Die auf vielen Sendern vorgenommene strikte Trennung von Politik- und Kulturnachrichten wird hier aufgehoben. Es werden Schnittpunkte aus beiden Bereichen präsentiert und Zusammenhänge dargestellt.
Was Europa bewegt
Im Jahr 2003 überraschte der israelische Ministerpräsident Ariel Scharon die internationale Gemeinschaft mit seiner Entscheidung, die israelische Armee und die Siedler aus dem Gazastreifen abzuziehen. Doch schon der Abzug selbst verlief dramatisch und mündete im unerwarteten Wahlsieg der Hamas, die daraufhin die Kontrolle über den Gazastreifen übernahm. Die Anführer beider Lager und ihre wichtigsten Berater beschreiben die diplomatischen Spannungen im Vorfeld von Scharons Abzugsplan sowie ihre Bemühungen zur Schadensbegrenzung. Im Jahr 2009 stritten sich die gerade ins Amt gekommenen Staatsoberhäupter Benjamin Netanjahu und Barack Obama auch über den Umgang mit dem Nahostkonflikt. Ehemalige israelische, amerikanische und palästinensische Regierungsvertreter erzählen, wie Obama Netanjahu unter Druck setzte, um der Besiedlung palästinensischer Gebiete Einhalt zu gebieten. Die damalige US-Außenministerin Hillary Clinton schildert, wie es ihr gelang, Netanjahu und den Palästinenserführer Mahmud Abbas an den Verhandlungstisch zu bringen, um ein nachhaltiges Friedensabkommen zu erwirken. Der Gipfel scheiterte jedoch kläglich, die beiden trafen sich danach nie wieder. Hamas-Führer und israelische Staatsbedienstete berichten, wie Netanjahu einen bemerkenswerten Vertrag mit der Hamas aushandelte: den Austausch einer israelischen Geisel gegen mehr als 1.000 palästinensische Gefangene - darunter der Mann, der später den Terroranschlag vom 7. Oktober 2023 planen sollte. Neben den ehemaligen US-Außenministerinnen Condoleezza Rice und Hillary Clinton kommen der ehemalige israelische Ministerpräsident Ehud Olmert, Ariel Scharons engster Berater Dov Weissglas sowie hochrangige Palästinenservertreter, darunter Präsident Abbas' Bürochef Rafik al-Husseini, zu Wort. Befragt wurden zudem die Hamas-Chefs Khaled Mashal und Ismail Haniyeh, wobei letzterer nur einen Monat nach dem Gespräch bei einem israelischen Anschlag ums Leben kam.
2015 versuchte US-Außenminister John Kerry vergeblich, Palästinenserführer Mahmud Abbas und den Ministerpräsidenten Israels, Benjamin Netanjahu, an den Verhandlungstisch zurückzuholen. Die Gewalt entbrannte erneut. Die Hamas nutzte ihr Tunnelsystem, um nach Israel einzudringen; Netanjahu konterte mit einer großangelegten Bodenoffensive im Gazastreifen und dem Bau einer über eine Milliarde US-Dollar teuren unterirdischen Mauer entlang der Grenze zum Gazastreifen. Als Donald Trump 2017 erstmals zum US-Präsidenten gewählt wurde, änderte sich die Nahostpolitik: Trump erkannte Jerusalem als Hauptstadt Israels an und verlegte die US-Botschaft dorthin. Er organisierte Verhandlungsgespräche mit Israel - ohne die Palästinenser. Mit Rückendeckung aus Washington handelte Netanjahu Allianzen mit arabischen Ländern aus, die Israel bis dato nicht anerkannt hatten. Er hoffte nach wie vor, die Hamas im Gazastreifen in Schach halten zu können. Hochrangige Funktionäre schildern aus heutiger Sicht, wie die Initiativen von Trump und Netanjahu den Hass weiter schürten - bis zum für alle Seiten überraschenden Terroranschlag der Hamas am 7. Oktober 2023. Zu Wort kommen der ehemalige US-Außenminister John Kerry, Trumps Botschafter in Israel David Friedman, Trumps Nahost-Sondergesandter Jason Greenblatt, die israelischen Berater für innere Sicherheit Jacob Nagel und Eyal Hulata sowie hochrangige Palästinenservertreter, darunter die Hamas-Chefs Khaled Mashal und Ismail Haniyeh.
Die Militäroffensive, die Israel im September 2024 gegen die Hisbollah im Libanon startete, wurde mit dem Ziel der "Enthauptung" der schiitischen Miliz erklärt. Die Hisbollah hatte zuvor, nur einen Tag nach dem Terrorangriff vom 7. Oktober 2023, ihre Unterstützung der Hamas bekundet. Der Krieg begann mit dem Einsatz von Präzisionsraketen und sogenannten bunkerbrechenden Bomben, die ganze Wohnhäuser zerstören können. Im Südlibanon ging die israelische Militäroffensive am Boden weiter: Mit dem Ziel der Vernichtung von Waffenverstecken und Tunneln der Hisbollah zerstörten israelische Streitkräfte ganze Dörfer. Diese Strategie wurde bereits im vorherigen Konflikt zwischen Israel und der Hisbollah im Jahr 2006 angewandt. Damals hatten die Israelis einen Teil des im Süden von Beirut gelegenen Vororts Dahieh zerstört, einer Hochburg der Hisbollah. Obwohl diese sogenannte Dahieh-Doktrin gegen das Kriegsrecht verstößt, wendete Israel sie wieder an. Über den militärischen Sieg hinaus beleuchtet der Dokumentarfilm die Folgen dieser "Strategie der verbrannten Erde", die das Risiko birgt, dass die nächste Generation wieder zu den Waffen greift. Während Israel auf sein Recht auf Selbstverteidigung besteht, wird die Frage nach der Missachtung humanitärer Standards durch die israelische Armee immer lauter. Anhand von Berichten betroffener Libanesen und Israelis beiderseits der Grenze sowie Einschätzungen von Kriegsrechtsexperten analysiert der Film die Strategie der israelischen Armee.
Fida wurde 1975, im Jahr des Ausbruchs des libanesischen Bürgerkriegs, in Beirut geboren. Als Kind litt sie weniger unter den Bomben, die sie daran hinderten, in die Schule zu gehen, als unter der Erklärungsnot angesichts der Absurdität des Krieges. Warum bekämpften sich die Menschen dies- und jenseits dieser grünen Linie, die Beirut zweiteilte? In Begleitung der Filmemacherin Sylvie Ballyot kehrt Fida in den Libanon zurück, um diese Frage für sich zu beantworten. Mit Miniaturfiguren setzt sie in nachgestellten Szenen ihre lückenhaften Erinnerungen zusammen. Sie trifft ehemalige Kämpfer von beiden Seiten der grünen Linie und vergleicht deren Narrativ mit ihrem eigenen Bild. Einer der Kämpfer erklärt ohne Reue, er habe keine andere Wahl gehabt als zu töten. Ein anderer hinterfragt die Gründe, die ihn damals bewogen, der Miliz beizutreten und ihr sein Leben zu opfern. Ein Dritter erzählt voller Emotionen, wie er als Kind aus armen Verhältnissen diskriminiert worden sei, und sich Krieg und Kommunismus verschrieben habe in der Hoffnung, die Welt zu verändern. Ein weiterer bekräftigt voller Stolz, dass er trotz des Blutvergießens und der vielen Toten jeden Abend gefeiert habe. Fida hört ihnen zu und bietet Paroli. Doch ihre Gegenrede wirkt weder verurteilend noch anschuldigend. Sie will verstehen, wie man 15 Jahre lang andere Menschen töten kann, ohne jemals unter Gewissensbissen zu leiden oder Selbstzweifel aufkommen zu lassen. Im Gespräch mit diesen Tätern und ehemaligen Kriegsverbrechern streift Fida allmählich ihre kindliche Sichtweise ab und positioniert sich als erwachsene Frau, die sich die Frage stellt: Wie hätte ich an ihrer Stelle gehandelt? Die Spuren, die der Krieg in Fidas Körper hinterließ, stehen für die Narben, die den Libanon bis heute zeichnen. Die persönliche Auseinandersetzung mit dem damaligen Krieg ist zugleich eine Reflexion über die Spuren, die aktuelle Kriege bei den Menschen hinterlassen.
Anfang der 1980er Jahre beginnt in Frankreich mit der Wahl des Sozialisten François Mitterrand zum Präsidenten eine neue Ära. Die Brüder Philippe und Jérôme leben irgendwo in der französischen Provinz und betreiben mit großer Leidenschaft ein Piraten-Radio, das Post-Punk und New Wave spielt. Der ältere Bruder Jérôme ist der Lebemann-Moderator, während Philippe sich der Technik widmet und nebenbei neue Musik durch Samples kreiert. Seine Musikerträume werden jäh unterbrochen, als er zum Wehrdienst einberufen wird. Der Wehrdienst bringt Philippe in den französischen Sektor von West-Berlin, wo er überraschenderweise die Möglichkeit bekommt, Einblicke in den britischen Auslandssender zu gewinnen und auf Punkpartys in Ost-Berlin zu gehen. Philippe blüht auf, während es seinem Bruder Jérôme zunehmend schlechter geht. Und dann ist da noch Marianne, mit der beide Brüder ausgehen wollen. Vincent Maël Cardona gelingt es in seinem pulsierenden Debüt, die besondere Stimmung der Zeit einzufangen: die Mischung aus Melancholie und Resignation auf der einen und überschwänglicher Lebensenergie und Kreativität auf der anderen Seite. Mit einem tollen Soundtrack von Joy Division, The Undertones, Iggy Pop und weiteren ist "Die Magnetischen" eine nostalgische Ode an die Zeiten, als Radio und Kassetten der Puls der Musik waren, die vom Kopfhörer direkt ins Herz ging.
Das Bild zeigt in Flammen stehende Palmen beim Megafeuer Anfang 2025 in Los Angeles. Früher symbolisierten diese Bäume den kalifornischen "Way of Life", heute stehen sie für die Verwüstungen der Klimakatastrophe.
Das Kulturmagazin des Senders ARTE wird täglich aus Paris gesendet. Aktuelle Themen aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Gesellschaft stehen im Zentrum der Sendung und werden versiert unter die Lupe genommen.