Ist die Weltgesundheitsorganisation noch zu retten? Diese Frage ist in diplomatischen Kreisen während der Corona-Pandemie immer öfter zu hören. Die Diskussion verläuft entlang der Grenzen des neuen Kalten Krieges zwischen den USA und China. Den Zündstoff für die Kontroverse lieferte die Covid-19-Krise. Offenbar schenkt die Weltgesundheitsorganisation zu Beginn der Epidemie Chinas verharmlosender Krisenberichterstattung Glauben. Vom Rest der Welt wird sie daher beschuldigt, die internationale Reaktion verzögert zu haben. Wie konnte das passieren? Und wie lässt sich das weltweite Versagen in der Bekämpfung der Covid-19-Pandemie erklären? Um diesen Fragen nachzugehen, beleuchtet die Dokumentation die Geschichte der WHO von ihrer Gründung nach dem Zweiten Weltkrieg über Erfolge etwa durch die Verbreitung von Antibiotika oder die Ausrottung der Pocken bis hin zu den vergangenen 20 Jahren, in denen die zunehmende Einflussnahme Chinas die Organisation aus dem Gleichgewicht brachte. Aber lassen sich die Misserfolge allein dadurch erklären? Die Dokumentation zeigt auf, dass in den letzten Jahren zahlreiche Stimmen vor den Problemen bei der WHO gewarnt haben und davor, dass die Gesundheitsorganisation nicht mehr in der Lage sei, die Welt zu schützen. Wird die Krise eine Umsetzung längst fälliger Reformen in die Wege leiten? Und wie sieht die Zukunft der WHO nach der Corona-Krise aus?
Die Rooibos-Pflanze wächst nur in der Gegend um die Zederberge. Alle Versuche, sie in anderen Ländern der Welt anzubauen, sind gescheitert. Wann genau die Khoi San, die Ureinwohner des südlichen Afrikas, die Rooibos-Pflanze und deren Nutzung als Teegetränk entdeckt haben, ist nicht genau belegt. Jedoch ist der Herstellungsprozess seit Jahrhunderten gleich geblieben: Der frisch geerntete, noch grüne Rooibos muss geschnitten, zerdrückt und zum Fermentieren angehäuft werden. Erst dann wird er in der südafrikanischen Sonne getrocknet. Nur wenn all das richtig abläuft, erhält der Tee seine typische, ziegelrote Färbung. Maans Fortuin ist Farmer in einer Kooperative, seit frühester Kindheit begleitet ihn der Rooibos. Der Tee ist für ihn viel mehr als nur ein Produkt: "Das Schönste für mich ist, wenn ich eine volle Ernte sehe. Das ist für mich großartig. Ich bin stolz und glücklich. Es spült Geld in die Taschen der Bauern, es verändert das Leben der Ärmsten der Armen - es bringt Essen auf ihren Tisch ..." Überall in der Provinz Westkap wurden in den letzten Jahren Kooperativen von Kleinbauern gegründet, sie produzieren Tee mit Bio-Zertifikat - und "handmade". Der Tee freut sich weltweit großer Beliebtheit, nicht zuletzt wegen seiner guten Eigenschaften - er ist komplett koffeinfrei und seine entzündungshemmende Wirkung ist medizinisch belegt. Mit viel Lebensmut und Kreativität bewältigen die Rooibos-Bauern den Alltag. Doch die ohnehin harte Arbeit wird in diesem Jahr zusätzlich durch die anhaltende Trockenheit belastet - der Wassermangel macht allen schwer zu schaffen.
Dieses Nachrichtenformat richtet sich speziell an Kinder und Jugendliche und behandelt, nach dem Vorbild von Nachrichtensendungen für Erwachsene, unterschiedliche Themen aus Europa und der gesamten Welt.
Seit vielen Jahren führt die Kulinarik-Reihe "Zu Tisch" zu den Wurzeln europäischer Kochtraditionen. Dabei bleibt oft keine Zeit für vertiefende kulturhistorische oder ernährungsphysiologische Exkurse. Die neue Reihe "Zu Tisch mit Lucie" will das ändern. Die Deutschfranzösin Lucie Fischer-Chapalain, gelernte Köchin, schaut sich unser Obst und Gemüse genauer an und liefert unterhaltsam und kurzweilig kulinarisch-wissenschaftlichen Content dazu: Was sind Bergamotten? Schmecken Rosen? Und warum braucht es das Salz in der Suppe? "Zu Tisch mit Lucie" informiert über die kulturhistorische Geschichte einer Region, Anbaumethoden, Ernährungsphysiologie, die chemische Zusammensetzung von Lebensmitteln.
(1): Thailand: Emmanuelles erotisches Bangkok (2): Ibiza: Willkommen auf der Partyinsel (3): Frankreich: Mauds Zwiebelkuchen (4): Sydney: Ein vergessener Held
(1): Hiddensee - Insel außerhalb der Zeit (2): Die Halligen - eine faszinierende Welt für sich (3): Hamburg: Alex' Rundstück warm (4): Hamburg: Chinesen unerwünscht
Die Geschichte von TikTok ist zunächst die eines beeindruckenden Markterfolgs: Zhang Yiming, ein junger Vertreter der chinesischen Tech-Szene, schaffte es innerhalb weniger Jahre an die Weltspitze der sozialen Medien. 2012 gründete der Software-Ingenieur aus Peking sein Unternehmen ByteDance, das 2016 eine neue App auf den chinesischen Markt brachte: Douyin, eine Videoplattform mit revolutionärem Algorithmus. Ein Jahr später eroberte eine neue Version dieser App, TikTok, den Weltmarkt. Heute zählt sie rund 1,7 Milliarden Nutzerinnen und Nutzer, darunter 170 Millionen in den USA. Keinem anderen sozialen Netzwerk ist bislang ein derart rasanter Aufstieg gelungen. Neben dem unternehmerischen Erfolg zeichnet sich auch eine politische Entwicklung ab: Staatspräsident Xi Jinping will sein Land anstelle der USA zur Supermacht des 21. Jahrhunderts machen. 2015 übernimmt die Kommunistische Partei Chinas die Kontrolle über die chinesischen Technologieunternehmen. Seitdem sind die Firmen verpflichtet, mit der Regierung zu kooperieren und gesammelte Daten dem Nachrichtendienst zu überlassen. ByteDance - Zhang Yimings Firma, aus der Douyin und TikTok hervorgingen - ist für die politische Führung von besonderer Bedeutung. Wie nutzt das chinesische Regime ByteDance, um seine Macht zu festigen? Welche Rolle spielt TikTok in der chinesischen Expansionspolitik? Und wie reagiert Washington auf den Vormarsch der chinesischen App in sein bisheriges Hoheitsgebiet? Diesen Fragen geht der erste Teil der Dokumentation nach.
Der weltweite Erfolg von TikTok löste in den USA eine heftige Gegenreaktion aus und führte zu einem Ringen beider Länder um politischen Einfluss. Im Herbst 2019 hat die Videoplattform die Schwelle von einer Milliarde Downloads seit ihrer Gründung überschritten. Die US-Behörden leiteten daraufhin eine Überprüfung der chinesischen App auf Spionagerisiken und eine mögliche Gefährdung der nationalen Sicherheit ein. Tatsächlich hat sich TikTok seit seinen Anfängen stark verändert: Es ist heute ein echtes soziales Netzwerk und kann als Informations- und Desinformationsinstrument genutzt werden. Es ist kein Zufall, dass auf der Plattform kaum Videos über die systematische Unterdrückung der Uiguren in Nordwestchina oder über die Demokratiebewegung in Hongkong zu finden sind. In diesem Machtkampf stehen sich zwei digitale Systeme gegenüber. Das amerikanische Modell setzt vor allem auf den freien Markt, betont die Meinungs- und Redefreiheit und plädiert für möglichst wenig staatliche Einmischung. Das chinesische Modell hingegen nutzt die Technologie als Mittel zur politischen Kontrolle. Die Regierung ist hier die zentrale, richtungsweisende Instanz, die über die Regulierung des Technologiesektors verfügt. Diese beiden Systeme führen derzeit eine neue Form des Krieges, der sich zunehmend in der Öffentlichkeit abspielt, aber von der breiten Öffentlichkeit noch kaum wahrgenommen wird: den unerbittlichen Krieg um Daten.
Ein noch nie dagewesenes Verteidigungssystem, entworfen vor mehr als 2.000 Jahren, um jedem Angriff standzuhalten: die Chinesische Mauer. Die Regierung hat eine definitive Vermessung in Auftrag gegeben, um jeden Abschnitt der Mauer zu erfassen, gleich, aus welcher Epoche er stammt oder an welchem Ort er errichtet wurde. Die Dokumentation begleitet unterschiedliche Forscherteams, die sich mit dem Bauwerk befassen. Unter anderem in die Wüste Gobi, wo Archäologen Mauerteile aus Lehm und getrocknetem Schilf untersuchen. Hightech-Drohnen überfliegen die Mauer, um deren Verlauf per Luftbildvermessung aufzuzeichnen. Auf dieser Grundlage werden 3D-Modelle erstellt, die wertvolle Informationen für die Instandhaltung der Mauer liefern. Rechnet man alle Abschnitte zusammen, kommt man auf die eindrucksvolle Länge von insgesamt 21.000 Kilometern. Und würde man alle Mauerteile aus den verschiedenen Epochen aneinanderreihen, hätte das Bauwerk eine Länge, die vom Nord- bis zum Südpol reicht. Übermenschliche Kräfte waren nötig, um diese gigantische Umfriedung zu errichten, die China vor den Feinden aus dem Norden beschützen sollte. ARTE zeigt, wie die Mauer von den verschiedenen Dynastien ausgebaut und vor 400 Jahren während der Ming-Dynastie vollendet wurde. Die "neue" Mauer, welche die Kaiser der Ming-Dynastie errichteten, bestand nicht mehr aus Lehm, sondern aus Ziegeln und Mörtel - und diese Bauweise prägt auch das Bild, das wir heute von ihr haben: eine ausgefeilte Struktur mit Wachtürmen und Befestigungen, die sich durch die Berge nördlich von Peking schlängelt. Die Dokumentation lässt unter anderem Guohua Xu zu Wort kommen, der im Auftrag der Regierung die Restaurierung eines Abschnitts der Ming-Mauer leitet. Er stammt aus einer Familie von Maurern, die seit 25 Generationen an der Chinesischen Mauer mitgebaut haben. Die Ziegelsteine für seine Restaurierungen stellt er mit traditionellen Techniken und in einem historischen Brennofen her, und auch sein Mörtel ist dem originalen Gemisch sehr nahe. Dessen Zusammensetzung wurde von Chemikern der Zhejiang-Universität analysiert, die herausfanden, dass er ein sagenhaftes Bindemittel enthält, die der Mauer ihre besondere Festigkeit verleiht. Nach dem Zweiten Weltkrieg schottete sich das kommunistische China von der Welt ab. Die Große Mauer wurde zum Sinnbild der Isolation. Ab den 70er Jahren begann China, sich dem Westen schrittweise wieder zu öffnen. Die Große Mauer wurde erneut zum Wahrzeichen für Chinas Stärke und Innovationskraft.
Was Europa bewegt
(1): Die andere frittierte Spezialität aus Belgien: Garnelenkroketten (2): Der Supermarkt (3): Ran an die Töpfe!
(1): Tahiti: Ein Tourist namens Romain Gary (2): Indien: Majuli, die Insel der tanzenden Mönche (3): Vietnam: Tungs frittierte Frühlingsrollen (4): Gabun: Auf der Suche nach dem sanften Riesen
(1): Armenien: Susanna Harutyunyan und das Gedächtnis eines Volkes (2): Paris: Stadt der Bouquinisten (3): Usbekistan: Sahibas Rindseintopf (4): Irland: Draculas große Schwester
Der galante Vicomte Sébastien de Valmont soll im Auftrag der Marquise Isabelle de Merteuil die junge Cécile de Volanges verführen. Als Belohnung für diesen Dienst winkt ihm eine Liebesnacht mit seiner Auftraggeberin. Doch Valmont interessiert sich auch für die tugendhafte Madame de Tourvel. Das gefällt der intriganten Marquise überhaupt nicht ... Die Verfilmung des berühmten Briefromans von Choderlos de Laclos aus dem Jahr 1782 zeigt in opulenten Bildern die Dekadenz des selbstgefälligen französischen Adels kurz vor der Revolution: Durch Intrigen und frivole Spielchen um Macht und Verführung zerstört er sich schließlich selbst. Die Marquise de Merteuil ist eine durchtriebene Aristokratin, die es genießt, ihre gesellschaftliche Machtposition auszuspielen. Gemeinsam mit ihrem ehemaligen Geliebten, dem Vicomte de Valmont, einem Freigeist und Verführer ohne Moral, schmiedet sie eine Intrige, um ihre Rachepläne an einem anderen Ex-Geliebten zu vollenden: Sie bittet Valmont, die unschuldige Cécile, Tochter ihrer Cousine und zukünftige Braut ihres Verflossenen, noch vor der Hochzeitsnacht zu verführen. Als Belohnung verspricht sie Valmont eine gemeinsame Liebesnacht. Doch Valmont will zunächst nicht mitspielen. Er hat seine Gedanken ganz woanders, nämlich bei der tugendhaften Madame de Tourvel, die im Haus ihrer Tante wohnt, während ihr Ehemann auf Reisen ist. Da aber Madame de Tourvel vor dem berüchtigten Frauenhelden gewarnt wird und seine Chancen bei ihr zunächst gegen null gehen, lässt sich Valmont auf das zweifelhafte Geschäft mit der Marquise ein. Er verführt die junge Cécile. Doch die Marquise verweigert ihm die versprochene Belohnung: Die gemeinsame Liebesnacht soll es nur geben, wenn Valmont endlich die Finger von Madame de Tourvel lässt. Das gefährliche Ränkespiel der beiden Intriganten endet in einem offenen Kampf, der nicht nur sie selbst zu vernichten droht ... Der berühmte Briefroman "Gefährliche Liebschaften" von Choderlos de Laclos wurde von Stephen Frears mit Opulenz und Feingefühl in Szene gesetzt. Seine Verfilmung bringt die verruchte Eleganz des Ancien Régime eindrucksvoll zur Geltung.
Im Trophäenschrank von Glenn Close stehen zwei "Screen Actors Guild Awards", drei "Golden Globes", drei "Primetime Emmy Awards" und drei "Tony Awards", um nur die wichtigsten einer langen Liste von Auszeichnungen zu nennen. Nur ein Oscar fehlt ihr noch - obwohl sie als Schauspielerin acht Mal für diese Auszeichnung nominiert wurde. Seit ihren Anfängen auf den Broadway-Bühnen sind mittlerweile über 50 Jahre vergangen, doch ist sie mit ihren nun 78 Jahren noch mittendrin im Schauspielgeschäft. Close ist die einzige Hollywood-Schauspielerin, der es systematisch und vertraglich zugesichert gelang, ihre wichtigsten Kostüme in einer einzigartigen Sammlung zu vereinen, die in den Archiven der "University of Indiana" lagert. Die Rollen von Glenn Close bilden ein buntes Kaleidoskop an Figuren: ein Pirat, ein irischer Hotelbutler im 19. Jahrhundert, eine Hüterin der Galaxie, eine Disney-Kultfigur, eine amerikanische Hillbilly-Frau, eine intrigante Marquise im 18. Jahrhundert und eine britische Spionin. In gebrochenen, unterworfenen oder freien und kämpferischen Rollen beweist die Schauspielerin einen Facettenreichtum, der auf ihre persönliche Geschichte zurückzuführen ist, und ihre eigenen Kämpfe veranschaulicht. Als junge Frau gelang es Close, sich einer Bewegung loszusagen, die sie selbst als Sekte bezeichnet, und ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Ihre Geschichte erzählt die Entwicklung von einem schüchternen Kind, das stets bemäkelt und manchmal auch gedemütigt wurde, zu einer Frau, die zu sich selbst gefunden hat und sich für Frauenrechte und gegen die Stigmatisierung psychisch erkrankter Menschen einsetzt. Mit dem Blick auf ihre Kostüme, begleitet von zahlreichen Filmausschnitten, lässt Glenn Close einen sehr intimen Einblick in ihr Leben zu und offenbart sich als inspirierendes Vorbild.
Die meisten Tiere bauen keine Behausungen, da diese zeit- und energieraubende Tätigkeit für den Erhalt ihrer Art nicht zwingend notwendig ist. Manche allerdings sind hervorragende Architekten. Lange vor Homo sapiens, errichteten diese Tiere bereits echte Wohnungen für ihre Familien und Nachkommen. Lang vor dem Menschen wussten sie, wie man aus Lehm Ziegeln macht, wie man Grashalme verwebt, unterirdische Bauten anlegt und sogar wilde Ströme bändigt. Diese geduldig erlernten Techniken und Bauweisen erfüllen bei den Tieren denselben Zweck wie beim Menschen: Es geht darum, geschützt vor Unwetter und Fressfeinden Nahrung zu verspeisen und zu lagern, sich fortzupflanzen und die Jungen aufzuziehen. Deshalb versteckt die Zwergmaus ihr kugelrundes Nest geschickt im hohen Gras. Der Dachs hebt riesige, luxuriöse Souterrainwohnungen aus. Der Töpfervogel baut ein hermetisch verriegeltes Nest aus Lehm. Der Biber platziert seinen Bau mitten in einem ausgeklügelten System von Staudämmen. Doch all diese Behausungen wecken Begehrlichkeiten. Manch einer lässt sich von ihnen inspirieren oder stibitzt ein Stück Mauerwerk. Andere dringen in die Bauten ein, fressen die Jungen oder jubeln den nichtsahnenden Bewohnern ihren eigenen Nachwuchs unter. Und wieder andere besetzen fremde Wohnungen, nachdem sie die Eigentümer vertrieben oder gar getötet haben. In dieser Folge stellen vier Baumeister des Tierreichs unter Beweis, dass sie mit jeder Technik und jedem Baustoff umgehen können und zeigen, dass jede maßgeschneiderte Behausung perfekt an ihre Umgebung angepasst sein muss.
Kultur galt lange als eine einzigartige Eigenschaft des Menschen. Doch wissenschaftliche Fortschritte rücken dieses Bild in ein neues Licht. Durch Beobachtungen und Feldexperimente konnten Verhaltensforscherinnen und Verhaltensforscher nachweisen, dass Kultur auch im Tierreich existiert - in einer erstaunlichen Vielfalt. Bei Vögeln, Säugetieren und sogar Insekten wird kulturelles Wissen durch soziales Lernen weitergegeben: Tiere erlangen Wissen und Fertigkeiten, indem sie ihre Artgenossen beobachten und nachahmen. Vier verschiedene Tierarten mit einzigartigen Lernmechanismen und faszinierendem Sozialverhalten geben in dieser Dokumentationsreihe einen Einblick in die kulturelle Übertragung im Tierreich. Die Kohlmeise etwa zeigt ein erstaunliches Beobachtungstalent und übernimmt neue Verhaltensweisen innerhalb ihres sozialen Netzwerks. Die südafrikanischen Grünmeerkatzen lernen durch Nachahmung - dabei wählen sie ihre Vorbilder mit überraschender Präzision aus. In der Kalahari-Wüste entpuppen sich Erdmännchen als hervorragende Lehrmeister: Mit einer ausgefeilten pädagogischen Methode bringen sie ihren Jungtieren das Jagen von Skorpionen bei. Und Laborexperimente zeigen, dass weibliche Fruchtfliegen sich an Artgenossinnen orientieren, wenn es um die Wahl des passenden Sexualpartners geht.
Die auf vielen Sendern vorgenommene strikte Trennung von Politik- und Kulturnachrichten wird hier aufgehoben. Es werden Schnittpunkte aus beiden Bereichen präsentiert und Zusammenhänge dargestellt.
Nommen Kruse lebt auf der kleinen Hallig Nordstrandischmoor im Wattenmeer. Gemeinsam mit seiner Frau, den drei Kindern und Mutter Ruth trotzt er den Naturgewalten. Bis zu 30-mal im Jahr heißt es auf Nordstrandischmoor "Land unter". Sturmfluten überspülen die Hallig, nur die erhöhten Warften, auf denen ihre Häuser stehen, bleiben trocken. Nordstrandischmoor ist eine von zehn Halligen an der schleswig-holsteinischen Nordseeküste und gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe. Durch den Klimawandel sind die Halligen jetzt einer neuen Bedrohung ausgesetzt. Während Nordstrandischmoor jährlich um 1,5 Millimeter wächst, steigt der Meeresspiegel der Nordsee mit 4,5 Millimetern dreimal so schnell. Als Wasserbauer kämpft Nommen deshalb täglich um seine Heimat, baut an der Halligkante und fördert die Ablagerung von Sedimenten, um so zu einem natürlichen Wachstum der Hallig beizutragen. Zusammen mit dem Geologen Matthias Deicke von der Universität Göttingen hat er eine sogenannte Sedimentfalle gebaut, die bei jeder Sturmflut Sand und Schlick direkt auf die Hallig spült. Ihre ersten Tests zeigen, dass so die Hallig schneller wachsen könnte, als der Meeresspiegel ansteigt. Vier Rohre müssten auf der Hallig verlegt werden, aber Nordstrandischmoor ist Teil des Nationalparks Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer und somit eigentlich vor Baumaßnahmen geschützt. Können Nommen und Matthias dennoch die zuständigen Behörden überzeugen und somit langfristig die Hallig vor dem Untergang schützen?
In einem Altersheim wird ein Interview geführt. Der Interviewte beginnt seinen Bericht bedächtig: "Vor 111 Jahren, als ich zehn Jahre alt war ..." Jack Crabb, 121-jähriger Veteran der sogenannten Indianerkriege und der Schlacht am Little Big Horn, erzählt aus seinem Leben. Seine Eltern werden bei einem Überfall durch amerikanische Ureinwohner getötet; er wächst bei den Cheyenne unter der Obhut des Häuptlings Old Lodge Skins auf und erhält von den Indigenen den Namen Little Big Man. Bei einem Überfall der US-Kavallerie gibt er sich - nunmehr ein junger Mann - in aussichtsloser Lage als Weißer zu erkennen und gerät so unter die Fittiche der ebenso streng religiösen wie lüsternen Mrs. Pendrake, die ihrem Ziehsohn bald noch andere als mütterliche Gefühle entgegenbringt. Der irritierte Jack reißt aus und beginnt eine abenteuerliche Odyssee durch den Wilden Westen. Er wird Gehilfe des betrügerischen Medizinverkäufers Allardyce T. Merriweather. Als geprellte Käufer ihrem Unmut Luft machen und handgreiflich werden, sucht er das Weite und trifft auf seine Schwester, die ihn im Schießen unterweist und ihm so eine kurze Karriere als Revolverheld ermöglicht. Dann beschließt Crabb, bürgerlich zu werden, heiratet die Schwedin Olga und wird Kaufmann. Doch seine Frau wird von Indigenen geraubt, und sein Geschäft geht pleite. Auf der Suche nach Olga gerät er wieder zu den Cheyenne, wo er die schöne Sunshine zur Frau nimmt. Fast scheint es, als würde er zur Ruhe kommen. Doch Sunshine wird bei einem Überfall von den Truppen des General Custer ermordet. Crabb beschließt nun, Custer zu töten ...
In den 1880er Jahren realisiert William F. Cody eine umjubelte Wild-West-Show, die den Blick auf die Eroberung des amerikanischen Westens nachhaltig prägt. Als ehemaliger Bisonjäger wurde er in den Groschenromanen von Ned Buntline unter dem Namen Buffalo Bill berühmt und zum unerschütterlichen Helden des Wilden Westens stilisiert. 1885 befindet sich Cody auf dem Höhepunkt seiner Popularität. Mit Hilfe seines Produzenten Nate Salisbury und seines Neffen Ed Goodman hat er die besten Schauspieler und Künstler versammelt, um den Amerikanern den Wilden Westen in einer spektakulären Show zu präsentieren. Als Höhepunkt wird die im Jahr 1876 ausgetragene Schlacht am Little Big Horn in Szene gesetzt. Allerdings schreibt Cody die von General Custer verlorene Schlacht zu dessen Gunsten um und inszeniert ihn als Helden und Sieger. Für seine Show engagiert Buffalo Bill den echten Sioux-Häuptling Sitting Bull, der die amerikanischen Ureinwohner in der Schlacht zum Sieg geführt hat, aber nun als Gefangener der US-Armee lebt. Sitting Bull versucht, die angeblichen heroischen Taten Custers als Lüge zu entlarven und Buffalo Bill bloßzustellen. Doch ebenso wie die anderen Indigenen, die an der Show teilnehmen, um dem kargen Leben in den ihnen aufgezwungenen Reservaten zu entkommen, muss er sich in der Manege letztlich der von Buffalo Bill erfundenen Geschichte beugen. Als sich der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika eines Tages das berauschende Spektakel anschaut, versucht Sitting Bull, die Situation zu nutzen und um Gnade für sein Volk zu bitten ...
Der Dokumentarfilm "Die Ecke" begibt sich auf eine Spurensuche. Im Mittelpunkt steht eine Straßenecke in Thüringen - der Schauplatz eines tödlichen Gefechts im Zweiten Weltkrieg. Dort starb im Zweiten Weltkrieg ein junger amerikanischer Soldat. Das Foto von ihm wurde zum Titelbild der "New York Times" und bewegt bis heute das Dorf. Der Film geht den Erinnerungen der Bewohnerinnen und Bewohner unter anderem mit neuesten kriminalistischen Methoden nach. Mit Virtual Reality reist der Film in der Zeit zurück. Er zeigt anhand eines einzelnen Fotos, wie tief der Krieg wirkt und wie vielschichtig und bedeutsam Erinnerung ist. Das Bild wurde am 4. April 1945 kurz vor Kriegsende aufgenommen. Darauf scheint ein Soldat zu fliehen. Ein Panzer fährt. Ein Soldat liegt bewegungslos auf dem Boden. Amerikanische Truppen marschierten in Oberdorla ein. Aus dem Dorf gab es Gegenwehr. Bei dem Gefecht starb angeblich Robert V. Wynne aus Texas. Er war 19 Jahre alt und der augenscheinlich tote Soldat auf dem Foto. Kurz nach dem Krieg wurde dieses Foto zu einem der hundert besten Kriegsfotos gekürt. Wirklich bekannt wurde es jedoch erst durch das Internet, als jemand das Bild kolorierte und in einer Onlinegalerie eine Aufnahme der heutigen Straßenecke gegenübergestellt hat. Dieser Vergleich - früher und heute - ging viral. Auf der Aufnahme der Ecke heute scheint sich kaum etwas geändert zu haben. Nur der Krieg ist verschwunden. Doch ist er ganz fort? Der Dokumentarfilm folgt den Erinnerungen der Dorfbewohner und der Angehörigen der Menschen auf dem Foto. In der Montage werden Dokumentarfilmaufnahmen, digitale Animation und Archivmaterial verwoben, um so zwischen den Zeitebenen neue Bezüge herzustellen. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft verbinden sich. In einer Zeit, in der die letzten Zeitzeuginnen und Zeitzeugen des Zweiten Weltkriegs sterben, zeigt der Dokumentarfilm, wie komplex und bedeutsam Erinnerung ist.
"Das Schönste und Tiefste, was der Mensch erleben kann, ist das Gefühl des Geheimnisvollen", sagte Albert Einstein. Kaum ein Satz könnte das Wirken des Theaterkünstlers Robert "Bob" Wilson besser beschreiben. Der Autor und Grimmepreisträger Carl von Karstedt ist schon als Kind in den Bann von Wilsons Kunst geraten und seitdem seinen Werken auf der Spur. Inszenierungen von magischer Schönheit, die sich einer Interpretation jedoch rasch entziehen. Was macht diese Tiefe aus, die so viele bei Robert Wilsons Inszenierungen empfinden? Über ein Jahr lang hat Carl von Karstedt ihn begleitet - bei Proben, beim Mittagessen mit alten Bekannten -, um herauszufinden, ob sich das Geheimnis lüften lässt und was die Schönheit und Tiefe dieser Kunst ausmacht. Er hat Wilsons Assistenten und viele prominente Persönlichkeiten dazu befragt, darunter Hollywoodstar Willem Dafoe, Schauspieler Christian Friedel, seine langjährige Kollaborateurin Ann-Christin Rommen und die Konzeptkünstlerin Marina Abramovic sowie die Musiker Tom Waits und Philip Glass. Sie alle arbeiten seit Jahrzehnten immer wieder mit Wilson zusammen. Im Jahr 1976 kam der internationale Durchbruch mit "Einstein on the Beach", einem sechsstündigen Bühnen-Rausch mit der Musik von Philip Glass. Spätestens seit der Hamburger Inszenierung von William Burroughs' "The Black Rider" unter Mitwirkung von Tom Waits wurde Robert Wilson selbst zum Superstar. Ein Rückblick auf ein halbes Jahrhundert geheimnisvollen künstlerischen Schaffens - begleitet von dem Versuch, einen einzigartigen künstlerischen Code zu knacken.
Fotos können unser Weltbild beeinflussen. Und jedes Foto hat eine Entstehungsgeschichte. Das Magazin "Mit offenen Augen" ordnet Bilder ein und erklärt Hintergründe. Moderatorin Sonia Devillers liefert faszinierende Aufschlüsse, die über den ersten Blick hinausgehen.
Das Kulturmagazin des Senders ARTE wird täglich aus Paris gesendet. Aktuelle Themen aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Gesellschaft stehen im Zentrum der Sendung und werden versiert unter die Lupe genommen.
(1): Baklava: Die süße Leidenschaft der Türken (2): Nostalgiegeschmack: Yusuf, ein Türke in Österreich (3): Ran an die Töpfe!