19:20
Die auf vielen Sendern vorgenommene strikte Trennung von Politik- und Kulturnachrichten wird hier aufgehoben. Es werden Schnittpunkte aus beiden Bereichen präsentiert und Zusammenhänge dargestellt.
19:40
Astoria liegt am Ufer des East River, der Queens von Manhattan trennt. Der Stadtteil mit Blick auf die Manhattan Skyline ist eine Welt für sich - besonders erlebbar im kulinarischen Angebot. Restaurants mit ägyptischer, asiatischer, brasilianischer oder mexikanischer Küche reihen sich dicht an dicht. So ist es kein Wunder, dass Immigrantinnen und Immigranten hier an jeder Ecke aus bunt bemalten Wagen mit eingebauter Küche oder aus kleinen, "push carts" genannten Anhängern, Essen nach Art ihrer jeweiligen Heimat servieren. Sie versuchen, sich damit ihren amerikanischen Traum zu erfüllen - viele von ihnen wollen Foodtruck-König werden. Mohammed Afifi ist ein ägyptischer Foodtruck-Betreiber mit großen Plänen: Er möchte künftig eine ganze Flotte sein Eigen nennen - und vielleicht sogar ein Restaurant eröffnen. Andere haben dieses Ziel bereits erreicht: Der "King of Falafel", der "King Souvlaki" und der "Rey del Taco" betreiben heute mehrere Imbisswagen, Restaurants und beschäftigen Angehörige und Verwandte. Doch auch ihr Weg zum Erfolg war steinig.
20:15
Schwul und Soldat? Homosexuelle in der Armee können auch heute noch zu Diskussionen führen. Die Emanzipation homosexueller Menschen ist eine Entwicklung erst der jüngeren Vergangenheit. Dabei gab es im alten Griechenland eine damals gerühmte Eliteeinheit von 300 Männern, von der Archäologen und Historiker heute vermuten, dass sie aus 150 männlichen Liebespaaren bestand. Lange war die Existenz dieser "Heiligen Schar von Theben" umstritten. Heute weiß man mehr: 2019 tauchen in einem Athener Archiv die Grabungstagebücher des griechischen Archäologen Panagiotis Stamatakis auf. Er hatte im Jahr 1871 das Massengrab der Eliteeinheit bei Chaironeia entdeckt und freigelegt. Minutiös beschreibt er darin Lage und Zustand der Skelette - einige scheinen paarweise bestattet worden zu sein. Diese Eliteeinheit wurde in der Schlacht gegen König Philipp II. von Makedonien und seinen Sohn Alexander den Großen aufgerieben, nachdem sie über vier Jahrzehnte als unbesiegt gegolten hatte und die Machtstellung des griechischen Theben zementiert hatte. Doch Stamatakis' Aufzeichnungen wurden nie veröffentlicht und verschwanden nach seinem frühen Tod. 300 schwule Helden? Unbesiegbar durch die Kraft der Liebe? Das wirft Fragen rund um männliche Homosexualität und Sexualität in der Antike auf. Wie war das Verhältnis unter Männern - und zwischen Männern und Frauen? Dieser Film stellt unser christlich geprägtes Bild von Mut und Heldentum in Frage.
21:40
"Das, was meinen Körper erschaffen hat, hat einfach einen Fehler in der Produktion gemacht", erklärt Kira. Die 17-Jährige kam als Junge zur Welt. Vor fünf Jahren eröffnete sie ihren Eltern: "Ich bin ein Mädchen." Nach dem ersten Schock fragten sich Kiras Eltern, wie sie ihrem Kind helfen können - denn die Pubertät stand vor der Tür, mit Bartwuchs und Stimmbruch. "Wir fragten uns: Aber was, wenn es nur eine Phase ist?", erinnert sich Kiras Mutter. Sollten sie medizinischen Maßnahmen zustimmen - oder abwarten und nichts tun? Beides kann Schaden anrichten. Ein Dilemma. Der Leidensdruck von Kindern und Jugendlichen, die sich im falschen Geschlecht fühlen, ist groß - und kann bis zum Suizid führen. Der Wunsch nach einer Geschlechtsangleichung kann durch Hormonbehandlungen und Operationen erfüllt werden. Diese Eingriffe haben jedoch Nebenwirkungen. Darum sollten sich Kinder und Eltern vor einer Therapie sicher sein, dass die Transidentität bleibt. Es gibt nämlich auch Phasen des Heranwachsens, in denen Kinder und Jugendliche Geschlechterrollen ausprobieren - ohne trans zu sein. Wie kann man den Unterschied erkennen? Und was ist das Beste fürs eigene Kind? Die Dokumentation zeigt die Suche nach Antworten. Autorin Renate Werner begleitet drei Familien bei ihren schwierigen Entscheidungen. Behutsam nähert sie sich den Jugendlichen und macht ihre Beweggründe nachvollziehbar. Mit Expertinnen und Experten spricht sie über die noch junge Transforschung und darüber, was die Wissenschaft über Transidentität weiß.
22:35
"I Am What I Am - Stolz, eine Frau zu sein" ist ein lebensbejahender und kraftvoller Dokumentarfilm über Efrat Tilma, die als eine der ersten Israel öffentlich gemacht hat, dass sie eine Transgender-Person ist. Als sie nach Jahren im Exil nach Hause zurückkehrt, muss sie erleben, wie sich der Kreislauf der Diskriminierung, dem sie einst entkam, unter der Regierung von Benjamin Netanjahu wiederholt. Indem sie ihre Lebensgeschichte erzählt, beschließt sie aufzustehen und den Kampf für Gleichberechtigung an der Seite junger Aktivistinnen und Aktivisten noch einmal zu kämpfen, um nicht ein weiteres Mal vor den Repressionen fliehen zu müssen. In den 1960er Jahren muss Efrat Tilma Israel verlassen, nachdem sie Opfer sexualisierter Gewalt und von der Polizei verfolgt wurde. Sie landet bei Madame Arthur im Carrousel de Paris und nach der Geschlechtsumwandlung in Casablanca beginnt sie ein neues Leben in Berlin. Nach mehr als 35 Jahren im Exil kehrt Efrat Tilma nach Israel zurück, entschlossen, sich ihrer Vergangenheit zu stellen. Dort findet sie ein verändertes und offenes Land vor und schreibt als erste ehrenamtliche transsexuelle Mitarbeiterin bei der israelischen Polizei Geschichte. Doch mit dem Amtsantritt der Regierung Netanjahu kehren die dunklen Schatten der Vergangenheit zurück. Neben politischer Diskriminierung nimmt die Gewalt gegen die LGBTIQ+-Community massiv zu, so wie in vielen anderen Ländern weltweit. Doch diesmal flieht Efrat Tilma nicht, sondern wird zur mutigen Vorkämpferin gegen den gesellschaftlichen Rückschritt. Efrat Tilma wurde von der BBC in die Liste der "100 einflussreichsten Frauen des Jahres" gewählt.
00:25
(1): Begegnung - Team Balkan, Baby (2): Balkan, Baby (3): Zoom: Bull's Heart (4): Bull's Heart (5): Challenges of a solitary mind
01:15
Ukraine, Sowjetunion, 1990: Der 17-jährige Yasha rebelliert, wie viele andere Teenager auch. Doch in seiner Heimat sind einige gegnerische Kräfte gefährlicher als andere. Yasha bekommt Ärger, weil er in der Schule die falsche Musik gespielt hat. Doch die Schulleitung tadelt nicht nur sein vermeintliches Fehlverhalten, sondern lässt ihn auch ihre Feindseligkeit gegenüber seinem Jüdischsein spüren. Obwohl Yasha diese Form von Ressentiments gewohnt ist, wühlt ihn der Vorfall auf. Trost findet er in der Aussicht auf ein besseres Leben in New York. Er geht fest davon aus, dass seine Familie bald dorthin auswandern wird. Aus dem Bedürfnis heraus, alle Brücken hinter sich abzubrechen, trennt er sich von seiner Freundin Lilya. Als er erfährt, dass sein Vater gar nicht in die USA ausreisen will, ist Yasha am Boden zerstört. Er fühlt sich nicht nur in der Schule und in seiner Stadt unwillkommen, sondern auch im Stich gelassen. Zutiefst enttäuscht von seinem Vater, der dem ersehnten Ausbruch im Weg steht, beginnt für Yasha eine Reise, die ihn an den Rand des Abgrunds führt.
01:50
Nur vier Kilometer von der Grenze zur russisch besetzten Teilrepublik Abchasien am Schwarzen Meer liegt das kleine Dorf Anaklia: 2016 erhält der Geschäftsmann Mamuka Khazaradze den Zuschlag, mit einem georgisch-amerikanischen Konsortium einen Tiefseehafen zu bauen, um das Land zur Drehscheibe auf der Neuen Seidenstraße für den Handel zwischen Europa und Asien zu machen. Doch plötzlich stockt das Großprojekt - der aus Russland heimgekehrte Milliardär Bidsina Iwanischwili scheint seine Finger im Spiel zu haben. Khazaradze wird der Geldwäsche angeklagt, der Bau gestoppt. Gewinner ist vor allem Russland, das nun keine Konkurrenz durch eine westlich kontrollierte Handelsroute im Südkaukasus für den eigenen Schwarzmeerhafen Noworossijsk fürchten muss. Die Menschen in Anaklia stehen vor einer riesigen Bauruine; das Konsortium hat Millionen verloren. Aber Khazaradze gibt nicht auf, geht in die Politik und wird zu einem Hoffnungsträger der westlich Orientierten im Land. Während Khazaradze Konsortium über ein Schiedsgericht in Genf die Regierung zum Weiterbau des Hafens verpflichten will, werden in Georgien demokratische Kontrollinstanzen abgeschafft und wichtige Institutionen gleichgeschaltet und unter Aufsicht von Iwanischwili-Vertrauten gebracht. Als sich die georgische Regierung auch im Ukraine-Krieg nur zögerlich von Russland abgrenzt, gehen Zehntausende auf die Straße: Sie fürchten, dass im Falle eines russischen Kriegserfolges in der Ukraine der Übernahme Georgiens durch russlandfreundliche Kräfte nichts mehr im Wege steht. Das "Jahrhundertprojekt" Anaklia, das den wirtschaftlichen Aufbruch des Landes symbolisieren sollte, wird zum Sinnbild für das Scheitern Georgiens auf dem Weg nach Westen. Die Texte datieren von 2022, dem Produktionsjahr des Programms.
03:30
Der mexikanische Bundesstaat Campeche liegt auf der Halbinsel Yucatán, im Zentrum eines Gebiets, das drei Jahrtausende lang die Heimat einer der ältesten Kulturen der amerikanischen Kontinente war: der Maya. Ihren Lebensraum teilten sie mit einer Bienenart, die sie als Gottheit verehrten: der Melipona beecheii. Mit Ankunft der spanischen Eroberer im 16. Jahrhundert kam auch die produktivere europäische Honigbiene ins heutige Mexiko und hat die heimische Art nach und nach verdrängt. Vor 20 Jahren beschloss im Dorf Tankuche die Familie Pat, die über Generationen in Vergessenheit geratenen Imkermethoden ihrer Vorfahren wiederzubeleben und die stachellose Biene auf diese Weise vom Aussterben zu retten. Im Schutz seines Hauses hat Vidal Pat den natürlichen Lebensraum der Bienen aus ausgehöhlten Baumstämmen nachgebildet. Die "königliche Dame", wie die Maya sie nannten, unterscheidet sich in einigen Punkten von ihren europäischen Verwandten: Sie ist kleiner und zierlicher - und vor allem wählerischer bei der Auswahl des Pollens. Die Melipona-Bienen fliegen weitere Wege und besuchen mehr Pflanzenarten. Dadurch ist ihr Honig aromatischer, allerdings produzieren sie auch weniger davon. Der Tag der Toten wird hier auch der Melipona-Biene gewidmet, denn ihre Gaben benötigen die Menschen für das Fest: Honig für die Opfergaben und Bienenwachs für die Kerzen. Nach dem Gottesdienst widmet sich Vidal mit seinem Sohn wieder der Honigernte und entdeckt eine seltene Besonderheit: Die Brutzellen der Bienen bilden eine Pyramide, die den Tempelpyramiden der Maya ganz ähnlich sieht. Noch etwas, das die Insekten mit dieser alten Kultur verbindet.
03:55
(1): Das Beste des 28 Minuten-Clubs! (2): An unserem Tisch nehmen vier Gäste mit unseren Clubmitgliedern Platz: Mickaël Delis, Solrey, Corentin de Chatelperron und Bruno Fuligni