften und die Beziehungen, die Menschen unter solchen Bedingungen miteinander knüpfen. Die Erfahrung, über Monate auf engstem Raum in der Natur zu überwintern, weckt in allen den Drang, ihr Leben umzustellen, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und näher an der Natur zu sein.
17:50
Hohe, steil aus dem Wasser steigende Felswände, flache Felsplateaus, bizarre Formationen wie vom Reißbrett, kaum Vegetation und kilometerlange Steinmauern, die seit Jahrhunderten das Bild prägen: Die Aran-Inseln im Westen Irlands bieten einen einzigartigen Anblick. Ihre Landschaft ist das Ergebnis einer außergewöhnlichen geologischen und biologischen Entwicklung, die sich über Hunderte Millionen Jahre erstreckt - und die zugleich Stoff für zahlreiche Mythen lieferte. Wie entstanden diese mächtigen Felsformationen? Wie formte die Natur ihre strenge Geometrie? Und wie konnte sich das Leben in dieser unwirtlichen Umgebung behaupten? Auf den Spuren einer bewegten Vergangenheit untersuchen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Mineralböden der Aran-Inseln und entschlüsseln nach und nach ihre geheimnisvolle Geschichte. Die Dokumentationsreihe begleitet Biologen, Geologen, Ozeanografen und Archäologen, die seit Jahren die Entstehung geologischer Weltwunder erforschen - und dafür weit in die Erdgeschichte zurückblicken.
18:35
Die zweiteilige Dokumentation erkundet die wasserreichen Landschaften von Wales, einem Land, das auf drei Seiten vom Meer umschlossen ist. Von den eiszeitlich geformten Höhenzügen des Snowdon-Massivs bis zu den sanften Mooren und steilen Klippen der Westküste entfaltet sich ein facettenreiches Landschaftsbild. Die Dokumentation folgt dem Lauf der Flüsse in Wales, von ihrer Quelle im Gebirge bis zur Mündung ins Meer. Mithilfe von Hochgeschwindigkeitskameras wird die Jagd des Wanderfalken erlebbar gemacht, und es wird gezeigt, wie es seiner bevorzugten Beute, dem Moorschneehuhn, oft gelingt, ihm zu entkommen. Vierhundertfach verlangsamt erscheinen die erstaunlichen Loopings von Libellen und die Kapriolen der Eichhörnchen in den Baumkronen noch beeindruckender. In einem Stadtpark offenbaren Tauben ihre geheimen Superkräfte, während in einem Garten in den Bergen die Vögel an einem Futterhäuschen nach einer subtilen Rangordnung zum Zuge kommen. Vor den walisischen Küsten kommen Unterwasserkameras zum Einsatz, um Katzenhaie bei der Paarung und der Eiablage zu beobachten.
19:20
Die auf vielen Sendern vorgenommene strikte Trennung von Politik- und Kulturnachrichten wird hier aufgehoben. Es werden Schnittpunkte aus beiden Bereichen präsentiert und Zusammenhänge dargestellt.
19:40
Innerhalb weniger Wochen hat die Gruppe "Dolle Mina" in den Niederlanden ein Lauffeuer entzündet. Überall im Land finden zahlreiche Proteste statt, zu Fuß oder auf Fahrrädern. Angeführt werden sie unter anderem von der jungen Autorin Sia Hermanides und der 79-jährigen Dunya Verwey, einer Veteranin der niederländischen Frauenbewegung. Die Zahl der Frauenmorde sei nicht mehr hinnehmbar, die Politik soll mehr für den Opferschutz tun. Die neue Frauenbewegung zielt aber auch gegen eine befürchtete gesellschaftliche Veränderung, einen Rückschritt in Sachen Gleichberechtigung. Dass die "Dolle Minas" so erfolgreich sind, hat vor allem mit ihrem speziellen Protest-Konzept zu tun. Schon zu Gründungszeiten waren die Minas eine Art Spaß-Guerilla, die Straße ist ihre vertraute Einsatzzone. Mit viel Witz und Herzblut setzen die "Dolle Minas" die niederländische Politik unter Druck - so sehr, dass der König nun in seiner Thronrede die Femizide thematisierte. Das Parlament in Den Haag stimmte mehrheitlich für einen Antrag, Frauen besser zu schützen. Die Minas stehen - wie vor 55 Jahren - für geballte Frauenpower "Made in the Netherlands".
20:15
Seit der Machtergreifung im Jahr 1933 verfolgten die Nationalsozialisten mit geradezu obsessiver Hartnäckigkeit vor allem ein Ziel: Sie wollten sich der Juden entledigen. Von den Nürnberger Gesetzen bis hin zum "Anschluss Österreichs" und den Novemberpogromen 1938 diskriminierten und verfolgten sie die jüdische Bevölkerung systematisch in der Hoffnung, sie ins Exil zu treiben. Als der aus Polen stammende junge jüdische Emigrant Herschel Grynszpan jedoch am 7. November 1938 auf einen Diplomaten an der deutschen Botschaft in Paris schoss, nahmen die Nationalsozialisten das Attentat zum Vorwand, um das Opfer zum Märtyrer zu erklären und zu Pogromen aufzurufen. Das Ziel war, die im Deutschen Reich verbliebenen Juden durch physische Gewalt und Drohungen zur Flucht zu zwingen. Gleichzeitig wurde die Enteignung und "Arisierung" ihres Besitzes in die Wege geleitet. Damit markieren die Novemberpogrome ein unumkehrbares Momentum in der Geschichte des NS-Staates und seiner antisemitischen Politik hin zu einer staatlich gelenkten, systematischen Vertreibung durch Diebstahl, Gewalt und Einschüchterung. Während die deutschen Juden bis dahin versucht hatten, mehr oder weniger geordnet zu emigrieren, kam es nun zu einer panischen Massenflucht. Doch in den meisten Aufnahmeländern begegnete man den Geflüchteten feindselig. Nur wenige Monate später sollte die Falle zuschnappen. Der Krieg brach aus und holte auch jene ein, die geglaubt hatten, dem NS-Wahn entkommen zu sein.
21:10
Die Gewaltexzesse in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 bildeten bis dahin den Höhepunkt des systematischen staatlichen Antisemitismus im Deutschen Reich. Aufgrund der Vielzahl zerstörter Schaufensterscheiben entstand zunächst der Begriff "Reichskristallnacht" für die Ereignisse, die eine neue Phase der offenen Diskriminierung, Repression und Verfolgung der jüdischen Bevölkerung einleitete. An den Übergriffen beteiligten sich nicht nur Gruppierungen der NSDAP, sondern zum Beispiel auch Schulklassen. Nur wenige Menschen hatten den Mut, ihren jüdischen Nachbarn zu Hilfe zu kommen. Große Teile der nichtjüdischen Bevölkerung mögen die Pogrome stillschweigend abgelehnt haben und über die Vorkommnisse schockiert gewesen sein, die wenigsten jedoch wurden aktiv, als Tausende Menschen getötet, gedemütigt, misshandelt oder verhaftet wurden. Der flächendeckenden Gewalt im nationalsozialistischen Deutschland waren antijüdische Aktionen in Kassel, Fulda und anderen Städten vorausgegangen. Als Vorwand für die als "Volkszorn" deklarierten Novemberpogrome nutzten die Nazis die Tötung des deutschen Botschaftsmitarbeiters Ernst vom Rath in Paris durch den jüdischen Emigranten Herschel Grynszpan. Die Dokumentation veranschaulicht anhand von seltenen Archivaufnahmen und Zeitzeugenberichten nicht nur die bis heute fassungslos machenden Gewaltakte gegenüber deutschen Juden, sondern auch die Veränderung des gesellschaftlichen Klimas im Deutschen Reich seit der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten 1933, durch die die Novemberpogrome erst möglich wurden.
22:15
Der Dokumentarfilm begleitet Olha Stefanischyna, stellvertretende Ministerpräsidentin und Ministerin für die europäische und euro-atlantische Integration der Ukraine, hinter die Kulissen der Macht. Doch die Dokumentation ist mehr als das Porträt einer außergewöhnlichen Frau: Er hinterfragt die Ideale, die Diplomatie und das undurchsichtige Spiel der großen Politik in Europa. Olha Stefanischyna, deren politische Karriere in der pro-europäischen Maidan-Bewegung begann, ist heute eine der entschiedensten Vertreterinnen des ukrainischen Widerstands gegen Russland. Als sie im Februar 2022 von dem russischen Angriffskrieg erfuhr, brachte sie zunächst ihre Kinder in Sicherheit und reiste nahm dann an der Seite von Präsident Wolodymyr Selenskyj ihren Platz im politischen Generalstab der Regierung ein. Über zwei Kriegsjahre hinweg hatte der schwedische Filmemacher Viktor Nordenskiöld ungehinderten Zugang zu dieser Powerfrau. Sein Film liefert einzigartige Einblicke in das Leben und die Arbeit von Olha Stefanischyna, in die persönlichen und geopolitischen Herausforderungen sowie die undurchsichtigen Wege der europäischen Diplomatie. Während die ukrainischen Soldaten jeden Meter ihres Staatsgebiets verteidigen, kämpft Stefanischyna an der diplomatischen Front: Sie muss die Ukraine mit den strengen Auflagen der Europäischen Union für Beitrittskandidaten in Einklang bringen, gegen Korruption und die langsam mahlenden Mühlen der Justiz in ihrem Land ankämpfen, dem Gegenwind einiger EU-Mitgliedstaaten wie Ungarn standhalten und gleichzeitig die Unberechenbarkeit internationaler Verbündeter, allen voran der USA, einkalkulieren. Europa zögert - wie so oft - Entscheidungen hinaus. Die Ukraine lebt von der Hoffnung. Stefanischyna handelt. Bei der Kabinettsumbildung im Sommer 2025 schied sie aus der Regierung aus und wurde im August zur ukrainischen Botschafterin in Washington berufen.
23:50
Sexualisierte Gewalt im Krieg trifft nicht nur Frauen, sondern auch Männer. Sie gilt als effiziente Waffe und wird systematisch eingesetzt. Doch noch immer tauchen Männer als Opfer kaum auf. Und noch immer kommen Täter ungeschoren davon. In dieser Dokumentation erzählen Überlebende aus Bosnien, dem Kongo und der Ukraine von ihrem Martyrium und erklären, warum der Umgang damit so schwerfällt. Zu den heftigen physischen Verletzungen kommt die psychische Last. Denn die Gewalttaten treffen nicht nur die unmittelbar Angegriffenen, sondern auch ihre Familien und die Gemeinschaften. Es erfordert Kraft und Mut, darüber öffentlich zu sprechen. Zihnija Basic wurde im Bosnien-Krieg Opfer sexueller Gewalt. Er musste lange darum kämpfen, bis sein Leid anerkannt wurde. Oleksiy Sivak aus der Ukraine gründete eine Selbsthilfegruppe. Er wurde, wie sein Freund Roman Schapowalenko von russischen Besatzern sexuell misshandelt. Gemeinsam mit anderen Männern versuchen die beiden, sich den traumatischen Erfahrungen zu stellen. Auch Masokolo Lemba aus dem Kongo ist Mitglied einer Selbsthilfegruppe. Er flüchtete vor dem Krieg nach Uganda. Doch dort wird den Opfern sexueller Gewalt oft Homosexualität unterstellt und die ist in Uganda strafbar. Das verstärkt die Furcht der betroffenen Männer und führt dazu, dass viele sich nicht ins Krankenhaus wagen, auch wenn sie schwerste Verletzungen haben.
00:45
"Tracks East" reist in die USA - und fragt: Wie ticken Trump-Fans? Und warum geht der Siegeszug von MAGA immer weiter? Die deutsch-amerikanische Comedian Katjana Gerz führt durch die schrille MAGA-Welt: vom geplanten "Golden Ballroom" im Weißen Haus bis zum Phänomen des "Mar-a-Lago-Face" - einer chirurgisch erzeugten Loyalität vor allem bei den Frauen im direkten Umfeld. Doch auch die Schattenseiten werden sichtbar: Selbstbereicherung der Präsidentenfamilie, zerstörte Diversitätsprogramme, Massenabschiebungen. Schlittern die USA in eine Trump-Diktatur? Gleichzeitig bröckeln die Ränder: Erste Jünger wenden sich ab, enttäuscht von explodierenden Schulden oder Epstein-Enthüllungen. TikTok-Star Clarkson Lawson trommelte einst für Trump und erklärte nun seinen Ausstieg - sein Sinneswandel ging viral und brachte ihm viele Feinde ein. Warum unterstützen so viele Latinos MAGA? In McAllen, Texas, wo 75 Prozent Latinos leben, wechselte der Wahlkreis 2024 zu den Republikanern. Rodolfo Solis, Sohn von Einwanderern und Doktorand an der UCLA, erforscht diesen Wandel und zeigt, wie viele Latinos sich zunehmend mit Trumps Politik identifizieren. Auch die Kultur gerät ins Anti-Woke-Visier: Das renommierte Smithsonian Museum soll seine Exponate überprüfen. Der Künstler Rigoberto Gonzalez landete mit seinem Werk auf der Liste der unerwünschten Kunst. Er wähnt sich, wie die Kunstprofessorin Patricia Cronin, in einem neuen Zeitalter des McCarthyism angekommen. Wie lange wird die Kunst noch frei sein?
01:15
Seit 30 Jahren ist die Sowjetunion Geschichte. Auf dem größten Trödelmarkt in Moskau am Ismailowoer Park werden Gorbatschow-Matroschkas neben Stalin- und Putin-Puppen, alten Orden der Roten Armee und "Prawda"-Ausgaben verramscht. Die sowjetische Vergangenheit als Touristenattraktion, Kitsch und Kommerz. Viele Russen sehnen sich nach den "guten, alten Zeiten". Sowjetnostalgie. Was bleibt von der Sowjetunion, 30 Jahre nach ihrem Zusammenbruch? Wie kann man sich der komplexen Geschichte des roten Imperiums heute nähern? Henrike Sandner, geboren 1971 in Dresden, erzählt die Geschichte der Sowjetunion über eine Reise in ihre eigene Vergangenheit und die ihrer Eltern. Beide studierten zwischen 1965 und 1968 in der Sowjetunion. Anhand von unterschiedlichen Fundstücken wie privaten Aufnahmen, Propagandabildern, einem Paar Ballettschuhen oder Stalins Kochbuch wird eine untergegangene Welt voller Gegensätze besichtigt. Am Anfang stand der Traum von einer besseren und gerechteren Gesellschaft. Für Millionen Menschen wurde der sowjetische Traum allerdings zum Alptraum. Die Reise spannt einen großen Bogen über die Jahre 1917 bis 1991 und stellt die verschiedenen Perspektiven und Realitäten gegenüber. Privaten Archivaufnahmen, Fotos und Alltagsgegenstände stehen im Kontrast zu "offiziellen" Nachrichten, sowjetischem Filmmaterial oder Defa-Filmklassikern.
02:10
700 Seiten, neun Jahre geschrieben und zu Lebzeiten ein Misserfolg. Der Roman "Die Kunst der Freude" der sizilianischen Schriftstellerin Goliarda Sapienza wurde jahrelang abgelehnt, bis er schließlich nach ihrem Tod veröffentlicht wurde. Heute gilt es als ein emanzipatorisches Meisterwerk der Literatur des 20. Jahrhunderts. Im Jahr 1924 wird die Autorin als Tochter militanter Antifaschisten in eine große Patchworkfamilie hineingeboren und verlebt eine freie Kindheit. Bereits mit 16 Jahren gilt sie als die neue Sarah Bernhardt, doch die deutsche Besatzung zwingt sie schließlich in den Widerstand. Später ist sie als Theaterschauspielerin, Darstellerin für Luchino Visconti und Autorin von rund 50 Dokumentationen tätig. Erst nach dem Tod ihrer Mutter beginnt Goliarda Sapienza mit dem Schreiben. Den Höhepunkt ihrer literarischen Laufbahn bildet der Roman "Die Kunst der Freude", in dem sie das Leben der emanzipierten Protagonistin Modesta beschriebt. In Sapienzas Buch hat sie ihrem Alter Ego ein ganz anderes Schicksal vorbehalten: Modesta wird am 1. Januar 1900 in einem kleinen, von Armut geprägten sizilianischen Dorf geboren. Sie ist auf einer unablässigen existenziellen Suche nach Freude und Freiheit. Für den gesellschaftlichen Aufstieg sind ihr alle Mittel recht, von Hinterlist und Manipulation bis hin zum Mord. Auf ihrem Weg experimentiert sie mit den verschiedensten Formen der Liebe und der Sexualität. Die Dokumentation lässt die Lebensgeschichten der Autorin und ihrer Figur verschmelzen und erzählt, wie Goliarda Sapienza ihr literarisches Werk allen Widrigkeiten zum Trotz vollendete. Sie widerstand jeglicher Zensur - angefangen bei der Selbstzensur - und schuf ein subversives Werk, das gegen alle Formen von Unterdrückung aufbegehrt.
03:10
Slowenien ist das einzige europäische Land, das sich seine einheimische Bienenart erhalten konnte: Apis mellifera carnica, auch als Krainer oder Kärntner Biene bekannt. Die Imkerei wird hier seit Jahrhunderten gepflegt und hat die slowenische Geschichte und Kultur mitgeprägt. Ob Berufsimker oder Laien, die Slowenen haben großen Respekt vor der Carnica und den Traditionen, die mit ihr in Verbindung stehen. Brane Kozinc stammt aus einer Imkerfamilie, in der die Leidenschaft für die Bienen seit vier Generationen vom Vater an den Sohn weitergegeben wird. Mit den Carnica-Bienen kam er schon als kleiner Junge in Kontakt, unter der liebevollen Aufsicht seines Großvaters. Heute ist Brane einer der 15 staatlich anerkannten Imker Sloweniens und züchtet reinrassige Carnica-Bienen. Dabei hält er sich an die Weisungen der Forschung und wendet bei der Auswahl der Königinnen nur ausgewiesene Techniken an. Der Schutz der Carnica ist für Brane zur Priorität geworden. Seine Bienenstöcke stehen auf dem Triglav, dem höchsten Gipfel der Julischen Alpen und Sloweniens. Die Klimabedingungen sind so extrem, dass Bienen hier normalerweise nicht überleben würden - nur die Carnica-Biene ist dazu in der Lage. Diese Bienenart zeichnet sich durch ihre Friedfertigkeit und ihren exzellenten Honig aus, so dass sie in Slowenien sogar die einzige zugelassene Bienenart ist. Für Brane ist die Zucht der Carnica-Biene nicht nur eine Leidenschaft, sondern auch eine notwendige Voraussetzung für die Zukunft der Imkerei. Unter den staatlich anerkannten und streng kontrollierten Bienenzuchtbetrieben ist er der Einzige, der seine Bienenköniginnen in die ganze Welt exportiert.
03:35
03:40
Fotos können unser Weltbild beeinflussen. Und jedes Foto hat eine Entstehungsgeschichte. Das Magazin "Mit offenen Augen" ordnet Bilder ein und erklärt Hintergründe. Moderatorin Sonia Devillers liefert faszinierende Aufschlüsse, die über den ersten Blick hinausgehen.
03:50
Das Kulturmagazin des Senders ARTE wird täglich aus Paris gesendet. Aktuelle Themen aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Gesellschaft stehen im Zentrum der Sendung und werden versiert unter die Lupe genommen.