Kopenhagen gilt als El Dorado zeitgenössischer Architektur und nachhaltiger Stadtentwicklung. Zugleich landet die dänische Hauptstadt regelmäßig unter den Top 3 der lebenswertesten Städte der Welt. Sie gilt nicht zuletzt als Vorbild für umweltfreundliche Stadtentwicklung. Architekten wie Bjarke Ingels propagieren das Prinzip "hedonistischer Nachhaltigkeit", wonach ökologische Lösungen gleichzeitig Freude bereiten sollten. Projekte wie "Islands Brygge", ein Freibad im ehemaligen Industriehafen, demonstrieren, wie nachhaltige Ideen angenommen und langfristig erhalten werden, wenn sie das Leben der Menschen bereichern. Auch der Umbau des Stadtviertels Nordhavn steht für die dänische Herangehensweise: Bestehende Strukturen werden möglichst erhalten und neue Quartiere entstehen mit starkem Bezug zur umgebenden Natur. Anders Lendager treibt die Kreislaufwirtschaft voran, indem er Abfallmaterialien für neue Gebäude nutzt, wie in den "Upcycle Studios". Die Initiative "Reduction Roadmap" will die Emissionen der Bauindustrie drastisch senken. Sie liefert konkrete Vorgaben und Handlungsanleitungen für nachhaltiges Bauen. Die Hälfte der Parkplätze in der Altstadt wurde abgeschafft, um mehr Raum für Menschen zu schaffen. Fahrradfahren ist die bevorzugte Fortbewegungsart. Dänemark verbindet Klimaschutz mit hoher Lebensqualität. Nachhaltigkeit wird nicht als Verzicht, sondern als Gewinn betrachtet. Darin besteht der entscheidende Unterschied bei der dänischen Stadtplanung im Vergleich zu der von anderen Ländern.
Nach drei Wochen auf hoher See erreicht der Katamaran "Nomade des Mers" endlich Brasilien. Die Hühner haben die lange Überfahrt prima überstanden, und in der Kajüte wuchern die Pflanzen. Aber Corentin, Pierre-Alain und Elaine sind erschöpft. Außerdem wollen sie mal etwas anderes essen als Eier, Würmer und Salat. Sie legen in Recife im Norden des Landes an und quartieren sich für einige Tage im Öko-Schulungszentrum Serta ein. Hier werden einfache Lowtech-Lösungen für existenzielle Probleme wie den Zugang zu Wasser oder Energie angeboten. Der Garten des Zentrums ist eine wahre Lowtech-Fundgrube. Roberto Ferrera und andere Lehrer zeigen den dreien ihre selbst entworfenen Schätze: Solaröfen, Wasserpumpen, eine Obstdarre und sogar eine Biogasanlage, mit der aus Kuhfladen Gas und Biodünger gewonnen werden. Überhaupt gibt es bei Serta viel zu lernen, die Crew möchte ihren Katamaran weiter verbessern, bevor es wieder auf See hinausgeht. Vor allem von der Biogasanlage sind sie angetan und wollen sie für den Katamaran nachbauen. Außerdem besuchen sie den Bauernhof von Fernando. Er hat bei Serta gelernt, den trockenen Boden profitabel zu bewirtschaften. Nun ist sein Betrieb ein Vorzeigehof für die Bauern der Region geworden.
Nachdem der Katamaran "Nomade des Mers" die Küste Brasiliens entlanggesegelt ist, legt die Besatzung einen kurzen Halt in Rio de Janeiro ein. Die Stadt ist bekannt für Copacabana und Zuckerhut, aber auch für ihre Favelas. Über Missstände bei der Müllentsorgung wird dagegen wenig gesprochen. Wie aber soll man der Unmengen an Plastik Herr werden, die täglich an einem der schönsten Strände der Welt landen? Die Brasilianer nehmen ihr Schicksal selbst in die Hand. Sogar in den Schulen ist das Thema bereits angekommen: Hier gibt es gezielten Unterricht in Sachen Umweltbewusstsein. Die Crew trifft Alex Grael, den Gründer eines Projekts, das junge Leute aus den Favelas für den Umweltschutz sensibilisiert. Angesichts der wachsenden Umweltverschmutzung engagieren sich immer mehr Brasilianer für müllfreie Strände und beseitigen den Müll, der sich an den Stränden angesammelt hat. Der Designer Bruno Temer zeigt Corentin seine selbst erfundene Maschine, mit der er Plastikmüll in Souvenirs verwandelt. Aus lästigem Abfall entstehen so kleine Figuren. Das hat die Crew zu einem Recycling-Experiment motiviert: Sie möchten alte Waschmittelflaschen in Flügel für ihr Windrad verwandeln.
"Früher habe ich mich nie für Bücher interessiert, aber seit es die Bibliothek gibt, lese ich gern!", gibt ein Müllmann unumwunden zu und meint damit jene Ausleihstation, die er und seine Kollegen seit einigen Jahren auf dem firmeneigenen Betriebshof betreiben. Angefangen hatte alles vor zwei Jahren, als die Männer begannen, für den Abfall bestimmte, jedoch gut erhaltene Bücher auszusortieren und aufzubewahren. Tausende von Büchern kamen so über die Zeit zusammen, bis speziell vom Unternehmen abgestellte Archivare begannen, die Werke zu sortieren und zu kategorisieren. Die so eingerichtete Bibliothek sollte ursprünglich nur den Müllmännern zu einem kostengünstigen Freizeitvergnügen verhelfen. Allerdings wurde es schnell zu einem großen Erfolg, so dass der Müllhof seine Tore auch anderen Interessierten öffnete. Seitdem kommen regelmäßig sogar Schulklassen, um zwischen Harry Potter und Biografien des türkischen Staatsgründers Atatürk nach neuem Lesestoff zu suchen. Mittlerweile haben sich so viele Werke angesammelt, dass das Unternehmen einen eigenen Bücherbus baut, mit dem die Angestellten über die Dörfer fahren wollen, um den dortigen Bewohnern die Chance auf neue Lektüre zu geben. Mit derartigen Aktionen hat sich das Müllunternehmen einen guten Ruf in Ankara erarbeitet, einer Stadt, die in Hinsicht Modernität und landesweiter Beliebtheit immer noch weit hinter dem hippen Istanbul rangiert. Die Menschen hier fühlen sich ihren Traditionen verpflichtet, zu denen besonders die Taubenzucht gehört. Auch viele Müllmänner frönen dieser Leidenschaft und wetteifern darum, welche der Tauben schöner, gewandter oder schneller ist. Damit sind sie der Beweis, dass sich Tradition und Moderne nicht ausschließen müssen und man das Beste von beiden Seiten übernehmen kann.
Dieses Nachrichtenformat richtet sich speziell an Kinder und Jugendliche und behandelt, nach dem Vorbild von Nachrichtensendungen für Erwachsene, unterschiedliche Themen aus Europa und der gesamten Welt.
(1): Puerto-ricanischer Geschmack made in Chicago: Der Jibarito (2): Nostalgiegeschmack: Amy, eine Pariserin aus Chicago (3): Ran an die Töpfe!
(1): Korsika: Der Geist von Leonor Fini (2): Kolumbien: Joropo, Musik der Cowboys (3): Finnland: Saris Lachssuppe mit Sahne (4): Vermont: Der Schneeflocke auf der Spur
(1): Schottland: Peter Pans Nimmerland (2): Paris: Ägyptens zweite Hauptstadt (3): Griechenland: Vassilis' gefüllte Auberginen (4): New York: Die ersten Elektroautos
Von den eisigen Weiten der Arktis bis zu den glühenden Stränden des Mittelmeers, von winzigen Einzellern bis zum majestätischen Eisbären - Europas Meere sind ein Reich der Kontraste. Der Film offenbart, wie sich die Bewohner von Europas Küsten an die extremen Bedingungen ihres vielfältigen Lebensraums angepasst haben. Am Polarkreis durchstreift eine Eisbärenmutter die Eisschollen auf der Suche nach Robben. Doch der Klimawandel setzt der mächtigen Jägerin zu: Jedes Jahr schmilzt das Meereis schneller, und die Bärin muss immer größere Entfernungen zurücklegen, um Nahrung für sich und ihre Jungen zu finden. So unbarmherzig die Natur auch sein kann, so rätselhaft ist sie. An der Küste Irlands taucht die Nacht das Meer in ein magisches blaues Licht. Milliarden winziger Organismen sorgen für fantastisches Meeresleuchten, während unter Wasser neonfarbene Anemonen mit ihren Tentakeln Opfer in die Falle locken. Ähnlich farbenfroh präsentiert sich der Süden Frankreichs, wo rosa Flamingos in ebenso rosafarbenen Salzseen ihren Nachwuchs großziehen. Unterdessen spielen sich in Norwegens Fjorden gewaltige Jagdszenen ab. Orcas treiben riesige Heringsschwärme an die Wasseroberfläche, um sie mit einem Schwanzschlag zu betäuben, und finden in Buckelwalen unerwartete Verbündete. An der Nordseeküste entfaltet sich ein weiteres Naturwunder: das Wattenmeer, das größte Wattsystem der Welt. Geformt durch die dynamischen Kräfte von Ebbe und Flut, beeinflusst vom Mond, ist diese Landschaft ständig im Wandel. Für Millionen Zugvögel ist das Wattenmeer ein unverzichtbarer Rastplatz.
Europas Wälder sind voller Geheimnisse, umrankt von Mythen und Legenden - und die Heimat gefährlicher Jäger. Der Film taucht ein in eine magische Welt, von der Taiga im hohen Norden bis zu den Nebelwäldern im Süden, und zeigt uns Europas Wälder, wie man sie noch nie gesehen hat. Lautlos jagt ein Bartkauz auf der Suche nach Beute über die schneebedeckte Landschaft. Mit seinem scharfen Gehör nimmt er wahr, dass sich tief im Schnee eine Maus versteckt. Um im winterlichen Wald genug Nahrung zu finden, braucht es besondere Fähigkeiten. Auch das größte Landraubtier Europas, der Braunbär, erwacht hungrig aus seinem Winterschlaf und sieht sich einem Rudel Wölfe gegenüber, die erbittert um die wenige Nahrung konkurrieren, die der Winter ihnen bietet. Doch Wald ist nicht gleich Wald. Europa bietet viele unterschiedliche Lebensräume für Waldbewohner. Die Wälder auf der Iberischen Halbinsel sind an extreme Hitze gewöhnt, doch Brände stellen eine immer größere Bedrohung dar. Auch nach diesen Feuern regenerieren sich die Wälder und werden zum Lebensraum für einzigartige Tiere wie die Ginsterkatze. Diese wird eins mit der nächtlichen Dunkelheit, während sie auf der Suche nach Beute geschickt durch die Bäume streift. Wisente sind zwar Europas größte Landsäuger, leben jedoch in den Urwäldern im Osten Europas gut verborgen. Diese beeindruckenden Tiere, einst in der Wildnis ausgestorben, fressen täglich große Mengen an Pflanzenmaterial und stärken so das Ökosystem, indem sie Lichtungen schaffen und Nährstoffe verbreiten.
Europas Flüsse und Seen gelten als die Lebensadern unseres Kontinents. Wasser, ob in Form von ewigem Eis oder frei fließend in Bächen und Flüssen, spielt eine entscheidende Rolle für das Überleben von Mensch und Tier. Unter der Wasseroberfläche leben hoch spezialisierte Überlebenskünstler und gefährliche Jäger. Welse im französischen Albi haben eine einzigartige Jagdstrategie entwickelt, die den ahnungslosen Tauben der Stadt zum Verhängnis wird. Pelikane im Donaudelta überlassen das Aufspüren ihrer Beute lieber anderen: Kormorane sind geschickte Fischjäger, doch bei den Fressorgien in Europas größtem Feuchtgebiet ist die Beute vor niemandem sicher. Weniger artenreich, dafür umso spezieller sind Estlands Moore. Dem Boden mangelt es nicht an Feuchtigkeit, sondern an Nährstoffen. Einige Bewohner wie der Sonnentau haben besondere Strategien entwickelt, um trotzdem auf ihre Kosten zu kommen. Oft formt das Wasser die Landschaft, in der es sich befindet, wie Islands eiskalte Gletscherflüsse zeigen, die sich ihren Weg durch das Land bahnen. Manchmal sind aber auch die Tiere selbst die Baumeister: Wo Biber Dämme bauen, verändert sich die Natur. So auch in Belgien, wo die Rückkehr der Biber aus einer ehemaligen Industriewüste ein Naturparadies gemacht hat. Während manche Prozesse Jahrzehnte dauern, laufen andere so schnell ab, dass man sie leicht übersieht. An einem Tag schlüpfen in der ungarischen Theiß Millionen von Eintagsfliegen, um in einem Ballett der Lüfte den Wettlauf um die Partnersuche zu gewinnen. Mit Einbruch der Dunkelheit endet ihr kurzes Dasein und nur ihre Nachkommen sind der einzige Beweis ihrer flüchtigen Existenz.
Was Europa bewegt
(1): Kaiseki, japanische Küche mit Zen-Tradition (2): Nostalgiegeschmack: Kyoko, eine Japanerin in Schottland (3): Ran an die Töpfe!
(1): In Rom: Franz Liszt auf dem Weg zur Unsterblichkeit (2): In Pirenópolis: Brasilien lässt die Maske fallen (3): In den USA: Davids mariniertes Grillfleisch (4): In Griechenland: Musik ab!
(1): Marseille: Henri Verneuil, von Armenien nach Frankreich (2): Japan: Land der Gipfelstürmer (3): Schweiz: Claudes Cordon Bleu (4): Großbritannien: Eine explosive Totenfeier
Frankreich, 1922: Die Brüder Jean und Ferdinand Rezeau leben auf einem Château in der Nähe von Angers unter der Obhut ihrer liebevollen Großmutter - bis deren plötzlicher Tod alles verändert. Die Rückkehr der Eltern aus Indochina verwandelt das Anwesen in einen Ort des Schreckens. Mutter Paule, von den Kindern bald "Folcoche" genannt, ein Wortspiel aus "verrückt" und "Schwein", entpuppt sich als tyrannische Matriarchin. Ihre Erziehungsmethoden sind sadistisch: Sie spart am Essen, sticht Jean zur Strafe mit einer Gabel in die Hand und verbannt die Kinder nachts in ungeheizte Dachkammern. Während der jüngste Sohn, der in Indochina geborene Marcel, verwöhnt wird, behandelt sie die beiden älteren wie Feinde im eigenen Haus. Jean reagiert mit trotziger Rebellion - er starrt Folcoche beim Essen herausfordernd an und ritzt die Abkürzung "VF" für "Rache an Folcoche" ("Vengeance à Folcoche") in die Möbel. Ferdinand hingegen erträgt die Demütigungen schweigend und flüchtet sich in Bücher. Als Folcoche Jean fälschlicherweise beschuldigt, ihren Geldbeutel gestohlen zu haben, um ihn in eine Erziehungsanstalt einweisen zu lassen, spitzt sich der Konflikt zu ... Regisseur Philippe de Broca inszeniert die Adaption von Hervé Bazins Roman als klaustrophobisches Psychodrama. Die Kamera fängt die düsteren Gänge des Châteaus und die nebligen Gärten ein, während Catherine Frots Darstellung der Folcoche zwischen eiskalter Berechnung und hysterischer Wut oszilliert. Für Humor sorgt Hervé Bazins Alter Ego Jean, der Rebell, dessen Erzählerstimme den Film begleitet.
Santorin ist die südlichste Inselgruppe der griechischen Kykladen. Alles hier ist außergewöhnlich: die Landschaft mit den steilen Kraterrändern, die weiß getünchten Dörfer mit den blauen Kuppeln, die Unterwasserwelt mit ihrer reichen Fauna und Flora und die Strände mit ihrer besonderen Färbung. Die meisten sind schwarz, manche rot, selten auch weiß. All das verdankt Santorin seiner vulkanischen Entstehungsgeschichte. Denn vor 3.600 Jahren flog hier alles in die Luft. Eine gewaltige Eruption vernichtete alles Leben und schuf die heutige Form Santorins. Und immer noch brodelt der Vulkan - ein Hotspot für Forschende wie Evi Nomikou, die die Aktivitäten des Vulkans wissenschaftlich überwacht. Der Sand der Strände besteht aus vulkanischen Materialien, zermahlen von Wind und Wellen. Im flachen Wasser wachsen Seegraswiesen, ein streng geschütztes, wertvolles Ökosystem. Wie überall auf der Welt ist Müll ein Problem, deshalb haben einheimische Taucher wie Dimitris Kambanos ein Aktionsbündnis gegründet, um die Unterwasserwelt vom Unrat zu befreien. Die vulkanische Asche, die den größten Teil des Landes bedeckt, ist fruchtbar, aber Wassermangel lässt nur Pflanzen zu, die auch Trockenheit aushalten. Eidechsen und Vögel kommen mit der Trockenheit gut zurecht und nutzen die Höhlen im weichen Bimsgestein als Lebensraum.
Sardinien ist die zweitgrößte Insel des Mittelmeers. Der Film erkundet ihre berühmtesten Strände: Vom berühmten rosa Strand "Spiaggia Rosa" bis zu nach "Is Arutas" an der Costa Verde mit seinem seltenen Reiskornsand zeigt die Dokumentation, wie Jahrtausende währende geologische Prozesse sowie Wind und Wasser diese vielfältigen Küstenlandschaften geformt haben. Kein Strand gleicht dem anderen und jeder wird durch seine Umgebung geformt. Doch nicht nur die Schönheit der Strände wird beleuchtet. Die Dokumentation zeigt die Bedrohungen, denen diese Küstenlandschaften ausgesetzt sind: Erosion, Klimawandel und menschliche Einflüsse fordern die Fragilität der Ökosysteme heraus. Durch Interviews mit Menschen, die durch ihre Arbeit mit Sardiniens Stränden eng verbunden sind, erfahren die Zuschauer, welche Maßnahmen ergriffen werden, um diese wertvollen Lebensräume zu schützen und zu erhalten. Neben der ökologischen Perspektive rückt der Film auch die biologische Vielfalt der Strände ins Blickfeld. Sardiniens Strände sind nicht nur beliebte Touristenziele, sondern auch Heimat zahlreicher Tier- und Pflanzenarten. Die Dokumentation zeigt die Bedeutung der Strände als ökologisches System und feiert gleichzeitig ihre vielfältige Schönheit.
In der großen Familie der tierischen Baumeister nehmen die Landschaftsplaner eine Sonderstellung ein. Sie sind die wahren Demiurgen unserer Ökosysteme. Der Mensch in seinem Unwissen hat sie gejagt und beinahe ausgerottet. Da sie oft winzig klein sind, könnte man sie tatsächlich für unwichtig halten. Dabei bauen sie für ihre Größenordnung gigantische Anlagen. Die tierischen Landschaftsplaner sind kleine Architekten mit großer Energie, die nicht nur eine Wohnung für den Eigenbedarf einrichten, sondern die ganze Umwelt umgestalten. Überall, wo sie zugegen sind, verändert sich mit der Zeit die Landschaft und Flora und Fauna erstrahlen in einer verblüffend reichen Artenvielfalt. Jeder Landschaftsplaner hat sein Spezialgebiet. Da gibt es einmal die Bodenexperten. In ariden Regionen legt die Termite mit ihrem Bau überall in der Savanne Oasen der Biodiversität an. In gemäßigteren Zonen produziert ihr Kollege, der Regenwurm, Humus in Form von Kothäufchen - ein unerlässliches Substrat für einen gesunden und lebendigen Boden. Für Bäche, Flüsse und Seen ist der Biber zuständig. Als kompetenter Ingenieur für Wasser- und Forstwirtschaft entwirft er um seinen Bau die Auenlandschaften von morgen. Auf dem Grund der warmen Meere baut die Koralle ihre Festung - ein Sammelpunkt für alles Leben unter Wasser und fester Bestandteil der Tropenlandschaft. Die tierischen Landschaftsplaner zeigen, dass man bei diesem Beruf über den eigenen Tellerrand hinausschauen muss. Die Schönheit einer Landschaft beruht auf ihrer Artenvielfalt und wer sie gestalten will, muss biodivers denken.
Das Streben nach Kultur ist nicht nur eine ausschließliche menschliche Eigenschaft, sondern lässt sich auch im Tierreich beobachten. Einige Vogel- und Säugetierarten sind in der Lage, Wissen über Generationen weiterzugeben und es an Veränderungen ihres natürlichen Lebensraums anzupassen. Unter dem zunehmenden Druck durch den Klimawandel und menschliche Einflüsse zeigen sie eine erstaunliche Fähigkeit, ihr Verhalten zu modifizieren, neue Verhaltensweisen zu entwickeln und clevere Strategien weiterzugeben. Ist diese kulturelle Flexibilität der Schlüssel zum Überleben in einer sich wandelnden Umwelt? Die bemerkenswerte Anpassungsfähigkeit dreier Arten hält eine lehrreiche und zum Teil überraschende Lektion über die Resilienz der Natur bereit. Da der Klimawandel ihren Lebensraum verändert, haben Weißwangengänse ihre Zugroute nach Spitzbergen angepasst. In der Straße von Gibraltar hat sich die kleine Population iberischer Schwertwale bemerkenswert gut an den Schiffsverkehr angepasst. Und in England scheint das enge Zusammenleben der Dohlen mit den Menschen für die Vögel einen strategischen Vorteil zu bieten.
Die auf vielen Sendern vorgenommene strikte Trennung von Politik- und Kulturnachrichten wird hier aufgehoben. Es werden Schnittpunkte aus beiden Bereichen präsentiert und Zusammenhänge dargestellt.
Für Damla Saydam ist der türkische Teppich eine Frage der kulturellen Identität. Doch aus dem einstigen Exportschlager ist ein Nischenprodukt geworden. Selbst in den traditionellen Teppichgeschäften des Istanbuler Großen Basars werden zunehmend maschinell hergestellte Teppiche aus China, Indien oder der Türkei verkauft und die Händler handgewebter Ware bleiben auf ihren Produkten sitzen. Ohne Absatzmarkt lohnt sich das Geschäft für die Weberinnen und Weber nicht mehr. Für Damla ist das eine besorgniserregende Entwicklung: "Wenn niemand mehr weiß, wie man webt und knüpft und keiner mehr die alten Muster kennt, dann endet irgendwann unsere großartige Teppichkultur", sagt die 34-Jährige. Gegen den Trend hat Damla Saydam in Bergama, im Westen der Türkei ein kleines Teppichgeschäft für handgewebte Teppiche eröffnet und baut sich derzeit ein eigenes Netzwerk auf: von den Weberinnen in der Umgebung bis zu den Kunden, die bereit sind, für Naturprodukte und Handwerkskunst einen entsprechenden Preis zu zahlen.
"Lion: Der lange Weg nach Hause" ist eine wahre, bewegende Geschichte über das Überleben und wie wichtig es ist, die Hoffnung nie aufzugeben. Der fünfjährige Saroo geht in einem Zug in Indien verloren. Ohne den Namen seiner Familie oder ihres Wohnorts zu kennen, schlägt er sich wochenlang in den Straßen von Kalkutta durch, bevor er in ein Waisenhaus gebracht und von einem Ehepaar aus Australien adoptiert wird. Dennoch gibt er die Suche nach seinen Wurzeln nicht auf. Der mit Dev Patel und Nicole Kidman hochkarätig besetzte Film wurde 2017 für sechs Oscars nominiert. Indien, 1986: Der kleine Saroo ist fünf Jahre alt und lebt mit seiner Familie im Dorf Khandwa in der Nähe einer Eisenbahnlinie. Gemeinsam mit seinem großen Bruder Guddu stiehlt er Kohle von Güterzügen. Eines Abends sind die beiden Brüder am Bahnhof unterwegs und Guddu versteckt Saroo kurzfristig in einem Zugabteil. Als er nicht rechtzeitig zurückkehrt, ist der kleine Junge eingeschlafen und der Zug hat sich in Bewegung gesetzt. Mehrere Tage fährt Saroo quer durch Indien bis zur Endstation Kalkutta - 1.600 Kilometer von seinem Heimatdorf entfernt. Allein und orientierungslos, der hiesigen Sprache nicht mächtig, landet Saroo im Waisenhaus. Das Ehepaar Sue und John Brierley aus Australien wird auf das Schicksal des Jungen aufmerksam und adoptiert ihn. So wächst Saroo unter der Obhut seiner neuen Eltern in Tasmanien auf. Als junger Mann zieht er 20 Jahre später nach Melbourne, um zu studieren und seinen eigenen Lebensweg zu gehen. In der amerikanischen Studentin Lucy findet er die große Liebe. Doch der Gedanke an seine Herkunft lässt Saroo keine Ruhe. An den Namen seines Geburtsorts kann er sich nicht erinnern. Der Wunsch, ihn ausfindig zu machen, wird zur Obsession. Mit Hilfe der neuen Internet-Anwendung Google Earth gelingt es ihm schließlich, seinem Ziel näher zu kommen. Saroo bleibt keine andere Wahl: Er macht sich auf den langen Weg nach Hause.
Bereits bei seiner Premiere wurde "King Kong und die weiße Frau" als künstlerische und technische Revolution gefeiert. In einer Zeit, in der die Welt allmählich im Chaos versank, hinterfragte der Film schonungslos die Gründungsmythen der Nation. 90 Jahre später sind die großen Themen des Films aktueller denn je: hemmungslose Ausbeutung der Natur, die Rolle und Stellung der Frau, Inkonsequenz und Brutalität des menschlichen Handelns, Entgleisungen der Informations- und Unterhaltungsgesellschaft sowie Rassismus und unbarmherziger Kapitalismus. Basierend auf umfangreichen Recherchen, Interviews und zahlreichen Zeitzeugnissen erzählt die Dokumentation die Entstehungs- und Rezeptionsgeschichte des Films - von der Drehbuchentwicklung über die schwierige Herstellung des Riesengorillas bis hin zu den unglaublich fordernden Dreharbeiten. Beleuchtet werden auch der enorme Publikumserfolg und die historische Bedeutung des Films, der ein Monster zu einer der größten Kinolegenden machte. Anfangs wurde King Kong als Parabel auf alles Wilde und Unzivilisierte, bis hin zum Faschismus, betrachtet. Diese Interpretation griff jedoch zu kurz; im Laufe der Zeit entstanden differenziertere Deutungen. So sehen manche in dem Affen die Personifizierung einer vom Menschen geschundenen Natur, der nichts anderes übrigbleibt, als zurückzuschlagen. In seiner 2005 entstandenen Neuverfilmung des Meisterwerks gibt Peter Jackson dem Gorilla seine Würde zurück und zeigt ihn als melancholische Kreatur, die der Zerstörung ihrer Welt durch das gefräßigste aller Raubtiere zusehen muss. "King Kong und die weiße Frau" - einer der faszinierendsten Leinwandmythen und ein Meilenstein der Filmgeschichte.
Nachdem ihre Mutter in der Eiseskälte im Grenzgebiet zwischen Belarus und Polen ums Leben gekommen ist, muss die 16-jährige Kurdin Runa schnell Verantwortung übernehmen. Sie kümmert sich um ihre vier jüngeren Brüder und ihren hilflosen, depressiven Vater, der in seiner Heimat als Friseur gearbeitet hat. Die Familie kommt traumatisiert in einem Flüchtlingslager an und versucht, in Polen ein neues Leben aufzubauen. Runa lernt schnell Polnisch und geht zur Schule. Sie möchte so leben wie ihre neu gewonnenen europäischen Freunde. Ihr größter Wunsch ist es, Anwältin zu werden. Doch ihre Familie steht kurz vor der Abschiebung. Runa fürchtet sich vor einer Rückkehr in den Irak, wo Kurden von islamistischen Kämpfern bedroht werden. Als eine Anhörung vor dem Ausländeramt ansteht, bereitet Runa ihren Vater darauf vor und begleitet ihn. Dort entscheidet sich ihre Zukunft: Dürfen sie in Polen bleiben oder werden sie abgeschoben? War alles vergeblich, was die junge Kurdin auf sich genommen hat? Welchen Preis wird sie als älteste und stärkste der Geschwister zahlen? Ein Skizzenbuch, in dem Runa ihre Gefühle zeichnet, hilft ihr, den Alltagsproblemen zumindest zeitweise zu entfliehen. Nach und nach erwachen ihre Zeichnungen im Film zum Leben. "Eiskalte Grenze" ist ein berührender Dokumentarfilm - eine Coming-of-Age-Geschichte in Zeiten der globalen Flüchtlingskrise.
Alice Woodard ist passionierte Wissenschaftlerin und alleinerziehende Mutter. Sie arbeitet für das biotechnologische Unternehmen Planthouse Technologies, das auf die Entwicklung neuer Pflanzenarten spezialisiert ist. Alices neueste Kreation namens "Little Joe" ist eine purpurrote Blume, deren Duft das Hormon Oxytocin freisetzt und so die Menschen glücklicher machen soll. Im Gegenzug müssen sich die Besitzerinnen und Besitzer aufmerksam um die Pflanze kümmern - ihr einen warmen Standort geben, sie richtig ernähren und mit ihr sprechen. Die Absicht von Alice und ihrem Assistenten Chris ist, die Pflanze wie ein Antidepressivum einzusetzen, und sie versprechen sich von Little Joe großen Erfolg bei der nächsten Pflanzenmesse. Allerdings zeigen sich nach und nach mehr Anzeichen dafür, dass die Pflanze nicht ganz ungefährlich ist. Menschen und Tiere, die mit ihrem Duft in Kontakt gekommen sind, scheinen wie ausgewechselt und entfremden sich von den Menschen, die ihnen nahestehen. Entgegen den Richtlinien des Unternehmens nimmt Alice eine der Pflanzen mit nach Hause als Geschenk für ihren Sohn Joe. Bald scheint auch dieser von dem Duft der Blume befallen zu sein und verhält sich Alice gegenüber apathisch. Als sie nicht mehr erkennen kann, wer unter dem Bann von Little Joe steht und wer nicht, muss Alice sich der Wahrheit öffnen. "Little Joe" ist Science-Fiction-Drama und Psychothriller zugleich. Mit kühlem, aber sanft ironischem Ton zeichnet Jessica Hausner das unheilvolle Bild einer Gesellschaft, in der es eine genetisch manipulierte Blume braucht, um die Wärme und Nähe zu erzeugen, die sich die Menschen nicht mehr gegenseitig geben können.
Das Faszinosum des menschlichen Gesichts - seit jeher weckt es künstlerische Leidenschaften. Deshalb ist das Gesicht wahrscheinlich auch die meistgemalte "Landschaft" in der bildenden Kunst. "Gesichtslandschaften" sind unerschöpflich, denn kein Mensch sieht ganz genauso aus wie ein anderer. Wir richten den Blick auf Künstlerinnen, die vor allem in den letzten 200 Jahren mit ihrer eigenwilligen Gestaltung von Porträts brillierten. Zwei Jahrhunderte, in denen sich Frauen allmählich gegen die Widerstände im männlich geprägten Kunstbetrieb durchsetzen. Künstlerinnen der klassischen Moderne wie Frida Kahlo oder Paula Modersohn-Becker zeigen in Porträts und Selbstporträts, wie vielfältig der weibliche Blick auf das Gesicht sein kann: intime Nähe oder befremdliche Distanz. Mit Bildern erzählen sie Geschichten, auch die ihrer Zeit. Die Wirren des 20. Jahrhunderts lassen sich in den Porträts von Lotte Laserstein lesen, deren wechselvollem Leben wir von Berlin ins schwedische Exil folgen. Über 70 Jahre widmete sich die Malerin dem Gesicht und schrieb, das sei "die schönste Aufgabe der Kunst". Ein Exkurs in die Renaissance offenbart, wie sehr diese Kunst in der ferneren Geschichte verwurzelt ist. Gelang es doch vor 600 Jahren dem Niederländer Jan van Eyck zum ersten Mal, mit Licht, Schatten und maltechnischer Raffinesse lebensechte Porträts zu schaffen, die uns noch heute faszinieren. Doch es war noch ein langer Weg, bis endlich weibliche Porträtistinnen beruflich ernstgenommen wurden. Dabei schlugen Frauen schon vor 150 Jahren mit Hammer und Meißel faszinierende Porträts aus hartem Marmor - noch dazu Abbildungen von berühmten Männern!
Fotos können unser Weltbild beeinflussen. Und jedes Foto hat eine Entstehungsgeschichte. Das Magazin "Mit offenen Augen" ordnet Bilder ein und erklärt Hintergründe. Moderatorin Sonia Devillers liefert faszinierende Aufschlüsse, die über den ersten Blick hinausgehen.
Das Kulturmagazin des Senders ARTE wird täglich aus Paris gesendet. Aktuelle Themen aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Gesellschaft stehen im Zentrum der Sendung und werden versiert unter die Lupe genommen.
Der Mauna Loa auf Hawaii ist einer der größten aktiven Vulkane der Welt. Seine gigantischen Ausmaße sind verantwortlich für eine oft unterschätzte Gefahr: Die instabilen Bergflanken können ins Meer abrutschen und einen Mega-Tsunami auslösen. Solche Erdrutsche kommen im Schnitt alle 50.000 Jahre vor. Allerdings liegt Hawaii auch auf dem Pazifischen Feuerring und so kommt es in der Gegend häufig zu schweren Erd- und Seebeben, die ebenfalls riesige Wellen auslösen können. Hilo gilt als die inoffizielle Welthauptstadt der Tsunamis - etwa alle sechs Jahre werden die Einwohner von Wasser heimgesucht, das alles mit sich reißt. 1946 kam es bislang zum schlimmsten Ereignis: In die Bucht von Hilo krachte eine zehn Meter hohe Wasserwand, die 96 Menschen in den Ozean riss. Alana hat die Naturgewalt überlebt, doch damals wurden die Menschen vor der Katastrophe nicht gewarnt und wussten nicht, was zu tun ist. Heute sieht das anders aus: Arnaud trifft den Geophysiker Gerard Fryer im Pacific Tsunami Warning Center, ein Überwachungs- und Frühwarnsystem, das Tag und Nacht über die seismischen Aktivitäten an den hawaiianischen Küsten wacht. Das oberste Ziel der hawaiianischen Behörden ist der Schutz der Bevölkerung. Die Menschen begegnen der ständigen Bedrohung fatalistisch: Jeder weiß, dass nichts, das von Menschenhand geschaffen wurde, ewig Bestand hat. Doch die Riesenhaftigkeit des Mauna Loa bietet auch Vorteile: Der Gipfel des Vulkans ragt so hoch in die Atmosphäre, dass Forscher dort einer ganz anderen Menschheitsbedrohung nachspüren können: der Klimaerwärmung. Somit verbindet dieser Riese Erde, Meer und Himmel - und seit Jahrhunderten erinnert er die Menschen daran, wie verletzlich sie sind.