Sie sind rebellisch und trotzen oft Wind, Kälte, Klippen, Meer und dem Ozean: Heidelandschaften. Je nach Region sind sie sehr unterschiedlich. Sei es die Lüneburger Heide in Deutschland, die Bretagne in Frankreich oder die Heidegebiete in Schottland. Die Heide ist eine Kulisse aus niedriger und dichter Vegetation, die sich immer wieder einer rauen Landschaft zu beugen scheint. Sträucher und Gräser, die auf verarmten Böden ihr Dasein fristen müssen. Paradoxerweise ist die Heide dennoch Heimat einer reichen und vielfältigen Tierwelt. Denn ohne den Anschein zu erwecken, ist dieses Ökosystem ein üppiges, mit einer Vielfalt an Arten, die Solidarität zu ihrem Überlebensprinzip gemacht haben. Dazu gehören Milben, die sich auf Dornengewächsen niederlassen, um sich vor dem Wetter und Fressfeinden zu schützen oder eine Spinne, die mit Hilfe der Wurzeln von Pfeifengras stundenlang unter Wasser bleiben kann. Koevolutionär entstandene Interaktionen verschiedener Arten sind in der Natur allgegenwärtig. Nur dadurch erklärt sich die unglaubliche Biodiversität unserer Erde. Um aus anderen Arten einen Nutzen zu ziehen - oft, weil diese über eine Fähigkeit verfügen, die sie selbst nicht haben -, mussten Lebewesen sich weiterentwickeln, innovativ und erfinderisch sein. So entstehen schließlich wechselseitige Abhängigkeiten zwischen den Arten. Ist eine davon gefährdet, hat das Konsequenzen für das ganze Ökosystem.
Dieses Nachrichtenformat richtet sich speziell an Kinder und Jugendliche und behandelt, nach dem Vorbild von Nachrichtensendungen für Erwachsene, unterschiedliche Themen aus Europa und der gesamten Welt.
Àlvaro Pérez, genannt El Martinete, lebt in Granada. Der zum Zeitpunkt der Aufnahmearbeiten 23-Jährige spielt seit seinem sechsten Lebensjahr Gitarre, hat bereits einige Nachwuchswettbewerbe gewonnen und plant gerade seine nächsten Karriereschritte: ein Konzert im ältesten Flamenco-Verein Spaniens und den Kauf einer neuen Flamenco-Gitarre. Die bestellt er bei Francisco Manuel Díaz, der seit 1976 in einer kleinen Straße unterhalb der Alhambra Gitarren baut, repariert und verkauft. Auch die 12-jährige Claudia Calle ist von der Musik der Stadt begeistert. Besonders hat es ihr der Flamenco angetan, der in ganz Andalusien noch ein lebendiger Teil der Kultur ist. Claudia tanzt seit ihrem vierten Lebensjahr. Unter Anleitung ihrer Lehrerin Lucía Guarnido, die jahrelang in weltberühmten Ensembles auftrat, und zum Gitarrenspiel von Àlvaro Pérez lernt sie die verschiedenen Flamenco-Stile. Weil sie so ehrgeizig und begabt ist, hat die 12-Jährige in ihrer Tanzschule schon einige Klassen übersprungen. Mindestens viermal in der Woche trainiert sie und übt nebenbei mit Àlvaro das Repertoire für den Auftritt im Flamenco-Verein, bei dem sie tanzen wird. Dass sich Granada zu einem Zentrum des Gitarrenbaus und der Gitarrenmusik entwickelt hat, ist kein Zufall: Die Mauren, die hier über 700 Jahre herrschten, brachten im 8. Jahrhundert den Vorläufer der Gitarre, die arabische Oud, auf die Iberische Halbinsel. Die Reportage begleitet Claudia Calle und Àlvaro Pérez auf ihrem Weg zum Auftritt in der "Peña La Platería", dem ältesten Flamenco-Verein der Stadt.
(1): Paris: Renaud, der sanfte Rebell (2): Los Angeles: Stadt der Engel, Stars und Sternchen (3): Tschechische Republik: Veronikas Rinderschmorbraten mit Gemüsepüree (4): Spanien: Wie die Cedille nach Frankreich kam
(1): Norwegen: Anna-Eva Bergman malt das Unsichtbare (2): Vexin: Ausflug zu den Höhlenmenschen (3): Japan: Masarus gebratene Oktopusbällchen (4): Australien: Ein Deutscher paddelt um die Welt
Venedig hat seiner außergewöhnlichen geografischen Lage Macht und Reichtum zu verdanken, doch die weltbekannte Stadt muss im Rhythmus der Gezeiten leben. Die ersten Siedlungen wurden auf Pfählen auf dem sumpfigen Untergrund errichtet. Mit dieser Technik ließ sich schließlich das Gewicht einer ganzen Stadt tragen. Der Schlamm in der Lagune sorgt dafür, dass das Holz nicht verfault. Die Pfähle sind in einem sehr guten Erhaltungszustand. Die ständigen Überschwemmungen bringen jedoch eine andere Bedrohung mit sich: Salz. Sobald das Wasser verdunstet ist, muss mühsam das Salz entfernt werden, das sich auf den Baudenkmälern der Stadt absetzt, weil es das Mauerwerk angreift. Nach jahrzehntelangen Bauarbeiten und Baukosten in Milliardenhöhe soll "Mose" die Stadt beschützen - ein System aus beweglichen Fluttoren, die an den drei Öffnungen der Lagune zum offenen Meer errichtet wurden. Aber das Sturmflutsperrwerk darf nicht systematisch zum Einsatz kommen, da die Fluttore die Gezeiten blockieren, die Unrat und Abwässer aus der Lagune befördern. Daher arbeiten Ingenieure an einem kühnen Projekt, bei dem Meerwasser in den Untergrund der Stadt gepumpt und diese so um 25 Zentimeter angehoben werden soll. Die Zukunft Venedigs hängt ganz von der Beziehung zwischen Stadt und Lagune ab. Die Venezianerinnen und Venezianer fürchten, ihre Stadt könnte im Zuge des Klimawandels verschwinden. Daher setzen sie auf einen mehrdimensionalen Ansatz aus technischer Innovation und Renaturierungsmaßnahmen.
Das Stettiner Haff, ein Küstengewässer von unberührter Schönheit und ökologischem Reichtum, erstreckt sich über fast 1.000 Quadratkilometer. Hier brütet die größte Seeadlerkolonie Europas. Zwischen Natur und Mensch herrscht eine sensible Balance. Am Südufer der Lagune liegt das Fischerdorf Mönkebude. Täglich fahren Detlef und Jürgen Reinke von hier ins Haff hinaus, um ihre Reusen zu leeren. Auf dem Wasser erwartet die Fischer dabei oft ein Naturschauspiel: Sie werden von Seeadlern begleitet, die ihre Nester im Anklamer Stadtbruch haben, einem der letzten großen Wildnisgebiete in Deutschland. Im Hafen von Mönkebude liegt ein 100 Jahre altes Segelboot vor Anker. Alwin Harder hat das Zeesboot, ein Segelboot, das traditionell für den Fischfang eingesetzt wurde, mit viel Liebe restauriert. Mit ihren braunen Segeln prägen noch etwa hundert Zeesboote das Bild an der vorpommerschen und mecklenburgischen Küste. Im polnischen Kopice, einem winzigen Dorf in der Gemeinde Stepnica, hat es sich Naturschützerin Iwona Krepic zur Lebensaufgabe gemacht, Menschen die Natur näher zu bringen. Aus der ganzen Welt kommen Hobby-Naturfotografen, um mit ihr und ihrem Mann Reginald Tiere zu beobachten. Ein weiteres besonderes Naturphänomen gibt es beim Fischerdorf Altwarp: Die bis zu 15 Meter hohen Binnendünen ziehen sich über zwei Kilometer hin und sind Relikte aus der letzten Eiszeit. Ohne Rita Hoffmann und ihre Schafe würde es die Dünen vielleicht nicht mehr geben. Die Rauwolligen Pommerschen Landschafe grasen die Fläche ab und sorgen so dafür, dass die Dünen nicht verwuchern.
Italien - das Land der Pizza und Pasta. Doch der Stiefel hat noch mehr zu bieten. In der abgelegenen Region Garfagnana in der Toskana bewirtschaften die Freunde Gian Luca Guidi und Andrea Elmi eine Herberge. Doch ihre wahre Leidenschaft gilt dem Sammeln wilder Kräuter wie der Strohblume, des Bohnenkrauts oder der Bergminze. Im Wald und auf den Feldern begibt sich Gian Luca auf die Suche. Dieses Mal begleiten ihn seine Kinder. Sie finden Beeren, die gleich in der Küche verwendet werden. Dort gibt es ein traditionelles Gericht: Neccio, eine Art Crêpe aus Kastanienmehl. Der Teig wird auch auf herkömmliche Weise bei offenem Feuer gebacken. Gefüllt wird die Köstlichkeit mit Ricotta, einer Vanille-Milchcreme und einem Spritzer Sirup, hergestellt aus den frisch gesammelten Beeren. Seit Jahrhunderten wird in der Region die alte Dinkelsorte Farro angebaut, meist auf kleinen Feldern. Große Maschinen haben darauf keinen Platz, deswegen muss noch von Hand gearbeitet werden. Auch Gian Luca und Andrea sind unter den Erntehelfern und erhalten zum Dank einen Teil des Getreides. Daraus stellen sie Arancini her - Teigbällchen, die sonst üblicherweise aus Reis bestehen. Gefüllt werden die Dinkelkugeln mit Sugo, einer Tomatensoße mit Hackfleisch und Gemüse. Danach panieren die Freunde die Bällchen und frittieren sie. Die Leckerbissen sind Teil des großen Picknicks nach der Ernte. Bei diesem Essen darf der Wein aus der Region natürlich nicht fehlen. Vielleicht können Gian Luca und Andrea beim nächsten Fest ihren eigenen Wein trinken, denn in diesem Jahr findet die erste Lese ihrer Reben statt.
(1): Los Angeles: David Lynch und der schöne Schein Hollywoods (2): Morvan: Holz für die Hauptstadt (3): Spanien: Ofelias Lacón con Grelos (4): Nigeria: Frauen an die Macht
(1): Deutschland: Erich Maria Remarque und das Grauen des Krieges (2): Portugal: Ein Hoch auf die Sardine! (3): Französisch-Guayana: Thierrys Fisch mit Sauce Chien (4): Indonesien: Munchs "Schrei" und der blutrote Himmel über dem Krakatau
Paris in den frühen 1990er Jahren: Victor, ein wohlhabender Anwalt, führt ein scheinbar perfektes Leben - bis er eines Morgens aufwacht und statt seiner Frau nur einen Brief vorfindet: Sie hat ihn verlassen. Nach dem ersten Schock bringt er die zwei Kinder und die Schwiegermutter zum Bahnhof, da sie in den Ski-Urlaub fahren. Danach eilt er zur Arbeit, wo ihn der nächste Schlag erwartet: sein Rauswurf aus der Kanzlei. Der Personalleiter hat keine Zeit für Diskussionen, und auch seine Frau will sich sogleich scheiden lassen und betreibt Telefonterror. Victor ist verzweifelt und sucht Trost bei seinem Freund Paul - doch der ist hoffnungslos überarbeitet und steckt selbst in einem Ehekrieg mit seiner Frau, die ebenfalls mit Scheidung droht. Victor schafft es bei dem lautstarken Streit der beiden kaum, auch nur ein einziges Wort einzuwerfen. Nach weiteren gescheiterten Versuchen, sich Gehör zu verschaffen, landet Victor schließlich in einer Bar, in der er Michou begegnet, einem trinkfesten Vagabunden, der ihm zuhört. Nach dem Gespräch weicht Michou ihm jedoch nicht mehr von der Seite und begleitet Victor auf seiner Suche nach Verständnis und nach dem Grund, warum seine Frau ihn verlassen hat, von einer aberwitzigen Situation zur nächsten. Coline Serreau inszeniert "Die Krise" als temporeiche Gesellschaftssatire, die mit pointierten Dialogen die Auswüchse des Individualismus entlarvt: Jeder redet, niemand hört zu. Gekonnt spitzt sie die schrägen Begegnungen immer weiter zu - bis man nicht mehr anders kann, als darüber zu lachen. Damit gelingt ihr ein so unterhaltsamer wie nachdenklicher Blick auf die Krisen der modernen Gesellschaft.
Brigitte Laurier, die junge und impulsive Tochter des französischen Ministerpräsidenten, ist fest entschlossen, ihr Leben nach eigenen Vorstellungen zu gestalten. Als sie sich in Michel Legrand verliebt, den attraktiven Büroleiter ihres Vaters, setzt sie alles daran, ihn für sich zu gewinnen. Michel, der im Ruf steht, ein Charmeur und Frauenheld zu sein, versucht zunächst pflichtbewusst, Brigittes Avancen abzuwehren. Doch Brigitte gibt nicht auf und schafft es, einen Skandal zu inszenieren, der Michel schließlich zur Heirat zwingt. Die Ehe der beiden steht jedoch von Anfang an unter keinem guten Stern. Brigitte ist sich sicher, dass Michel sie früher oder später betrügen wird, und glaubt nach dem Anruf einer seiner früheren Geliebten, dass er wohl bereits eine Affäre hat. Wütend konfrontiert sie ihn damit auf einer Gala, die anlässlich des Staatsbesuchs von Prinz Charles gehalten wird. Voller Eifersucht erklärt Brigitte, dass sie Michel mit der nächsten Person, die durch die Tür kommt, betrügen wird. Als Prinz Charles höchstpersönlich den Raum betritt, lacht Michel und wünscht ihr viel Glück bei ihrem Unterfangen. Brigitte lässt sich jedoch nicht beirren - und flirtet fleißig los ... Michel Boisrond inszeniert "Die Pariserin" als spritzige Boulevardkomödie voller Witz und Esprit. Der Film zeigt das Paris der 1950er Jahre in all seinem Glanz; die Kostüme wurden unter anderem von Pierre Balmain entworfen. Brigitte Bardot verkörpert eine junge Frau, die mit Charme, Intelligenz und einer gehörigen Portion Rebellentum ihren eigenen Weg sucht - perfekt auf Bardots unvergleichliche Ausstrahlung zugeschnitten.
Teneriffa ist die größte Insel der Kanaren. Cristina González und ihre große Familie leben in La Orotava im grünen Norden der Insel. Jedes Jahr bereiten die Bewohner des Ortes riesige Blumenteppiche für die Fronleichnamsprozession vor. Zunächst werden kistenweise Blüten gezupft, geschnitten und nach Farben sortiert. Am Morgen der Prozession gestalten dann Hunderte Freiwillige die bunten Blumenteppiche. Vor dem Marktplatz entsteht über mehrere Wochen ein riesiges Gemälde aus vier Tonnen Sand. Zum Fest kocht Cristina Conejo en Salmorejo - Kaninchen in einer pikanten Sauce. Dazu gibt es Papas arrugadas, Runzelkartoffeln mit Salzkruste, und Mojo rojo, eine würzige Soße aus Paprika, Knoblauch, Olivenöl und Rotweinessig. Typisch für Teneriffa sind auch Lapas. Sie sehen aus wie Muscheln, sind aber Napfschnecken, die mit Mojo verde, einer klassischen kanarischen Soße, gegessen werden. Cristina serviert außerdem Chayote, ein Kürbisgewächs, das sie selbst anbaut.
Der Bodensee ist mehr als nur ein Gewässer - er ist Lebensader, Naturparadies und Sehnsuchtsort zugleich. Als bedeutendster Trinkwasserspeicher Europas versorgt er über vier Millionen Menschen. Gleichzeitig ist er ein kostbarer Lebensraum für gefährdete Tier- und Pflanzenarten und ein kultureller Schnittpunkt zwischen Deutschland, Österreich und der Schweiz. Die Dokumentation nimmt uns mit auf eine Reise rund um den See - von der Gemüseinsel Reichenau, wo nachhaltiger Anbau betrieben wird, bis zu Rettungsaktionen für den vom Aussterben bedrohten Kiebitz. In den Weinbergen des Hohentwiel verbindet eine Winzerfamilie kulinarischen Genuss mit regionalem Engagement, während ein Koch sich für den Erhalt der Fischerei einsetzt - ein Berufszweig, der durch schwindende Bestände bedroht ist. Wissenschaftler des Instituts für Seenforschung analysieren die Wasserqualität, um dem Rückgang auf den Grund zu gehen. Doch nicht nur an Land, auch unter Wasser birgt der See Geheimnisse: Taucher erkunden das Wrack des Raddampfers "Jura", und in einem Buchenwald in Salem leben überraschend Berberaffen, die sich in der klimatisch milden Region wohlfühlen. "Ein Sommer am Bodensee" ist eine stimmungsvolle Dokumentation, die den Bodensee über und unter Wasser aus der Perspektive der Menschen zeigt, die hier leben - mit viel Liebe zur Natur, Tradition und Genuss.
Der Pembrokeshire-Coast-Nationalpark im Süden von Wales ist einer von 15 Nationalparks in Großbritannien. Er ist der einzige Park, der überwiegend an der Küste liegt. Der 299 Kilometer lange Coast Path führt entlang des Steilufers und bietet atemberaubende Ausblicke auf die zerklüftete Küstenlinie, auf Sandstrände und vorgelagerte Inseln. Der Nationalpark beherbergt eines von insgesamt nur drei Meeresnaturschutzgebieten im Vereinigten Königreich. Fischerei vor der Küste wird überwiegend nachhaltig betrieben. Auch die Vogelschutzinsel Skomer Island ist Teil des Parks. Große Brutkolonien von Seevögeln finden in ihren Felsen zahllose Nistmöglichkeiten, darunter Trottellummen und die als gefährdet eingestuften Papageitaucher. Im Herbst werden Pembrokeshires Strände von Tausenden Kegelrobben als geschütztes Refugium für die Geburt ihres Nachwuchses aufgesucht. Im Norden bietet der Nationalpark überdies eine äußerst vielseitige Marsch- und Flusslandschaft mit Salz- und Süßwasserwiesen - und damit weiteren Lebensraum für viele seltene und gefährdete Säugetier- und Vogelarten. Die Reihe "Wildes Großbritannien" porträtiert die Nationalparks der britischen Insel und zeigt Menschen, die im Einklang mit der Natur leben und sich leidenschaftlich um sie kümmern. Sie alle verbindet der Wille, die fragilen Ökosysteme zu schützen - im Pembrokeshire-Nationalpark zum Beispiel als Rangerin, Fischer, Robbenretterin oder Vogelkundlerin.
Die auf vielen Sendern vorgenommene strikte Trennung von Politik- und Kulturnachrichten wird hier aufgehoben. Es werden Schnittpunkte aus beiden Bereichen präsentiert und Zusammenhänge dargestellt.
Mallorca ist ein Traumziel für Millionen von Touristen. Doch viele Mallorquiner können sich die Mieten hier nicht mehr leisten. Die 60-jährige Begona, eine Parkplatzkontrolleurin, lebt zusammen mit ihrem Sohn Hector, der als Kellner arbeitet, in einem Wohnwagen in Palma. Trotz ihrer Jobs reicht ihr gemeinsames Einkommen von 2.500 Euro nicht, um eine Wohnung zu finden. Christofer, ein 22-jähriger Medizinstudent, wohnt in einem stickigen Kellerraum in Palma und zahlt dafür 600 Euro im Monat. Die Bedingungen sind katastrophal: Defekte Abwasserpumpen verursachen Gestank, regelmäßig fällt der Strom aus. Ihre Situationen sind nur zwei von vielen Beispielen für die Wohnungsnot auf Mallorca.
Am 3. April 2016 wird Nazanin Zaghari-Ratcliffe am Flughafen von Teheran verhaftet, als sie gerade nach London reisen will. Die iranisch-britische Staatsbürgerin wird in einem Scheinprozess der Spionage angeklagt und zu mehreren Jahren Gefängnis verurteilt. Als ihr Ehemann Richard Ratcliffe für ihre Freilassung kämpft, erkennt er schnell, dass Nazanin nur eine Figur auf dem Spielfeld der berüchtigten und allmächtigen Revolutionsgarde ist. Die Organisation wurde im Zuge der Islamischen Revolution 1979 gegründet und untersteht der direkten Kontrolle des Obersten Führers. Innerhalb weniger Jahrzehnte wurde die Garde zu einer allgegenwärtigen ökonomischen, politischen und militärischen Macht. Anfangs bestand sie nur aus wenigen Tausend Mann, die im Ersten Golfkrieg an der Front gegen den Irak kämpften. Dann errichtete die Revolutionsgarde ein wahres Imperium: Zunächst kontrollierte sie die Waffenindustrie sowie die Raketen- und Atomprogramme. Als sie bereits den Bausektor beherrschte, profitierte sie vom Abzug ausländischer Unternehmen im Zuge zahlreicher internationaler Sanktionen und weitete ihren Einfluss auf Bereiche wie Gesundheit, Tourismus, Medien und Energie aus. Im Iran liegt eines der größten Erdgas- und Erdölvorkommen der Welt. Revolutionsgardisten - durchaus vergleichbar mit Oligarchen - wurden zu Bürgermeistern und Abgeordneten, 2005 wurde mit Mahmud Ahmadineschad einer von ihnen sogar zum Präsidenten gewählt. Nach wie vor kämpfen sie gegen die Öffnung des Landes, um ihre Macht zu erhalten. Dabei nehmen sie auch ein Kräftemessen mit dem Westen in Kauf und nutzen alle Mittel, um jeglichen Widerstand zu brechen. Der im Exil lebende iranische Dissident Ruhollah Zam musste für seinen Kampf gegen die Unterdrückung mit seinem Leben bezahlen. Die Revolutionsgarde im Irak - wo sie ebenfalls beträchtlichen Einfluss hat - hatte ihn dort in eine Falle gelockt.
Im Herbst 2019 wird der im französischen Exil lebende iranische Oppositionelle Ruhollah Zam von der iranischen Revolutionsgarde im Irak in eine Falle gelockt. Er wird in den Iran ausgeliefert und dort verhaftet. Sein Schicksal zeigt die brutalen Methoden einer Organisation, die ihren Einfluss über die iranischen Grenzen hinaus ausgeweitet hat. Von bewaffneten Gruppen im Irak und in Syrien über die Huthi im Jemen bis zur Hisbollah im Libanon und zur Hamas im Gazastreifen: Die Revolutionsgarde errichtete in der instabilen Region ein Netzwerk aus Milizen, die sie mit Waffen und Geld versorgt. Mit dieser asymmetrischen Kriegsführung bekämpft sie ihre Gegner in der Region - US-amerikanische und israelische Truppen - fernab von iranischen Grenzen, ohne einen direkten Konflikt zu riskieren. Als Gegenreaktion versucht der Westen, die Revolutionsgarde aus dem globalen Finanzsystem zu drängen. So setzten die USA die Organisation auf ihre Terrorliste, verhängten besonders schwere Sanktionen gegen den Iran und zielten mit einem Erdölembargo auf den wertvollsten Rohstoff des Landes ab. Diese zweite Folge der Dokumentation zeigt, wie es der Revolutionsgarde durch ein komplexes System von Umgehungsstrategien dennoch gelingt, ihr Erdöl dennoch weltweit zu verkaufen und jedes Jahr Milliarden Dollar einzunehmen. Mit diesen Schattengeschäften gelang es der Revolutionsgarde, ihr Milizennetzwerk im Ausland zu finanzieren und ihre Stellung in der Region zu stärken; zumindest bis zum 7. Oktober 2023. Die Unterstützung der Milizen birgt auch Risiken: Einen Krieg auszulösen, den die Revolutionsgarde immer vermeiden wollte.
Seine Schlagkraft hat er zuletzt bei den Angriffen auf den Iran unter Beweis gestellt: Israels Mossad gilt als bestinformierter Geheimdienst der Welt und operativer Arm der Regierung. Nach dem Holocaust und der Staatsgründung Israels wurde er als ziviler Auslandsgeheimdienst geboren: Die Organisation sollte so stark und effektiv sein, dass sie nicht nur den Staat Israel, sondern auch die weltweite jüdische Diaspora zu schützen in der Lage sein sollte. Inzwischen hat der Mossad sich zu einem so mächtigen und sagenumwobenen Geheimdienst entwickelt, dass es kaum möglich ist, Realität von Fiktion zu trennen. Der Dokumentarfilm gewährt einen tiefen Blick ins Innere des Mossad, um herauszufinden, wo der Mythos endet und die Wirklichkeit beginnt. Erstmals haben sich hochrangige Agenten bereiterklärt, vor die Kamera zu treten. Der Dokumentarfilm taucht ein in ihre Gefühlswelten, schildert das persönliche Erleben und die moralischen Dilemmata, die sich aus der Arbeit beim Mossad ergeben. Es ist das intime Porträt eines Lebens entstanden, das sich in Schattenwelten abspielt, ganz und gar im Dienst einer Mission steht und von dem die Öffentlichkeit in der Regel nur erfährt, wenn etwas schiefgegangen ist. Packende Interviews führen durch die Geschichte Israels und erzählen von berüchtigten Operationen höchster Geheimhaltungsstufe. Bis heute relevante geschichtliche Ereignisse wie der Eichmann-Prozess, die Islamische Revolution oder der Krieg im Libanon erscheinen in einem neuen Licht. Am Ende lässt sich erahnen, zu welchem Anteil die Weltgeschichte von Geheimagenten mitgeschrieben wird.
April 1992: Der Bosnienkrieg bricht aus. Der ethnische Konflikt zwischen Serben und muslimischen Bosniern eskaliert. Die damals neunjährige Alisa lebt in der bosnisch-muslimischen Kleinstadt Srebrenica. Ihre Eltern - der Vater ist Bosnier, die Mutter Serbin - bringen sie in Sicherheit zu den Großeltern ins serbische Ljubovija und kehren ohne die Tochter zurück nach Srebrenica. Bis Kriegsende wird Alisa kaum Kontakt zu ihren Eltern haben. Srebrenica wird bald darauf zu einer von der UN geschützten bosnisch-muslimischen Enklave. Alisas Vater Sejfo, ein Hobby-Filmemacher, dreht in dieser Zeit für seine evakuierte Tochter einen vierstündigen Film. Dieser fängt den Alltag im Krieg sowie die Ängste und Hoffnungen der Menschen in Srebrenica ein. Im Sommer 1995 wird die Enklave von Ratko Mladics Truppen eingenommen. Sie ermorden über 8.000 muslimische Männer in wenigen Tagen. Sejfo ist einer von ihnen. Fast 30 Jahre später fährt Alisa zurück nach Serbien und Bosnien, um die Geschichte ihrer vom Krieg gezeichneten Familie zu verstehen. Sie macht Verwandte und Freunde ihres Vaters ausfindig, die auf dem Tape zu sehen sind und den Genozid von Srebrenica überlebt haben. Sie will die letzten Monate im Leben ihres Vaters verstehen und sie will wissen, was in der Enklave zwischen 1993 und 1995 geschah. Glaubten die Menschen, in Sicherheit zu sein? "Das Srebrenica Tape" ist die intime Spurensuche einer Frau, deren Leben durch eines der größten Verbrechen gegen die Menschlichkeit im modernen Europa für immer verändert wurde.
50 Rollen 8- und 16mm-Filmmaterial bildeten den Ausgangspunkt für Nuria Giménez' Film. Es sind Amateurfilme, die ihr eigener Großvater Frank A. Lorang gemeinsam mit seiner Ehefrau Ilse G. Ringier drehte und die die Regisseurin 2011 nach dem Tod des Großvaters fand. Knapp 30 Stunden unglaubliche Aufnahmen, die er in den 40er, 50er und 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts gedreht hatte. Fasziniert von dem Material, hatte Giménez die Idee, dieses Erbe mit der Geschichte eines ganz anderen, rein fiktiven Paares zu verflechten - Vivian und Léon Barrett.Vivian und Léon Barrett sind ein Schweizer Ehepaar auf dem Weg nach oben. Die Bilder, die sie zeigen, stammen offensichtlich von Léon selbst, der mit Vorliebe seine Frau filmt und all die bürgerlichen Abenteuer, die sie erleben: Stierkämpfe in Spanien, Sommerurlaube auf Mallorca, Skiferien in den Alpen und ein Besuch des 24-Stunden-Rennens von Le Mans, wo sich der bisher schwerste Unfall in der Geschichte des Motorsports ereignet und die beiden, wie es im Film heißt, nachhaltig traumatisiert.Sonst aber läuft es gut in ihrem Leben: Léon legt dank der Entwicklung eines Antidepressivums eine steile Karriere in der boomenden Pharmabranche hin; seine Frau Vivian begleitet ihn auf all seinen Reisen und hält die Eindrücke in einem Tagebuch fest, das durchzogen ist von den Weisheiten und Sinnsprüchen eines (erfundenen) Gurus namens Paravadin Kanvar Kharjappali. Einer seiner Sätze ist zum Motto und Leitmotiv dieses Filmes avanciert: "Lügen sind nur ein anderer Weg, die Wahrheit zu sagen."
Die Alpen mit ihren verschneiten Gipfeln, tiefen Talschluchten und weiten Wäldern bieten dem Steinadler einen idealen Lebensraum. Auf halber Höhe einer beeindruckenden Steilwand kämpfen in einer kleinen Felsnische zwei kleine flaumige Küken ums Überleben. Nur eines wird fliegen und jagen lernen. Im unendlichen Raum zwischen Himmel und Erde folgt die Kamera dem jungen Steinadler sein erstes Lebensjahr lang: von der elterlichen Fürsorge bis zum Ausfliegen, den ersten Beutezügen - und schließlich der schwierigen Suche nach einem eigenen Revier.
Die letzte Folge der Reihe schaut auf das 20. Jahrhundert zurück, in dem der Glaube an Fortschritt und Technik die Wahrnehmung der Natur in den Hintergrund treten lässt. Mit dem Atombombenabwurf auf Hiroshima erleben die Menschen eine schreckliche Zäsur. Sie sind fortan in der Lage, Zerstörungskräfte zu entfesseln, die größer sein können als die stärksten Naturkatastrophen. Der Glaube an den immerwährenden "Fortschritt" der Menschheit beginnt zu wanken, und mit der Umweltbewegung nimmt die Wertschätzung der Natur wieder zu, aber auch die Wahrnehmung ihrer Gefährdung. Der Film fragt nach der künftigen Rolle der "Natur" im Zeitalter des Anthropozäns, in dem der menschliche Einfluss selbst in den abgelegensten Regionen der Erde nachweisbar ist. Die Filmemacher treffen den chinesischen Künstler Yang Yongliang in New York, der mit seiner digitalen Kunst Fragen nach der Zukunft der Städte aufwirft. Außerdem zeigt der Film das faszinierende Werk der Fotografin Margaret Bourke-White, die in den 1930er Jahren in der Sowjetunion die rapide Industrialisierung dokumentiert hat. Die Landschaftskünstler Philippa Jones und Martin Hill werden mit der Kamera begleitet, wie sie in Neuseeland eine neue Skulptur erschaffen. Von Beginn der Menschheitsgeschichte an haben Künstler unser Verhältnis zur Natur nicht nur reflektiert, sondern auch entscheidend mitgestaltet. Kunst war maßgeblich daran beteiligt, die Geheimnisse der Natur zu entdecken und ihre Schönheit wertzuschätzen. Auch in einer Zeit, in der unser Leben auf dem Planeten in Frage steht, versuchen Künstler unser Verhältnis zur Natur immer wieder neu auszuloten.
Das Kulturmagazin des Senders ARTE wird täglich aus Paris gesendet. Aktuelle Themen aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Gesellschaft stehen im Zentrum der Sendung und werden versiert unter die Lupe genommen.