19:40
"Ja, ich bin schon mal körperlich angegriffen worden, und natürlich kriegt man auch Drohungen", sagt Birgitt Thiesmann von der Tierschutz-Stiftung "Vier Pfoten", "das gehört in diesem Geschäft einfach dazu." Birgitt war über 20 Jahre Reporterin für die "Bravo", nach einer Reportage über den illegalen Welpen-Handel in Europa fing sie bei "Vier Pfoten" an. Seither kämpft sie gegen die kriminellen Händler. Experten schätzen, dass mit den jungen Hunden in Europa jährlich rund eine Milliarde Euro verdient werden. Damit ist der illegale Welpen-Handel ähnlich lukrativ wie der kriminelle Handel mit Drogen, Waffen oder Frauen. "Dabei sind die Welpen meist todkrank. Sie werden nicht geimpft und entwurmt, viele von ihnen sterben direkt nach dem Verkauf", sagt Birgitt, die den Kontakt zu vielen betrogenen und schockierten Käufern hält. Regelmäßig folgt sie den Routen der kriminellen Welpen-Händler quer durch den Kontinent. In Prag trifft sie eine Aussteigerin. Die Frau war eine sogenannte "Vermehrerin" - Tierschützer sprechen bei den kriminellen "Welpenfabriken" nie von einer "Zucht". Birgitt erhofft sich neue Insider-Informationen und wird nicht enttäuscht: Sie erfährt von einer weiteren, bisher unbekannten "Vermehrerstation" in der Nähe von Prag. "Das hat überhaupt nichts mit verantwortungsvoller Zucht zu tun", sagt Birgitt. Die Folgen kann sie überall in Europa sehen: überfüllte Tierheime in Deutschland und verhaltensauffällige Welpen in den Zwingern belgischer Hundehändler. Immerhin: Regelmäßig gelingen Birgitt und ihren Mitstreitern kleinere Erfolge. Sie gibt sich bei zwielichtigen Händlern als interessierte Welpen-Käuferin aus - und holt anschließend Amtsveterinäre und die Polizei dazu, um offensichtlich nach Deutschland eingeschmuggelte Welpen beschlagnahmen zu lassen.
20:15
Maria Morales hetzt an diesem Abend mal wieder von einem Job zum nächsten. Erst schuftet sie als Tellerwäscherin in einer Pizzeria, dann muss sie zur Putzkolonne im Flughafen. Auf dem Heimweg nimmt sie eine Kollegin mit. Als ihr Auto stehenbleibt, beobachtet sie einen Vorfall vor einer Kneipe, der mehr in ihrem Leben in Gang setzt, als sie in diesem Moment ahnen kann: Maria wird Zeugin, wie die Polizistin Layla Rekabi ihren Kollegen Tommy Bockhorn brutal zusammenschlägt. Layla hatte bereits darauf gewartet, dass Tommy sich wieder danebenbenimmt und war vorbereitet auf die Polizeifeier gekommen - mit einem Gummiknüppel. Vor der Anwältin Annabelle Martinelli pocht Layla auf ihre Unschuld, denn Tommy habe sie jahrelang belästigt. Doch Laylas Beziehung zu Tommy scheint komplexer gewesen zu sein, als es zunächst den Anschein hat. Und die Kollegen bei der Polizei zeichnen ein anderes Bild von Layla. Sie sei schon öfter bei Einsätzen gewalttätig geworden, zuletzt gegen einen gesuchten Straftäter namens Ayman Darwich. Ihre Kollegen Mike, Abdel und Tommy hatten Layla gedeckt - auch, weil sie einen illegalen Deal mit ihm am Laufen haben, der nicht auffliegen darf. Laylas Fall scheint eine harte Nuss für Annabelle Martinelli zu werden. Doch dann erfährt die Anwältin von Maria Morales' zufälliger Zeugenschaft. Sie ist der Joker, der Layla vor Gericht entlasten könnte. Leider hat Maria ganz andere Probleme: Sie hat keine Arbeitsgenehmigung und ihre Aufenthaltsgenehmigung läuft auch bald ab. Annabelle bietet ihre Hilfe an und ahnt noch nicht, wie sehr die Frauen und ihre Geschichten bereits verbunden sind.
21:45
Nenas berühmtester Song "99 Luftballons", der die Ängste und Hoffnungen zur Zeit des Kalten Krieges reflektiert, entwickelte sich schnell zu einer Hymne der Friedens- und Jugendbewegung. Neben der Betrachtung von "99 Luftballons" als kulturellem Phänomen beleuchtet die Dokumentation Nena als Künstlerin, Mutter und Inspiration für viele Wegbegleiter und Fans. Entlang ihrer Songs und zeitgeschichtlicher Eckpunkte zeichnet die Dokumentation die entscheidenden Lebensetappen Nenas nach. Sie war nicht nur das Gesicht der Neuen Deutschen Welle, sondern musste sich auch in einer männerdominierten Musikbranche behaupten. Darüber hinaus ist sie Mutter und Familienmensch. Ihr Welthit "99 Luftballons" öffnet die Tür zu einem interessanten Nena-Kosmos. Der Song wurde zum Siegeszug, Nena wurde zur Botschafterin und zum Megastar. Nena, deren Musik über Jahrzehnte hinweg Menschen berührt hat, steht noch immer auf der Bühne und feiert als Künstlerin zahlreiche Comebacks. Und: Nena macht einfach immer ihr Ding.
22:35
Die Setlist umfasst neben neuen Stücken vom Album "Wild God" auch Publikumslieblinge wie "Red Right Hand", "The Mercy Seat" und "The Weeping Song". Die Musik bewegt sich dabei zwischen orchestraler Wucht, düsterer Dringlichkeit und Momenten stiller, zerbrechlicher Intimität. Die Bandbesetzung wurde durch zwei renommierte Musiker erweitert: Colin Greenwood, bekannt als Bassist von Radiohead, und Larry Mullins, der unter anderem für seine Arbeit mit Swans bekannt ist, verstärken das Line-up und tragen maßgeblich zum aktuellen Sound der Band bei. Zusammen mit den langjährigen Mitgliedern formen sie eine Einheit, die den typischen, intensiven Klang der Bad Seeds auf der Bühne weiterentwickelt und neue Impulse setzt. Nick Cave zieht seine Energie aus dem direkten Kontakt zum Publikum, das ihn mit ausgestreckten Händen empfängt und aktiv in die Performance eingebunden wird. Die Bühnenpräsenz und Interaktion machen das Konzert zu einem intensiven Erlebnis, das Nähe und Leidenschaft vermittelt. Den Abschluss des Abends bildet eine reduzierte, eindringliche Version von "Into My Arms". Nick Cave und lädt das Publikum zum gemeinsamen Gesang ein - ein ruhiger und persönlicher Moment, der das Konzert und die Tour stimmungsvoll abrundet. Das Konzert dokumentiert eindrucksvoll, dass Nick Cave & The Bad Seeds auch nach vielen Jahren auf der Bühne ihre künstlerische Strahlkraft bewahrt haben und weiterhin mit musikalischer Qualität und Bühnenpräsenz überzeugen. Das gesamte Konzert ist auf arte.tv verfügbar.
00:15
1959 beginnt Clint Eastwood, Sohn eines Stahlarbeiters aus San Francisco, seine beispiellose Karriere - als Cowboy in der Westernserie "Rawhide". Weltbekannt wird er als unbarmherziger Rächer in Sergio Leones Italowestern "Für eine Handvoll Dollar" (1964), "Für ein paar Dollar mehr" (1965) und "Zwei glorreiche Halunken" (1966) - sowie als knallharter Polizist in "Dirty Harry" (1971). Nach unzähligen Action-Rollen, meist als wortkarger Macho, zeigt Eastwood in den 1990er Jahren als Darsteller und Regisseur eine einfühlsame, komplexere Seite. In der melancholischen Romanze "Die Brücken am Fluss" (1995) ist er der Liebhaber einer einsamen Farmersfrau, gespielt von Meryl Streep. Eastwood produziert den Film und führt selbst Regie. Mit dem Westernepos "Erbarmungslos" (1992) und dem Box- und Sterbehilfedrama "Million Dollar Baby" (2004) kommt er in Hollywood mit mehr als 60 Jahren schließlich zu den höchsten Ehren. Seine vier Oscars gewinnt er als Produzent und Regisseur mit diesen beiden Werken. Fast jedes Jahr stellt er seitdem ein neues Regiewerk vor, darunter die Kriegsdramen "Letters From Iwo Jima" und "Flags of Our Fathers" (2006), den Politfilm "Invictus - Unbezwungen" (2009), das Scharfschützendrama "American Sniper" (2014) oder "Sully" (2016) mit Tom Hanks als Pilot Chesley Sullenberger, dem 2009 eine spektakuläre Notwasserung gelang. 2021 kam "Cry Macho" in die Kinos - mit Eastwood in der Hauptrolle und als Regisseur. Der 95-Jährige hat nichts von seiner Leinwandpräsenz eingebüßt: In "Cry Macho" soll der Cowboy Mike Milo nach Mexiko reisen, um den Sohn seines Chefs zurück in die USA zu bringen - gegen den Willen von dessen alkoholsüchtiger Mutter. In Hollywood genießt der Alt-Star längst Kultstatus. Sein Spätwerk beeindruckt. Eastwoods Gesicht erzählt eine bewegte Geschichte - und trug schon in jungen Jahren zwei seiner Markenzeichen: charakteristische Falten und ein verächtliches Lächeln im Mundwinkel. Ein Antlitz wie in Stein gemeißelt. Eastwood, so scheint es, war immer da. Er ist Teil der amerikanischen Geschichte - und einer ihrer letzten lebenden Legenden. Der Dokumentarfilm erzählt Eastwoods Karriere wie einen spannenden Roman - mit allen Hindernissen, Brüchen und Wendungen. Anhand selten gezeigten Archivmaterials und zahlreicher Filmausschnitte zeichnet die Dokumentation sein beeindruckendes Gesamtwerk nach.
01:35
Bettie Page war eines der meistfotografierten Pin-up-, Akt- und Fetisch-Models des 20. Jahrhunderts. Die ungenierte Freizügigkeit ihrer Fotos machte sie 1955 zur Zielscheibe eines Ermittlungsausschusses des US-Senats, der sie als Ursache für Jugendverdorbenheit anführte. Was hätte dieser Ausschuss wohl gesagt, hätte er gewusst, dass das Model später von vielen als Wegbereiterin der sexuellen und feministischen Revolution in den 1960er- und 1970er-Jahren gesehen werden würde? Zahlreiche Titelseiten, religiöse Kreuzzüge, Psychiatrieeinweisung - die wahre Geschichte des legendären Models übersteigt jede Fiktion. Bettie Pages bisher unbekanntes Privatleben war im selben Maße dramatisch wie ihre Karriere als Model. Die Dokumentation erzählt die spannende Lebensgeschichte der angehenden Lehrerin, die Model wurde und maßgeblichen Einfluss auf die zeitgenössische Popkultur ausübte. Diese Rolle, in die sie zur eigenen Überraschung hineinglitt, machte sie zu einem der berühmtesten und polarisierendsten Models der US-Fotogeschichte. Nach 40 Jahren öffentlicher Abwesenheit kommentiert die "Queen of Curves" in dieser einzigen autorisierten Bettie-Page-Filmbiografie ihr Leben mit eigenen Worten. Pages Modelkarriere wird anhand eines Zusammenschnitts ebenso emblematischer wie seltener Fotos und Filmausschnitte veranschaulicht, darunter auch bisher nie veröffentlichte Bilder aus Privatsammlungen. Die Aussagen zahlreicher Wegbegleiter lassen ein von Lebensfreude, Chaos und bleibendem Mysterium gefärbtes Porträt entstehen. Die glühende Verführerin, die ihren Fans den Sex in Zeiten der repressiven Sexualmoral als vergnüglich vermittelte, enthüllt hier erstmals jahrzehntelang gehütete Geheimnisse. Die Kultfigur Bettie Page fand weltweit Nachahmerinnen, und sie inspiriert auch heute noch viele junge Frauen und Männer, die die von ihr perfekt beherrschte Kunst des Aufreizens weiterführen.
02:35
Die Dokumentation nimmt die Zuschauer mit in die natürliche Lebenswelt des Waldiltis. Das wilde Frettchen ist kurzbeinig mit einem schlanken, länglichen, braunen Körper - ein unerbittlicher Jäger, der selbst ihm an Größe und Gewicht weit überlegene Wildkaninchen erlegen kann, auch wenn seine Ernährung hauptsächlich aus Fröschen, Wühlmäusen und Ratten besteht. Für gewöhnlich ist der Waldiltis ein misstrauischer Einzelgänger, doch während der Paarungszeit kann er bei seinem Paarungsritual überraschend anhänglich wirken. Der Lebensraum des diskreten nachtaktiven Zeitgenossen beläuft sich auf Wälder, vor allem aber an feuchten Orten wie Teichufern und Sümpfen. Seinen Bau gräbt er oft unter Baumwurzeln. Zwar ist er nur ein mittelmäßiger Kletterer, dafür aber ein umso besserer Schwimmer und Taucher. Um Feinde abzuwehren oder aus Selbstschutzgründen, ist er in der Lage, mithilfe seiner Analdrüsen ein stark riechendes Sekret abzusondern, das ihm den Namen "Stinkmarder" eingebracht hat. Gedreht wurde die Dokumentation mit Unterstützung von Förstern und Försterinnen, Naturforschern und Naturforscherinnen in Granada, Jaén, Málaga, Cádiz und Sevilla.
03:20
"Bilder allein zuhaus" nimmt Meisterwerke der Malerei humorvoll unter die Lupe. Von Leonardo da Vincis "Mona Lisa" bis hin zu Boteros "Bailarines" werden in der 30-teiligen dritten Staffel der Kurzfilmserie Gemälde von Schauspielern zum Leben erweckt, die bei einem aufwendigen Casting wegen ihrer Ähnlichkeit mit den gemalten Figuren ausgewählt wurden. Auch Dekor und Kostüme sind dem jeweiligen Bildmotiv sorgfältig nachempfunden. Die sehr witzigen Dialoge spielen dabei mit dem Zeitgeist und vermitteln nebenbei Wissenswertes über die Geschichte der Gemälde.
03:25
Marokko als Brücke zwischen Europa und Afrika sowie als unumgänglicher wirtschaftlicher und diplomatischer Player - dieses Ziel bedienen Infrastruktur-Großprojekte ebenso wie die Ausrichtung der Männer-Fußball-WM 2030. Marokko, das 1956 die Unabhängigkeit von Frankreich und Spanien erlangte, hat eine Priorität auf dem internationalen Parkett: Die Westsahara soll als marokkanisches Staatsgebiet anerkannt werden. Seit mehr als 70 Jahren richtet das Land seine diplomatischen Beziehungen darauf aus. Nachdem Marokko jahrelang nur den Westen umgarnte, will es jetzt seine Allianzen diversifizieren und insbesondere für andere Staaten des afrikanischen Kontinents attraktiv werden.
03:40
Das Kulturmagazin des Senders ARTE wird täglich aus Paris gesendet. Aktuelle Themen aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Gesellschaft stehen im Zentrum der Sendung und werden versiert unter die Lupe genommen.